| Titel: | Ueber ein Verfahren zum Fixiren der Pastellmalereien; von Hrn. Z. Ortlieb. | 
| Fundstelle: | Band 151, Jahrgang 1859, Nr. LIV., S. 212 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LIV.
                        Ueber ein Verfahren zum Fixiren der
                           Pastellmalereien; von Hrn. Z.
                              Ortlieb.
                        Aus den Comptes rendus, December 1858, Nr.
                              24.
                        Ortlieb, über ein Verfahren zum Fixiren der
                           Pastellmalereien.
                        
                     
                        
                           Man hat schon längst versucht, die Bilder oder Malereien zu fixiren, welche schon
                              durch eine sehr schwache Reibung der Fläche, worauf sie angebracht sind, zerstört
                              werden können, und für gewisse Arten von Bildern gelangen diese Verfahrungsarten
                              vollständig. Diese Art Leimung bewerkstelligte man entweder dadurch, daß man das
                              Papierblatt worauf sich die Zeichnung befindet, rasch durch ein gehörig bereitetes
                              Bad zog und es hernach abtropfen ließ; oder dadurch, daß man mit einem sehr weichen
                              (groben) Pinsel auf die Zeichnung selbst die fixirende Flüssigkeit auftrug. Für
                              einige Zeichnungen jedoch, wie die mit Spindelbaumkohle ausgeführten, wo die
                              schwächste Reibung einen Theil des Strichs beseitigt, mußte man andere Kunstgriffe
                              einschlagen; man legte z.B. auf die Zeichnung ein Blatt sehr dünnen, sehr glatten,
                              sehr durchdringlichen Papiers, und überfuhr dieses Blatt mit dem mit Fixirmittel
                              getränkten Pinsel; dabei
                              ist die Zeichnung gegen jede Reibung verwahrt, empfängt aber dennoch durch dieses
                              Diaphragma die leimende Flüssigkeit, und der Zweck wird erreicht. Auf diese Weise
                              hat man nicht nur mit Spindelbaumkohle, sondern auch mit Pastell ausgeführte
                              Zeichnungen fixirt, aber dieses Verfahren kam für die Pastellmalereien deßhalb nicht
                              in Gebrauch, weil gewisse Farben beim Befeuchten ihren Ton ändern und nach dem
                              Trocknen den ursprünglichen Ton nicht wieder erhalten, was man nicht zu verhindern
                              vermochte.
                           Hr. Ortlieb, welcher von diesen Proben keine Kenntniß
                              gehabt zu haben scheint, verfiel nach zahlreichen fruchtlosen Versuchen auf
                              denselben Kunstgriff um die Reibung zu vermeiden, benutzte aber ein Fixirmittel,
                              welches von den bisher für die Pastellmalerei angewandten verschieden ist, und darin
                              besteht das Neue seines Verfahrens.
                           
                              „Ich übergehe, sagt er, mit Stillschweigen die lange Reihe von Proben
                                 welche ich mit einer großen Anzahl von Substanzen anstellte, denn alle
                                 veranlaßten ein Vermischen der Töne, welches die Malerei gänzlich verdarb. Das
                                 Kali- und Natron-Wasserglas, welche in Deutschland längst in einer
                                 großen Anzahl von Industriezweigen angewendet werden, fixirten besonders die
                                 Mineralfarben in auffallender Weise, aber das Ineinanderfließen der Töne stellte
                                 sich wie früher ein; nun kam ich auf den Gedanken, für die Pastellmalerei das
                                 für den Kupferdruck gebräuchliche nicht geleimte und dicke Papier anzuwenden und
                                 das Wasserglas von der Rückseite der Pastellmalerei durchdringen zu lassen.
                                 Dieser neue Versuch gelang vollkommen; indem das Silicat durch das dichte Gewebe
                                 des Papiers drang, befeuchtete es nach und nach die Töne, ohne sie zu
                                 vermischen, und der Zweck war erreicht.
                              
                           
                              Mein Verfahren beruht daher hauptsächlich darauf, daß ich bei der Pastellmalerei
                                 ein dickes, nicht geleimtes Papier anwende und das Wasserglas von der Rückseite
                                 der Malerei eindringen lasse, ferner in der Wahl von Farben welche durch das
                                 Wasserglas fixirt werden können.
                              
                           
                              Eine nach diesem Verfahren fixirte Malerei widersteht nicht nur der Feuchtigkeit,
                                 sondern auch dem Waschen mit Wasser; die sauren und ammoniakalischen Dämpfe
                                 äußern keine Wirkung auf sie, und da die Farbe nun mit dem Papier durch einen
                                 Kitt (das Silicat) verkörpert ist, so kann sie selbst der stärkste Stoß nicht
                                 mehr beschädigen. Ueberdieß sichert die Anwendung von Mineralfarben, mit
                                 Ausschluß aller vegetabilischen Farben, dieser Art von Malerei, welche bisher so
                                 leicht zerstörbar war, eine fast unbegränzte Dauer, während sie zugleich durch
                                 den entstandenen Mineralkitt verhältnißmäßig unverbrennlich geworden
                                 ist.“