| Titel: | Neue Musmaschine, nach Bentall's Patent gebaut von J. Pintus. | 
| Fundstelle: | Band 151, Jahrgang 1859, Nr. XXVI., S. 106 | 
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                        XXVI.
                        Neue Musmaschine, nach Bentall's Patent gebaut von J. Pintus.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Pintus' neue Musmaschine.
                        
                     
                        
                           Der Zweck der hier zu beschreibenden Musmaschine ist die Zerkleinerung der
                              Wurzelgewächse zum Behufe der Viehfütterung. Es wird von dem Landwirthe die
                              Bedingung gestellt, daß die Maschine die Wurzeln (Rüben, Kartoffeln) in einen
                              groben Brei verwandle, ohne den Saft auszupressen; sowohl zur Fütterung als zur
                              Stärke- und Zuckerfabrication, gleichfalls zum Cichoriendörren, ist dieser
                              Zustand am entsprechendsten; bei der Fütterung soll die Saftzelle nur so weit
                              zerdrückt seyn, um ihren Inhalt dem saugenden Häcksel
                              abzutreten, ohne selbst gänzlich auszutrocknen; bei der Stärke- und
                              Zuckerfabrication soll dem nachfolgenden Reiben und Pressen vorgearbeitet werden, da
                              man gefunden hat, daß es gegen das ältere Verfahren, die Gewächse im ganzen Zustande
                              auf die Pressen oder Reiben zu bringen, außerordentlich vortheilhaft ist, auf einer
                              Vorbereitungsmaschine zuerst Halbfabricat zu arbeiten und dieses dann der
                              Schlußmanipulation zu unterwerfen. Bei der Stärkemühle z.B. wird durch die eben
                              gedachte Methode beinahe 1/3 der bisherigen Arbeitskosten erspart.
                           Die Aufgabe, eine allen Forderungen genügende Musmaschine zu construiren, hat Bentall
                              Ed. H. Bentall, Heybridge Maldon, City of Essex,
                                       England. am vollkommensten gelöst.
                           Fig. 6 gibt
                              eine perspectivische Ansicht einer Musmaschine für Handbetrieb; Fig. 7 den inneren
                              Mechanismus in vergrößertem Maaßstabe. Gleiche Buchstaben bezeichnen in allen
                              Figuren gleiche Theile.
                           Ein starkes Gestell von hartem Holze A, A, A, A trägt
                              zwei Wellen c, c H, H, welche in vier Metalllagern
                              laufen. Auf die Welle c, c sind zwei Kränze von Gußeisen
                              aufgekeilt, auf deren Oberfläche fünf gekrümmte Mantelplatten, ebenfalls gegossen,
                              befestigt sind, welche zusammen den Cylinder F, F,
                              bilden. Auf der Oberfläche dieses Cylinders ist eine Schraubenlinie gezogen und
                              diese mit einer großen (beliebigen) Anzahl von Löchern besetzt, welche zur Aufnahme
                              der kleinen Messer I, I, I.... dienen. Diese Messer, von
                              denen Fig. 8
                              ein einzelnes a in verhältnißmäßiger, b in natürlicher Größe zeigt, sind aus bestem Gußstahl
                              gestanzt und gehärtet bis zur Gränze des Gelb und Blau. Die Löcher in den
                              Cylinderplatten sind ebenso conisch wie die Messer, haben eine genügende Weite, um
                              sie bis 1–2 eintreiben zu können und sind nach der auf 1–2 senkrecht
                              stehenden Richtung 3–4 noch luftig genug um das Eintreiben eines Holzkeils
                              gestatten zu können. Es leuchtet ein, daß das Herausnehmen der Messer durch einige
                              Schläge mit einem kleinen Hammer bewirkt werden kann, selbst ohne eine Platte
                              abzunehmen – ein Umstand, der von denen gewürdigt werden wird, welche andere
                              Zerkleinerer benutzen und die Schwierigkeiten der Reparaturen auf dem Lande
                              kennen.
                           
                           Die so auf dem Cylindermantel befestigten, hakenförmig hervorragenden Messer greifen
                              nun in die Gewinde der endlosen Schraube g, g welche
                              sich auf der Spindel H, H befindet. Cylinder und
                              Schraube sind durch die Zahnräder D, D' verbunden. Ueber
                              dem Cylinder steht der gußeiserne Zuführtrichter B, B, B',
                                 B', dessen hintere Wand, rostförmig durchbrochen, Erde, Schmutz, kleine
                              Steinchen etc. durchfallen läßt, während die vordere Wand B,
                                 B etwas ausgebaucht ist, um den Zähnen das Ergreifen der Früchte zu
                              erleichtern. Diese vordere Wand reicht eben bis auf die Hälfte der Schraube g, g hinunter, und es erhellt nun wohl, daß die von den
                              Zähnen abgerissenen Stücke, durch die Drehung nach der von den Pfeilen angedeuteten
                              Richtung gezwungen, zwischen den Windungen der Schrauben aufgequetscht werden
                              müssen. Das so bereitete grobe Mus fällt bei weiterer Umdrehung in die auf dem
                              Untersatz K befindlichen beliebigen Gefäße oder in einen
                              Trog mit Beförderungsschnecke, welche eventuell die Masse den Pressen oder Reiben
                              zuführt. An der Welle c befindet sich das Schwungrad E entweder mit Kurbel oder Riemenscheibe, je nach der
                              Größe der Maschine und Art des Betriebes.
                           Die kleinste Art der Musmaschine, zum Betriebe durch einen Mann, liefert ohne
                              besondere Ueberanstrengung desselben pro Arbeitsstunde
                              das Mus von 12 preuß. Schäffeln Rüben oder 16 Schäffeln Kartoffeln. Von dieser Größe
                              sind im Laufe des Jahres 1858 mehr als hundert Exemplare in Deutschland in Betrieb
                              gesetzt. Bentall's Nummer reicht seit zwei Jahren bereits
                              an 4000. Die größeren Dimensionen, für Roßwerts- und Dampfbetrieb können bis
                              zu 300 Umdrehungen pro Minute betrieben werden und
                              vermusen in der Arbeitsstunde 50–70 Schäffel Früchte.
                           Brandenburg a. b. Havel.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
