| Titel: | Ueber die Bereitung reinen Schwefelkohlenstoffes und dessen Verwendung zum Betriebe von Dampfmaschinen, zum Ausziehen von Fetten, zum Reinigen der Wolle von Oel etc. | 
| Fundstelle: | Band 148, Jahrgang 1858, Nr. LIX., S. 268 | 
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                        LIX.
                        Ueber die Bereitung reinen Schwefelkohlenstoffes
                           und dessen Verwendung zum Betriebe von Dampfmaschinen, zum Ausziehen von Fetten, zum
                           Reinigen der Wolle von Oel etc.
                        Nach dem Patent, welches dem Dr. Seyferth in Langensalza für das Königreich Hannover ertheilt
                           wurde, bearbeitet von Prof. Dr.
                              Heeren. – Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins,
                           1858 S. 25.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Ueber die Bereitung reinen Schwefelkohlenstoffes und verschiedene
                           Anwendungen desselben.
                        
                     
                        
                           Der von Lampadius 1796 entdeckte und zuerst dargestellte
                              Schwefelkohlenstoff ist ein wasserklares Liquidum von (nach der bisherigen
                              Darstellungsmethode) eigenthümlichem, ziemlich unangenehmem Geruch und
                              außerordentlicher Flüchtigkeit, so daß er bei 45° C. kocht. Er ist so leicht
                              entzündlich, daß schon die bloße Annäherung einer Flamme genügt ihn zu entzünden,
                              worauf er mit einer blauen Flamme und dem Geruch nach brennendem Schwefel brennt. Er
                              ist mit Wasser nicht mischbar und sinkt darin unter, weil er schwerer ist als
                              dasselbe (spec. Gew. = 1,272), dagegen mischbar mit Weingeist, Aether, ätherischen
                              und fetten Oelen; er löst mit Leichtigkeit alle Fette, viele Harze, auch Kautschuk
                              und Gutta-percha. Man gewinnt ihn, indem man eine thönerne oder eiserne Röhre
                              oder Retorte mit Holzkohle füllt, zum Glühen erhitzt und Schwefel hineinbringt,
                              welcher sofort verdampft und sich mit der Kohle verbindet. Der so gebildete
                              dampfförmige Schwefelkohlenstoff wird darauf in einem stark erkalteten Kühlapparat
                              verdichtet und nochmals durch Destillation weiter gereinigt. Trotz des geringen
                              Preises der zu seiner Darstellung dienenden Materiale stand er doch bisher ziemlich
                              hoch im Preise, das Pfund etwa 12 Sgr., und die einzige bisher von ihm in der
                              Technik gemachte Anwendung bestand in der Benutzung als Auflösungsmittel des
                              Kautschuks) auch stand der ziemlich widerliche Geruch desselben manchen Anwendungen
                              im Wege.
                           Nach Angabe des Dr. Seyferth
                              soll es vermittelst des von ihm construirten Apparates möglich seyn, den
                              Schwefelkohlenstoff zu circa 2 bis 2 1/2 Sgr. das Pfund
                              zu fabriciren, auch ist es ihm gelungen den üblen Geruch durch ein einfaches
                              Verfahren zu beseitigen, indem er fand daß dieser Geruch, den man bisher als dem
                              Schwefelkohlenstoff eigenthümlich betrachtete von einer fremden Substanz herrühre.
                              In Folge dieser wesentlichen Verbesserungen nun empfiehlt er ihn zu mehreren
                              technischen Verwendungen und bewarb er sich um ein Patent, welches ihm denn auch
                              verliehen ist.
                           Dieses, von der hannoverschen Regierung unter dem 4 September 1857 auf die Dauer von
                              5 Jahren ertheilte Patent lautet „auf die durch die eingereichte
                                 Beschreibung erläuterte Anwendung des gereinigten Schwefelkohlenstoffes zum
                                 Betriebe der Dampfmaschinen und zum Ausziehen von Fetten, fetten Oelen,
                                 ätherischen Oelen und Harzen aus den betreffenden vegetabilischen und
                                 thierischen Stoffen, namentlich auch zur Reinigung der Wolle oder wollener
                                 Gewebe, sowie der Maschinen-Putzlappen von dem darin enthaltenen
                                 Oele.“
                              
                           In dem betreffenden Patentgesuche ist angeführt:
                           
                              1) Der Destillationsapparat ist aufgestellt, so wie die
                                 Construction des Condensators und die Einrichtungen die zu dieser Fabrication
                                 nöthig sind, zu sehen in der chemischen Producten-Fabrik des Hrn. Julius
                                    Kahlert in Braunschweig.
                              2) Eine mit Schwefelkohlenstoff (statt des Wassers) gespeiste
                                 Dampfmaschine von 3 Pferdekräften ist aufgestellt bei dem Hrn. Flaud, rue Feau Coujon 27
                                 in Paris, auf Kosten des Prinzen von Hohenlohe angefertigt.
                              3) Ein Modell eines Extractionsapparates, um mit Hülfe von
                                 Schwefelkohlenstoff Oel, Fett und Harze auszuziehen, befindet sich in der
                                 chemischen Fabrik des Hrn. Kahlert in
                                 Braunschweig.
                              
                           
                        
                           I. Bereitung des
                                 Schwefelkohlenstoffes.
                           Zur Bereitung des Schwefelkohlenstoffes dient der folgende Apparat. Ein eiserner
                              Cylinder, in welchen die Holzkohlen durch eine obere Oeffnung eingefüllt werden, ist
                              mit Charmottesteinen umstellt und steht auf einem durchbrochenen Gewölbe der Decke
                              des Feuerraumes, durch welches die Feuerluft in einem Canal um den eisernen Cylinder
                              herumspielt, um von dem oberen Theile in den Schornstein überzugehen. Die
                              Einmauerung der Retorte besteht überall, wo dieselbe mit der Feuerluft in Berührung
                              kommt, aus guter Charmotte. Eine fast bis zum Boden reichende Röhre dient zum
                              Nachfüllen des Schwefels während der Operation, und hat man den geschmolzenen
                              Schwefel in der Retorte immer so hoch zu halten, daß derselbe den Austritt von Gas
                              verhindert. Der Schwefelkohlenstoffdampf geht durch ein Rohr nach einem kleinen
                              Vorcondensator, in welchem sich Schwefelkohlenstoff mit freiem Schwefel absetzt,
                              während der größere Theil weiter nach dem Hauptcondensator abgeführt wird. Das erste
                              Rohproduct wird durch noch einmalige Destillation gereinigt.
                           
                           Der Verlust an Schwefel mittelst dieses Apparates beträgt etwa 5 Proc. Kohlen werden
                              jeden Morgen etwa 24 Kubikfuß in den Apparat gefüllt. Die Production beträgt etwa 4
                              Ctnr. täglich. Jede Operation dauert 24 Stunden; der Schwefel wird bei starkem Feuer
                              in den ersten 12 Stunden eingebracht. Der eiserne Cylinder kann, wie bei der
                              Gasfabrication, auch durch einen thönernen ersetzt werden, der dann aber auf der
                              innern Seite glasirt seyn muß.
                           Die Einrichtung des Condensators folgt weiter unten bei der Beschreibung der mit
                              Schwefelkohlenstoff betriebenen Dampfmaschine.
                           
                        
                           II. Anwendung des Schwefelkohlenstoffes
                                 zum Betriebe von Dampfmaschinen.
                           Der Patentträger schickt die folgenden theoretischen Betrachtungen vorher: Die Wärme,
                              die durch eine Dampfmaschine verzehrt wird, setzt sich zusammen:
                           
                              1) aus der Wärme, die absorbirt wird, um die nachher in Dampf zu
                                 verwandelnde Flüssigkeit bis zu ihrem Siedepunkt zu erhitzen;
                              2) aus der Wärme, welche nöthig ist, um die kochende Flüssigkeit
                                 in Dampf zu verwandeln;
                              3) aus der Wärme, die gebraucht wird, um dem Dampf eine gewisse
                                 Spannung zu geben, und die nahezu bei allen Dämpfen dieselbe ist;
                              4) aus der Wärme, welche die Maschine und der Kessel durch
                                 äußerliche Abkühlung verliert.
                              
                           Hieraus geht hervor, daß diejenige Flüssigkeit, die für den ersten und zweiten Punkt
                              die kleinsten Zahlen gibt, auch die günstigsten Eigenschaften für eine Dampfmaschine
                              darbietet. Da in Betreff des vierten Punktes die Wärmeverluste um so kleiner sind,
                              je niedriger die Temperatur der Maschine, so empfehlen sich besonders solche
                              Flüssigkeiten, die einen niedrigen Siedepunkt haben.
                           Unter allen Flüssigkeiten bietet, in den vorher bezeichneten Hinsichten, Aether die
                              besten Zahlen, aber die Schwierigkeit, seine Dämpfe zu condensiren und sein hoher
                              Preis widersetzen sich seiner Anwendung. Weit günstiger stellt sich (nach Ansicht
                              des Patentträgers) der Schwefelkohlenstoff.
                           Um Wasser von 0° bis zum Siedepunkte zu erhitzen, sind 100°, also auch
                              100 WärmeeinheitenUnter einer Wärmeeinheit versteht man in der Physik diejenige Menge Wärme,
                                    welche erforderlich ist, um 1 Pfund (oder eine andere bei der Berechnung zu
                                    Grunde gelegte Gewichtseinheit) Wasser um Einen Grad der hunderttheiligen
                                    Scale zu erwärmen. nöthig; um kochendes Wasser in Dampf zu verwandeln sind fernere 550
                              (nach den neueren Regnault'schen Bestimmungen 537)
                              Wärmeeinheiten erforderlich, wobei der entwickelte Dampf die Temperatur des
                              kochenden Wassers behält.
                           Der aus Hochdruck-Dampfmaschinen ohne Condensation entweichende Dampf hat
                              gewöhnlich noch 110° C. oder mehr, und das sämmtliche im Dampf enthaltene
                              Wärmequantum ist mit ihm verloren. Bei Condensationsmaschinen ist der Wärmeverlust
                              ziemlich derselbe.
                           Um nun Schwefelkohlenstoff um 1° zu erhitzen,
                              braucht man nach de la Rive und Marcet 0,329 Wärmeeinheiten; um ihn also von 0 bis zu seinem Siedepunkte
                              von 45 1/2° C. zu erhitzen 14,9695 Wärmeeinheiten. Bei seiner Umwandlung in
                              Dampf verbraucht er nach Desprez 80, folglich in Summa
                              zum Erwärmen auf den Siedepunkt und zur Umwandlung in Dampf von 1 Atmosphäre
                              Spannung 94,9695 Wärmeeinheiten. Ueber die Spannung des Schwefelkohlenstoffdampfes
                              bei erhöhter Temperatur gibt der Patentträger die folgenden Zahlen:
                           
                              
                                 45,₅° Siedepunkt
                                 1
                                 Atmosph.
                                 
                              
                                 57,₇
                                    „        „
                                 1 1/2
                                      „
                                 
                              
                                 66,₉
                                    „        „
                                 2
                                      „
                                 
                              
                                 74,₃
                                    „        „
                                 2 1/2
                                      „
                                 
                              
                                 80,₆
                                    „        „
                                 3
                                      „
                                 
                              
                                 86,₁
                                    „        „
                                 3 1/2
                                      „
                                 
                              
                                 90,₉
                                    „        „
                                 4
                                      „
                                 
                              
                                 94,₅
                                    „        „
                                 4 1/2
                                      „
                                 
                              
                                 99,₀
                                    „        „
                                 5
                                      „
                                 
                              
                           Da der Schwefelkohlenstoffdampf bei der Temperatur seines Siedepunktes, also bei 1
                              Atmosphäre Spannkraft, nur etwa 95, der Wasserdampf dagegen, ebenfalls bei 1
                              Atmosph. Spannkraft, 650 Wärmeeinheiten enthält, so ergibt sich hiernach das
                              Verhältniß der nöthigen Wärmemengen zur Erzeugung von 1 Atmosphäre Dampfdruck wie 95
                              : 650 oder nahezu wie 1 : 7.Der Patentträger scheint einen Umstand übersehen zu haben, welcher gleichwohl
                                    sehr wesentlich in Betracht kommt und das so überaus günstige Resultat der
                                    Berechnung über die nöthigen Wärmemengen bedeutend modificirt; nämlich die
                                    Dichtigkeit des Schwefelkohlenstoffdampfes,
                                    welche nach Gay-Lussac = 2,645, während
                                    jene des Wasserdampfes nur = 0,622 ist. Da hiernach der Dampf des
                                    Schwefelkohlenstoffes 4,25mal schwerer ist als der Wasserdämpf, so erfordert
                                    auch dieselbe Kraftentwicklung eine 4,25 mal größere Menge an
                                    Schwefelkohlenstoff die verdampft werden muß. und das Verhältniß der
                                    Wärmemengen stellt sich wie 1 : 1,62. H.
                              
                           
                              
                              Die Dampfmaschine.
                              1) Der Dampferzeuger;
                              2) die Dampfmaschine oder der Bewegungsapparat;
                              3) der Condensator.
                              Der Dampferzeuger. Da die Temperatur zur Erzeugung
                                 gespannter Schwefelkohlenstoffdämpfe eine sehr niedrige ist, so kann die Heizung
                                 des denselben enthaltenden Apparates immer eine indirecte seyn, sey es
                                 entweder
                              1) durch Einlegen desselben in ein Wasserbad, oder
                              2) durch Wasserdampf, den man entweder
                              a. aus einem Wasserdampfkessel nimmt, oder
                              b. den gebrauchten Dampf einer Wasserdampfmaschine
                                 verwendet;
                              bei keinem dieser Fälle wirkt das Feuer direct auf den
                                 Dampfkessel, die Temperatur bleibt immer regelmäßig dieselbe, und kann in keinem
                                 Falle so steigen, daß eine Explosion möglich wäre; weder das Feuer noch die
                                 Feuerluft haben irgend welche Einwirkung auf den Dampfapparat; auch können im
                                 Innern des Kessels keine Incrustationen vorkommen.
                              Da die ganze Oberfläche des Dampfapparates dem geheizten Wasser oder Dampf
                                 ausgesetzt ist, so ist dieselbe auch gänzlich Heizfläche, und die Größe des
                                 Apparates wird demnach in Proportion verringert.
                              Es ist nun klar, daß der eigentliche Vortheil einer Dampfmaschine mit
                                 Schwefelkohlenstoff sich dann herausstellt, wenn man die Dampfentwicklung durch
                                 den bereits gebrauchten Dampf einer gewöhnlichen Dampfmaschine bewirkt, folglich
                                 die sonst verlorene Wärme noch einmal benutzt, und es ist daher im Folgenden
                                 vorausgesetzt, daß eine solche Verbindung einer
                                    Schwefelkohlenstoff-Dampfmaschine mit einer Wasserdampfmaschine
                                 stattfindet, welche letztere der Patentträger mit dem Ausdruck
                                 „Originalmaschine“ bezeichnet.
                              Die Construction des Dampferzeugers zeigen Fig. 1 und 2 im
                                 verticalen und horizontalen Durchschnitt; er ist in drei concentrische
                                 Abtheilungen getheilt; eine innere A, eine dieselbe
                                 ringförmig umgebende B und den äußeren Raum G, M, welcher durch die Scheidewände D, E, F, H in zwei Abtheilungen getheilt ist. In
                                 diesen letzteren befindet sich eine große Zahl halbkreisförmiger Röhren, welche
                                 sämmtlich in die Zwischenräume D, F und E, H einmünden. Der von der Originalmaschine
                                 herkommende Wasserdampf tritt durch die Oeffnung T
                                 in den ringförmigen Raum B, woselbst er durch die
                                 spiralförmig eingelegte Zwischenwand a, a, a.
                                 genöthigt, den mit Schwefelkohlenstoff gefüllten inneren Raum A spiralförmig umspielt und so nach unten gelangt.
                                 Von hier begibt er sich durch eine Oeffnung in die äußere Abtheilung D, F, G, erhitzt die mit Schwefelkohlenstoff
                                 gefüllten Röhren dieser Abtheilung, steigt zwischen ihnen in die Höhe, gelangt
                                 durch ein (in der Zeichnung nicht sichtbares) Rohr in die zweite Abtheilung F, H, M, erhitzt die Röhren dieser Abtheilung und
                                 steigt zwischen ihnen herab. Auf diesem langen Wege und in Berührung mit einer
                                 so großen durch Schwefelkohlenstoff gekühlten Oberfläche condensirt sich der
                                 Wasserdampf und fließt als Wasser durch das Seitenrohr O ab. Zwei weite Oeffnungen K und L vermitteln die Communication zwischen den Räumen
                                 E, H und D, F, also
                                 auch der in diese Räume einmündenden Röhren mit dem inneren Raume A. Um auch dem in dem Raume B sich condensirenden Wasser einen Abfluß zu gestatten, ist ganz unten
                                 bei N eine Oeffnung, welche aber, da sie sich
                                 unterhalb des Niveau's der Röhre O befindet, immer
                                 mit Wasser bedeckt bleibt, also keinen Dampf durchlassen kann. R Schwefelkohlenstoff-Dampfrohr, U Sicherheitsventil; um den bei etwaiger Oeffnung
                                 desselben entweichenden Schwefelkohlenstoff nicht zu verlieren, führt ihn das
                                 Rohr r in den Condensator ab. V ein Manometer, S ein Mannloch.
                              Der Erfinder bemerkt, daß man diesen Apparat auch brauchen könne, um einen
                                 luftleeren Raum vor dem Cylinder der Wassermaschine zu erzeugen, und daß man in
                                 diesem Falle bei O eine Luft- und Wasserpumpe
                                 anzubringen habe.Ref. hält dieß für ganz zweckwidrig, denn die Erzeugung eines
                                       luft- oder vielmehr dampfleeren Raumes bedingt nothwendig eine
                                       Erniedrigung der Temperatur, in Folge deren die Verdampfung des
                                       Schwefelkohlenstoffes aufhören müßte. Höchstens wäre eine
                                       Temperaturerniedrigung bis auf 45° C. zulässig, wobei der
                                       Schwefelkohlenstoff gerade noch im Kochen erhalten werden und der Dampf
                                       desselben nur dem einfachen Atmosphärendruck das Gleichgewicht halten
                                       würde. Bleibt dagegen die Luftpumpe weg, so wird sich die Temperatur des
                                       Apparates auf etwa 100° halten, und der Schwefelkohlenstoffdampf
                                       nach der obigen Tabelle eine Spannung von 5 Atmosphären erlangen.
                                 
                              Die nähere Beschreibung des Sicherheitsventiles, sowie eines Schwimmers, um die
                                 Höhe des Flüssigkeitsspiegels des Schwefelkohlenstoffes in dem Apparate
                                 anzuzeigen, kann füglich übergangen werden.
                              Die Eigenschaft des Schwefelkohlenstoffes, mit Bleisesquioxyd Schwefelblei zu
                                 bilden, erlaubt vollkommen die gewöhnliche Manier des Verschlusses mit Hanf, der
                                 mit Mennige und Leinöl durchzogen ist; es bildet sich eine steinharte Masse, die
                                 vollkommen als Dichtungsmittel gebraucht werden kann. Eine Mischung von Eiweiß
                                 und Mennige, die angewandt wurde, um die auflösende Wirkung des
                                 Schwefelkohlenstoffes auf Oel zu vermeiden, erzielte kein besseres Resultat. Mit
                                 Gummi angemachtes Papier hält nicht so vollkommen, weil der Verschluß auch der
                                 Einwirkung des Wassers ausgesetzt ist. Zum sicheren Verschluß der Nieten und
                                 Verbindungsstellen am Kessel hat man nur denselben mit gypshaltigem Wasser zu
                                 füllen und dieses darin kochen zu lassen. Der sich absetzende Gyps verschließt
                                 die Oeffnungen vollständig.
                              Die Dampfmaschine oder der Bewegungsapparat. Alle
                                 Systeme von Dampfmaschinen mit oder ohne Expansion können mit
                                 Schwefelkohlenstoff betrieben werden. Die Construction verlangt keine
                                 wesentliche Aenderung, nur ist zu bemerken, daß Schwefelkohlenstoff die Oele und
                                 Fette leicht auflöst, und die Garnitur der Stopfbüchse deßhalb mit Wasser und
                                 nicht mit Talg gemacht werden muß. Dieselbe Ursache verlangt auch ein eigenes
                                 Schmiersystem für den Cylinder. Durch einen, in der Patentbeschreibung näher
                                 detaillirten Mechanismus, welcher hier übergangen werden kann, läßt man bei je
                                 200 Umdrehungen des Schwungrades (einer Zahl, die übrigens von der Größe der
                                 Maschine abhängt), eine kleine Quantität heißen Wassers in den Cylinder
                                 eintreten, welches so gut wie Oel die Schmierung des Kolbens bewirkt.
                              Der Patentträger empfiehlt, auch bei der Schwefelkohlenstoff-Dampfmaschine
                                 den Cylinder so wie den Schieberkasten mit einem Mantel zu umgeben und in den
                                 Zwischenraum den zur Heizung des Schwefelkohlenstoff-Kessels dienenden
                                 Wasserdampf zu leiten, wodurch jede Abkühlung des Schwefelkohlenstoffdampfes
                                 verhindert wird.
                              Der Condensator. Der Hauptpunkt bei der Verwendung
                                 einer so flüchtigen Substanz wie der Schwefelkohlenstoff zum Betriebe von
                                 Dampfmaschinen, ist die einfache und vollkommene Condensation. Die Lösung dieses
                                 Problems bildet die Hauptsache des neuen Systems. Die volle Unlöslichkeit des
                                 Schwefelkohlenstoffs in Wasser, verbunden mit seinem hohen specifischen Gewicht,
                                 bieten die beiden Ausgangspunkte des hier gebotenen Mittels.
                              Fig. 3 und
                                 4
                                 zeigen den Condensator in zwei rechtwinkelig gegeneinander genommenen
                                 Querschnitten, Fig. 5 denselben in einer Ansicht von oben. Der
                                 Schwefelkohlenstoffdampf tritt durch das Rohr A. in
                                 den unteren Theil eines großen, ungefähr quadratischen, verhältnißmäßig schmalen
                                 Kastens D ein, welcher sich in einem Wasserreservoir
                                 N, N befindet. Der obere Theil des Kastens ist
                                 durch mit kleinen Löchern versehene Metallplatten h,
                                    h in Abtheilungen getheilt, deren Querschnitt ungefähr 2 bis 2 1/2 mal
                                 den Querschnitt des Ausblaserohrs der Maschine übertrifft. Die Theilplatten
                                 sind, wie aus der Zeichnung ersichtlich, abwechselnd an den beiden Seiten offen,
                                 so daß der Dampf einen möglichst langen Weg durch den Apparat zu nehmen hat, wie
                                 ihn die Pfeile andeuten. Durch die Löcher dieser siebartigen Theilungsplatten sind
                                 Baumwollfäden (oder irgend welche faserige Substanz) gezogen, die dem Dampfstrom
                                 eine große kühlende Fläche darbieten. Das durch einen Hahn B zutretende Kühlwasser gelangt zuerst auf die obere
                                 Platte, zieht sich durch die Löcher an den Fäden herab auf die zweite, von
                                 dieser auf die dritte u.s.f., und sammelt sich endlich in dem unteren Raume des
                                 Kastens, worin es bis zur Höhe 17 steigt. Die Kühlfläche des Apparates ist
                                 demnach die Summe der Oberflächen aller inneren Metalltheile, vermehrt um die
                                 sämmtliche Oberfläche der Fäden. Diese Fäden haben auch den Vortheil, die
                                 Condensation in das Innere des Gasstromes zu führen, während dieselbe bei der
                                 Kühlung durch Schlangen erst dann in das Innere eingeht, wenn die äußere Schicht
                                 schon condensirt ist – ein Umstand, der immer eine große kühlende
                                 Oberfläche voraussetzt. Der Dampf bewegt sich in umgekehrter Richtung des
                                 Wassers, weßhalb die Ausnutzung des Kühlwassers eine möglichst vollständige ist.
                                 Der condensirte Schwefelkohlenstoff trennt sich von dem Wasser und sammelt sich
                                 in einer kleinen Vertiefung C, von wo er entweder in
                                 einen Vorrathsbehälter abfließt, oder auch gleich durch das Rohr E der Alimentationspumpe wieder in den Dampferzeuger
                                 geschafft wird.
                              Wenn das Wasser im Reservoir D auf die Höhe U gekommen ist, so ergießt es sich durch die Röhren
                                 F auf den Boden eines blechernen Cylinders G herab, um nachher durch die Röhre T abzufließen. Auf der Oberfläche des Kühlwassers
                                 schwimmt ein kleiner Theil Schwefelkohlenstoff, getragen durch kleine
                                 Wasser- oder Schwefelkohlenstoff-Dampfbläschen, die sich aber
                                 durch die auf- und absteigende Bewegung in G
                                 abstoßen und den Schwefelkohlenstoff auf den Boden herabfallen lassen. Man gibt
                                 denselben von Zeit zu Zeit auf das Reservoir des Condensators zurück.
                              Das obere Rohr K dient bloß, um eine Communication
                                 mit der äußeren Luft herzustellen; bei vollständiger Condensation des
                                 Schwefelkohlenstoffes kann durch dieses Rohr wenig oder nichts davon verloren
                                 gehen. Sollte man übrigens einen Verlust befürchten, so würde man dieses Rohr
                                 K mit einem zweiten (kleineren) Condensator in
                                 Verbindung bringen können.
                              
                           
                        
                           III. Anwendung des Schwefelkohlenstoffes
                                 zum Ausziehen von Fetten, Oelen und Harzen aus vegetabilischen oder animalischen
                                 Substanzen.
                           Die Gewinnung von Fetten, Oelen und Harzen wird gegenwärtig entweder durch
                              Ausschmelzen oder durch Auspressen bewerkstelligt. Diese Extraction irgend welcher
                              Flüssigkeit oder bei höherer Temperatur flüssig werdender Substanz durch das Pressen
                              wird procentisch um so vollkommener ausfallen, je größer das Verhältnis von flüssiger Substanz
                              zu den festen Bestandtheilen ist, und umgekehrt. Selbst starke hydraulische Pressen
                              werden nur eine unvollständige Extraction bedingen, wobei die durch die letzten
                              Preßarbeiten erhaltenen Oeltheile mit hohem Arbeitslohn belastet sind; denn es
                              handelt sich hier um Molecularadhäsion, die durch dieselben nicht überwunden werden
                              kann. Nur einem Verfahren, dem durch Auflösen des Oeles und successive Verdrängung
                              dieser Lösung aus dem Samen, wird es möglich die Aufgabe vollkommen zu lösen. Alle
                              bis jetzt allgemein technisch eingeführten Körper, die Oel, Fett oder Harz ohne
                              Zersetzung auflösen, sind zu einer industriellen Ausbeutung in diesem Sinne ihres
                              Preises und anderer Gründe wegen unanwendbar.
                           Schwefelkohlenstoff, der zu 2 1/2 Sgr. pro Pfund im
                              Großen dargestellt werden kann, bietet neben dem starken Auflösungsvermögen für Oel,
                              Fett und Harze in seiner leichten Destillirbarkeit sehr günstige Bedingungen, die
                              seine Brauchbarkeit zu eben genanntem Zweck begründen.
                           Diese Fabrication und Extraction wird praktisch und industriell ausführbar, wenn der
                              Apparat, mit welchem dieselbe ausgeführt wird, so eingerichtet ist, daß
                           
                              1) die Arbeiter der Einwirkung des Schwefelkohlenstoffes entzogen
                                 sind, und daß bei vollkommener Oelextraction und bei Gebrauch von möglichst
                                 wenig Schwefelkohlenstoff,
                              2) die Arbeit möglichst billig ist und
                              3) kein wesentlicher Verlust an Schwefelkohlenstoff
                                 stattfindet.
                              
                           Die hauptsächlichen Vorzüge dieses Verfahrens der Extraction der Oele aus Oelsamen
                              bestehen darin:
                           
                              1) daß die Ausbeute um 25 bis 40 Proc. der Oelproduction aus
                                 gleichem Samenquantum sich steigert;
                              2) eine beträchtliche Verringerung von Anlagekapital für
                                 Maschinen im Verhältniß zum Preßverfahren mit hydraulischen Pressen,
                              3) eine Verringerung des Arbeitslohnes für gleiche Samenquanta in
                                 Vergleichung zum alten Verfahren stattfindet;
                              4) werden die Saatrückstände mehlartig als Nahrungsmittel
                                 verwendbar und jedenfalls zur Viehfütterung sehr brauchbar erhalten.Ob sich diese vom Patentträger versprochenen Vortheile wirklich bewähren
                                       werden, muß die Erfahrung lehren. An der erhöheten Oelausbeute ist kaum
                                       zu zweifeln, dagegen entsteht die Frage, ob nicht der Aufwand an
                                       Brennmaterial zur Destillation die verminderten Kosten des
                                       Anlagecapitals und Arbeitslohnes aufwiegen werde. D Ref.
                                 
                              
                           Es war bisher unmöglich, Oelsamen mit geringem Gehalte von 6 bis 8 Proc. Oel auf Oel
                              zu verarbeiten. Mittelst des neuen Verfahrens können mit geringen Kosten auch die kleinsten
                              Fett-, Oel – und Harzgehalte gewonnen werden. Schafwolle, Tuchgewebe
                              und Zeuge, die entweder im natürlichen Zustande oder im Laufe ihrer Verarbeitung
                              durch dieselbe mit Oel oder Fett getränkt, und durch Walken oder Waschen gereinigt
                              werden, lassen sich mit derselben Vorrichtung entfetten, so daß man das Fett wieder
                              gewinnt.
                           Wollene Lumpen und Baumwolle, die in den Maschinenwerkstätten und überall da, wo
                              Maschinen sich befinden, in beträchtlicher Menge zum Abputzen der Fettheile von
                              ersteren dienen, sind jetzt nach ihrem Gebrauch sammt dem in ihnen enthaltenen Oele
                              verloren (?). Mittelst Schwefelkohlenstoff können sie nicht nur vollkommen gut und
                              billig gereinigt und zu fernerer Verwendung brauchbar gemacht, sondern es kann
                              zugleich das in ihnen enthaltene Oel gewonnen und zu Gas- oder anderen
                              ordinären Fabrikationen verwendet werden.
                           
                              Beschreibung des Apparates.
                              Zur Raumersparung kann die von dem Patentträger gegebene Zeichnung nicht
                                 aufgenommen werden, es läßt sich aber das Wesentliche desselben auch ohne
                                 Abbildung leicht verständlich machen. Fünf große Cylinder von Eisen, deren Größe
                                 sich natürlich ganz nach dem Umfange der Fabrication richtet, stehen unmittelbar
                                 nebeneinander im Kreise, und sind alle von ganz gleicher Einrichtung. Sie sind
                                 in geringer Entfernung über dem untern Boden mit einem durchlöcherten falschen
                                 Boden versehen und enthalten zwei weite, luftdicht verschließbare Mannlöcher,
                                 deren eines unten gleich über dem falschen Boden dazu dient, die extrahirten
                                 Rückstände auszunehmen, während das obere in dem etwas gewölbten Deckel zum
                                 Einbringen der Substanzen dient. Jeder der Cylinder steht durch ein Rohr,
                                 welches von seinem untersten Raume ausgeht, und dann aufsteigt, mit seinem
                                 Nachbar in Verbindung, in welchen das Rohr von oben einmündet; diese Einrichtung
                                 ist nothwendig, um den von Unten abfließenden, mehr oder weniger mit Oel
                                 gesättigten Schwefelkohlenstoff auf den nächsten Cylinder bringen und hier noch
                                 weiter sättigen zu können. Der obere Deckel jedes Cylinders enthält einen
                                 kleinen Helm, durch welchen beim Abtreiben des zurückgebliebenen
                                 Schwefelkohlenstoffes die Dämpfe entweichen und nach dem Condensator abgeführt
                                 werden.
                              Gleich neben dem System der fünf Cylinder befindet sich ein Reservoir für
                                 Schwefelkohlenstoff von dem doppelten Inhalt eines Cylinders, neben diesem der
                                 Condensator von der oben beschriebenen Einrichtung, und sodann zwei große
                                 Destillirblasen, die von Außen durch Wasserdampf geheizt werden. In einem oberen
                                 Stockwerke des Fabriklocales, etwa 20 bis 30 Fuß hoch, sind noch zwei große
                                 Reservoire angebracht, deren eines für Schwefelkohlenstoff, das andere für
                                 Wasser bestimmt ist. Man füllt das erstere mittelst einer Pumpe aus dem untern
                                 Reservoir. Die Arbeit selbst erfolgt nun folgendermaßen: Die auszuziehenden
                                 Substanzen werden entweder direct in die Cylinder gefüllt oder nach Bedürfnis
                                 unter Quetschwalzen zerquetscht. Wollene Gewebe, Wolle und andere
                                 Fasersubstanzen werden dicht in die Cylinder eingeschichtet, während Samentheile
                                 nur lose aufgeschüttet werden dürfen. Wenn drei Cylinder auf diese Art gefüllt
                                 sind, werden die Substanzen mit einer durchlöcherten Deckplatte bedeckt, diese
                                 befestigt, worauf man die Deckel beider Mannlöcher mittelst Hanf und Mennigkitt
                                 dichtet und fest verschraubt. Man läßt nun Schwefelkohlenstoff aus dem
                                 hochgelegenen Reservoir in den ersten der Cylinder einfließen, und wenn er
                                 gefüllt ist, das Ganze etwa 15 Minuten in Ruhe, um dem Schwefelkohlenstoff Zeit
                                 zu lassen, das Oel aufzulösen. Nach Verlauf dieser Zeit öffnet man das Rohr,
                                 welches den ersten Cylinder mit dem zweiten verbindet, so wie auch das
                                 Zuleitungsrohr für den Schwefelkohlenstoff in den ersten Cylinder. Der nun
                                 einfließende Schwefelkohlenstoff schiebt den bereits theilweise mit Oel
                                 gesättigten vor sich her in den zweiten Cylinder, so daß sich auch dieser füllt.
                                 Nachdem man dem Ganzen wieder 15 Minuten Ruhe gegönnt hat, wiederholt sich
                                 dieselbe Procedur nochmals, so daß auch der dritte Cylinder gefüllt wird. Nach
                                 abermals 15 Minuten Ruhe tritt nun in sofern ein Wechsel ein, als nunmehr der
                                 Zufluß von frischem Schwefelkohlenstoff nicht wie vorher in den ersten, sondern
                                 nun in den zweiten Cylinder vermittelt wird, während man den mit Oel gesättigten
                                 Schwefelkohlenstoff aus dem dritten Cylinder in eine der Destillirblasen abläßt.
                                 Der in dem ersten Cylinder enthaltene, nur noch wenig Oel enthaltende
                                 Schwefelkohlenstoff dagegen wird in das untere Reservoir abgelassen. Die Arbeit
                                 wird nun in derselben Art wie vorher fortgesetzt, indem der Schwefelkohlenstoff
                                 successive die Cylinder 2, 3 und 4 durchläuft; hierauf kommen die Cylinder 3, 4
                                 und 5 zur Wirkung, so daß stets drei Cylinder in Arbeit sind, während von den
                                 beiden anderen der eine, wie wir sogleich sehen werden, alles noch vorhandenen
                                 Schwefelkohlenstoffs beraubt, der andere aber mit auszuziehender Substanz neu
                                 gefüllt wird. Nachdem, wie erwähnt, aus dem Cylinder 1 der Schwefelkohlenstoff
                                 abgelassen worden, füllt man ihn aus dem oberen Reservoir mit Wasser, läßt
                                 dieses etwa 5 Minuten darin verweilen und zieht es, zum Absatz des mitgeführten
                                 Schwefelkohlenstoffs ebenfalls in das Reservoir ab. Hierauf läßt man heißen
                                 Wasserdampf in den Cylinder 1 strömen, wodurch der noch darin befindliche
                                 Schwefelkohlenstoff verdampft und in den Condensator geleitet wird. In derselben Art
                                 geht nun das Spiel des Apparates fort. Das in das Reservoir gelassene Wasser,
                                 nachdem es den beigemischten Schwefelkohlenstoff abgesetzt hat, wird in das
                                 obere Wasserreservoir hinaufgepumpt, um zu dem gleichen Zwecke immer wieder zu
                                 dienen, während der abgesetzte so wie der aus dem Condensator erfolgte
                                 Schwefelkohlenstoff ebenfalls in das obere Schwefelkohlenstoff-Reservoir
                                 gepumpt wird, um ebenfalls wieder denselben Kreislauf zu durchlaufen, und es
                                 leidet keinen Zweifel, daß, da alle Behälter fest verschlossen bleiben können,
                                 streng genommen gar kein Verlust an Schwefelkohlenstoff eintreten kann. Indem
                                 der in die Destillirblase abgelassene, mit Oel beladene Schwefelkohlenstoff
                                 erhitzt wird, destillirt er bei geringer Hitze über, während das Oel in der
                                 Destillirblase zurückbleibt. Die Anzahl der Blasen wird natürlich durch die
                                 Größe derselben und die Betriebsgröße bestimmt, jedenfalls aber ist es
                                 zweckmäßig ihrer zwei zu haben, so daß, während die eine destillirt, die andere
                                 entleert und gefüllt wird.
                              Die auszuziehenden Samen, als Lein-, Raps-, Mohn-,
                                 Buchecker-, Sonnenblumen-Samen, Mandeln, Nüsse, Oliven, Erdnüsse,
                                 Ricinus- und Hanf-Samen, werden durch Zerquetschen zerkleinert und
                                 dann in den Apparat gebracht.
                              Die nach dem Abdestilliren des Schwefelkohlenstoffes gewonnenen Oele pflegen noch
                                 eine höchst geringe Spur von Schwefelkohlenstoff zurückzuhalten, der im
                                 Geschmack bemerklich ist, weßhalb solche Oele, die an Speisen gebraucht werden
                                 sollen, einer nachträglichen Behandlung bedürfen. Man schüttelt sie nämlich in
                                 einem Fasse etwa 15 Minuten lang mit 1/10 ihres Volumens Alkohol, welcher den
                                 Schwefelkohlenstoff auszieht. Das Ganze wird auf Absatzbottiche gegeben, wo sich
                                 das Oel vom Alkohol trennt, das Oel sodann, wenn nöthig, nochmals mit Alkohol
                                 gewaschen; dieser letztere aber, wenn er mehrmals zu demselben Verfahren gedient
                                 hat, über Kalt destillirt und wieder gereinigt. Bei allen solchen Oelen, bei
                                 welchen auf den Geschmack keine Rücksicht zu nehmen ist, also bei allen Arten
                                 Brennöl, Leinöl u. dgl. ist die Behandlung mit Alkohol, die nur die Entfernung
                                 eines schwachen, durch Einwirkung des Schwefelkohlenstoffes erzeugten Geschmacks
                                 bezweckt, unnöthig, eben so in allen Fällen, wo das Oel irgend welchen
                                 chemischen Operationen, als Raffination mit Schwefelsäure, Chlorkalk oder
                                 chromsaurem Kali unterworfen werden soll.
                              Die ausgezogene Samenmasse bildet nach dem Trocknen eine kleienartige Substanz,
                                 die als Viehfutter, Düngmittel u.s.w. sehr wirksam ist, indem sie alle in den
                                 Samen vorhandene stickstoffhaltige Substanz noch enthält.
                              
                              Der Patentträger empfiehlt dasselbe Verfahren auch zur Gewinnung von ätherischen
                                 Oelen, welche alle einen weit höheren Siedepunkt haben als der
                                 Schwefelkohlenstoff, und daher sich von demselben trennen lassen. Verwendet man
                                 zu diesem Zweck den fast geruchlosen Schwefelkohlenstoff des Patentträgers, so
                                 ist nicht anzunehmen, daß der Geruch des ätherischen Oeles dadurch merklich
                                 alterirt werden könne.
                              Der Patentträger empfiehlt dasselbe Verfahren ferner zur Gewinnung von Harzen und
                                 zum Ausziehen der Fette aus animalischen Substanzen. Von der Reinigung der
                                 Wolle, wollener Gewebe, so wie der mit Maschinenschmiere getränkten baumwollenen
                                 Putzlappen u. dgl. ist schon oben die Rede gewesen. Nachdem durch
                                 Schwefelkohlenstoff das Fett ausgezogen und die Lappen oder die Baumwolle oder
                                 Heede getrocknet worden, ist es nur nöthig sie mit Stöcken tüchtig zu klopfen,
                                 um die nur noch als Staub ihr anhängenden Metall- und Schmutztheile ihr
                                 zu entziehen, worauf sie wieder gebraucht werden kann.
                              Auch als Fleckwasser wirkt der Schwefelkohlenstoff ausgezeichnet, da er schnell
                                 jede Art von Fett-, Theer- und Harzflecken wegnimmt und keine Spur
                                 von Geruch zurückläßt. Der Patentträger empfiehlt zu diesem Zweck ihm einen
                                 kleinen Zusatz irgend eines ätherischen Oeles zu geben, welches dann nach
                                 Beseitigung des Fettes und des Schwefelkohlenstoffes einen Wohlgeruch
                                 zurückläßt.
                              Ueber die Darstellung des reinen Schwefelkohlenstoffes, wodurch ihm der sonst so
                                 üble Geruch entzogen wird, und nur ein ätherischer nicht unangenehmer Geruch
                                 zurückbleibt, bemerkt der Patentträger Folgendes:
                              Um Schwefelkohlenstoff vollkommen zu reinigen und von seinem üblen Geruch zu
                                 befreien, hat man das Rohproduct nur einmal zu destilliren und es in dem
                                 angegebenen Condensator zu condensiren. Das Condensationswasser löst die
                                 riechenden Bestandtheile auf. Diese Wirkung kann durch Waschen des auf andere
                                 Weise condensirten Productes mit Wasser nicht erreicht werden, sondern der
                                 dampfförmige Zusammentritt des Schwefelkohlenstoffes mit dem Wasser, wie er in
                                 dem beschriebenen Condensator geschieht, ist dazu nothwendig.
                              
                           
                        
                     
                  
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