| Titel: | Ueber eine bequeme Anwendung des Neef'schen Inductions-Apparates, hauptsächlich zum Gebrauch für Aerzte berechnet; von Dr. E. Römer in Cassel. | 
| Autor: | E. Römer | 
| Fundstelle: | Band 150, Jahrgang 1858, Nr. LV., S. 205 | 
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                        LV.
                        Ueber eine bequeme Anwendung des Neef'schen
                           Inductions-Apparates, hauptsächlich zum Gebrauch für Aerzte berechnet; von Dr.
                           E. Römer in
                           Cassel.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
                        Römer, über einen Inductionsapparat für Aerzte.
                        
                     
                        
                           Hr. Cöster, Schulvorsteher
                              Hierselbst, hat einen Apparat genannter Art construirt und angefertigt, der nach dem
                              Urtheil Sachverständiger, sowohl Mechaniker, als Physiker und Aerzte, aus dem Grunde
                              zur öffentlichen Kenntniß gebracht zu werden verdient, weil derselbe durch
                              außerordentliche Einfachheit, Beschränkung auf möglichst geringen Raum, verbunden
                              mit bedeutender Kraftentwickelung, sich höchst vortheilhaft auszeichnet.
                           Derselbe, Fig.
                                 11, hat die Form einer kleinen Säule von 5 Zoll Höhe und 1 5/8 Zoll
                              Durchmesser. Diese Säule besteht aus zwei über einander geschobenen Cylindern, von
                              denen der innere fest mit dem Fuße der Säule verbunden ist, der äußere dagegen auf
                              und nieder geschoben werden kann. Der innere enthält unter seiner Hülle die aus
                              feinem, gut übersponnenen Kupferdraht bestehende Spirale, welche den Inductionsstrom
                              liefert, während der
                              verschiebbare äußere Cylinder in seiner Längsachse die magnetisirende Spirale trägt,
                              welche aus stärkerem übersponnenen Kupferdraht gewickelt ist. Die obere Endfläche
                              des äußern Cylinders trägt auf einer in Holz eingelassenen Metallplatte vier kleine
                              messingene Ständer a, b, c, d, wovon a und c die Polardrähte der
                              Batterie aufnehmen. Der Ständer a trägt zugleich den
                              Unterbrechungshammer, der Ständer b die Contactschraube
                              mit Platinspitze. In der Mitte ist die Messingplatte durchbrochen und läßt das obere
                              Ende des zum Magneten werdenden Eisenkerns sehen, der aus einer Menge dünner
                              Drahtstäbchen gebildet ist. Im Mittelpunkt der oberen Fläche des Eisenkernes wird
                              das Ankerchen des Federhammers angezogen. Der Strom der Batterie geht, wenn er bei
                              a eingeführt wird, durch die Feder nach der
                              Contactspitze b, durchläuft die Drahtspirale im Innern
                              der Hülse und verbindet sich bei c, wo die Spirale
                              unterhalb austritt, mit dem hier eingeleiteten Polardrahte, worauf das bekannte
                              Schwirren durch die von der Feder bewirkte Selbstunterbrechung und Widerherstellung
                              des Stromes erfolgt. Wollte man nun von dem auf diese Art erregten Strome einen
                              Gebrauch machen, z.B. die physiologischen Wirkungen des sogenannten Extrastroms
                              haben, so braucht man nur die leitenden Schnüre in die beiden unteren Löcher der
                              Ständer a und d einzuführen,
                              und die Einschaltung desjenigen Körpers, auf welchen gewirkt werden soll, in der
                              üblichen Art zu veranstalten. Handhabte man zu diesem Zwecke die bekannten
                              gewöhnlichen Conductoren, so ist zu bemerken, daß die Wirkungen des sogenannten
                              Extrastroms der Spirale des Apparates, vorausgesetzt daß der Unterbrechungshammer
                              energisch arbeitet, ziemlich unerträglich stark sind, weßhalb man einen Moderator
                              als Stromschwächungsmittel anzuwenden haben würde. Ein solches Mittel ist aber in
                              dem andern Falle, wo man die Wirkungen des inducirten Stromes haben will, durchaus
                              unnöthig und hiefür ist der Apparat eigentlich und zwar sehr bequem eingerichtet.
                              Man zieht nämlich den äußern Cylinder, indem man den Holzfuß anfaßt, in die Höhe und
                              zwar bis die nun sichtbar werdende Scala, welche an der Außenfläche des innern
                              Cylinders und zwar an beiden entgegenstehenden Seiten angebracht ist, Nr. 1 zeigt.
                              Sind die Poldrähte nun in a und c eingeleitet, so beginnt das Schwirren des Federhammers, das von der
                              innern Spirale abhängig ist. Die Leitungsschnüre steckt man in die beiden kleinen
                              Löcher e und f des Fußes,
                              und man wird sodann eine ganz schwache Wirkung wahrnehmen, wenn man die Handhaben
                              fest angreift. Durch allmähliches langsames Hinunterschieben des äußern Cylinders
                              geht die innere Spirale in die äußere hinein und es wachsen die Wirkungen des
                              Inductionsstromes in der bekannten rasch zunehmenden Weise, weßhalb man nur sehr wenig weiterschieben
                              darf, wenn man nicht eine zu schnelle Steigerung der Wirkungen haben will.Um eine feste Stellung des Instrumentes zu erzielen, ist an seinem Fuße ein
                                    Schieber angebracht, den man herauszieht und am Tischrande mittelst einer
                                    Schraubzwinge befestigt. Um einen Begriff von der Stärke der Wirkung zu geben, sey bemerkt, daß die
                              Stellung des äußern Cylinders, wenn der Rand desselben bei 5 steht, einen
                              Inductionsstrom liefert, mit dem man z. die Contraction der Beugemuskeln des Daumens
                              ganz gut vornehmen kann. Feuchtet man die Haut an, so geht dieses schon bei der
                              Stellung 4, oder wohl noch früher.
                           Einleuchtend dürfte seyn, wie bequem die Markirung der Stellung des äußern Cylinders
                              als genügendes Maaß der Stromstärke des Apparates ist, und wie überhaupt derselbe
                              hinsichtlich seiner leichten Handhabung und der Fähigkeit allmählicher Gradation des
                              Stromes wohl nichts zu wünschen übrig lassen wird. Was die Stärke der Batterie
                              betrifft, so genügt für den gewöhnlichen Gebrauch ein Bunsen'sches Element von wenigen Quadratzollen Oberfläche, dessen Kohle
                              nur etwas mit schwacher Salpetersäure imprägnirt zu seyn braucht und außerdem nur
                              angesäuertes Wasser enthält. Sachverständige werden wissen, daß bei längerer
                              Gebrauchszeit des Apparates (ich meine viele Stunden lang) ein constanteres Element
                              aushilft.
                           Der Apparat hat mehrere Entwickelungsstufen bestanden. Hr. Prof. Buff in Gießen hat brieflich
                              bestätigt, was über Zweckmäßigkeit, Anordnung und Wirksamkeit des Instrumentes
                              gesagt ist. Auf eine Bemerkung des Genannten hin wurde auch noch eine Abänderung in
                              der Hammervorrichtung der Art bewirkt, daß dieselbe eine Annäherung und Entfernung
                              des Ankers gestattet, ohne die Spannung der Feder zu beeinträchtigen. Die Sicherheit
                              der Ansprache und die Dauer der Feder haben dadurch sehr gewonnen. Weiter hat sich
                              eine zweckmäßige Vergrößerung des Ankers, den Gesetzen der magnetischen Vertheilung
                              entsprechend, äußerst vortheilhaft erwiesen, so daß jetzt – was früher nicht
                              der Fall war – auch ein Daniell'sches Element von
                              etwas größerem Umfange als das gewöhnliche Bunsen'sche
                              genügt, was Vielen angenehm seyn wird. Mit diesen Abänderungen hat es sich bei
                              gelungenen Heilversuchen gezeigt, daß die Stellung des äußeren Cylinders selbst noch
                              bei Nr. 1 und rückwärts für elektromotore Punkte des Körpers vollständig genügt.
                           Hr. Mechanikus Landauer
                              hierselbst hat den Verkauf des Apparates übernommen, und ist dieser zum Preise von 9
                              Rthlrn., ausschließlich des Elements, bei demselben zu erhalten.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
