| Titel: | Verfahren, Lichtbilder auf lithographischen Steinen herzustellen, von welchen man Abdrücke in der Presse machen kann; als Mittheilung für W. E. Newton in London patentirt. | 
| Fundstelle: | Band 150, Jahrgang 1858, Nr. LXXV., S. 281 | 
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                        LXXV.
                        Verfahren, Lichtbilder auf lithographischen
                           Steinen herzustellen, von welchen man Abdrücke in der Presse machen kann; als
                           Mittheilung für W. E.
                              Newton in London patentirt.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Novbr.
                              1858, S. 390.
                        Newton's Verfahren, Lichtbilder auf lithographischen Steinen
                           herzustellen.
                        
                     
                        
                           Bei dem gewöhnlichen Verfahren des lithographischen Drückens wird die Oberfläche des
                              Steins, nachdem die Zeichnung fertig ist, mit einer Auflösung von arabischem Gummi
                              in gesäuertem Wasser gewaschen oder überzogen. Das so aufgetragene Gummi tritt in
                              dichte Vereinigung mit der Oberfläche des Steins, oder haftet darauf mit großer
                              Zähigkeit, so daß es durch Waschen nicht leicht entfernt werden kann und folglich
                              den Zweck erfüllt daß jene Oberfläche die beim Drucken angewandte Tinte nicht
                              absorbirt. Bei der Photo-Lithographie findet man jedoch, daß das arabische
                              Gummi wegen seines festen Anhaftens an dem Stein durch Waschen auch von denjenigen
                              Stellen nicht leicht zu entfernen ist, welche durch das Licht nicht fixirt wurden.
                              Man hat daher bisher die Anwendung des arabischen Gummis zur
                              Photo-Lithographie unpraktisch gefunden und dasselbe durch eine Auflösung von
                              Leim ersetzt. So präparirte Steine liefern jedoch nur wenige Abdrücke und haben
                              einen verhältnißmäßig geringen Kunstwerth. Dieser Schwierigkeit abzuhelfen, ist der
                              Zweck vorliegender Erfindung (patentirt für England am 23. Februar 1858), die in der Anwendung von arabischem Gummi
                              besteht, welchem sein Vermögen sich innig mit dem Stein zu vereinigen, mittelst
                              Zucker benommen und das zugleich fähig gemacht wurde durch das Belichten fixirt oder
                              unauflöslich zu werden. Wenn man auf einen Stein, welcher mit so präparirtem Gummi
                              behandelt wurde, hernach eine Seifenauflösung wirken läßt, so werden die
                              unbeachteten Theile des Gummis leicht und schnell entfernt, während die belichteten
                              Theile desselben unbeschädigt bleiben und zugleich die Seife den bekannten Zweck
                              erfüllt die unauflösliche fettsaure Verbindung auf dem Stein zu erzeugen welche den
                              Körper oder die Druckfläche bildet.
                           Nachdem der Stein auf unten näher angegebene Weise präparirt worden ist, trägt man
                              auf seine Oberfläche folgende Lösung auf:
                           
                              
                                 Wasser
                                 40
                                 Unzen,
                                 
                              
                                 arabisches Gummi
                                 4
                                 Unzen,
                                 
                              
                                 Zucker
                                 160
                                 Gran,
                                 
                              
                                 zweifach-chromsaures
                                    Kali   
                                 160
                                 Gran;
                                 
                              
                           der Zucker verzögert nämlich das unmittelbare Fixiren des
                              Gummis auf dem Stein, und das chromsaure Salz veranlaßt daß es fester fixirt wird
                              oder nach dem Belichten viel weniger löslich ist. Der so präparirte Stein wird im
                              Dunkeln aufbewahrt bis man seiner bedarf. Nachdem der Ueberzug getrocknet ist, kann
                              man ihn aber sogleich in der camera obscura die
                              erforderliche Zeit lang exponiren, um das Gummi auf denjenigen Theilen des Bildes zu
                              fixiren, wo die Lichter erscheinen müssen, oder man kann ihn mit dem zu copirenden
                              Druck oder Bild bedecken und dem Licht exponiren. Nachdem der Stein so belichtet
                              wurde, wäscht man ihn mit einer Seifenauflösung, welche den Ueberzug entfernt und
                              sich selbst auf der
                              Oberfläche des Steins anstatt des beseitigten Ueberzugs fixirt, nämlich als
                              unauflösliche Kalkseife, die durch gegenseitige Zersetzung des Steins und der
                              angewandten Seife erzeugt wurde. Wo die gummirte Oberfläche gänzlich gegen das Licht
                              geschützt war, wird das Gummi leicht entfernt, und die Seife hat freien Zutritt zum
                              Stein, so daß eine vollständige Vereinigung der Seife mit seiner Oberfläche erfolgt;
                              wo hingegen die Lichter stark waren, und folglich das Gummi viel unauflöslicher
                              gemacht worden ist, widersteht dasselbe der Einwirkung der Seife; und an den anderen
                              Stellen ist die Wirkung der Seife umgekehrt proportional dem Grade in welchem das
                              Gummi durch das Licht fixirt wurde. Auf diese Weise lassen sich die zartesten
                              Abstufungen von Licht und Schatten der Natur getreu auf dem Stein herstellen.
                              – Nachdem der Stein dann mit reinem Wasser vollständig gewaschen und trocken
                              wurde, überzieht man ihn mittelst der Walze mit Schwärze, welche, indem sie sich mit
                              der auf dem Stein schon abgelagerten Kalkseife vereinigt, dazu dient dem Bild noch
                              mehr Körper zu verleihen, und bald hernach ist der Stein für den Drucker brauchbar;
                              diejenigen Stellen, welche durch das unaufgelöste oder belichtete Gummi geschützt
                              waren, nehmen nämlich nach der Benetzung keine Schwärze an.
                           Bevor man das oben beschriebene Verfahren beginnt, muß der Stein präparirt werden, in
                              einer Weise welche der Natur des herzustellenden Bildes oder Gegenstandes angemessen
                              ist. Ist letzterer eine Handschrift oder eine gedruckte Schrift, ein Stich in Linien
                              ohne Tonabstufung oder in einander verlaufenden Schatten, so kann man eine polirte
                              Oberfläche anwenden. Dagegen muß man für Porträte, Landschaften und zahlreiche
                              andere Bilder, bei denen die Schattenabstufungen in einander verfließen, dem Stein
                              eine rauhe Oberfläche ertheilen, ihn nach dem technischen Ausdruck
                              „körnen.“ In eine solche Oberfläche dringt die chromhaltige
                              Gummilösung tiefer ein, und wird dann, je nach ihrer Fixirung durch das Licht, mehr
                              oder weniger entfernt, wodurch die erforderlichen Ton- und
                              Schattenabstufungen entstehen. Wenn man einen polirten Stein anwendet, liegt das
                              chromhaltige Gummi auf der Oberfläche, und man findet daß die Ton- und
                              Schattenabstufungen nicht in dem Grade erzielt werden können, um ein vollkommen
                              schattirtes Bild, z.B. ein Porträt zu liefern, welches leicht gedruckt werden
                              kann.
                           Hinsichtlich der bei dem beschriebenen Verfahren anzuwendenden Seife habe ich zu
                              bemerken, daß die einen Antheil Harz enthaltende in der Regel ein besseres Resultat
                              gibt. Die Stärke der Seifenauflösung ist nicht wesentlich; ich nehme ein halbes
                              Pfund Seife auf 15 Pfund Wasser. – Wie für die lithographischen Steine, eignet sich mein Verfahren
                              auch für Zinkplatten, bei deren Anwendung anstatt der
                              Kalkseife eine unauflösliche Zinkoxydseife gebildet wird.