| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 148, Jahrgang 1858, Nr. , S. 462 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber die Verwendung der Steinkohlenziegel und der Stückkohle
                              auf den belgischen Eisenbahnen.
                           Bevor die Verwaltung der Staatseifenbahnen die rohe unpräparirte Kohle zur Befeuerung
                              der Lokomotiven anwendete, machte sie seit mehreren Jahren Gebrauch von gestrichenen
                              und gepreßten Ziegeln aus Kohlenklein, in welchem Theer als Bindemittel verwendet
                              war.
                           Der erste Versuch mit diesen Preßziegeln wurde 1852 gemacht, und gleich Anfangs
                              erkannte man die Möglichkeit, dieses Brennmaterial zu verwenden, ja selbst
                              ausschließlich damit zu feuern.
                           Die Versuche, die man sehr fähigen Maschinisten anvertraute, und die außerdem
                              speciell durch die betreffenden obern Beamten überwacht wurden, gaben so gute
                              Resultate, daß die Verwaltungsbehörde sich entschloß, diese Versuche im Großen
                              fortzusetzen und das neue Heizmaterial in den ordentlichen Dienst einzuführen. Diese
                              Maaßregel mußte zur Folge haben, den Preis der Kohks herunterzudrücken, der bis
                              dahin beträchtlich in die Höhe gegangen war.
                           Die Verwendung der Kohlenziegel dauerte nun in gewöhnlicher Weise bis 1854 fort, zu
                              welcher Zeit anscheinend sehr ernste Klagen sich von allen Seiten gegen den Gebrauch
                              der Ziegel erhoben. Der Rauch sey übermäßig und belästige die Reifenden; die
                              schwefligen Bestandtheile, die in den Kohlenziegeln reichhaltiger als in Kohks
                              seyen. griffen das Kupfer der Feuerbüchsen an; weißglühende Kohlenstückchen würden
                              durch den Zug bis zur Rauchkammer gerissen, wo sie fortstammten und die hier
                              befindlichen Maschinentheile, sowie die Cylinder, die häufig dort liegen,
                              beschädigten.
                           Angesichts dieser Klagen glaubte die Verwaltung den Verbrauch der Kohlenziegel ganz
                              einstellen zu müssen, forschte jedoch gleichzeitig sorgfältig nach dem Ursprung und
                              der größeren oder geringeren Bedeutung der Vorwürfe, die man an sie gerichtet hatte.
                              Eine zu diesem Zwecke angestellte sorgfältige Untersuchung ergab nun als
                              unzweifelhaft feststehend:
                           
                              1) daß viele Maschinisten, die wenig mit dem neuen Brennmaterial
                                 vertraut, und gewohnt warm, ihre Feuerbüchse mit Kohks bis oben hin anzufüllen,
                                 in gleicher Weise
                                 mit den Kohlenziegeln verfuhren, ungeachtet aller der Warnungen, die ihnen in
                                 dieser Beziehung zu Theil geworden waren;
                              2) daß eine solche hohle Kohlenziegelschicht die Wirkung hatte,
                                 daß sie viel Rauch erzeugte, daß die zu unterst auf dem Rost liegenden Ziegel in
                                 kleine Stückchen zerdrückt wurden, was wiederum einen sehr energischen Zug
                                 nöthig machte, der die Kohlenstückchen bis in die Rauchkammer mit
                                 fortriß;
                              3) daß das Kupfer nicht wesentlich angegriffen wurde;
                              4) daß wenn der Verbrauch bei Ziegeln bedeutender als bei Kohks
                                 gewesen war, dieß allein seinen Grund in der ungünstigen Lage während der
                                 Verbrennung hatte, im Verstreuen auf die Bahn während der Fahrt, und in dem
                                 Fortreißen bis zur Rauchkammer hin; endlich darin, daß ein großer Theil der
                                 Ziegel in kleine Fragmente verwandelt wurde in Folge der übermäßig starken
                                 Feuerung und der schüttelnden Bewegung;
                              5) daß man, wenn das Feuer richtig abgewartet wurde, alle diese
                                 Unbequemlichkeiten vermeiden konnte, und daß eine Mischung von Kohks und
                                 Ziegelkohle der Art war, einen guten und regelrechten Fahrdienst zu
                                 sichern.
                              
                           Unter diesen Bedingungen wurde denn auch die Anwendung der Kohlenziegel wieder
                              aufgenommen und seitdem auch nie wieder sistirt. Der Verbrauch ist fast dem der
                              Kohks gleich zu setzen.
                           Die Erfahrungen, die man im Gebrauch der Kohlenziegel erlangt hatte, erleichterten
                              die Versuche mit Stückkohle, die gegen Ende 1854 angestellt wurden, um Vieles.
                              Verschiedene Modifikationen in der Anordnung der Roste wurden für die Benutzung
                              dieses Heizmaterials vorgeschlagen; allein die bis jetzt damit gemachten Versuche
                              haben noch nicht bewiesen, daß diese Combinationen Vortheile gegen die mit
                              angemessen getheilten Stäben versehenen Roste gewährten. Man wendet mittelharte
                              Kohle vermengt mit Kohks hierbei an.
                           Die Anthracitkohlen würden vermöge ihrer chemischen Zusammensetzung wahrscheinlich
                              vorzuziehen seyn, doch haben die bis jetzt angestellten Versuche nur dargethan, daß
                              die belgischen Kohlen dieser Kategorie im Feuer leicht blättern und spalten, und zur
                              Heizung der Locomotiven nicht taugen. Der Verbrauch an roher Kohle ist auffällig dem
                              von Kohks und Kohlenziegeln gleich.
                           Während der ersten 9 Monate des Jahres 1856 war der Verbrauch dieser drei
                              Heizmaterialen auf folgende Quantitäten gestiegen:
                           
                              
                                 Kohks
                                 32,828705
                                 Kilogr.
                                 
                              
                                 Kohlenziegel
                                 14,989518
                                    „
                                 
                              
                                 rohe Kohle
                                   1,685765
                                    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                       in Summa
                                 49,503988
                                 Kilogr. = circa 100
                                    Millionen Pfund.
                                 
                              
                           Das macht
                           
                              
                                 an Kohks
                                 66,32
                                 Proc.
                                 
                              
                                 an Kohlenziegeln
                                 30,27
                                   „
                                 
                              
                                 an roher Kohle
                                   3,41
                                   „
                                 
                              
                           des ganzen Verbrauchquantums. (Erbkam's Zeitschrift für
                              Bauwesen.)
                           
                        
                           Bürk's patentirte Wächter-Controluhr.
                           Die meisten bisher üblichen Controluhren bezwecken einzig den Nachtwächter zu
                              zwingen, einen ihm bestimmten Punkt, welchen man des Nachts besonders gut bewacht
                              haben will, vorzugsweise im Auge zu behalten, sey es nun in bestimmten oder
                              unbestimmten Zwischenräumen; die zweite Art hat offenbar schon einen Vortheil voraus
                              vor der ersten, und läßt am Ende nicht viel zu wünschen übrig, wenn man jeden Punkt,
                              den man von dem Nachtwächter besucht wissen will, mit einer Controluhr versieht;
                              aber abgesehen davon, daß dieß bei der Anwendung auf größere Fabrikcomplexe oder gar
                              auf ganze Ortschaften eine große Ausgabe für viele Uhren verursacht, hat es noch das
                              Unbequeme, daß selbst bei harmonirendem Gang sämmtlicher Uhren die nachträgliche
                              Controlirung sehr umständlich ist.
                           Bürk vermeidet diesen Uebelstand, indem er seine Uhr dem
                              Wächter mit auf den Weg gibt, und dieser auf jedem von ihm zu besuchenden Punkt
                              einen einfachen Schlüssel vorfindet, mit welchem er ein bleibendes Zeichen markiren kann, welches
                              sowohl den Ort als die Zeit, wo und wann markirt wurde, genau angibt. Auf diese Art
                              ist Bürk's Wächteruhr ein Instrument, welches eine
                              wirkliche Controle ausübt, ohne den Wächter weder an Zeit noch Ort zu binden, ihn
                              aber ohne Barmherzigkeit zwingt, den ihm angegebenen Rayon zu begehen. Ich kann
                              daher nicht anders als diese Uhr allen Fabriken, welche einer Nachtwache bedürfen
                              (und welche Fabrik bedarf deren nicht?), wie auch für Städte und Dörfer dringend
                              anzuempfehlen; die am meisten von diesen angewendete Controlmaßregel, den
                              Nachtwächter die Stunden anrufen zu lassen, wodurch er natürlich nur zur
                              Vogelscheuche wird für allen fallsige Uebelwollende, wird natürlich ganz überflüssig
                              bei Anwendung dieser Uhr.
                           Bürk's Uhr ist eine in einem messingenen Gehäuse
                              befindliche Ankeruhr in der Größe, daß sie noch sehr gut in der Seitentasche
                              nachgetragen werden kann; der Stundenzeiger nimmt einen Messingring vom Durchmesser
                              des Zifferblattes mit herum, so daß sich jeder Punkt eines am Umfange dieses Ringes
                              jeden Tag zu erneuernden Papierstreifens in Zeit von 12 Stunden vor einem
                              feststehenden Punkte des Gehäuses präsentirt und von diesem Punkte aus mit Angabe
                              der Zeit markirt werden kann. Dieses Markiren findet statt durch 6 übereinander
                              stehende Spitzen, welche sich je an einer Feder befinden und mittelst eines
                              besondern Schlüssels gegen den Papierstreifen angedrückt werden können; an jeder von
                              dem Wächter zu besuchenden Station befindet sich ein anderer Schlüssel (welcher um
                              Verwechselungen unmöglich zu machen, mittelst einer angesiegelten Kordel befestigt
                              ist), wodurch verschiedene Spitzen angedrückt werden; da die 6, je einzeln
                              bewegbaren, Federn sehr viele Combinationen zulassen, so genügt eine Uhr für eben so
                              viele Posten.
                           Das ganze Gehäuse ist mittelst eines Schlosses verschließbar, und befindet sich nur
                              eine Oeffnung an demselben, durch welche der Controlschlüssel eingesteckt werden
                              kann. Die Uhr ist zu beziehen von ihrem Erfinder Hrn. Bürk (Firma Bürk und Beutner) in Schwenningen
                              (Württemberg) und kostet Fl. 40 à 45, je nach der
                              Anzahl Controlschlüssel. L. L. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1858,
                              Bd. II S. 123.)
                           
                        
                           Verfahren, kleine schmiedeiserne Artikel, Stecknadeln,
                              Agraffen etc., auf nassem Wege zu verzinnen; von Hrn. Fouquet zu Rugles (Eure-Departement).
                           Das Verfahren des Erfinders besteht in der Anwendung eines Zinn-Amalgams,
                              welches schon bei niedriger Temperatur flüssig wird; seine Methode gewährt den
                              Vortheil, daß sie nicht viel Handarbeit erfordert, ferner die Rauhigkeiten und
                              Unebenheiten vermeidet, welche man mit Recht der gewöhnlichen Verzinnung vorwirft.
                              Man braucht die eisernen Gegenstände, nachdem sie auf gewöhnliche Weise abgebeizt
                              worden sind, nur in ein Amalgam zu tauchen, welches in schwach angesäuertem heißem
                              Wasser zum Schmelzen gebracht ist, damit sie sich sofort mit einer glänzenden
                              Schicht überziehen.
                           Obgleich man von dem Quecksilber keine größere Menge angewandt hat, als gerade
                              nothwendig ist um das Zinn flüssig zu machen, so ist dieses Amalgam doch zu reich an
                              Quecksilber. Der Erfinder hilft sich daher dadurch, daß er die amalgamirten eisernen
                              Gegenstände durch den sogenannten Weißsud oder Zinnsud der Nadler passirt. Die
                              weißgesottenen Gegenstände werden dann, wie gewöhnlich, gut abgewaschen, mit grober
                              Kleie getrocknet und ebenfalls mit Kleie polirt. (In Frankreich erloschenes Patent.
                              – Brevets d'invention, t. XXVI.)
                           
                        
                           
                           Teleskope mit Silberspiegel auf Glas.
                           In der Sitzung der mathematisch-physikalischen Classe der k. bayer. Akademie
                              der Wissenschaften vom 12 Junius legte der Akademiker Ministerialrath Steinheil ein in seiner Werkstätte zu München
                              ausgeführtes Teleskop mit Silberspiegeln auf Glas vor, das von so überraschender
                              Wirkung ist, daß dieser neue Gegenstand, der eine große Zukunft für die
                              Instrumentalastronomie erwarten läßt, wohl in weiteren Kreisen Interesse erregen
                              dürfte.
                           Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß das Newton'sche
                              Spiegelteleskop vom Standpunkt der Theorie aus ungemeine Vorzüge vor dem Fernrohr
                              besitzt, weil seine Theorie streng richtig ist, und daher auch mehr leisten muß als
                              die vollendetste Dioptrik. Denn hier wird der Lichtstrahl nicht in seine Farben
                              zerlegt wie bei der Durchdringung der Glaslinsen. Es entstehen also jene Farbensäume
                              der Bilder gar nicht, deren Hebung in der Dioptrik die größte Schwierigkeit bildet,
                              und die nie vollständig gelingt, namentlich bei großen Refractoren unvermeidlich
                              bleibt. Aber die Teleskope hatten so große Mängel anderer Art in Vergleich zu den
                              Refractoren, daß sie bei uns in Deutschland (etwa mit Ausnahme von Lilienthal)
                              eigentlich nie Eingang fanden. Nur in England, dem Lande wo sie erfunden wurden, hat
                              man sie mit Erfolg in der Wissenschaft benutzt. Die Mängel der Spiegelteleskope, die
                              bisher alle Talente dieser Sphäre abschreckten ihre Kräfte der Verbesserung dieser
                              Instrumente zu widmen, und sie veranlaßten sich der Dioptrik zuzuwenden, sind nun
                              hauptsächlich folgende: 1) beträgt der Lichtverlust bei Reflexion von Metallspiegeln
                              33 Procent und mehr, so daß ein Teleskop welches zweimalige Reflexion des Lichts
                              fordert, 55 Procent des einfallenden Lichts absorbirt, und also fast doppelt so
                              großen Durchmesser als ein Fernrohr nöthig hat um gleichviel zu leisten. 2) Ein noch
                              schlimmerer Uebelstand bei den Spiegelteleskopen ist ihre geringe Dauerhaftigkeit.
                              Sehr bald laufen die Spiegel durch Einwirkung von Gasarten an, und ein Aufpoliren um
                              sie zu reinigen, hat in der Regel den Untergang der genauen Gestalt des Spiegels und
                              damit seiner Leistung zur Folge. Außerdem aber zeigen 3) die Spiegelteleskope nie so
                              scharf als die Refractoren, weil die sphärische Abweichung des Spiegels hier nicht
                              so wie bei den Fernröhren vernichtet werden kann.
                           Das vorgezeigte Steinheil'sche Teleskop ist nun frei von
                              diesen Mängeln. Eine dem Anschein nach unbedeutende chemische Erfindung hat die
                              Entfernung aller Mängel des Teleskops ermöglicht, und ist also von unberechenbarem
                              Nutzen für Optik und Astronomie. Liebig's Versilberung
                              polirter Glasflächen, nach einer neuen bis dahin noch nicht veröffentlichten
                              Methode, ist nämlich so überaus gleichmäßig und dünn, daß die Metallseite der
                              Versilberung eine vollkommene Aequidistante der Glasfläche bildet, und durch bloßes
                              Abreiben mit weichem Leder zum hochpolirten Spiegel wird. Dabei haftet diese höchst
                              dünne Silberschicht so fest an dem Glas, daß der Spiegel selbst hohen Temperaturen
                              ausgesetzt werden kann, ohne sich wie die bisherigen ähnlichen Versilberungen
                              abzulösen. Nach Messungen von Steinheil ist der
                              Lichtverlust dieser Silberspiegel unter 45° nur 9 Proc. (S. Astron.
                              Nachrichten Nr. 1138.) Er beträgt also bei zweimaliger Reflexion nur 17 Proc.,
                              während ein Frauenhofer'sches Objectiv 23 Proc.
                              Lichtverlust hat. Teleskope mit Silberspiegeln stehen sonach den Fernröhren gleicher
                              Oeffnung in Helligkeit nicht nach. Nun hat aber Steinheil
                              auch Mittel gefunden, die sphärische Abweichung der Spiegel durch ein kleines
                              negatives Objectiv, das einen Theil des Oculars bildet, in aller Strenge, wie bei
                              den Refractoren, aufzuheben, so daß die Deutlichkeit des neuen Spiegelteleskops
                              selbst die der besten Fernröhren übertrifft, weil keine Spur von farbigen Säumen an
                              den Bildern sichtbar wird. Die mit einer Silberschicht von der Dicke von ein
                              Dreißigtausendstel einer Linie belegte, genau sphärisch polirte Glasfläche des
                              Spiegels bleibt sonach stets geschützt durch die Silberschicht. Selbst wenn diese
                              mit der Zeit anläuft, und durch Abreiben mit Leder wieder rein gemacht werden muß,
                              bleibt die Glasfläche unberührt, und damit die genaue Gestalt erhalten. Ja, wenn
                              selbst mit der Zeit die Versilberung des Spiegels erneuert werden muß, so ist dazu
                              nicht mehr Mühe und Vorsicht erforderlich, als jetzt beim Reinigen der Objective.
                              Diese Teleskope sind also wenigstens eben so dauerhaft als Refractoren. Sie bieten
                              aber noch andere wesentliche Vortheile. Es kann nämlich die Oeffnung im Verhältniß zur
                              Brennweite viel größer als bei Fernröhren gemacht werden. Das vorgelegte Teleskop
                              hat 3 Zoll Oeffnung und 18 Zoll Brennweite, während es in der Leistung einem
                              dreizölligen Fernrohr von 42 Zoll Brennweite sehr nahe gleichkommt. Ein
                              sechszölliges Teleskop bekommt nur 33 Zoll Länge und bleibt somit leicht
                              transportabel und am Fenster benutzbar, während die Anwendung eines sechszölligen
                              Refractors gleicher Leistung eine Sternwarte erfordert.
                           Endlich ist die Herstellung dieser Teleskope einfach im Verhältniß zu der der
                              Refractoren, und ganz unabhängig von homogenem wellenfreien Glas, so daß die Preise
                              im Vergleich mit denen der Refractoren von gleicher Leistung von Merz kaum ein Viertel betragen werden. Diese Vortheile
                              sind so erheblich, daß wir hoffen dürfen die Silberspiegel-Teleskope bald
                              eingeführt zu sehen. Sie scheinen nicht nur geeignet in der Wissenschaft Anwendung
                              zu finden, sondern sie werden auch den Freund der Astronomie in den Stand setzen die
                              Wunder des Himmels sich ohne große Opfer näher als bisher ansehen zu können.
                              (Beilage zu Nr. 175 der Allgemeinen Zeitung.)
                           
                        
                           Krystallbildungen bei der Destillation des Zinks.
                           In den Zinkdestilliröfen setzt sich am vordern Ende der Muffel außerhalb mitunter
                              eine Masse an, die aus kleinen nadelförmigen Krystallen besteht. Oefters jedoch (was
                              bei einer zu raschen Bildung geschieht) sind die Krystalle nicht deutlich
                              ausgebildet und die Masse erscheint alsdann tropfsteinartig. Die Farbe der Krystalle
                              ist bald grün, grünlich, gelb und bald braun. Eben so ist die Krystallform
                              verschieden, indem sie sowohl das Hexagonal-, als auch das Tesseralsystem
                              annimmt. Die Verbindung wäre demnach dimorph und dem Zink vollständig analog Die
                              Zusammensetzung der Krystalle ist folgende:
                           
                              
                                 
                                    Braune
                                    
                                 Krystalle.
                                 
                                    Grüne
                                    
                                 Krystalle.
                                 
                              
                                    97,84
                                   Zinkoxyd,
                                   98,45
                                   Zinkoxyd,
                                 
                              
                                     
                                    1,52
                                   Eisenoxyd,
                                     1,45
                                   Kalk,
                                 
                              
                                     Spur
                                   Cadmiumoxyd,
                                     0,24
                                   Eisenoxyd.
                                 
                              
                                       „
                                   Kalk.
                                 
                                 
                                 
                              
                           Friedr. Ch. Weber in Stolberg.
                           (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1858, Bd. II S. 123.)
                           
                        
                           Ueber Darstellung von Lichtbildern mit natürlichen
                              Farben.
                           Nach einem Bericht von T. D. Stetson im Practical Mechanic's Journal, Mai 1858, S. 33, wurden im
                              Monat April d. J. im Mechanic's Club zu New-York
                              die in Amerika gemachten Fortschritte in der Hillotypie
                              oder dem Photographiren mit natürlichen Farben besprochen. Hr. Hill, von welchem man so oft angekündigt hat, daß es ihm gelungen sey
                              Lichtbilder mit den natürlichen Farben zu erzielen (m. s. polytechn. Journal Bd. CXXIX S. 78), wurde als ein Abenteurer
                              erklärt, dessen moralischer Charakter gar keine Achtung verdient, während es
                              allerdings unzweifelhaft sey, daß er mehrere Farben hervorbrachte. So seyen vor
                              beiläufig einem Jahr von demselben einige ziemlich große Photographien in
                              New-York ausgestellt gewesen, welche aber sämmtlich Copien von colorirten
                              Lithographien, und nicht Aufnahmen nach der Natur waren. Die Farben auf diesen
                              Bildern waren nicht stark, da aber die Originale nicht gezeigt wurden, so konnte man
                              nicht beurtheilen, in welchem Grade die Nachahmung von deren Farben gelungen war,
                              und da die Bilder in der Ausstellung auch nicht lange blieben, so war es eben so
                              schwierig zu bestimmen, ob die Farben rasch verbleichen, oder gar nicht. Im
                              Allgemeinen sprach man sich in der Versammlung dahin aus, daß die Hauptschwierigkeit
                              im Fixiren der Farben besteht (wie aus Becquerel's
                              Untersuchungen hervorgeht, m. s. polytechn. Journal Bd. CXIV. S. 44), und diejenigen, der
                              anwesenden Photographen,
                              welche sich selbst längere Zeit mit dem fraglichen Problem beschäftigt hatten,
                              erklärten sich überzeugt, daß es weder Hrn. Hill noch
                              einem andern jemals gelungen sey, die natürlichen Farben lebender Gegenstände auf
                              Silber, Collodium oder einer sonstigen Fläche auch nur eine Stunde lang
                              zurückzuhalten. Es wurde angeführt, daß auf den erwähnten ausgestellten Bildern
                              Roth, Blau und Grün deutlich sichtbar waren, dagegen frage es sich, ob diese Farben
                              nicht vielmehr Complementärfarben als Nachahmungen des Originals waren, oder ob sie
                              vollends in gar keinen gewöhnlichen Beziehungen zu denselben standen, weil notorisch
                              auf einem Bilde ein hervorstehendes Haus entschieden blau war, eine sehr
                              ungewöhnliche Farbe für einen solchen Gegenstand. Die französischen Photographen,
                              welche in der letzten Zeit ankündigten, daß es ihnen gelungen sey die Farben zu
                              copiren (polytechn. Journal Bd. CXLIII. S.
                                 79), mögen ihren Zweck erreicht haben, in Amerika hat man aber niemals
                              eine Probe zu sehen bekommen, um sich von dieser Thatsache zu überzeugen.
                           
                        
                           Ueber Bereitung von basisch-essigsaurem Bleioxyd; von
                              Fr. Rochleder.
                           Zufällig wurde der Verf. darauf aufmerksam, daß die Bildung des
                              basisch-essigsauren Bleioxydes in einer Silberschale unendlich schneller vor
                              sich gehe, als in verzinnten Metallgefäßen, gläsernen oder Porzellangefäßen. Wird
                              Bleiglätte nach und nach in kleinen Portionen in eine Bleizuckerlösung eingetragen,
                              die in einer Silberschale zum Sieden erhitzt ist, so löst sie das Bleioxyd beinahe
                              augenblicklich auf, und die Bereitung mehrerer Pfunde ist selbst in einer nicht sehr
                              großen Silberschale in Zeit von einer halben Stunde beendet. (Sitzungsber. der Akad.
                              der Wissenschaften zu Wien, mathem.-naturw. Cl. Bd. XXIV S. 38.)
                           
                        
                           Kautschukauflösung, zum Vermischen mit den Oelfarben der
                              Maler; von Hrn. Martiny.
                           Man bereitet zuerst eine Auflösung von Kautschuk in weißem Steinöl; 1 Kil. Kautschuk
                              und 10 Liter Steinöl werden in einen luftdicht verschlossenen kupfernen Apparat
                              gebracht, welchen man während des Schmelzens, das im Wasserbad bei gelindem Feuer
                              vorgenommen wird, zeitweise öffnen muß. Man schüttelt oft, bis die Masse recht
                              flüssig ist.
                           Nachdem der Kautschuk vollständig zergangen ist, filtrirt man die Lösung durch feine
                              Leinwand; die so erhaltenen Flüssigkeiten gibt man in Fäßchen, welche man während
                              einer Woche täglich drei- bis viermal schüttelt, damit sich die angewandten
                              Materialien vollkommen vereinigen.
                           Die so bereitete Composition hat die Eigenschaft, die Oelfarben undurchdringlich und
                              glänzend zu machen, denselben während einer Anzahl von Jahren ihre Frische und ihren
                              Glanz zu erhalten und sie zu verhindern sich abzuschuppen. Zu diesem Zweck genügt
                              es, 1 Kilogr. fertiger Oelfarbe mit 12 Grammen Kautschuklösung zu vermischen. (In
                              Frankreich erloschenes Patent. – Brevets d'invention,
                                 t. XXVI.)
                           
                        
                           Ueber Anwendbarkeit der ammoniakalischen Flüssigkeit der
                              Gasanstalten in der Landwirthschaft; vom Ingenieur Leroi.
                           Die Landwirthe sind über die Anwendbarkeit der ammoniakalischen Flüssigkeit von der
                              Kohlengasbereitung getheilter Meinung; die einen halten sie für sehr werthvoll, die
                              anderen behaupten, daß sie die Vegetation zu Grunde richtet, nachdem sie dieselbe
                              anfangs zu befördern schien.
                           
                           Als Hr. Leroi Director der Gasanstalt von
                              Chalons-sur-Marne war, ließ er die ammoniakalische Flüssigkeit und den
                              Theer, um sich derselben zu entledigen, in einen verlassenen Kreidebruch
                              transportiren, der in einer Oertlichkeit von anerkannter Unfruchtbarkeit liegt,
                              indem sie nicht einmal dem Moose eine hinreichende Nahrung liefern konnte. Im
                              folgenden Frühling bemerkte man, daß der Weg, welcher zum Steinbruch führte mit Gras
                              überzogen war, während dessen Umgebung die alte Unfruchtbarkeit beibehielt. Diese
                              Vegetation war offenbar die Folge des Begießens durch den Transport der mit
                              Ammoniakwasser und Theer gefüllten Fässer. Hr. Leroi
                              bemerkte, daß die zu stark begossenen Stellen eine weniger kräftige Vegetation
                              zeigten, woraus er schließen mußte, daß eine mäßige Anwendung dieses Düngers
                              vortheilhaft ist, während derselbe in Ueberschuß angewendet, schädlich ist.
                           Den Graswuchs auf einer absolut unfruchtbaren Kreidefläche erklärt er folgendermaßen:
                              der Wind führt Staub mit sich fort, welchen er auf die Oberfläche des Bodens fallen
                              läßt; wenn seine Heftigkeit sich vermindert, dann hebt er diese Ablagerung
                              neuerdings vom Kreideboden auf, um sie anderswohin zu transportiren. Im vorliegenden
                              Falle aber bildet der dem ammoniakalischen Wasser beigemischte Theer eine klebrige
                              Substanz, welche diese wandernden Erdtheilchen fixirt, so daß sich nach einiger Zeit
                              eine sehr stickstoffhaltige und folglich sehr fruchtbare Ackererdeschicht
                              bilden.
                           Aus diesen Beobachtungen zieht Hr. Leroi folgende
                              Schlüsse:
                           1) im geeigneten Verhältniß angewendet, ist das ammoniakalische Gaswasser ein
                              vortrefflicher Dünger;
                           2) in zu reichlicher Menge angewandt, wird es schädlich, durch Ueberreizung des
                              Wachsthums der Pflanzen;
                           3) ein Gemisch von ammoniakalischem Wasser und Theer bildet einen fruchtbaren Boden,
                              indem es die pulverförmigen Theilchen fixirt, welche sonst der Wind mit sich
                              fortreißt.
                           Aus den Beobachtungen dieses Ingenieurs geht ferner hervor, daß der Theer, als
                              Ueberzug am Fuß der Obstbäume angewandt, dieselben gegen den Angriff der Insecten,
                              Ameisen, Raupen etc., und hauptsächlich der Nagethiere schützt. Mit 1 Kilogr. des
                              sehr wohlfeilen Steinkohlentheers kann man den Fuß von fünfhundert Bäumen auf eine
                              Höhe von beiläufig 1 1/2 Fuß überziehen, welche mehr als hinreichend ist, um
                              dieselben gegen Insecten aller Art und auch gegen die Wasserratten zu schützen. (Armengaud's Génie
                                 industriel, Mai 1858, S. 275.)