| Titel: | Ueber das Wesen der Wärme; von Prof. G. Decher. | 
| Autor: | Georg Decher [GND] | 
| Fundstelle: | Band 148, Jahrgang 1858, Nr. LVI., S. 241 | 
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                        LVI.
                        Ueber das Wesen der Wärme; von Prof. G. Decher.
                        (Schluß von S.
                              173 des vorhergehenden Heftes.)
                        Decher, über das Wesen der Wärme.
                        
                     
                        
                           b.
                           Hr. Clausius hat sich in dem obenerwähnten Aufsatze: Ueber
                              die bewegende Kraft der Wärme u.s.f.Poggendorff's Annalen Bd. LXXIX S. 368. die Aufgabe gestellt, die
                              Uebereinstimmung zwischen der Erfahrung und den Folgerungen, welche aus dem Princip
                              der Aequivalenz von Wärme und Arbeit in Bezug auf permanente Gase und Dämpfe im
                              Maximum der Dichte gezogen werden können, nachzuweisen.
                           Dazu sucht er zunächst die Grundgleichung, welche jenes Princip ausspricht für
                              permanente Gase durch folgende Betrachtung abzuleiten. Die Gewichtseinheit eines
                              solchen Gases, welches die Temperatur t, die Spannung
                              p besitzt und den Raum v
                              einnimmt, dehnt sich bei constanter Temperatur, indem es von Außen Wärme aufnimmt,
                              um dv aus, dann noch weiter ohne Wärme aufzunehmen um
                              δv, wobei seine Temperatur um dt sinkt; nun wird es wieder um d'v comprimirt, aber so, daß es die dabei erzeugte Wärme abgeben kann, und
                              die constante Temperatur t – dt behält, und endlich noch bei wachsender Temperatur,
                              ohne Wärme abgeben zu können, um δ'v
                              zusammengedrückt; dabei wird dann vorausgesetzt, daß am Ende wieder dieselbe
                              Temperatur t und dasselbe Volumen v, wie am Anfange vorhanden sey. Die bei diesem Vorgange erzeugte Arbeit
                              wird mittelst des Mariotte-Gay-Lussac'schen
                              Gesetzes unter der Form:
                           pv = R (a + t),
                           aus welchem unter der Voraussetzung, daß v
                              constant und
                              t
                              allein veränderlich sey, der Ausdruck:
                           dp = RdtRat/v
                           gezogen wird, gleich
                           
                              Rdvdt/v
                              
                           
                           gefunden, und für die bei diesem Vorgange verbrauchte
                              Wärmemenge durch eine Rechnung, bei welcher zuerst
                              t
                              constant und
                              v
                              allein veränderlich genommen wird, und dann beide als
                              veränderlich, aber unabhängig von einander betrachtet
                              werden, der Werth:
                           [d/dt
                              (dQ/dv) – d/dv (dQ/dt)] dv dt
                           erhalten, worin Q die Wärmemenge
                              bezeichnet, welche das Gas aufnimmt, wenn es aus einem frühem Zustande in denjenigen
                              übergeführt wird, in welchem seine Temperatur = t und
                              sein Volumen = v ist, und worin die Factoren (dQ/dv) und (dQ/dt) die
                              partiellen Differentialquotienten einer Function Q
                              zweier unabhängigen Veränderlichen v und t in Bezug auf jede dieser
                              Veränderlichen einzeln genommen, vorstellen. Nun ist es ein bekannter Satz der
                              Analysis, daß für jede solche Function
                           d/dt (dQ/dv) – d/dv (dQ/dt) = 0.
                           seyn muß; Hr. Clausius aber stellt
                              kurzweg nach dem Princip der Aequivalenz die Gleichung auf:
                           d/dt (dQ/dv) – d/dv (dQ/dt) = A
                                 R/v,                  
                              (1)
                           indem er das constante Verhältniß von Wärme und Arbeit mit A bezeichnet, und sagt: „Diese Gleichung
                                 zeigt, daß Q keine Function von v und t seyn kann, so
                                 lange die letzteren von einander unabhängig sind. Denn sonst müßte nach dem
                                 bekannten Satze der Differentialrechnung die rechte Seite Null
                                 seyn.“(!!)
                           Nachdem also in der ganzen vorhergehenden Ableitung v und
                              t als unabhängig angenommen sind, können sie am Ende
                              gar nicht unabhängig seyn, weil sonst das Princip, das man damit begründen will und
                              das um jeden Preis erhalten werden muß, dadurch umgestoßen würde!? Wenn aber auch
                              v und t von einander
                              abhängig sind, ist dann die rechte Seite der obigen Gleichung (1) nicht Null? Wenn
                              man z.B. hat
                           z = ax³y² und y = bx²,
                           ist dann
                           d²z/(dx dy) = 6ax²y nicht gleich d²z/(dy dx)  = 6ax²y?
                           Man kann allerdings das erste Differential:
                           dz = 3ax²y² dx + 2ax³y dy
                              
                           
                           worin noch x und y, unabhängig sind, durch theil
                                 weise Einführung jene Abhängigkeit so verändern, daß in der Gleichung:
                           dz = X dx + Y dy
                              
                           die Bedingung:
                           dX/dy = dY/dy
                              
                           nicht erfüllt wird; dann ist aber auch nicht nothwendig mehr
                              X = (dz/dx) d.h. nicht
                              mehr die partielle Ableitung nach x allein, als wenn y unveränderlich wäre, oder Y nicht mehr (dz/dy), oder beides nicht. Ich
                              kann z.B. die obige Differentialgleichung schreiben:
                           dz = 3ax²y² dx
                              + ax³y dy + ax³y
                                 dy
                              
                           und dann für dy im letzten Glied
                              aus y = bx² den
                              Werth:
                           dy = 2 bx dx
                              
                           einsetzen, so daß ich nun die Gleichung:
                           dz = (3 ax²y²
                              + 2 abx⁴y) dx + ax³y dy
                              
                           erhalte, in welcher allerdings
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 148, S. 243
                              
                           kann man hier aber sagen, es sey noch
                           3 ax²y² + 2 abx⁴ y = (dz/dx) und
                              ax³y = (dx/dy)?
                           Und was haben solche willkürliche Substitutionen oder
                              Eliminationen, die bei der Untersuchung specieller Fälle im Laufe der Rechnung
                              eintreten können, mit der allgemeinen Betrachtung des Hrn. Clausius zu schaffen. In der Gleichung (1) sind die Formen (dQ/dv) und (dQ/dtdQ/d)ganz bestimmt die Ableitungen einer bestimmten Function Q von v und t je nach v und t als einzige Veränderliche genommen, und wie auch diese
                              Function beschaffen seyn mag, und welche Abhängigkeit zwischen v und t gedacht werden mag,
                              die rechte. Seite jener Gleichung muß immer Null seyn.
                           Durch eine ähnliche Betrachtung, wie bei den Gasen, stellt Hr. Clausius die Gleichung zwischen Arbeit und Wärme bei den Dämpfen im
                              Maximum der Dichte her, und hier kann man ohne alle Differential rechnung
                              nachweisen, daß die verbrauchte Wärme Null ist, wenn man die Sache ganz streng und
                              natürlich betrachtet, und nicht erst, wie Hr. Clausius,
                              die ganz unbekannte Größe h einschiebt. Es soll nämlich
                              in einem Gefäße die
                              Gewichtsmenge μ einer Flüssigkeit von der
                              Temperatur t und die Gewichtsmenge m Dampf aus dieser Flüssigkeit im Maximum seiner Dichte
                              bei dieser Temperatur enthalten seyn; der Raum über der Flüssigkeit wird vergrößert,
                              und es verdampft eine Gewichtsmenge ∆₁m
                              der Flüssigkeit, indem sie Wärme von Außen aufnimmt, so daß die Temperatur constant
                              bleibt; dann wird die Wärmequelle geschlossen und es verdampft eine weitere
                              Quantität ∆₂m der Flüssigkeit, indem sie
                              dieser und dem vorhandenen Dampf die Wärme entzieht und die Temperatur auf τ herabsinkt. Nach diesem wird dann der Dampf
                              comprimirt bis eine Gewichtsmenge ∆₃m
                              condensirt ist, wobei aber die Temperatur τ
                              unverändert bleibt, indem die freiwerdende Wärme abgeleitet wird, und zuletzt wird
                              die ursprüngliche Temperatur t dadurch
                              wiederhergestellt, daß der Dampf auf sein ursprüngliches Volumen zurückgebracht und
                              dadurch die Gewichtsmenge ∆₄m condensirt wird, ohne die freiwerdende
                              Wärme nach Außen abgeben zu können.
                           Bezeichnen wir nun die specifische Wärme der Flüssigkeit, als Function von t betrachtet, mit c, und
                              ersetzen durch qτ das Integral:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 148, S. 244
                              
                           welches die Wärmemenge ausdrückt, die von der Gewichtseinheit
                              Flüssigkeit aufgenommen wird, wenn sie von 0 bis t⁰ erwärmt wird, ebenso durch qτ das
                              Integral
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 148, S. 244
                              
                           und bezeichnen die latente Wärme der Gewichtseinheit Dampf im
                              Maximum der Dichte bei der Temperatur t mit rt, bei der
                              Temperatur τ mit rτ, so hat man für die Wärmemenge λt welche
                              die Gewichtseinheit Dampf von 0° an aufgenommen hat, um zuerst als Wasser von
                              0° bis t erwärmt zu werden, und dann bei t⁰ zu verdampfen, wie Hr. Clausius selbst angibt (Poggendorff's Annalen Bd. LXXIX S. 510)
                           λt  = rt + qt;
                           ebenso für die der Temperatur τ entsprechende Wärmemenge
                           λτ = rτ
                              + qτ.
                              
                           Vor dem Anfang des vorher angegebenen Processes war demnach
                              von der Gewichtsmenge μ Flüssigkeit und der
                              Gewichtsmenge m Dampf von der Temperatur t die Wärmemenge:
                           μqt + mλt = (μ + m) qt + mrt
                              
                           mehr als in (μ + m) Gewichtseinheiten der Flüssigkeit von 0°
                              enthalten ist, aufgenommen worden. Nach dem ersten Gange ist die Temperatur geblieben, die
                              Flüssigkeit ist um ∆₁m verringert, die
                              Dampfmenge um eben so viel vermehrt worden; es wurde daher die Wärmemenge:
                           (μ – ∆₁m) qt + (m + ∆₁ m) λt – (μqt + mλt)
                           = ∆₁m (λt
                              – qt) =
                              rt∆₁m
                              
                           aufgenommen. Nach dem zweiten Gange war die Wärmemenge
                              dieselbe, wie nach dem ersten; die Flüssigkeit wurde auf μ – ∆₁m –
                              ∆₂m reducit, die Dampfmenge auf m + ∆₁m + ∆₂m erhöht; die Temperatur war auf τ zurückgegangen, also muß man haben
                           (μ – ∆₁m) qt + (m + ∆₁m) λt
                              
                           =  (μ – ∆₁m – ∆₂m)
                              qt + (m + ∆₁m  + ∆₂m) λτ
                              
                           oder einfacher, da λτ – qτ = rτ,
                           (μ + m) (qt
                              – qτ) + (m + ∆₁m)(rt – rt) – rτ
                                ∆₂m  = 0.      
                              (2)
                           Nach dem dritten Gange ist die Temperatur noch τ,
                              die Flüssigkeitsmenge hat sich wieder um ∆₃m vermehrt, die Dampfmenge um das Gleiche vermindert; es
                              wurde daher die Wärmemenge:
                           (μ – ∆₁m – ∆₂m) qτ + (m +
                              ∆₁m + ∆₂m) λτ
                              
                           – (μ – ∆₁m – ∆₂m + ∆₃m) qτ
                              – (m + ∆₁m + ∆₂m + ∆₃m) λτ
                              
                           = ∆₃m (λτ
                              – qτ) = rτ
                              ∆₃m
                              
                           nach Außen abgegeben. Nach dem vierten Gange endlich war die
                              Temperatur wieder t geworden, die Flüssigkeitsmenge ist
                              noch weiter ∆₄m gewachsen, die Dampfmenge
                              wieder eben soviel kleiner geworden, und die Wärmemenge dieselbe geblieben; wir
                              haben also die Bedingung:
                           (μ – ∆₁m – ∆₂m + ∆₃m) qτ + (m – ∆₁m
                              + ∆₂m – ∆₃m) λτ
                              
                           = (μ – ∆₁m – ∆₂m + ∆₃m + ∆₄m) qt
                              
                           + (m + ∆₁m + ∆₂m –
                              ∆₃m – ∆₄m) λt
                              ,
                              
                           oder
                           (μ + m) (qτ – qt) + (m + ∆₁m + ∆₂m – ∆₃m)
                              (rt –
                              rτ)
                              – rt
                              ∆₄m = 0.
                           Wird davon die Bedingungsgleichung (2) abgezogen, so
                              bleibt
                           (∆₂m – ∆₃m) (rt – rτ) – rt
                              ∆₄m + rτ
                              ∆₂m = 0.              (3)
                           Wir haben aber auch noch die Bedingung:
                           ∆₁m – ∆₂m – ∆₃m
                              – ∆₄m = 0
                           und wenn diese mit rt
                              multiplicirt von (3) abgezogen wird, so ergibt sich
                           rt ∆₁m = rτ ∆₃m,
                              
                           d.h. es wird im ersten Gang gerade so viel Wärme aufgenommen
                              als im dritten abgegeben; die verbrauchte Wärme ist also Null, wie bei dem
                              vorhergehenden Processe mit einem permanenten Gase.
                           
                           Dieses Resultat kann übrigens auch gar nicht überraschen, wenn man beachtet, daß Hr.
                              Clausius seinen Grundsatz, daß die Wärmemenge, welche
                              ein Gas oder Dampf aufnimmt, nicht bloß von der Aenderung des Zustandes abhängt,
                              sondern auch von der geleisteten äußern Arbeit, gänzlich außer Acht lassend, bei den
                              vorher erörterten Betrachtungen immer nur die Wärme in Rechnung bringt, welche mit
                              der Aenderung des Zustandes an und für sich in Zusammenhang steht, daß derselbe z.B.
                              für die Wärme, welche das permanente Gas aufnimmt wenn es sich bei constanter
                              Temperatur ausdehnt, nur die Wärmemenge:
                           (dQ/dz) dv
                              
                           in Rechnung bringt, welche nur eine Function von v ist und nichts von der Arbeit enthält, welche bei
                              dieser Ausdehnung geleistet wird (es kann sich ja nach dem oben besprochenen Satze
                              von Person ein Gas ausdehnen, und bei constanter
                              Temperatur ausdehnen, ohne Arbeit zu leisten), kurz, da Hr. Clausius bei der ersten Betrachtung die aufgenommene Wärme nur als eine
                              Function und zwar als eine stetige Function von v und t, bei der zweiten nur
                              als eine stetige Function von t allein betrachtet, so
                              muß sich nothwendig für die verbrauchte Wärme der Werth: Null ergeben, wenn v und t die ursprünglichen
                              Werthe wieder angenommen haben. Man möge darnach beurtheilen, welcher Werth der von
                              Hrn. Clausius auf dem angegebenen Wege für die Dämpfe
                              abgeleiteten Gleichung:
                           dr/dt + c – h = A (s – σ) dp/dt
                              
                            und den Folgerungen, welche er aus derselben zieht,
                              beizulegen ist. Ich werde auch auf die merkwürdige Umwandlung, welche diese
                              Gleichung in dem zweiten Theil der Abhandlung (Poggendorff's Annalen Bd. LXXIX S.
                              500) erfährt, nicht weiter eingehen, sondern zunächst nur noch auf die Folgerung
                              hindeuten, welche Hr. Cl. aus der Gleichung (1) zieht.
                           Nachdem derselbe diese Gleichung wie oben angegeben erhalten und dazu die angeführte
                              Bemerkung gemacht hat, fährt er fort:
                           
                              „Man kann diese Gleichung auch auf die Form einer vollständigen Differentialgleichung bringen, nämlich:
                              
                           
                              dQ = dU + AR (a + t)/v
                                    dv,            (4)
                              
                           
                              worin U eine willkürliche (wohl eine in besonderen
                                 Fällen zu bestimmende willkürliche doch schwerlich?)
                                 Function von v und t
                                 ist. Diese Differentialgleichung ist natürlich (?!) nicht integrabel, sondern
                                 wird es erst, wenn
                                 zwischen den Veränderlichen noch eine zweite (offenbar willkürliche?) Beziehung
                                 gegeben wird, derzufolge man t als eine Function von
                                 v betrachten kann.“
                              
                           Wie Hr. Cl. diese Gleichung (4) aus (1) abgeleitet hat, und wie er namentlich die
                              ganz bestimmte Constante a aus dem M. G. Gesetze
                              hineinbringt, das zu erklären, muß ich ihm überlassen; ich will aber diese Gleichung
                              (4) rückwärts mit (1) vergleichen. Man zieht aus (4) die partiellen
                              Differentialquotienten:
                           (dQ/dv) = (dU/dv) + AR (a +
                              t)/v
                              
                           d/dt (dQ/dv) = d/dt (dU/dv) + AR/v,
                           und wenn die letztere Gleichung von (1) abgezogen wird, so
                              folgt die neue Beziehung:
                           d/dv (dQ/dt) = d/dt (dU/dv),
                           und da Hr. Cl. doch zugeben wird, daß für die Function U die Bedingung:
                           d/dt (dU/dv) = d/dv (dU/dt)
                           statthaben muß, so hat man auch
                           d/dv (dQ/dt) = d²U/dvdt;
                           diese Gleichung nach v integrirt,
                              gibt aber
                           (dQ/dt) = dU/dt + f' (t)f¹ (t
                                    
                              
                           und daraus folgt dann die vollständige
                              Differentialgleichung:
                           dQ = dU + f' (t) dt + ϕ'' (v) dv,
                              
                           worin f' (t) und ϕ' (v) noch zu bestimmende Functionen von t und
                              v
                              allein sind, und welche deßhalb mit der Gleichung (4)
                              nicht mehr vereinbar ist.
                           Hr. Cl. nimmt nun die Hypothese: „ein permanentes Gas
                                    verschluckt, wenn es sich bei constanter Temperatur ausdehnt, nur soviel
                                    Wärme, wie zu der äußern Arbeit, die es dabei leistet, verbraucht
                                    wird“ , zu HülfeHr. Cl. fügt zwar diesem Gesetz die Clausel bei. daß es wahrscheinlich nur so
                                    weit richtig sey, als das M. G. Gesetz, ohne aber dabei anzudeuten, in
                                    welchem
                                    Zusammenhange beide stehen sollen. Er gibt damit zu, daß ein Gas, welches
                                    dem M. G. Gesetze nicht folgt, und nach Regnault
                                    thut das gar kein Gas, auch mehr oder weniger Wärme verschlucken kann, wie
                                    zu der äußern Arbeit, die es leistet, während es sich bei constanter
                                    Temperatur ausdehnt, verbraucht wird, und da bei einem Gase von einer innern
                                    Arbeit keine Rede mehr seyn kann, so gibt Hr. Cl. damit eben zu, daß bei einem Gase Wärme latent werden kann, ohne in
                                       Arbeit verwandelt zu werden. und kommt zu der neuen Gleichung:
                           
                           dQ = cdt + AR (a + t)/v
                                 dv,      (5)
                           welche auch Redtenbacher in seinem
                              „Dynamidensystem“ herleitet
                              (zu erörtern auf welche Weise, würde hier zu weit führen, da ich dazu die ganze
                              Anschauungsweise des Hrn. R. einer Kritik unterziehen müßte), und mit dem Mariotte-Gay-Lussac'schen Gesetze
                              zusammenstellt, ohne jedoch dabei zu bemerken, daß durch diese beiden Gesetze allein
                              Q gar nicht bestimmt werden kann. Bevor ich jedoch
                              in eine weitere Besprechung der Gleichung (5) eingehe, muß ich auch die von Hrn. Hoppe gegebene Ableitung derselben einer Beleuchtung
                              unterziehen.
                           
                        
                           c.
                           Hr. Hoppe hat in einem Aufsatze: „Ueber die
                                 Wärme als Aequivalent der Arbeit“, mitgetheilt in Poggendorff's
                              Annalen Bd. XCVII S. 30, die obige Gleichung (5) direct aus dem Mariotte-Gay-Lussac'schen Gesetze als
                              „einziger, auf Erfahrung beruhender
                                    Thatsache“ abgeleitet, indem er dabei die Analysis in
                              ähnlicher Weise mißhandelt, wie Clausius. Schon der
                              Gedanke, aus einem Gesetze, welches sich nur auf einen bestimmten augenblicklichen
                              Zustand eines Gases bezieht, und worin nicht das Geringste von Wärmemenge und Arbeit
                              vorkommt, ein anderes Gesetz, welches den Verbrauch an Wärme für die Aenderung
                              dieses Zustandes und für die Leistung einer von dieser Aenderung selbst unabhängigen
                              äußern Arbeit ausdrücken soll, und welches offenbar neben
                                 dem M. G. Gesetz in sehr verschiedener Weise bestehen
                                 kann, für dessen Begründung also jedenfalls eine neue Hypothese oder ein
                              neuer auf jene Aenderung sich beziehender Erfahrungssatz unumgänglich nothwendig,
                              ist, ableiten zu wollen, zeigt, welche Begriffe manche Leute von den Functionen
                              haben, und was man sich auf diesem Gebiete nicht Alles zutraut.
                           Hr. Hoppe geht dabei ganz von denselben Voraussetzungen
                              aus wie Poisson (Traité de
                                 mécanique, t. II §. 634), nur mit dem Unterschiede, daß
                              dieser unter dem Q (ich behalte die von Clausius angewendete Bezeichnung fortan bei) die
                              Wärmemenge versteht, welche die Gewichtseinheit Gas in dem Zustand p v t
                              mehr enthält, als in dem Zustande p₀ v₀ t₀, während Hr. Hoppe wie Clausius unter Q die Wärmemenge versteht, welche das Gas (ich behalte auch die
                              Gewichtseinheit bei) von Außen aufnehmen muß, „um irgend welche
                                 Aenderungen in p, v und t hervorzubringen“ ; es ist aber Q bei Hrn. H. wie bei Poisson eine Function von
                              p, v, t, und von beiden wird p und v als unabhängige
                                 Veränderliche, und t als eine Function dieser
                              letztern betrachtet. Hr. H. stellt dann auch ganz dieselben Beziehungen auf, wie Poisson, nämlich
                           dQ/dv = C
                                 dt/dv,   dQ/dp = c dt/dp,
                           welche nur unter den eben genannten Voraussetzungen einen Sinn
                              haben, und worin C die specifische Wärme bei constantem
                              Druck, c die bei constantem Volumen bezeichnet, und
                              welche mittelst der aus dem M. G. Gesetze unter der oben angenommenen Form gezogenen
                              Werthe von dt/dv und dt/dp',
                              welche wieder nur einen Sinn haben, wenn p und v unabhängig sind, die specielle Form annehmen:
                           dQ/dv = Cp/R,   dQ/dp = cv/R.
                           Diese Werthe setzt dann Hr. Hoppe unter der Voraussetzung,
                              daß C
                              und
                              c
                              constant seyen, in die vollständige
                              Differentialgleichung:
                           dQ = dQ/dv dv + dQ/dp dp
                              
                           ein, und findet so die Gleichung:
                           dQ = 1/R (Cpdv + cvdp),          (6)
                           welche unter den bisherigen Voraussetzungen Unsinn ist, da sie
                                 den Bedingungen der Integrabilität nicht genügt. Um diesem Unsinn
                              auszuweichen, macht es Hr. H. wie Hr. Clausius,
                              „er läßt nun das Gas aus einem Zustand in einen beliebigen andern
                                 übergehen, so daß sich
                                 p
                                 und
                                 v
                                 nach irgend einem bestimmten Gesetze ändern und Functionen
                                    von einander werden“ (!), und manipulirt dann weiter, indem
                              er das Integral dieser Gleichung andeutet, dann das M. G. Gesetz differencirt,
                              sogleich darauf wieder formell integrirt und mit c
                              multiplicirt von der Gleichung (6) abzieht, während es wenigstens einfacher gewesen
                              wäre, von der Gleichung (6) das Differential des M. G. Gesetzes in der Form:
                           
                           dt = 1/R (pdv + vdp)          (7)
                           mit c multiplicirt abzuziehen, um
                              sogleich die Gleichung (5) in der Form:
                           dQ = cdt + (C – c)/R
                                 pdv          
                              (8)
                           zu erhalten. Daß in der Gleichung (7) p und v jedenfalls völlig unabhängige Veränderliche sind, und dieß in der Gleichung (6) nicht
                              seyn können, wenn sie Sinn haben soll, daß also die Voraussetzung für die ganze
                              Herleitung dieser Gleichung umgestoßen werden muß, um das Resultat zu retten, ist ja
                              für Hrn. Hoppe doch von keiner Bedeutung.
                           Jeder unbefangene Mathematiker wird aus der Gleichung (6) nur erkennen, daß die
                              Voraussetzungen, Q soll eine Function von v und t, und C und c sollen constant
                              seyn, nicht mit dem M. G. Gesetz bestehen können, und zwar nicht nur nicht mit
                              seiner jetzigen Form, sondern überhaupt mit keinem Gesetze, welches eine Beziehung
                              zwischen den drei Veränderlichen p, v, t ausdrückt. Denn
                              wenn man die allgemeinen Werthe
                           dQ/dv = C
                                 dt/dv  und  dQ/dp =
                              c dt/dp
                              
                           nimmt, welche noch von der besondern Form des M. G. Gesetzes
                              unabhängig sind, so muß man jedenfalls haben:
                           d²Q/(dv dp) = C d²t/(dv dp) + dt/dv dC/dp = c d²t/(dp dv) + dt/dp dc/dv,
                            und da für jede Form des M. G. Gesetzes
                           d²t/(dp dv) = d²t/(dv
                                 dp)  
                           seyn muß, so folgt daraus die Bedingung:
                           (C – c) d²t/(dp dv) = dt/dp dc/dv
                              – dt/dv
                                 dC/dp          
                              (9)
                           welche sich für ein constantes C
                              und c auf
                           C – c = 0
                            reducirt, welche also ausspricht, daß für keine Form des M.
                              G. Gesetzes die Gleichung (6) bestehen kann, wenn man C
                              und c constant und verschieden annimmt.
                           Es genügt daher auch nicht, C und c bloß beliebig veränderlich anzunehmen, wie es später Hr. Hoppe thut; denn diese Größen müssen die bestimmte
                              Bedingung (9), welche für unsere obige Form des M. G. Gesetzes in die einfache
                              Gleichung:
                           
                           C – c = v dc/dv – p
                                 dC/dp          
                              (10)
                           übergeht, erfüllen, wenn die Gleichung (6) einen Sinn haben
                              soll.
                           Poisson bleibt seiner Annahme neu und stellt aus den
                              Werthen von C und c nur eine
                              Gleichung mit partiellen Differentialen zusammen, und zwar dadurch, daß er das
                              Verhältniß C/c = γ
                              ausdrückt und dieses für die Integration der daraus sich ergebenden Gleichung:
                           γp dQ/dp – v
                                 dQ/dv = 0
                           als constant annimmt. Bei der Integration dieser Gleichung
                              begeht indessen auch Poisson einen wesentlichen Fehler;
                              denn das Integral derselben ist
                           Q = f (vp1/γ) – f (v₀ p₀1/γ),            
                              (11)
                           wenn v₀ p₀ der willkürlich gewählte erste Zustand des
                              Gases ist, für welchen Q Null werden muß, und nicht
                              bloß
                           Q = f (vp1/γ)
                           wie es Poisson angibt. Es ist
                              deßhalb auch der später von P. daraus abgeleitete Ausdruck:
                           q = A + B (a + t) p1/γ
                                 
                              
                           unrichtig und selbst unmöglich, weil ihm das wesentliche
                              Erforderniß der Homogeneität fehlt. Gerade diese
                              Homogeneität dient dazu die noch zu bestimmende Function f in der Gleichung (11) festzustellen; denn da die Einheiten der Wärme,
                              des Volumens und der Spannung gänzlich unabhängig sind, so muß man auch haben, indem
                              man die erste Einheit unverändert läßt, die zweite n
                              mal, die dritte n' mal kleiner nimmt
                           Q = f (vp1/γ)
                              – f (v₀ p₀1/γ
                                 ) = f [nv (n'p)1/γ] – f [n v₀ (n'p₀
                              )1/γ];
                           die Function f muß demnach eine
                              solche seyn, daß man hat
                           f (xy) = f (x) + f (y);
                           es kann daher f (x) nur die Form;  haben, wo b eine beliebige Basis ist, oder auch da man hat
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 148, S. 251
                              
                           wenn man für die Constante  die k setzt, die Form: f (x) = k logn x es wird demnach
                           
                           Q = k
                                 logn (vp1/γ) – k logn. (v₀ p₀1/γ)
                           = k logn . v/v₀ (p/p₀)1/γ
                                    (12)
                           die bestimmte Form der Function, durch welche unter den von
                              Poisson gemachten Annahmen, daß Q eine Function von p und
                              v, und λ constant
                              ist, das Q ausgedrückt wird, und in welcher k eine auf die Einheit von Q
                              bezogene Größe ist. Man zieht daraus sogleich für den besondere Fall, daß Q Null bleiben, das Gas bei der Aenderung seines
                              Zustandes keine Wärme aufnehmen soll, den oft wiederholten Satz:
                           v/v₀ (p/p₀)1/γ = 1,
                                p = p₀ (v/v₀)γ.
                                     (13)
                           Man zieht ferner aus (12)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 148, S. 252
                              
                           wie es die gemachte Voraussetzung und unsere oben abgeleitete
                              Bedingung (10) erfordert.
                           Da nun die Annahme, daß C und c einzeln constant seyen, jedenfalls in der Annahme, daß das Verhältniß
                              dieser Größen constant sey, als besonderer Fall enthalten ist, und da sich Hr. Hoppe sonst auf keine andere Annahme stützt, als Poisson, so müßte die aus seiner
                                 Analysis hervorgegangene Gleichung (9), beziehungsweise deren Integral, nothwendig als besonderer Fall in (12) enthalten seyn, wenn diese Analysis richtig wäre; davon
                              sind aber beide, Gleichung und Analysis, himmelweit entfernt; die als elegant
                              gepriesene Ableitung des Hrn. Hoppe ist eben wie die des
                              Hrn. Clausius nur eine analytische Pfuscherei!
                           Statt der Poisson'schen Annahme eines constanten Verhältnisses der beiden Wärmecapacitäten C und c kann man noch eine
                              andere Annahme treffen, welche für die Aequivalenz-Theorie mehr Bedeutung
                              hat, nämlich die Annahme, daß die Differenz C –
                              c
                              constant sey. Bezeichnen wir dieselbe mit q, so erhalten wir durch die obigen Werthe von C und c die Gleichung mit
                              partiellen Differentialen:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 148, S. 252
                              
                           
                           deren allgemeines Integral zunächst die Form hat:
                           Q = f
                              (hpv) – f
                              (h p₀ v₀) – q pv/R logn p/p₀,
                           worin h eine beliebige constante
                              Größe ist, und welche dann mit der Bedingung der Homogeneität, wie oben, auf die
                              bestimmte Form:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 148, S. 253
                              
                           gebracht werden kann, worin k eine
                              mit Q und mit q (a + t) homogene Größe ist.
                              Dieses Gesetz ist wieder wesentlich von (12) verschieden, weil auch die
                              Voraussetzungen für beide wesentlich verschieden sind. Nach diesem Gesetze müßten
                              die Wärmecapacitäten C und c
                              nicht bloß von der Temperatur, wie vorher, sondern auch von der Spannung des Gases
                              abhängig, und könnten daher immer wieder nicht constant seyn; die Bedingung (10)
                              befriedigen aber die daraus sich ergebenden Werthe von C
                              und c, wie im vorhergehenden Falle; ferner ergibt sich
                              für Q = 0 nun eine ganz andere Beziehung zwischen p und v oder t, als die im vorigen Falle abgeleitete Bedingung (13);
                              mit der von Hoppe abgeleiteten Beziehung stimmt aber die
                              Gleichung (14 eben so wenig überein, als (12), obgleich die Bedingung: C – c = Constante,
                              die Annahme, daß C und c
                              einzeln constant sind, wieder als besondern Fall enthalten müßte, wenn er überhaupt
                              möglich wäre.
                           
                        
                           d.
                           Nachdem also die analytische Ableitung der Gleichung (5) oder (8) gänzlich mißlungen
                              ist, so bleibt nichts anderes übrig, als das Princip der Aequivalenz von Wärme und
                              Arbeit unmittelbar in einer Gleichung auszudrücken, und als Hypothese hinzustellen,
                              wie es Hr. Clausius in einer spätem Abhandlung
                              („Ueber eine veränderte Form des zweiten Hauptsatzes der mechanischen
                                 Wärmetheorie“ , Poggendorff's Annalen Bd. XCIII S. 481) unter der
                              Form:
                           Q = U + AW            
                              (15)
                           gethan hat, worin U eine bestimmte
                              Function von v und t, und
                              W die äußere Arbeit vorstellt. Gegen diese
                              Aufstellung ist nichts einzuwenden, denn diese Gleichung hat einen vernünftigen
                              Sinn; sie stellt die Größe Q als eine Function dreier unabhängigen Veränderlichen, v, t und W dar (denn wenn
                              auch W eine Function von v
                              ist, so ist diese Function doch eine ganz willkürliche
                              und daher als eine neue unabhängige Veränderliche zu
                              betrachtenWenn daher Hr. Cl. in der zuletzt genannten Abhandlung (S. 486) das
                                    Differential von W durch pdv ersetzt, worin p offenbar nur eine
                                    willkürliche Function von
                                    v
                                    seyn kann, und dann aus der Gleichung (15) die
                                    Ausdrücke zieht:dQ/dt = dU/dt,   dQ/dv = dU/dv + Ap, um den ersten nach v, den
                                    zweiten nach t zu differenziren, und den frühern
                                    Unsinn:d/dt (dQ/dv) – d/dv (dQ/dt) = A dp/dt =
                                    A df(v)/dt (!) wieder zu erhalten, so bleibt er sich zwar in seiner
                                    Pfuscherei consequent, er zeigt aber dabei, daß er seine eigene Gleichung
                                    nicht versteht.; sie ist allgemeiner als die Poisson'sche, welche
                              sich bloß auf Q = U
                              reducirt, und dürfte daher der Wahrheit näher kommen, als diese; sie muß aber
                              zunächst durch einen Erfahrungssatz bestätigt worden seyn, ehe man sie als Grundlage
                              weiterer Entwickelungen zulassen kann, und dazu ist es wieder unumgänglich
                              nothwendig, eine passende Annahme für die Function U zu
                              treffen. Sowie aber die HHrn. Clausius und Redtenbacher die Gleichung (15) umwandeln und anwenden
                              (der erstere in Poggendorff's Annalen Bd. LXXIX S. 392 u. f., der letztere in seinem
                              „Dynamidensystem“ S. 42 u.
                              f.), verliert sie jenen Vorzug ganz; diese ersetzen nämlich die Function U einfach durch die Function c (t – t₀), worin wieder c die als constant
                              angenommene specifische Wärme eines Gasts bei constantem Volumen ist, und nehmen in
                              dem Integral
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 148, S. 254
                              
                           welches die äußere Arbeit W
                              ausdrückt, die Größe p, welche zunächst nur den äußern
                              Druck oder zu überwältigenden Widerstand vorstellt, gleichbedeutend mit der Spannung
                              p des Gases in dem M. G. Gesetze:
                           p = R (a + t)/v                    (16)
                           und erhalten so aus der Gleichung (15) die oben angegebene
                              Differentialgleichung (5):
                           dQ = cdt + AR (a + t)/v
                                 dv;              
                              (17)
                           sie kommen aber dadurch theils mit der Erfahrung, theils mit
                              ihren eigenen Principien in Widerspruch, und die Ergebnisse, welche sie daraus
                              ziehen, sind nichts weniger als Bestätigungen der Richtigkeit jener Gleichung.
                           Beide nehmen zuerst p constant an und ziehen damit aus
                              (16) und (17) die oben besprochene Formel von Person:
                           
                           C = c + AR oder 1/A = R/(C – c),
                           welche, wie ich gezeigt habe, wenigstens unter Annahme der von
                              Dulong gegebenen Werthe des Verhältnisses: C/c und der von Regnault
                              gegebenen Werthe von C
                              nicht mit der Erfahrung übereinstimmt, weil der Werth von
                              1/A nicht für alle Gase constant bleibt. Diese Gleichung
                              enthält übrigens implicite auch den ersten Person'schen Satz, daß ein Gas welches sich ausdehnt,
                              ohne äußere Arbeit zu leisten und ohne Wärme aufzunehmen, seine Temperatur nicht
                              ändert; dieser Gatz kann aber aus der Gleichung (17) nicht dargestellt werden. Er
                              geht jedoch aus (15) hervor, wenn man für U nur die
                              Function c (t – t₀) einführt und die äußere Arbeit W = ʃ pdv von dem M.
                              G. Gesetze unabhängig nimmt, also für den Fall, daß sich das Gas in einem leeren
                              Raum ausdehnt, p und damit auch W gleich Null setzt; denn man findet so für Q
                              = 0, t = t₀, wie es
                              der Person'sche Satz verlangt. Vielleicht auch ein Beweis
                              für die Richtigkeit dieses Satzes oder der Gleichung:
                           Q = c (t – t₀) + A ʃ pdv?!
                           Nächst der obigen Ableitung beeilen sich dann Clausius und
                              Redtenbacher aus ihrer Gleichung (17), indem sie dQ = 0 setzen, die Poisson'sche Formel (13) abzuleiten, als wenn damit nur im Geringsten etwas
                              für die Richtigkeit ihrer Theorie bewiesen würde! Denn abgesehen davon, daß die Poisson'sche Formel selbst noch durch gar nichts
                              bestätigt ist, geht aus dieser Uebereinstimmung zwischen der Theorie von Poisson, welche von einer Verwandlung der Wärme in Arbeit
                              noch gar nichts weiß, und den Theorien der HHrn. Cl. und Redt, nur der bekannte Satz hervor, daß man von verschiedenen Hypothesen
                              ausgehen und zu sehr verschiedenen allgemeinen Formeln [die corrigirte Gleichung
                              (12) nach Poisson und die Gleichung (17) sind doch im
                              Allgemeinen himmelweit verschieden?] kommen, und daß man daraus für besondere Fälle doch die gleichen Beziehungen erhalten
                              kann, ohne daß dadurch etwas für die Richtigkeit der einen oder der andern Hypothese
                              bewiesen würde. Es zeugt daher von einer tiefen Einsicht, wenn Hr. Cl. meint, die
                              Uebereinstimmung seiner Gleichung für diesen speciellen Fall (dQ = 0) mit der Poisson'schen beruhe eben
                              darauf, daß auch Poisson das Verhältniß C/c als constant betrachtet habe.
                           
                           Hr. Cl. leitet endlich noch aus der Gleichung (17) für ein constantes t die Gleichung
                           Q = AR (a + t₀) log v/v₀
                                      
                                    (18)
                              
                           ab (das Q₀ der Clausius'schen Formel ist Null, weil Q selbst schon die Wärme ist, welche das Gas aufnimmt,
                              wenn es von dem Zustand p₀ v₀ t₀ in den Zustand pvt übergeht), und diese Gleichung geht wieder unter
                              gleicher Voraussetzung sowohl aus der Gleichung (12) als auch aus der Gleichung (14)
                              hervor; aus der erstem in der Form:
                           Q = k (1 – 1/γ) log v/v₀,
                              
                           aus der letztern unter der Form:
                           Q = q (a + t₀) log v/v₀.
                           Wenn demnach dieser Satz auch durch die Erfahrung bestätigt wäre, worüber mir nichts
                              bekannt ist, so würde damit die Richtigfeit der neueren Wärmetheorie nicht im
                              Geringsten mehr bewiesen, als die der ältern, da beide wieder für diesen Fall zu
                              demselben Resultat kommen. Uebrigens steht die Gleichung (18) ebenso wie die Poisson'sche Gleichung (13) sogar mit den Principien der
                              neuern Wärmetheorie im Widerspruch; denn nach dem Person'schen Satze kann sich ja ein Gas ausdehnen, ohne Wärme aufzunehmen und
                              ohne seine Temperatur zu ändern, was nach den genannten Gleichungen nicht möglich
                              ist, da jede Volumenvermehrung bei constanter Temperatur nach der Gleichung (18) mit
                              einer Wärmeaufnahme, und jede Volumenvermehrung ohne Wärmeaufnahme nach der
                              Gleichung (13) in der Form:
                           (a + t)/(a + t₀)
                              = (v₀/v)γ–1
                              
                            mit einer Verminderung der Temperatur verbunden ist.
                           Dieß nun sind die Ergebnisse, durch welche der Fundamentalsatz der neuern
                              Wärmetheorie begründet und seine Uebereinstimmung mit der Erfahrung nachgewiesen
                              werden soll; sie zeigen im klaren Lichte betrachtet, daß die viel gerühmte Arbeit
                              des Hrn. Clausius, auf welcher dieser selbst und andere
                              Physiker wie auf einem sicher begründeten Fundamente weiter gebaut haben, nicht mehr
                              ist, als eine taube Nuß, welche äußerlich viel verspricht, aber keinen reellen
                              Inhalt hat, und meine ganze Darlegung, die ich nothwendig auf das Vorhergehende
                              beschränken muß, wird wenigstens, hoffe ich, den Nutzen haben, dem Physiker zur
                              klaren Anschauung zu bringen, daß unsere ganze Wärmelehre in einer
                              Uebereinanderthürmung von Hypothesen besteht, von denen nicht eine einzige direct durch die Erfahrung
                              bestätigt ist, daß wir namentlich über die freie Wärme
                              eines Körpers nicht das Allermindeste wissen, und daß deßhalb von einer Vergleichung
                              der latenten oder verbrauchten
                                 Wärme mit geleisteter Arbeit auch nicht entfernt die Rede seyn kann.
                           Augsburg, im März 1858.