| Titel: | Verfahren zum Reinigen und Weichmachen des Wassers, von Buff und Versmann, Chemikern in London. | 
| Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. XLV., S. 189 | 
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                        XLV.
                        Verfahren zum Reinigen und Weichmachen des
                           Wassers, von Buff und
                           Versmann, Chemikern
                           in London.
                        Aus Armengaud's Publication industrielle, t. XII p.
                              59.
                        Buff's Verfahren zum Reinigen und Weichmachen des
                           Wassers.
                        
                     
                        
                           Das Wasser auf eine einfache und ökonomische Weise rein und weich machen zu können,
                              wäre offenbar für die Industrie ein großer Vortheil, denn kein Fabrikant würde
                              zögern solches Wasser zum Speisen seiner Dampfkessel, zum Waschen der Wolle etc.
                              anzuwenden. Die englischen Chemiker Buff und F. Versmann haben auf Veranlassung des belgischen Ingenieurs
                              v. Jung zahlreiche Versuche zur Lösung dieser Aufgabe
                              angestellt und können jetzt den Industriellen zu diesem Zweck ein sehr einfaches und
                              wohlfeiles chemisches Mittel liefern, welches sie „holländische
                                 Composition“ (Holland-Compound)
                              nennen.
                           Diese Composition macht ein hartes Wasser wenigstens so weich wie Regenwasser; sie ist ganz unschädlich und wirkt sicherer
                              als alle bisher angewandten Mittel, während sie überdieß wohlfeiler als diese ist.
                              Zur Begründung dieser Behauptung können wir den Brief mittheilen, womit der
                              ausgezeichnete Chemiker Dr. A. W. Hofmann in London die Fragen beantwortete, welche ihm der Ingenieur
                              v. Jung vor Erwerbung des
                              Patents für Frankreich gestellt hatte.
                           
                              „1) Die Härte des Wassers wird durch die in demselben enthaltenen
                                 Kalk- und Bittererdesalze verursacht. Die verschiedenen Mittel, welche
                                 bis jetzt vorgeschlagen wurden, um dem Wasser seine Härte zu benehmenbenehmeu, haben ihren Zweck hinsichtlich des Kalks ganz gut erfüllt, sie wirken
                                 aber durchgehende nur sehr wenig auf die Bittererdesalze. Das Neue bei dem
                                 Verfahren von Buff und Versmann besteht dann, daß es das Wasser eben so vollständig von der
                                 Bittererde wie vom Kalk zu befreien und folglich Wasser jeder Art weich zu
                                 machen gestattet. Die hierzu von den Genannten benutzten Substanzen gehören
                                 unter die wohlfeilsten chemischen Produkte.
                              
                           
                           
                              2) durch das Verfahren von Buff und Versmann kann man Wasser von jedem Härtegrade
                                 vollkommen weich machen, indem man die hierzu dienenden Substanzen in der
                                 geeigneten Menge zusetzt und dann das Wasser lange genug in Ruhe läßt;
                              
                           
                              3) die Salze, welche bei ihrem Verfahren angewendet werden, sind vollkommen
                                 unschädlich, daher das mittelst derselben weich gemachte Wasser bei der
                                 Benutzung zum Reinigen der Wäsche weder dem Linnen noch den mit dieser Operation
                                 beschäftigten Personen nachtheilig ist, sondern sich wie gewöhnliches
                                 Regenwasser verhält.
                              
                           
                              Ich habe die Ehre etc.
                              
                           
                              Dr. A. W. Hofmann.“
                              
                           Beschreibung des Verfahrens. – Dasselbe besteht in
                              der Anwendung von kieselsaurem Natron
                              (Natron-Wasserglas) in Verbindung mit kohlensaurem
                                 Natron oder einer andern zum Fällen des Kalks geeigneten Substanz. Diese
                              beiden Substanzen werden dem zu reinigenden Wasser zugesetzt und durch Umrühren mit
                              demselben vermischt; man läßt hernach das Wasser eine gewisse Zeit (beiläufig 24
                              Stunden) lang in Ruhe, worauf man es von dem gebildeten Niederschlag abzieht.
                           Um das zum Weichmachen und Reinigen irgend eines Wassers erforderliche Verhältniß von
                              kieselsaurem und kohlensaurem Natron zu bestimmen, muß man vorerst den Härtegrad
                              dieses Wassers nach Clark's
                              MethodeMan s. die Anleitung hiezu im polytechn. Journal Bd. CXXV S. 32. ermitteln. Man setzt dann jedem Hektoliter Wasser für jeden Härtegrad 3
                              Gramme wasserfreies kohlensaures Natron zu, und eine 3 Gramme Kieselerde enthaltende
                              Quantität kieselsauren Natrons für jeden Gramm Bittererde welchen das Wasservolum
                              enthält.
                           Um dieses Verfahren in großem Maaßstabe auszuführen, muß das Wasser in einem Behälter
                              enthalten seyn, und nachdem man ihm das erforderliche Verhältniß der beiden Salze,
                              in Wasser aufgelöst, zugesetzt hat, rührt man das Ganze vollkommen um, damit die
                              Lösung der beiden Salze in der ganzen Wassermenge vertheilt wird. Nach einigen Tagen
                              hat sich der im Wasser gebildete Niederschlag gänzlich abgesetzt, und das Wasser
                              kann nun zur Verwendung abgezogen und nöthigenfalls noch filtrirt werden.