| Titel: | Chemische Mittheilungen; von Prof. C. Brunner. | 
| Fundstelle: | Band 150, Jahrgang 1858, Nr. XCII., S. 369 | 
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                        XCII.
                        Chemische Mittheilungen; von Prof. C. Brunner.
                        Vorgetragen in der schweizerischen
                                 naturforschenden Gesellschaft am 23. Oct. 1858. – Aus den Berner Mittheilungen,
                              Nr. 417 und 418.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Brunner's chemische Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           1. Trennung von Zink und
                                 Nickel.
                           Zur Trennung und quantitativen Bestimmung von Zink und Nickel sind in neuerer Zeit
                              mehrere Methoden empfohlen worden. Eine der einfachsten scheint die von Smith angegebene zu seyn. Dieselbe gründet sich auf den
                              Umstand, daß aus einer essigsauren Lösung beider Oxyde durch Schwefelwasserstoffgas
                              nur das Zink gefällt wird.
                           Bei diesem Verfahren macht RoseHandbuch der analytischen Chemie, Bd. II S. 65. die Bemerkung, daß nur dann eine genaue Trennung erfolge, wenn in der
                              Flüssigkeit keine starke Säure, nur Essigsäure, vorhanden sey.
                           
                           RammelsbergAnfangsgründe der quantitativen Analyse, S. 78. erklärt die Methode für ungenau und sagt ausdrücklich, daß mit dem Zink
                              immer Nickel niedergeschlagen werde.
                           Eine Reihe von Versuchen, welche die einzelnen bei diesem Verfahren vorkommenden
                              Umstände zum Gegenstand hatten, führte zu einer Operationsmethode, die ein
                              zuverlässiges Resultat zu geben scheint.
                           Man stellt zuerst die beiden Metalle als salzsaure oder salpetersaure Auflösung dar,
                              die man so weit verdünnt, daß auf 1 Gramm beider Oxyde wenigstens 500 Gram.
                              Flüssigkeit kommen, sättigt nun diese annähernd mit kohlensaurem Natron, so daß nur
                              eine sehr geringe Menge von freier Säure zugegen bleibt. Um diesen Punkt genau zu
                              treffen, fügt man so lange eine verdünnte Lösung des Natronsalzes hinzu, bis nach
                              einigem Umschütteln und Stehenlassen der Niederschlag nicht völlig verschwindet,
                              worauf man ihn durch einige Tropfen Säure fortnimmt. Man leitet nun
                              Schwefelwasserstoffgas durch die Flüssigkeit, wodurch nach einiger Zeit ein
                              vollkommen weißer Niederschlag (Schwefelzink) entsteht. Nachdem ein guter Antheil
                              Zink auf diese Weise gefällt worden, setzt man der Flüssigkeit einige Tropfen einer
                              sehr verdünnten Lösung von essigsaurem Natron zu, und fährt fort Schwefelwasserstoff
                              durchzuleiten, so lange als sich der Niederschlag zu vermehren scheint, und läßt
                              hierauf die Flasche 10–12 Stunden bei gewöhnlicher Temperatur stehen. Der
                              Niederschlag senkt sich vollkommen, und kann sehr gut auf dem Filter gewaschen
                              werden.
                           Um sich zu versichern, daß alles Zink gefällt sey, wird eine Probe der filtrirten
                              Flüssigkeit mit 1 Tropfen verdünnter Lösung von essigsaurem Natron versetzt und mit
                              Schwefelwasserstoff behandelt. Sollte noch eine weißliche Trübung entstehen, so
                              müßte die ganze Flüssigkeit ebenso behandelt werden.
                           Aus der nunmehr von Zink befreiten Flüssigkeit kann nun das Nickel nach Austreiben
                              des Schwefelwasserstoffes durch Erwärmung, mittelst Kalihydrat gefällt werden. Der
                              Niederschlag von Schwefelzink wird, nach gehörigem Auswaschen, mit dem Filter in ein
                              Glas gegeben, mit Salzsäure digerirt, bis aller Geruch von Schwefelwasserstoff
                              verschwunden ist, die mit Wasser verdünnte Lösung filtrirt und das Zink nach den
                              bekannten Methoden bestimmt.
                           Bei dieser Scheidung spielt das essigsaure Natron offenbar eine vermittelnde Rolle.
                              Es entsteht nämlich durch Umsetzen eine kleine Menge essigsaures Zinkoxyd, welches
                              durch den Schwefelwasserstoff gefällt wird. Die freigewordene Essigsäure bildet von
                              neuem essigsaures Zinkoxyd, welches sofort wieder gefällt wird. Es dürfte die Wirkung mit der
                              Bildung von kohlensaurem Bleioxyd durch Einwirkung von kohlensaurem Gase auf ein mit
                              Wasser angerührtes Gemenge von Bleiglätte und Bleizucker zu vergleichen seyn. Es ist
                              daher begreiflich, warum eine nur so höchst geringe Menge von essigsaurem Natron
                              erforderlich ist.
                           Damit die Scheidung genau sey und kein Nickel mit dem Zink gefällt werde, sind
                              folgende Cautelen zu beobachten:
                           1) Die Lösung muß anfänglich ein wenig, doch nur sehr schwach, sauer seyn; ich möchte
                              sagen 1–2 Tropfen freie Säure enthalten. Ist sie vollkommen neutral, so
                              erscheint der Niederschlag durch Schwefelwasserstoff schmutzig gefärbt,
                              nickelhaltig. Ist das Verhältniß richtig getroffen, so ist er rein weiß. Nach dem
                              Auswaschen kann dann weder durch das Löthrohr noch auf andere Art Nickel darin
                              gefunden werden.
                           2) Eine zu große Menge essigsaures Natron, sowie auch jede Erwärmung muß vermieden
                              werden. Setzt man nämlich eine etwas bedeutende Menge essigsaures Natron hinzu, so
                              fällt etwas Nickel nieder, ja man kann hiedurch, besonders wenn zugleich erwärmt
                              wird, alles Nickel vollständig niederschlagen.
                           Bei Versuchen mit genau abgewogenen Mengen von Oxyden (0,2 bis 0,3 Gramm eines jeden)
                              wurden dieselben bis auf 1–2 Milligramme wieder erhalten.
                           Auf die nämliche Art kann Zink von Kobalt getrennt werden.
                              Das aus einer kobalthaltigen Lösung abgetrennte Schwefelzink gab stets ein Oxyd,
                              welches vor dem Löthrohr mit Borax keine Färbung hervorbrachte.
                           Endlich ist noch zu bemerken, daß wenn Eisen zugegen ist,
                              dieses vorher abgeschieden werden muß, indem es sonst theils in den Zink-,
                              theils in den Nickelniederschlag eingeht. Für diesen Fall paßt am besten die
                              bekannte Fuchs'sche Methode mit kohlensaurem Baryt und
                              nachheriges Entfernen des Baryts durch Schwefelsäure. Die Abscheidung mit Ammoniak
                              ist nicht anwendbar, da hiedurch die nachherige Trennung der beiden Metalle
                              unmöglich würde.
                           
                        
                           2. Einwirkung von Ammoniakflüssigkeit
                                 auf Schwefel.
                           Es kommt nicht selten vor, daß man über die gewöhnlichsten Dinge in unsern
                              Handbüchern keinen Aufschluß findet. So z.B. wird man umsonst über das Verhalten der
                              Ammoniakflüssigkeit (Salmiakgeist) gegen Schwefel Belehrung suchen. Nur bei Rose
                              Handbuch der analytischen Chemie, Bd. I S. 433. finde ich die Angabe, daß Ammoniakflüssigkeit reinen Schwefel nicht auflöse, wohl
                              aber arsenikhaltigen. Ein specieller Fall veranlaßte mich, diesen Gegenstand näher
                              zu untersuchen. Das Ergebniß war folgendes:
                           Digerirt man reinenEs wurde sicilianischer Schwefel durch Destillation gereinigt und nach
                                    Zerreiben mit destillirtem Wasser so lange ausgekocht, bis das Wasser nicht
                                    mehr mit Chlorbaryum reagirte. Schwefel mit Ammoniakflüssigkeit, so wird, wenn die Temperatur nicht
                              60° R. übersteigt, selbst nach längerer Zeit keine Einwirkung wahrgenommen.
                              Wird jedoch die Flüssigkeit stärker erwärmt, etwa auf 70°, so nimmt sie eine
                              schwach gelbliche Färbung an, welche beim Kochen noch deutlicher hervortritt. Es hat
                              sich nun eine sehr kleine Menge von Schwefel aufgelöst, denn die Flüssigkeit gibt
                              mit essigsaurem Bleioxyd einen bräunlichrothen Niederschlag. Schwefelsäure enthält
                              sie nicht. Sättigt man eine Probe mit Salzsäure und filtrirt den niedergeschlagenen
                              geringen Schwefelniederschlag ab, so gibt Chlorbaryum selbst nach längerer Zeit
                              nicht die geringste Trübung.
                           In einer gut verschlossenen Flasche läßt sich die Lösung von Schwefel in Ammoniak
                              unverändert aufbewahren. Selbst nach einigen Wochen ist dieselbe noch gelblich
                              gefärbt und vollkommen klar, gibt auch mit Bleisolution den röthlichen Niederschlag.
                              Bei Zutritt von atmosphärischer Luft trübt sie sich bald. Nach 24 Stunden hat sich
                              ein geringer Schwefelniederschlag gebildet. Die von demselben abfiltrirte Lösung
                              gibt nun mit Bleisolution einen weißen Niederschlag, mit Chlorbaryum eine sehr
                              geringe Reaction auf Schwefelsäure.
                           Kocht man den nämlichen Schwefel wiederholt mit Ammoniakflüssigkeit, so nimmt er eine
                              blasse, etwas ins Grauliche spielende Färbung an. Wird dieses so oft wiederholt, bis
                              der meiste Schwefel aufgelöst ist, so bleibt ein flockiger grauschwarzer Rückstand,
                              der beim Erhitzen mit doppeltchromsaurem Kali und Schwefelsäure vollkommen
                              verschwindet. Es ist dieses offenbar ein wenig Kohle, die in allem, selbst durch
                              zwei- bis dreimalige Destillation gereinigtem Schwefel, enthalten zu seyn
                              scheint.
                           
                        
                           3. Bereitung des molybdänsauren
                                 Ammoniaks.
                           Seitdem die Anwendung dieses Salzes zur Entdeckung der Phosphorsäure für die
                              chemische Analyse unentbehrlich geworden ist, wurden mehrere Methoden zu seiner
                              Darstellung angegeben. Die meisten gehen darauf hinaus, den natürlichen
                              Molybdänglanz bei Luftzutritt so lange zu rösten, bis aller Schwefel verbrannt und
                              das Molybdän in Molybdänsäure verwandelt ist, die nachher in Ammoniakflüssigkeit
                              gelöst wird. Diese Operation wird gewöhnlich in einem schief liegenden Platintiegel
                              unter öfterem Umrühren der Masse vorgenommen. Man wird wohl allgemein hierbei die
                              Erfahrung gemacht haben, wie langwierig es ist, sie zu Ende zu führen. Die kürzlich
                              von Wöhler
                              Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. C S. 376. angegebene Verbesserung dieses Verfahrens durch Anwendung eines mittelst des
                              Aspirators hervorgebrachten Luftzuges führt ebenfalls nur langsam zum Ziel. Der
                              Grund hievon liegt theils in dem Umstande, daß es schwer hält das Material
                              hinlänglich zu zertheilen, da es durch Anwendung der Wärme immer wieder
                              zusammenbackt; theils darin, daß die entstehende Molybdänsäure das noch übrige
                              Mineral bedeckt und dadurch seine Verbrennung erschwert.
                           Auf folgende Art gelingt die Operation sehr leicht: Man reibt den Molybdänglanz mit
                              ungefähr seinem gleichen Volumen groben mit Salzsäure gewaschenen Quarzsandes in
                              einer Achatschale zu mäßig feinem Pulver, gibt dieses auf eine flache Platinschale
                              oder Platinblech, und erhitzt es über einer guten Weingeistlampe unter öfterem
                              Umrühren zum anfangenden Glühen, so lange bis das Gemenge eine citrongelbe (nach dem
                              Erkalten weißliche) Farbe angenommen hat. Eine Viertelstunde ist hiezu für eine
                              Menge von einigen Grammen vollkommen ausreichend. Nach dem Erkalten wird die Masse
                              mit Ammoniakflüssigkeit ausgezogen und auf die bekannte Art weiter behandelt.
                           
                        
                           4. Bestimmung der Niederschläge bei
                                 Analysen.
                           Wir verdanken bekanntlich Berzelius die jetzt allgemein
                              übliche Methode die Niederschläge bei chemischen Analysen mit dem Filter zu glühen,
                              und ihre Menge durch directe Wägung mit Abzug der Asche des Filters zu bestimmen. So
                              einfach dieses Verfahren ist, so kommen doch zuweilen zwei Unbequemlichkeiten dabei
                              vor. Die eine ist die oft etwas langwierige gänzliche Verbrennung selbst bei
                              Anwendung der bekannten Handgriffe; die andere betrifft die bei einigen
                              Niederschlägen durch die Kohle des Filters anfänglich eintretende Reduction, wobei
                              sich das reducirte Metall stellenweise mit dem Platin des Tiegels legirt. Glüht man
                              z.B. einen Niederschlag von Zinkoxyd mit dem Filter, so wird man am Tiegel deutliche
                              Flecken dieser entstandenen Legirung wahrnehmen. Sind diese zwar von keinem
                              quantitativen Belang, und können sie mit Salzsäure leicht entfernt werden, so ist es
                              doch wünschenswerth diesen Umstand, der sich noch auf andere Niederschläge
                              erstrecken mag, zu vermeiden.
                           
                           Folgende Methode hat sich seit längerer Zeit bestens bewährt:
                           Als Gefäß worin die Niederschläge geglüht werden, dient eine ungefähr 15 Centimeter
                              lange und 12 Millimeter weite Röhre von böhmischem Glase (von der Art, wie sie zu
                              Elementaranalysen benutzt werden). Dieselbe ist an dem einen Ende zu einer nicht
                              ganz feinen Spitze ausgezogen, in welche ein wenig Amianth leicht eingesteckt wird.
                              So vorgerichtet wird sie nebst einem Gewichtstück, welches das Gewicht des zu
                              bestimmenden Niederschlages um etwas übertrifft, auf der Waage aufs Genaueste
                              tarirt. Alsdann wird das mäßig getrocknete Filter mit dem Niederschlag
                              zusammengerollt in die Röhre hineingeschoben, und diese, wie Fig. 4 zeigt, mit einer
                              Flasche von etwa 3–4 Liter verbunden. Man läßt nun aus dem über der Flasche
                              angebrachten Gefäß durch Oeffnen des Hahnen a Wasser in
                              dieselbe fließen, so daß die atmosphärische Luft durch die Verbrennungsröhre
                              getrieben wird, während man zu gleicher Zeit diese letztere mittelst einer
                              Weingeistlampe mit doppeltem Luftzuge erhitzt. Die empyreumatischen Producte die das
                              Filter liefert, treten in Form eines Rauches aus der Spitze der Verbrennungsröhre
                              herausWill man die Unbequemlichkeit dieses Rauches vermeiden, so kann man ihn durch
                                    eine vor die Oeffnung gestellte kleine Weingeistlampe verbrennen lassen., später verkohlt und verbrennt das Filter vollständig. Zuweilen ist es gut,
                              durch einige leichte Schläge an die Röhre den Inhalt derselben etwas zu zertheilen.
                              Man wird immer finden, daß die Verbrennung sehr leicht und vollständig erfolgt.
                           Nach Erkalten des Apparates wird die Röhre wieder auf die Waage gebracht, das
                              mittarirte Gewichtstück durch die erforderlichen Gewichte ersetzt, und so die Menge
                              des Niederschlages bestimmt, wobei das Gewicht der Filterasche in Abzug zu bringen
                              ist.
                           Es ist leicht einzusehen, daß die Operation nicht mehr Zeit erfordert, als die
                              gewöhnliche durch Glühen im Tiegel. Zwei Wägungen und eine Verbrennung sind bei
                              beiden erforderlich. Letztere geht in der Regel rascher als im Tiegel von statten.
                              Es könnten Manche sich durch den anzuwendenden Apparat abschrecken lassen. Hierauf
                              bemerke ich, daß ein solcher bleibend aufgestellt keine weitere Mühe veranlaßt. Man
                              kann seine Anwendung noch dadurch vereinfachen, daß, wenn die Flasche mit Wasser
                              gefüllt ist, man den Hahnen a schließt und durch Oeffnen
                              des untern b das Wasser in ein untergestelltes Gefäß
                              abfließen läßt. In diesem Falle entsteht ein Luftzug in entgegengesetzter Richtung,
                              der ebenso wie jener benutzt wird. Da bei diesen Versuchen stets Glühhitze angewandt
                              wird, so ist es überflüssig die Luft zu trocknen. Sollte man den Apparat zu anderen
                              Zwecken anwenden, z.B. zum Austrocknen, so müßte der Luftstrom durch eine mit
                              Bimsstein und Schwefelsäure versehene Röhre geleitet werden.
                           Noch muß ich einer kleinen Vorrichtung erwähnen, welche bei allen solchen Arbeiten
                              durch Erhitzung in Röhren von größtem Vortheil ist. Man bringt nämlich oberhalb der
                              zu erhitzenden Glasröhre einen gewölbten Reflector an, welcher den Zweck hat, die
                              Röhre von oben zu erwärmen. Da derselbe länger ist als die durch die Lampe erhitzte
                              Stelle, so erwärmt er zugleich die Röhre zum voraus, ehe die Lampe an die zu
                              glühende Stelle gelangt. Hiedurch wird alles Wasser weit vor der Lampe hergetrieben.
                              Da dieser Reflector, der aus einem Blatt von Schwarzblech gemacht ist und sich
                              mittelst eines spiralförmig gewundenen Drahtes an dem Ständer der Lampe verschieben
                              oder auch entfernen läßt, sich mitten über der Lampe befindet und immer mit
                              derselben weiter geschoben wird, so wird die Flamme, selbst bei Anwendung längerer
                              Röhren, nie an eine Stelle gelangen, wo sich Wasser befindet. Mit einiger Uebung
                              wird man bald dahin gelangen, daß niemals eine Röhre reißt. Nur ist zu empfehlen,
                              derselbe, eine ganz kleine, kaum merkliche Neigung nach vorn, d.h. nach dem noch zu
                              erhitzenden Theile, zu geben.
                           Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir eine Abänderung der Fuchs'schen Lampe zu beschreiben, deren Anwendung sich seit vielen Jahren
                              bewährt hat.
                           Fig. 5 ist
                              eine gläserne Flasche von beiläufig 180 Grammen Wassergehalt. Der Boden derselben
                              ist durch eine messingene mit der Flasche verkittete Kapsel ersetzt, aus welcher die
                              Ausflußröhre nach dem Argand'schen Brenner führt. Dieser ist nahe an seinem obern
                              Ende mit einer messingenen Kapsel umgeben, in welche Wasser gegossen wird. Hiedurch
                              wird verhindert, daß bei länger anhaltendem stärkeren Brennen der Weingeist ins
                              Kochen gelangt.
                           Die Flasche wird nicht, wie es gewöhnlich geschieht, durch eine Stellschraube
                              unmittelbar an dem Ständer befestigt, sondern ruht auf einem in einer Hülse am
                              Ständer leicht verschiebbaren, hölzernen durchbohrten Cylinder, welcher mit einer
                              Stellschraube versehen ist.
                           Hiedurch wird der Vortheil erlangt, daß die Lampe durch schnelles Drehen plötzlich
                              unter dem Apparate, auf den sie einwirkt, entfernt werden kann, welches in manchen
                              Fällen sehr erwünscht seyn kann.
                           
                        
                           5. Bereitung von kohlensaurem
                                 Baryt.
                           Die gewöhnliche Bereitung dieses Salzes zu chemischem Gebrauche durch Niederschlagen
                              einer Auflösung von Chlorbaryum mit kohlensaurem Natron oder Ammoniak ist zwar
                              ganz rationell, und liefert ein vollkommen reines Präparat. Nur ist das vollständige
                              Auswaschen des Niederschlages etwas zeitraubend. Dieses wird auf folgende Art
                              abgekürzt:
                           Man macht ein Gemenge von 2 Th. krystallisirtem Chlorbaryum und 1 Th. wasserfreiem
                              kohlensaurem Natron,Die genaue Berechnung zu gleichen Aequivalenten würde auf 100 Chlorbaryum
                                    43,3 kohlensaures Natron verlangen. Ein geringer Ueberschuß des letztern ist
                                    jedoch von keinem Nachtheil. setzt noch 2 Th. Kochsalz hinzu und bringt das Gemenge in einem Thon-
                              oder bei kleinen Quantitäten in einem Platintiegel zu mäßigem Glühen. Nach dem
                              Erstarren wird die Masse in einer Schale mit Wasser übergossen. Nach 24 Stunden hat
                              sie sich vollkommen aufgeweicht. Der als feinkörniges Pulver ausgeschiedene
                              kohlensaure Baryt kann sehr leicht ausgewaschen werden.
                           Der Zusatz von Kochsalz gewährt den Vortheil, daß das nachherige Ausziehen mit Wasser
                              dadurch sehr erleichtert wird. Wird derselbe weggelassen, so bildet die Mischung
                              nach dem Glühen eine harte feste Masse, welche vom Wasser nur sehr schwer
                              angegriffen wird.
                           Auf eben dieselbe Art kann durch Glühen von 2 schwefelsaurem Zinkoxyd und 1
                              wasserfreiem kohlensaurem Natron reines Zinkoxyd bereitet werden. Hiebei ist ein
                              Zusatz von Kochsalz unnöthig.
                           
                        
                           6. Bereitung von
                                 Platinschwarz.
                           Wir besitzen viele Methoden zur Darstellung des Platins in demjenigen Zustande, den
                              man seiner schwarzen Farbe wegen mit dem Namen Platinschwarz oder Platinmohr zu bezeichnen
                              pflegt. Bei den meisten neuern Bereitungsarten werden organische Substanzen,
                              Alkohol, Zucker u. dgl. als Reductionsmittel angewandt, wobei immer einiger Zweifel
                              übrig bleibt, ob nicht eine, vielleicht sehr geringe Menge organischer Substanz dem
                              Präparat anhänge.
                           Auf folgende Art erhält man ohne Anwendung organischer Substanzen sehr leicht einen
                              vollkommen reinen Platinmohr:
                           Man erhitzt in einer flachen Schale trockenes oxalsaures Eisenoxyd (durch
                              Niederschlagen von Eisenvitriol mit Oxalsäure bereitet und gehörig ausgewaschen) bis
                              zum anfangenden Verglimmen, setzt alsdann unter Umrühren die Erhitzung fort, bis
                              sich das Salz vollständig in Oxyd verwandelt hat. Das so dargestellte höchst feine
                              Pulver wird in einer Glasröhre bei einer kaum zum anfangenden Glühen gesteigerten
                              Temperatur durch einen
                              Strom trockenen Wasserstoffgas reducirt.Diese Reduction kann auf einer Weingeistlampe mit doppeltem Luftzuge, unter
                                    Anwendung der oben (unter Nr. 4) beschriebenen Vorrichtung, geschehen. Nach gänzlichem Erkalten im Gasstrom schüttet man das zuweilen pyrophorische
                              Präparat in eine Schale mit Wasser und zerdrückt es darin mit einem Pistill durch
                              gelindes Reiben. Man trägt nun von diesem mit Wasser angerührten metallischen Eisen
                              so lange kleine Portionen in eine verdünnte, mit einem geringen Ueberschuß von
                              Salzsäure vermischte Lösung von Platinchlorid, bis diese nach kräftigem Schütteln
                              und einigem Hinstellen gänzlich entfärbt erscheint. Der erhaltene Niederschlag wird
                              nun nach Abgießen der Flüssigkeit zu wiederholten Malen mit concentrirter
                              Salpetersäure gekocht, bis der letzte Auszug keine bemerkenswerthe Menge Eisen
                              enthält, zuletzt die anhängende Salpetersäure durch eine schwache Kalilösung
                              entfernt.
                           Das so dargestellte Präparat erscheint als ein amorphes schwarzes Pulver; durch
                              Reiben in einer Achatschale nimmt es eisenartigen Glanz an. Beim Erhitzen in einem
                              Platinlöffel kommt es bei etwa 200° C. plötzlich ins Glühen und verwandelt
                              sich unter Verdoppelung seines Volumens in die gewöhnliche Form, dem Platinschwamm
                              ähnlich. Mit einem Tropfen Alkohol befeuchtet, geräth es ebenfalls nach 1–2
                              Secunden ins Glühen unter Verwandlung in die gewöhnliche Form.
                           Es leidet wohl keinen Zweifel, daß dem Präparate alle übrigen vom Platinschwarz
                              bekannten Eigenschaften zukommen werden. Sollte jemals von diesem Anwendung gemacht
                              werden, so dürfte sich obige Bereitung ihrer Einfachheit wegen empfehlen.
                           
                        
                           7. Bestimmung des Kohlengehaltes der
                                 Kalksteine.
                           Es kann vielleicht bisweilen von geologischem Interesse seyn, den Kohlengehalt der
                              Kalksteine zu bestimmen. Die folgende Methode gründet sich auf den bekannten
                              Umstand, daß der Kohlenstoff durch die gleichzeitige Einwirkung von chromsaurem Kali
                              und Schwefelsäure in Kohlensäure verwandelt wird. Das Verfahren ist folgendes;
                           Eine gewogene Menge des zu untersuchenden Gesteins wird in erbsengroße Stücke
                              zerschlagen mit verdünnter Salzsäure behandelt, mit der Vorsicht, daß ein guter
                              Ueberschuß dieser letzteren angewendet und die Flüssigkeit zuletzt erhitzt wird. Die
                              Auflösung wird mit diesem Rückstande in ein Cylinderglas gegossen und nach Absetzen
                              des Ungelösten dieses durch mehrmaliges Decantiren ausgewaschen. Hierauf spült man
                              den Rückstand in ein Kochglas und setzt etwas Schwefelsäure hinzu. Man nimmt auf 100 Gramme des den
                              Rückstand bedeckenden Wassers ungefähr 15 Gramme Schwefelsäure. Die Flasche wird nun
                              mit einer Gasröhre versehen, deren zweiter absteigender Schenkel in eine kleine
                              Flasche taucht, welche eine klare Mischung von Chlorbaryumlösung und Ammoniak
                              enthält und zur Abkühlung in einem Gefäße mit Wasser steht. Man bringt nun zum
                              Kochen. Sollte sich in der vorgesetzten Flasche eine merkliche Trübung bilden,
                              welche auf einen Rückhalt von Kohlensäure schließen ließe, so wird das Kochen so
                              lange fortgesetzt, bis eine neue Probe der vorgeschlagenen Flüssigkeit nicht mehr
                              getrübt wird. Man bringt nun in die Kochflasche 2–3 Gramme
                              doppelt-chromsaures Kali in Krystallen, setzt von Neuem die Gasröhre ein und
                              läßt die Flüssigkeit wenigstens eine halbe Stunde lang anhaltend kochen. Die
                              entwickelte Kohlensäure wird nun als kohlensaurer Baryt in der vorgesetzten Flasche
                              erhalten.
                           Um die Menge des Niederschlages zu bestimmen, wird die Flasche nach Beendigung der
                              Operation sorgfältig verschlossen so lange hingestellt, bis sich derselbe vollkommen
                              zu Boden gesetzt hat, dann mehrmals durch Decantation, zuletzt auf dem Filter,
                              ausgewaschen, getrocknet und geglüht.
                           Wenn die Operation richtig ausgeführt wurde, so bleibt in der Kochflasche entweder
                              gar kein ungelöster Rückstand oder wenigstens, was der gewöhnliche Fall ist, ein
                              solcher, dessen Farbe und Ansehen keinen Kohlengehalt mehr annehmen läßt. Sollte man
                              hierüber in Zweifel seyn, so kann die Flüssigkeit noch einmal gekocht und das Gas in
                              eine neue Probe von Chlorbaryum und Ammoniakflüssigkeit geleitet werden.
                           Da bei diesen Untersuchungen gewöhnlich ein sehr geringer Gehalt von Kohle gefunden
                              wird, etwa 1/1000 und noch weniger, so ist anzurathen etwas größere Mengen des
                              Materials, etwa 100 Gramme, in Arbeit zu nehmen.
                           
                        
                           8. Reinigen von Gläsern und
                                 Schalen.
                           Nicht selten kommt man in Verlegenheit, wenn Gläser oder Porzellanschalen, an denen
                              sich organische Stoffe festgesetzt hatten und durch die Länge der Zeit so
                              festgetrocknet sind, daß sie allen Auflösungsmitteln widerstehen, gereinigt werden
                              sollen. Folgendes Verfahren wird in beinahe allen Fällen ausreichen:
                           Man befeuchtet die zu reinigenden Stellen mit concentrirter Schwefelsäure, streut
                              hierauf zerriebenes doppelt-chromsaures Kali auf die Säure und läßt den
                              Gegenstand einige Stunden (etwa über Nacht) an einem mäßig warmen Orte stehen. Alle
                              organischen Stoffe werden hiedurch zerstört unter Bildung von schwefelsaurem
                              Chromoxyd, welches nebst der noch übrigen Säure durch Wasser entfernt wird.
                           
                        
                           
                           9. Reinigen der Malerpinsel von
                                 eingetrockneten Oelfarben.
                           Auf öftere Anfragen von Malern nach einem hiezu geeigneten Mittel, stellte ich eine
                              Reihe von Versuchen an, aus denen folgende Reinigungsmethode hervorging.
                           Man bereitet eine Lösung von 1 krystallisirtem kohlensauren Natron in 3 Wasser, hängt
                              die zu reinigenden Pinsel so in diese in einem Cylinderglase (Trinkglase) enthaltene
                              Lösung, daß sie etwa 2 Zoll von dem Boden des Glases entfernt bleiben, und läßt den
                              Apparat bei gelinder Wärme (60–70° C.) 12–24 Stunden stehen.
                              Selten wird eine längere Einwirkung erforderlich seyn. Die eingetrocknete Farbe ist
                              nun so weit aufgeweicht, daß sie mit Leichtigkeit auf die bekannte Art mit Seife
                              weggebracht werden kann. Steinhart vertrocknete Pinsel wurden durch dieses Verfahren
                              wieder brauchbar gemacht.
                           Wesentlich ist es, die angegebene Temperatur nicht zu überschreiten, da sonst die
                              Haare, besonders der Borstenpinsel, angegriffen und gänzlich verdorben werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
