| Titel: | Ueber die Wärmeleitungsfähigkeit der Metalle und ihrer Legirungen; von Prof. F. Crace Calvert und Richard Johnson. | 
| Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. XXIX., S. 126 | 
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                        XXIX.
                        Ueber die Wärmeleitungsfähigkeit der Metalle und
                           ihrer Legirungen; von Prof. F.
                              Crace Calvert und Richard Johnson.
                        Aus den Comptes rendus, Decbr. 1858, Nr.
                              26.
                        Calvert, über die Wärmeleitungsfähigkeit der Metalle und ihrer
                           Legirungen.
                        
                     
                        
                           Unser Zweck war, die Leitungsfähigkeit der Metalle, Legirungen und Amalgame genau zu
                              bestimmen. Die hierzu von Hrn. Despretz befolgte Methode,
                              welche die Anwendung von Quecksilber erfordert, konnten wir schon deßwegen nicht in
                              allen Fällen benutzen; überdieß erheischt sie beträchtliche Quantitäten vollkommen
                              reiner Metalle, eine schwer zu erfüllende Bedingung. Unsere Verfahrungsarten
                              gestatteten uns hingegen mit prismatischen Stäbchen von nur 1 Centimeter Breite und
                              6 Centimeter Länge zu operiren.
                           Die Legirungen bereiteten wir zu unseren Versuchen durch Zusammenschmelzen vollkommen
                              reiner Metalle in stöchiometrischen Verhältnissen; ohne diese beiden Bedingungen
                              können die Versuche kein entscheidendes Resultat geben.
                           Auf die Leitungsfähigkeit der Metalle haben nach unseren Versuchen Einfluß:
                           1) der Molecularzustand. Die Leitungsfähigkeit ist größer bei den gewalzten als bei
                              den gegossenen Metallen; so haben wir gefunden daß, die Leitungsfähigkeit des
                              Silbers = 1000 angenommen, diejenige des gewalzten Kupfers 845 und diejenige des
                              gegossenen Kupfers 811 ist;
                           2) die Krystallisation. So hat eine vertical gegossene Zinkstange vier
                              Krystallisationsachsen und ihre Leitungsfähigkeit ist 628, diejenige des Silbers = 1000 angenommen,
                              während eine horizontal gegossene Zinkstange bloß eine Krystallisationsachse hat und
                              eine Leitungsfähigkeit von 608;
                           3) kleine Mengen fremdartiger Substanzen. Ein Zusatz von 1 Gewichtstheil Silber
                              (unter den Metallen der beste Leiter) zu 99 Theilen Gold bringt das Leitungsvermögen
                              des letztern von 981 auf 840 herab. Der Zusatz eines nicht metallischen Körpers, wie
                              Kohlenstoff, Arsenik, veranlaßt analoge Resultate, wie folgende Tabelle zeigt.
                           
                              
                                 Das
                                 Leitungsvermögen des Silbers
                                 = 1000 angenommen,
                                 ist dasjenige des
                                 
                              
                                 
                                     Stabeisens
                                 436
                                 
                              
                                 
                                     Stahls
                                 397
                                 
                              
                                 
                                     Roheisens
                                 339
                                 
                              
                                 
                                     Geschmolzenen
                                    Kupfers
                                 811
                                 
                              
                                 
                                     Desselben mit Zusatz
                                    von
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 0,25 Proc. Arsenik
                                 771
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 0,50  
                                    „        
                                    „
                                 669
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 1        „        
                                    „
                                 570
                                 
                              
                           Die Legirungen lassen sich nach unseren Versuchen in drei
                              Classen eintheilen.
                           Die in die erste Classe gehörenden leiten die Wärme im
                              Verhältniß der relativen Aequivalente der Metalle woraus sie bestehen;
                              Beispiele:
                           Zinn und Blei.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 152, S. 126
                              Stöchiometrische Formel der
                                 Legirung und Zusammensetzung derselben in 100 Theilen; Wärmeleitungsvermögen;
                                 beobachtetes; berechnetes; Wärmeleitungsvermögen, das Silber = 1000
                                 angenommen
                              
                           
                           In die zweite Classe gehören diejenigen Legirungen, welche
                              von dem gut leitenden Metall eine größere Anzahl von Aequivalenten enthalten, als
                              von dem weniger leitenden, wie die Legirungen 1 Cu und 2 Sn; 1 Cu und 3 Sn; 1 Cu und
                              4 Sn. Bei diesen Legirungen zeigt sich das merkwürdige Gesetz, daß sie die Wärme so
                              leiten, als wenn sie keine Spur von dem bessern Leiter enthielten, denn sie ergeben
                              das nämliche Leitungsvermögen wie wenn das prismatische Stäbchen bloß aus dem die
                              Wärme am wenigsten leitenden Metall besteht.
                           Zinn und Kupfer.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 152, S. 127
                              Stöchiometrische Formel der
                                 Legirung u. Zusammensetzung derselben in 100 Theilen; Wärmeleitungsvermögen;
                                 beobachtetes; mittleres; berechnetes; Wärmeleitungsvermögen, das Silber = 1000
                                 angenommen
                              
                           Wie man sieht, hat bei diesen Legirungen das Kupfer, obgleich sie von demselben 11,86
                              bis 34,98 Procent enthalten, gar keinen Einfluß auf die Leitungsfähigkeit, denn sie
                              geben sämmtlich dieselben Resultate wie wenn das prismatische Stäbchen gänzlich aus
                              Zinn bestünde.
                           Die Legirungen der dritten Classe bestehen aus denselben
                              Metallen wie diejenigen der zweiten Classe, enthalten aber von dem gut leitenden
                              Metall eine größere Anzahl von Aequivalenten als von dem schlechter leitenden
                              Metall. Die Leitungsfähigkeit einer solchen Legirung nimmt stufenweise zu bis zu dem
                              Leitungsgrad des guten Leiters.
                           
                           Leitungsvermögen der Metalle.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 152, S. 128
                              Angewandte Metalle; Temperatur der
                                 50 Kub. Centim. Wasser am Anfang des Versuchs; Temperatur der 50 Kub. Centim.
                                 Wasser nach 15 Minut; Beobachtete Leitungsfähigkeit; Mittlere Leitungsfähigkeit;
                                 Leitungsfähigkeit der Metalle, das Silbe = 1000 angenommen; Feinsilber;
                                 Feingold; Gold von 991/1000 Gehalt; Kupfer, gewalzt; Kupfer, gegossen;
                                 Queksilber; Aluminium; Zink, gewalzt; Zink, vertical gegossen; Zink, horizontal
                                 gegossen; Cadmium; Stabeisen; Zinn; Stahl; Platin; Natrium; Roheisen; Blei;
                                 Antimon, horizont. gegossen; Antimon, vertical gegossen; Wismuth