| Titel: | Grangoir's Thürschlösser nach Chubb's System. | 
| Fundstelle: | Band 151, Jahrgang 1859, Nr. XLV., S. 189 | 
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                        XLV.
                        Grangoir's Thürschlösser
                           nach Chubb's
                           System.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, Juli 1858, durch die schweizerische polytechnische
                              Zeitschrift, Bd. III S. 155.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Grangoir's Thürschlösser nach Chubb's System.
                        
                     
                        
                           Die Schlosserarbeiten von Grangoir in Paris (place Maubert, Nr. 13) sind sowohl in Bezug auf den Grab
                              der Sicherheit, den sie gewähren, als hinsichtlich der guten und wohlfeilen
                              Anfertigung sehr vortheilhaft bekannt. Dieses bezieht sich namentlich auf die mit
                              beweglichen Zuhaltungen versehenen Chubb-Schlösser, an welchen er wesentliche
                              Verbesserungen angebracht hat. Diese finden sich hauptsächlich an den Zuhaltungen,
                              von denen er jede einzelne aus zwei Theilen anfertigt, deren gegenseitige Stellung
                              nach Belieben, und ohne das Schloß abzunehmen, verändert werden kann. Jede
                              Abänderung in der Lage der Zuhaltungen erfordert aber auch eine Veränderung des
                              Schlüsselbartes, weßhalb der letztere aus eben so vielen Theilen, als Zuhaltungen
                              vorhanden sind, zusammengesetzt ist, welche Theile dann unter sich verwechselt und
                              dadurch eine große Anzahl verschiedener Formen eines und desselben Schlüsselbartes
                              hervorgebracht werden können.
                           Die Fig.
                                 10–15 stellen ein Chubb-Schloß mit den angedeuteten Veränderungen
                              dar, und zwar Fig.
                                 10 das offene Schloß, bei welchem man die Deckelplatte, in welcher sich
                              das Schlüsselloch befindet, weggenommen hat; Fig. 11 dasselbe mit
                              vorgeschobenem Riegel; Fig. 12 horizontaler
                              Durchschnitt nach der Linie XY der Fig. 10.
                           Der Schloßkasten A enthält einen sogenannten deutschen
                              Riegel B, welcher – wie es bei französischen
                              Schlössern oft der Fall ist – nur an einem Knopfe C zurückgezogen, durch die Schraubenfeder b
                              aber immer wieder vorgeschoben wird. Der vordere Theil dieses Riegels kann versetzt
                              werden, je nachdem man das Schloß an einer Thür anbringt, die sich nach rechts oder
                              nach links öffnet. Der bewegliche Winkel D ist um den am
                              Schloßriegel H befestigten Zapfen o drehbar; der längere Arm desselben greift in ein Loch der Stange des
                              Riegels B, der kürzere dagegen wird beim Drehen des von
                              außen her einzusteckenden Schlüssels von dessen Bart gefaßt.
                           Die aus Messing bestehenden Zuhaltungen d stecken auf
                              einem gemeinschaftlichen Dorne f, welcher am Schloßboden
                              A festgenietet ist; sie können in beliebiger Anzahl
                              angebracht seyn. Jede derselben trägt einen gebogenen Stift e (Fig.
                                 13), um den sich eine Schraubenfeder windet, welche die früher
                              gebräuchliche Blattfeder ersetzt und den Zweck hat, die durch den Schlüssel gehobene
                              Zuhaltung d wieder herabzudrücken. An dem gleichen Stift
                              f stecken ferner eben so viele messingene Hebel g; sie sind so angeordnet, daß jede Zuhaltung d, mit Ausnahme der vordersten, ihren besondern Hebel
                              g genau senkrecht unter sich liegen hat, und mit
                              demselben durch einen mit einer Feder umwickelten gebogenen Stift i verbunden ist. Dieser Stift ist an g befestigt und geht durch einen Vorsprung der Zuhaltung
                              d, in welcher derselbe mittelst einer kleinen
                              Schraube n mit viereckigem Kopfe angedrückt wird, so daß
                              aus den drei Stücken d, g und i ein festes, um f drehbares Stück gebildet
                              wird (Fig.
                                 13).
                           Es ist bekannt, daß bei den gewöhnlichen Chubb-Schlössern der Riegel dadurch
                              verschoben wird, daß der durch das Schlüsselloch M (Fig. 12)
                              eingesteckte Schlüssel beim Umdrehen die Zuhaltungen d
                              aufhebt, zugleich aber den Angriff des Riegels H faßt
                              und diesen um eine Tour vorschiebt, wobei der Sperrstift v von einem in den nächstfolgenden Einschnitt der Zuhaltung
                              hinübergleitet. Bei der vorliegenden Einrichtung jedoch wirkt der Schlüsselbart
                              nicht unmittelbar auf die Zuhaltungen d, sondern auf die
                              mit denselben verbundenen Hebel g, wodurch indessen an
                              den Bewegungen weiter nichts geändert wird.
                           Die Anbringung der Hebel g hat zum Zwecke, die
                              gegenseitige Stellung der Zuhaltungen der jeweilig angewendeten Form des
                              Schlüsselbartes anzupassen, welcher – wie schon oben bemerkt – aus
                              einzelnen unter sich verstellbaren Stücken zusammengesetzt ist. Dieses geschieht
                              einfach durch Loswinden der Schrauben n und
                              Wiederanziehen derselben, nachdem man die Zuhaltungen in die dem Barte
                              entsprechenden Stellungen versetzt hat.
                           In Fig. 14 ist
                              im Längendurchschnitte der Bart eines Schlüssels mit ganzem Schafte dargestellt; es
                              besteht derselbe aus sechs einzelnen Stücken von verschiedener Länge, von denen das
                              erste mit dem Schafte ein Ganzes bildet, die übrigen aber angeschoben und mit einer
                              Kopfschraube r fest gegen jenen ersten Theil gedrückt
                              sind. Der an beiden Enden eingeschraubte Stift z macht
                              die einzelnen Stücke unverschiebbar.
                           Fig. 15 gibt
                              die Vorder- und Seitenansicht des Bartes eines Rohrschlüssels; die einzelnen
                              Bärte haben keine Ringe, sondern sind mit einem Schwalbenschwanze versehen und in
                              eine Nuth des Rohres eingeschoben. Der hinterste Bart ist wieder fest am Rohre und
                              die übrigen werden mittelst eines eingeschraubten Stiftes z an jenem befestigt.
                           
                           An dem einen, wie an dem andern dieser beiden Schlüssel kann somit die Form des
                              Bartes durch Versetzung der einzelnen ungleich langen Theile desselben leicht
                              verändert werden, in Folge dessen dann auch die Stellung der Hebel g zu ihren entsprechenden Besatzungen d verändert und der neuen Form des Schlüsselbartes
                              angepaßt werden muß. Dieses läßt sich bewerkstelligen, ohne daß das Schloß
                              abgenommen oder irgendwo geöffnet zu werden braucht. Es befindet sich zu diesem
                              Behufe an dem hintern Ende des Riegels H eine kleine
                              messingene Büchse S mit eben so vielen durchgehenden
                              Oeffnungen, als Schrauben n vorhanden sind; sie liegen
                              in gleicher Richtung mit den letzteren, was Fig. 12 deutlich
                              nachweist. Durch diese Oeffnungen und die im Stulpe des Schloßkastens vorhandenen
                              entsprechenden Löcher m (Fig. 11) steckt man einen
                              Schraubenschlüssel ein und macht damit – nachdem man vorher die Bärte am
                              Schlüssel in einer gewissen Stellung befestigt und diesen eingesteckt hat –
                              die Schrauben n los, in Folge dessen die Federn i durch die Zuhaltungen d
                              alle nach Oben gerückt werden. Hierauf wird der Schlüssel so weit gedreht, daß ein
                              Bart senkrecht zu den Hebeln g steht und in dieser
                              Stellung werden die Schrauben n wieder angezogen. Diese
                              Veränderung läßt sich sehr leicht und ohne Hülfe des Schlossers ausführen.
                           Bei dem in den Fig.
                                 10–12 abgebildeten Schlosse läßt sich der Riegel H ohne Schlüssel von der innern Seite mittelst der beiden Knöpfe Q und R (Fig. 12) leicht
                              hin- und herschieben. Der Knopf Q ist am Riegel
                              selbst befestigt; mit dem Knopf R dagegen ist der
                              Schieber x verbunden, mittelst welchem die sämmtlichen
                              Zuhaltungen d sich in die Höhe drücken lassen, in
                              welcher Lage dann der Riegel H frei wird. Um das Oeffnen
                              des Schlosses mit Hülfe eines Dietrichs unmöglich zu machen, sind sowohl der
                              Sperrstift v an der rechten Seite, als auch die inneren
                              Flächen der Einschnitte an den Zuhaltungen d gezahnt.
                              Wollte man nun dieselben mittelst Drahthaken zu heben und den Riegel gleichzeitig
                              zurückzuschieben versuchen, so würde der Sperrstift v
                              sich in jene Zähne einklemmen und jede weitere Bewegung unmöglich machen.
                           Die Fig. 16
                              endlich zeigt ein gewöhnliches Zuhaltungsschloß, bei welchem diese letzte
                              Vorrichtung ebenfalls angebracht ist, was man aus der Form des Sperrstiftes v und aus den gezahnten Flächen der Einschnitte leicht
                              erkennen kann.
                           Baron Seguier, Berichterstatter.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
