| Titel: | Verbesserungen an Apparaten zum Anbringen und Messen des Widerstandes bei der Bewegung rotirender Räder, Wellen etc.; von William Thomson, Professor der Physik an der Universität zu Glasgow. | 
| Fundstelle: | Band 151, Jahrgang 1859, Nr. III., S. 11 | 
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                        III.
                        Verbesserungen an Apparaten zum Anbringen und
                           Messen des Widerstandes bei der Bewegung rotirender Räder, Wellen etc.; von William Thomson, Professor der
                           Physik an der Universität zu Glasgow.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Novbr.
                              1858, S. 418.
                        Verbesserungen an Apparaten zum Messen des Widerstandes bei der
                           Bewegung rotir. Räder etc.
                        
                     
                        
                           Der genaueren Unterscheidung wegen gebe ich die Beschreibung der vorliegenden
                              Erfindung (patentirt in England am 4. März
                                 1858) in mehreren Abtheilungen:
                           
                           Erster Theil. Eine Kette, ein Riemen, ein Seil oder
                              dergleichen mit geschützter oder ungeschützter Oberfläche wird um einen Theil des
                              Umfanges, oder auch um den ganzen oder um mehr als den ganzen Umfang eines
                              rotirenden Rades, oder einer Welle geschlagen und durch eine regulirte Kraft
                              gehalten, welche der Länge nach in einer der Bewegung des rotirenden Körpers
                              entgegengesetzten Richtung an ihrem einen Ende oder an irgend einer Stelle ihrer
                              Länge angebracht ist, während das andere Ende der Kette oder des Riemens an einen
                              festen Körper oder an eine Federwaage befestigt ist. Die regulirte Kraft kann ein
                              direct oder mittelst Hebelmechanismus wirkendes Gewicht seyn, oder die Elasticität
                              einer Feder, welche so adjustirt ist, daß sie eine constante oder nahezu constante
                              Kraft ausübt, überhaupt eine solche Kraft, welche sich bis zu einem bestimmten,
                              durch den Widerstand nicht übersteigbaren Grad reguliren läßt. Ich bringe diese
                              regulirte Kraft an derjenigen Stelle der Kette oder des Riemens an, wo die Spannung
                              am größten ist, und lasse die Spannung da, wo sie am geringsten ist, mit den
                              Aenderungen der Friction sich ändern, weil, wenn die regulirte Kraft auf diese Weise
                              angebracht ist, der Widerstand dieselbe nicht übersteigen kann. Würde sie dagegen an
                              derjenigen Stelle, wo die Spannung am geringsten ist, applicirt, so könnte der
                              Widerstand bis zu einem Grad wachsen, welcher diese regulirte Kraft in einem
                              ungewissen Verhältnisse übersteigen und dadurch eine unregelmäßige Bewegung oder ein
                              plötzliches Anhalten des rotirenden Körpers veranlassen könnte. Eine solche
                              unregelmäßige Bewegung und plötzliche Stockung wäre aber in manchen Fällen, z.B.
                              beim Legen submariner Telegraphentaue, schädlich und gefährlich.
                           Zweiter Theil. Eine Kette oder ein Band wird um eine
                              Anzahl verschiedener Trommeln oder Rollen geschlagen, die um parallele Achsen
                              rotiren, welche durch Räderwerk mit einander verbunden sind oder nicht. Wie bei dem
                              ersten Theil der Erfindung wirkt auf das eine Ende der Kette der Länge nach eine
                              Kraft, während das andere Ende an eine Federwaage oder einen ähnlichen Apparat zur
                              Messung der Spannung befestigt ist. Befinden sich nun die verschiedenen Trommeln in
                              Rotation, so wirkt ihnen ein Widerstand entgegen, dessen Größe durch Regulirung der
                              an beiden Enden der Kette oder des Bandes angebrachten Kraft oder durch Regulirung
                              der an dem Punkte der größten Spannung applicirten Kraft modificirt werden kann.
                           Dritter Theil. Bei Anwendung der oben beschriebenen
                              Anordnung auf das Legen submariner Telegraphentaue bediene ich mich geeigneter
                              Vorrichtungen zur Messung des dem Austritt des Taues entgegenwirkenden Widerstandes. Wenn die Operation
                              so viel Zeit wegnimmt, daß es wünschenswerth ist, irgend einen Theil der reibenden
                              Oberfläche zu erneuern, ohne die Bewegung einzuhalten, so bediene ich mich einer
                              Kette von größerer Länge, als die zur Ausführung obiger Anordnungen erforderliche
                              und lasse dieselbe allmählich über die Trommeln laufen, so daß der Reihe nach neue
                              Theile der Reibung ausgesetzt werden. Auch schiebe ich das Band nach verschiedenen
                              Stellen der durch dasselbe geriebenen Flächen und erneuere diese Flächen durch
                              geeignete schützende Materialien; ferner bediene ich mich der Reihe nach
                              verschiedener Ketten oder Bänder und verschiedener reibender Flächen.
                           Vierter Theil. Ich treffe die Anordnung, deren man sich
                              zur Untersuchung der Wirkung von Wasserrädern, Dampfmaschinen und andern Motoren
                              bedient. Ich benütze nämlich die Triebkraft zur Bewegung eines rotirenden Körpers,
                              der dem Reibungswiderstand eines Riemens ausgesetzt ist, welcher an dem Ende wo die
                              Spannung am größten ist, durch eine regulirte Kraft und an dem Ende wo die Spannung
                              am geringsten ist, durch eine Federwaage oder einen andern Kraftmesser gehalten
                              wird. Die Differenz zwischen der regulirten Kraft und der durch die Federwaage
                              angezeigten Kraft ist alsdann der Widerstand an der reibenden Fläche des rotirenden
                              Körpers, welcher mit der Geschwindigkeit dieser Fläche multiplicirt, die in einer
                              gegebenen Zeit geleistete Arbeit gibt.
                           Bei Ausführung sämmtlicher beschriebenen Theile meiner Erfindung verbinde ich dann
                              und wann das Frictionsband an verschiedenen Stellen seiner Länge mit festen Punkten
                              durch Federn, die so regulirt sind, daß das Band, wenn es nicht unter dem spannenden
                              Einflusse der regulirten Kraft steht, mit dem rotirenden Körper außer Contact kommt.
                              Dieses Verfahren hat den Zweck, bei aufgehobener Spannung jede Adhäsion zwischen dem
                              Band und dem rotirenden Körper zu beseitigen.