| Titel: | Ueber neuere Braumethoden; von E. Jessen. | 
| Autor: | E. Jessen | 
| Fundstelle: | Band 148, Jahrgang 1858, Nr. LXVI., S. 295 | 
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                        LXVI.
                        Ueber neuere Braumethoden; von E. Jessen.
                        Jessen, über neuere Braumethoden.
                        
                     
                        
                           Von den vielen in neuerer Zeit vorgeschlagenen Braumethoden haben sehr wenige bei den
                              Praktikern Eingang gefunden, weil einige einseitige Vortheile bieten, während sie
                              auf der anderen Seite an desto größeren Mängeln leiden, andere aber vorschnell und
                              falsch beurtheilt werden, weil man die Dickmaischmethode für unverbesserlich
                              hält.
                           Es ist daher auch in neuester Zeit, wo es sich um Feststellung des besten
                              Dampfbrausystems handelt, mehrfach versucht worden das Wanka'sche Verfahren höher zu stellen als den Gassauer'schen Apparat, weil dasselbe die Beibehaltung der
                              Dickmaischmethode gestattet. Das Wanka'sche Verfahren
                              – die Anwendung des indirecten Dampfes – hat allerdings vor der
                              gewöhnlichen Kesselbrauerei manche Vorzüge, aber es bringt zwei Uebelstände mit
                              sich, welche der weiteren Verbreitung desselben hinderlich sind, nämlich:
                           
                           1) Die rasche Vergährung des Bieres,
                           2) die Kostspieligkeit der Anlage und des Betriebs solcher Brauerei.
                           Die rasche Vergährung des Bieres erklärt sich durch die unvollkommene Abscheidung der
                              Proteinkörper während des Hopfenkochens, woran die niedrige Temperatur der
                              Dampfröhrenwände, welche die Erhitzung der Würze bewirken, hauptsächlich Schuld ist.
                              Erfahrungsgemäß erreicht der Boden eines Kessels welcher sich über freiem Feuer
                              befindet, eine Temperatur von 400° R. und darüber., während der in den
                              Dampfröhren der Wanka'schen Brauerei circulirende Dampf
                              (von drei Atmosphären) nur eine Temperatur bis zu 108° R. hat. Durch die hohe
                              Temperatur des Kesselbodens wird das sogenannte „Brechen“ der
                              Würze beschleunigt, es erfolgt daher besser und in kürzerer Zeit beim Kochen über
                              freiem Feuer, als beim Kochen mittelst indirecten Dampfes, was für die Gährung von
                              großem Einfluß ist. Da aber durch die Zeitdauer der Hauptgährung auch die der
                              Nachgährung, also die Haltbarkeit des Bieres bedingt wird, so ist eine rasche
                              Vergährung für die Güte des Bieres ein sehr schlimmes Zeugniß. Professor Balling, welcher schon längst auf diesen Uebelstand
                              aufmerksam gemacht hat, schlägt zur Beseitigung desselben ein bedeutend länger
                              dauerndes Kochen vor, was auch jedenfalls zu einem besseren Resultat führen würde,
                              wobei aber auch der dadurch entstehende Verlust an Zeit und Brennstoff
                              berücksichtigt werden muß.
                           Daß die Anlagekosten einer solchen Brauerei wegen des dazu nothwendigen Dampfkessels
                              und der Röhrensysteme sich bedeutend höher stellen müssen, als bei einer
                              gewöhnlichen Brauerei, ist leicht einzusehen. Ebenso ist der Aufwand an Brennstoff
                              ein größerer, weil das Feuer unter dem Dampfkessel fast beständig unterhalten werden
                              muß und die Erhitzung der Maischen längere Zeit erfordert; der Betrieb wird also
                              ebenfalls kostspieliger, zumal da an Arbeitskräften nicht gespart wird, und zum
                              Maischen entweder eine Maischmaschine oder dieselbe Anzahl von Arbeitern
                              erforderlich ist, wie bei einer gewöhnlichen Brauerei von gleicher Größe. Diese
                              Umstände kommen bei dem großartigen Etablissement des Hrn. Wanka freilich wenig in Betracht, weil derselbe den Dampfkessel für
                              verschiedene Zwecke (z.B. für den Betrieb einer großen Dampfmühle) benutzt, um so
                              mehr sind sie aber zu berücksichtigen, wenn es sich nur um Anlage einer Brauerei
                              handelt.
                           Was die allmähliche Erhitzung der Maischen und das Stehenlassen derselben bei jeder
                              beliebigen Temperatur betrifft, was diesem Verfahren zum Vortheil gereichen soll, so
                              hat dieß der Brauer bei jeder Braumethode vollkommen
                              genügend in seiner Gewalt, wenn er nur eine zweckmäßige Pfannenheizung hat und
                              selber aufmerksam ist.
                           
                           Die Anwendung des directen Dampfes finden wir bei dem Gassauer'schen Apparat, welcher unter andern in Oberleutensdorf bei
                              Teplitz aufgestellt ist und im vorigen Jahre (polytechn. Journal Bd. CXLIII S. 133) von dem Techniker Habich aus Cassel beschrieben wurde. Ich muß hier jedoch
                              bemerken daß die Beschreibung zwei wesentliche Ungenauigkeiten enthält. Erstens ist
                              angegeben, daß der Nachguß durch das Hopfenextractionsgefäß in den Kessel fließe,
                              während derselbe doch zuvor mit dem Hopfen gekocht wird; zweitens ist nicht erwähnt,
                              daß man mit den Dämpfen zwei Operationen, z.B. Nachgußkochung und Maischung,
                              gleichzeitig vornehmen kann, wie dieß ebenfalls in Oberleutensdorf geschieht. Daher
                              mußte auch die Tabelle der gleichzeitig stattfindenden Operationen unrichtig werden.
                              Dieselbe stellt sich, wenn wir die Bezeichnung des Kessels mit A, des Hopfenextractionsgefäßes mit B, der Maischbottiche mit C, D,
                                 E, und des Wasserbehälters mit F beibehalten,
                              in Wirklichkeit folgendermaßen heraus.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 148, S. 297
                              Der Dampf geht nach; Würze aus C; Würze und Nachguß aus C; Würze aus E; Würze und Nachguß aus E; Würze aus D; Würze
                                 und Nachguß aus D; Nachguß aus C; Würze aus C; Nachguß
                                 aus E; Würze aus D;
                                 Nachguß aus D; Würze aus C; Nachgußfließt ab nach B; Frische
                                 Füllung; Maischung; Verzuckerung; Auf 70° erhitzt; Absezenlassen; Würze
                                 fließt ab nach B; Maischung; Verzuckerung; Auf
                                 70° erhitzt; Absezenlassen; Würze fließt ab nach B; Nachguß fließt ab nach B; Frische
                                 Füllung; Auf 70° erhitzt; Absezenlassen; Würze fließt ab nach B; Nachguß fließt ab nach B; Frische Füllung; Maischung; Verzuckerung; Nachguß für E; Nachguß für D;
                                 Nachguß für C.
                              
                           
                           Um Irrungen zu vermeiden, bemerke ich noch daß ich die zweite Einmaischung, welche
                              Hr. Habich für den Bottich D
                              angibt, nach E verlegt habe, wie dieß hier in
                              Oberleutensdorf der Fall ist. Die vorstehende Tabelle zeigt also den Gang des
                              Dampfes und die gleichzeitig stattfindenden Operationen von dem Augenblicke an, wo
                              der Kessel die erste Würze (aus C) aufgenommen hat. Wenn
                              der Dampf gleichzeitig nach B und nach C, D, E oder F geht, wird
                              allemal der Dampfhahn für B halb, der für C u.s.w. ganz geöffnet. Der Nachguß wird im
                              Extractionsgefäße so lange gekocht, bis die Einmaischung und dann die Erhitzung auf
                              70° R., welche immer gleichzeitig stattfindet, beendet und derselbe
                              vollständig abgelaufen ist. Uebrigens ist man an die Manipulation welche Hr. Habich angibt, nicht streng gebunden, sondern man kann
                              mit dem Apparate auf verschiedene Weise arbeiten.
                           Der Gassauer'sche Apparat ist unstreitig eine der
                              sinnreichsten Erfindungen welche im Gebiete der Bierbrauerei gemacht worden ist und
                              hat vor dem gewöhnlichen, wie auch vor dem Wanka'schen
                              Verfahren große Vorzüge. Die Anlagekosten stellen sich wegen der bedeutenden
                              Leistungsfähigkeit des Apparates und der dadurch bedingten verhältnißmäßigen
                              Kleinheit des Kessels und der Maischbottiche, bedeutend niedriger, als bei Anlage
                              einer gewöhnlichen Brauerei, welche dasselbe Bierquantum produciren soll. Ebenso
                              wird an Arbeitskräften und, wegen der Wiederbenutzung der Würzedämpfe, an
                              Brennmaterial, namentlich bei continuirlichem Betriebe, ganz bedeutend gespart. Die
                              Würze wird schließlich über freiem Feuer gekocht; die Ausscheidung der Proteinkörper
                              geht daher nicht nur in gehöriger Weise vor sich, sondern sie erfolgt wegen des
                              Kochens unter Druck noch viel besser und vollkommener als sonst. Die Folge davon ist
                              eine Gährung (Obergährung), welche trotz der stark geheizten Gährkammer dennoch
                              äußerst langsam und regelmäßig verläuft. Die Würzen zeigen im Zusammengußbottich
                              11,2 bis 11,4 Proc. am Saccharometer, nach drei Wochen ist das Bier vollkommen
                              trinkbar und sehr klar, der scheinbare Vergährungsgrad ist dann gewöhnlich 0,69 bis
                              0,72.
                           Natürlich hat der Gassauer'sche Apparat auch seine Feinde
                              gefunden, namentlich unter den Anhängern der Dickmaischmethode. Leute, welche den
                              Apparat einige Stunden, oder etwa einen Tag lang in Thätigkeit gesehen haben, halten
                              sich schon für hinlänglich unterrichtet um über denselben urtheilen und um ihn
                              verurtheilen zu können. Manche sind sogar so weit gegangen daran zu zweifeln, ob
                              sich überhaupt mit dem Apparate untergähriges Bier erzeugen lassen würde. Dieser
                              Zweifel kann augenblicklich gründlich beseitigt werden, da in diesem Früjahre in
                              Oberleutensdorf bereits Lagerbiere gebraut worden sind, an denen schwerlich etwas
                              zu tadeln seyn wird.
                              Die Würze eines derselben zeigte im Zusammengußbottich 13,5 Proc.; die Gährung
                              verlief sehr regelmäßig, am dreizehnten Tage war der Vergährungsgrad 0,58 und das
                              Bier wurde gefaßt. Im Alter von vier Wochen war das Bier vollkommen klar, hatte
                              einen sehr schönen Glanz und war bereits von vortrefflichem Geschmack; der erfolgte
                              Vergährungsgrad war nun 0,71.
                           Man hat ferner dem Apparat häufig den Vorwurf gemacht, daß die mit demselben
                              gebrauten Biere zu wenig substantiös seyen. Da ist nun zuerst die Frage was
                              eigentlich das Bier substantiös macht? Während man nämlich bisher allgemein
                              angenommen hat daß das Substantiöse des Bieres von dem Gehalt desselben an
                              Dextringummi herrühre, ist in neuester Zeit von dem jetzigen Brauereibesitzer Habich (polytechn. Journal Bd. CXLVII S. 218) die Behauptung aufgestellt
                              worden daß nicht das Dextringummi, sondern der Pflanzenleim das Bier substantiös
                              mache. Wenn diese Theorie schon deßhalb sehr unwahrscheinlich ist, weil der
                              Pflanzenleim gährungsfähig ist und darum das Bier um so weniger substantiös seyn
                              müßte, je stärker es vergohren wäre – was keineswegs immer der Fall ist
                              – so wird sie es noch mehr, wenn Hr. Habich
                              hinzufügt daß der Gehalt des Bieres an Dextringummi in der Regel = 0 seyWir verweisen auf Habich's Berichtigung im
                                    vorhergehenden Heft S. 211. A. d. Red., und ferner daß das Bier keine freie Gerbsäure enthalte. Der Gehalt an
                              Dextringummi kann bei den nach der Infusionsmethode gebrauten Bieren oft sehr
                              gering, schwerlich aber jemals = 0 seyn; von der Gegenwart desselben kann man sich
                              durch Eindampfen des Bieres und Fällen mit Alkohol leicht überzeugen. Daß das Bier
                              selbst in stark vergohrenem Zustande noch Pflanzeleim enthalten kann, bleibt
                              deßwegen unbestritten; wenn aber wirklich alle vorhandene Gerbsäure zur Ausscheidung
                              von Pflanzenleim erfordert würde, wie könnte sich dann z.B. beim Gebrauch neuer
                              eiserner Kühlschiffe die Bierwürze oder die Hefe schwarz färben? Außerdem ist die
                              Gerbsäure bei der Gährung für die Güte und Consistenz der sich bildenden Hefe von
                              großem Einfluß; gutes Bier enthält auch nach der Gährung noch Gerbsäure, wie mir
                              dieß die Reaction mit Eisensalzen öfter bewiesen hat.
                           Unter solchen Umständen ist es dem praktischen Brauer wohl nicht zu verdenken, wenn
                              er vorläufig dabei bleibt daß das Dextringummi das Bier substantiös macht; obiger
                              Vorwurf wäre also kein anderer, als daß die mit dem Apparate gebrauten Biere zu
                              wenig Gummi enthalten. Ich habe schon oben erwähnt, daß die meisten Brauer welche
                              aus diesem oder einem andern Grunde gegen den Apparat aufgetreten sind, sich nicht
                              die Mühe genommen haben
                              denselben erst gründlich kennen zu lernen; natürlich basirt sich ihr Urtheil auch
                              auf das Bier welches sie bei ihrem Besuche in Oberleutensdorf vorfanden, und weil
                              dieses nicht substantiös war, mußte der Apparat verworfen werden! Es ist dabei aber
                              gänzlich übersehen worden daß man mit dem Apparate auf verschiedene Weise arbeiten
                              kann, daß die Oberleutensdorfer Biere meist von blasser Farbe sind (blasse Biere
                              enthalten immer weniger Gummi), und daß die in dortiger Umgegend nach der
                              Dickmaischmethode gebrauten Biere meist noch weniger substantiös sind. Demnach läge
                              also die Hauptursache des Uebels in der Bereitungsart des Malzes. Wenn sich sonst
                              bei der Dickmaischmethode mehr Gummi bildet, so ist eher die frühere Unterbrechung
                              der Zuckerbildung und die theilweise Vernichtung des Diastas in der Pfanne die
                              Ursache davon, als das fortgesetzte Kochen der Maischantheile, was im Gegentheil
                              zeitraubend und zwecklos ist. Eine frühere Unterbrechung der Zuckerbildung durch den
                              Eintritt einer höheren Temperatur ist aber bei dem Gassauer'schen Apparate eben so gut möglich. Wollen wir aber ein
                              endgültiges Urtheil über den Apparat fällen, so müssen wir erst mit demselben
                              Versuche machen, und dazu ist vor allen Dingen nothwendig daß wir kein Vorurtheil
                              gegen ihn hegen.
                           ––––––––––
                           Im Anfang dieses Jahres sind von dem technischen Director der Brauerei zum
                              Felsenkeller bei Dresden, Hrn. Ph. Heiß (vergl. dessen
                              Broschüre „Ueber die im Braubetriebe gebräuchlichen Rohstoffe
                                 etc.“, Augsburg und Leipzig 1858), zwei neue Braumethoden
                              veröffentlicht worden, auf welche ich hier kurz eingehen will, weil sie den Namen
                              eines bekannten Praktikers tragen. Die eine derselben beschränkt nur das zum Brauen
                              erforderliche Wasserquantum auf die möglich kleinste Menge, worauf dann fünf heiße
                              Nachgüsse gemacht werden, von denen die ersten drei in die Pfanne zur Würze kommen,
                              die folgenden zwei zum Nachbier oder für den Guß des folgenden Tages verwendet
                              werden sollen. Daß die Vertheilung der zum Brauen erforderlichen Wassermenge
                              meistens eine fehlerhafte ist, kann dabei nicht geläugnet werden, nur fragt es sich,
                              ob man bei Anwendung von fünf Nachgüssen nicht in das entgegengesetzte Extrem
                              verfällt; auch hat diese Methode strenge genommen nicht das Recht den Namen einer
                              neuen Braumethode zu führen.
                           Die andere Braumethode, welche offenbar aus derjenigen entstanden ist, welche Balling zur Erzeugung der
                              Kartoffelmehl-Gerstenmalzbiere empfiehlt, ist kurz folgende.
                           Die Pfanne muß so hoch stehen, daß die Dickmaische in den Maischbottich abfließen
                              kann. In die Pfanne kommt die Hälfte des ganzen Gusses Wasser, welches auf
                              40–45° R. erhitzt, und worauf dann das Feuer halb abgeschlossen wird.
                              Hierauf wird das Malz ausgeleert und eingerührt, das Feuer wieder geöffnet und diese
                              Dickmaische unter beständigem Aufrühren auf 52–54° R. gebracht, darauf
                              das Feuer ganz geschlossen, nochmals aufgemaischt, die Pfanne bedeckt und einer
                              halbstündigen Ruhe überlassen. Nach Verlauf dieser Zeit wird wieder aufgemaischt und
                              die Temperatur auf 60° R. gebracht, worauf wieder Abschließung des Feuers und
                              eine halb- bis dreiviertelstündige Ruhe folgt. Dann läßt man die ganze Masse
                              ohne vieles Aufmaischen in den Maischbottich abfließen. Nach einer Viertelstunde
                              wird die Würze gezogen.
                           Mit der Dickmaischmethode verglichen ist dieses Verfahren einfach zu nennen und
                              erspart Zeit und Brennstoff, offenbar entspricht es aber den Ansichten des
                              Verfassers nicht und widerlegt sich mit dessen eigenen Gründen. Hr. Heiß sagt nämlich in seiner Kritik des Gassauer'schen Apparates, daß sich bei dieser
                              Manipulation kein Gummi bilden könne, daß die Gummibildung bei einer Temperatur von
                              70–75° R. (?) vor sich gehe, und daß dieselbe unbedingt geschehen
                              müsse, wenn man ein süßes, mildes Bier erzeugen wolle. Wie soll sich aber bei jener
                              Methode mehr Gummi bilden, wenn die Zuckerbildung noch mehr begünstigt wird und die
                              endliche Temperatur der Maische nicht 60° R. übersteigt? Sie hat also nicht
                              den geringsten Vortheil vor dem Gassauer'schen Apparat,
                              während sie doch andererseits gegen denselben bedeutend im Nachtheil bleibt. Eben so
                              auffallend ist es, daß Hr. Heiß darnach gestrebt hat eine
                              Braumethode zu erfinden, welche den Anforderungen Balling's entsprechen soll, da dieser bereits vor Jahren in seinem Werke
                              über Bierbrauerei von dem Gassauer'schen Apparate sagt,
                              dieß sey das Verfahren, zu welchem es endlich kommen müsse. Wenn also ein Praktiker etwas auf die trefflichen Leistungen Balling's hält, so wäre es wahrlich an der Zeit dieses
                              Verfahren endlich gründlich zu prüfen und einzuführen, bevor wir an die Erfindung
                              eines bessern denken. Wenn übrigens Hr. Heiß den Apparat
                              nur zwei Tage lang in Thätigkeit gesehen hätte, so
                              wären ihm die beiden obenerwähnten Fehler der Habich'schen Beschreibung aufgefallen und er würde sie erwähnt haben.
                           Was den übrigen Inhalt jener Broschüre betrifft, so bietet derselbe durchaus nichts
                              Neues. Ich will hier noch des Verfassers Verfahren zum Stärken der Bierhefe anführen
                              und zwar als Beweis dafür, wie sehr es auch tüchtigen Praktikern oft an einigem
                              Nachdenken gebricht. Das Verfahren ist folgendes: Man läßt eine Quantität kalten
                              Satz (kalter Malzauszug) vor dem Maischen aus dem Bottich ablaufen, thut ihn in ein
                              Gefäß und läßt ihn ruhig stehen, bis die Hopfenwürze auf die Kühle gebracht wird. Mittlerweile hat
                              sich in der Flüssigkeit ein Bodensatz gebildet, die darüberstehende Flüssigkeit wird
                              abgeschüttet und mit auf die Kühle gebracht, der Bodensatz dient zum Stärken der
                              Hefe. Dieß Verfahren wird nun dadurch begründet und theoretisch erklärt, daß durch
                              Zusatz von Malzmehl wirksames Diastas in die Würze gebracht werde! Erstens ist aber
                              dieser Bodensatz kein Malzmehl, sondern größtentheils unveränderte Stärke, und
                              zweitens ist es Hrn. Heiß gar nicht eingefallen, daß das
                              Diastas in Wasser löslich, also durch das Abschütten entfernt worden ist. Uebrigens
                              führt trockenes Malzmehl besser und einfacher zu demselben Ziele.
                           Endlich verdient noch die Art, wie das Balling'sche Werk
                              (Die Bierbrauerei etc., Prag 1854) zu der vorliegenden Broschüre benutzt worden ist,
                              eine öffentliche Rüge. Die ersten sechs Seiten derselben, dann der größte Theil von
                              §. 7 (Seite 12 und 13) und von §. 13 (S. 46 und 47) sind mit kurzen
                              Unterbrechungen fast wörtlich abgeschrieben, wozu die
                              betreffenden Stellen aus Balling's Werk theilweise mit
                              Geschicklichkeit zusammengesucht sind.
                           Oberleutensdorf, im April 1858.