| Titel: | Bérard's patentirte Setzmaschine zur Aufbereitung der Steinkohlen. | 
| Fundstelle: | Band 151, Jahrgang 1859, Nr. VI., S. 19 | 
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                        VI.
                        Bérard's patentirte
                           Setzmaschine zur Aufbereitung der Steinkohlen.
                        Aus der Zeitschrift für das Berg-, Hütten-
                                 und Salinenwesen in dem preußischen Staate, 1858, Bd. VI S. 97.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Bérard's Setzmaschine zur Aufbereitung der
                           Steinkohlen.
                        
                     
                        
                           Die in neuester Zeit zur Anwendung gekommene Aufbereitung der Kohlen, welche zuerst
                              in Sachsen auf den Steinkohlengruben des Plauenschen Grundes bei Dresden in Aufnahme
                              kam und sich von hier aus nach Westphalen, dem Rheinlande und nach Belgien
                              fortpflanzte,Wir haben im polytechn. Journal bereits drei Apparate zur nassen Aufbereitung
                                    der Steinkohlen mitgetheilt; den Apparat von Marsilly in Bd. CXVIII S. 265, denjenigen von Meynier in Bd. CXXVI S. 11, und denjenigen von
                                    Frölich in Bd. CXXXII S. 331.A. d. Red. ist auch in neuester Zeit in England (obgleich in Hinsicht auf die enormen
                              Massen der Production an Kohks noch höchst unbedeutend) eingeführt worden, als der
                              Aufbereitung der Kohlen, namentlich hinsichtlich der Billigkeit ihres Waschprocesses
                              in Belgien durch Bérard's patentirte Setzmaschine
                              ein neuer Aufschwung gegeben worden ist. Auch hier hat man die Erfahrung gemacht,
                              wie wichtig es ist, zur Darstellung von schönen, reinen und festen Kohks, eine von
                              Bergen und Grubenschmand gänzlich befreite Kohle verwenden zu können, obgleich auch
                              nicht selten die Ansicht geltend gemacht wird, daß diese Bestandtheile, wenn sie
                              nicht in allzu großem Maaße vorhanden sind und nicht bis zu 7 und 8 Proc. an
                              Aschengehalt ausmachen, einen unwesentlichen und unbedeutenden Nachtheil auf die
                              Heizkraft ausüben. Mag diese Behauptung auch dahin gestellt seyn, so ist doch, wie
                              die Erfahrung täglich beweist, nicht zu läugnen daß ein unreines Kohksstück an
                              Ansehen ungemein verliert und durch seine fremdartigen Bestandtheile an Schiefer
                              etc. etc. an Zerbrechlichkeit zunimmt; namentlich wird man bei einem weiten
                              Transport ungemein vielen kleinen Kohksabfall zu erwarten haben. Von der mechanisch
                              reinen Beschaffenheit der Kohlen hängt daher nicht allein der Aschengehalt, sondern
                              auch die Quantität der größeren und kleineren Stückkohks, ihre Zerbrechlichkeit ab.
                              Durch die Aufbereitung können aber auch selbst mittelmäßig gute Kohlen zur
                              Darstellung von Kohks von ganz vorzüglicher Beschaffenheit verwandt werden. Eine sehr vollkommene
                              und wenig kostspielige Aufbereitung habe ich auf der Station Fence Houses in der
                              Grafschaft Durham beobachtet.
                           Hr. Murisson, ein französischer Ingenieur, verwendet hier
                              zur Kohksdarstellung die unansehnlichsten Kohlen von einer in der Nähe liegenden
                              Grube und theilte mir mit, daß dieselben früher zu einem Spottpreise zum Brennen von
                              Kalk und Ziegeln verkauft und nur zur Verhütung ihrer Selbstentzündung aus der Grube
                              herausgefördert worden seyen. Es sind deßhalb nur Gruskohlen mit kleinen Stücken bis
                              zur Wallnußgröße, welche jedoch sehr stark mit Schwefelkies und kleinen
                              Schiefertheilen vermengt sind. Hr. Murisson bedient sich
                              seit einigen Jahren zum Waschen dieser Kohlen mit großem Erfolge der Bérard'schen Wäsche, auf welche er in Gemeinschaft
                              mit Hrn. Bérard patentirt ist und hat durch
                              mehrfache Verbesserungen und praktische Erfahrungen an der Maschine, obgleich
                              dieselbe in Belgien keine günstigen Resultate lieferte und dort nirgends anders als
                              in Brüssel zur Anwendung kam, in Liverpool so schöne Resultate mit der Aufbereitung
                              schlechter Kohlen erreicht, daß ihre Einrichtung, namentlich im nördlichen Theile
                              von England, und das Waschen der Kohlen immer mehr in Ausführung kommt.
                           Es ist mir nur mit großer Mühe gelungen in die Waschanstalt zugelassen zu werden und
                              die Maschine zu sehen. In der beigefügten Zeichnung, Fig. 26 und 27, habe ich
                              es jedoch versucht, eine Zusammenstellung des ganzen Waschapparates zu liefern, in
                              welcher freilich hie und da einzelne Theile, namentlich in Bezug auf die Größe des
                              Zwischengeschirres, der Zahn- und Kämmräder der Maschine, mit der
                              Wirklichkeit nicht ganz genau übereinstimmen möchten; in der Construction und
                              Anordnung der einzelnen Theile sind sie indessen genau der Wirklichkeit getreu.
                           Die Einrichtung ist folgende: Eine liegende Maschine von circa 12 Pferdekräften mit einem Cylinder von 12 Zoll Durchmesser und
                              14–15 Zoll Hub bewegt durch ihre Flügelstange a
                              die horizontale Welle b, auf welcher eine Trommel e aufsitzt, die wiederum durch zwei parallel laufende
                              Ketten ohne Ende e mit einer zweiten Trommel d von gleichem Durchmesser in Verbindung gesetzt ist.
                              Zwischen diesen beiden Ketten sind 46 Stück bewegliche schmiedeeiserne Kasten von
                              Trapezform und zwar 18 Zoll Länge, 12 Zoll Höhe und 8, resp. 4 Zoll Breite
                              angebracht, welche sich durch die stete rotirende Bewegung der Schwungradachse b mit den an der Trommel herabgestürzten, zum Waschen
                              bestimmten unreinen Kohlen, wie die Kübel eines Paternosterwerks von selbst füllen
                              und auf einer unter 45 Grad geneigten Bahn, auf zwei parallelen Tragebäumen, bis zur
                              zweiten Trommel in die Höhe gezogen werden. Hier stürzen diese Kasten von selbst aus, werfen ihren
                              Inhalt in ein aus Bretern zusammengestoßenes viereckiges Gerinne f, auf dessen Boden sie in ein horizontal liegendes
                              Gerinne g herabgleiten. Durch aus einem besonderen
                              Behälter h zufließendes, reines Wasser werden dieselben
                              durch das letztere Gerinne g auf die Siebe der
                              hydraulischen Setzsiebmaschine gebracht, der eigentlichen Waschoperation hier
                              unterworfen und dann von selbst über den vorderen Theil des Siebes bei k ausgetragen. Durch den abfließenden Wasserstrom werden
                              sie von hier auf eine schief gestellte Tafel l
                              getrieben; sie gleiten dann auf dieser mit dem Wasserstrom über ein sehr feines, aus
                              Kupferdraht geflochtenes Sieb herab, trennen sich hier vom Wasser und gelangen dann
                              in den unter die Tafel aufgestellten Wagen, in welchem sie zu den Kohksöfen gebracht
                              werden. Das Wasser fließt sodann auf einer zweiten Tafel in das Gerinne n und durch dieses zur Abklärung in zwei Reservoire, aus
                              denen es wieder, sobald es sich geklärt hat, durch eine 10zöllige Saugpumpe o (Fig. 27) von 10 Zoll Hub
                              und durch die Druckpumpe p von gleichem Hub und gleichem
                              Durchmesser in den Steigröhren q dem Wasserbehälter h zugehoben wird. Die Bewegung der Pumpe erfolgt, wie
                              aus der Zeichnung hervorgeht, durch ein Vorgelege r,
                              welches auf der Achse b aufsitzt und in ein Kammrad s mit einem Krummzapfen t
                              und Zuggestänge u eingreift.
                           Der Kolben v der hydraulischen Setzmaschine wird durch
                              die Maschine vermittelst des auf der Achse b
                              angebrachten Kammrades w, des Zahnrades x und der beiden durch einen Riemen ohne Ende z' angespannten Trommeln y
                              an einer horizontalen und in den Bocklagern b'
                              eingelegten Achse z auf- und niederbewegt; diese
                              Achse ist in der Mitte zwischen zwei zu einander gehörenden Bocklagern zu einem
                              Krummzapfen von 1 1/8–1 1/4 Zoll Hubhöhe ausgebogen, gibt daher dem Kolben
                              durch die Stange a nicht mehr als 2 1/4–2 1/2
                              Zoll Hub.
                           Der massive Kolben v aus Gußeisen von 6 Zoll Höhe bewegt
                              sich in einem gußeisernen Kasten von 52 Zoll Höhe und 3 Fuß innerem Durchmesser,
                              liegt 14 Zoll vom oberen Rande und drückt das Wasser durch eine viereckige 17 Zoll
                              hohe und 40 Zoll lange Oeffnung f' in einen daneben
                              stehenden 40 Zoll weiten und 60 Zoll langen viereckigen Kasten von Gußeisen, in
                              welchen das Sieb i 11 1/2 Zoll unter dessen oberer Kante
                              und 10 1/2 Zoll unter dem jedesmaligen Wasserspiegel zu liegen kommt. Dasselbe ist
                              nicht wie gewöhnlich aus einzelnen Drähten geflochten, sondern besteht aus einer
                              einzigen 5 Fuß langen und 40 Zoll breiten Kupferplatte, in welche runde Löcher
                              geschlagen sind. 25 dieser Löcher gehen auf den Quadratzoll Fläche dieses Netzes,
                              welches mit Nr. 10 von Tylor u. Pace, metal perforators, 3 Queen Street Cheapside in London bezogen worden ist. An den beiden Seitenflächen
                              des Kastens ist diese Platte, ihrer Länge nach, auf 1zöllige Latten aufgenagelt,
                              bewegt sich mit ihrem obern hintern Ende in kleinen Angeln und wird durch die
                              Stellschraube d' auf der innern Fläche des Kastens an
                              eine in demselben hervorstehende Rippe angezogen. Sobald jedoch das Sieb mit Bergen
                              angefüllt ist und gereinigt werden muß, wird die Stellschraube gelöst, wodurch die
                              Berge durch den Stoß des Wassers zu beiden Seiten, hauptsächlich aber an der
                              vorderen Seite ausgetragen werden, ohne den Gang der Maschine zu unterbrechen. Die
                              Berge, sowie auch das durch das Sieb gegangene Grubenklein (Mehl), gleiten beim
                              Hinabfallen auf einer im Kasten angebrachten, unter 45 Grad geneigten schiefen Ebene
                              herab und werden während des Betriebes der Maschine durch einen im Boden
                              angebrachten Schieber aus dem Kasten abgelassen und sodann auf die Halde
                              ausgelaufen.
                           Bei der Wirkung eines jeden Kolbenstoßes werden, wie bei allen Setzmaschinen mit
                              festen Sieben, durch das Wasser die leichteren Kohlentheile in die Höhe getrieben
                              und, beim Aufgehen des Kolbens, über den schwereren Theilen, welche sich nach ihrem
                              relativen Gewicht und ihrer specifischen Schwere über einander schichten,
                              abgelagert. Ist das damit verbundene Zurückgehen des Wassers bedeutend, so werden
                              die kleinen Theile bei dem geringen Unterschiede der specifischen Schwere zwischen
                              Schiefer und Kohlen angesaugt und auf das Sieb gedrückt, ohne sich nach ihrem
                              relativen Gewichte sondern zu können.
                           Aus der Erfahrung hat man den Hub des Kolbens daher sehr gering, 2 1/2 Zoll im
                              Maximum und 2 4/4 Zoll im Minimum, gefunden, und sucht diese geringe Höhe durch eine
                              große Anzahl der Hübe zu ersehen. Bei einem regelmäßigen Gange der Maschine und 2
                              1/2 Zoll Kolbenhub habe ich 95 Auf- und Niedergänge des Kolbens in der Minute
                              beobachten können; man versicherte mich jedoch, daß die Maschine auch mit 140 Hüben
                              noch gut arbeiten würde und solche in der Regel auch machte. Durch diese schnelle
                              Wirkung des Kolbens wird das Wasser in einer wellenförmigen Bewegung erhalten,
                              wodurch die Kohlen in ein stetes Wogen gebracht und durch die kleinen, kaum
                              sichtbaren Wellen über die Brücke k ausgetragen werden.
                              Es ist einleuchtend, daß dieses Austragen, so wie der regelmäßige Gang des
                              Waschprocesses nur dann continuirlich stattfindet, wenn das abfließende Wasser durch
                              frisches Wasser in derselben Quantität ersetzt wird. Um dieses zu bewerkstelligen,
                              steht eine über dem Siebe, mit der Achse z parallel
                              laufende Röhre m' mit dem Wasserbehälter h in Verbindung, durch welche dem Setzkasten mittelst
                              der senkrechten Röhre n' reines Wasser unter dem Siebe
                              zugeführt wird.
                           
                           Nach einer ungefähren Berechnung kann das ganze Quantum Wasser für ein Sieb
                              4–5 Kubikfuß Wasser pro Minute betragen, wovon
                              circa 1–2 Kubikfuß als Ersatz anzunehmen
                              sind.
                           Die Kohlen welche auf diese Weise gewaschen werden, sind ganz frei von fremden
                              Bestandtheilen und liefern sehr schöne Kohks, die namentlich wegen ihres
                              Silberglanzes, ihrer Festigkeit und Reinheit einen besonderen Ruf erlangt haben und
                              theils nach Frankreich und den Ostseehäfen, theils ins Inland versandt werden.
                           Beim Waschproceß ist indeß darauf zu sehen, daß ein möglichst gleiches Korn der
                              Kohlen dem Processe unterworfen wird, und daß namentlich größere Stücke durch einen
                              Rätter von den kleinen Stücken getrennt werden, damit die Wirkung des Wassers nur
                              auf die Dichtigkeit und die specifische Schwere der zu separirenden Massen erfolgt.
                              Vier Arbeiter können auf diese Weise in der zwölfstündigen Schicht, wenn die
                              Maschine bloß zwei Siebe in Bewegung setzt, 60 Wagen à 3 Tonnen = 180 Tonnen, auch wohl bis zu 200 Tonnen waschen, und
                              es werden demnach die Selbstkosten des Waschens ohne Verschleiß
                           
                              
                                 1) an Lohn für einen Maschinenwärter zu
                                 1 Thlr.
                                 10 Sgr.
                                 
                              
                                 2) an Lohn für einen Auslader zum Ausstürzen der
                                    Kohlen
                                 1     „
                                 10   „
                                 
                              
                                 3) an Lohn für einen Arbeiter und dessen Gehülfen an dem
                                    Siebe
                                 2     „
                                  –    „
                                 
                              
                                 4) an Unterhaltung der Maschine
                                 2     „
                                 10   „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 in Summa
                                 7 Thlr.
                                  –  Sgr.
                                 
                              
                           bei den hohen Arbeitslöhnen oder pro Scheffel auf 0,8 Pf. zu stehen kommen.
                           Wird hierzu der Verlust an Kohlen durch das Waschen, welcher auf 15 Proc. reichlich
                              in Anschlag gebracht werden kann, in Anrechnung gezogen, und der Werth der Tonne zu
                              3 Shil. angenommen, so kommt eine Tonne
                           
                              
                                 an Waschkosten auf
                                 1 Sgr.   4 Pf.
                                 
                              
                                 an Verlust von Kohlen
                                 4   „
                                         6  „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 in Summa auf
                                 5 Sgr. 10 Pf.
                                 
                              
                           zu stehen.
                           Nach den mir gewordenen Mittheilungen sind diese Kosten im Durch schnitt nur zu 5 D.
                              pro Tonne anzunehmen; sie sollen jedoch auch mit
                              unter zu 6 D. zu stehen kommen und werden daher pro
                              Scheffel 3 Pf. betragen.
                           Bringt man hierzu noch die größere Leistung der Maschine, welche für vier Siebe Kraft
                              genug besitzt, in Betracht, so werden sich die Kosten noch um etwas ermäßigen; sie
                              werden aber gegen die hydraulischen Setzmaschinen, welche durch Menschenkräfte in
                              Betrieb gesetzt werden, in Bezug auf Waschkosten wenigstens um das Doppelte und
                              Dreifache geringer anzunehmen seyn.
                           Busse.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
