| Titel: | Untersuchungen über die Meyer'sche variable Expansion; von H. Fuhst. | 
| Autor: | Hermann Fuhst | 
| Fundstelle: | Band 151, Jahrgang 1859, Nr. LVIII., S. 241 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        LVIII.
                        Untersuchungen über die Meyer'sche variable Expansion; von H. Fuhst.
                        (Schluß von S.
                              165 des vorhergehenden Heftes.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Fuhst, Untersuchungen über die Meyer'sche variable
                           Expansion.
                        
                     
                        
                           Eine Steuerung mit variabler Expansion ist um so vollkommener, je näher ihre obere
                              Expansionsgränze mit dem Ende, und ihre untere mit dem Beginn des Hubes
                              zusammenfällt, dabei ist jedoch mit in Betracht zu ziehen, daß Expansionsgrade sehr
                              nahe am Ende des Hubes nur noch wenig Vortheil bieten. Erfordert die Bestimmung der
                              Maschine ein Wechseln der Bewegungsrichtung, so wird in Bezug hierauf diejenige
                              Steuerung die vollkommenere seyn, vermittelst welcher für den Rückwärtsgang
                              dieselben Resultate erzielt werden können, wie für den Vorwärtsgang.
                           Vom Wechsel der Bewegungsrichtung vorläufig abstrahirend, möge hier die Construction
                              einer Steuerung folgen, deren untere Expansionsgränze mit dem Beginn und deren obere
                              mit 0,9 des Hubes zusammenfällt. Als Ausgangspunkt zur Bestimmung der sämmtlichen
                              Dimensionen haben wir die Kurbelrichtung, welche mit der oberen Expansionsgränze
                              correspondirt, und die Breite a der Dampfdurchlaßcanäle,
                              die wir im Cylinder und Hauptschieber gleich annehmen, anzusehen.
                           Die Breite der Dampfcanäle sey a = 0m,026; ferner ist OR₉ (Fig. 1) die
                              Kurbelrichtung, welche bei einem Verhältniß von 1 : 5 zwischen Kurbel und
                              Bleuelstange, unserer oberen Expansionsgränze entspricht. Beim Eintritt der
                              Expansion in derjenigen Kurbelstellung, mit welcher die obere Expansionsgränze
                              zusammenfällt, ist es stets vortheilhaft den Dampf gleichzeitig durch beide Schieber
                              absperren zu lassen, indem man auf diese Weise, wie aus dem Diagramme leicht zu
                              ersehen ist, die zulässig kleinste Größe für den Radius des Expansionsexcenters
                              erhält.
                           Dieses gleichzeitige Abschließen des Dampfes durch beide Schieber erzielen wir Fig. 1 für die
                              betreffende Kurbelrichtung OR₉, wenn wir den
                              Voreilungswinkel δ des Hauptexcenters so wählen,
                              daß die Entfernung des
                              zugehörigen Schiebers von seiner mittleren Stellung gleich seiner äußeren
                              Ueberdeckung ist, wenn die Kurbel in der Richtung OR₉ ankommt, und die Größe des Radius vom Expansionsexcenter, welches
                              wir der Kurbel diametral gegenübersetzen, gleichzeitig so bestimmen, daß bei der in
                              Rede stehenden Kurbelstellung die größte relative Entfernung der Schiebermittel
                              stattfindet.
                           Soll bei der Kurbelstellung OR₉ die Entfernung des
                              Hauptschiebers von seiner mittleren Stellung gleich der äußeren Ueberdeckung, d.h.
                              gleich der Entfernung von seiner mittleren Stellung in Kurbelrichtung OR₁, seyn, so muß der Durchmesser des
                              Hauptschieberkreises den Winkel R₁O
                              R₉ halbiren, woraus sich der Voreilungswinkel δ des Hauptexcenters
                           δ = 1R – R₁OR₉/2
                              oder
                           δ = R₉OR₅/2
                           ergibt.
                           Mit Hülfe des so erhaltenen Winkels δ und der uns
                              gegebenen Breite a der Dampfcanäle bestimmen wir in der
                              Weise, wie wir es bei Anwendung des Zeuner'schen
                              Diagrammes auf Steuerungen mit kurzen Excenterstangen (Bd. CL S. 241 des polytechn.
                              Journals) sahen, den Durchmesser OD₁ des
                              Hauptschieberkreises, in welchem wir zugleich den Radius des zugehörenden Excenters
                              erhalten. Bezeichnen wir OD₁ mit r, so drückt sich r
                              algebraisch aus durch:
                           r = a/(1 – sin δ).
                           Lassen wir nun, um den zulässig kleinsten Werth für den Radius R des Expansionsexcenters zu erhalten, die größte relative
                              Schieberentfernung oder den Durchmesser des die relativen Schieberentfernungen
                              angebenden Hülfsschieberkreises mit der Kurbelrichtung OR₉ zusammenfallen, so erhalten wir R,
                              wenn wir durch D₁ eine Parallele mit OR₉ ziehen, gleich OD₂. Den Durchmesser OQ₄ des
                              Hülfsschieberkreises finden wir auf analoge Weise, wenn wir ebenfalls durch D₁ eine Parallele mit OD₂ ziehen; das Stück OQ₄,
                              welches durch dieselbe auf der Richtung OR₉
                              abgeschnitten wird, ist der gesuchte Durchmesser, welcher, was als Eigenthümlichkeit
                              dieser Steuerungen angesehen werden muß, stets gleich dem Radius R des Expansionsexcenters ist. Der letztere ist bei
                              diesen Anordnungen abhängig von der Kurbelstellung, welche der oberen
                              Expansionsgränze entspricht, und zwar in solcher Weise, daß er um so größer wird, je
                              mehr diese Kurbelstellung nach dem Ende des Hubes sich hinneigt. Man muß deßhalb die obere
                              Expansionsgränze so wählen, daß der nominelle Werth für diesen Radius nicht zu
                              überraschend groß ausfällt. Für die hier angenommene Canalbreite a und obere Expansionsgränze erhalten wir den in Rede
                              stehenden Radius gleich 0m,047, ein Werth,
                              der immer noch praktisch verwendbar ist.
                           Lassen wir die obere Expansionsgränze mit 120° der Kurbeldrehung, was bei dem
                              angenommenen Verhältniß zwischen Kurbel und Bleuelstange ungefähr 0,8 des Hubes
                              entspricht, zusammenfallen, so erhalten wir selbst für die größten Canalbreiten
                              stets brauchbare Resultate für den Radius des Expansionsexcenters, während sich die
                              übrigen, bei der Construction einer Steuerung in Frage kommenden Größen in so
                              bequemen Aliquoten der Dampfcanalbreite a ausdrücken
                              lassen, daß dieser Fall, welcher, wie vollkommen ausreichend ist, alle
                              Expansionsgrade zwischen 0 und 0,8 des Hubes zuläßt, als der zur Construction
                              bequemste zu bezeichnen ist.
                           Nehmen wir Fig.
                                 2 Winkel R₁OR₄ gleich 120° an, so ergibt sich der Voreilungswinkel δ des Hauptexcenters
                           δ = 1R – R₁OR₄/2,
                           δ = 90° – 60° =
                              30°,
                           während sich nun der Durchmesser OD₁ des Hauptschieberkreises, oder der ihm gleiche Radius r des zugehörigen Excenters ausdrückt durch:
                           r = a/(1 – sin δ),
                           r = a/(1 –
                              0,500),
                           r = 2 a.
                           Ziehen wir jetzt durch D₁ eine Parallele mit OR₄ und eine mit R₁R₅, so erhalten wir, da das
                              Dreieck D₂OD₁
                              ein gleichseitiges ist, den Radius R des
                              Expansionsexcenters:
                           R = OD₂ = OD₁ = r = 2a
                              
                           und somit den ihm gleichen Durchmesser OQ₄ des Hülfsschieberkreises
                           OQ₄ = R = 2a.
                           Als maaßgebend für die Länge l der
                              Expansionsschieberplatten Fig. 3 sehen wir an, daß,
                              wenn der Abschluß des Dampfes beim Beginn des Hubes erfolgt ist, ein Wiedereröffnen
                              des Dampfeintrittscanales hinter dem Expansionsschieber selbst bei der größten
                              relativen Entfernung der Schiebermittel nicht eintreten darf. Aus den beiden
                              vorhergehenden Abschnitten dieser Abhandlung wissen wir, daß ein solches
                              Wiedereröffnen bei der größten relativen Mittelentfernung der Schieber nicht
                              stattfindet, wenn
                           l = OQ₄ –
                              (– OQ₅) + a,
                           l = OQ₄ + OQ₅ + a.
                           Für diesen speciellen Fall ist nun:
                           OQ₄ = r = 2a
                              
                           und
                           OQ₅ = r/2 = a,
                           mithin muß, wenn das Wiedereröffnen vermieden werden soll,
                           l = 2r = 4a
                              
                           seyn.
                           In den Untersuchungen der früheren Anordnungen fanden wir, daß bei der Annahme:
                           l = 2r
                              
                           die Wiedereröffnung nicht vermieden wurde, was jedoch, wie die
                              obige Rechnung darlegt, für diese Anordnung der Fall ist.
                           Die übrigen bei der Construction einer Steuerung zur Frage kommenden Dimensionen sind
                              Fig. 3 mit
                              Buchstaben bezeichnet. Zuerst wollen wir von denselben die Entfernung L von Außenkante zu Außenkante der Dampfdurchlaßcanäle
                              auf der oberen Seite des Hauptschiebers in Betrachtung ziehen. Die Construction
                              ergibt, wie wir gleich sehen werden, für dieses Maaß einen zulässig kleinsten Werth,
                              unter welchem dasselbe nicht angenommen werden darf, ohne die obere Expansionsgränze
                              herabzuziehen; andererseits hat eine unnöthige Vergrößerung dieses zulässig
                              kleinsten Werthes eine Vergrößerung der Schieberfläche überhaupt, und somit eine
                              Vergrößerung der Reibung des Schiebers an der Schieberkastenfläche zur Folge, was
                              einem directen Verluste an effectiver Leistung gleichzusetzen ist.
                           Das oben erwähnte Minimum für L erhalten wir, wenn wir
                              L so groß nehmen, daß die inneren Kanten der
                              Expansionsschieberplatten sich gerade berühren, wenn dieselben so weit
                              zusammengeschraubt sind, daß der Abschluß des Dampfes bei der mit der oberen
                              Expansionsgränze zusammenfallenden Kurbelstellung eintritt. In Fig. 4 sehen wir die
                              hieher gehörige, dem Diagramme Fig. 2 entnommene
                              Schieberstellung für den Abschluß des Dampfes bei der in Rede stehenden
                              Kurbelrichtung OR₄. Die in Fig. 4 von y vertical abwärtsgehende Punktirte ist die Mittellinie
                              des Hauptschiebers, dieselbe halbirt demnach die Entfernung L. Von y aus nach Links hingehend, können wir deßhalb L/2 berechnen, und es ergibt sich
                           L/2 = l + 
                            ist die der Kurbelstellung OR₄ zugehörende relative Schieberentfernung, mithin
                            = OQ₄ = r = 2 a;
                           substituiren wir diesen Werth in der obigen Gleichung, so
                              entsteht:
                           
                              
                                       L/2
                                 = l + r, oder
                                    da
                                 
                              
                                       L
                                 = 2r = 4a,
                                 
                              
                                       L/2
                                 = 3r = 6a,
                                 
                              
                                       L
                                 = 6r = 12a.
                                 
                              
                           Die Entfernung h von Außenkante des Dampfdurchlaßcanales
                              bis Ende der oberen Schieberfläche ist zweckmäßig so anzunehmen, daß die Vorderkante
                              der Expansionsschieberplatte in der äußersten Stellung, die sie einnehmen kann,
                              nicht über das Ende der Schieberfläche hinaustritt. Diese äußerste Stellung in Bezug
                              auf den Hauptschieber nimmt der Expansionsschieber bei der Kurbelstellung OR₄ ein, wenn gleichzeitig der Abschluß des
                              Dampfes beim Beginn des Hubes erfolgte. In Fig. 3 haben wir die
                              Schieberstellung für den Abschluß des Dampfes beim Beginn des Hubes. Während nun für
                              diese Schieberstellung die Kurbel aus der Richtung OR₁ in OR₄ (Fig. 2) übergeht,
                              durchläuft das Mittel des Expansionsschiebers und somit auch die Vorderkante der
                              linken Platte einen Weg von OQ₄ + OQ₅, während der Hauptschieber in beiden
                              Kurbelstellungen sich in derselben Entfernung von seiner mittleren Stellung
                              befindet. Demnach ist für die obige Annahme
                           h = OQ₄ + OQ₅
                           zu machen. Wir wissen nun bereits, daß:
                           OQ₄ = r = 2a
                              
                           und
                           OQ₅= r/2 = a
                              
                           ist, demnach ergibt sich also:
                           h = 1 1/2r = 3a.
                           Die Dimensionen des Hauptschiebers an seiner unteren Fläche, sowie die des Cylinders
                              an der Schieberkastenfläche, bestimmen sich zunächst nach der Annahme des Maaßes A. Wir gehen dabei von der gewiß richtigen Ansicht aus,
                              daß zur Erleichterung des Dampfaustrittes der kleinste Querschnitt des
                              Dampfdurchlaßcanales auf der Luftseite größer seyn muß als der Querschnitt der
                              Dampfdurchlaßcanäle auf der Dampfseite, und wollen zur Bestimmung der übrigen
                              Dimensionen den kleinsten Querschnitt des ersteren Canales doppelt so groß nehmen
                              als den vollen Querschnitt der letzteren.
                           Der kleinste Querschnitt des Dampfdurchlaßcanales auf der Luftseite tritt ein, wenn
                              der Hauptschieber sich in einem seiner todten Punkte befindet. Nehmen wir an, der
                              Luftschieber Fig.
                                 3 befinde sich in seinem todten Punkte rechts, so soll die Entfernung mn gleich 2a seyn;
                              wenn der Hauptschieber in dem bezeichneten todten Punkte sich befindet, nimmt die
                              Kurbel die Richtung OR₂ ein (Fig. 2). In der
                              Kurbelstellung OR₁ lassen wir die Kante m des Hauptschiebers gerade über der linken Kante des
                              Dampfausströmungscanales im Cylinder, wie in Fig. 3 gezeichnet ist,
                              stehen. Der Weg, welchen der Hauptschieber durchläuft, während die Kurbel aus der
                              Richtung OR₁ in OR₂ übergeht, ist dem Diagramme gemäß gleich 1/2 r = a, mithin ist für die Kurbelrichtung OR₁ der Werth mn gleich 2a + a.
                              Da nun in dieser Kurbelrichtung mn gleich A ist, so folgt
                           A = 3a.
                           Es ergibt sich nun auch sofort das Maaß B, denn
                           B/2 = A/2 + ξ.
                           Aus dem Diagramm folgt für den todten Punkt der Kurbel:
                           ξ = a,
                           mithin, da
                           A/2 = 3a/2,
                           so
                           B/2 = 3a/2 + a,
                           oder
                           B = 5a.
                           Weiter ergibt sich:
                           E/2 = ξ + B/2   + a,
                           E/2 = a + 5a/2 + a,
                           E    = 9a.
                           
                           Hieraus ergibt sich wieder:
                           D/2 = a + E/2   + ξ,
                           D/2 = a + 9a/2 + a,
                           D    = 13a.
                           Die Breite der Stege c und d folgt nun einfach durch Subtraction:
                           c = E/2  
                              – (A/2  + a),
                           c = 9a/2 – (3a/2 + a),
                           c = 9a/2 – 5a/2,
                           c = 2a
                              
                           und
                           d = D/2 – (B/2 + a),
                           d = 13a/2 – (5a/2 + a),
                           d = 13a/2 – 7a/2,
                           d = 3a.
                           Wir ersehen hieraus, in wie bequemen Aliquoten der Dampfcanalbreite sich alle in
                              Frage kommenden Werthe ausdrücken.
                           Für die Ausführung in der Praxis ist es rathsam, die Länge l der Expansionsschieberplatten und die Entfernung L von Außenkante zu Außenkante der Dampfdurchlaßcanäle etwas größer zu
                              nehmen als die Rechnung ergibt, damit bei vorkommenden Ungenauigkeiten in der
                              Bearbeitung keine Mängel in der Dampfvertheilung entstehen. Es wird stets vollkommen
                              ausreichen, wenn man l um 1/4'' größer macht als die
                              Rechnung ergibt und L gleich D annimmt, wie es bei dem Schieber in Fig. 7 geschehen ist.
                           
                        
                           Rückwärtsgang der Maschine.
                           Die in Fig. 5,
                              6 und 7 angegebene
                              Weise, den Rückwärtsgang zu bewerkstelligen, läßt sich bei stationären Maschinen
                              gewöhnlich sehr leicht anwenden; sie verursacht bedeutend weniger Kosten als eine
                              Umsteuerung mittelst Coulissen, und gewährt dabei in Bezug auf die variable
                              Expansion den
                              wesentlichen Vortheil, daß sie für den Vor- und Rückwärtsgang ganz dieselben
                              Resultate liefert.
                           Das Fig. 7
                              zwischen dem Hauptexcenter und dem Wellenlager befindliche Stirnrad sitzt mit dem
                              ersteren auf derselben Nabe, welche ihrerseits lose auf der Schwungwelle sitzt.
                              Diese Nabe hat auf der dem Stirnrade entgegengesetzten Seite einen durch einen
                              halben Ring gebildeten Vorsprung bdc, Fig. 5, welcher
                              mit der Nabe in einem Stück gegossen ist. Auf der Welle befindet sich der Theil
                              eines Bundes, welcher auf irgend welche Weise, z.B. durch zwei Schrauben auf der
                              Welle, festgemacht ist. In Fig. 5 ist die Stellung
                              des Hauptexcenters entsprechend der Stellung der Kurbel im todten Punkte links, für
                              die Bewegung der Maschine von Links nach Rechts gezeichnet. Nehmen wir jetzt die
                              Maschine als ruhend in diesem todten Punkte an, und drehen das Kurbelrädchen N (Fig. 7) in der Richtung
                              von Rechts nach Links herum, so wird in Folge dessen das auf der Schwungwelle
                              sitzende Stirnrad und somit auch die mit ihm verbundene excentrische Scheibe des
                              Hauptexcenters sich von Links nach Rechts herumdrehen, und zwar so lange, bis die
                              Kante c des Vorsprunges an jener Scheibe mit der Kante
                              a des auf der Welle befestigten Bundtheiles ab zusammentrifft. Vor Beginn der Drehung bildete
                              die Excentricitätsrichtung des Hauptexcenters og
                              mit Richtung OX der Kurbel im todten Punkte links
                              den Winkel xog = 120°; wählen wir nun den
                              Abstand der Kanten a und c
                              so groß, daß nach erfolgter Drehung die Richtung og mit der Kurbelrichtung denselben Winkel xog = 120° unterhalb der Horizontalen xy bildet, wie vorher oberhalb derselben, so haben wir für den
                              Rückwärtsgang der Maschine denselben Voreilungswinkel des Hauptexcenters wie für den
                              Vorwärtsgang. Da nun ferner der Voreilungswinkel des Expansionsexcenters an und für
                              sich für Vor- und Rückwärtsgang stets derselbe ist, so wird auch die
                              Dampfvertheilung für den Rückwärtsgang ganz dieselbe seyn, wie für den
                              Vorwärtsgang.
                           Das Verstellen der Expansion geschieht mittelst des zweiten Kurbelrädchens M auf eine Weise, wie aus Fig. 7 deutlich zu ersehen
                              ist. Da wir unsere Steuerung so vorgerichtet haben, daß wir für den Abschluß des
                              Dampfes im todten Punkte der Kurbel ein Wiedereröffnen des Dampfeintrittscanales
                              hinter dem Expansionsschieber nicht zu besorgen brauchen, so können wir durch
                              Drehung des Kurbelrädchens M sowohl den Expansionsgrad
                              verändern, als auch die Maschine arretiren, während wir gleichzeitig durch Drehen
                              des andern Kurbelrädchens nach Belieben das Umsteuern vollziehen können.
                           Es kommt häufig z.B. bei allen Fördermaschinen vor, daß der Maschinenwärter außer den
                              beiden oben bezeichneten Functionen auch noch das Bremsen einer vorgelegten Welle zu besorgen hat.
                              Dasselbe läßt sich mit der hier angewandten Anordnung sehr leicht vereinigen, wenn
                              man, wie es so häufig geschieht, den Bremshebel so vorrichtet, daß der Wärter im
                              Stande ist, denselben mittelst des Fußes gegen die Bremsscheibe zu drücken.
                           Während des Ganges der Maschine ist das auf der Welle des Kurbelrädchens N sitzende Getriebe außer Eingriff mit dem auf der
                              Kurbelwelle sitzenden Stirnrade zu bringen. Es geschieht dieß einfach, indem die
                              Welle des Kurbelrädchens selbst so weit nach der Mitte der Maschine hingeschoben
                              wird, daß jener Eingriff aufgehoben ist.
                           Das Justiren dieser Steuerungen geschieht in den Montirungssälen gewöhnlich dadurch,
                              daß man die Längen der Excenterstangen und die Voreilungswinkel der Excenter so
                              lange auf gut Glück hin verändert, bis man einigermaßen annehmbare Resultate für die
                              Dampfvertheilung erhält. Es vergeht mit diesem Probiren manchmal mehr als ein Tag
                              ehe man zu einem annehmbaren Resultate gelangt, und deßhalb dürfte Manchem eine
                              einfache und sichere Methode, vermittelst welcher man auf dem kürzesten Wege zum
                              Ziele gelangt, nicht unerwünscht seyn.
                           Die richtige Stellung der Schieber hängt gleichzeitig von der Richtigkeit der
                              Voreilungswinkel und von der richtigen Länge der Excenterstangen ab; ist eine von
                              diesen beiden Größen erst genau bestimmt, so läßt sich die andere leicht finden; die
                              letztere von beiden ist nun diejenige, welche für den Hauptschieber ohne Hülfe des
                              Voreilungswinkels bestimmt werden kann, und deßhalb müssen wir mit ihr beginnen.
                              Nehmen wir zur Veranschaulichung die in Fig. 6 und 7 gezeichnete Maschine zu
                              Hülfe.
                           Zuerst sind einige Vorbereitungen erforderlich; dieselben bestehen darin, daß man auf
                              einer Seitenwand des Schieberkastens – für uns ist die unterste Wand der
                              bequemen Beobachtung wegen die zweckmäßigste – einen Riß macht, welcher genau
                              die Mitte zwischen den äußeren Kanten der
                              Dampfdurchlaßcanäle im Cylinder angibt. Sodann macht man, am besten auf der der
                              Schieberkastenfläche abgekehrten Seite des Hauptschiebers einen zweiten Riß, welcher
                              die Mitte der Außenkanten der Dampfdurchlaßcanäle auf der unteren Seite (Seite an der Schieberkastenfläche) des Hauptschiebers
                              angibt. Dieser Riß muß bei guter Bearbeitung mit demjenigen zusammenfallen, welcher
                              die Mitte der Außenkanten derselben Dampfdurchlaßcanäle auf der entgegengesetzten
                              Seite des Hauptschiebers bezeichnet, was, um Weitläuftigkeiten zu vermeiden, auch
                              angenommen werden mag.
                           Jetzt hat man sich zunächst zu überzeugen, ob der Hub der Excenter und die äußere
                              Ueberdeckung des Hauptschiebers richtig ist. Findet man hierbei Abweichungen von den
                              ursprünglichen Resultaten, welche das Diagramm lieferte, so muß man das erste Diagramm verwerfen und aus
                              den hier sich ergebenden Werthen ein zweites construiren, dessen Resultate dann beim
                              Justiren maaßgebend sind. Wir nehmen an, daß für unseren Fall der Hub der Excenter
                              und die äußere Ueberdeckung des Hauptschiebers dem Diagramm in Fig. 2 entsprechend
                              ausgefallen sind, und schreiten nun zur Längenbestimmung der Excenterstangen.
                           Denken wir zunächst bei richtiger Länge der Excenterstange und richtigem
                              Voreilungswinkel, den Hauptschieber mit seinem Excenter verbunden, so ergibt das
                              Diagramm, wenn wir die Bewegung der Maschine von Links nach Rechts ins Auge fassen,
                              daß sich im linken todten Punkte der Kurbel der Hauptschieber um OC₂ = a rechts von
                              seiner mittleren Stellung befindet, während er im linken todten Punkte des
                              Excenters, oder in der Verlängerung der Kurbelrichtung OR₂ nach Unten hin, um OD₁
                              gleich 2a = r links von
                              seiner mittleren Stellung absteht. Die Stellung des Excenters in einem seiner todten
                              Punkte können wir sehr leicht finden, indem wir z.B. vor dem Aufstecken des
                              Excenters auf dem Stege g (Fig. 5) einen Riß machen,
                              dessen Verlängerung durch den Mittelpunkt des Excenter- und des Kurbelkreises
                              geht, und, nachdem das Excenter auf der Welle sitzt, dasselbe so lange drehen, bis
                              der Riß horizontal steht, wovon wir uns mittelst einer Libelle überzeugen. Stellen
                              wir nun Kurbel und Excenter gleichzeitig in ihre todten Punkte links, verlängern
                              oder verkürzen, je nachdem es erforderlich ist, die Excenterstange oder die
                              Schieberstange (gewöhnlich ist die letztere zum Verändern der Länge vorgerichtet),
                              so lange bis das Schiebermittel sich um r links von
                              seiner mittleren Stellung befindet, so ist einleuchtend, daß die Länge der
                              Excenter-, resp. der Schieberstange, jetzt richtig ist. Wir hatten die Kurbel
                              in den todten Punkt links gestellt, und wissen, daß bei richtiger Länge der
                              Excenterstange und richtigem Voreilungswinkel des Excenters der Schieber sich bei
                              dieser Kurbelstellung um r/2 = a rechts von seiner mittleren Stellung befinden muß. Lassen wir demnach
                              die Kurbel ruhig stehen und drehen das Excenter von Links nach Rechts so weit herum,
                              bis das Schiebermittel sich um r/2 = a rechts von seiner mittleren Stellung befindet, so
                              steht das Excenter, sobald dieß eintritt, im richtigen Voreilungswinkel, in welcher
                              Stellung dasselbe, wenn die Maschine nur von Links nach Rechts umläuft, sofort
                              befestigt werden kann.
                           Ist jedoch die Maschine für beide Bewegungsrichtungen vorgerichtet, so würde man das
                              Excenter in dieser Stellung nicht festkeilen, sondern sich damit begnügen, an der
                              Vorderkante b des Nabenvorsprunges bdc auf der Kurbelwelle einen Riß zu machen, das Excenter dann
                              weiter drehen, so daß der Schieber seinen todten Punkt rechts passirt, und beim
                              Rückgange, sobald derselbe wieder um r/2 = a rechts von seiner mittleren Stellung steht, auch an
                              der Vorderkante c jenes Nabenvorsprunges auf der
                              Kurbelwelle einen Riß machen. Die Entfernung dieser beiden Risse ist alsdann das
                              innere Bogenmaaß für das auf die Kurbelwelle aufzusetzende Bundstück ab, wonach sich dasselbe ganz genau anfertigen
                              läßt.
                           Beim Expansionsexcenter kann man zuerst den Voreilungswinkel bestimmen, indem man,
                              wenn die Kurbel im todten Punkte links steht, dasselbe in den todten Punkt rechts
                              stellt. Das Diagramm Fig. 2 ergibt, daß dann der Expansionsschieber, d.h. die Mittellinie
                              zwischen den Vorderkanten seiner beiden Platten, um r =
                              2a rechts seiner mittleren Stellung sich befinden
                              muß. Hiernach verändert man die Länge der Schieberstange so lange bis diese
                              Schieberstellung eintritt, und das Justiren der Steuerung ist beendet.
                           Bei Maschinen mit wechselnder Bewegungsrichtung verdient die oben angegebene
                              Steuerung den Vorzug vor der von Hrn. Professor Zeuner in
                              seiner im vorigen Jahre erschienenen Schrift über Schiebersteuerungen angegebenen
                              Construction.
                           Indem nämlich Hr. Professor Zeuner den Voreilungswinkel
                              des Expansionsexcenters kleiner annimmt als 90°, muß man entweder den hier
                              angegebenen Umsteuerungsmechanismus zweimal anwenden, oder man muß, worauf in jener
                              Construction auch gerechnet zu seyn scheint, Vorwärts- und Rückwärtsexcenter
                              in Anwendung bringen.
                           Beide Fälle erfordern einen größeren Kostenaufwand als die hier angedeutete
                              Umsteuerungsmethode.
                           Bei Maschinen, welche stets in derselben Richtung umlaufen, fällt nach der Zeuner'schen Construction der Radius des
                              Expansionsexcenters kleiner aus, als nach der unserigen, im Uebrigen aber sind bei
                              der letzteren Steuerung dieselben Resultate erreichbar wie mit der ersteren.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
