| Titel: | Ueber eine neue Bereitungsweise von Bleisuperoxyd und Wismuthsuperoxyd; von Prof. Böttger. | 
| Fundstelle: | Band 148, Jahrgang 1858, Nr. LXXXVI., S. 369 | 
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                        LXXXVI.
                        Ueber eine neue Bereitungsweise von Bleisuperoxyd
                           und Wismuthsuperoxyd; von Prof. Böttger.
                        Aus dem Jahresbericht des physikalischen Vereins
                                 zu Frankfurt a. M. für 1856–1857.
                        Böttger, über Bereitung von Bleisuperoxyd u.
                           Wismuthsuperoxyd.
                        
                     
                        
                           Bisher war man bekanntlich der Ansicht, daß bei Behandlung von kohlensaurem Bleioxyd
                              mit einer Auflösung von Chlorkalk in der Wärme, kein von Chlorblei freies Bleisuperoxyd gewonnen werden könne. Wenn man indeß ein
                              frisch bereitetes, noch feuchtes kohlensaures Bleioxyd einigemale hintereinander mit
                              oftmals erneuerter Chlorkalklösung in der Siedhitze behandelt, und zuletzt das auf
                              diese Weise resultirende Superoxyd wiederholt mit heißem Wasser aussüßt, so erhält
                              man dasselbe in der That frei von Chlorblei. Ja, meinen Beobachtungen zufolge, läßt
                              sich selbst reines, frisch gefälltes Chlorblei mit
                              Leichtigkeit bei seiner Behandlung mit Chlorkalklösung in der Siedhitze vollständig zersetzen und in Bleisuperoxyd überführen.
                              Kocht man nämlich frisch gefälltes (durch Zerlegung einer Auflösung von
                              salpetersaurem Bleioxyd mittelst Kochsalzlösung bereitetes) Chlorblei zu
                              wiederholtenmalen mit einer klaren, filtrirten Chlorkalklösung, so sieht man in
                              kurzer Zeit ein körnig krystallinisches Bleisuperoxyd resultiren, das, gehörig mit
                              heißem Wasser ausgesüßt, sich als vollkommen rein erweist. Die Thatsache, daß das
                              Chlor im Chlorblei, dieser sonst so beständigen Chlorverbindung, durch den
                              Sauerstoff der unterchlorigen Säure im Chlorkalk gänzlich ausgetrieben wird, ist
                              besonders in theoretischer Beziehung beachtenswerth, und erscheint gewissermaßen als
                              ein Analogon zu der
                              bekannten Erfahrung der Austreibung des Chlors durch Jod, bei dem Erhitzen einer
                              Auflösung von chlorsaurem Kali mit letzterem, wobei als Endresultat reines jodsaures
                              Kali entsteht.
                           Wenn es sonach erwiesen ist, daß Chlorblei durch
                              Behandlung mit einer Auflösung von Chlorkalk in der Siedhitze, gänzlich in
                              Bleisuperoxyd übergeführt werden kann, so erscheint auch die Annahme, es könne ein
                              mittelst kohlensauren Bleioxyds und Chlorkalklösung bereitetes SuperoxydHr. C. Puscher in Nürnberg hat bekanntlich diese
                                    Bereitungsart des Bleisuperoxyds (für die Zündholzfabrikanten)
                                    vorgeschlagen, im polytechn. Journal Bd.
                                       CXL S. 54. A. d. Red. nie frei von Chlorblei erzielt werden, keineswegs als gerechtfertigt. Da
                              indeß auch bei dieser letzteren Darstellungsweise des Bleisuperoxyds ein längeres
                              Aussüßen des Präparats mittelst heißen Wassers eine eben so nothwendige Bedingung
                              ist, wie erfahrungsgemäß bei seiner Gewinnung aus Mennige und Salpetersäure, so lag
                              mir daran, einen einfacheren Weg zur Bereitung dieses besonders in der neueren Zeit
                              zu technischen Zwecken vielfach in Anwendung kommenden Körpers zu ermitteln. Es
                              gelang dieß auf folgende Weise, nach deren genauer Befolgung man sich eines
                              vollkommen reinen Präparats stets versichert halten darf. Man versetze eine
                              concentrirte (nicht zuvor angesäuerte) Auflösung von
                              neutralem essigsauren Bleioxyd (selbst eine trüb durchs Filter gehende Lösung dieses
                              Salzes erweist sich als brauchbar) in der Siedhitze mit einer frisch bereiteten,
                              vollkommen klaren Auflösung von Chlorkalk, und zwar in einem solchen Verhältniß, daß
                              dadurch nicht die ganze in Arbeit genommene Menge des Bleizuckers zerlegt wird,
                              sondern ein Theil unzersetzten Salzes in Lösung bleibt, fahre dann mit dem Erhitzen
                              noch einige Zeit fort, lasse absetzen, entferne die über dem Niederschlage stehende
                              Flüssigkeit, ersetze solche durch eine Portion frischer Chlorkalklösung, und
                              wiederhole dieß so oft, unter fortwährendem Erhitzen des Ganzen, bis das Superoxyd
                              die bekannte dunkelbraune Farbe angenommen. Ein auf diese Weise bereitetes Superoxyd
                              hat ein körnig krystallinisches Ansehen, läßt sich in verhältnißmäßig sehr kurzer
                              Zeit äußerst leicht aussüßen und erweist sich völlig frei von Chlor.
                           Zur schnellen Erzeugung eines Wismuthsuperoxyds hat
                              folgendes Verfahren mir stets ein ganz erwünschtes Resultat ergeben. Man bringe
                              Natronhydrat in einer etwas weiten schmiedeisernen Schale in glühenden Fluß, warte
                              ab, bis dasselbe ganz ruhig, ohne Blasenwerfen fließt, und trage dann, unter
                              fortwährendem Umrühren mit einem Eisenspatel, in kleinen Portionen, basisch
                              salpetersaures Wismuthoxyd (sogenanntes Magisterium
                                 bismuthi) ein,
                              fahre, wenn eine gehörige Quantität des basischen Salzes eingetragen, noch so lange
                              mit dem Erhitzen und Umrühren der Masse fort, bis sie fast schwarz oder schwarzbraun
                              gefärbt erscheint, gieße sie dann auf eine Stein- oder Eisenplatte aus,
                              pulvere und behandle sie in der Siedhitze mit Wasser, lasse das röthlichbraun
                              erscheinende Pulver sich absetzen und digerire es schließlich in der Kälte mit
                              verdünnter reiner Salpetersäure, süße es endlich gehörig mit Wasser aus und trockne
                              es. Die Farbe des auf diese Weise gewonnenen Superoxyds ist der des Bleisuperoxyds
                              völlig gleich.