| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 151, Jahrgang 1859, Nr. , S. 396 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Bestimmung des Atmosphärendruckes nach dem neuen preußischen
                              Landesgewichte.Man vergl. S. 315 im vorhergehenden Heft.
                              
                           In diesem Betreff ist an die kgl. preuß. Regierungen nachstehende Verfügung
                              ergangen:
                           Bei der Berechnung der Dampfspannungen in Dampfkesseln etc. ist der Druck der
                              atmosphärischen Luft auf den preußischen Quadratzoll bisher zu 15 preußischen
                              Pfunden angenommen worden, indem der der praktischen Bedeutung entbehrende
                              Mehrbetrag des durchschnittlichen Atmosphärendruckes am Ufer des Meeres um
                              0,107..... preuß. Pfund, in Rücksicht auf die in jener abgerundeten Zahl dargebotene
                              Bequemlichkeit für die Berechnung, füglich außer Betracht gelassen werden
                              konnte.
                           Dieser durchschnittliche Atmosphärendruck auf den Quadratzoll beträgt in der
                              Uebertragung auf Pfunde des durch das Gesetz vom 17. Mai 1856 eingeführten
                              allgemeinen Landesgewichts 14,132..... Pfund. Der auch hier die volle Pfundzahl
                              übersteigende Bruchtheil des Pfundes erscheint ebenfalls von so geringem Belange,
                              daß im Allgemeinen die runde Summe von 14 Pfunden des allgemeinen Landesgewichts als
                              die richtige Bezeichnung des atmosphärischen Drucks auf den preußischen Quadratzoll
                              angesehen werden kann.
                           Ich veranlasse demnach die Königliche Regierung, durch eine Bekanntmachung in Ihrem
                              Amtsblatte das Publikum davon in Kenntniß zu setzen, daß bei den Ventilbelastungen
                              und den Angaben der Dampfspannungen an Manometern und Federwaagen der Druck einer
                              Atmosphäre auf den Quadratzoll als gleich 14 Pfund des allgemeinen Landesgewichts
                              angenommen werden könne.
                           In Bezug auf die Veränderung, welche die Bezeichnung der Pferdekraft nach preußischen
                              Pfunden in Folge der Einführung des allgemeinen Landesgewichts zu erfahren hat,
                              bemerke ich, daß an Stelle der in Preußen gebräuchlichen Rechnungsgrundlage –
                              der Hub eines Gewichts von 510 preuß. Pfunden 1 Fuß hoch in der Secunde – ein
                              Gewicht von 477,06.... Pfund des allgemeinen Landesgewichts zu setzen seyn würde. Da
                              es hiebei jedoch lediglich auf einen conventionellen Durchschnittswerth ankommt,
                              empfiehlt es sich, in Rücksicht auf Vereinfachung der Berechnungen, das auf 480
                              Pfund abgerundete Gewicht zu Grunde zu legen, um so mehr, als dieses mit den in
                              anderen Staaten angenommenen Sätzen nahezu übereinkommt. Als Norm zur Bezeichnung
                              der Pferdekraft ist daher eine Kraft anzusehen, welche 480 Pfund in der Secunde oder
                              28,800 Pfund in der Minute auf 1 preußischen Fuß hebt.
                           Berlin, den 14. Februar 1859.
                           Der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten,
                              (gez.) von der Heydt.
                           (Staats-Anzeiger, 1859, Nr. 44.)
                           
                        
                           
                           Einfaches Verfahren das specifische Gewicht fester Körper zu
                              bestimmen; von G. Osann.
                           Man gieße in eine Kubikcentimeterröhre Wasser bis zu einer Höhe, daß der feste
                              Körper, dessen Eigengewicht man bestimmen will, eingelassen unter die Oberfläche des
                              Wassers zu liegen kommt. Man bestimme das absolute Gewicht desselben und bemerke
                              sich die Höhe des Wasserspiegels in der Kubikcentimeterröhre. Hierauf bringe man den
                              Körper in das Wasser. Das Volumen des Wassers wird jetzt um so viel steigen, als das
                              des eingesenkten Körpers beträgt. Man findet dasselbe, indem man das frühere von dem
                              jetzigen abzieht.
                           Hat man das absolute Gewicht des Körpers in Grammengewicht bestimmt, so findet man
                              jetzt das specifische Gewicht, indem man mit der Anzahl der Kubikcentimeter in das
                              absolute Gewicht dividirt. Als Beispiel diene folgender Versuch: Die
                              Kubikcentimeterröhre war bis zu 30 Kub. Cent, mit Wasser angefüllt. Das Gewicht von
                              zwei Stücken Stangenschwefel betrug 17,60 Grm.; in die Röhre gebracht, stieg das
                              Wasser um 9,0 Kub. Cent, höher; dieß dividirt in 17,60 gibt 1,95, übereinstimmend
                              mit dem bekannten spec. Gewicht des Schwefels. Es versteht sich von selbst, daß
                              dieses Verfahren nicht angewendet werden kann in den Fällen, wo es sich um seine
                              Bestimmungen handelt. (Poggendorff's Annalen, 1859, Bd. CVI S. 334.)
                           Dr. Fr. Mohr hat schon im J.
                              1853 nachgewiesen, daß die sicherste Bestimmung des specifischen Gewichts eines
                              Körpers darin besteht, daß man das Volum des Wassers mißt,
                                 welches er verdrängt. Dr. H. Schwarz construirte im vorigen Jahr einen Apparat
                              (beschrieben im polytechn. Journal Bd. CXLIX S.
                                 448), um nach diesem Princip das spec. Gewicht fester Körper (Kartoffeln,
                              Mineralien etc.) für technische Zwecke zu bestimmen. Die Redaction.
                           
                        
                           Ueber die Erzeugung eines luftverdünnten Raumes durch
                              ausströmenden Dampf.
                           Hr. Prof. Dr. Zeuner in Zürich
                              hat zur Ermittelung des Einflusses, welchen Dampfstrahlen auf den Zug ausüben,
                              Versuche über die durch Dampfstrahlen zu erreichende Luftverdünnung mit folgendem
                              einfachen Apparate angestellt. Das Dampfrohr mündet in der Achse eines cylindrischen
                              Blechgefäßes, und senkrecht darüber befindet sich eine zur Aufnahme verschieden
                              langer und weiter Rohre bestimmte Oeffnung. Die Mündung des Dampfrohres kann mit
                              verschiedenen Mundstücken versehen werden. Die Versuche, welche später mit einem
                              vollkommeneren Apparate wiederholt werden sollen, zeigten. daß die durch ein
                              Vacuummeter am Gefäße gemessene Luftverdünnung um so größer ist,
                           1) je enger das Aufsatzrohr im Verhältniß zur Dampfrohrmündung
                              ist,
                           2) je größer die Spannung des Dampfes, also auch seine
                              Austrittsgeschwindigkeit ist,
                           3) je länger das Aufsatzrohr ist.
                           Ad. 1 werden folgende Versuche angeführt. Bei 1,4 Ctm.
                              weiter Ausflußmündung, 0,93 Meter Abstand vom oberen Ende des Rohres bis an die
                              Mündung, und einer Dampfspannung von 1080 Millim. Quecksilbersäule entstand
                           
                              
                                 für eine Aufsatzrohrweite von
                                 12
                                 6
                                 4
                                 2
                                 Centim.
                                 
                              
                                 ein Ueberdruck der Atmosphäre von
                                 11,8
                                 49,3
                                 104,5
                                 141,3
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Millimeter Quecksilber.
                                 
                              
                           Ad. 2. Bei demselben Mündungsdurchmesser und derselben
                              Aufsatzrohrlänge fand man für 12 Centim. Weite dieses Rohres und
                           
                              
                                 Dampfspannungen von
                                 860
                                 970
                                 1130
                                 Millim.
                                 
                              
                                 den Ueberdruck der Atmosphäre
                                 4,1
                                 7,7
                                 11,8
                                 Millim.
                                 
                              
                           
                           Ad. 3. Bei demselben Mündungsdurchmesser und 12 Centim.
                              Aufsatzrohrweite wurde bei 1120 Millim. Dampfspannung beobachtet, daß für
                           
                              
                                 eine Rohrlänge von
                                 20
                                 29
                                 50
                                 59
                                 84
                                 93
                                 Centim.
                                 
                              
                                 der Ueberdruck
                                 3,6
                                 8,4
                                 11,6
                                 11,6
                                 11,8
                                 11,8
                                 Millim.
                                 
                              
                           betrug, woraus zugleich hervorgeht, daß die Länge des
                              Aufsatzrohres nur bis zu einer gewissen Gränze von Einfluß war. (Notizblatt des
                              Civilingenieur von 1859, Nr. 3.)
                           
                        
                           Ueber die Appolt'schen
                              Kohksöfen.
                           Bei der dem Commercienrath Kulmiz gehörigen, am
                              Wrangelschacht der Glückhülf-Grube zu Hermsdorf errichteten Kohksanstalt ist
                              im Jahre 1858 ein neuer Ofen nach dem System der Gebrüder Appolt erbaut worden, wie solche bereits seit fast zwei Jahren in Sulzbach
                              bei Saarbrücken und zu Marquise im nördlichen Frankreich mit Vortheil in Anwendung
                              stehen. Der Ofen ist zu Anfang d. J. in Betrieb gesetzt und der Erfolg entspricht
                              den gehegten Erwartungen. Die Vortheile eines solchen Ofens bestehen in
                              Folgendem:
                           a) Derselbe gibt ohne Nachtheil für die Güte das größte
                              Ausbringen. Während die ältesten schlesichen Oefen bei schlesischer Kohle nur ein
                              Ausbringen von höchstens 55 Proc. ermöglichten und in den schon verbesserten François'schen Oefen (mit erwärmter Sohle und
                              Seitenwänden) beiläufig 62 Proc. erzielt wurden, gibt der Appolt'sche Ofen ein Ausbringen von 70 bis 75 Procent.
                           b) Er besitzt eine nach seinem Fassungsraum große
                              produktive Kraft, da in 24 Stunden 96 bis 100 Tonnen Kohlen verkohkt werden können.
                              (Jede Kammer wird nämlich mit 8 Tonnen besetzt und nach 24 Stunden entleert.)
                           c) Er wird mit der größten Leichtigkeit gefüllt und
                              entleert, gestattet daher eine erhebliche Ersparung an Arbeitslöhnen. (Zur Bedienung
                              des Ofens bei einer täglichen Production von 100 Tonnen sind etwa 6 Mann
                              erforderlich.)
                           Die erzeugten Kohks sind sehr dicht und schwer und werden sich daher besonders bei
                              dem Hohofenbetriebe vortheilhaft verwenden lassen. (Wochenschrift des schlesischen
                              Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1859, Nr. 6.)
                           
                        
                           Unterschied zwischen reducirtem Eisen und Eisenpulver zum
                              medicinischen Gebrauch.
                           Hr. Prof. Magnus von Berlin hat bei der vorjährigen
                              Versammlung der Naturforscher und Aerzte in Carlsruhe auf ein merkwürdiges Verhalten
                              des gewöhnlichen Eisenpulvers oder der feinen Eisenfeile, wenn diese von einem
                              Magnet angezogen worden ist, aufmerksam gemacht. während nämlich das durch
                              Wasserstoff aus Eisenoxyd reducirte und höchst fein zertheilte metallische Eisen
                              sehr leicht verbrennlich ist und bei der Berührung mit einer Flamme schnell zu
                              Eisenoxyd verglimmt, läßt sich das durch Feilen oder auf andere Weise bereitete
                              Eisenpulver unter den gewöhnlichen Verhältnissen nicht entzünden. Ein solches
                              Eisenpulver wird bekanntlich in Tyrol im Großen auf mechanische Weise dargestellt
                              und seit mehreren Jahren zu medicinischen und pharmaceutischen Zwecken in den Handel
                              gebracht. Da dasselbe äußerst zart ist, so ist es hie und da sogar schon für durch
                              Wasserstoff reducirtes Eisen verkauft worden – ein Betrug, den man eben
                              dadurch sehr leicht erkennen kann, daß das Tyroler Eisenpulver bei Annäherung einer
                              Flamme nicht verglimmt. Indessen kann dasselbe, wie Magnus durch einen sehr schönen und einfachen Versuch gezeigt hat,
                              ebenfalls in hohem Grade feuerfänglich gemacht werden, wenn man es in den
                              magnetisirten Zustand versetzt. In der That, nähert man dieser zarten Eisenfeile
                              einen Magnet, so hängt sich dieselbe an dessen Polen in Bartform an und fällt beim
                              Schütteln theilweise wieder herunter. Nähert man nun dieser angezogenen Eisenmasse ein brennendes
                              Hölzchen, so fängt sie sogleich Feuer, welches sich rasch fortpflanzt, und wenn man
                              hierauf an den Magnet klopft oder ihn schüttelt, so fällt eine Menge von Funken
                              herunter, die von den brennenden Eisentheilchen herrühren. (Buchner's neues
                              Repertorium für Pharmacie, Bd. VII S. 472.)
                           
                        
                           Fraser's Verfahren Kalisalpeter mittelst Chlorkalium zu
                              fabriciren.
                           John Fräser, Chemiker in Glasgow, ließ sich am 27. April 1858 ein Verfahren zu diesem
                              Zweck patentiren. Er sagt:
                           „Ich nehme 20 Centner Chlorkalium von wenigstens 90 Proc. Gehalt, und von
                                 gewöhnlicher käuflicher Salpetersäure 22 1/2 Centner. Das Chlorkalium löse ich
                                 in der hiezu erforderlichen Menge Wasser auf und lasse es absetzen. Diese Lösung
                                 wird in eine Retorte von Steinzeug gebracht, und die Salpetersäure zugesetzt,
                                 dann erhitzt man sie. Das übergehende salzsaure Gas wird in gewöhnlicher Weise
                                 verdichtet. Den Rückstand gibt man in Krystallisirgefäße; die erhaltenen
                                 Krystalle sind nahezu reines salpetersaures Kali.“ (Repertory of Patent-Inventions, Januar 1859, S.
                              68.)
                           Die vortheilhafteste Darstellungsweise des Kalisalpeters mittelst Chlorkalium ist
                              offenbar die Umsetzung des letztern Salzes mit Chili-Salpeter nach dem
                              Verfahren des Hrn. Anthon, beschrieben im polytechn.
                              Journal Bd. CXLIX S. 39.
                           Die Redaction.
                           
                        
                           Verfahren zur Darstellung farbiger Lichtbilder; von E. Walker in Washington.
                           Walker's Verfahren gründet sich auf die Eigenschaft des
                              zweifach-chromsauren Kalis, durch das Belichten unauflöslich zu werden. Man
                              beginnt damit, daß man das zweifach-chromsaure Kali mit arabischem Gummi
                              mischt, und verbreitetes dann mit einem Pinsel auf dem Papier, so daß eine recht
                              gleiche Schicht gebildet wird; nachdem man das Papier im Dunkeln trocknen ließ,
                              trägt man auf dasselbe eine Schicht der gewünschten Farbe auf und läßt es neuerdings
                              trocknen. Das Papier wird alsdann unter einem negativen Lichtbild in gewöhnlicher
                              Weise angebracht und dem Licht ausgesetzt. Nach Verlauf einer hinreichenden Zeit
                              wascht man es sorgfältig; der auflösliche Theil löst sich dadurch, wogegen der
                              unauflöslich gewordene Theil die angewendete Farbe zurückhält und fixirt. Man sieht
                              leicht ein, daß man bei diesem Verfahren statt bloß einer Farbe auf demselben
                              Papierblatt mehrere Farben anbringen oder das Papier in den natürlichen Nuancen des
                              Gegenstandes färben kann.
                           Mit einer in beschriebener Weise angewendeten Lösung von zweifach-chromsaurem
                              Kali kann man auch in der camera obscura das Lichtbild
                              auf Stein haftend erzeugen, von welchem sich dann in der lithographischen Presse
                              Abzüge machen lassen; man kann sogar ein solches auf Metall hervorbringen (mit Hülfe
                              einer positiven Photographie auf Glas), von welchem sich mit gewöhnlicher Schwärze
                              eben so rasch Abdrücke machen lassen wie von einem Holzschnitt. Nach den in dieser
                              Hinsicht angestellten Versuchen ist der günstige Erfolg kaum mehr zu bezweifeln.
                              Major Bowman. (Bulletin de la
                                 Société d'Encouragment, Januar 1859, S. 53.)
                           
                        
                           Ueber die Wiederherstellung zerknickter Schmuckfedern; von
                              Prof. Böttger.
                           In der am 20. September vorigen Jahres auf der Versammlung deutscher Naturforscher
                              und Aerzte in (Karlsruhe abgehaltenen vereinigten Sitzung der Section für Chemie und
                              Physik, wurde das Verhalten der Hornsubstanz zu Wasser und Wasserdampf in folgender
                              Weise von mir zur Sprache gebracht:
                           
                           Die Horndreher bedienen sich bekanntlich zur Biegung und Andersgestaltung von
                              Pfeifenspitzen und sonstigen aus Horn gefertigten Gegenständen eines sehr einfachen
                              Verfahrens, welches darin besteht, daß sie diese Gegenstände, um deren Biegsamkeit
                              zu erhöhen, entweder direct über einer Kerzenflamme vorsichtig hin- und
                              herbewegen oder in einem Oelbade bis auf einen gewissen Temperaturgrad erhitzen,
                              hierauf durch Druck oder Biegung dem Gegenstande die gewünschte Form geben und ihn
                              dann möglichst schnell erkalten lassen.
                           Diese höchst einfache und überaus rasch zum Ziele führende Manipulation bewog mich zu
                              versuchen, ob, unter Nutzanwendung einer anderen geeigneten Wärmequelle, es
                              vielleicht gelingen werde werthvolle, aber durch Verbiegung und Zerknickung
                              unbrauchbar gewordene Schmuckfedern in einen wiederum
                              brauchbaren Zustand zu versetzen. Dieß ist mir nun in der That auf das
                              Allervollständigste auf die Weise gelungen, daß man die zu reparirenden
                              Schmuckfedern auf wenige Augenblicke den heißen Wasserdämpfen aussetzt oder sie eine Minute lang in siedendes Wasser direct eintaucht,
                              sodann schnell wieder daraus entfernt, und bis zum gänzlichen Erkalten unter Wasser
                              von mittlerer Temperatur einige Zeit liegen läßt.
                           Um sich von der außerordentlichen Wirksamkeit dieses höchst einfachen Verfahrens zu
                              überzeugen, braucht man nur eine gewöhnliche Schreibfeder (einen Gänsekiel) der
                              Länge nach an mehreren Stellen recht wacker zu zerknicken, und sie hierauf wie
                              erwähnt zu behandeln, dann wird man finden, daß sie aus dem Wasserbade in einem
                              Zustande hervortritt, der nicht im entferntesten ahnen läßt, daß sie jemals zerknickt gewesen war. (Böttger's polytechn. Notizblatt,
                              1859, Nr. 5.)
                           
                        
                           Mittel, um rauh und hart gewordenen Sammet wieder weich und
                              geschmeidig zu machen.
                           Man ist oft in Verlegenheit, was mit Sammet zu thun ist, der vom Regen benetzt wurde.
                              Das beste Mittel, ihn wieder weich und geschmeidig zu machen, ist folgendes: Man
                              befeuchte den durch Regen oder Koth hart und rauh gewordenen Sammet auf der ganzen
                              Rückseite und führe dieselbe über ein heißes Eisen. Die Hitze verwandelt das Wasser
                              in Dampf, der durch die Oberfläche des Sammets zieht und hiebei die verwirrten und
                              zusammengeklebten Fasern trennt. Wohl zu beachten ist, daß der Sammet nicht gebügelt
                              werden darf, vielmehr das Eisen durch irgend eine Vorrichtung festgehalten und der
                              benetzte Sammet mit seiner Rückseite über dasselbe geführt werden muß. (Scientific American, durch das württembergische
                              Gewerbeblatt, 1859, Nr. 10.)
                           
                        
                           James Sholl's Papier mit
                              Kreidezusatz.
                           Der Genannte gibt ein Verfahren an, Papier zu erzeugen, auf welchem eine mit blasser
                              Tinte geschriebene Schrift rasch dunkel und leserlich wird und welches gestattet,
                              eine gute Copie der Schrift zu nehmen, selbst wenn sie schon einige Tage alt ist.
                              Das nach demselben hergestellte Papier ist auch zur Aufnahme der Copien besser
                              geeignet, als das gewöhnliche Papier. Man nimmt zu dem Ende gewöhnliches
                              Schreibpapier und taucht dasselbe in eine rahmartige Mischung von fein zertheilter
                              reiner Kreide und Wasser. Nachdem das Papier 2 bis 3 Minuten lang in dieser Mischung
                              eingetaucht gewesen ist, nimmt man es wieder heraus und wäscht es in reinem Wasser,
                              um die überschüssige Kreide wieder zu entfernen, worauf es getrocknet und weiter wie
                              gewöhnliches Schreibpapier zugerichtet wird. Statt in dieser Weise zu verfahren,
                              kann man die geschlämmte Kreide auch dem Papierzeug bei der Bereitung des Papiers
                              zusetzen Man nimmt dann auf 400 Pfund Papierzeug etwa 5 Pfund Kreide. Oder man
                              bringt die Kreide beim Leimen des Papiers auf demselben an, indem man sie mit der
                              Leimauflösung vermischt.
                           
                           Wenn man eine auf Papier, welches nach diesem Verfahren hergestellt ist, gemachte
                              Schrift copiren will, so muß dieselbe mit Copirtinte ausgeführt seyn, man kann aber
                              Copirtinte dazu anwenden, welche weit dünner ist als die gewöhnliche, namentlich
                              wenn man auch als Copirpapier ein nach dem hier beschriebenen Verfahren
                              angefertigtes Papier benutzt. Das Copiren erfolgt übrigens mit Anwendung einer
                              Copirpresse in gewöhnlicher Manier. (Aus dem Repertory of
                                 Patent-Inventions, durch das polytechnische Centralblatt, 1858 S.
                              1594.)
                           
                        
                           Reinigen des Abfalles bei Wollspinnereien- und
                              Webereien; von Hrn. G. F. Wiedenmann in
                              Heidenheim.
                           Eine Methode zu wohlfeiler Reinigung des sogenannten Maschinenausputzes und der
                              Trümmer, bei welcher die Wolle ganz rein und zugleich nicht verfilzt wird, verdient
                              gewiß Veröffentlichung, da jährlich nicht nur viel Abfall ins Ausland, besonders
                              nach Belgien, verführt wird, der mit Vortheil im Lande verarbeitet werden könnte,
                              sondern sogar noch viele Centner davon auf den Dünger geworfen werden, bloß deßhalb,
                              weil man den Ausputz und die Trümmer nicht zu reinigen versteht.
                           Nachstehendes, durch wiederholte Versuche erprobte Verfahren ist das Resultat
                              mehrjähriger Bemühungen; es hat sich bewährt, selbst wenn der Abfall alt und zäh
                              ist.
                           Der Maschinenausputz wird 1–6 Tage in kaltem faulem
                              Urin eingeweicht, sodann in einen Korb gefaßt und darin belassen, bis der Urin ganz
                              abgeträufelt ist; hierauf bringt man denselben in eine Kufe, die mit der besseren
                              Waltbrühe, in welcher man die Tücher abgeläutert hat, gefüllt ist. In dieser Brühe
                              wird vor dem Einbringen des Abfalls Soda aufgelöst, und zwar 2 Pfd. auf je 20 Pfd
                              Abfall. Nachdem dieser in der kalten Brühe 4–6 Tage gelegen ist, wascht man
                              ihn im kalten Wasser aus. läßt ihn trocknen und hat dann reine Wolle.
                           Sollte aber je die Reinigung aufs erstemal nicht ganz gelungen seyn, so wird das
                              Einweichen in Walkbrühe mit Soda wiederholt.
                           Wo die Walkbrühe nicht bei Handen ist, kann dieselbe durch kalten Urin und Soda
                              ersetzt werden: doch ist Walkbrühe weit besser, weil man damit eine weichere Wolle
                              erhält. Dasselbe Resultat erzielt man, wenn man den Abfall, auf Grasboden
                              ausgebreitet, den Winter über der Witterung aussetzt; die feuchten Niederschläge,
                              Schnee und Regen etc. ziehen den Schweiß und das Fett aus der Wolle.
                           Auf ganz gleiche Art werden auch die Webtrümmer oder sogenannten Lödlen gereinigt,
                              doch muß man diese vorher in 1 Zoll lange Stücke zerschneiden. Die gereinigten
                              Trümmer geben bei Verarbeitung auf der Rückseite der Buckskin's einen weit besseren
                              Stoff, als die sogenannte Kunstlumpen- oder ewige Wolle, die immer den großen
                              Nachtheil hat, daß sie kein Leben, keine Elasticität mehr besitzt, indem durch das
                              Decatiren der Stoffe die Elasticität verloren geht.
                           Die Brühe, worin man die Abfalle gereinigt hat. ist ganz dick und voll Fett; setzt
                              man derselben Kalk zu, so bildet sich daraus eine Kalkseife, sogenannter Suinter,
                              den man entweder selbst zur Gasfabrication verwendet oder an Gasfabriken
                              verkauftMan vergl. polytechn. Journal Bd. CXLII S.
                                       316. Auch als Dungmittel läßt sich die Brühe aufs Trefflichste benutzen.
                              (Württembergisches Gewerbeblatt, 1859, Nr. 11.)