| Titel: | Beitrag zur Beurtheilung der Vorschläge für Darstellung metallischen Silbers aus Chlorsilber auf nassem Wege. | 
| Fundstelle: | Band 151, Jahrgang 1859, Nr. XI., S. 46 | 
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                        XI.
                        Beitrag zur Beurtheilung der Vorschläge für
                           Darstellung metallischen Silbers aus Chlorsilber auf nassem Wege.
                        Aus der schweizerischen polytechn. Zeitschrift, 1858, Bd.
                              III S. 128.
                        Ueber Darstellung metallischen Silbers aus Chlorsilber auf nassem
                           Wege.
                        
                     
                        
                           Veranlassung zu den hier mitzutheilenden Versuchen war 1) eine in dem Entwurf zu
                              einer schweiz. Pharmakopöe vorkommende Vorschrift der Silberreduction mittelst
                              Aetznatron und Glycerin, und 2) die Mittheilung eines Fabrikanten photographischer
                              Präparate, daß das auf nassem Weg reducirte in Salpetersäure wiedergelöste Silber
                              ein salpetersaures Salz liefere, das immer kleine Spuren von Chlorsilber enthalte,
                              über die sich die Photographen beklagen. Es ist wahr, daß die Reduction des
                              Chlorsilbers gewöhnlich als eine äußerst einfache Arbeit betrachtet wird, die obigen
                              Gründe werden aber die Vornahme vergleichender Prüfung der verschiedenen Methoden,
                              zu deren Vornahme Hr. W. Müller von Rheinfelden im
                              pharmaceutisch-technischen Laboratorium des Polytechnicums in Zürich
                              veranlaßt wurde, entschuldigen. Der erwähnte Vorschlag des
                              Pharmakopöe-Entwurfs lautet:
                           Gemünztes Silber drei Unzen
                           werden in
                           Salpetersäure (von 1,200 spec. Gew.) acht Unzen
                           aufgelöst und die Auflösung mit
                           käuflicher Salzsäure
                           so lange versetzt als ein Niederschlag erfolgt; letzterer wird
                              durch Auswaschen von dem anhängenden Kupfersalz gereinigt und sodann mit
                           caustischer Natronlauge (1,25 spec. Gew.) sechs Unzen,
                           Glycerin eine Unze,
                           Wasser vier Unzen
                           in einer Porzellanschale unter anhaltendem Umrühren während 10
                              Minuten oder so lange gekocht, bis alles Chlorsilber in eine schwarze Masse
                              umgewandelt und in Salpetersäure völlig löslich geworden ist.
                           Es ist uns nicht bekannt, ob dieser Vorschlag einen Vorgänger habe oder von dem
                              Verfasser des Entwurfs ausgeht. Daß er als eine Modification der Böttger'schen oder Levol'schen
                              Methode: das feuchte ausgewaschene Chlorsilber mit kohlensaurem Natron oder
                              Aetznatron und Krümelzucker zu kochen, anzusehen ist, ist klar. Dieser hat man vorgeworfen, daß
                              es schwer sey, das Chlorsilber auf diese Weise ganz vollständig zu reduciren, und es
                              fragte sich ob Glycerin bessere Dienste thue als Krümelzucker. Es wurden zwei neue
                              schweizerische Fünffrankenstücke jedes für sich gelöst, das Silber mit Salzsäure
                              gefällt, die Niederschläge gut ausgewaschen und nach Maaßgabe der Vorschrift das
                              eine mit Aetznatronlauge und Glycerin, das andere mit Aetznatronlauge und Honig (in
                              gleich großer Menge wie Glycerin) versetzt und gekocht. Es blieb nach dem Auflösen
                              des gut ausgewaschenen Silbers mit verdünnter reiner Salpetersäure im erstern Fall
                              0,015, im zweiten 0,014 Chlorsilber. Ein Vortheil auf Seite des Glycerins hätte sich
                              hieraus also nicht ergeben, und der Vorwurf den man der Methode von Levol und Böttger machte,
                              findet Bestätigung durch diese Versuche. Wenn die Möglichkeit einer vollständigen
                              Reduction für dieß Verfahren freilich vindicirt werden kann, so ist nicht zu
                              läugnen, daß diese langes fortgesetztes Kochen erfordert und daß ein Merkmal der
                              Vollendung des Protestes fehlt. Das Glycerin ist ein theurerer Körper als Zucker,
                              das käufliche zudem noch unzuverlässig wegen sehr verschiedenem Wassergehalte und
                              mancher Unreinigkeiten: Gründe genug, um den Zucker ihm vorzuziehen. Was die andere
                              oben erwähnte Mittheilung betrifft, daß das salpetersaure Salz, aus einem noch
                              Chlorsilber enthaltenden Silber dargestellt, Chlorsilber enthalte, so steht
                              derselbe, wenn angenommen wird, das Chlorsilber sey löslich in Salpetersäure, mit
                              allen Erfahrungen der Chemiker im Widerspruch. Wenn aber gemeint ist das Chlorsilber
                              setze sich aus der Lösung schwer ab und komme so leicht in das salpetersaure Salz,
                              so mag das Grund genug seyn, die Reduction durch Schmelzung derjenigen auf nassem
                              Wege vorzuziehen. Es fragt sich aber ob keines der
                              Reductionsverfahren des Chlorsilbers auf nassem Wege dieses ganz zu zerlegen vermöge.
                           Die galvanische Reduction wird in verschiedenen Modificationen von Oechsle, Brunner, Poggendorff, Fischer, Mohr und Anderen
                              empfohlen. Die Einen bringen metallisches Zink zu dem ausgewaschenen noch feuchten
                              Chlorsilber, gleichzeitig mit einer Säure, Salzsäure oder verdünnter Schwefelsäure;
                              die Anderen trennen das Zink und den Chlorsilberniederschlag durch ein Diaphragma
                              und stellen durch einen Platindraht die Verbindung zwischen dem in Säure
                              eintauchenden Zinkstreifen und dem unter verdünnter Säure befindlichen Chlorsilber
                              her. Mohr beschreibt einen einfachen Apparat zur
                              Ausführung der Reduction in letztgedachter Weise (Commentar zur preuß.
                              Pharmakopöe).
                           An Reinlichkeit der Arbeit und Beförderung der Reduction wird wohl keine der
                              galvanischen Reductionsmethoden von der nachfolgenden übertroffen, die wir für
                              allgemein empfehlenswerth halten. Es sind zwei Hauptaugenmerke, um welche es sich
                              dabei dreht: 1) gutes Auswaschen des Chlorsilbers, Scharftrocknen und Schmelzen in
                              einem Porzellantiegel; 2) Anwendung einer Bunsen'schen
                              oder Grove'schen galvanischen Kette, so daß der das
                              Hornsilber enthaltende, mit verdünnter Schwefelsäure beinahe vollgefüllte
                              Porzellantiegel die Zerlegungszelle bildet, in welcher ein Platindraht, an den
                              negativen Pol befestigt, das Chlorsilber berührt, während der mit dem andern Pole in
                              Verbindung stehende Draht nur in die Flüssigkeit taucht, ohne das Silber zu
                              berühren. Das aus dem geschmolzenen Chlorsilber reducirte Silber ist dichter als das
                              aus dem feuchten Chlorsilber reducirte, dient also als der sicherere Leiter des
                              elektrischen Stroms; den Fortgang und die BeendigungBeendignng des Processes erkennt man sehr leicht an der sehr verschiedenen Farbe des
                              metallischen Silbers. Zwei Bunsen'sche Elemente reichen
                              zur Reduction größerer Mengen hin.
                           Prof. P. Bolley.