| Titel: | Verfahren zur Darstellung von Lichtbildern ohne Anwendung von Silbersalzen; als Mittheilung für Ch. Cowper in London patentirt. | 
| Fundstelle: | Band 150, Jahrgang 1858, Nr. XV., S. 50 | 
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                        XV.
                        Verfahren zur Darstellung von Lichtbildern ohne
                           Anwendung von Silbersalzen; als MittheilungVon Testud de Beauregard und Pouncy. für Ch. Cowper
                           in London patentirt.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, August
                              1858, S. 150.
                        Cowper, Verfahren zur Darstellung von Lichtbildern ohne Anwendung
                           von Silbersalzen.
                        
                     
                        
                           Um Lichtbilder ohne Anwendung von Silbersalzen darzustellen, wird Kohle oder ein
                              anderes geeignetes Pigment benutzt und auf dem Papier oder der sonstigen Fläche
                              mittelst eines Präparats befestigt, welches für das Licht empfindlich ist. Wenn man
                              einer gesättigten Auflösung von zweifach-chromsaurem Kali thierischen Leim
                              oder Gummi zusetzt, und die Mischung, nachdem sie getrocknet ist, dem Sonnenlicht
                              aussetzt, so wird dadurch der Leim oder das Gummi in Wasser unauflöslich gemacht.
                              Setzt man dieser Mischung, bevor man sie dem Licht exponirt, ein unauflösliches
                              Pigment zu (z.B. Kohle oder Graphit für eine schwarze Farbe, Zinnober oder Carmin
                              für eine rothe Farbe, Indigo für eine blaue Farbe), so ist das Resultat, daß die
                              nach dem Belichten unauflöslich gewordene Mischung das Pigment eingeschlossen
                              zurückhält, welches dadurch unauslöschlich gemacht ist. Wird ein solches Präparat
                              unter einem negativen Lichtbild exponirt und hernach mit Wasser gewaschen, so wird
                              das Pigment an denjenigen Stellen, wo das Licht auf dasselbe wirkte, fixirt,
                              hingegen an den gegen das Licht geschützt gewesenen Stellen beim Waschen mit Wasser
                              beseitigt; das Bild wird also bei diesem Verfahren auf eine ähnliche Weise copirt,
                              wie bei den gewöhnlichen photographischen Methoden mit Chlorsilber.
                           Dieses Verfahren ist nicht neu, aber bei der Anwendung dieses Princips in der Praxis
                              sind mehrere Schwierigkeiten zu überwinden. So muß die Weiße des Papiers in den
                              Lichtern des Bildes beibehalten werden, und das Pigment darf an den dem Licht nicht
                              ausgesetzt gewesenen Stellen nicht haftend bleiben; ferner muß das Pigment in
                              außerordentlich fein zertheiltem Zustande angewendet werden; auch müssen die
                              Pigmenttheilchen so gleichförmig als möglich auf der Papierfläche vertheilt seyn;
                              endlich darf beim Waschen niemals ein nicht fixirtes Pigmenttheilchen sein
                              benachbartes, welches durch die Wirkung des Lichts fixirt seyn sollte, mit sich
                              fortreißen.
                           
                           Ich operire folgendermaßen. Eine gesättigte Auflösung von zweifachchromsaurem Kali
                              wird im Wasserbad erhitzt, um eine Quantität Leim darin aufzulösen. Auf 40
                              Unzenmaaße gesättigter Auflösung von zweifach-chromsaurem Kali kann man 1 1/2
                              bis 3 1/4 Unzen Leim anwenden; und anstatt des Leims 10 bis 16 Unzen arabisches
                              Gummi mit einem schwachen Zusatz von Eiweiß. Die Auflösung von
                              zweifach-chromsaurem Kali und Leim muß so stark seyn, daß sie bei der
                              Temperatur von 60° C. (48° R.) syrupartig ist, nach dem Erkalten fest
                              oder gallertartig wird, und beim Abkühlen nicht krystallisirt. Diese Mischung wird
                              heiß oder warm angewandt, indem man das Papier entweder ganz eintaucht oder auf
                              ihrer Oberfläche schwimmen läßt. Das Eintauchen läßt man zwei bis sechs Minuten
                              dauern, je nach der Intensität des Lichts und der Jahreszeit; je kräftiger das Licht
                              ist, um so stärker soll die Auflösung seyn und um so länger das Eintauchen dauern.
                              Das aus der Mischung genommene Papier wird an einem warmen und trockenen Orte
                              aufgehängt, bis es ganz trocken ist. Alle diese Operationen müssen im Dunkeln oder
                              bei künstlichem (gelbem) Lichte ausgeführt werden.
                           Nun wird die Kohle oder das sonstige Pigment auf dem präparirten Papier aufgetragen,
                              was auf dreierlei Weise geschehen kann:
                           1) auf trockenem Wege, indem man das trockene Papier mechanisch mit dem ganz fein
                              pulverisirten Pigment reibt, welches auf einem Ballen von Tuch oder Leder so
                              gleichförmig als möglich verbreitet ist. Diese Operation, welche sich besonders für
                              den Graphit eignet, wird durch Befeuchten des Ballens mit Alkohol erleichtert;
                           2) auf fettem Wege. Lampenschwarz oder ein sonstiges Pigment wird mit Nußöl sehr fein
                              abgerieben und auf das trockene Papier mittelst eines Ballens gleichförmig
                              aufgetragen, worauf man das Papier sehr schnell in Schwefeläther taucht, dem ein
                              wenig Collodium zugesetzt wurde. Letztere Mischung zieht das Oel vom Papier ab und
                              veranlaßt dadurch daß der Farbstoff der Oberfläche desselben anhaftet;
                           3) auf nassem Wege. Bei demselben wendet man ein Bad an, bestehend aus Tusche, welche
                              mit Wasser und Leim sehr fein gerieben wurde, und einer kleinen Menge arabischen
                              Gummi oder Dextrin. Das Papier wird 10 bis 45 Minuten lang in dieses Bad getaucht,
                              je nach der gewünschten Dicke des Ueberzugs; da dieses Bad Leim enthält, so muß es
                              warm oder heiß angewendet werden.
                           Nachdem das Papier in vorstehend beschriebener Weise im Dunkeln präparirt worden ist,
                              setzt man es die erforderliche Zeit über dem Sonnen- oder Tageslicht aus,
                              entweder in der camera obscura, oder in Berührung mit einem zu copirenden
                              negativen Lichtbild. Nach dieser Exposition wird das Bild durch bloßes Waschen in
                              heißem Wasser fixirt und gereinigt, wobei man es mit einem Pinsel oder Schwamm
                              reiben kann. Das Wasser löst den Leim oder das Gummi auf, welche vom Licht nicht
                              afficirt wurden, und wäscht das Pigment von denjenigen Theilen weg, welche die
                              Lichter des Bildes ausmachen, wogegen diejenigen Theile, auf welche das Licht
                              gewirkt hat, unaufgelöst bleiben und die Kohle oder den Farbstoff zurückhalten.
                           Solche Lichtbilder widerstehen den Agentien, welche die gewöhnlichen Lichtbilder
                              bleichen oder nach und nach zerstören. Es versteht sich, daß man die Schicht von
                              zweifach-chromsaurem Kali, wie auf Papier, so auch auf Glas oder mit
                              Collodium überzogenem Glase anbringen kann.
                           Würde man den Farbstoff der Composition von zweifach-chromsaurem Kali und Leim
                              beimischen, um die ganze Mischung auf einmal auf dem Papier aufzutragen, so wäre es
                              fast unmöglich, dieselbe nach der Exposition so zu waschen, daß die Lichter des
                              Bildes rein und weiß zurückbleiben. – Patentirt in England am 12. December 1857.