| Titel: | D. W. Clark's Nähmaschine. | 
| Autor: | W. Hauff | 
| Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. XXXIX., S. 170 | 
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                        XXXIX.
                        D. W. Clark's Nähmaschine.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Clark's Nähmaschine.
                        
                     
                        
                           Im polytechn. Journal Bd. CXLVII S. 406 haben
                              wir Watson's Nähmaschine
                              beschrieben, welche mit einem Faden arbeitet, in Bd.
                              CXLVIII S. 334 beschrieben wir dann Platt's Nähmaschine, welche mit zwei
                              Fäden in der Art arbeitet, daß der untere Faden mittelst eines Hakens durch die von
                              dem Nadelfaden gebildete Schleife gezogen wird, wobei der Haken zugleich dazu dient,
                              den vorhergehenden Stich fest anzuziehen. Der Gegenstand dieser Mittheilung ist eine
                              doppelfadige Maschine, bei welcher der untere Faden mittelst einer unter dem Tische
                              in horizontaler Richtung arbeitenden Nadel durch die von dem obern Faden gebildete
                              Schleife gebracht wird und wobei diese untere Nabel oder der Schleifenbilder den
                              obern Faden so lange zurückhält, bis die Nadel wieder hinaufgezogen ist und zugleich
                              mittelst des untern Endes und mit Hülfe einer eigens daran angebrachten Vorrichtung
                              eine besondere Schleife bildet, in welche die Nadel beim Wiederherabkommen
                              hineinsticht, so daß sich ein Stich bildet, der auf der obern Seite des Zeuges bloß
                              den obern Faden zeigt und das Aussehen des gewöhnlichen Steppstiches hat, auf der
                              untern Seite dagegen durch die doppelt ineinander gehenden Maschen sehr fest und
                              haltbar gemacht ist.
                           Fig. 16
                              stellt die Seitenansicht einer solchen Nähmaschine in natürlicher Größe dar, wobei
                              jedoch einzelne Theile ausgebrochen sind, um die arbeitenden Theile der Maschine
                              besser zu zeigen.
                           Fig. 17 ist
                              eine vordere Ansicht derselben, theilweise im Durchschnitt.
                           Fig. 18 ist
                              ein horizontaler Durchschnitt nach einer gerade ober dem Tisch hinstreifenden
                              Ebene.
                           Fig. 19 ist
                              eine hintere Ansicht der Kurbel und des Armes, welcher den Schleifenbilder
                              bewegt.
                           Fig. 20 und
                              21 zeigen
                              die Nadel und den Schleifenbilder in verschiedenen Stellungen.
                           Fig. 22 ist
                              eine obere Ansicht eines Theils der Speisevorrichtung und
                           Fig. 23 eine
                              untere Ansicht der Theile, welche die Schleift des untern Fadens bilden.
                           Die gleichen Buchstaben in den verschiedenen Figuren bezeichnen dieselben Theile.
                           
                           Das Gestell A ist aus einem Stück in einer gefälligen
                              Form gegossen, am besten aus Messing, und an dem Vordertheile dieses Gestelles
                              schiebt sich der Nadelschieber B zwischen den Platten
                              A' auf und ab, und die Nadel C ist in dem Schieber B mittelst einer
                              Stellschraube a befestigt. Der Schieber wird mittelst
                              einer Kurbel D in Bewegung gesetzt, welche an dem einen
                              Ende einer im Gestelle A ruhenden Achse E fest ist, wogegen das andere Ende dieser Achse
                              mittelst eines an der Kurbel F befestigten Stiftes b und durch die Verbindungsstange G und den Zapfen b' dem Schieber die verlangte
                              auf- und abgehende Bewegung mittheilt. Der Zeug ruht auf einem Tische L und wird durch einen Fuß H
                              vorwärts geschoben, welcher mittelst eines Stiftes a' an
                              einer Stange H' befestigt ist, die mittelst in ihr
                              angebrachter Schlitze c' sich an den Schrauben c auf und ab schieben läßt. Der Fuß H wird durch eine an ihm befestigte Feder I nieder- und rückwärts gedrückt, und die unten
                              an dem Fuße angebrachten Zähne sind so abgeschrägt, daß sie rückwärts über dem Zeuge
                              weggleiten. Wenn die Stange H' niedergedrückt wird, so
                              schiebt der Fuß H den Zeug vorwärts, und um dieser
                              Stange H' die nöthige Bewegung mitzutheilen, ist ein
                              Stift f an dem Nadelschieber B angebracht, welcher gegen einen Hebel g
                              anschlägt, sobald der Schieber hoch genug in die Höhe gezogen wird, und dieser Hebel
                              drückt auf eine hierzu abgebogene Stelle der Stange H'.
                              In dieser Stelle befindet sich eine Stellschraube d,
                              welche zum Reguliren des Speisens dient. Wenn diese Schraube weiter hineingeschraubt
                              wird, so drückt der Hebel g die Stange H' tiefer hinab und der Zeug wird weiter vorwärts
                              geschoben; wird dagegen die Schraube d zurückgeschraubt,
                              so ist die Wirkung des Fußes H auf den Zeug geringer. Um
                              das Zurückgehen des Zeuges zu verhüten, ist unter dem Tische eine Feder L' angebracht, welche eine gezahnte, durch eine im
                              Tische angebrachte Oeffnung heraufreichende Fläche trägt, und die Zähne dieser
                              Fläche sind so abgeschrägt, daß sie ein Vorschieben des Zeuges gestatten, aber dem
                              Zurückgehen desselben ein Hinderniß in den Weg legen.
                           Unter dem Tische und parallel mit dessen Oberfläche liegt der Schleifenbilder T, dessen Form die einer gewöhnlichen Nadel ist, und
                              welcher an einem Hebel K fest ist, der sich um einen in
                              der Säule M festgeschraubten Zapfen m dreht, von wo er sich aufwärts biegt und in zwei
                              Gabeln i, i ausläuft, auf welche ein an der Kurbel D fester Stift R wirkt. Das
                              vordere Ende dieses Schleifenbilders wird durch einen Schieber N geführt, dessen vorderes Ende aufgespalten ist und
                              sich so federt, daß dasselbe, während der Schleifenbilder durchpassirt, einen
                              schwachen Druck auf denselben ausübt. Dieser Schieber ist durch eine Schraube n an der untern Fläche des Tisches befestigt und er kann
                              mittelst eines in ihm angebrachten Schlitzes so gestellt werden, daß der Schleifenbilder bloß
                              eben durch dessen vorderes Ende passirt, wie dieß in Fig. 23 vorgestellt ist,
                              und daß eine an dem Gestelle A und unter dem Tische
                              feste Feder O noch auf die Seite des Schleifenbilders
                              einwirken kann; ferner ist ein Arm P in solcher Weise an
                              der untern Fläche des Tisches festgemacht, daß der Schleifenbilder dicht unter
                              demselben vorbeistreift und denselben von der in Fig. 18 und 23 in
                              punktirten Linien gezeichneten Stellung in die daselbst in gezogenen Linien
                              angegebene Lage bringt. Der Schleifenbilder T ist mit
                              einem Oehre versehen, und ein auf einer unterhalb des Tisches liegenden Fadenrolle
                              Q aufgewundener Faden wird durch eine Oeffnung v unter dem Tische und durch das Oehr des
                              Schleifenbilders gezogen.
                           Diese Nähmaschine arbeitet in folgender Weise:
                           Wenn die Nadel C durch den Zeug herabgestochen hat, wie
                              dieß in Fig.
                                 16 und 17 dargestellt ist, und durch die Wirkung der Kurbel F wieder etwas zurückgegangen ist, bildet der durch
                              dieselbe (mit gezogenen Linien gezeichnete) Faden eine Schleife, in welche der
                              Schleifenbilder T eintritt und dieselbe zurückhält,
                              während die Nadel C vollends ganz gehoben wird. Durch
                              das Heben der Nadel schlägt nun der Stift f auf dem
                              Schieber B gegen den Hebel g
                              an und bewirkt ein Vorschieben des Zeuges in der Richtung des Pfeiles 1 (Fig. 17), und
                              wenn die Nadel ganz oben angekommen ist, hat der Schleifenbilder eine Stellung
                              angenommen, wie dieß in Fig. 20 dargestellt ist.
                              Die Nadel C fängt jetzt wieder an herabzugehen, und
                              zugleich wird der Schleifenbilder T etwas zurückgezogen,
                              so daß der durch denselben gezogene (mit punktirten Linien gezeichnete) Faden
                              vermöge der durch den Schieber N und den Arm P auf denselben ausgeübten Reibung eine Schleife bildet,
                              welche der Nadel C das Durchpassiren erlaubt. Auf diese
                              Weise bildet sich eine Art doppelten Kettenstiches, indem die Schleifen des
                              Nadelfadens durch den untern Faden und die Schleifen des untern Fadens durch den
                              Nadelfaden geschlossen werden. Durch das Vorschieben des Zeuges wird der oben
                              gebildete Stich fest gezogen und die Nadel sticht wieder hinab, um einen neuen Stich
                              zu bilden.
                           Die Construction dieser Maschine ist so einfach, daß dieselbe beinahe so wohlfeil
                              hergestellt werden kann, wie eine einfädige Maschine und zugleich gibt der Stich an
                              Festigkeit den durch andere zweifadige Maschinen gemachten Stichen nichts nach.
                           Der Erfinder dieser Nähmaschine ließ sich dieselbe in den Vereinigten Staaten, sowie
                              in England und Frankreich patentiren.
                           New-York, 3. April 1859.
                           W.
                                 Hauff.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
