| Titel: | Ueber die Werthbestimmung des Leims; von Dr. Weidenbusch. | 
| Autor: | Weidenbusch | 
| Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. L., S. 204 | 
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                        L.
                        Ueber die Werthbestimmung des Leims; von Dr.
                           Weidenbusch.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Weidenbusch, über die Werthbestimmung des Leims.
                        
                     
                        
                           Wenn die Grundlage alles Fortschritts in der Industrie auf einer vollkommen klaren
                              und richtigen Einsicht in den Zusammenhang und das Wesen des jedesmaligen
                              technischen Processes beruht, so läßt sich von vornherein behaupten daß diejenigen
                              Industrien noch am weitesten zurück seyn müssen, bei welchen dieser Einsicht nach
                              bedeutende Lücken in der naturwissenschaftlichen Erforschung im Wege stehen. Unter
                              den chemischen Industrieen gilt dieß vor allen von der Leimfabrication in einem
                              Grade, daß man versucht ist zu fragen, ob sie überhaupt zu den chemischen Gewerben
                              zu rechnen sey, da die „Leimsiederei“ hie und da noch zünftig
                              ist und in ihr überall nur rohe Empirie, aber nichts von Chemie oder der Beachtung
                              chemischer Erfahrungen zu finden ist. Allerdings kann der Standpunkt vieler
                              Leimsieder, die der Chemie in ihrem Handwerk keine Berechtigung zugestehen, selbst
                              von chemischer Seite darin seine Rechtfertigung finden, daß der Leim chemisch nur
                              sehr dürftig erforscht ist. Wir kennen seine Stellung in der Reihe der
                              Stickstoffkörper nicht, wissen ebensowenig woraus er entsteht, noch in welche Körper
                              er übergeht, ja wir können in der Zusammensetzung keine Verschiedenheit von dem
                              leimgebenden Gewebe
                              finden, aus dem er durch Kochen gewonnen wird. Unter den wenigen Verbindungen die er
                              eingeht, ist kaum eine von constanter Zusammensetzung, und keine aus der wir ihn mit
                              allen seinen Eigenschaften wieder abscheiden können. Wir haben vielmehr Grund zu
                              vermuthen, daß wir in ihm nicht sowohl eine Körpergattung als vielmehr eine
                              Körpergruppe vor uns haben, und es muß weiterem Vordringen in der chemischen
                              Forschung vorbehalten bleiben hierüber Licht zu verbreiten. Was daher bei dem
                              heutigen Stand unserer Kenntnisse des Leims für die Bereicherung der Leimindustrie
                              gefordert werden kann, ist: daß ein Maaß zur Beurtheilung derjenigen Eigenschaft des
                              Leims gefunden werde, der er seine Anwendung verdankt, ein Maaß für seine bindende
                              Kraft. So lange wir nicht wissen welcher der chemisch differenten Stoffe, die den
                              Leim des Handels zusammensetzen, der Träger der Bindekraft ist, wird es auch nicht
                              gelingen die Maaßbestimmung auf chemischem Wege zu erreichen. Wie schon angeführt,
                              kennen wir unlösliche oder schwerlösliche Verbindungen des Leims, worunter die
                              bekannteste die mit Gerbsäure ist, auf die Gräger ein
                              Verfahren zur Bestimmung des Leims gegründet hat.In Böttger's polytechn. Notizblatt, 1852, Nr. 19; daraus im polytechn. Journ.
                                    Bd. CXXVI S. 124. Aber es hat mir nicht gelingen wollen, eine Leimlösung mit Gerbsäure so
                              auszufällen, daß das abgedampfte Filtrat nicht beim Erhitzen den charakteristischencharaktristischen Leimgeruch gezeigt hätte. Selbst wenn dieß jedoch möglich wäre, so haben
                              wir in dieser Methode keinerlei Garantie, daß der an Gerbsäure gebundene Körper auch
                              der Festigkeit des Leims proportional sey.
                           Ein ähnlicher Mangel haftet der von Schattenmann
                              beschriebenen MethodeAnnales de Chimie et de Physique, Februar 1845,
                                    S. 251; polytechn. Journal Bd. XCVI S.
                                       115. an. Ich habe dieselbe vergleichend mit der von mir unten zu beschreibenden
                              geprüft, und gefunden, daß sie eigentlich nur auf die Knochenleime und Gelatine
                              anwendbar ist, deren Gallerte auch selbst im Zustand höchster Sättigung mit Wasser
                              eine Festigkeit bewahrt, die kein Hautleim besitzt, so daß man schon hierdurch
                              sofort die Abstammung des Leims erkennen könnte. Während nämlich hierdurch die
                              Möglichkeit gegeben ist, die Gallerte ohne Verlust abzutrocknen und zu wägen,
                              zerfällt die Gallerte aller Hautleime schon nach 24 Stunden oft so, daß ein genaues
                              Abtrocknen und Wägen nicht mehr möglich ist, wodurch bedeutende Differenzen in den
                              Resultaten entstehen können. Aus der später zu gebenden Uebersicht wird aber ferner
                              erhellen, daß die Aufsaugungsfähigkeit keineswegs mit der Festigkeit Schritt hält,
                              und daß geringere Leime oft mehr Wasser aufsaugen als die besseren Sorten.
                           
                           Welcher chemische Weg daher auch früher oder später für die Beurtheilung der Güte des
                              Leims gefunden werden möge, er wird stets der Controle durch das physikalische
                              Mittel der Festigkeitsbestimmung bedürfen, und ich war daher bemüht, eine Methode
                              hierfür aufzusuchen. Sie muß es dem Producenten gestatten die Qualität seines
                              Fabricats vor Allem selbst genau messen und beurtheilen zu können, und muß dem
                              Consumenten Gelegenheit geben seine Einkäufe nach einem sicheren Vergleichsmaaßstab
                              zu bewerkstelligen. Was in dieser Beziehung bisher geboten war, kann zu exacten
                              Versuchen nicht führen. Man hat einfach zwei Stücke Holz zusammengeleimt und dann
                              das Gewicht bestimmt, welches zum Zerreißen der Hölzer nöthig war. Aber es wird nie
                              gelingen Hölzer von stets gleichbleibender Dichtigkeit, Oberfläche, Trockenheit etc.
                              zu finden, und wenn dieß auch der Fall wäre, so ist es bekannt, daß die Festigkeit
                              guter Leimsorten größer als die des Holzes ist, so daß
                              dann leicht Holz von Holz reißt und der Zerreißungswerth für Leim nicht ermittelt
                              ist. Auch wenn Holz von Leim sich trennte, wäre ein Vergleich nicht möglich, sondern
                              nur wo Leim von Leim sich trennt, kann dieß der Fall seyn. Es muß daher eine
                              Substanz gefunden werden, die den Leim aufnimmt, aber in ihrer Dichtigkeit,
                              Oberfläche etc. unveränderlich oder doch möglichst wenig veränderlich und überall
                              leicht zu haben ist. Diese Substanz fand ich nach einer Reihe vergeblicher Versuche
                              endlich in dem Gyps, und ich gründete hierauf die in Folgendem beschriebene
                              Methode:
                           Ich bediene mich des im Handel vorkommenden Marienglases, des krystallisirten Gypses,
                              der vollkommen rein in Stücken zu haben ist. Derselbe wird fein gepulvert und durch
                              ein Sieb, welches auf einem Quadratcentimeter circa. 324
                              Löcher hat, abgesiebt. Das Pulver wird dann in einem eisernen Schälchen bei einer
                              Temperatur, die zwischen 120–150° C. liegen darf, so lange erhitzt,
                              bis die durch Entweichen des Krystallwassers entstehende, wirbelnde Bewegung des
                              Gypspulvers vorüber ist. Man bedient sich zum Umrühren am besten eines Thermometers
                              von hoher Theilung, um die Temperatur nicht zu überschreiten, weil in diesem Fall
                              der Gyps sich leicht todtbrennt, d.h. später mit Wasser nicht mehr erhärtet. An
                              Orten wo feine Gypsfiguren gefertigt werden, findet man das Gypspulver mit den
                              nöthigen Eigenschaften wohl auch in den Werkstätten der betreffenden Künstler. Man
                              prüft dasselbe durch Anrühren mit etwas Wasser, mit dem es in 5–10 Minuten
                              fest werden muß. Aus diesem Gypspulver müssen nun Stäbchen von mathematischer
                              Genauigkeit gegossen werden. Ich habe zur Gießform den Speckstein sehr tauglich
                              gefunden, der die Glätte des Metalls mit der Aufsaugungsfähigkeit des Thons
                              verbindet. Derselbe kommt ebenfalls bei den Droguisten unter diesem Namen oder als lapis specularis, creta hispanica etc. vor. Man richtet
                              daraus mit Säge und Hobel ein parallelepipedisches Stück zu von circa 42 Millimeter
                              Höhe und beliebigen sonstigen Dimensionen, und bohrt durch diese Höhe auf circa 1
                              Centim. Abstand eine Anzahl conischer Canäle von oben 6, unten 7 1/2 Millim.
                              Durchmesser. Die Canäle sind innen gut auszupoliren und unter sich in größter
                              Übereinstimmung herzustellen, weil nur dann der Grundbedingung der Methode
                              genügt ist, wenn alle Stäbchen gleiche Durchmesser haben. Der Guß geschieht nun in
                              der Art, daß die Gießform mit den engen Mündungen nach unten auf eine
                              Kautschukplatte und ein Holzklötzchen gelegt wird. Der Gyps wird (zu 1 Grm. per Stäbchen) abgewogen, mit seinem gleichen Gewicht
                              Wasser gut angerührt, und dann rasch eingegossen. Man fährt dann mit einer stumpfen
                              Nadel in allen Löchern auf und ab, um etwaige Luftbläschen loszureißen, und
                              unterstützt dieß zuletzt noch durch Aufklopfen der Gießform mit dem Klötzchen. Man
                              überläßt dann den Guß einige Stunden der Ruhe, erwärmt die Gießform zweckmäßig
                              zuletzt noch, und kann dann nach 3–4 Stunden die festgewordenen Stäbchen
                              durch einen Stift von Eisen und einen kurzen Schlag mit dem Hammer herausschlagen.
                              Sie erscheinen glatt, wie polirt und auf dem Bruch durchaus homogen. Man legt sich
                              hiervon einen Vorrath an, trocknet die Stäbchen zuerst in gelinder Wärme, dann über
                              Chlorcalcium, bis sie an Gewicht nicht mehr abnehmen, und hebt sie in einem wohl
                              verschlossenen Glase auf. Die Form wird nach jedem Guß mit einer Federfahne
                              gereinigt und getrocknet.
                           Die Werthbestimmung des Leims beruht nun darauf, daß wenn die Gypsstäbchen mit
                              Lösungen verschiedener Leime getränkt werden, verschiedene Belastungen nöthig sind
                              um sie zu zersprengen, und wenn der Werth, den der Gyps für sich allein in Anspruch
                              nimmt, immer derselbe ist, so muß die Differenz nur den Leim treffen. Ich habe zum
                              Zerreißen der Gypsstäbchen einen Apparat construirt, welcher in Fig. 4 und 5 dargestellt ist, und den
                              Hr. Mechanikus Desaga hier,
                              sammt der Gießform, auf Verlangen anfertigen wird. Er besteht aus einem Ringe a von Messing mit zwei im Durchmesser des Kreises
                              liegenden tiefen Einschnitten b. In diese Einschnitte
                              wird das Gypsstäbchen eingelegt. Der Durchmesser des Kreises ist durch einen Zeiger,
                              welcher darauf rechtwinklig steht, in zwei genau gleiche Theile getheilt. Der Ring
                              ist durch einen Stift getragen, der an einem gewöhnlichen Statif aufgesteckt werden
                              kann. Der Apparat wird vervollständigt durch einen Becher von Eisen oder Glas,
                              welcher an drei Schnüren i aufgehängt ist, an einem
                              Haken f, der unmittelbar an das Gypsstäbchen k angehängt wird, an der durch den Zeiger angegebenen Stelle.
                              Dieser Becher soll die Quecksilberlast aufnehmen, und schließt sich unten mit einem
                              Quetschhahn, um ihn nach jedem Versuch zu entleeren. Während des Versuchs hängt er
                              mit drei Interimsfäden h an dem Ringe, die ihn
                              auffangen, sobald der Bruch des Gypsstäbchens eingetreten ist. Unter den Becher wird
                              irgend ein weites Gefäß aufgestellt, damit kein Quecksilber verloren gehen kann. Da
                              die Gypsstäbchen conisch sind, so ist es von Wichtigkeit, daß sie stets an demselben
                              Punkt der Achse des Conus belastet werden. Ich bestimme diesen durch ein Maaß,
                              bestehend in einer Glasröhre, welche die Höhe der halben Länge der Gypsstäbchen hat,
                              am einen Ende geschlossen, am andern mit abgeschliffenem Rand versehen ist. Stellt
                              man das Gypsstäbchen hinein, so läßt sich durch einen horizontalen Bleifederstrich
                              eine Marke ziehen, die auch hier ein unveränderliches Maaß gibt.
                           Ich prüfte nun zuerst die Zerreißungswerthe für die bei 100° C. getrockneten
                              Gypsstäbchen, für welche ich unter vielen Versuchen Differenzen fand, die zwischen
                              215 und 223 Grm. lagen, so daß 219 Grm. als Mittelzahl anzunehmen ist. Davon kam der
                              größte Theil auf das Gewicht des Bechers selbst, das weiter Nöthige ließ ich an
                              Quecksilber aus einer Bürette einfließen. Nachdem diese Resultate hinreichend
                              befriedigend waren, wurde die Menge von Leim bestimmt, welche die einzelnen Stäbchen
                              aus seiner Lösung aufzusaugen vermochten, denn sobald hier größere Differenzen zu
                              erwarten waren, wäre die Methode des Weiteren unbrauchbar gewesen. Es fanden sich
                              aber nachstehende Resultate:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Gewicht des Gypsstäbchens
                                 1,163
                                 1,135
                                 1,180 Grm.
                                 
                              
                                     
                                    „        „  
                                    Leims
                                 0,620
                                 0,600
                                 0,600 Grm.
                                 
                              
                                     
                                    „        „  
                                    Quecksilbers zum Zerreißen
                                    101
                                    97
                                 96,4
                                 
                              
                                 
                                 Kub. Cent.
                                 Kub. Cent.
                                 Kub. Cent.
                                 
                              
                           Diese Zahlen zeigen, daß allerdings noch Schwankungen in den Belastungswerthen
                              vorkommen, aber sie finden fast immer ihre Erklärung in dem Ansehen der Bruchflächen
                              unter der Loupe. Bei dem im Ganzen sehr großen absoluten Gewicht, was zum Zerbrechen
                              nöthig ist, sind aber die Schwankungen nicht erheblich und man thut wohl zu jedem
                              Versuch mehrere Gypsstäbchen zu benutzen, und diejenigen Zahlen als die richtigsten
                              anzunehmen, welche den homogensten Bruchflächen entsprechen.
                           Ich habe nach diesem Verfahren eine Anzahl verschiedener Leimsorten der Prüfung
                              unterworfen, und dabei wie folgt verfahren. Die bei 100° C. getrockneten
                              Leime wurden abgewogen, über Nacht in Wasser gelegt um sie zum Aufquellen zu
                              bringen, und dann in einem circa 6 Centimeter hohen und
                              2 Centim. weiten
                              Gläschen im Wasserbad in Lösung gebracht, dann auf der Waage mit heißem Wasser auf
                              ein Gewicht gebracht, wonach das 10 fache des trocknen Leims an Wasser vorhanden
                              war. Der Auflösung setze ich circa 1 Kub. Cent.
                              neutraler Indiglösung vorher zu, welche den Zweck hat, den Ueberzug auf dem Gyps
                              besser erkennbar zu machen. Hat der Inhalt des Röhrchens die Temperatur des
                              Wasserbades erreicht, so werden einige vorher gezeichnete Gypsstäbchen eingebracht
                              und 1–2 Minuten damit in Berührung gelassen. Sie werden dann mit der Pincette
                              herausgenommen, auf eine Glasplatte vertical gestellt, bis sie etwas abgetrocknet
                              sind, und dann im Wasserbade getrocknet, bis sie an Gewicht nicht mehr abnehmen.
                              Hernach werden sie auf den Ring des schon beschriebenen Apparates aufgelegt, der
                              Becher angehängt und durch Einströmenlassen von Quecksilber gesprengt. Man hat
                              hierbei zu beachten, daß dieses Einströmen bei mehreren Proben stets gleichmäßig
                              geschehe, indem man den Strahl gegen die Wand des Bechers richtet; denn würde man
                              ihn dem freien Fall überlassen, so könnten dadurch erhebliche Differenzen in dem
                              Abreißungswerth entstehen.
                           In der nun folgenden Tabelle habe ich das Ergebniß der Bestimmung mehrerer Leimsorten
                              niedergelegt, wobei ich den notorischen Handelswerth derselben, wie er im Preis
                              seinen Ausdruck findet, neben die von mir gefundenen Festigkeitswerthe und neben die
                              nach Schattenmann's Methode
                              bestimmten Aufsaugungswerthe setze. In den drei letzten Columnen habe ich dann die
                              aus den drei Werthfactoren berechneten Aequivalente aufgenommen, worunter ich nach
                              dem chemischen Sprachgebrauch diejenigen Gewichtsmengen von Leim verstehe, welche
                              mit Rücksicht auf Preis, Festigkeit und Wasseraufsaugungsfähigkeit gleichwertig
                              sind. Ich kann bei den einzelnen Leimsorten die ich prüfte, nur den Erzeugungsort
                              angeben.
                           
                              
                                 I.
                                 Lyoner Ia in großen dicken
                                    Tafeln
                                 Preis
                                 42 fl.
                                 
                              
                                 II.
                                 sogen. russisches aber deutsches Fabrikat
                                 „
                                 45 fl.
                                 
                              
                                 III.
                                 Kölner aus Köln
                                 „
                                 45 fl.
                                 
                              
                                 IV.
                                 Façon Kölner aus Aschaffenburg
                                 „
                                 43 fl.
                                 
                              
                                 V.
                                 Façon Kölner aus Göppingen
                                 „
                                 36 fl.
                                 
                              
                                 VI.
                                 Façon Kölner aus Offenbach
                                 „
                                 42 fl.
                                 
                              
                                 VII.
                                 Straßburger in dünnen Blättern
                                 „
                                 30 fl.
                                 
                              
                                 VIII.
                                 Lyoner IIa, fast schwarz, in
                                    kaltem Wasser zerfließlich
                                 „
                                 30 fl.
                                 
                              
                                 IX.
                                 Reutlinger in großen dünnen Blättern
                                 „
                                 34 fl.
                                 
                              
                                 X.
                                 Gelatine Ia aus Paris
                                 „
                                 192 fl.
                                 
                              
                                 XI.
                                     
                                    „       Ia aus Buchsweiler
                                 „
                                 160 fl.
                                 
                              
                                 XII.
                                     
                                    „      IIa  
                                    „        
                                    „
                                 „
                                 144 fl.
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 1.NummerdesLeims.
                                 2.Preisp. 100
                                    Pfd.in Gulden.
                                 3.Verbrauch anQuecksilberin Kub.
                                    Cent.
                                 4.100 TheileLeim saugenWasser
                                    auf.
                                 5.Preisäquival.
                                 6.Festigkeits-äquivalent.
                                 7.Aufsaugungs-äquivalent.
                                 
                              
                                 I.
                                   42
                                 45
                                 497
                                 107
                                 126
                                 158
                                 
                              
                                 II.
                                   45
                                 58
                                 635
                                 100
                                 104
                                 125
                                 
                              
                                 III.
                                   45
                                 61
                                 653
                                 100
                                 100
                                 121
                                 
                              
                                 IV.
                                   43
                                 52
                                 621
                                 105
                                 113
                                 128
                                 
                              
                                 V.
                                   36
                                 47
                                 788
                                 125
                                 122
                                 100
                                 
                              
                                 VI.
                                   42
                                 48
                                 670
                                 107
                                 120
                                 117
                                 
                              
                                 VII.
                                   30
                                 46
                                 590
                                 151
                                 125
                                 135
                                 
                              
                                 VIII.
                                   30
                                 43
                                 –
                                 151
                                 130
                                 –
                                 
                              
                                 IX.
                                   34
                                 35
                                 550
                                 133
                                 150
                                 144
                                 
                              
                                 X.
                                 192
                                 56
                                 580
                                 –
                                 107
                                 137
                                 
                              
                                 XI.
                                 140
                                 58
                                 508
                                 –
                                 104
                                 156
                                 
                              
                                 XII.
                                 144
                                 51
                                 541
                                 –
                                 100
                                 147
                                 
                              
                           Um das absolute Gewicht der Last zu finden, welche zum Zerreißen der einzelnen
                              Leimgypsstäbchen nöthig ist, hat man nur die in Spalte 3 angegebenen
                              Quecksilbervolumina mit dem spec. Gewicht dieses Metalls (13,5) zu multipliciren und
                              die früher schon angegebene Constante 219, welche das Gewicht des Bechers sammt dem
                              zum Zerreißen des reinen Gypsstäbchens nöthigen Quecksilber repräsentirt,
                              hinzuzuaddiren. Man findet dann, daß zum Zerreißen der besten Leimsorten in der hier
                              gegebenen Form ein Gewicht von 2 Pfund nöthig ist. Wie aus der Tabelle ersichtlich,
                              habe ich die Gelatinen ebenfalls in den Bereich dieser Bestimmungen gezogen, obwohl
                              diese nicht gerade in dieser Eigenschaft allein, sondern mehr noch zu Firnissen,
                              Appreten und Klärmitteln angewendet werden. Aber da ein von den Leimen chemisch
                              verschiedener Charakter der Gelatinen nicht bekannt ist, so schien es mir von
                              Interesse, auch hier die Festigkeit kennen zu lernen. Die Gelatinen sind
                              Knochenleime, von denen Schattenmann angibt, daß sie die
                              höchste Aufsaugungsfähigkeit für Wasser hätten, zumal wenn sie wiederholt
                              aufgeweicht und wieder getrocknet wurden. Die Tabelle zeigt, daß ich im Gegentheil
                              niedrigere Aufsaugungswerthe fand als bei den Hautleimen. In der Festigkeit kommen
                              die Gelatinen den besten Hautleimen gleich, was auch bereits von vielen
                              Schriftstellern anerkannt ist; auch Mohr spricht dieß in seinem Commentar zur
                              preußischen Pharmakopoe aus, indem er es versucht, den Unterschied zwischen
                              Knochen- und Hautleim dahin zu formuliren, daß er sagt die Ersteren kleben, während die Letzteren leimen. Ich kann nicht finden, daß wir damit der Erkenntniß des
                              wesentlichen Unterschieds näher gerückt sind, und konnte auch nicht bemerken, daß
                              die Gelatinen in der Kälte schon kleben, sie adhäriren der Zunge eben so wenig als
                              die Hautleime und „kleben“ würde immer eine Löslichkeit in
                              kaltem Wasser anzeigen.
                           
                           Ich habe vergeblich Beziehungen aufgesucht zwischen der Festigkeit des Leims und
                              seinem specifischen Gewicht, im festen oder gelösten Zustande, denn es wäre dann
                              weit einfacher gewesen hiernach die Werthbestimmung vorzunehmen. Aber ich fand
                              Zahlen die keinen Vergleich möglich machen, und es muß die Ursache hiervon in den
                              den Leim des Handels stets begleitenden Farb- und Extraktivstoffen gesucht
                              werden.
                           Ich verkenne nicht, daß die hier mitgetheilte Methode noch manche Mängel und
                              Fehlerquellen mit sich führt, und hätte gewünscht sie zur Anwendung in der Praxis
                              einfacher und leichter ausführbar herstellen zu können. Die Fehlerquellen liegen in
                              der nicht völligen Gleichartigkeit der Gypsstäbchen, im Tränken mit der Leimlösung
                              etc., und fordern, daß derjenige welcher die Versuche anstellt, mit den Operationen
                              und Cautelen, wie sie bei der chemischen Analyse vorkommen, vertraut ist. Der
                              Apparat läßt sich vielleicht dadurch noch abändern, daß man das immerhin
                              beträchtliche Quecksilberquantum durch eine Hebelübersetzung vermindert, durch die
                              man die Last auf das Gypsstäbchen wirken läßt.
                           Es wäre nun zunächst von Interesse, die einzig bis jetzt vorhandene chemische Methode
                              der Leimbestimmung von Gräger mit der von mir
                              beschriebenen in den Ergebnissen zu vergleichen. Ich behalte mir vor, diesen
                              Vergleich noch anzustellen.
                           Heidelberg, den 5. April 1859.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
