| Titel: | Verfahren, die versilberte Oberfläche von Spiegelglas auf galvanischem Wege mit einem schützenden Ueberzug von Kupfer, Gold etc. zu versehen, von Justus v. Liebig; patentirt in England am 3. Juni 1858. | 
| Fundstelle: | Band 151, Jahrgang 1859, Nr. LXXI., S. 284 | 
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                        LXXI.
                        Verfahren, die versilberte Oberfläche von
                           Spiegelglas auf galvanischem Wege mit einem schützenden Ueberzug von Kupfer, Gold etc.
                           zu versehen, von Justus v.
                              Liebig; patentirt in England am 3. Juni
                              1858.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Februar
                              1859, S. 140.
                        v. Liebig's Verfahren, die versilberte Oberfläche von Spiegelglas
                           auf galvan. Wege mit einem schützenden Ueberzug von Kupfer etc. zu versehen.
                        
                     
                        
                           Um die versilberte Oberfläche von Spiegelglas oder sonstigen polirten Glasartikeln
                              vor mechanischer Beschädigung und dem Anlaufen durch den in der Luft enthaltenen
                              Schwefelwasserstoff zu schützen, versehe ich sie mit einem Ueberzug, indem ich
                              mittelst der galvanischen Elektricität aus einer neutralen Auflösung des Doppelsalzes von weinsteinsaurem Kupferoxyd und
                              Natron (Kali oder Ammoniak) Kupfer darauf ablagere – oder Gold, Nickel etc.
                              aus einer alkalischen Auflösung derselben.
                           Darstellung des Kupferüberzugs. – Eine Glastafel,
                              deren eine Oberfläche nach einer der bekannten Methoden mit einer spiegelnden
                              Silberschicht überzogen worden ist,Hr. v. Liebig hat eine neue, noch nicht
                                    veröffentlichte Methode zur Versilberung polirter Glasflächen entdeckt,
                                    welche eine überaus gleichmäßige und dünne Silberschicht liefert, die durch
                                    bloßes Abreiben mit weichem Leder zum hochpolirten Spiegel wird; dabei
                                    haftet diese höchst dünne Silberschicht so fest an dem Glase, daß der
                                    Spiegel selbst hohen Temperaturen ausgesetzt werden kann, ohne sich wie die
                                    bisherigen ähnlichen Versilberungen abzulösen. Nach Messungen von Steinheil ist der Lichtverlust dieser
                                    Silberspiegel unter 45° nur 9 Proc.; s. polytechn. Journal Bd. CXLVIII S. 465.A. d. Red. wird horizontal oder vertical in einem Kasten oder Behälter angebracht, der aus
                              Gutta-percha bestehen kann oder aus Holz, welches mit Kautschuk überzogen
                              ist; beiläufig einen halben Zoll von der versilberten Glasfläche entfernt wird eine
                              Kupferblechtafel von denselben Dimensionen wie die Glastafel ebenfalls befestigt.
                              Der Behälter wird nun mit der unten angegebenen Kupfersalzlösung gefüllt und dann
                              der Silberüberzug der Glasplatte mittelst eines Metalldrahts oder Leiters mit dem
                              negativen Pol oder Zinkende einer galvanischen Batterie in Berührung gebracht,
                              während die Kupferplatte mit dem positiven Pol oder Kupferende dieser Batterie
                              verbunden wird. Man kann mit Vortheil eine Bunsen'sche
                              Säule anwenden, welche je nach der Größe der zu verkupfernden Spiegeltafel aus einem
                              oder mehreren Volta'schen Paaren besteht. Die Silberschicht auf der Glastafel
                              überzieht sich sofort mit einer Kupferschicht und damit dieser Ueberzug eine
                              hinreichende Dicke erhält, läßt man die Glasplatte 10 bis 25 Minuten lang in der
                              Lösung verweilen.
                           Um die anzuwendende neutrale Kupferlösung darzustellen, löst man 25 Theile
                              Kupfervitriol in 100 Theilen Wasser auf und setzt eine Lösung von 28 Theilen
                              weinsteinsaurem Natron-Kali (Seignettesalz) in der gleichen Wassermenge zu,
                              welche hinreicht um das Kupferoxyd als weinsteinsaures Salz zu fällen, worauf man so
                              viel caustisches Natron (Kali oder Ammoniak) zugibt, als erforderlich ist um den
                              Niederschlag wieder aufzulösen. Diese Lösung, welche vollkommen neutral seyn sollte,
                              wird zum Gebrauch mit ihrem gleichen Volum Wasser verdünnt.
                           Gold- oder Nickelüberzug. – Bei dem
                              beschriebenen Verfahren, welches mit gleichem Erfolg für unebene versilberte
                              Glasflächen anwendbar ist, kann man die Kupferlösung auch durch eine alkalische
                              Lösung eines Gold-, Nickel- oder Zinnsalzes ersetzen.
                           Um die alkalische Goldlösung darzustellen, löst man 1
                              Theil des Doppelsalzes von Chlorgold und Chlornatrium in 120 Theilen Wasser auf, und
                              setzt dieser Lösung 2 Theile caustisches Natron zu. – Um die alkalische Nickellösung darzustellen, setzt man einer Lösung von 1
                              Thl. schwefelsaurem Nickeloxydul in 40 Thln. Wasser einen schwachen Ueberschuß von
                              Ammoniak zu.