| Titel: | Oelgasapparat, von D. L. Wetherhead und J. T. Henry zu Philadelphia in den Vereinigten Staaten. | 
| Fundstelle: | Band 150, Jahrgang 1858, Nr. LVII., S. 215 | 
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                        LVII.
                        Oelgasapparat, von D. L. Wetherhead und J. T. Henry zu
                           Philadelphia in den Vereinigten Staaten.
                        Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, Sept.
                              1858, S. 288.
                        Wetherhead's Oelgasapparat.
                        
                     
                        
                           Ein Cylinder ist horizontal in einem Ofen angebracht, dessen Feuer ihn umgibt. Der
                              Ofen ist mit einer Thüre zum Einbringen des Brennmaterials und mit einer Esse für
                              den Abzug der Verbrennungsproducte versehen. In diesem Cylinder, dessen beide Enden
                              aus dem Ofen hervorragen, befindet sich ein zweiter kürzerer Cylinder. Eines der
                              vorstehenden Enden des äußeren Cylinders ist verschlossen, mit Ausnahme einer
                              Oeffnung zum Einstecken einer Röhre. Das entgegengesetzte oder vordere Ende des
                              Cylinders ist mit einem abnehmbaren Deckel versehen, um den innern Cylinder
                              herausziehen zu können. Jedes Ende des inneren Cylinders ist erweitert, so daß ein
                              kleiner Raum zwischen seinem Körper und der Innenwand des äußern Cylinders bleibt.
                              Der innere Cylinder ist auf seinem Umfang mit kleinen Löchern durchbohrt; ferner ist
                              er mit einer Stange versehen, um ihn aus dem äußern Cylinder herausziehen zu können.
                              An der Vorderseite des äußern Cylinders mündet in denselben ein heberförmiges Rohr,
                              dessen Oeffnung oben zu einem Trichter erweitert ist. Ein Gefäß zur Aufnahme der zu
                              vergasenden öligen oder fetten Substanz wird an der Esse angebracht, damit deren
                              Wärme seinen Inhalt in flüssigem Zustande erhält; aus diesem Gefäß wird die flüssige
                              fette Substanz zu dem aus dem Ofen vorstehenden Ende des äußern Cylinders durch die
                              heberförmige Röhre geleitet. Von der Oeffnung in dem andern Ende des Cylinders geht
                              ein Rohr in den Wasserbehälter des Gasometers, von wo es über den Wasserspiegel im
                              Gasometerkasten hinaufreicht und dann so gebogen ist, daß das umgebogene Ende in
                              einiger Entfernung unter dem Wasserspiegel ausmündet. Die Mündung dieses Rohrs ist
                              erweitert und der untere Theil der Erweiterung mit kleinen Löchern oder engen
                              Schlitzen versehen, damit das Gas in kleinen Strahlen oder dünnen Strömen in das
                              Wasser austreten muß.
                           Nachdem der innere durchlöcherte Cylinder mit Bimssteinstücken von der Größe einer
                              Wallnuß gefüllt worden ist, steckt man ihn in den äußern Cylinder, bringt an dessen
                              Ende den Deckel an und zündet das Brennmaterial in der Feuerkammer an. Man läßt das
                              Oel oder Fett tropfenweise in die trichterförmige Mündung der heberartig gebogenen
                              Röhre ablaufen, welche es zum vorstehenden Ende des äußern Cylinders führt. Hier
                              wird das Gas in unreinem Zustand erzeugt, zieht dann durch die Zwischenräume der
                              Bimssteinstücke im innern durchlöcherten Cylinder und hierauf in reinem Zustand in
                              den Gasometer.
                           Nach wiederholten Versuchen mit verschiedenen Materialien hat sich der Bimsstein als
                              das geeignetste zu dem beabsichtigten Zweck erwiesen, weil er im Feuer unzerstörbar
                              und dabei so porös ist, daß er alle Feuchtigkeit des Gases absorbirt und die
                              Absonderung des in demselben enthaltenen Theers befördert.
                           Dieser Theer zieht durch die Zwischenräume der Bimssteinstücke und durch die Löcher
                              des innern Cylinders und kommt dann mit dem erhitzten äußern Cylinder in Berührung,
                              wo die Theerüberreste zersetzt werden, während das Gas durch den Bimsstein und die
                              Löcher in das Rohr abzieht, welches mit dem Gasometer communicirt.
                           Der äußere Cylinder bildet also in Verbindung mit dem innern, mit Bimsstein gefüllten
                              durchlöcherten Cylinder eine gasreinigende Retorte, und der bisher gebräuchlich
                              gewesene Reinigungsapparat fällt folglich weg.
                           Nachdem das Gas die Retorte verlassen hat, zieht es in gereinigtem aber heißem
                              Zustand nach dem Gasometer und entweicht in denselben durch das durchlöcherte Ende
                              des erwähnten Rohrs an einer Stelle unter dem Wasserspiegel des Gasometerkastens.
                              Dann zieht es über den Wasserspiegel hinauf, kühlt sich dabei in Berührung mit dem
                              Wasser ab und gelangt hierauf durch das Vertheilungsrohr zu den Brennern.
                           Letztere Anordnung gewährt insbesondere den Vortheil, daß keine Explosion des im
                              Gasometer enthaltenen Gases stattfinden kann, denn wenn auch das Gas in der Retorte
                              in Folge deren Abnutzung durch das Feuer entzündet werden sollte, so würde die
                              Flamme, nachdem sie durch das Verbindungsrohr gezogen ist, durch das Wasser ausgelöscht
                              werden, ehe sie das Gas im Gasometerkasten erreichen könnte.
                           Der Hauptzweck der Erfinder war, einen tragbaren und nur wenig Raum einnehmenden
                              Gasapparat zu construiren, welcher verhältnißmäßig wohlfeil zu stehen kommt.