| Titel: | Ueber die relative Ausbeute an Oxalsäure und Blutlaugensalz beim Schmelzen organischer Substanzen mit Kali oder Natron; von L. Possoz. | 
| Fundstelle: | Band 150, Jahrgang 1858, Nr. XCIV., S. 382 | 
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                        XCIV.
                        Ueber die relative Ausbeute an Oxalsäure und
                           Blutlaugensalz beim Schmelzen organischer Substanzen mit Kali oder Natron; von L. Possoz.
                        Aus den Comptes rendus, October 1858, Nr.
                              17.
                        Possoz, über die Ausbeute an Oralsäure beim Schmelzen organischer
                           Substanzen mit Kali.
                        
                     
                        
                           Aus meinen früheren Beobachtungen über diesen Gegenstand (S. 127 in diesem Bande des
                              polytechn. Journals) hatte ich gefolgert, daß das reine
                                 Natron zur ökonomischen Fabrication der Oxalsäure das Kali nicht ersetzen
                              kann. Ich gieng damals von der Annahme aus, daß man zu diesem Zweck eine verdünnte
                              Auflösung von kohlensaurem Natron durch Kalk ätzend machen muß, nach dem
                              gewöhnlichen Verfahren; in diesem Falle würde ohne Zweifel die gewonnene Oxalsäure
                              die Darstellungskosten nicht bezahlen; denn man müßte auf sämmtliches zu
                              verarbeitende kohlensaure Natron die Kosten des Aetzendmachens verwenden, um nach
                              der Reaction ein wenig oxalsaures Natron, hingegen alles übrige Natron als unreines
                              kohlensaures Salz zu finden. Die Sache stellt sich aber ganz anders heraus, wenn man
                              die Oxalsäure-Erzeugung als Nebengeschäft einer Sodafabrication betreibt,
                              welche der Art geleitet wird, daß man direct caustische Laugen durch Zersetzung des
                              Kochsalzes oder Glaubersalzes erhält; denn wenn man den caustischen Zustand dieser
                              Laugen zum Desorganisiren der organischen Substanzen benutzt, so erhält man in Folge
                              sehr ökonomischer Reactionen das oxalsaure Natron und sogar die Oxalsäure fast
                              umsonst. Daß das Natron viel weniger Oxalsäure erzeugt als das Kali, ist dann
                              ziemlich gleichgültig, weil sich viel Aetznatron, mit geringen Unkosten, zur
                              Oxalsäurefabrication benutzen läßt. Letzteres wird durch seine Wirkung auf die
                              organische Substanz zu kohlensaurem Natron, und man macht sich also seinen Uebergang
                              von Natronhydrat in oxalsaures und kohlensaures Salz zu Nutzen; sollte dabei noch
                              ätzendes Natron verbleiben, so kann man dieses nachträglich durch bekannte wohlfeile
                              Mittel ebenfalls in kohlensaures Salz verwandeln.
                           Das in ökonomischer Hinsicht vortheilhafteste Verfahren zur Darstellung des
                              Aetznatrons besteht wohl darin, eine Auflösung von Schwefelnatrium mit Kupferoxyd zu
                              behandeln. Das erhaltene Schwefelkupfer wird geröstet und das Kupfer kann somit
                              abwechselnd als Oxyd und Schwefelmetall fortwährend benutzt werden. Die beim Rösten
                              entstehende schweflige Säure leitet man in die Bleikammern, um sie in Schwefelsäure
                              zu verwandeln.
                              Dieses Verfahren gewährt einige Vortheile gegen dasjenige von Leblanc; es veranlaßt keinen Rückstand und folglich keinen Verlust beim
                              Auslaugen, denn die überschüssige Kohle welche zum Reduciren des Glaubersalzes zu
                              Schwefelnatrium angewendet wurde, kann ohne Nachtheil in die folgenden Operationen
                              übergehen und aus diesem Grund braucht sie nicht so vollständig ausgelaugt zu
                              werden, wie wenn man sie als Rückstand wegwerfen müßte.
                           Die Oxalsäure-Erzeugung betreffend, habe ich gefunden, daß wenn man ein sehr
                              starkes Verhältniß von Natron anwendet, nämlich 4 bis 6 Theile Natronhydrat auf 1
                              Theil organischer Substanz, und nur zwischen 150 und 180° C. erhitzt, die
                              gebildete Oxalsäure nicht zerstört wird. Unter diesen Umständen gelang es mir,
                              durchschnittlich 90 Oxalsäure auf 100 Weizenkleie (bei 100° C. getrocknet) zu
                              erzeugen; bei der Fabrication im Großen rechne ich aber nur auf 50 pro 100. Das oxalsaure Natron läßt sich von den
                              Mutterlaugen, worin es unauflöslich ist, durch ein Abdampfen auf 35°
                              Baumé (1,320 spec. Gew.) sehr leicht trennen. Eine Auflösung von oxalsaurem
                              Natron wird durch Behandlung mit Kalkmilch in der Kälte vollständig zersetzt in
                              Aetznatron und in oxalsauren Kalk; letzterer, mit überschüssiger Schwefelsäure
                              behandelt, liefert die Oxalsäure auf ökonomische Weise. Wenn man also unter den
                              angegebenen oder anderen analogen Bedingungen operirt, so kann das Natron allerdings
                              das Kali ersetzen, und zwar auf sehr vortheilhafte Weise.