| Titel: | Zur Theorie der Bierbrauerei, in Bezug auf Mulder's Chemie des Bieres; von G. E. Habich. | 
| Autor: | G. E. Habich | 
| Fundstelle: | Band 151, Jahrgang 1859, Nr. XXXVII., S. 140 | 
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                        XXXVII.
                        Zur Theorie der Bierbrauerei, in Bezug auf Mulder's Chemie des Bieres; von G. E. Habich.
                        Habich, zur Theorie der Bierbrauerei.
                        
                     
                        
                           III.Fortsetzung von Bd. CL S. 310.
                              
                           Das Capitel vom
                           
                              
                                 Maischen
                                 
                              wird durch einige Bemerkungen über die dabei
                                 gebräuchlichen Vorrichtungen eingeleitet, – der Maischbottich wird
                                 beschrieben. Daß der Maischbottich nicht immer zugleich eine Seihvorrichtung zu
                                 enthalten braucht und daß bei der fabrikmäßigen Bierbrauerei im continuirlichen
                                 BetriebSo habe ich's auch in meinem Dampfbrausystem, von welchem die
                                       Constructionszeichnungen (14 Blätter) nebst Beschreibung eben im
                                       Selbstverlag erscheinen und für 10 Friedrichsd'or abgegeben werden. Maischbottich und Seihbottich getrennt werden
                                    müssen, hätte hier wohl erwähnt werden können. In Betreff des
                                 Materials, aus welchem der Bottich angefertigt ist, gibt Mulder dem Eisen den Vorzug, – als Grund dazu bemerkt er:
                                 „eine Metallfläche ist schnell gereinigt, während an dem
                                    erweichten Holz leicht eine fremde Substanz anhaften kann.“ Auf
                                 solcher Basis, die der Reinlichkeit den Weg bahnen soll, müßte man nun freilich
                                 das Holz auch insbesondere aus den Gähr- und Lagerleitern verbannen, wo
                                 die Vernachlässigung der Reinlichkeit viel größere Verwüstungen anrichten kann
                                 als im Brauhause! Was aber im vorliegenden Falle – wo der Maischbottich
                                 auch das Gehäuse ist, in welchem die Verzuckerung vollbracht werden soll
                                 – durchaus gegen die Anwendung eiserner Bottiche
                                 spricht, ist die größere Wärmeableitung. Die
                                 Verzuckerung erheischt eine constante Temperatur, ja
                                 selbst die Auflösung des Glutins wird durch die constante höhere Temperatur bedingt, – im eisernen Bottich aber findet vom Augenblick an, wo die
                                 Maischtemperatur erreicht ist und die Maischmasse „auf der
                                    Ruhe“ steht, eine beständige Abkühlung
                                 derselben statt. Es wird also der Zweck des Maischens
                                 dadurch zum Theil vereitelt.
                              Zu dieser Operation selbst übergehend, kommt Mulder
                                 zunächst wieder auf das verschiedene Material zurück,
                                 – Gerstenmalz, Gersten- und Weizenmalz, Malz und ungemalztes
                                 Getreide u.s.w. Ueber diese drei „Maischverfahren“ (das ist
                                 ein unrichtiger Ausdruck, da das Material nicht mit
                                 der Operation verwechselt werden darf!) sagt er:
                                 „sie müssen nothwendig ein Bier von sehr verschiedener Güte
                                    liefern.“ Gegen diesen Ausspruch muß ich – auf Grundlage
                                 dessen, was Mulder über die Bestandtheile der
                                 Getreide und deren Veränderungen beim Brauproceß bereits gelehrt hat –
                                 protestiren. Wir wissen, daß alle Bestandtheile des Malzes, welche in die Würze
                                 übergehen, bereits im rohen Getreide enthalten waren oder durch Umsetzung des
                                 Stärkmehls und durch eine chemische Veränderung des Glutins daraus entstehen,
                                 – Veränderungen, welche wir bei Anwendung von wenig Malz einerseits und
                                 andauerndes Kochen anderseits erzwingen können. Der
                                 Brauer ist im Stande mit sehr verschiedenem Getreide,
                                 wenn er seine Operationen nach den zu bewirkenden
                                 Aenderungen bemißt, ein Bier von gleicher Qualität, – und umgekehrt aus demselben Material (nehmen wir reines Malz an) durch Aenderung der Operation (Infusion oder
                                 Decoction) Biere von sehr verschiedener Qualität zu
                                 brauen. Aber alles das hat ja mit der „Güte“ des Bieres
                                 nichts gemein, – da gibt es ganz andere
                                 Factoren, welche auf die geringere oder größere Vollendung des Gährproducts influiren, und die wir erst später noch
                                 besprechen werden. Was soll hier unter „Güte“ verstanden
                                 werden?Diese Frage geht bloß den Hrn. Uebersetzer an, der so freundlich war, mir
                                       die Originalausgabe des fraglichen Werkes zur Einsicht mitzutheilen.
                                       Dort heißt es, wörtlich übersetzt: „sie müssen ein Bier von
                                          großer Verschiedenheit
                                          liefern“, – eine Auffassung, die aber, wie oben
                                       erwähnt, ebenfalls unrichtig ist. Wir wollen suchen uns über dieses Wort,
                                 welches nun einmal bei den Consumenten
                                 sprachgebräuchlich ist, zu verständigen. Daß die allgemeinen Anforderungen an ein gutes
                                 Gährungsproduct – es soll klar und frei seyn von jedem fremdartigen
                                 Beigeschmack, der durch Mangel an Reinlichkeit bei Durchführung der Operationen
                                 bedingt wäre – mit dem Material nichts zu schaffen haben, ist schon erwähnt. Jedes
                                 Product muß so auf den Markt geliefert werden, daß es auch einen Handelswerth hat. Und dieser Handelswerth wird durch
                                 die Nachfrage bestimmt, – und die Nachfrage
                                 durch das Bedürfniß der Consumenten, – und das
                                 Bedürfniß in unserm vorliegenden Falle durch die Gewohnheit, welche dann den Geschmack
                                 dictatorisch zu Gericht sitzen läßt, um über den localen Handelswerth (den Begriff „Güte“!)
                                 endgültig abzuurtheilen. Dessentwegen hält denn auch der Bayer die gepriesenen
                                 belgischen Biere für schlecht, und dem Belgier munden die vollmundigen
                                 bayerischen Biere (ohne die in Belgien beliebte Milchsäure) durchaus nicht. Also
                                 ist schließlich „Güte“ – Geschmackssache!
                              Die Befürchtungen Mulders, daß durch einen Zusatz von
                                 ungemalztem Getreide die sog. Diastase am Ende nicht mehr ausreichen würde zur Verzuckerung, so daß ein Theil des mobil
                                 gemachten Stärkmehls auf halbem Wege, d.h. als Dextrin stehen bleiben könnte,
                                 – stehen mit allen Erfahrungen in directem Widerspruch. Man darf nur die
                                 Resultate der englischen Getreide-Branntweinbrennereien ins Auge fassen,
                                 – dort wird das ungemalzte Material durch 1/7 Malz verzuckert und der
                                 Ausfall gegen bloß gemalztes Getreide, welches versuchsweise angewendet wurde,
                                 ist nicht von Belang (s. Balling's
                                 Branntweinbrennerei, S. 347), zumal wenn man erwägt, daß man der Einwirkung der
                                 geringen Menge Diastase in den Branntweinmaischen in der Regel einen viel zu kurzen Zeitraum gönnt. Meine Erfahrungen über die
                                 Mitanwendung ungemalzten Getreides haben mich gelehrt, daß bei Anwendung
                                 directen Dampfes die Verzuckerung auf der Ruhe mit 55° R. erfolgte
                              
                                 
                                    bei reinem Malz
                                    nach 5 Minuten
                                    
                                 
                                    bei einer Mischung, in der die Hälfte
                                    
                                    
                                 
                                    des Malzes durch Maismehl ersetzt war
                                      „   15 bis 20 Minuten.
                                    
                                 
                              Im letztern Falle war der Dextringehalt nicht größer als außerdem, – er
                                 ist überhaupt gering und kommt für die Herstellung eines „nährendem,
                                    dickern Bieres“ gar nicht in Erwägung. Ich habe das zwar schon
                                 erwähnt, – aber weil die Meinung, daß die
                                 vollmundigen Biere diese ihre Eigenthümlichkeit dem Dextrin verdanken, sehr
                                 eingewurzelt ist und nicht leicht auszurotten seyn wird, – weil ferner solch ein Aberglaube zu einer ganz
                                 falschen Praxis der Bierbrauerei führen kann und (wie
                                 das vorliegende Exempel lehrt) geführt hat: so ist's
                                 immerhin zweckmäßig den Fall zu wiederholen.
                              Auch der Menge des verwendeten Getreides wird ein
                                 Erfolg zugemuthet, der nicht erreicht werden kann. S.
                                 261 heißt es: „In Betreff der Menge hat man es ganz und gar in der Hand, ein
                                    sehr nährendes dickes, oder aber ein starkes, alkoholreiches, dabei jedoch
                                    dünnes Bier zu bereiten. Ersteres wird man bei Anwendung von wenig Malz und
                                    viel ungemalztem Getreide erreichen, das letztere bei Anwendung von reinem
                                    Malze.“ – Wenn das Verhältniß der Schüttung zum Wasser der
                                 Art ist, daß in beiden Fällen Würzen von gleichem Extractgehalte entstehen
                                 können, – wenn ferner das ungemalzte Getreide vorher eingequellt und dann
                                 gedarrt war: so können in beiden Fällen ganz gleiche Biere erzeugt werden, oder es kann umgekehrt
                                 mit dem Gemenge ein dünnes (sog. trocknes) und mit dem Malze ein dickes (sog.
                                 vollmundiges) Bier erzeugt werden, je nachdem man durchs
                                    Maischverfahren das Verhältniß zwischen Zucker und Eiweißstoffen im Extracte
                                    regulirt.
                              Ueber den Stoff, „welcher die Gährung unterhalten wird“,
                                 wissen wir heut zu Tage noch sehr wenig. Wenn Mulder (S. 261) behauptet, daß der Stärkmehlumbilder
                                 (sog. Diastase), mag er nun seine Function verrichtet haben oder nicht,
                                 „wenigstens in keinem Falle mehr fähig ist Gährung zu
                                    veranlassen,“ – so bleibt er uns den Beweis dafür
                                 schuldig. Eigentlich handelt es sich hier gar nicht darum Gährung zu
                                 „veranlassen“, sondern um die Fähigkeit, den
                                 Hefenzellen zur Nahrung zu dienen. Und es ist kein Grund vorhanden, irgend einem
                                 aus der ganzen Reihe von Eiweißstoffen, welche in der Würze enthalten seyn
                                 können, diese Fähigkeit zu bestreiten. Der S. 262 erwähnte Gährungsversuch ist
                                 der Erfahrung nicht entnommen, steht sogar mit derselben im schroffen Gegensatz.
                                 „Ein solches (stark gedarrtes) Malz liefert nach Behandlung mit
                                    warmem Wasser eine sehr süße Würze, welche jedoch einen bedeutenden Zusatz
                                    von Hefe erfordert, um zu gähren, und von welcher man wenig oder gar keine
                                    Hefe erhält.“ Wenn man diesen Versuch macht und mit dem
                                 Saccharometer überwacht, so wird man finden, daß die Menge der neu gebildeten
                                 Hefe der Menge des zersetzten Zuckers proportional ist, und wenn man also
                                 wirklich eine „sehr süße“ Würze hatte, so kann es auch am
                                 Schlüsse der Gährung (welche stets bis zur Zersetzung alles Zuckers
                                 fortschreitet, wenn man ihr entsprechend Zeit gönnt oder bei nicht zu niedriger
                                 Temperatur arbeitet) an der entsprechenden Menge neuer Hefenzellen nicht
                                 fehlen.
                              Was die Operation des Maischens anlangt, so ist
                                 zunächst die Temperatur, bei welcher die Umwandlung
                                 des Stärkmehls am besten vor sich geht, zu berücksichtigen. Mulder setzt sie 70 bis 75° C., –
                                 meiner Erfahrung nach geschah die Verzuckerung bei etwa 68° C. am
                                 raschesten. Uebrigens bin ich der Ueberzeugung, daß eine sehr allmähliche Steigerung
                                  der Temperatur der
                                 Maischmasse am meisten zur Beschleunigung der Verzuckerung beiträgt, –
                                 bei meinem Apparat ist die Maischmasse schon bei einer Temperatur unter
                                 50° C. sehr süß und braucht deßhalb nur so kurze Zeit auf der Ruhe zu liegen.
                              Steigert man die Temperatur bis zu etwa 80° C., so findet eine Umwandlung
                                 des noch unveränderten Stärkekleisters nicht mehr statt, es bildet sich weder Zucker noch
                                 Dextrin, – die Jodreaction weist die Gegenwart von Kleister standhaft
                                 nach. Mulder sagt (S. 263): „eine höhere
                                    Temperatur als 75° C. wird zwar, bei hinreichender Menge des
                                    Umbilders, die Entstehung von Dextrin, nicht aber von Zucker aus dem
                                    Stärkmehl veranlassen.“ Schwerlich!
                              Bei den Nachgüssen schreibt M. bloß warmes Wasser vor.
                                 Diese Praxis ist nicht gut, – es scheidet sich viel Glutin aus, welches
                                 gelöst war und bei siedendem Wasser auch gelöst geblieben
                                 wäre, um demnächst durchs Kochen in die lösliche Form überzugehen und das Bier vollmundiger
                                 zu machen. So hat selbst die Art und Weise, Nachgüsse
                                 zu machen, ihren Einfluß auf die Qualität des
                                 Bieres!
                              Der Grund, weßhalb M. beim Nachguß bloß warmes Wasser
                                 anwenden will, liegt in dem Satze (S. 265): „durch die während der
                                    ersten Operation erfolgte TemperaturerniedrigungMacht man die Gefäße von schlechten
                                          Wärmeleitern und deckt sie während der Ruhe fest zu, so hat's mit
                                          der Temperaturerniedrigung nicht viel auf sich, – nimmt man
                                          aber eiserne (wie Mulder anempfiehlt), so ist's freilich gefehlt. Da greift
                                          man dann zu einer eben so verfehlten Praxis wie die nachfolgende mit
                                          sechs Nachgüssen. war die chemische Wirkung, worum es sich handelte, bisweilen
                                    unvollständig; daher wiederholt man die ganze Operation mit einer neuen
                                    Menge warmen Wassers, nicht sowohl um das Zurückgebliebene in Auflösung zu
                                    bringen, als vielmehr gerade die gewünschte chemische Umsetzung noch länger
                                    fortdauern zu lassen.“ War aber die erste Maische nicht gehörig verzuckert, so hat's entweder an der
                                 Ueberwachung der Temperatur gefehlt (war sie zu niedrig, so ist ein längerer Zeitraum auf der Ruhe nöthig, – war sie zu hoch, so hilft nur ein Zusatz
                                    frischen Malzes und mehr Sorgfalt!), – oder man hat überhaupt zu früh abgeläutert. In keinem von beiden
                                 Fällen kann ein Nachguß mit warmem Wasser einer nachträglichen Verzuckerung Vorschub leisten,
                                 – und man würde dadurch nur einen zweiten Fehler auf den ersten
                                 pfropfen.
                              Möglich ist's auch, daß M. durch die unter seinen Augen durchgeführte Praxis in
                                 einer Brauerei, welche mit sechs Nachgüssen arbeitete
                                 und wobei die Trebern höchst vollständig von Stärkmehl befreit waren (S. 269 u. 270), zu
                                 der Annahme einer nachträglichen Verzuckerung verleitet wurde. Diese Anforderung
                                 muß man aber schon stets bei der ersten Maischung stellen. Wir wollen uns diese
                                 Praxis, welche zwölf Stunden in Anspruch nimmt,
                                 einmal in ökonomischer Hinsicht betrachten.
                              Es versteht sich von selbst, daß während dieser zwölf Stunden der Heizapparat in
                                 Thätigkeit erhalten werden mußte, um die heißen Nachgüsse zu machen. Was wurde
                                 während dieser Zeit gewonnen? Wir wollen 100 Pfund Malz mit beiläufig 60 Pfund
                                 Extractgehalt verarbeiten. Um eine einigermaßen verarbeitbare Maische zu
                                 erhalten, müssen wir 200 Pfund Wasser verwenden (Mulder gibt zwar nicht an, wie viel beim ersten Maischen verwendet
                                 wurden, – aber es können nicht wohl weniger seyn!). Die Treber halten
                                 etwa 120 Pfund Würze zurück. Das Exempel stellt sich also folgendermaßen:
                              
                                 
                                    Die 1. Maische mit
                                    200 Pfd. Wasser ergab eine Würze von
                                    23 Proc. Extractgeh.
                                    
                                 
                                      „  
                                       2.      „      
                                       „
                                      80  
                                       „        
                                       „        „      
                                       „      
                                       „      „
                                    13,9  
                                       „          „
                                    
                                 
                                      „  
                                       3.      „      
                                       „
                                      80  
                                       „        
                                       „        „      
                                       „      
                                       „      „
                                      8,3  
                                       „          „
                                    
                                 
                                      „  
                                       4.      „      
                                       „
                                      80  
                                       „        
                                       „        „      
                                       „      
                                       „      „
                                      5,0  
                                       „          „
                                    
                                 
                                      „  
                                       5.      „      
                                       „
                                      80  
                                       „        
                                       „        „      
                                       „      
                                       „      „
                                      3,0  
                                       „          „
                                    
                                 
                                      „  
                                       6.      „      
                                       „
                                      80  
                                       „        
                                       „        „      
                                       „      
                                       „      „
                                      1,8  
                                       „          „
                                    
                                 
                                      „  
                                       7.      „      
                                       „
                                      80  
                                       „        
                                       „        „      
                                       „      
                                       „      „
                                      1,1  
                                       „          „
                                    
                                 
                              Hiervon fließen ab:
                              
                                 
                                    beim ersten Abläutern
                                    140 Pfd. mit
                                    32,3 Pfd. Extract
                                    
                                 
                                        „  
                                       zweiten     „
                                      80  
                                       „     „
                                    11,1  
                                       „        „
                                    
                                 
                                        „  
                                       dritten       „
                                      80  
                                       „     „
                                      6,6  
                                       „        „
                                    
                                 
                                        „  
                                       vierten      „
                                      80  
                                       „     „
                                      4,0  
                                       „        „
                                    
                                 
                                        „  
                                       fünften      „
                                      80  
                                       „     „
                                      2,4  
                                       „        „
                                    
                                 
                                        „  
                                       sechsten    „
                                      80  
                                       „     „
                                      1,4  
                                       „        „
                                    
                                 
                                        „  
                                       siebenten   „
                                      80  
                                       „     „
                                      0,8  
                                       „        „
                                    
                                 
                                    in den Trebern bleiben zurück
                                      1,4  
                                       „        „
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––––––––––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                         Summa: 
                                    60    Pfd. Extract.
                                    
                                 
                              Der Verlust an Extract beträgt also für die Bierbereitung bei sechs Nachgüssen 2
                                 1/8 Proc. Hätte man's bei drei Nachgüssen bewenden lassen, so würde der
                                 Gesammtverlust 10 Proc. betragen haben. Um davon 7 2/3 Proc. zu retten, d.h. aus den Trebern, wo diese Extractmenge den Mastwerth etwas erhöht hätte, in
                                 die Würze zu schaffen, hat man es sich den doppelten Aufwand an Zeit, also auch an Arbeit, Brennstoff und Apparaten-Abnutzung kosten lassen!
                              Gelegentlich des bayerischen Brauverfahrens wird (S.
                                 271) erwähnt, daß beim Dickmaischkochen das Stärkmehl sich durch die Einwirkung
                                 des „Umbilders“ wohl in Dextrin, aber nicht in Zucker verwandelt. Diese Behauptung entbehrt der experimentellen Basis.
                                 Bringt man Stärkmehl mit dem „Umbilder“ des Malzes
                                 zusammen, so wird man mit dem Beginn der Umwandlung schon neben dem entstandenen
                                 Dextrin auch Zucker vorfinden.
                              Auf einem vorherrschenden Dextrin gehalt beruht die
                                 Eigenthümlichkeit der bayerischen Biere nicht,
                                 – es ist vielmehr ein größerer Gehalt an Eiweißstoffen, in Uebereinstimmung mit dem, was Mulder (S. 73) sagt: „Sämmtliche
                                    Eiweißkörper gaben an kochendes Wasser mehr und mehr ab, je länger man das
                                    Kochen damit fortsetzt.“ Wie aber kann Mulder nun (S. 272) zu der ganz
                                    entgegengesetzten Behauptung gelangen, daß beim Dickmaischkochen
                                 „eine beträchtliche Menge der Eiweißstoffe des Malzes durch das
                                    Kochen in unlöslichen Zustand übergeführt“ werde?
                              Wenn er in diesem vermeintlichen Mangel an Eiweißkörpern den Grund sucht, weßhalb
                                 „die Gährung unmöglich heftig werden kann,“ und daß
                                 dieß Dickmaischkochen, „deßhalb auch in hohem Grabe die Untergährung
                                    fördert,“ – so sind das Voraussetzungen, welche in der
                                 Praxis ihre Widerlegung am kürzesten finden. Ich verweise Hrn. Mulder auf das Wert eines anerkannt tüchtigen
                                 Praktikers (die Bierbrauerei mit besonderer Berücksichtigung der
                                 Dickmaischbrauerei, von Ph. Heiß), – dort
                                 findet er (S. 189) die Kunst „das Bier herzuführen,“ d.h.
                                 den Verlauf der Gährung zu regeln. Und da sind's ganz andere Factoren, welche
                                 die Gährung einer Würze derselben Braumethode in die
                                 verschiedenen Stadien hineindrängen. Daß aber die Formen der Gährung
                                 (Ober- oder Untergährung) hauptsächlich durch die Gruppirung der
                                 Hefenzellen bedingt werden, darauf kommen wir später (bei der Gährung)
                                 zurück.
                              Daß Mulder nach diesen
                                 seinen Anschauungen über den Einfluß einer Operation
                                 auf die Qualität des Products seine frühere Meinung über den Einfluß des Materials bedeutend modificiren mußte (S. 276),
                                 versteht sich von selbst. Er beugt sich vor der Souveränität der Biertrinker,
                                 indem er (S. 277) sagt: „Jede Methode ist die beste, welche die Zunge
                                    und den Gaumen der Consumenten am vollständigsten befriedigt.“
                                 – Aber – – da kommen wir wieder auf ein anderes Capitel,
                                 den Vergährungsgrad, der hauptsächlich die Zunge des
                                 Consumenten touchirt. Darüber später.
                              Zur Beurtheilung des technischen Werthes der
                                 verschiedenen Maischmethoden stellt Mulder nun (S.
                                 277) folgende Fragen:
                              1) „Durch welche Methode wird die größte Menge nutzbarer Bestandtheile
                                    aus dem Malze ausgezogen und am wenigsten in den Trebern
                                    zurückgelassen?“
                                 
                              
                              2) „Oder nach welcher Methode erhält man die zuckerreichste Würze? Nach
                                    welcher die dickste, die am reichsten an Dextrin ist und nach der Gährung
                                    keine stark alkoholische Flüssigkeit, sondern ein nahrhaftes Bier
                                    liefert?“
                                 
                              3) „Oder nach welcher Methode erhält man eine Würze, welche nach der
                                    Gährung große Mengen Dextrin und Zucker enthalten wird, und doch
                                    gleichzeitig sehr reich an Alkohol ist?“
                                 
                              4) „Oder wie bekommt man das haltbarste Bier?“
                                 
                              Ehe denn ich nun die Anwendung auf das Decoctions- und Infusions-Verfahren, wie sie Mulder
                                 gibt, des Näheren bespreche, will ich genauer auf diese Fragstellungen selbst
                                 eingehen, – wir werden uns dann leichter verständigen.
                              Zu 1. Jede Methode soll alles im Material enthaltene lösliche
                                    Stärkmehl
                                 Daß nicht alles Stärkmehl des Materials durch
                                       Malzauszug löslich gemacht werden kann, werden wir weiter unten
                                       sehen. in die Würze bringen; enthalten die Treber irgendwo noch extrahirbares
                                 Stärkmehl, so ist die Operation schlecht ausgeführt.
                                 Daß beim längern Kochen mehr Eiweißstoffe in die Würze gehen, ist schon erwähnt.
                                 Dieß vorausgesetzt, werden die Treber am vollständigsten erschöpft durch
                                 richtige Vertheilung der Nachgüsse.
                              Zu 2. Der sogenannte Würze-Extract ist ein Ding von sehr wandelbarer
                                 Zusammensetzung, – Zucker und löslicher Pflanzenleim sind die
                                 Hauptfactoren und beide stets, aber in relativ sehr verschiedenen Verhältnissen vorhanden.
                                 Auf das specifische Gewicht der Würze influiren beide
                                 in gleicher Weise, so daß daraus nur die Summe desExtracts, aber nicht die Menge des einen oder andern
                                 direct hervorgeht. Bei gleichem Procentgehalt kann
                                 demnach eine Würze viel Zucker und wenig Leim oder wenig Zucker und viel Leim
                                 enthalten. Daß also längeres oder kürzeres Kochen der Maischen mit den Trebern
                                 auf die Zusammensetzung des Extracts ändernd
                                    einwirkt, liegt auf der Hand.
                              Ob aber das Bier nach der Gährung eine stark alkoholische Flüssigkeit liefern
                                 wird oder nicht, das hängt von der Schüttung (d.h.
                                 der Menge des auf ein Gebräu verwendeten Malzes oder Getreides am meisten
                                 ab.
                              Zu 3. Ob nach der Gährung (das soll wohl heißen: zur Zeit der Consumtion?) viel
                                 oder wenig Zucker im Bier ist, das hängt vom Vergährungsgrad desselben, und dieser – bei Würzen von derselben
                                 Zusammensetzung des
                                 Extractes – von der Art und Führung der Gährung, von der Temperatur des
                                 Lagerkellers und von der Zeit des Lagerns ab, – nicht aber von der Maischmethode! – Große Mengen von Zucker und
                                 doch starker Alkoholgehalt bedingen eine starke Schüttung und einen geringen
                                 Vergährungsgrad!
                              Zu 4. Bei exacter Ausführung irgend eines der beiden
                                 Maischverfahren kann die Haltbarkeit eines Bieres nie gefährdet werden. Da aber
                                 die Dauer eines Bieres auf dem Lager nur bis zum Verschwinden des Zuckers währt
                                 und Biere nur so lange genossen werden, als diese
                                 „Nachgährung“ anhält: so wird das Bier bei gleichem Extractgehalt und unter übrigens gleichen
                                 Umständen am haltbarsten seyn, dessen Extract am
                                    zuckerreichsten war.
                              Mulder sagt nun (S. 277)
                              A. von der Kochmethode (Dickmaischbrauen):
                              
                                 a) daß die größte Menge nutzbarer
                                    Stoffe ausgezogen wird (ist richtig, es geht mehr Eiweißstoff in die
                                    Würze!), –
                                 b) daß ein Coaguliren des Eiweißes
                                    stattfindet (das geschieht beim Infusionsverfahren auch, aber erst im
                                    Kessel, was indessen fürs Endresultat gleichgültig ist), –
                                 c) daß der Umbilder zerstört wird
                                    (ist eigentlich nur von Wichtigkeit, wenn man auch ungemalztes Getreide
                                    verwenden will), –
                                 d) daß deßhalb das Bier reich an
                                    Dextrin und daher sehr nahrhaft sey (wenn man statt Dextrin
                                    „Eiweißstoffe“ liest, ist es richtig; Dextrin ist
                                    in diesem Biere nicht so sehr vorherrschend, – auch nicht nahrhaft,
                                    da man doch den Nahrungswerth nach dem Stickstoffgehalt zu beurtheilen
                                    pflegt. Ist Dextrin nahrhaft, so ist's Zucker auch, – und dann hat die Sache, selbst nach Mulder's Voraussetzungen, nichts mehr mit dem Maischverfahren zu thun), –
                                 e) daß es arm an Eiweißstoffen zur
                                    Hefenbildung sey (daß es an Eiweißstoffen reicher ist und auch nach Mulder's Angaben S. 72 und 73 seyn muß, geht schon aus dem Frühern hervor, –
                                    und daß die vorhandenen Eiweißstoffe zur Hefenbildung ausreichen, beweisen
                                    die stärksten bayerischen Biere, welche bis zum Verschwinden der letzten
                                    Zuckerportionen vergähren können und dann eben so gut sauer werden wie die übrigen),
                                    –
                                 f) daß das Bier nicht stark sey
                                    (hängt von der Schüttung und dem Vergährungsgrade ab), –
                                 g) daß es von süßem Geschmack sey
                                    (sehr merkwürdig, da es doch „einen geringen
                                       Zuckergehalt“ besitzen soll! – übrigens hängt dieß lediglich vom Vergährungsgrade ab und auch diese Biere können nicht ewig im
                                    „Flügelkleide“ einherwandeln), –
                                 h) daß die Treber arm an Satzmehl,
                                    aber reich an Eiweiß sind (frei von extrahirbarem
                                    Satzmehl sollen alle Treber seyn, – reicher an coagulirtem Eiweiß
                                    sind sie geworden, aber ärmer an denjenigen
                                    Eiweißstoffen, welche in größerer Menge ins Bier
                                    übergegangen und durch Gerbsäure nachweisbar sind).
                                 
                              B. Die Infusionsmethode dagegen soll
                              
                                 a) Trebern liefern, welche reich an
                                    Satzmehl sind (bei nachlässiger Arbeit, außerdem
                                       nie!), –
                                 b) eine Würze, welche viel Zucker
                                    neben wenig Dextrin enthält (zuckerreicher ist der Extract allerdings, „Dextrin“ müßte wieder
                                    „Eiweißstoffen“ heißen), – und
                                 c) ein alkoholreiches Bier geben
                                    (Schüttung und Vergährungsgrad!)
                                 
                              Es geht aus dieser Darstellung hervor, daß Mulder,
                                 – trotz mancher richtigen Untersuchungen, für die wir ihm zu Danke
                                 verpflichtet sind, – sich in Bezug auf die Maischoperationen und deren
                                 chemischen Hergang zu sehr an die herkömmliche Auffassung anlehnt und seine eigenen Erfahrungen ohne praktische Nutzanwendung
                                    läßt! Da behalten die Praktiker freilich Recht, wenn sie den
                                 Theoretikern nachsagen, daß diese ihnen nichts lehren können.
                              Seite 279 wendet Mulder seinen unrichtigen, mit jeder
                                 Erfahrung im WiderspruchIch wiederhole, daß ich Maischen, die nur fünf Minuten auf der Ruhe gestanden hatten, abläuterte und sofort
                                       zum Sieden brachte. Sie hätten nach Mulder
                                       fast nur Dextrin enthalten sollen, lieferten aber eine ausreichende
                                       Menge Würzen, welche sehr vollständige Vergährung zeigten und ein
                                       „trockenes“ Bier ergaben. stehenden Vordersatz (daß nämlich beim Maischproceß zuerst Dextrin und
                                 dann erst Zucker entstehe) auf die Praxis an und
                                 will die Qualität des Bieres, ob's ein vollmundiges
                                 oder trockenes geben soll (ich gebrauche beide
                                 Ausdrücke, deren Bedeutung wohl allgemein bekannt ist), von dem Zeitraum
                                 abhängig machen, welchen man dem Biere auf der Ruhe
                                 widmet. Wäre seine obige Annahme richtig, so müßte auch diese Praxis
                                 eingeschlagen werden, – aber man versuche sie nur und man wird sich
                                 getäuscht finden. Im Gegentheil kann, wenn die
                                 Temperatur hoch genug ist und
                                    bleibt und auch die Nachgüsse heiß genug
                                 gegeben werden – durch das längere Liegen auf der Ruhe ein vollmundigeres Bier erzeugt werden, wenn die Würze
                                 genügend lange gekocht wird, wornach sie dann entsprechend weniger Glutin im
                                 Kühlgeläger absetzt. Das ist die Praxis, welche man hier
                                    und da als Geheimniß behandelt hat und durch welche aus demselben Malzquantum eine größere Menge gleich
                                 starken Bieres erzeugt werden sollte. Daß man den Extractgehalt durch größeren
                                 Glutingehalt steigert, wenn die Würze mehrere Stunden lang auf der Ruhe liegt,
                                 ist klar, – die Eiweißstoffe kommen zunächst als Saccharometerprocente in Rechnung. Natürlich wird also bei gleicher Saccharometer-Anzeige etwas mehr Würze gewonnen, – aber das Endresultat
                                 ist ein Bier, welches weniger geistigen Schalt hat.
                                 – Daß man zu solchem Zwecke nicht eines so zeitraubenden Weges bedurft hätte, leuchtet ein, – man braucht
                                 ja nur mittelst directen Dampfes zuerst die Verzuckerungstemperatur
                                 hervorzurufen, dann nach kurzer Ruhe durch abermalige
                                 Dampfzufuhr zum Sieden zu erhitzen, wo dann alles Glutin in 15 Minuten gelöst
                                 seyn, und also die vollständigste
                                 Treber-Ausnutzung mit den geringsten Mitteln
                                 erzielt ist.
                              Das bisher sehr vernachlässigte Capitel von der
                                    Zusammensetzung der Treber kommt bei Mulder
                                 auch zur umfassenden Besprechung. Auch hier kommen uns wieder die schätzbaren
                                 Analysen von Oudemans zu Statten. Ist nun diese Sache
                                 auch noch nicht so klar geworden, wie man wünschen muß, so wollen wir uns doch
                                 die Errungenschaften, wie sie uns Mulder vorführt,
                                 etwas schärfer betrachten, – ich hoffe, daß der wunde Fleck, welchen die
                                 mangelhafte Ausnutzung des Starkmehls angeblich bieten soll, dann nicht mehr gar
                                 so arg erscheinen wird.
                              Aus den vergleichenden Analysen, welche Oudemans von
                                 Gerstenmalz und daraus erzielten Trebern anstellte,
                                 gibt Mulder eine Zusammenstellung, die von derselben Menge Zellenstoffe als Grundlage ausgeht,
                                 weil diese beim Maischen unverändert bleiben (S. 288). Da erhalten wir dann
                              
                                 
                                    
                                    im gedarrten Malz,
                                    in den Trebern davon
                                    
                                 
                                    Röstproducte
                                        7,8
                                    –
                                    
                                 
                                    Dextrin
                                        6,6
                                    –
                                    
                                 
                                    Stärkmehl
                                      58,6
                                    16,6
                                    
                                 
                                    Zucker
                                        0,7
                                    –
                                    
                                 
                                    Zellenstoffe
                                      10,8
                                    10,8
                                    
                                 
                                    Eiweißstoffe
                                      10,4
                                      7,1
                                    
                                 
                                    Fett
                                        2,4
                                      0,7
                                    
                                 
                                    Unorganische Bestandtheile
                                        2,7
                                      2,0
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    100,0
                                    37,2
                                    
                                 
                                                
                                       und ferner
                                    im stark gedarrtem
                                       Malz,
                                    in den Trebern davon
                                    
                                 
                                    Röstproducte
                                      14,0
                                     –
                                    
                                 
                                    Dextrin
                                      10,2
                                     –
                                    
                                 
                                    Stärkmehl
                                      47,6
                                      5,7
                                    
                                 
                                    Zucker
                                        0,9
                                     –
                                    
                                 
                                    Zellenstoffe
                                      11,5
                                    11,5
                                    
                                 
                                    Eiweißstoffe
                                      10,5
                                      6,4
                                    
                                 
                                    Fett
                                        2,6
                                      0,4
                                    
                                 
                                    Unorganische Bestandtheile
                                        2,7
                                      1,6
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    100,0
                                    25,6
                                    
                                 
                              Hiebei muß zunächst in die Augen fallen, daß beim gedarrten Malz noch 3/7 des
                                 Stärkmehls in den Trebern zurückblieben, – eine Summe, welche beim stark gedarrten Malz auf 1/8 zurückgeht. Ein so
                                 bedeutender Verlust an Stärkmehl muß doch im höchsten Grabe befremden. Die
                                 Treber waren aus jener Brauerei bezogen, in welcher man mit sechs Nachgüssen
                                 arbeitete und über deren Treber Mulder (S. 270) sagte
                                 „daß sie so vollständig von Stärkmehl befreit sind, wie dieß
                                    meines Wissens nirgends der Fall ist.“ Die Qualität der Würzen
                                 wird nicht näher angegeben, – man sollte denken, daß sie noch ziemliche
                                 Portionen von Stärkekleister enthalten haben müßten. Auch scheint die Klage Mulder's über die niederländischen Biere (im 18ten
                                 – in der deutschen Ausgabe fehlenden – Capitel), – welche
                                 nicht hell, nicht haltbar und nicht schmackhaft befunden werden, – diese
                                 Vermuthung zu bestärken. Wir wollen den Versuch machen, aus den von Mulder (S. 284) mitgetheilten Analysen Ritthausen's den dort stattgefundenen
                                 Stärkmehl-Verlust approximativ zu berechnen. Unterstellen wir dabei, daß
                                 das zu einem „Lagerbier“ verwendete Malz, wie gewöhnlich,
                                 nicht stark gedarrt war und beziehen wir zunächst die
                                 Bestandtheile von Malz und Trebern auf gleiche Mengen
                                 „Holzfaser,“ so erhalten wir folgende Daten:
                              
                                 
                                    
                                    im Malz,
                                    in den Trebern (im Mittel von a)
                                    
                                 
                                    Holzfaser
                                        9,0
                                      9,0
                                    
                                 
                                    Eiweißstoffe
                                        9,0
                                      6,0
                                    
                                 
                                    Stickstofffreie Bestandtheile
                                      79,2
                                    14,5
                                    
                                 
                                    Unorganische          „
                                        2,8
                                      1,6
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––––––––––––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    100,0
                                    31,1
                                    
                                 
                              Nach den Analysen von Oudemans beträgt im Malz das
                                 Stärkmehl 85,8 Proc. der stickstofffreien Bestandtheile (außer den
                                 Zellenstoffen). Wir rechnen also hiernach aus den 79,2 Proc. stickstofffreier
                                 Bestandtheile Ritthausen's 68 Proc. Stärkmehl heraus,
                                 wovon nur 14,5, d.h. 21,3 Proc. oder etwas mehr als 1/5 in den Trebern
                                 zurückbleiben, – also bedeutend weniger als in jener niederländischen
                                 Brauerei! – Mulder kommt freilich (S. 292) zu
                                 einem ganz entgegengesetzten Resultate. Er vergleicht nämlich (S. 292) die nach den sehr verschiedenen analytischen Methoden von Oudemans und Ritthausen
                                 aufgefundenen Mengen von Zellstoff und Stärkmehl, während er doch (S. 18) als
                                 einen Fehler der ältern Methoden hervorgehoben hat, daß sie die Menge der
                                 Zellstoffe zu klein angeben. Das führt ihn dann
                                 natürlich zu der unbegründeten Meinung, daß (S. 293)
                                 „in der Brauerei, aus welcher Ritthausen seine Treber bezog, viel Stärkmehl verloren geht,
                                    während man in der Brauerei, aus welcher die von Oudemans untersuchten Treber stammten, viel besser
                                    arbeitet.“
                                 
                              Was nun die Extractmengen anbetrifft, welche dem Malze
                                 durchs Maischen entzogen werden, so bezieht man dieselben in praxi auf lufttrocknes
                                 Malz. Ein solches auch war es, in welchem Balling durchschnittlich 60 Proc. Extract fand, und
                                 welches (vergl. Balling's Bierbrauerei Bd. II S. 26)
                                 7 Proc. Wasser enthält. Mulder bezieht seine Rechnung auf absolut
                                    trocknes Malz. Machen wir die erforderliche Abänderung, so geben nach
                                 Oudemans 107,5 (statt 100) lufttrocknes Malz 100 – 37,2 = 62,8 Extract oder 58,4 Procent,
                                 – aus stark gedarrtem Malz aber (mit welchem
                                 in Böhmen, worauf sich Balling's Angabe bezieht, nicht gearbeitet wird) etwa 69 Proc. – Die
                                 Praxis aber ist weit davon entfernt, solche
                                 Extractmengen auch wirklich in den Braukessel überzuführen.
                              Mulder erwähnt (S. 290) der Angaben von Muspratt, wornach in England 66 bis 71 Procent
                                 Extract gewonnen werden sollen. Wenn es auch richtig ist, daß das englische
                                 (besonders das schottische) Malz mehr Extract ausgibt als das deutsche, –
                                 weil man beim Malzen den Blattkeim weiter vorschreiten läßt und weil im gleichen
                                 Maaße auch mehr unlösliche Eiweißstoffe löslich
                                 werden – so ist doch die erwähnte Ausbeute zu hoch gegriffen. Man erhält
                                 in den besten Brauereien kaum 69 Procent und das zwar aus stark gedarrtem Malz.
                                 Diese Ausbeute stimmt fast ganz mit der Mulder's
                                 (nach stattgefundener Correction) und davon ist lediglich das höchst vollendete
                                 Auswaschen mit dem Sparger (s. polyt. Journ. Bd. CXLVII S. 309) die Ursache.
                              Wir kehren zu den Trebern zurück und müssen uns über den Stärkmehlgehalt
                                 derselben noch verständigen. Es ist sehr wünschenswerth daß solche
                                 Untersuchungen demnächst vergleichsweise bei verschiedenen Braumethoden gemacht
                                 werden. Das, was schließlich in den Trebern auch der besten Brauereien als
                                 „Stärkmehl“ angesehen wird, scheint mindestens in einer
                                 Verbindung zu existiren, welche durch den Malzauszug nicht gesprengt werden
                                 kann, wohl aber der Behandlung mit verdünnter Schwefelsäure weicht. Auch das Verhalten zur Jodauflösung läßt auf
                                 eine solche
                                 Verbindung (vielleicht mit irgend einem Eiweißstoffe) schließen, – die
                                 Treber werden kaum in der Farbe verändert bei der Behandlung mit Jod.
                              Was Mulder über die zum Brauproceß verwendeten Wassermengen sagt, schließt sich nicht genau genug an
                                 die Praxis an. Daß man beim ersten Maischen die
                                 Wassermenge nicht übermäßig hoch nimmt, ist selbstverständlich. Aller weitere
                                 Wasserverbrauch hängt wesentlich davon ab, in welcher
                                    Weise die Nachgüsse bewirkt werden sollen.
                              Arbeitet man mit vielen, aber geringen Nachgüssen – wie z.B. in den von Mulder erwähnten mit sechs – so ist
                                 der gesammte Wasserverbrauch gering. Ich beziehe mich auf meine approximative
                                 Berechnung (S. 145) wobei auf 100 Pfund Malz nur 680 Pfund Wasser verbraucht
                                 werden. Aber durch diese Praxis (die dem Auswaschen der Filter in den chemischen
                                 Laboratorien nachgebildet ist) geht viel Zeit
                                 verloren. Und Zeit ist hierbei „Geld“.
                              Im andern Falle, wo man nur zwei oder drei Nachgüsse macht, müssen solche etwas
                                 verdünnter genommen werden, – und dann stellt sich der Wasserbedarf auf
                                 etwa 750 Pfund für 100 Pfund Malz.
                              Angenommen es sollen Würzen von 12 Proc. Extractgehalt erzeugt werden, so würden
                                 aus 100 Pf. Malz (à 60 Proc. Extr.) 500 Pf. Würze resultiren. Es müssen
                                 also im ersten Falle aus 680 + 60 (weniger 120 Pf., welche in den Trebern
                                 bleiben) = 620 Pf. dünnere Würze durchs Einkochen 620–500, d. i. 120 Pf.,
                                 d. i. fast 20 Proc. verdampft werden. Im zweiten Falle aber werden von 690 Pf.
                                 Würze 190 Pfd. oder etwa 28 Proc. verdampft.
                              Die Anwendung des Sparger bringt das Aussüßen mit der
                                 geringsten Wassermenge in der kürzesten Zeit zu Stande.
                              Wenn nun Mulder wiederholt erwähnt, daß der Verlust,
                                 welcher beim Kochen und Abkühlen der Würze stattfinde, mit nur 1/12 zu
                                 veranschlagen sey, so muß das auf einem Irrthum beruhen.