| Titel: | Maschine zur Tiegelfabrication, von den HHrn. Pérard und Berchmans. | 
| Fundstelle: | Band 150, Jahrgang 1858, Nr. XCVIII., S. 404 | 
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                        XCVIII.
                        Maschine zur Tiegelfabrication, von den HHrn.
                           Pérard und
                           Berchmans.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, Juli 1858, S.
                              23.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Pérard's Maschine zur Tiegelfabrication.
                        
                     
                        
                           Die Maschinen zur Tiegelfabrication ließen bisher viel zu wünschen übrig, sowohl
                              hinsichtlich einer guten Anfertigung des Tiegels, als bezüglich seines leichten
                              Herausnehmens aus der Form, welche Operation wegen ihrer schwierigen Ausführung oft
                              den Verlust des Tiegels und die Umarbeitung des Materials veranlaßt. Durch die neue,
                              sehr einfache Maschine ist diesen Uebelständen abgeholfen.
                           
                           Fig. 23 ist
                              eine äußere Ansicht und ein senkrechter Durchschnitt dieser Maschine;
                           Fig. 24 ist
                              die Vorrichtung zum Wechseln der Bewegung des Preßkolbens, damit er nieder-
                              und aufgehen kann.
                           Die verschiedenen Theile, woraus die Maschine besteht, sind unten mit dem gußeisernen
                              Gerüst S verbunden, welches auf die Sohlplatte S¹ mittelst der Schraubenbolzen s fest aufgeschraubt ist. Oben ist auf die
                              Maschinentheile die Platte S² aufgeschraubt,
                              welche mit der Mutter d der Leitspindel des
                              Tiegel-Formcylinders aus einem Stück gegossen ist.
                           Die Tiegelform ist ein gußeisernes Stück A, im Innern
                              ausgebohrt und mit einem Futter von Kupferblech a
                              versehen, welches ein leichtes Gleiten des fabricirten Stückes gestattet und jedes
                              Reißen oder Zerreißen desselben verhütet.
                           Der Cylinder ist oben mit einer Art Stopfbüchse B
                              versehen, durch welche ein hohler cylindrischer Kolben C
                              tritt, der unten mit einem kleinen Ventil C' versehen
                              ist, damit am Ende des Processes atmosphärische Luft in den Tiegel dringen kann, um
                              die Trennung desselben von dem Preßkolben zu erleichtern.
                           Dieser Kolben ist mit einer Spindel D mit flachen Gängen
                              verbunden, welche durch die Mutterschraube d geht, die
                              mit der Platte S² aus einem Stück gegossen ist;
                              oben vereinigt sich die Spindel mit einem Hebel L, womit
                              der Kolben von Hand auf und nieder bewegt werden kann. Diese Bewegung kann aber auch
                              mittelst eines besondern Räderwerks E, F, G, K, M,
                              bestehend aus Winkel- und Stirnrädern, mit Aus- und Einrückung e, bewirkt werden. Letztere Vorrichtung gestattet die
                              Richtung der Kolbenbewegung, unabhängig von derjenigen des Motors, sobald es der
                              Betrieb der Maschine erheischt, zu verändern oder zu wechseln.
                           Der Boden des als Tiegelform dienenden Cylinders A ist
                              lediglich eine bewegliche Platte o, welche auf der
                              Platte n der Säule N
                              aufliegt, die der Form und dem Kolben als Fundament dient. Diese obere Platte ist
                              vollkommen cylindrisch und nach dem innern Durchmesser des Cylinders A abgedreht, welcher auf einer Verstärkung an seiner
                              Basis mit einem Stift p und mit einem Scharnierringe q versehen ist; letzterer tritt, indem er sich schließt,
                              in einen Falz, der in dem obern cylindrischen Theil der Säule angebracht ist, und
                              trägt so den Cylinder A, wogegen er, indem er sich
                              öffnet, dem Cylinder gestattet senkrecht zu gleiten und niederzugehen, um den Tiegel
                              gänzlich frei zu machen.
                           Wenn sich der Cylinder A an seinem Platze befindet und
                              von dem Preßkolben frei gemacht ist, so bringt man die Thonmenge hinein, welche zur
                              Verfertigung eines Tiegels erforderlich ist. Darauf wird der Preßkolben niedergetrieben, welcher durch
                              seinen Druck dem Tiegel die gewünschte Form und zugleich den Wänden die
                              erforderliche Dichtigkeit ertheilt. Der überflüssige Thon tritt durch die im Kopf
                              der Stopfung B angebrachten Canäle i aus. Hierauf erhebt man den Kolben, und indem man
                              alsdann den Mechanismus q um das Scharnier p dreht, wird die eigentliche Form A frei und kann niedergehen, wo dann der geformte Tiegel
                              für sich auf der Platte n stehen bleibt; er wird nun
                              über dieser Platte mit Hülfe eines kleinen Wagens weggenommen, welcher sich auf zwei
                              Platten oder Schienen bewegt, die in Falze der Platte o
                              eingelassen sind.
                           Die Luftleere, welche sich unter dem Preßkolben c bei
                              dessen Erhebung bilden könnte, wird dadurch vermieden, daß sich das Ventil c' am untern Ende dieses Kolbens öffnet.
                           In Fig. 23
                              wurden die Vorrichtungen verzeichnet, welche man zur Verfertigung cylindrischer
                              Tiegel anwendet, weil diese am schwierigsten aus der Form zu nehmen sind. Man
                              begreift aber, daß das Princip des Mechanismus die Fabrication von Tiegeln aller
                              Formen und Dimensionen gestattet. Man kann sowohl der eigentlichen Form A jede erforderliche Gestalt geben, als auch dem Kolben;
                              auch können die Tiegel jede gewünschte Dicke erhalten. Ueberdieß erfolgt die
                              Fabrication in verhältnißmäßig sehr kurzer Zeit im Vergleich mit dem ältern
                              Verfahren des Drehens auf der Töpferscheibe.
                           
                        
                     
                  
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