| Titel: | Ueber einen verbesserten Gebläsekolben; von C. Völckner, Maschinen-Inspector zu Reichenberg in Böhmen. | 
| Autor: | C. Völckner | 
| Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. XXXIV., S. 161 | 
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                        XXXIV.
                        Ueber einen verbesserten Gebläsekolben; von
                           C. Völckner,
                           Maschinen-Inspector zu Reichenberg in Böhmen.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Völckner, über einen verbesserten Gebläsekolben.
                        
                     
                        
                           Ich habe schon im Jahrgang 1854 des polytechnischen Journals, Bd. CXXXI S. 81, einen von mir verbesserten
                              Gebläsekolben mitgetheilt, welcher seitdem öfter nachgeahmt und als zweckmäßig
                              befunden wurde; seit dieser Zeit habe ich mich vielfach mit diesem so wichtigen
                              Theil der Gebläsemaschine beschäftigt, und veröffentliche im Nachfolgenden eine
                              Kolbenconstruction, die bereits für horizontale und verticale Maschinen angewendet
                              wurde, vielen Uebelständen abhilft und sich durch einen Zeitraum von zwei Jahren als
                              vorzüglich bewährte.
                           Das Material der Liederung – mit Graphit und Talk (Speckstein) präparirtes
                              Segeltuch – ist in derselben Weise, wie bei dem früher beschriebenen Kolben
                              beibehalten, der Bau des Körpers aber, und die Methode der Andrückung der Liederung
                              vollständig geändert.
                           Vorzüglich bei horizontal liegenden Cylindern ist Leichtigkeit des Kolbens eine
                              Hauptbedingung; um nun diese bei gehöriger Festigkeit des Kolbenkörpers zu erzielen,
                              gab ich meinem neuen Kolben eine linsenförmige Gestalt, die durch zwei convexe
                              Blechwände auf einer gußeisernen Nabe gebildet wird, und erreichte hiermit eine
                              außerordentliche Stabilität bei großer Leichtigkeit.
                           Der zweite große Uebelstand, welcher zu beseitigen war, ist der Zeitverlust beim
                              Nachstellen der Liederung. Bei sämmtlichen bis jetzt bekannten Constructionen muß
                              ein Mannloch oder ein Ventil beseitigt werden, der Arbeiter muß in den Cylinder
                              steigen, einzelne Schrauben, oder wie bei meinem früher beschriebenen Kolben,
                              Excentrics nachziehen, braucht dazu längere Zeit, vergißt nachher, da während des
                              Betriebes diese Arbeit mit Eile angeordnet wird, möglicherweise Schlüssel, Hammer
                              etc. und es entstehen hierdurch theure, den Betrieb gefährdende Reparaturen.
                           Mein Hauptaugenmerk war auf ein Nachstellen der Liederung von Außen gerichtet, und
                              dieses bewerkstellige ich auf folgende Weise.
                           
                           Die Figuren
                                 1–3 stellen einen Kolben für ein horizontales Gebläse in drei verschiedenen
                              Ansichten dar. a ist die Kolbenstange, welche durchaus
                              hohl ist; b ist die gußeiserne, aus zwei Stücken
                              bestehende Nabe, welche mit einem Doppelconus, ohne Keil, auf der Stange
                              festgehalten wird. Der mit den Blechwänden c, c
                              festverbundene Theil der Nabe ist in der Mitte abgedreht und über denselben ein Ring
                              d geschoben, welcher sich auf der Nabe drehen läßt.
                              Der Ring d hat in der Mitte neun sperrradartig geformte
                              Segmente e, neben welchen ein Zahnsegment f eingegossen ist. Neun abgedrehte Stangen g, welche sich in den Führungen h (die gleichzeitig zum Auseinanderhalten der Blechwände dienen) und in
                              dem gußeisernen Kranze i schieben, stehen mit ihren
                              abgerundeten und gehärteten Enden auf den Segmenten e,
                              und an der Peripherie des Kolbens mit Körnern in den Federn k. Ein schmiedeisernes Getriebe l, mit seinen
                              Zapfen aus einem Stücke, steht zwischen beiden Blechwänden und greift in das
                              Zahnsegment f des Ringes d.
                              Der Zapfen des Getriebes l ist auf einer Seite entweder,
                              wie hier, mit einer viereckigen Vertiefung versehen, oder mit einem Zapfen, mit
                              welchem correspondirend sich im Cylinderdeckel ein mit einer Schraube geschlossenes
                              Loch befindet.
                           Soll nun die Liederung nachgezogen werden, so wird die Schraube im Cylinderdeckel
                              geöffnet, ein viereckiger Dorn oder Kapselschlüssel in l
                              gesteckt und nach der Richtung des Pfeiles durch Aufsetzen eines Windeisens gedreht.
                              Der Ring d dreht sich jetzt wie bezeichnet, die Segmente
                              e schieben die Stangen g
                              vor und spannen dadurch die Federn resp. die Liederung gegen die Cylinderfläche. Auf
                              der Seite des Kolbens, wo sich der Zapfen, resp. die Vertiefung des Getriebes l befindet, ist ein Loch in der Blechwand, so groß, daß
                              das Getriebe, wenn der Kolben fertig montirt und gepackt ist, eingesetzt werden
                              kann. Dieses Loch wird dann durch den Deckel m mit
                              Stopfbüchse geschlossen.
                           Zum Packen wird der Kolben auf die dem Deckel m
                              entgegengesetzte Seite gelegt, es werden dann die Führungen h, die Stangen g, der Kranz i, die Federn k und die
                              Liederung eingebracht, worauf man die Blechwand mit m
                              auflegt und durch die Verbindungsschrauben schließt. Die getheilte Nabe gestattet
                              das Befestigen des Kolbens auf der Stange, ohne dieselbe durch ein Keilloch zu
                              verschwächen, und erlaubt ferner den Kolben fertig zu montiren und aufzubringen,
                              ohne den Deckel öffnen zu müssen.
                           Ein nach dieser Construction gebauter Kolben arbeitet mit einer Pressung von 52 Zoll
                              Wassersäule bereits seit zwei Jahren mit der ersten Liederung, ohne daß der
                              Cylinderdeckel hätte geöffnet zu werden brauchen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
