| Titel: | Untersuchung des Braunsteins auf seinen Gehalt an Mangansuperoxyd; von G. Nolte zu Clausthal. | 
| Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. XXXI., S. 136 | 
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                        XXXI.
                        Untersuchung des Braunsteins auf seinen Gehalt an
                           Mangansuperoxyd; von G.
                              Nolte zu Clausthal.
                        Aus der berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1859,
                              Nr. 17.
                        Nolte, über Untersuchung des Braunsteins auf seinen Gehalt an
                           Manganperoxyd.
                        
                     
                        
                           Alle Methoden, den wahren Gehalt des Braunsteins an Mangansuperoxyd zu finden, haben
                              einen gemeinschaftlichen Fehler, den nämlich, daß sie nur in einem vollständig
                              eingerichteten Laboratorium anwendbar, als Handelsprobe aber meist zu umständlich
                              sind. Eine Ausnahme bildet die von F. C. Fikentscher
                              angegebene, nach der Fuchs'schen Eisenprobe gebildete
                              Methode;Im Journal für praktische Chemie, 1839, Bd. XVII S. 173; daraus im polytechn.
                                    Journal Bd. LXXIII S. 204. sie vereinigt Einfachheit und hinreichende Genauigkeit (etwa bis auf
                              0,25–0,5 Proc.) mit einander.
                           Das Wesen dieser Probe besteht darin, daß der Braunstein für jedes Atom Superoxyd aus
                              Salzsäure 1 Atom Chlor entwickeln und dieses wiederum 2 Atome Kupfer in Chlorür
                              verwandeln kann. Man übergießt den Braunstein in einem Kolben mit starker, chemisch
                              reiner Salzsäure, setzt eine überschüssige Menge Kupfer zu und sucht alle
                              Entwickelung von freiem Chlor dadurch zu vermeiden, daß man den Kolben bis zur
                              vollständigen Zersetzung des Braunsteins möglichst kühl hält. Nachher erhitzt man
                              zum Kochen, bis das anfänglich gebildete Kupferchlorid vollständig in Chlorür
                              übergegangen ist. Der Verlust des Kupfers an Gewicht ergibt dann den Gehalt des
                              Braunsteins, indem 2 Atome gelöstes Kupfer 1 Atom Superoxyd entsprechen.
                           Hat man ein Mineral zur Untersuchung, welches theilweise oder ganz aus
                              Manganoxydhydrat besteht, so reicht es nicht aus, den Kolben kühl zu halten; trotz
                              aller Vorsicht entweicht bei der rapiden Zersetzung des Minerals Chlor, und der
                              gefundene Gehalt ist zu niedrig. Diesem Uebelstande ist aber dadurch leicht
                              abzuhelfen, daß man der Probe ein Eisenoxydulsalz in solcher Menge zusetzt, daß
                              alles entwickelte Chlor nur das Eisen höher oxydirt und also nichts davon entweichen
                              kann. Das Resultat der Probe wird dadurch in keiner Weise beeinträchtigt, indem das
                              erzeugte Eisenoxyd (resp. Chlorid) eben so viel Kupfer löst, wie das zu seiner
                              Bildung verwandte Chlor. Die folgenden Formeln beweisen dieß noch näher:
                           
                           1) MnO² + 2 HCl + 2 Cu = MnCl + 2 HO + Cu²Cl.
                           2) MnO² + 2 FCl + 2 HCl = MnCl + Fe²Cl³ + 2
                              HO.
                           3) Fe²Cl³ + 2 Cu = 2 FeCl + Cu²Cl.
                           Die erste Formel zeigt, daß ohne Zusatz von Eisenchlorür 2 Atome Kupfer durch 1 Atom
                              Superoxyd mit Chlor versorgt werden. Nach der zweiten verwandelt dieselbe Menge des
                              letztern 2 Atome Eisenchlorür in Chlorid und unter Vermittlung desselben nach Formel
                              3 ebenfalls 2 Atome Kupfer in Chlorür.
                           Dabei ist erforderlich, daß das angewandte Eisenchlorür von vorn herein ganz
                              vollkommen frei von Chlorid seyn muß, wenn man nicht zu hohe Gehalte finden will.
                              Ein solches reines Chlorür erhält man am leichtesten, wenn man eine größere Menge
                              Eisen in Chlorwasserstoffsäure löst und jedesmal vor dem Versuche der anzuwendenden
                              Menge dieser Lösung sehr wenig Schwefeleisen (oder Schwefelammonium) zusetzt und
                              erwärmt, bis der Geruch nach Schwefelwasserstoff verschwunden ist. Dabei darf aber
                              kein Schwefeleisen unzersetzt bleiben; es ist deßhalb schon aus diesem Grunde gut,
                              wenn die Eisenlösung viel freie Säure enthielt.
                           Hat man viele Proben anzustellen, so ist es rathsam, von vorn herein den Gehalt der
                              Auflösung an Eisen, der zugleich möglichst hoch seyn muß, zu kennen, um immer die
                              genau erforderliche Menge abmessen zu können.
                           Man verfährt bei der Probe auf folgende Weise:
                           Anstatt einen Probir-Centner einzuwiegen, wobei man nachher den Gehalt
                              berechnen muß, nimmt man ein Gewicht von 68 3/4 Pfd. Braunstein, der entweder scharf
                              getrocknet oder dessen Wassergehalt vorher bestimmt war.
                           Jene Menge Braunstein könnte genau 100 Theile Kupfer lösen, wenn er aus chemisch
                              reinem Superoxyd bestände. Es verhält sich nämlich
                           MnO² : 2 Cu = 544,4 : 792,0 = 68,74 : 100.
                           Man wird dann der Rechnung überhoben, indem die Zahl Pfunde, welche das Kupfer nach
                              dem Versuch weniger wiegt, unmittelbar den Procentgehalt des Braunsteins
                              ausdrückt.
                           Der Braunstein wird in einen Glaskolben geschüttet und mit der Eisenchlorürlösung,
                              die noch heiß seyn kann, übergossen. Man nimmt so viel Lösung, daß darin etwa
                              92–95 Pfd. Eisen enthalten sind. Hierauf setzt man das gewogene Kupfer (circa 2 Ctr.) in Form von schmalen, gekrümmten, aber
                              sehr blanken Streifen und noch etwas heiße Salzsäure hinzu. Der Kolben kommt dann
                              aufs Sandbad und man erhält die Flüssigkeit so lange im Kochen bis die dunkelbraune
                              Farbe der Lösung hellgelb oder grünlich geworden ist und sich nicht mehr verändert.
                              Die Zersetzung des
                              Braunsteins dauert kaum eine Minute, während dazu sonst 2–3 Stunden
                              erforderlich waren, wobei natürlich viel leichter eine Oxydation des Kupferchlorürs
                              durch Luftzutritt erfolgen konnte, als bei der eben beschriebenen Ausführung des
                              Versuchs.
                           Kocht die Losung während der Arbeit zu stark ein, so daß das Kupfer nicht mehr
                              vollständig damit bedeckt ist, oder scheidet sich daraus Kupferchlorür ab, wobei
                              stoßweises Kochen eintritt, so gießt man heiße concentrirte Salzsäure nach.
                           Nach etwa halbstündigem Kochen ist die Zersetzung vollständig erfolgt. Man nimmt den
                              Kolben dann vom Sandbade, füllt ihn mit kaltem, aber luftfreiem Wasser, decantirt
                              die von ausgeschiedenem Kupferchlorür milchige Flüssigkeit und spült das
                              rückständige Kupfer rasch mit kaltem Wasser ab, wobei man das daran haftende
                              schwarze Pulver (ausgeschiedene Kohle) mit einem kleinen Lappen abwischt. Es wird
                              dann rasch auf dem Sandbade getrocknet und gewogen.
                           Nur in seltenen Fällen wird man Braunstein zur Untersuchung erhalten, der von Eisenoxyd ganz frei wäre. Da dieses bei der Probe aber
                              ebenfalls in Rechnung kommt, ohne jedoch zur Chlorentwickelung beizutragen, so muß
                              man durch einen zweiten Versuch die Menge Kupfer ermitteln, welche bei der
                              Hauptprobe durch das Eisenoxyd gelöst wurde. Zu dem Ende kocht man ebenfalls 68 3/4
                              Pfd. des Braunsteins mit Salzsäure, bis alle Chlorentwickelung vorüber ist, setzt
                              dann erst etwas Kupferblech (50–100 Pfd.) dazu und verfährt wie bei der
                              ersten Probe. Es ergibt sich ein je nach dem Eisengehalt schwankender Kupferverlust
                              (wonach sich jener Gehalt berechnen läßt). Zieht man diesen bei dem von der ersten
                              Probe gefundenen ab, so erhält man direct die Zahl der Procente, welche der
                              Braunstein an Superoxyd enthielt. Gab z.B. die erste Probe 78, die zweite 6 Pfd.
                              Verlust an Kupfer, so enthielt der Braunstein 78 – 6 = 72 Proc.
                              Superoxyd.
                           Vergleichende Proben, auf die vorige Art angestellt, gaben nicht allein unter sich
                              nur sehr kleine Differenzen (nicht ganz 1/4 Proc.), sondern auch fast genau
                              denselben Gehalt wie die Fresenius-Will'sche Methode. Daß die letztere etwa 1/2 Proc. mehr
                              nachwies, konnte vielleicht auch darin begründet seyn, daß der untersuchte
                              Braunstein Spuren kohlensaurer Salze enthielt, die das Resultat zu hoch ausfallen
                              ließen.
                           
                        
                           Nachträgliche Bemerkung.
                           Einige noch nachträglich im Clausthaler Laboratorium angestellte Proben gaben mir die
                              Ueberzeugung, daß ein Ueberschuß von Eisenvitriol oder Eisenchlorür das Resultat der
                              Probe durchaus nicht beeinträchtigt. Man kann daher gleich zu Anfang derselben eine genügende
                              Menge (z.B. 95–100 Probirpfund Eisenvitriol) zusetzen. Unter 4 von mir
                              angestellten Proben fand ich resp. 75,653 – 75,637 – 75,602 und 75,615
                              Proc. Mangansuperoxyd mit der höchsten Differenz von 0,05 Proc. Es wurden die
                              verschiedensten Mengen von Eisenvitriol und metallischem Kupfer (8,5–15,6
                              Gramme) angewandt.
                           Nach der ältern Probirmethode (ohne Eisenvitriolzusatz) erhielt ich aus demselben
                              Braunstein 74,915 und 75,200 Proc. Mangansuperoxyd bei größerer Zeitdauer.