| Titel: | Ueber die chemischen und physikalischen Eigenschaften mehrerer bayerischen hydraulischen Kalke im Vergleich mit Portland-Cement; zugleich ein Beitrag zur Theorie des Erhärtens der hydraulischen Kalke; von Georg Feichtinger. | 
| Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. XIII., S. 40 | 
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                        XIII.
                        Ueber die chemischen und physikalischen
                           Eigenschaften mehrerer bayerischen hydraulischen Kalke im Vergleich mit
                           Portland-Cement; zugleich ein Beitrag zur Theorie des Erhärtens der hydraulischen
                           Kalke; von Georg
                              Feichtinger.
                        Aus den Abhandlungen der naturwissenschaftlich-technischen
                                 Commission bei der königl. bayer. Akademie der Wissenschaften, Bd. II S.
                              331.
                        Feichtinger, über die chemischen und physikalischen Eigenschaften
                           mehrerer bayerischen hydraulischen Kalke.
                        
                     
                        
                           Es ist eine bekannte Thatsache, daß sich die hydraulischen Kalke in ihren chemischen
                              und physikalischen Eigenschaften sehr verschieden verhalten; worin diese
                              Verschiedenheit ihren Grund hat, ist noch nicht genügend aufgeklärt. Ebenso ist die
                              Theorie des Erhärtens der hydraulischen Mörtel noch nicht so festgestellt, daß wir
                              dieselbe als vollkommen aufgeklärt annehmen können, was daraus zu ersehen ist, daß
                              die Ansichten über die Ursachen der Erhärtung noch so verschieden sind.
                           Vorliegende Arbeit wurde daher ausgeführt, um einestheils die chemischen und
                              physikalischen Eigenschaften unserer bayerischen hydraulischen Kalke im Vergleich zu
                              denen des Portland-Cements kennen zu lernen, und um vielleicht ein Material
                              zu finden, aus dem ein dem Portland-Cement in seinen Eigenschaften nicht
                              nachstehendes Product bereits werden könnte; anderntheils auch um nähere Aufschlüsse
                              über den eigentlichen Erhärtungsproceß zu erhalten.
                           Dabei muß ich bemerken, daß mir namentlich die Arbeiten von Fuchs und Pettenkofer über hydraulische Kalke
                              zu Stütz- und Ausgangspunkten für meine Untersuchungen dienten. Hrn. Prof.
                              Pettenkofer bin ich für seinen vielfachen Rath und
                              Beistand, den er mir während der ganzen Dauer der langwierigen Arbeit angedeihen
                              ließ, noch zu besonderem Danke verpflichtet.
                           Die mir zu meinen Versuchen zu Gebote gestandenen Materialien waren folgende
                              sechs:
                           
                              
                                 
                                    A
                                    
                                 Portland-Cement.
                                 
                              
                                 
                                 
                                  
                                 
                              
                                 B.C.D.E.F.
                                 
                                    
                                    
                                 B bis incl. F
                                    waren bayerische hydraulische Kalke, ausMergel, wie er in Bayern sehr
                                    häufig vorkommt, gebrannt.Von allen erlangte keiner mit Wasser
                                    angemacht, die Härtedes Portland-Cements.
                                 
                              
                           
                           In der folgenden Tabelle I. sind die Analysen der hydraulischen Kalke aufgeführt.
                           In Tabelle II. sind dagegen die Analysen der Rohmaterialien zusammengestellt, aus
                              denen die hydraulischen Kalke gebrannt worden sind.
                           Zu den Versuchen wurden außer den natürlichen hydraulischen Kalken auch noch
                              künstliche hydraulische Kalke bereitet, z.B. Wasserglas, Kieselerde, Puzzolane,
                              Traß, natürliche Silicate etc. mit Kalk zu Mörtel angemacht.
                           Tab. I. Analyse der hydraulischen
                                 Kalke.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 152, S. 41
                              Bestandtheile;
                                 Portl.-Cement; analysirt v. Hopfgarten; analysirt v. Feichtinger; In
                                 Chlorwasserstoffs. unlöslich; In Chlorwasserstoffsäure löslich; Wasser; Kalk;
                                 Magnesia; Manganoxyd; Eisenoxyd; Thonerde; Kohlensäure; Phosphorsäure;
                                 Schwefelsäure; Kali; Natron; Kieselerde; Thon. Sand.
                              
                           Anmerkung. Ein Theil der Kieselsäure war bei Allen in
                              Chlorwasserstoffsäure löslich; da ich jedoch immer nach Zusatz von
                              Chlorwasserstoffsäure die Masse eindampfte, demnach die Kieselsäure gleich in den
                              unlöslichen Zustand überführte, so wurde sie auf einmal bestimmt und daher als
                              unlöslich in Chlorwasserstoffsäure aufgeführt.
                           
                           Tab. II. Analyse der
                                 Rohmaterialien.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 152, S. 42
                              Bestandtheile; Thon vom
                                 Medway-Flusse; In Chlorwasserstoffsäure unlöslich; Chlorwasserstoffsäure
                                 löslich; Wasser; Kohlensaurer Kalk; Magnesia; Manganoxydul; Eisenoxyd; Thonerde;
                                 Phosphorsäure; Schwefelsäure; Kalk; Magnesia; Spur; Eisenoxyd; Thonerde;
                                 Kieselerde; Kali; Natron.
                              
                           
                        
                           Erster Abschnitt.Die chemischen und physikalischen Eigenschaften der
                                 bayerischen hydraulischen Kalke im Vergleiche zu
                                 Portland-Cement.
                           Durch die umfassenden Versuche von Fuchs und Anderen steht
                              es fest, daß eine Erhärtung der hydraulischen Mörtel ohne Kalk und Kieselerde nicht
                              möglich ist, indem dieselbe bedingt ist von einer Verbindung, die der Kalk mit der
                              Kieselerde eingeht.
                           Meine ersten Versuche gingen daher darauf hinaus, Mittel zu finden, ob nicht die bei
                              der Erhärtung sich bildenden Silicate zu isoliren wären, obwohl ich im Voraus schon
                              an deren Gelingen zweifelte. In einem hydraulischen Mörtel befinden sich außer den
                              Silicaten, die sich beim Brennen und bei dem darauf folgenden Erhärten im Wasser
                              gebildet haben, auch noch freier Kalk, kohlensaurer Kalk, Magnesia, Eisenoxyd,
                              Thonerde und ein Theil des noch nicht aufgeschlossenen Thons. Diese mußten entfernt
                              werden, ohne daß aber die gebildeten Silicate zerstört würden.
                           Dieses ist aber bei den chemischen Eigenschaften der Beimengungen der hydraulischen
                              Kalke eine vergebliche Arbeit; es werden bei allen angewendeten Lösungsmitteln immer
                              auch die Silicate zerstört. Ich gab daher diesen Gedanken bald auf, die Silicate zu
                              isoliren, und beschränkte meine Versuche darauf, den nicht gebundenen Kalk und den kohlensauren Kalk zu
                              entfernen, um dadurch bestimmen zu können, ob und wie viel Kalk bei der Erhärtung
                              der hydraulischen Mörtel an die Kieselerde gebunden wird.
                           Ich versuchte die Lösung des kohlensauren und des nicht gebundenen Kalks Anfangs
                              mittelst sehr verdünnter Säuren. Ich wendete dazu Chlorwasserstoffsäure und
                              Essigsäure, jede für sich, an, aber selbst in noch so verdünntem Zustande
                              angewendet, trat kein Punkt ein, wo in dem Filtrate kein Kalk mehr nachweisbar
                              gewesen wäre, vielmehr beobachtete ich, daß durch die verdünntesten Säuren
                              sämmtlicher in den hydraulischen Mörteln enthaltene Kalk gelöst wurde.
                           Ich änderte nun die Versuche so ab, daß ich statt der Säuren Salzlösungen in
                              Anwendung brachte; dazu schienen mir die Ammoniaksalze die geeignetsten, aus
                              folgenden Gründen:
                           1) Werden die Ammoniaksalze durch reinen Kalk zersetzt, indem die mit dem Ammoniak
                              verbundene Säure an den Kalk tritt, und dabei das Ammoniak frei wird, und
                              entweicht.
                           2) Der kohlensaure Kalk ist in Lösungen von Salmiak und salpetersaurem Ammoniak
                              löslich.
                           Ich brachte daher gepulverten erhärteten hydraulischen Mörtel mit wässerigen Lösungen
                              von salpetersaurem und essigsaurem Ammoniak und von Chlorammonium längere Zeit unter
                              öfterem Umrühren in Berührung. (Schwefelsaures Ammoniak wendete ich deßwegen nicht
                              an, weil der sich dabei bildende Gyps schwer löslich ist.) Nach einiger Zeit wurde
                              abfiltrirt, und wieder eine frische Lösung der Ammoniaksalze auf die Proben
                              gegossen, und dieses so lange fortgesetzt, als in der abfiltrirten Flüssigkeit durch
                              oralsaures Ammoniak noch Kalk nachzuweisen war. Hiebet habe ich gefunden, daß die
                              wässerigen Lösungen genannter Ammoniaksalze allen Kalk in Lösung überführen, und
                              zwar bei allen mir zu Gebote stehenden hydraulischen Mörteln.
                           Ich brachte auch gepulverte erhärtete hydraulische Mörtel mit einer Lösung von
                              kohlensaurem Ammoniak in Berührung; auch hier wurde aller Kalk in kohlensauren Kalk
                              umgewandelt.
                           Ich dehnte nun diese Versuche mit wässerigen Lösungen von Ammoniaksalzen auch auf
                              künstliche hydraulische Mörtel aus, und zwar nahm ich solche, wo ich gewiß wußte,
                              daß sich bei der Erhärtung kieselsaurer Kalk bildet.
                           Zu diesem Zweck vermischte ich Kalkhydrat mit einer concentrirten Wasserglaslösung
                              und wusch den dadurch gebildeten kieselsauren Kalk so lange mit destillirtem Wasser
                              aus, als die abfiltrirte Flüssigkeit noch alkalisch reagirte. Daß sich dabei
                              jedenfalls eine chemische Verbindung von Kalk und Kieselerde bildet, ist von Fuchs und Kühlmann auf das
                              Bestimmteste nachgewiesen.
                           Die Analyse meines künstlichen hydraulischen Kalkes ergab:
                           
                              
                                 Kalk
                                 47,6
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 5,5
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 27,8
                                 
                              
                                 Kohlensäure   
                                 6,2
                                 
                              
                                 Wasser
                                 12,9
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 
                              
                           Auch bereitete ich mir einen hydraulischen Mörtel aus trockenem Wasserglas und
                              Kalkhydrat, der unter Abscheidung von Alkalien sehr fest wurde.
                           Beide künstliche hydraulische Mörtel verhielten sich gegen wässerige Lösungen von
                              Ammoniaksalzen ebenso wie die natürlichen hydraulischen Mörtel; auch bei diesen
                              wurde aller Kalk in die Lösung übergeführt. – Dieses Verhalten der
                              Ammoniaksalze darf uns durchaus nicht befremden, denn es ist bekannt, welche Wirkung
                              das kohlensaure Ammoniak in Ställen auf die Fensterscheiben äußert, so daß dieselben
                              ganz erblinden, was von Ausscheidung der an Kieselerde gebundenen Alkalien herrührt.
                              Ja ich habe durch Versuche gefunden, daß Ammoniaksalze in wässerigen Lösungen im
                              Stande sind, natürliche Silicate zu zersetzen, die selbst durch die stärksten Säuren
                              schwer oder gar nicht angegriffen werden.
                           Die Silicate wurden im feinst zertheilten Zustande mit einer wässerigen Lösung von
                              Ammoniaksalzen (30 bis 40facher Verdünnung) bei gewöhnlicher Temperatur in Berührung
                              gebracht. Nach 8 Tagen konnte ich schon eine Einwirkung beobachten; nach 14 Tagen
                              aber konnte die Menge der aus der Verbindung mit Kieselerde ausgeschiedenen und in
                              die Lösung übergegangenen Basen quantitativ bestimmt werden. So wurde durch
                              salpetersaures Ammoniak Stilbit, Hornblende, Prehnit und Desmin, durch Chlorammonium
                              Chlorit, Granaten, Diopsid und Tremolith, durch kohlensaures Ammoniak Feldspath
                              zersetzt.
                           Diese Eigenschaft der Ammoniaksalze, natürliche Silicate zu zersetzen, und dadurch
                              die Bestandtheile derselben in eine für die Pflanze aufnehmbare Form zu bringen, ist
                              für die Cultur der Pflanzen von größtem Nutzen.
                           Mit diesen hier angeführten Versuchen war ich beinahe zu Ende, als ich im Journal für
                              praktische Chemie Bd. LXII S. 81 (aus Comptes rendus Bd.
                              XXXVII S. 1001 übersetzt)Im polytechn. Journal Bd. CXXXII S.
                                       115. einen Aufsatz von Sainte-Claire 
                              Deville las, worin dieser Chemiker eine Lösung von
                              salpetersaurem Ammoniak empfiehlt, um in einem Cemente durch Entziehung des freien
                              und kohlensauren Kalkes und der kohlensauren Magnesia das
                              Thonerde-Kalksilicat zu isoliren. In demselben Bande des Journals für
                              praktische Chemie ist auch eine Entgegnung von Gunning
                              enthalten, die mit meinen Versuchen ganz übereinstimmt. Gunning ist der Ansicht, daß die im Portland-Cement enthaltenen
                              Kalk- oder Kalk-Thonerde-Silicate in Wasser nicht unlöslich
                              sind; ich werde bei meinen weiteren Versuchen noch darüber zu sprechen kommen, ob
                              diese Annahme Gunning's richtig ist, oder ob nur die
                              Ammoniaksalze es sind, die zersetzend auf die Kalt- und
                              Kalk-Thonerde-Silicate einwirken.
                           Gunning schlägt alkoholische Lösungen von Salzen vor,
                              indem er glaubt, daß der Weingeist jede chemische Wechselwirkung zwischen den
                              Bestandtheilen des Mörtels verhindert. Ich stellte auch Versuche an mit einer
                              weingeistigen Lösung von salpetersaurem Ammoniak, weil der salpetersaure Kalt in
                              Weingeist löslich ist. Ich ließ die weingeistige Lösung von salpetersaurem Ammoniak
                              so lange auf die hydraulischen Mörtel einwirken, als einige Tropfen der Lösung auf
                              einem Uhrglase verdampft und hierauf in Wasser gelöst, mit oralsaurem Ammoniak noch
                              eine Trübung gaben. Dabei bemerkte ich, daß aller in den hydraulischen Mörteln
                              enthaltene Kalk nach und nach gelöst wurde, und es trat kein Punkt ein, wo ich
                              bemerken konnte, daß die Einwirkung der weingeistigen Lösung des salpetersauren
                              Ammoniaks beendigt sey. Selbst der kohlensaure Kalk wird durch eine weingeistige
                              Lösung von salpetersaurem Ammoniak gelöst, wovon ich mich auch durch einen directen
                              Versuch überzeugte.
                           Daß auch kieselsaurer Kalk durch eine weingeistige Lösung von salpetersaurem Ammoniak
                              zersetzt wird, beweist folgender Versuch:
                           Eine Lösung von Chlorcalcium und von Wasserglas wurden vermischt, und der entstandene
                              kieselsaure Kalk sehr gut ausgewaschen und im Wasserbad getrocknet.
                           Auf diesen künstlich bereiteten kieselsauren Kalk, welcher der Formel CaO 2
                              SiO³ + 2 HO entsprach, wirkte eine weingeistige Lösung von salpetersaurem
                              Ammoniak vollkommen zersetzend ein, so daß nur Kieselerde zurückblieb.
                           Da es mir nicht gelingen konnte, die in einem hydraulischen Mörtel gebildeten
                              Silicate zu isoliren, ohne daß dieselben zersetzt wurden, so mußten die
                              nachfolgenden Versuche immer, ohne daß ein Bestandtheil aus den hydraulischen
                              Mörteln entfernt wurde, angestellt werden.
                           Wie schon oben bemerkt wurde, ist Gunning der Ansicht, daß
                              die im Portland-Cement enthaltenen Kalt- oder
                              Kalk-Thonerde-Silicate im Wasser löslich sind. Gunning
                              schließt dieses aus folgendem Versuche: Er rieb gepulverten frischen
                              Portland-Cement mit verdünnter und überschüssiger Oralsäure-Lösung
                              zusammen, wodurch der freie Kalk in unlöslichen oralsauren Kalk verwandelt wurde,
                              und filtrirte nach einiger Zeit ab; er erhielt ein Anfangs kalkfreies, schwach
                              saures Filtrat, das aber kalkhaltig ward im Augenblick, wo die saure Reaction des
                              Waschwassers aufhörte.
                           Aus diesem Versuch von Gunning läßt sich indeß noch nicht
                              mit Sicherheit der Schluß ziehen, daß die im Portland-Cemente enthaltenen
                              Kalk- oder Kalk-Thonerde-Silicate im Wasser löslich seyen; es
                              kann eher angenommen werden, daß das reine Wasser zersetzend auf die im
                              Portland-Cement enthaltenen Silicate einwirke und den Kalk löse.
                           Durch die Versuche von Griffith ist bekannt, daß Wasser
                              selbst das Glas, eine chemische Verbindung der Kieselerde mit Kali, Natron, Kalk
                              etc. langsam zersetze; ich zweifelte daher keinen Augenblick, daß das Wasser eine
                              ähnliche Wirkung äußere auf die in den hydraulischen Mörteln enthaltenen Silicate.
                              Indeß wollte ich mich doch durch einen genauen Versuch überzeugen.
                           Ich pulverte daher erhärteten hydraulischen Mörtel A und
                              B aufs Feinste und übergoß dieselben in einem
                              Cylinderglase mit destillirtem Wasser; das Wasser wurde einen Tag unter öfterem
                              Umrühren mit dem Mörtel in Berührung gelassen, hierauf abfiltrirt und auf den
                              hydraulischen Mörtel wieder frisches, destillirtes Wasser gegossen. Dieses wurde
                              zwei Monate fortgesetzt, und die dadurch erhaltenen Filtrate in einer reinen
                              Porzellanschale im Wasserbade abgedampft. Der trockene Rückstand wurde mit Salzsäure
                              übergossen, wieder eingedampft, um die Kieselerde in den unlöslichen Zustand
                              überzuführen; die Thonerde und der Kalk wurden hierauf mit verdünnter Salzsäure
                              gelöst, in der Lösung die Thonerde durch Zusatz von Ammoniak und Salmiak, und
                              hierauf im Filtrat der Kalk durch oralsaures Ammoniak gefällt. Die Menge Wasser, die
                              zur Lösung verwendet wurde, betrug bei beiden Versuchen 60 Liter.
                           15 Gramme Portland-Cement hatten dabei an das Wasser abgegeben:
                           
                              
                                 Kalk
                                 1,408
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 0,032
                                 
                              
                                 Kieselerde                
                                 0,102
                                 
                              
                           15 Gramme vom hydraulischen Mörtel B hatten an das Wasser
                              abgegeben
                           
                              
                                 Kalk
                                 0,868
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 0,020
                                 
                              
                                 Kieselerde                
                                 0,137
                                 
                              
                           
                           Diese Versuche beweisen, daß die in den hydraulischen Mörteln enthaltenen
                              Kalk-Thonerde-Silicate etwas in Wasser löslich sind.
                           Daß der kieselsaure Kalk etwas im Wasser löslich ist, überzeugte ich mich dadurch,
                              indem ich künstlich bereiteten kieselsauren Kalk (bereitet durch Vermischen von
                              Chlorcalciumlösung und von Wasserglaslösung) längere Zeit mit Wasser in Berührung
                              ließ; im Filtrat erhielt ich mit einer Salmiaklösung Flocken von Kieselerde und
                              durch oralsaures Ammoniak eine Fällung von oralsaurem Kalk.
                           Ob indeß das reine Wasser oder das Kalkwasser (da in jedem hydraulischen Mörtel
                              freier Kalt vorhanden ist) die Lösung der in den hydraulischen Mörteln enthaltenen
                              Kalk- und Kalk-Thonerde-Silicate bewirkt, konnte ich noch nicht
                              feststellen; ich behalte mir indeß noch nähere Versuche vor.
                           Es kann hiebei der Einwurf gemacht werden, wie es dann möglich wäre, mit
                              hydraulischen Mörteln Bauten unter Wasser aufzuführen, und daß dabei dieselben den
                              Einwirkungen des Wassers widerstehen. Denn ist es der Fall, daß die in den
                              hydraulischen Mörteln enthaltenen Kalk- und
                              Kalk-Thonerde-Silicate in Wasser löslich sind, so müßte nach und nach
                              ein solcher Wasserbau lockerer werden; dieß ist aber nicht der Fall, denn wir haben
                              noch Wasserbauten, die von den alten Römern aufgeführt wurden, und bisher den
                              Einflüssen des Wassers getrotzt haben.
                           Es fragt sich nun, welches ist die Ursache, daß die hydraulischen Mörtel den
                              Einwirkungen des Wassers widerstehen können?
                           Nach meiner Ansicht ist es die Kohlensäure.
                           Jedes Wasser enthält Kohlensäure, und wie bekannt, ist die Verwandtschaft des Kalks
                              zur Kohlensäure sehr groß. Bringt man nun hydraulischen Mörtel in
                              kohlensäurehaltiges Wasser, so löst sich allerdings Anfangs etwas Kalk auf, aber
                              bald hört dieses auf; es bildet sich im Aeußern der hydraulischen Mörtel eine
                              Schicht von kohlensaurem Kalk, welche das Innere vor der Zersetzung schützt. Man
                              wird auch stets im Aeußern der hydraulischen Mörtel mehr kohlensauren Kalk finden,
                              als im Innern derselben.
                           v. Fuchs hat schon in seiner Preisschrift (polyt. Journal
                              1833, Bd. XLIX S. 271) auf die Vortheile aufmerksam gemacht, die das Vorhandenseyn
                              von Kohlensäure im Wasser gewährt. Ich werde auch noch später darauf zu sprechen
                              kommen, daß ich die Kohlensäureaufnahme und die dadurch bedingte Ueberführung des
                              freien Kalks in den hydraulischen Mörteln in kohlensauren Kalt als für höchst
                              nothwendig zur vollkommenen Erhärtung eines hydraulischen Mörtels ansehe.
                           Ich fand auch, daß, wenn ich hydraulische Mörtel mit Wasser, das ich zuvor
                              Kohlensäure absorbiren ließ, anmachte, dieselben immer viel schneller anzogen und auch viel
                              früher ihre eigenthümliche Härte erlangten.
                           Ich wollte nun auch wissen, wie weit bei den hydraulischen Mörteln in ganzen Stücken
                              die Bildung von kohlensaurem Kalk voranschreitet, ob vielleicht aller Kalk nach und
                              nach in kohlensauren Kalk umgewandelt wird, oder ob diese Umwandlung eine Gränze
                              hat.
                           Zu diesem Zwecke untersuchte ich zuerst die Menge des kohlensauren Kalks in den
                              hydraulischen Mörteln, legte dann diese in ganzen Stücken einige Tage in Wasser, das
                              Kohlensäure absorbirt hatte, brachte sie hierauf zum Trocknen ins Wasserbad, legte
                              sie dann wieder in kohlensäurehaltiges Wasser und wiederholte dieses so lange, als
                              sich die Menge des kohlensauren Kalks in den hydraulischen Mörteln vermehrte, wozu
                              ich von Zeit zu Zeit einen Theil der Proben der Analyse unterwarf.
                           Obwohl ich nun diese Versuche seit 1 1/2 Jahren ununterbrochen fortsetzte, so war es
                              mir doch nicht möglich, allen in den hydraulischen Mörteln enthaltenen Kalk
                              umzuwandeln, sondern es blieb immer noch ein großer Theil Kalk an Kieselerde
                              gebunden.
                           Beiliegende Tabellen geben eine Uebersicht, wie weit die Bildung von kohlensaurem
                              Kalk in den hydraulischen Mörteln voranschreitet, und wie viel Kalt an Kieselsäure
                              gebunden ist.
                           
                              
                                 
                                 
                                       A.Portland-Cement
                                 B.
                                 C.
                                 D.
                                 E.
                                 F.
                                 
                              
                                 Die procentische Menge
                                    Kohlensäure,   nachdem die hydraulischen Mörtel
                                    3   Monate in reinem Wasser
                                    gelegen   hatten
                                 4,2
                                 8,1
                                 4,3
                                 4,8
                                 8,5
                                 ,8
                                 
                              
                                 Die procentische Menge
                                    Kohlensäure,   als die hydraulischen Mörtel
                                    hierauf   1 Monat in kohlens. Wasser
                                    gelegen   hatten
                                 14,4
                                 16,3
                                 9,8
                                 17,3
                                 15,1
                                 13,5
                                 
                              
                                 2 Monate in kohlensaurem Wasser
                                 16,7
                                 19,2   
                                 15,3   
                                 20,4   
                                 19,7   
                                 18,8
                                 
                              
                                 3 Monate in kohlensaurem Wasser
                                 18,2
                                 19,4
                                 19,1
                                 23,8
                                 21,2
                                 20,2
                                 
                              
                                 4 Monate in kohlensaurem Wasser
                                 20,8
                                 19,4
                                 21,2
                                 24,0
                                 21,3
                                 22,3
                                 
                              
                                 5 Monate in kohlensaurem Wasser
                                 20,9
                                 19,4
                                 21,2
                                 24,0
                                 21,3
                                 22,5
                                 
                              
                           Von nun an nahm auch bei längerer Behandlung mit kohlensäurehaltigem Wasser die
                              procentische Menge der Kohlensäure nicht mehr zu 
                           
                           
                              
                                 
                                 Gefundene MengeKohlensäure, nachdem
                                 Durchdie Analyse
                                 Berechnet sich daher:
                                 
                              
                                 
                                 die Mörtel inkohlensäurehaltigemWasser
                                    gelegen hatten
                                 wurde Kalkgefunden
                                 Kalkan Kohlensäuregebunden
                                 Kalkan die Silicategebunden.
                                 
                              
                                 A.
                                 20,9
                                 42,3 Proc.
                                 26,5 Proc.
                                 15,8 Proc.
                                 
                              
                                 B.
                                 19,4
                                 35,3  
                                    „    
                                 24,7  
                                    „    
                                 10,5  
                                    „    
                                 
                              
                                 C.
                                 21,2
                                 37,1  
                                    „    
                                 26,9  
                                    „    
                                 10,2  
                                    „    
                                 
                              
                                 D.
                                 24,0
                                 41,7  
                                    „    
                                 30,6  
                                    „    
                                 11,1  
                                    „    
                                 
                              
                                 E.
                                 21,3
                                 36,8  
                                    „    
                                 27,2  
                                    „    
                                   9,6  
                                    „    
                                 
                              
                                 F.
                                 22,5
                                 40,9  „    
                                 28,6  
                                    „    
                                 12,3  
                                    „    
                                 
                              
                           Vier Jahre alten erhärteten Portland-Cement untersuchte ich auf den
                              Kohlensäuregehalt, er betrug 14,8 Proc.; als ich ihn wie oben mit
                              kohlensäurehaltigem Wasser behandelte, stieg dessen procentische Menge auf 21,3
                              Proc.
                           21,3 Proc. Kohlensäure entspricht 27,1 Proc. Kalk:
                           Da aber der erhärtete Portland-Cement 41,9 Proc. Kalk enthielt, so waren noch
                              immer 14,8 Proc. Kalk an Kieselerde gebunden.
                           Durch die Aufnahme von Kohlensäure und in Folge dieser durch die allmähliche
                              Ueberführung des bei der Erhärtung nicht gebundenen Kalks in kohlensauren Kalk
                              erlangen die hydraulischen Mörtel eine Härte, wie natürliche Steine.
                           Hier muß ich auch noch das Verhalten der hydraulischen Kalke an der Luft, resp. zu
                              deren Kohlensäuregehalt, erwähnen.
                           Ich ließ Portland-Cement sowohl im frischen als auch bereits erhärteten und
                              gepulverten Zustande, vor Staub geschützt, 1/2 Jahr an der Luft liegen. Dabei ist
                              die Kohlensäuremenge im frischen Portland-Cement nur um 1 1/2 Proc.
                              gestiegen, während beim erhärteten und gepulverten Portland-Cement die
                              procentische Menge Kohlensäure um 12 Proc. zugenommen hatte.
                           Alle bayerischen hydraulischen Kalke nahmen im frischen Zustande die Kohlensäure aus
                              der Luft viel begieriger auf, und dieselbe hielt mit der Kohlensäure-Aufnahme
                              im erhärteten und gepulverten Zustande fast gleichen Schritt.
                           Prof. Pettenkofer hat ebenfalls (polytechn. Journal Bd. CXIII S. 357) beobachtet, daß sich
                              Portland-Cement und ein bayerischer hydraulischer Kalk im frischen Zustande an der Luft ganz
                              ungleich verändern. Professor Pettenkofer nimmt dabei an,
                              daß beim Portland-Cement der Aetzkalk allseitig von einer glasirten Decke
                              umhüllt ist. Diese Annahme ist auch durch obige von mir angestellte Versuche
                              bestätigt, und dafür sprechen auch noch weitere Versuche, über die ich noch
                              berichten werde.
                           Wir wissen auf das Bestimmteste, daß die hydraulischen Mörtel beim Erhärten Wasser
                              chemisch binden, und daß das Wasser in dem Erhärtungsproceß eine bedeutende Rolle
                              spielt. Aber wie die Aufnahme des Wassers geschieht, darüber sind die Ansichten sehr
                              verschieden.
                           Die meisten Chemiker huldigen der Ansicht von Fuchs.
                              Derselbe sagt (in der erwähnten Preisschrift): „Während sich der Kalk mit
                                 dem Cement verbindet, wird auch ein Theil des Wassers in den festen Zustand
                                 versetzt, und es entsteht gleichsam eine zeolithartige Zusammensetzung und das
                                 Wasser ist mithin als Krystallisationswasser auch ein Ingredienz des
                                 hydraulischen Mörtels.“
                              
                           Die Ansicht Anderer geht dahin, daß die in einem hydraulischen Kalk bereits
                              vorhandenen Silicate das durch das Brennen verlorene Wasser beim Anmachen mit Wasser
                              und dem darauf folgenden Erhärten wieder binden.
                           Da nun in jedem hydraulischen Mörtel sich freier Kalk befindet, der im Wasser in
                              Kalkhydrat übergeht, so waren meine ersten Versuche dahin gerichtet, ob sich nicht
                              derjenige Theil Wasser, der beim Erhärten von den Silicaten aufgenommen wird,
                              quantitativ bestimmen läßt, indem dieses Wasser vielleicht bei einem andern
                              Temperaturgrade aus der Silicatverbindung ausgetrieben werden kann, als das Wasser,
                              das an den Kalk als Kalkhydrat gebunden wird. – Dieses ist nun wirklich der
                              Fall, und dadurch war es mir möglich, die Aufnahme des Wassers beim Erhärten der
                              hydraulischen Mörtel genau zu studiren.
                           Das Kalkhydrat verliert erst bei Rothglühhitze sein gebundenes Atom Wasser. Durch
                              Versuche fand ich nun: trocknet man erhärteten und gepulverten hydraulischen Mörtel
                              im Wasserbade bei 100° C. so lange, bis keine Gewichtsabnahme mehr bemerkbar
                              ist, und erhitzt ihn dann im Luftbade bis 300°, so verflüchtigt sich nur ein
                              Theil des chemisch gebundenen Wassers, der andere Theil des chemisch gebundenen
                              Wassers geht erst bei höherer Temperatur weg.
                           Bei vergleichenden Bestimmungen fand ich, daß der Wasserverlust beim Erhitzen im
                              Luftbad bis 300° immer constant war.
                           Ich glaube daher annehmen zu können, daß derjenige Theil Wasser, der bei einer
                              niederem Temperatur als die der schwachen Rothglühhitze aus dem bei 100°
                              getrockneten hydraulischen Mörtel ausgetrieben wird, von den Silicaten gebunden wird,
                              während der bei höherer Temperatur (bei schwacher Rothglühhitze) auszutreibende
                              Theil Wasser an den Kalk gebunden war.
                           Ein weiterer Beweis für meine ausgesprochene Annahme ist der: Ich nahm erhärteten
                              Portland-Cement, der mit kohlensäurehaltigem Wasser in ganzen Stücken so
                              lange behandelt wurde, als noch Kohlensäure aufgenommen wurde, trocknete ihn im
                              Wasserbade so lange, als noch ein Gewichtsverlust bemerkt wurde. Hierauf im Luftbade
                              bis 300° längere Zeit erhitzt, war der Verlust an Wasser bei mehreren
                              Versuchen ganz gleich. Hierauf bei Rothglühhitze in einem Kölbchen erhitzt, bemerkte
                              ich nur noch eine Spur von einem Wasseranflug in dem Kölbchen. Dieselben Resultate
                              erhielt ich auch bei den bayerischen hydraulischen Mörteln.
                           Ich untersuchte nun, in welchem Verhältnisse das Wasser nach und nach von den
                              einzelnen hydraulischen Mörteln gebunden wird, und welche Zeit sie bedürfen, um die
                              ganze Summe Wasser, die sie chemisch binden, aufzunehmen. Zu diesem Behuf wurde eine
                              gewisse Menge hydraulischer Kalk in einem gewogenen Schälchen abgewogen, mit Wasser
                              angerührt, und immer mit Wasser bedeckt stehen gelassen. Sollte das chemisch
                              gebundene Wasser bestimmt werden, so wurden die Proben mit Schälchen in das
                              Wasserbad gebracht und so lange bei 100° getrocknet, als noch ein
                              Gewichtsverlust bemerkt wurde. Durch die Gewichtszunahme war die ganze Summe des
                              aufgenommenen Wassers bekannt; wurde hierauf das an die Silicate gebundene Wasser
                              durch Erhitzen bis 300° bestimmt, so hatte ich nach Abrechnung desselben von
                              der ganzen Menge aufgenommenen Wassers die Menge des an den Kalk gebundenen
                              Wassers.
                           Zu gleicher Zeit machte ich auch eine Kohlensäurebestimmung vor und nach der Aufnahme
                              des Wassers und rechnete die beim Erhärten aufgenommene Kohlensäuremenge von der
                              Summe des aufgenommenen Wassers ab.
                           Vicat ist der Ansicht (polytechn. Journal Bd. XXI S. 432), daß die Absorption des
                              Wassers beinahe augenblicklich geschehe, und das vollkommene Erhärten der Gemenge
                              aus fettem Kalk und aus calcinirtem Thon ist das Resultat einer mehrjährigen Arbeit.
                              Meine Versuche zeugen von keiner augenblicklichen Absorption des Wassers; indeß ist
                              die ganze Menge Wasser doch immer viel früher aufgenommen, als der Erhärtungsproceß
                              beendigt ist.
                           Die beiliegende Tabelle gibt einen Ueberblick, in welchem Verhältnisse und in welcher
                              Zeit die einzelnen hydraulischen Kalke Wasser bei dem Erhärten aufnehmen.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 152, S. 52
                              Portland-Cement; Gleich nach
                                 dem Anmachen mit Wasser; Gesammtmenge des aufgenommenen Wassers; Wasser an die
                                 Kieselerde und die Silicate gebunden; Wasser an den Kalk gebunden.
                              
                           
                           Die Zahlen sind hier so zu verstehen, daß die angegebene aufgenommene Menge Wasser
                              sich immer auf 100 Theile hydraulischen Kalk bezieht, so z.B. haben 100 Pfund
                              Portland-Cement nach 4 Stunden 1,41 Pfund Wasser gebunden.
                           Auch muß ich bemerken, daß der hydraulische Kalk D sich
                              beim Anmachen mit Wasser erwärmte, und daß er auch unter allen am ehesten im Wasser
                              seine Consistenz behielt. Der hydraulische Kalk C ist
                              der schlechteste unter allen.
                           Ich stellte auch Versuche an, ob erhärtete hydraulische Mörtel nach dem Glühen zum
                              zweitenmale mit Wasser angemacht, wieder erhärten, und wie viel sie dabei Wasser
                              aufnehmen. Denn tritt die Erhärtung in Folge einer Hydratbildung der bereits in den
                              hydraulischen Kalken enthaltenen Silicate ein, so müßte auch das zweitemal eine
                              Erhärtung des hydraulischen Mörtels stattfinden; ist die Erhärtung aber Folge von
                              einer chemischen Verbindung der Kieselerde mit Kalk, so wird ein hydraulischer
                              Mörtel das zweitemal nicht mehr erhärten.
                           Die nächstfolgende Tabelle zeigt, in welchem Verhältnisse die bereits erhärteten
                              hydraulischen Mörtel, nachdem aus ihnen durch Erhitzen das chemisch gebundene Wasser
                              vollkommen entfernt und sie hierauf wieder mit Wasser angemacht worden sind,
                              aufnehmen. Die Versuche wurden ebenso angestellt, wie beim ersten Erhärten.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 152, S. 54
                              Portland-Cement;
                                 Gesammtmenge des aufgenommenen Wassers; Wasser an die Kieselerde und die
                                 Silicate gebunden; Wasser an den Kalk gebunden.
                              
                           
                           Portland-Cement erwärmte sich beim zweiten Anmachen mit Wasser ein wenig; der
                              hydraulische Kalk D erwärmte sich ebenso wie das
                              erstemal.
                           Dabei habe ich aber die Beobachtung gemacht, daß, wenn die erhärteten und gepulverten
                              hydraulischen Mörtel ihr chemisch gebundenes Wasser durch Erhitzen verlieren und
                              dann wieder mit Wasser angemacht werden, sie nicht dieselbe Härte erlangen, die sie
                              beim erstmaligen Anmachen hatten, vielmehr wurden sie nicht härter wie gewöhnlicher
                              Luftmörtel und ließen sich leicht zwischen den Fingern zerreiben.
                           Die Aufnahme derselben Menge Wasser beim zweiten Anmachen wie beim ersten spricht
                              demnach entschieden gegen die Ansicht, als würden die beim Brennen gebildeten
                              Silicate beim Anmachen mit Wasser ganz einfach Wasser binden, und in Folge dieser
                              Wasserbildung das Erhärten der hydraulischen Mörtel bewirken.
                           Gegen eine bloße Wasseraufnahme beim Erhärten spricht auch der Umstand, daß mit
                              Ausnahme des Portland-Cements alle unsere hydraulischen Kalke an der Luft
                              durch Wasseraufnahme sich so verändern, daß sie, auch wenn ihnen durch Erhitzen das
                              an der Luft gebundene Wasser wieder genommen wird, als Wassermörtel nie mehr zu
                              gebrauchen sind.
                           Prof. Pettenkofer hat auch (polytechn. Journal Bd. CXIII S. 357) auf den bedeutenden
                              Unterschied von einem bayerischen hydraulischen Kalk und von Portland-Cement
                              in ihrem Verhalten an der Luft, indem sie so verschiedene Mengen Wasser und
                              Kohlensäure aufnehmen, aufmerksam gemacht.
                           Durch die Aufnahme von Wasser aus der Luft wird schon theilweise eine Silicatbildung
                              eintreten, und mit Recht bekämpft Prof. Pettenkofer die
                              Ansicht Vieler, die glauben, durch erneuertes Brennen eines an der Luft verdorbenen
                              hydraulischen Kalkes ihm seine früheren Eigenschaften wieder geben zu können.
                           Rivot und Chatoney (Compt. rend.
                                 t. XLIII, p. 302 et
                              785, daraus im polytechn. Journal Bd. CXLIII S.
                                 352) behaupten, daß eine vorausgehende Digestion der hydraulischen Stoffe
                              unter dem Einfluß der Feuchtigkeit die chemischen Wirkungen vorbereite und bei allen
                              hydraulischen Mörteln in wirksamer Weise zum guten Gelingen der Arbeit beiträgt. Sie
                              zeigen, daß man nicht zu fürchten hat, daß während dieser Digestion das Kalksilicat
                              und Aluminat sich hydratisiren, d.h. die Masse fest wird, und bemerken, daß die
                              vorherige Digestion auch kein neues Verfahren sey, man sie aber oft weggelassen
                              habe, weil man ihre Wichtigkeit nicht kannte. Die Fabrikanten on
                              Portland-Cement bewahren ihre Producte erst kürzere oder längere Zeit auf,
                              bevor sie dieselben dem Verbrauche übergeben.
                           
                           Daß aber eine längere Digestion oder ein längeres Aufbewahren an der Luft nicht allen
                              hydraulischen Kalken von Vortheil ist, ersehen wir daraus, daß die bayerischen
                              hydraulischen Kalke dann nicht mehr erhärten, wenn sie einige Zeit an der Luft
                              gelegen haben. Wahrscheinlich gibt es auch französische hydraulische Kalke, die sich
                              ähnlich den bayerischen verhalten.
                           Bei Portland-Cement ist es indeß ganz anders. Ich hatte Portland-Cement
                              1/2 Jahr an der Luft liegen, und nachdem ich ihn mit Wasser zu Mörtel anmachte,
                              wurde er eben so hart wie frischer, der vor dem Luftzutritt geschützt war; es liegt
                              dieß offenbar nur in den bereits erwähnten physikalischen Eigenschaften des
                              Portland-Cements, wodurch er gar nicht oder nur wenig durch die Feuchtigkeit
                              der Luft verändert wird.
                           Wie aus der Zusammenstellung über die Wasseraufnahme beim zweiten Anmachen
                              ersichtlich ist, so ist diese bei allen hydraulischen Kalken ganz verschieden von
                              der ersten Wasseraufnahme; am Auffallendsten tritt diese Verschiedenheit bei
                              Portland-Cement auf. Während Portland-Cement beim ersten Erhärten den
                              von dem Kalke gebundenen Theil Wasser nur nach und nach aufnimmt, wird bei dem
                              zweiten Anmachen schon gleich aller Kalk in Kalkhydrat übergeführt.
                           Ich nahm auch zum Anmachen der hydraulischen Mörtel statt reines Wasser wässerige
                              Lösungen von verschiedenen Salzen, um zu sehen, welche Salze einen nachtheiligen
                              Einfluß auf den Erhärtungsproceß ausüben, da schon oft beobachtet wurde, daß z.B. im
                              Meerwasser manche hydraulische Mörtel verändert werden.
                           Ich nahm zu den Lösungen immer 1 Theil trockenes Salz auf 40 Theile Wasser.
                           Dabei habe ich beobachtet:
                           1) Der Erhärtungsproceß der hydraulischen Mörtel wird durch sämmtliche Salzlösungen
                              verlangsamt, und durch viele sogar ganz verhindert.
                           2) Werden die hydraulischen Mörtel mit wässerigen Lösungen von Chlormetallen
                              angemacht, so erlangte keiner die Härte wie in reinem Wasser, die meisten nur die
                              Härte gewöhnlicher Luftmörtel.
                           3) In Lösungen von schwefelsauren Salzen erlangen die hydraulischen Mörtel beinahe
                              die gleiche Härte wie in reinem Wasser.
                           4) Die Gegenwart von kohlensauren Salzen im Wasser kann nur von Vortheil seyn, indem
                              die hydraulischen Mörtel dadurch eine ebenso große, wenn nicht größere Härte
                              erlangen, wie in reinem Wasser.
                           5) So lange noch freier Kalk in den hydraulischen Mörteln enthalten ist, wirkt
                              derselbe zersetzend auf die gelösten Magnesiasalze, und die Masse erlangt keine
                              Festigkeit.
                           
                           6) In Lösungen von salpetersauren Salzen wurden die bayerischen hydraulischen Kalke
                              nicht härter wie Luftmörtel; dagegen der Portland-Cement ebenso hart wie in
                              reinem Wasser.
                           7) Machte ich die hydraulischen Mörtel mit wässerigen Lösungen von kohlensaurem Kali
                              oder kohlensaurem Natron an, und ließ sie in solchen Salzlösungen einige Zeit
                              stehen, so löste sich in der Flüssigkeit eine Menge Kieselerde und auch ein wenig
                              Thonerde auf.
                           Dieses letztere Verhalten der hydraulischen Mörtel beim Anmachen mit wässerigen
                              Lösungen von kohlensaurem Natron und kohlensauren Kali war für mich von besonderem
                              Interesse. Denn Wie bekannt, löst sich die Kieselerde, wenn sie geglüht wird, nicht
                              so leicht in einer Lösung von kohlensauren fixen Alkalien; das Glühen mit Kalk
                              bezweckt aber, daß sie auch in der Kälte sich leicht in einer wässerigen Lösung von
                              kohlensaurem Natron oder Kali löst.
                           Dieses Vorhandenseyn von aufgeschlossener Kieselerde ist aber für das Erhärten der
                              hydraulischen Mörtel von der größten Bedeutung, denn wie ich mich durch Versuche
                              überzeugte, nahm die Menge der Kieselerde, die durch eine wässerige Lösung von
                              kohlensaurem Kali oder kohlensaurem Natron gelöst wurde, mit der fortschreitenden
                              Erhärtung ab, so daß man auf diese Art den Erhärtungsproceß verfolgen kann.
                           Die einzelnen Proben wurden jedesmal 2 bis 3mal, je nachdem sich noch Kieselerde
                              löste, mit einer concentrirten wässerigen Lösung von kohlensaurem Kali (kieselfrei
                              aus Weinstein bereitet) unter öfterem Umrühren behandelt, und die abfiltrirte
                              Flüssigkeit mit einer wässerigen Lösung von Chlorammonium versetzt; der Niederschlag
                              wurde ausgewaschen und nochmals in einem Schälchen mit concentrirter
                              Chlorwasserstoffsäure bis zur Trockene verdampft und hierauf nochmals ausgewaschen,
                              geglüht und gewogen. Letztere Behandlung mit Chlorwasserstoffsäure und nochmaliges
                              Auswaschen geschah, um das noch anhängende Kali und auch noch die Thonerde (weil
                              immer Spuren der letztern in die Kalilösung übergehen) zu entfernen.
                           Beiliegende Tabelle ergibt das Resultat meiner Versuche, in welchem Verhältnisse die
                              Kieselerdemenge mit der Erhärtung abnimmt. Die Zahlen sind nach Procenten genommen,
                              so z.B., daß Portland-Cement A im frischen
                              Zustande in 100 Theilen 2,63 Proc. lösliche Kieselerde enthält.
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                       A.Portland-Cement.
                                 B.
                                 C.
                                 D.
                                 
                              
                                 
                                    Procent
                                    Kieselerde.
                                 
                              
                                 Im frischen Zustande
                                 2,63
                                 5,09   
                                 6,78   
                                 4,24
                                 
                              
                                 Nach 14 Tagen
                                 1,66
                                 3,73
                                 6,05
                                 2,86
                                 
                              
                                     „      3
                                    Monaten
                                 1,42
                                 2,50
                                 5,80
                                 2,40
                                 
                              
                                     „      5
                                    Monaten
                                 1,04
                                 2,10
                                 5,26
                                 2,12
                                 
                              
                           Vielleicht ist auch in an der Luft gelegenen hydraulischen Kalken die von einer
                              wässerigen Lösung von kohlensaurem Kali ausziehbare Kieselerde procentisch
                              verringert; dadurch wäre bestimmt nachgewiesen, daß eine theilweise Silicatbildung
                              eingetreten ist; ich werde diese Versuche noch nachgehende anstellen.
                           Fassen wir nun die einzelnen Versuche zusammen, so bemerken wir eine große
                              Verschiedenheit zwischen Portland-Cement und unseren bayerischen
                              hydraulischen Kalken in ihren physikalischen sowohl als in ihren chemischen
                              Eigenschaften.
                           Worin liegt aber dieses verschiedene Verhalten? Aus Allem geht hervor, daß nur durch
                              die verschiedene chemische Zusammensetzung auch das verschiedene Verhalten der
                              hydraulischen Mörtel bedingt ist. Bei Beurtheilung eines Materials, ob es zur
                              Verarbeitung zu hydraulischem Kalk sich eignet, ist offenbar nur derjenige Theil der
                              Mergel, des Thons etc. zu berücksichtigen, der in Chlorwasserstoffsäure unlöslich
                              ist.
                           Die chemische Zusammensetzung des Thones vom Medwayflusse, der zur Bereitung von
                              Portland-Cement dient, ist außerordentlich verschieden von demjenigen Theile
                              unserer bayerischen Mergel, der in Salzsäure unlöslich ist. Wir haben im Thon vom
                              Medwayflusse eine Menge Basen an Kieselerde gebunden, während in dem in Salzsäure
                              unlöslichen Theile unserer Mergel sehr wenig Basen mit Kieselerde verbunden sind.
                              Aber eben diese chemische Zusammensetzung des Thons vom Medwayflusse ist Ursache
                              seiner besondern Güte als Cementmaterial. Wird dieser Thon für sich erhitzt, so
                              schmilzt er sehr leicht zu einer porösen Schlacke, während der in Salzsäure
                              unlösliche Theil unserer Mergel einen bedeutenden Hitzgrad bis zur Schmelzung
                              bedarf. Diese leichte Schmelzbarkeit des Thons vom Medwayflusse bezweckt auch, daß
                              nach der innigen Mengung mit Kalk derselbe im Feuer allenthalben mit einer glasigen
                              Decke umgeben und so auch das schnelle Verderben des Portland-Cementes
                              verhindert wird.
                           Daß der Portland-Cement wirklich bis zur Verglasung gebrannt wird, darüber
                              spricht sich selbst der Verfertiger des Portland-Cements, Hr. G. Fr. White, aus. Diese Verglasung wäre aber nicht möglich,
                              wenn nicht der Thon so leicht schmelzbar wäre. Bei unseren Mergeln ist dieß aber
                              nicht thunlich und räthlich, denn wollte man sie bis zur Verglasung erhitzen, so
                              würde sich die Kieselerde schon im Feuer mit Kalk hinlänglich sättigen, und der
                              gebrannte Mergel wäre dann als hydraulischer Kalk gar nicht zu verwenden.
                           Man sieht daraus, daß das Brennen je nach der verschiedenen chemischen
                              Zusammensetzung auch verschieden ausgeführt werden muß.
                           Prof. Pettenkofer schreibt dem Gehalte an Alkalien und
                              vorzugsweise an Natron die leichte Schmelzbarkeit des Thones vom Medwayflusse zu. G.
                              Fr. White bestreitet dieses und beruft sich auf Analysen
                              von Vicat, der keine Spur von Natron im
                              Portland-Cement gefunden haben will. Hierauf bemerke ich, daß mir noch kein
                              Portland-Cement in die Hände gekommen ist, der nicht Alkalien und
                              vorzugsweise darunter am meisten Natron enthalten hätte.
                           Ich habe vier verschiedene Sorten Portland-Cement auf den Gehalt an Alkalien
                              untersucht und dabei gefunden:
                           
                              
                                 1)
                                 0,628
                                 Proc.
                                 Kali.
                                 
                              
                                 
                                 0,950
                                 „
                                 Natron.
                                 
                              
                                 2)
                                 0,389
                                 „
                                 Kali.
                                 
                              
                                 
                                 0,464
                                 „
                                 Natron.
                                 
                              
                                 3)
                                 0,86
                                 „
                                 Kali.
                                 
                              
                                 
                                 1,78
                                 „
                                 Natron.
                                 
                              
                                 4)
                                 0,40
                                 „
                                 Kali.
                                 
                              
                                 
                                 1,07
                                 „
                                 Natron.
                                 
                              
                           Letztere Probe war von White in der großen
                              Industrieausstellung in London ausgestellt, und den Sammlungen des polytechnischen
                              Centralvereines für Bayern zum Geschenk gemacht worden.
                           Aus diesen Analysen geht offenbar hervor, daß im Portland-Cement Alkalien
                              vorhanden sind; dieses beweist auch noch die Analyse des Thones vom Medwayflusse, wo
                              ich eine bedeutende Menge von Alkalien, namentlich von Natron gefunden habe. Die
                              Menge der Alkalien scheint aber nicht constant zu seyn.
                           Daß die Güte eines hydraulischen Kalkes durch die Gegenwart kieselsaurer Alkalien
                              erhöht wird, ist schon von Fuchs, Pettenkofer und Kuhlmann auf das Entschiedenste nachgewiesen worden.
                              Puzzolane, Traß, die
                              beide mit Kalk einen guten hydraulischen Mörtel liefern, enthalten sehr viele
                              Alkalien an Kieselerde gebunden, so z.B.
                           
                              
                                 Puzzolane   
                                 4 Proc.
                                 Natron
                                 und
                                 1,4 Proc.
                                 Kali.
                                 
                              
                                 Traß
                                 2,4  „
                                 „
                                 „
                                 0,29  „
                                 „
                                 
                              
                           Man kann auch schlechte hydraulische Kalke durch Zusatz von trockenem gepulvertem
                              Wasserglas verbessern; 1/16 Theil Wasserglas genügt schon. Indem der
                              Portland-Cement bis zur Verglasung geglüht wird, erlangt er auch eine größere
                              Dichtigkeit als unsere hydraulischen Kalke; Portland-Cement behält diese
                              Dichtigkeit auch beim Anmachen, indem er sich nur sehr allmählich löscht; er nimmt
                              beim Anmachen mit Wasser dasselbe nur langsam auf; dadurch besitzen auch die
                              einzelnen Theilchen mehr Fähigkeit, sich aneinander anzudrängen.
                           Unter den bayerischen hydraulischen Kalken finden wir auch solche, die sich beim
                              Anmachen mit Wasser nicht löschen und das Wasser nicht schnell aufnehmen; allein bei
                              diesen hat sich in der Hitze schon zu viel Kalk mit der Kieselerde verbunden. Aus
                              der andern Seite finden wir solche, die sich beim Anmachen mit Wasser erhitzen;
                              diese sind aber nur so weit gebrannt, um den kohlensauren Kalk in Aetzkalk zu
                              verwandeln. Beide besitzen aber nicht die Dichtigkeit für sich und erlangen dieselbe
                              auch nicht im Wasser.
                           Eine andere Verschiedenheit in der chemischen Zusammensetzung ist wohl auch sehr zu
                              berücksichtigen. Der Portland-Cement wird bereitet, indem der Thon vom
                              Medwayflusse in einem bestimmten Verhältnisse mit Kreide innig gemengt und gebrannt
                              wird. Wir finden aber im Thone vom Medwayflusse nur Kieselerde und damit verbundene
                              Basen. Indeß bei unsern bayerischen Mergeln, aus denen nur durch Brennen der
                              hydraulische Kalk bereitet wird, ist den Kieselerdeverbindungen und dem kohlensauren
                              Kalke noch eine Menge Eisenoxyd und Thonerde beigemengt, welche nicht mit Kieselerde
                              chemisch verbunden sind.
                           Eisenoxyd und Thonerde müssen, indem sie nur beigemengt sind, offenbar bei der
                              Erhärtung eines hydraulischen Kalkes schaden, denn sie sind ohne alle Wechselwirkung
                              bei der Erhärtung; sie kommen zwischen den einzelnen Thon- und Kalktheilchen
                              zu liegen und verhindern den festen Zusammenhang.
                           Daß Eisenoxyd und Thonerde, die bloß beigemengt sind, wirklich nachtheilig sind bei
                              der Erhärtung der hydraulischen Mörtel, darüber gibt uns Prof. Schafhäutl ein Beispiel in Betreff der Veränderungen, die der Thon vom
                              Medwayflusse an der Atmosphäre erleidet. Derselbe sagt (polytechn. Journal Bd. CXXII S. 205): „Wird dieser
                                 blaue Thon (vom Medwayflusse) herausgestochen und einige Zeit der Einwirkung der
                                 Atmosphäre
                                 ausgesetzt, so verliert er nach und nach seine blaue Farbe und nimmt einen
                                 lichtbraunen Ton an. Pasley fand, daß dann der Thon
                                 in diesem Zustande den größten Theil seiner Brauchbarkeit für Cemente verloren
                                 hat und nannte ihn abgestorben.“
                              
                           Die Ursache, warum er dann seine Güte verliert, ist offenbar in der Verwitterung und
                              Zersetzung zu suchen; dadurch wird das Eisensilicat zersetzt, und der Thon enthält
                              dann das Eisenoxyd nur beigemengt.
                           Wollen wir demnach ein dem Portland-Cemente ähnliches Product erhalten, so muß
                              vor allem ein Thon gefunden werden, der in der chemischen Zusammensetzung ähnlich
                              ist dem Thone vom Medwayflusse. Einen solchen in Bayern zu finden, wird meiner
                              Ansicht nach keine vergebliche Mühe seyn, da wir so große Thonlager in Bayern
                              besitzen.
                           
                              
                                 (Der Schluß folgt im nächsten Heft.)