| Titel: | Die Dampf-Waschtrommel behufs des Bleichens, von John Wallace jun. in Glasgow. | 
| Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. VI., S. 12 | 
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                        VI.
                        Die Dampf-Waschtrommel behufs des
                           Bleichens, von John
                              Wallace
                           jun. in Glasgow.
                        Aus der deutschen Gewerbezeitung, 1858 S.
                              324.
                        Mit Abbildungen aus Tab.
                              I.
                        Wallace's Dampf-Waschtrommel behufs des
                           Bleichens.
                        
                     
                        
                           In der hier beschriebenen Waschtrommel sollen Zeuge nicht bloß gewaschen, sondern
                              auch gebleicht werden.Wir theilen diesen Aufsatz zur Ergänzung der im polytechn. Journal. Jahrgang
                                    1857, Bd. CXLIII S. 90 gelieferten Beschreibung von Wallace's Apparat mit. A. d. Red.
                              
                           Die Dampfbleichtrommel ist in Fig. 8 und 9 dargestellt. Fig. 8 zeigt
                              den halben Aufriß und halben Längendurchschnitt, Fig. 9 ist ein seitlicher
                              Durchschnitt.
                           Die Bleichtrommel A, welche in der äußern Gestalt
                              ziemlich so ist, wie die bisher angewendeten Waschtrommeln, ist auf einer hohlen
                              Welle B befestigt, wodurch sie mit einem Dampfrohr C in Verbindung steht. Der Dampf tritt aus der hohlen
                              Welle durch Oeffnungen in die verschiedenen Abtheilungen des Rades. Die Einführung
                              des Dampfes allein in die Bleichtrommel ist hinreichend, um die Wirkung des
                              gewöhnlichen Bleichens, Waschens u.s.w. bedeutend zu erhöhen, jedoch durch die
                              fernere Einführung von Säuren, Alkalien, Seife und anderen Bleich- oder
                              Zubereitungsmitteln in die Waschtrommel ist sie als ein ausgezeichneter
                              Bleichapparat vorzüglich nützlich geworden. Die verschiedenen Bleichmittel sind in
                              Gefäßen enthalten, welche oberhalb der Trommel sich befinden, und von diesen Gefäßen
                              gehen Rohre D nach dem gemeinschaftlichen Rohre E, welches vermittelst einer Stopfbüchse auf der hohlen
                              Welle B befestigt ist und mit dieser in fortwährender
                              Verbindung steht. Jedes
                              der Rohre D ist mit einer Drosselklappe versehen, damit
                              die Menge jedes Stoffes und die Zeit, in welcher er in die Trommel treten soll,
                              leicht regulirt werden können. Die kleine Menge Wasser, welche der Proceß verlangt,
                              wird durch dasselbe Rohr E eingeführt, vermöge eines
                              gleichen Rohres D. Die Flüssigkeiten treten durch
                              Oeffnungen F von ungefähr der Größe, wie sie Fig. 9
                              darstellt, aus der Trommel heraus. Diese Oeffnungen sind mit Klappen oder Deckeln
                              versehen, die nach Belieben geöffnet oder geschlossen werden können. Die Waaren,
                              welche gebleicht werden sollen, sind auf gewöhnliche Weise durch Thüren G, auf dem Umfang oder an der Seite befindlich,
                              hineinzubringen.
                           Diese Waschtrommel, die in ihren Einzelheiten gezeichnet ist, soll durch eine eigene
                              Dampfmaschine getrieben werden. Die Bewegung wird zuerst durch ein Getriebe, in
                              Verbindung mit einem inwendig gezahnten Rad oder Scheibe H, auf der innern Seite der Trommel sitzend, übermittelt. Die kleineren
                              Waschtrommeln werden durch eine Welle und Winkelräder getrieben, die Umdrehungen
                              durch die Größe bestimmt. Eine Trommel von 6 Fuß Durchmesser muß ungefähr 34
                              Umdrehungen machen, während eine von 9 Fuß Durchmesser nur 16 zu machen braucht, mit
                              anderen Worten, der Umfang muß sich mit einer Geschwindigkeit von 430' per Minute bewegen. Der in die Trommel eingeführte Dampf
                              übt einen Druck von 3 bis 5 Pfund über die Atmosphäre auf den Quadratzoll aus und
                              eine 5pferdige Maschine wird eine Trommel von 9 Fuß Durchmesser treiben.
                           Das Bleichverfahren, wie solches bisher in Anwendung ist, weicht sehr von dem hier
                              betrachteten ab. Das frühere Verfahren ist auf – so zu sagen – ruhige
                              langsame Wirkung begründet. Die zu bearbeitenden Waaren kommen nur dann in Bewegung,
                              wenn sie von einem Proceß zum andern gelangen, den des Kochens vielleicht
                              ausgenommen, wo sie möglicherweise in einige Bewegung gerathen. Bei dem neuen
                              Bleichverfahren ist Alles in der sich drehenden Trommel vereinigt, die chemischen
                              Bleichmittel werden hineingeleitet und der Dampf hat ebenfalls Zutritt. Während der
                              Bewegung der Trommel werden die Waaren einer Bewegung unterworfen, welche einen
                              beständigen Wechsel der Lage derselben zur Folge hat, wodurch der Reinigungsproceß
                              sehr beschleunigt wird.
                           Auf diese Weise können verschiedene Arten von Waaren behandelt werden, von Geweben
                              der schwersten Art bis zu den leichtesten Artikeln, ohne daß das Fabricat im
                              geringsten darunter litte. Vielleicht möchten die genähten Musseline und gestickten
                              Waaren eine Ausnahme machen, da dieselben ohnedieß schon schwierig zu bleichen sind,
                              wegen der fast unvertilgbaren Beschaffenheit der Druckfarbe, des Fettes und anderer
                              fremden Bestandtheile,
                              womit sie beim Webeproceß getränkt worden sind, wozu nun noch die zarte Natur des
                              Stoffes selbst kommt. Schreiber dieses hat als Fabrikant und Bleicher dieser Waaren
                              viel Gelegenheit gehabt, die Erfindung zu prüfen, welche er in den letzten 18
                              Monaten unausgesetzt angewendet. Eine der großartigsten Bleichfirmen dieser Art
                              Waaren in Schottland, die HHrn. Cochrane und Armour in Neilston, haben ebenfalls statt ihres früheren
                              dieses neue Verfahren in Anwendung gebracht. Bei der frühern Art genähte Musseline
                              zu bleichen, vergingen durchschnittlich 30 Tage ehe sie vom Bleichen zurückkamen,
                              während sie bei dem neuen Verfahren regelmäßig in drei Tagen fertig seyn können, und
                              außer dieser großen Zeitersparniß liegt auch ein großer Vortheil darin, daß mehr als
                              50 Proc. an Chemikalien, Seife, Brennmaterial und Arbeit durch die neue
                              Dampfbleichtrommel erspart werden. Für Leinen ist diese Erfindung von hohem Werthe.
                              Da es ohne Zweifel bewiesen ist, daß die schwersten Leinenzeuge und Damaste im
                              Norden von Schottland und Irland in 1/12 der Zeit und mit einem beträchtlich
                              geringen Kostenaufwand durch die Bleichtrommel gebleicht werden können, so werden
                              alle großen Bodenstrecken, die gegenwärtig durch Grasbleicherei eingenommen sind, in
                              Zukunft dem Ackerbau zurückgegeben werden. Calicos sind auf diese Weise von den
                              HHrn. Armerod und Comp. in sechs Stunden gebleicht
                              worden, während sie früher eben so viele Tage dazu brauchten. Es kann in der That
                              gesagt werden, daß die Dampfbleichtrommel ein ganzes Bleichwerk in sich
                              schließt.
                           Die Trommel ist auch von großem Vortheil für Papierfabrikanten, um die Lumpen von
                              Schmutz und Farbe zu reinigen. Als Waschapparat für Wäsche gewährt sie viele
                              Vortheile, da eine einfache Trommel 200 Waschfrauen ersetzt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
