| Titel: | Ueber eine abgeänderte Construction der Elektromagnete; von A. Schefczik. | 
| Fundstelle: | Band 150, Jahrgang 1858, Nr. XI., S. 24 | 
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                        XI.
                        Ueber eine abgeänderte Construction der
                           Elektromagnete; von A.
                              Schefczik.
                        Aus dem Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt,
                              Jahrgang VIII S. 292.
                        Schefczik, über eine abgeänderte Construction der
                           Elektromagnete.
                        
                     
                        
                           Aus den bisherigen bei der Construction von Elektromagneten gemachten Erfahrungen
                              ergibt sich in Kürze Folgendes: Um mit einer gegebenen Batterie einen Elektromagnet
                              von größtmöglicher Tragkraft zu erzeugen, muß die Länge des zu umwindenden Drahtes
                              so groß genommen werden, daß der Leitungswiderstand in demselben dem Widerstande in
                              der Batterie gleich ist; in diesem Falle ist im Allgemeinen der Nutzeffect der
                              Batterie am größten, sie mag für was immer für Zwecke in Thätigkeit gebracht werden.
                              Die magnetisirende Wirkung der einen Eisenkern umgebenden Drahtwindungen wächst mit
                              der Anzahl derselben und mit dem Durchmesser des Eisenkernes, so lange dieser ein
                              gewisses Verhältniß zu der Quantität des angewendeten Stromes nicht überschreitet.
                              Mit einem intensiven Strome wird der Effect durch über einander gelegte Schichten
                              von Drahtwindungen in so lange gesteigert, als sich diese vom Eisenkern nicht zu
                              weit entfernen, und so lange bei vermehrter Länge des Drahtes der Leitungswiderstand
                              nicht derart zunimmt, daß durch die Schwächung des Stromes dessen magnetisirende
                              Wirkung abnimmt, abgesehen von dem hier auftretenden inducirten Strome, der in den
                              parallelen Windungen bei jedesmaligem Schließen und Oeffnen der Kette wirksam
                              auftritt.
                           Die größten Erfolge sind bisher in jenen Fällen erzielt worden, wo ein Strom von
                              großer Quantität eine Kupferdrahtspirale von entsprechend großem Querschnitt
                              durchläuft, welcher letztere einen verhältnißmäßig starken Eisenkern umgibt. Ein
                              Kupferdraht von großem Querschnitt nimmt jedoch einen großen Raum ein, so daß von
                              demselben auf eine
                              gegebene Länge des Schenkels eines Elektromagnets nur eine geringe Anzahl von
                              Windungen neben einander aufgewickelt werden kann. Eine Verlängerung des Schenkels
                              hilft diesem Umstande nicht ab, weil die dem Indifferenzpunkte des Elektromagnetes
                              nahe gelegenen Windungen weit weniger wirksam werden als die in der unmittelbaren
                              Nähe der Pole liegenden. Auch die Schichtung der Lagen des Drahtes über einander hat
                              bei starken Drähten nicht den gewünschten Erfolg, weil sie andere Uebelstände mit
                              sich bringt.
                           Um diesen beiden Unzukömmlichkeiten zu begegnen, um eine möglichst große Anzahl von
                              Umgängen auf eine gegebene Länge des Schenkels eines Elektromagnets neben einander
                              anzubringen, ohne den Querschnitt des Leiters zu verringern, habe ich statt des
                              Kupferdrahtes, welcher zur Erzeugung von Elektromagneten genommen wird, Kupferblech verwendet und dasselbe hochkantig um den Eisenkern herumgehen lassen. Um dieses ausführen zu
                              können, wurden Scheiben aus Kupferblech geschnitten, in denen ein concentrisches
                              Loch vom Durchmesser des Kerns des zu verfertigenden Elektromagnetes
                              herausgeschlagen wurde. Nachdem aus jeder dieser Scheiben ein kleiner Sector
                              herausgeschnitten worden, wurden dieselben eine nach der andern auf den Eisenkern
                              aufgesteckt und zusammengelöthet, so daß sie eine Spirale formen.
                           Das Herausschneiden des kleinen Sectors aus jeder Scheibe verhütet, daß nicht alle
                              Löthstellen über einander zu stehen kommen und an diesem Punkte eine größere Länge
                              der Spirale veranlassen, sondern gleichmäßig mit der Spirale vorschreiten.
                           Die Spirale wurde an beiden Enden mit angelötheten Schraubenklemmen versehen und auf
                              allen Flächen mit Lack (aus Siegellack und Alkohol) überzogen. Der Eisenkern wurde
                              zur bessern Isolirung mit einem Seidenbande umwickelt und in die Spirale
                              eingeschoben.
                           Die magnetisirende Wirkung dieser Spirale ist eine sehr beträchtliche, wenn ein
                              galvanischer Strom einer Batterie von wenigen aber großen Elementen durchgeleitet
                              wird. Wenn man die bestehende Erfahrung im Auge behält, daß nur Ströme von großen
                              Plattenpaaren kommend, auf einen entsprechenden Eisenkern im höheren Grade
                              magnetisirend wirken, so ist es bei geeigneter Wahl der Dimensionen einer solchen
                              Spirale mehr als wahrscheinlich, daß selbe mit einem gegebenen Elemente (aus großen
                              Platten) einen Elektromagnet von größerer Tragkraft erzeugen wird, als eine einzelne
                              oder mehrere über einander geschichtete Drahtspiralen, weil die Anzahl der neben
                              einander liegenden Umgänge ohne Beeinträchtigung des Querschnittes des leitenden
                              Metalles immer größer werden muß als jene des runden Drahtes, und zwar um so größer,
                              je dünner das Blech genommen wird, und weil dadurch in die nächste Nähe der Pole mehr wirksame Umgänge
                              zu liegen kommen.
                           Bei Vergrößerung des Durchmessers der Spirale kann die Anzahl der Umgänge auf die
                              gegebene Länge eines Schenkels vermehrt werden, ohne den Leitungswiderstand zu
                              vermehren. Es entsteht hier die Frage: bis zu welcher Gränze der Dicke des Bleches
                              kann man gehen, und in welcher Weise wird der Strom bei sehr dünnen Blechen auf die
                              Magnetisirung des Kernes wirken?
                           Ohne Zweifel wird sich durch Versuche ein Verhältniß zwischen der Blechdicke und dem
                              Durchmesser der Scheiben herausfinden lassen, bei welchen die magnetisirende Wirkung
                              eines gegebenen Stromes ein Maximum wird. Ein Versuch, den ich mit Stanniolscheiben
                              angestellt habe, welche in eine Spirale aus Papier so eingelegt wurden, daß sie
                              sich, um den metallischen Contact herzustellen, theilweise übergreifen mußten und in
                              der fertigen Spirale durch das Papier von einander isolirt wurden, lieferte wohl
                              auch einen Elektromagnet, aber der Leitungswiderstand dieses Materials so wie die
                              Unvollkommenheit der Continuität des metallischen Leiters erforderten einen
                              intensiven Strom, welcher bei Anwendung eines dünnen Drahtes mehr geleistet
                              hätte.
                           Außerdem will ich hier noch einer Erscheinung Erwähnung thun, welche ich an dem Ruhmkorff'schen Inductionsapparate beobachtet habe.
                              Bekanntlich gibt das äußere Ende des dünnen Drahtes so wie die ganze obere Lage der
                              Inductionsspirale an einen genäherten Leiter elektrische Funken ab, während das
                              innere, der Magnetisirungsspirale zunächst liegende Ende dieses Drahtes diese
                              Erscheinung nicht zeigt. Als ich jenes äußere Ende nun aber mit einer guten
                              Erdleitung, so wie sie in den Telegraphenstationen durch eine in der Erde
                              eingegrabene Metallplatte hergestellt ist, in Verbindung brachte, hörte die
                              Erscheinung des Funkengebens an diesem Drahtende auf, was wohl zu vermuthen stand;
                              aber es zeigte sich, daß nun das innere Ende des dünnen Inductionsdrahtes gerade
                              solche Funken gab wie sie vor der Verbindung mit der Erde das äußere Ende der
                              Spirale gegeben hatte. Die Uebergangsfunken des Apparates von einem Pole zum andern
                              blieben vor und nach der Verbindung mit der Erde ungeändert.