| Titel: | Die Fortschritte der mechanischen Torfbereitung in Bayern; von Professor Dr. August Vogel jun. | 
| Autor: | Prof. Dr. August Vogel [GND], G. Westermann | 
| Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. LXVII., S. 272 | 
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                        LXVII.
                        Die Fortschritte der mechanischen Torfbereitung
                           in Bayern; von Professor Dr. August
                              Vogel
                           jun.
                        Vogel, über die Fortschritte der mechanischen Torfbereitung in
                           Bayern.
                        
                     
                        
                           Die mehrjährigen Vorstudien zu meinem unter der Presse befindlichen Werke über den
                              TorfDer Torf als
                                          Brennmaterial. Braunschweig bei G. Westermann, 1859. hatten mich vielfach zu dem Besuche einzelner Torfwerke veranlaßt, wobei ich
                              ganz vorzüglich meine Aufmerksamkeit der Bereitung des Torfes auf mechanischem Wege
                              zuwandte, da diese in jüngster Zeit bekanntlich in Bayern ungemeine Fortschritte
                              gemacht hat. Unter diesen Torfwerken hatte eines mein Interesse vor Allem erregt,
                              welches, bisher wenig bekannt, sich gleichwohl in so hohem Grade durch die
                              Großartigkeit und Zweckmäßigkeit seiner Einrichtungen, so wie durch die
                              augenscheinlichen Vorzüge seiner Producte auszeichnet, daß ich wünschen mußte,
                              dasselbe zum Gegenstand eines besonderen Studiums zu machen. Es ist dieß das am
                              obern Ende des Starnberger Sees gelegene, den HHrn. Jos. v.
                                 Maffei und W.
                                 Weber gehörige Torfwerk Staltach. Ich
                              hatte es schon in den Vorjahren, da seine Einrichtungen noch nicht ganz vollendet
                              waren, besucht und seine Bedeutung erkannt. Nachdem nun das Torfwerk in allen seinen
                              Theilen vollständig eingerichtet dasteht, bin ich im Stande, die nachfolgenden
                              Bemerkungen als auf eigenen sorgfältigen Beobachtungen beruhend mitzutheilen, indem
                              ich mehrere Tage hindurch persönlich an dem Betriebe Theil nahm, alle Wägungen,
                              Messungen, Aufschreibungen entweder selbst vornahm oder unter meiner Leitung und
                              Aufsicht vornehmen ließ, sonach in keinem Punkte auf fremde Angaben beschränkt
                              blieb. Wer jemals Erfahrungen über die Betriebsverhältnisse ähnlicher Etablissements
                              gesammelt hat, weiß von welcher Wichtigkeit hier die persönliche Anschauung und
                              Beobachtung ist; auf andere Weise erhält man in der Regel nur Angaben, welche die
                              Unternehmer in ihrem Interesse mitzutheilen für gut finden und welche daher
                              gewöhnlich weder vollständig noch correct sind.
                           Das Torfwerk Staltach liegt am südlichen Ende des Starnberger Sees, eine kleine
                              Stunde oberhalb Seeshaupt, in äußerst romantischer Umgebung, die zu den schönsten
                              Lagen der oberbayerischen Vorberge gehört. Eine prachtvolle von den Eigenthümern des
                              Torfwerkes angelegte Straße führt von Seeshaupt dahin. Gleich oberhalb Seeshaupt
                              beginnen in südöstlicher Richtung ausgedehnte Torflager, von welchen ein Areal von
                              mehr als 400 bayerischen Tagwerken zu Staltach gehört. Sie enthalten einen sehr
                              leichten faserigen Torf, der in den oberen Schichten lichtbraun mit wenig
                              eigentlicher Torfsubstanz, in den unteren dunkelbraun gefärbt, mit feineren
                              Wurzelfasern und reichlich mit Humuskohle untermischt ist. Die Torfmasse selbst ist
                              ganz außerordentlich rein von fremden Beimischungen; vielfache Aschenbestimmungen
                              ergaben mir immer nur einen Aschegehalt von 1,6 bis 1,8 Proc. der bei 100° C.
                              getrockneten Masse, so daß diese Torfsorte mit zu den aschefreiesten gehört, welche
                              überhaupt vorkommen. Die Tiefe des Torflagers ist sehr bedeutend, schon nahe am
                              Rande bis zu 12', in der Mitte bis zu 20' und darüber. Eine merkwürdige Erscheinung,
                              die ich indeß nicht persönlich näher untersuchen konnte, zeigt sich an einigen
                              Stellen des Moores. Das Torflager ruht an jenen Stellen nämlich in einer Tiefe von
                              22' auf einer nur wenige Zolle dicken Schichte von blauem Thone, unter welcher sich
                              abermals Torf vorfindet. Wird ein Bohrloch bis unter die Lehmschichte getrieben, so
                              zeigt sich nach den Beobachtungen eines Ingenieurs, welcher vor einigen Jahren das
                              Moor genau untersuchte, eine sehr bedeutende Entwickelung eines brennbaren Gases,
                              welches mit ziemlicher Heftigkeit hervorströmt und angezündet 6' bis 8' hoch
                              brennt.
                           
                           Der allgemeine Eindruck, welchen das Torfwerk Staltach beim ersten Anblick
                              hervorruft, ist ein eigenthümlicher und wesentlich von jenem anderer Torfwerke mit
                              Maschinenbereitung verschieden. In der Regel haben alle dergleichen Werke einen
                              etwas provisorischen Anschein, welcher offenbar mit der Jugend dieses neuen
                              Industriezweiges und den damit unzertrennlich verbundenen Versuchen zusammenhängt.
                              Man findet daher meistens ungenügende provisorische Gebäulichkeiten, welche erst
                              nach und nach ohne Ordnung und ohne allgemeinen Plan zu größerer Ausdehnung gelangt
                              sind – Einrichtungen, welche vielfach modificirt und wieder aufgegeben,
                              Maschinen, welche wieder bei Seite gesetzt wurden u. dgl. mehr. Auf letzterem
                              dagegen ist hievon keine Spur zu entdecken. Man erkennt auf den ersten Blick, daß
                              das Werk mit seinen ausgedehnten Gebäulichkeiten, allen Einrichtungen, Maschinen,
                              Eisenbahnen u.s.w. ohne Ausnahme nach einem vollkommen bestimmten, zuvor entworfenen
                              Plane ohne bemerkbare nachträgliche Aenderung ausgeführt worden, gleichsam aus einem
                              Gusse hervorgegangen ist. Zugleich tragen alle Gebäulichkeiten und Einrichtungen bis
                              in das kleinste Detail herab einen so unverkennbaren Ausdruck von Solidität, ohne
                              den geringsten Anschein von eigentlichem Luxus an sich, daß der Beschauer ganz
                              unwillkürlich durch den Contrast mit dem gewöhnlichen Charakter der Torfwerke
                              überrascht wird. Nicht wenig trägt zu diesem Eindrucke die eigenthümliche Lage bei.
                              Man tritt aus einem dichten Hochwalde plötzlich in eine Lichtung, fast ganz durch
                              ein großes Viereck von Gebäuden eingenommen, aus dessen Mitte ein zierlicher hoher
                              Kamin emporragt; die Waldung theilt sich rechts und links, in der Mitte den weiten
                              Blick über herrliche Felder und Wiesen offen lassend, von der nur wenige Stunden
                              entfernten Gebirgskette begränzt. Von dem Moore ist keine Spur zu entdecken und nur
                              der Hauptschienenbahn entlang gehend findet man, daß dasselbe keine 100 Schritte
                              entfernt, aber fast vollständig durch Waldung verdeckt ist.
                           Das Werk selbst besteht aus einem großen 140' langen Maschinengebäude, welches die
                              Dampfmaschine, die Verkohlungsapparate, eine Schmiede, dann Wohnungen für mehrere
                              Arbeiter enthält. Um dieses Gebäude, welches die Mitte des Ganzen bildet, reihen
                              sich in einem großen Vierecke, dessen eine Seite 360', die andere etwas weniger
                              mißt, die Trockenhäuser, welche theils aus offenen Schoppen, theils aus einem
                              besondern gemauerten Locale, dem eigentlichen Trockenhause für die künstliche
                              Trocknung bestehen. Seitwärts befindet sich ein großes 100' langes Gebäude von
                              Stein, die Wohnung des Werkmeisters, Werkstätten, Küche und Restauration, dann
                              Schlafräume für die Arbeiter enthaltend. Solid und sorgfältig construirte Schienenbahnen verbinden das
                              Werk sowohl mit dem nahen Moore, als auch alle Theile des Werkes untereinander.
                           Das Verfahren der Torfbereitung ist an und für sich einfach, weicht jedoch in allen
                              seinen Theilen wesentlich von den bekannten neueren Torfbereitungssystemen,
                              namentlich jenen von Challeton, Gwynne und Exter ab, umfaßt alle Theile derselben bis zur Verkohlung
                              und ist in seiner Ausführung die Erfindung des Hrn. Weber. Der Torf wird roh in Massen in der Grube
                              gegraben, dann zu Brei verarbeitet, geformt, zuerst in bedeckten Räumen an der Luft,
                              dann künstlich getrocknet und zuletzt verkohlt. Es findet also weder eine
                              Schlämmung, wie bei Challeton, noch irgend eine Pressung
                              statt, sondern der Torf wird lediglich seiner eigenen allmählichen Contraction
                              überlassen, die aber bei diesem Verfahren so kräftig wirkt, daß der darnach erzeugte
                              Torf vollkommen das Ansehen von gepreßtem Torfe erhält und letzteren an Festigkeit
                              und Consistenz noch übertrifft. Im Vorjahre erregten auf der Münchner
                              Local-Industrieausstellung die ersten Proben dieses Torfes bei allen Kennern
                              große Aufmerksamkeit, und alle meine Versuche haben die schon damals geäußerte
                              Ansicht vollkommen bestätigt, daß die nach diesem Systeme hergestellten
                              Torfpräparate alle anderen, namentlich aber den hartgepreßten Torf an Qualität weit
                              übertreffen.Auch Bromeis bestätigt in seinem bekannten
                                    Aufsatze die Ansicht, daß gut verarbeiteter und getrockneter Torf dem
                                    Preßtorfe weit vorzuziehen sey, ohne jedoch weiter auf dieses System der
                                    Torfbereitung einzugehen. Es schien mir daher die genauere persönliche Beobachtung dieses Systemes in
                              seiner Ausführung im Großen besonders geeignet, um folgende für die Torfindustrie
                              höchst wichtige Fragen ihrer Lösung entgegen zu führen:
                           
                              1) Woher rührt die höchst auffallende freiwillige Contraction der
                                 Torffaser, tritt sie bei allen Torfsorten ein und von welchen Umständen hängt
                                 sie ab?
                              2) Ist die Trocknung unter Dach im Großen wirklich ausführbar und
                                 mit welchen Kosten?
                              3) Welches sind die Kosten der künstlichen Trocknung und wie
                                 verhält sie sich zur Lufttrocknung?
                              
                           Die Beantwortung der ersten Frage gehört mehr in das rein wissenschaftliche Gebiet,
                              weßhalb ich bei einer andern Gelegenheit darauf zurückzukommen beabsichtige, die
                              beiden letzten Fragen aber werden, wie ich hoffe, in den Resultaten meiner
                              Beobachtungen einen Beitrag zu ihrer Lösung finden.
                           
                           Ich will hier vor Allem das patentirte Verfahren selbst etwas genauer
                              beschreiben.
                           Der Torf wird massenweise in den Gruben gegraben und auf kleinen Rollwagen mittelst
                              einer mitten ins Moor führenden Eisenbahn zum Werke geliefert. Dieß ist die einzige
                              ganz im Freien stattfindende Operation, sie fördert rasch bedeutende Massen. Das
                              Moor wird zuerst von der oberen Rasendecke befreit und sodann unmittelbar das Graben
                              in Abtheilungen von 3 bis 4 Mann begonnen. Gewöhnlich stellt sich ein Arbeiter mit
                              einer kurzen geraden, aber breiten und schweren Schaufel an den Rand der Grube und
                              sticht durch kräftige Stöße Stücke von fast einem Kubikfuß Inhalt ab, die von einem
                              zweiten Arbeiter aufgenommen und je nach der Breite und Tiefe der Grube entweder
                              sogleich in den nebenstehenden Rollwagen oder an den Rand der Grube geworfen werden,
                              von wo sie ein dritter Arbeiter in den Wagen befördert. Bei großer Breite und Tiefe
                              der Grube ist ein vierter Gehülfe nothwendig.
                           Nach meinen Beobachtungen fördern drei Mann auf diese Art in der Stunde
                              durchschnittlich 200 Kubikfuß Massentorf, welche bei der Aufschichtung in die
                              Rollwagen 250 Kubikfuß einnehmen. Gleichzeitig entfernen diese Arbeiter alle
                              größeren Wurzeln der auf dem Moore häufig vorkommenden sogenannten Filzkoppe, Pinus pumilio welche hier, wie auf allen oberbayerischen
                              Hochmooren, das Stechen des Torfes ungemein erschweren. Das Moor liegt etwas höher
                              als das Werk, die Bahn dahin hat also eine kleine Neigung und ein Mann oder bei
                              größeren Wagen zwei Mann schieben den gefüllten Rollwagen bis zum Maschinenhause, wo
                              sie denselben mittelst eines einfachen Hebelkrahnes auf eine ungefähr 10' hohe Bühne
                              heben, auf welche der Wagen mittelst Krücken entleert wird. In diese Bühne ist die
                              eigentliche Torfmaschine, bestehend aus nichts weiter als einem eisernen Cylinder,
                              in welchem eine mit eigenthümlich construirten Messern besetzte Achse rotirt, in der
                              Art eingesetzt, daß die obere Füllöffnung des Cylinders mit dem Boden der Bühne in
                              gleichem Niveau steht. Zwei Arbeiter schieben hier unausgesetzt rohen Torf in diese
                              Oeffnung des Cylinders, aus welchem er unten als vollkommen verarbeiteter Brei
                              hervorgeht und von einer zweiten geneigten Ebene aufgenommen wird, deren Rand gerade
                              so hoch steht, daß eine zweite Classe von Rollwagen, die sich ebenfalls auf Schienen
                              bewegen, diesen Brei aufnimmt. Die Wirksamkeit dieser einfachen und wohlfeilen
                              Maschine ist sehr energisch. Der zähe und langfaserige Staltacher Torf leistet dabei
                              ziemlich bedeutenden Widerstand, gleichwohl verarbeitet die Maschine in der Stunde
                              400 Kubikfuß dieses Torfes. Wenn der Torf nicht naß genug ist, so muß von Zeit zu
                              Zeit etwas Wasser zugegeben werden. Ich fand die bedeutendste Wasserzugabe nur zu 2 Proc.; der Torf im
                              Moore enthielt nämlich 90 Proc., der nasse Torfbrei 92 Proc. Wasser. Die
                              Dampfmaschine, von ungefähr 10 Pferdekräften, arbeitet in der Regel nur mit halber
                              Kraft, da nur Dampf von 3 Atmosphären Druck verwendet wird. Ist aber der Torf
                              kurzfaserig und weniger mit Wurzeln vermischt, so kann die Maschine leicht das
                              Doppelte des erwähnten Quantums liefern.
                           Der aus der Maschine hervorgehende ziemlich steife Brei ist vollkommen
                              durchgearbeitet, nicht aber in der Art zerrieben, wie nach dem Challeton'schen Verfahren, welches übrigens bei der Natur des Staltacher
                              Torfes gar nicht anwendbar wäre. Durch diese Verarbeitung wird das Volumen der
                              Torfmasse etwas, doch nicht bedeutend vermindert.
                           Dieser Torfbrei wird nun auf zwei verschiedene Arten zu Stücken geformt. Die erste
                              Art ist ganz der Behandlung des gewöhnlichen Model- oder Baggertorfes gleich,
                              wird aber nicht im Freien, sondern in den Trockenhütten auf Stellagen vorgenommen.
                              Der Torfbrei wird nämlich mittelst Handarbeit in Gitter, welche mehrere der Größe
                              der Torfstücke entsprechende Formen enthalten, gestrichen. Diese Formen und somit
                              auch die rohen Torfstücke haben 17'' bayer. Länge, 7 1/2'' Breite und 5 1/2'' Höhe.
                              Es gehen also 2 1/2 Stücke auf den Kubikfuß, ein solches Stück wiegt roh 18
                              Pfund.
                           Jede Stellage der Trockenhütten faßt in acht Lagen auf 148 Quadratfuß Grundfläche 840
                              Stücke und mit Einschluß der Dachräume 1200 Stücke; der zum Verfahren der Masse und
                              zur freien Bewegung der Arbeiter erforderliche Raum beträgt für jede Stellage 128
                              Quadratfuß, so daß also auf jeden Quadratfuß Grundfläche ungefähr 4 Torfstücke,
                              sohin da sämmtliche Trockenschoppen einen Raum von 52,000 Quadratfuß einnehmen, für
                              den jedesmaligen Einsatz 200,000 Stücke gerechnet werden können. Auf diesen
                              Stellagen bleibt der Torf so lange, bis er so fest ist, daß er abgenommen und
                              aufgesetzt werden kann, wozu bei guter Witterung 8 bis 14 Tage, bei schlechter aber,
                              namentlich im Spätherbste, bis zu 4 Wochen erforderlich sind. Da der Torf auf den
                              Stellagen gegen leichte Fröste geschützt ist, so kann diese Arbeit im April begonnen
                              und bis zum November fortgesetzt werden; man kann daher die Stellagen im Jahre
                              mindestens 12mal füllen. Der von den Stellagen abgenommene Torf wird entweder
                              sogleich ins Trockenhaus gebracht und künstlich getrocknet, oder in großen Haufen
                              aufgeschichtet, der langsamen Trocknung überlassen.
                           Die zweite Formungsmethode schließt sich dem gewöhnlichen Stechen des Torfes an. Der
                              Torfbrei wird zu dem Ende sogleich in große und tiefe Gruben gebracht, welche mit
                              Wasserabzügen versehen sind. In diesen Gruben setzt er sich in kurzer Zeit bedeutend
                              und verliert bei guter Jahreszeit in wenigen Wochen 1/5 bis 1/4 seines Wassergehaltes. Seine
                              Volumensverminderung beträgt dabei etwa 15 Proc. Aus den Gruben wird er durch
                              gewöhnliche Stecheisen geformt ausgehoben, hat aber durch die vorhergehende
                              Manipulation schon eine solche Consistenz erlangt, daß er entweder sogleich oder
                              nach kurzer Zeit in Reihen und Haufen aufgestellt werden kann. Hiezu werden nun die
                              bei der ersten Formungsmethode nöthigen Zwischenräume zwischen den Stellagen
                              benützt, so daß also der ganze Raum der Trockenschoppen vollständig nutzbar gemacht
                              ist. Auch ist klar, daß die Torfbereitung für die Gruben durch keine Witterung
                              behindert ist und selbst den Winter hindurch, mit Ausnahme der kältesten Tage,
                              fortgesetzt werden kann.
                           Die auf dem Werke befindlichen Gruben sind von großer Ausdehnung, die größeren
                              derselben haben über 12,000 Kubikfuß Inhalt, und da ihre Anzahl fortwährend vermehrt
                              wird, so kann die Ausbeute an Torf bedeutend gesteigert werden. Ein großer, sogleich
                              in die Augen fallender Vortheil dieses Systems ist die Beschränkung der Torfarbeit
                              auf einen geringen Raum, was nicht nur den Betrieb im Allgemeinen sehr vereinfacht
                              und erleichtert, sondern auch die Transportkosten zu den Trockenplätzen und
                              Magazinen sehr vermindert.
                           Die geformten Torfziegel, welche nach den oben angegebenen Maaßen im nassen Zustande
                              einen Inhalt von 0,4 Kubikfuß haben, schwinden bei zunehmender Trocknung sehr
                              bedeutend und zwar um so regelmäßiger und vollständiger, je gleichmäßiger und
                              langsamer die Trocknung vor sich geht. Ich habe im vorigen Sommer Torf beobachtet,
                              welcher, nachdem er einige Consistenz erlangt hatte, absichtlich der freien
                              Atmosphäre ausgesetzt worden war, und gefunden, daß, obwohl ihm der Regen nichts
                              mehr anhaben konnte, gleichwohl alle Stücke, welche dem Wechsel von Regen und
                              Sonnenschein ausgesetzt waren, eine viel unregelmäßigere Form, rauhere Außenseite
                              und auch im Innern einzelne Zerklüftungen zeigten, während die langsam und unter
                              Schutz getrockneten Stücke ihre regelmäßige Form vollständig behalten hatten und in
                              ihrem Innern eine ganz homogene feste Masse zeigten. In ähnlicher Weise hat Torf,
                              welcher noch im nassen Zustande, sogleich nach der Formung ins Trockenhaus gebracht
                              und der künstlichen Trocknung unterworfen wird, viel weniger Consistenz, Härte und
                              specifisches Gewicht, als der langsam getrocknete.
                           Die größere Festigkeit, welche der Torf auf diese Weise bei seiner allmählichen
                              Trocknung erhält, behindert übrigens die vollständige Lufttrocknung im hohen Grade.
                              Es dauert mehrere Monate, bis er von den 90 Proc. Wasser, die er im Moore enthält,
                              75 Proc. verliert. In diesem Zustande wiegen die einzelnen Stücke noch gegen 3
                              Pfund, sind außen ziemlich fest, im Innern aber etwas weicher und noch feucht. Die künstliche
                              Trocknung bildet daher einen sehr wesentlichen, ja man kann sagen den wichtigsten
                              Theil dieses Systemes. Sie geschieht in einem großen massiven Gebäude von 120' Länge
                              und 46' Breite mittelst erwärmter trockener Luftströme. Diese werden dadurch
                              erzeugt, daß vier große Canalfeuerungen durch das ganze Gebäude hinziehen, welche
                              ihrerseits wieder mit Luftcanälen umgeben sind, so daß die durch selbe eintretende
                              atmosphärische Luft eine hohe Temperatur und große Feuchtigkeits-Capacität
                              erhält.
                           Die Feuerungen liegen tief, und sind erst in einer Höhe von 5' mit Gerüsten für den
                              Torf überbaut, so daß ein Arbeiter bequem unter den Gerüsten sich bewegen kann. Der
                              Abzug der feuchten Dämpfe findet durch eine große Anzahl von Kaminen aus Zink statt,
                              welche etwa 20' hoch sind und im Innern des Gebäudes in der Nähe des Bodens münden.
                              Das ganze Gebäude, namentlich aber die Feuerungen, Luft- und Dampfcanäle sind
                              mit musterhafter Präcision und Solidität hergestellt. Das Gebäude soll für jeden
                              Einsatz gegen 300,000 Stücke fassen; die Erwärmung des Torfes wird nur bis
                              45° oder 50° R. gesteigert, der Einsatz des Torfes so wie die
                              Entleerung geschieht rasch und ohne viele Kosten, weil mitten durch das Gebäude eine
                              Schienenlage führt, die mit allen Trockenschoppen und sonstigen Räumen in Verbindung
                              steht. Die Operation dauert je nach dem Feuchtigkeitsgrade des eingesetzten Torfes 8
                              bis 12 Tage, ganz frischer nasser Torf erfordert 14 Tage.
                           Die Feuerung geschieht mit Abraum, Abfällen verschiedener Art von Holz und Torf, im
                              Nothfalle mit dem aus den entfernteren Gräben gestochenen Torfe.
                           Die Wirkung dieses Trocknungssystemes auf den bearbeiteten Torf ist sehr merkwürdig.
                              Wird er schon ziemlich lufttrocken in das Trockenhaus gebracht, so wird er bei
                              zunehmender Wärme weich und schwillt zugleich so lange an, bis er durch und durch
                              die Temperatur des Trockenraumes erreicht hat; erst dann beginnt seine eigentliche
                              Trocknungsperiode, während welcher er rasch an Volumen wieder abnimmt und zuletzt
                              eine Härte und Consistenz erlangt, welche von keinem anderen Torfpräparate
                              übertroffen wird. Ohne Anwendung großer Gewalt ist es kaum möglich, einzelne Stücke
                              zu zerbrechen, Schnittflächen zeigen sich wie polirt, von Feuchtigkeit ist selbst im
                              Innersten ohne chemische Mittel kaum eine Spur zu entdecken; der Torf hat nach Klang
                              und äußerem Anscheine eine fast hornartige Beschaffenheit; daß er in diesem Zustande
                              beim Umsetzen, Verladen u. dgl. keinen Abfall gibt und überhaupt auch die rauheste
                              Behandlung verträgt, versteht sich von selbst. Seine Wirkung als Heizmaterial ist vortrefflich, er
                              gibt eine reine, helle, sehr reichliche Flamme, die sehr lange andauert, so wie eine
                              dauernde starke Glühhitze.
                           Einer der interessantesten Theile des Staltacher Torfwerkes ist die Verkohlung. Diese
                              geschieht durch Anwendung von directer Feuerluft. Der Verkohlungsofen besteht aus
                              einem Cylinder von schwachem Eisenblech, 15' im Durchmesser, und ungefähr 3 1/2'
                              hoch. Dieser ruht auf einer gemauerten Vertiefung von etwa 1' Tiefe, und ist
                              vollständig von einem zweiten Cylinder von Mauerwerk umgeben. Ueber der gemauerten
                              Vertiefung befindet sich ein gitterartiger Rost, auf welchem der Torf aufgeschichtet
                              wird. Die obere Cylinderöffnung ist mit einem Deckel geschlossen, welcher durch eine
                              Hebevorrichtung in die Höhe gezogen werden kann. Neben diesem Verkohlungsofen
                              befindet sich ein kleiner Ofen zur Erzeugung der Feuerluft, mit einer Art von
                              Pultfeuerung, deren Feuerfläche kaum 2 Quadratfuß beträgt. Die Feuerung mündet in
                              den großen Ofen, die Gase werden dort durch Rohre gehörig vertheilt, entweichen
                              sodann in einen gemauerten und gewölbten Raum, wo sich die Condensationsproducte
                              absetzen, und zuletzt mittelst eines kleinen ganz gewöhnlichen Exhaustors in einen
                              Kamin. Diese ganze Vorrichtung und ihre Wirksamkeit sieht hier in der Wirklichkeit
                              so überaus einfach und selbstverständlich aus, daß man an die großen
                              Schwierigkeiten, die zu überwinden waren, bis man zu diesem Resultate gelangte, und
                              die ich leider aus eigener Erfahrung nur allzugut kenne, kaum erinnert wird. Der
                              Ofen selbst faßt 528 Kubikfuß Torf; die Operation dauert durchschnittlich 15
                              Stunden, die Abkühlung 12 Stunden, der Verbrauch an Brennmaterialien beträgt für
                              jede Operation 3 1/2 Centner Holz oder Torf. Die Füllung des Ofens wird von 2 Mann
                              in einem, das Ausräumen in einem halben Tage besorgt.
                           Die Kohle selbst ist von ausgezeichneter Qualität, nur wenige Torfstücke zerbrechen
                              während der Operation und des Ausbringens, meistens behalten sie ganz ihre primitive
                              Form, kleinere Stücke können mit der Hand kaum zerbrochen werden; die Kohle ist
                              klingend, hart und fest, sie zeigt nicht selten einen metallischen Glanz wie Kohks.
                              Sie ist viel schwerer als Holzkohle, – ein Sack bester Stockholzkohle wog 250
                              Pfd., ein gleiches Maaß Torfkohle 450 Pfd. Um das Ausbringen an Kohle nach Raum und
                              Gewicht zu constatiren, füllte ich ein genau 2 Kubikfuß haltendes Gefäß mit ganz
                              trockenen Torfstücken, wie sie zur Verkohlung gelangen; es faßte 26 Stücke, welche
                              48 Pfd. wogen; hierauf wog ich 26 unversehrte Torfkohlenstücke, welche 24 Pfd.
                              wogen. In das obige Gefäß gingen von den Kohlen 34 Stücke und wogen 33 1/2 Pfd. Das
                              Ergebniß an Kohlen
                              ist somit dem Raume nach 76,5 Proc., dem Gewichte nach 50 Procent.
                           Es liegt in der Natur des angewendeten Verkohlungsprincipes, daß es gestattet die
                              Verkohlung beliebig lang fortzusetzen oder zu unterbrechen, daher sowohl stark wie
                              schwach gebrannte Kohle zu erzeugen. Mehrfache auf meine Veranlassung angestellte
                              Versuche in dieser Richtung ergaben, daß auch die am schwächsten gebrannten Kohlen
                              durch die ganze Masse vollständig und gleichmäßig verkohlt waren, d.h. der
                              Faserstoff des Torfes war dem Anscheine nach vollständig in Kohle verwandelt, wenn
                              auch die Kohlenwasserstoffverbindungen noch nicht gänzlich ausgeschieden waren. Je
                              nach der Stärke der Verkohlung variirt daher auch das Gewicht und die Consistenz der
                              Kohle; ich fand bei einzelnen Versuchen das Gewicht eines Kubikfußes ganz trockener,
                              gut gebrannter Kohle zwischen 16 und 20 Pfd., das spec. Gewicht also zu 0,24 bis
                              0,38.
                           Von diesen Torfkohlen war auf dem Werke eine nicht unbeträchtliche Quantität
                              vorhanden, so daß ich mich von der Gleichmäßigkeit des Productes genügend überzeugen
                              konnte. Auch werden sie in der Maschinenfabrik des Hrn. v. Maffei bereits im Großen verwendet, wobei sie
                              sich als vollkommen entsprechend bewährt haben.
                           Zur leichteren Ubersicht will ich hier die Resultate der von mir durch vielfache
                              Messungen und Wägungen gewonnenen Zahlenresultate zusammenstellen.
                           Ich fand das specifische Gewicht des Staltacher Stichtorfes, wenn er aus ungefähr 3'
                              bis 5' Tiefe in gewöhnlicher Weise gestochen und möglichst vollkommen an der Luft
                              (also zu 18 bis 20 Procent Wassergehalt) getrocknet worden war, zu 0,23 bis 0,24
                              oder zu 14 bis 15,8 Pfd. per Kubikfuß Torfmasse. Auf den
                              Kubikfuß Raum gehen ungefähr 20 Stücke, deren jedes durchschnittlich 14 Loth wiegt,
                              so daß also der Kubikfuß geschichteter Torf 9 Pfd. Gewicht hat. Torf aus derselben
                              Grube, aber mechanisch bearbeitet und künstlich getrocknet, hat ein specifisches
                              Gewicht von 0,65 bei einem Wassergehalte von 12 Proc.; das einzelne Stück mißt, wie
                              oben erwähnt, im rohen Zustande 17'', 7 1/4'', 5 1/2'' oder 677 Kubikzoll und wiegt
                              18 bis 19 1/2 Pfd. (ein gleicher Rauminhalt von rohem Stichtorf wiegt 17 1/2 Pfd.).
                              Lufttrocken wiegt das einzelne Stück ungefähr 3 Pfd. Durch die künstliche Trocknung
                              bis auf 12 Proc. Wassergehalt reducirt mindern sich die Maaße auf 11 1/4'', 3 1/4''
                              und 2 3/4'' und das Gewicht auf 2 Pfd. Für die Verkohlung wird die Trocknung noch
                              etwas weiter fortgesetzt, so daß das Gewicht sich noch vermindert.
                           Der Kubikfuß trockne, verkäufliche Torfmasse kann also zu 34 bis 35 Pfd. angenommen
                              werden. Bei der Aufschichtung der Torfstücke gehen jedoch durchschnittlich nur 13
                              Torfstücke auf den Kubikfuß Raum; der Kubikfuß geschichteter Torf wiegt also 26
                              Pfd.
                           Die künstliche Trocknung wird in der Regel nur bis zu einem Wassergehalte von 10 bis
                              12 Proc. fortgesetzt, weil eine weitere Trocknung nicht nur kostspielig, sondern
                              auch unnütz wäre, indem der Torf bei längerem Liegen immer wieder Wasser aus der
                              Luft anzieht. Wie weit aber durch die geeignete Bearbeitung und künstliche Trocknung
                              diese hygroskopische Eigenschaft vermindert werden könne, zeigt ein von mir
                              angestellter Versuch. Ich legte nämlich ein Stück Staltacher Maschinentorf mehrere
                              Tage an eine feuchte Stelle im Keller und fand, daß er nur bis zu 15 Proc.
                              Wassergehalt zugenommen hatte, während gewöhnlicher Stichtorf in solcher Lage
                              mindestens 25 bis 30 Proc. Wassergehalt ergab.
                           Vergleicht man vorstehende Zahlen mit den bekannten Verhältnißzahlen des gewöhnlichen
                              Torfes, so ist klar, daß der ökonomische Schwerpunkt für das Staltacher Verfahren in
                              dem bedeutenden Materialgehalte eines jeden Torfstückes liegen muß. Dadurch daß ein
                              solches 4 bis 5mal so viel Torfmasse enthält, als ein gewöhnliches Stück Stichtorf,
                              werden die Kosten der Maschinenbereitung und der nothwendichen Trockenvorrichtungen
                              reichlich compensirt und der wichtige Vortheil erlangt, große Massen auf einem
                              verhältnißmäßig kleinen Raume erzeugen zu können. Die Kosten der künstlichen
                              Trocknung aber finden ihr Aequivalent in dem bedeutend erhöhten Brennwerthe und den
                              verminderten Transportkosten. Diese Verhältnisse machen die von mir an einem andern
                              OrteAbendblatt der Neuen Münchener Zeitung, 1858, Nr. 58. bereits aufgestellte Behauptung, daß der Torf bei einer zweckmäßigen
                              Maschinenbearbeitung und künstlicher Trocknung billiger hergestellt werden könne,
                              als durch die gewöhnliche Methode des Stechens, vollkommen erklärlich. Meine
                              Beobachtungen in Staltach haben diese Behauptung neuerdings entschieden
                              bekräftigt.
                           Nach den erwähnten Beobachtungen liefern nämlich 3 Mann im Tage aus der Grube
                              durchschnittlich 2400 Kubikfuß Rohtorf und die vorhandene Maschine vermag mindestens
                              das Doppelte zu verarbeiten. Nimmt man nur 4500 Kubikfuß Rohtorf per Tag an, so geben diese ungefähr 4300 Kubikfuß
                              Torfbrei oder 10,750 Torfstücke, oder 322 Centner lufttrockenen oder 215 Centner
                              künstlich getrockneten Torf. Beim Formen liefern 2 Mann nach der oben erwähnten
                              ersten Methode 2000 Stücke, nach der zweiten Methode gegen das Doppelte; es können
                              also durchschnittlich per Mann täglich 1500 Stück angenommen
                              werden. Die Kosten an Arbeitslohn berechnen sich daher in folgender Weise:
                           
                              
                                 Graben, 6 Mann à 48
                                    kr.
                                   4 fl.
                                 48 kr.
                                 
                              
                                 Verfahren zur Maschine und Abladen, 2 Mann à 48 kr.
                                   1 fl.
                                 36 kr.
                                 
                              
                                 Einräumen, 2 Mann à 48
                                    kr.
                                   1 fl.
                                 36 kr.
                                 
                              
                                 Verfahren der Breimasse, 1 Mann à 48 kr.
                                   – fl.
                                 48 kr.
                                 
                              
                                 Formen, 7 Mann à 48
                                    kr.
                                   9 fl.
                                 36 kr.
                                 
                              
                                 Umsetzen, 1 Mann
                                   – fl.
                                 48 kr.
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––
                                 
                              
                                 19 Mann
                                 15 fl.
                                 12 kr.
                                 
                              
                           oder per Centner lufttrockenen
                              Torfes 3 kr.
                           Um die Kosten der Verzinsung des Anlagecapitals und der Maschinen zu bestimmen,
                              schlage ich die Kosten der Gesammtanlage des ganzen Werkes, exclus. des Trockenhauses für künstliche Trocknung und der
                              Verkohlungsapparate, zu 25,000 fl. an, und nehme hievon 5000 fl. mit 20 Proc. für
                              Verzinsung, Amortisation und Unterhaltung der Maschinen, den Rest mit 7 1/2 Proc.
                              Verzinsung für die Gebäulichkeiten, Schienenanlagen und sonstige Einrichtungen an.
                              Es ergeben sich also folgende Posten für die Jahresrechnung:
                           
                              
                                 Maschinen
                                 1000 fl.
                                 
                              
                                 Gebäude und sonstige
                                    Einrichtungen              
                                 1500 fl.
                                 
                              
                                 Gehalt des Werkführers
                                 800 fl.
                                 
                              
                                 Gehalt des Maschinisten
                                 300 fl.
                                 
                              
                                 Für Utensilien
                                 500 fl.
                                 
                              
                                 Betriebskapital 5000 fl. à
                                    5 Proc.
                                 250 fl.
                                 
                              
                                 Reserve
                                 500 fl.
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 4850 fl.
                                 
                              
                           oder für 200 Arbeitstage à
                              322 Centner in runder Summe 60,000 Centner, 4,8 kr. per
                              Centner.
                           Die Kosten für lufttrockenen Torf berechnen sich also auf 7,8 oder 8 kr. per Centner. Um nun dieselbe Masse in Stichtorf
                              herzustellen, sind ungefähr 13 Millionen 700,000 Stücke erforderlich. Rechnet man
                              nur den geringsten Preis, der in der Regel für Stechen, Aufrichten, Trocknen und
                              Abliefern bezahlt wird, nämlich 50 kr. per 1000, so
                              macht dieß:
                           
                              
                                 
                                 11,416 fl.
                                 
                              
                                 außerdem für Magazine
                                 600 fl.
                                 
                              
                                         „      für
                                    Direction und Aufsicht
                                 500 fl.
                                 
                              
                                 Zinsen des Betriebscapitals, 10,000 fl. à 5 Proc.
                                 500 fl.
                                 
                              
                                 Reserve
                                 500 fl.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 13,516 fl.
                                 
                              
                           oder 13 1/2 kr. per Centner.
                           Diese Berechnung stimmt auch mit den praktischen Resultaten größerer Torfwerke nahe
                              überein. In der Regel können diese, wenn sie leichtere Torfsorten verarbeiten, den
                              Centner gut lufttrockner Waare (mit 18 bis 20 Proc. Wassergehalt) nicht unter 12 bis
                              13 kr. herstellen; nur bei schwereren Torfsorten und mit kleinerem Betriebe, wo die
                              Directionskosten und dergleichen nicht in Anrechnung gebracht werden, gelingt es die
                              Productionskosten unter 12 kr. per Centner
                              herabzubringen, sie werden sich aber wohl niemals unter 8 oder 9 kr. stellen.
                           Durch die künstliche Trocknung wird die Differenz zu Gunsten des Maschinentorfs noch
                              vermehrt. Die Qualität des letzteren erhöht sich nämlich bei zunehmender Trocknung
                              in viel größerem Maaße als die Kosten der künstlichen Trocknung. Ein großer Theil
                              der letzteren wird schon durch die verminderten Transportkosten compensirt, allein
                              auch ohne dieselben ist der Vortheil der künstlichen Trocknung unzweifelhaft. Ebenso
                              soll hier der Vortheil der leichteren und schnelleren Manipulation, der Beschränkung
                              des Betriebes auf einen kleineren Raum, die Unabhängigkeit von Witterung und
                              Jahreszeit und dgl. gänzlich unbeachtet bleiben. Bei der zweckmäßigen Vertheilung
                              der Localitäten in Staltach und der Verbindung aller Betriebsräume durch
                              Schienengeleise ist die Füllung und Entleerung des Trockenhauses eine
                              verhältnißmäßig leichte und wenig kostspielige Sache. 20 Arbeiter, zum Theil Weiber
                              und Kinder, füllen in 2 Tagen das Trockenhaus und entleeren es in einem Tage. Nimmt
                              man statt des vollen Einsatzes von 300,000 Stücken nur 250,000 an, so lassen sich
                              die Kosten für eine jedesmalige Trocknung von fast 5000 Centnern in folgender Weise
                              berechnen:
                           
                              
                                 für Füllen und Ausleeren 60 Tagschichten à 36 kr.
                                 36 fl.
                                 
                              
                                   „  2 Heitzer 14 Tage à 1 fl.
                                 28 fl.
                                 
                              
                                 Brennmaterial, in der Regel nur werthloser Abfall, es soll
                                    jedoch    für jede Feuerung 1 fl. 30 kr.
                                    per Tag angesetzt werden
                                 84 fl.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 148 fl.
                                 
                              
                           oder etwas über 1 1/2 kr. per Centner.
                           Hiezu kommen nun die Kosten der Anlage, welche mit 10 Procent von 12,000 fl., sohin
                              zu 1200 fl. per Jahr oder 1,2 kr. per Centner angenommen werden; die Kosten der künstlichen Trocknung
                              betragen also etwa 2 2/3 kr. per Centner.
                           Da der Feuerungseffect des gewöhnlichen lufttrockenen Torfes 4,00, jener des
                              künstlich getrockneten Maschinentorfes aber 6,50 beträgt, so berechnet sich die
                              durch die künstliche Trocknung eintretende Werthsdifferenz zu mindestens 4 bis 6 kr.
                              per Centner.
                           Die ökonomischen Verhältnisse des Verkohlungsverfahrens lassen sich schon aus meinen
                              obigen Angaben berechnen. Selbst wenn man statt derselben die Verhältnißzahlen
                              anderer Verkohlungsweisen annimmt, ergeben sich auffallend günstige Resultate. Nimmt man nämlich das
                              Ausbringen an Kohle dem Gewichte nach nur zu 33 1/3 Proc. an, so ergibt sich
                              folgende Rechnung:
                           
                              
                                 528 Kubikfuß geschichteter Torf oder 137 Ctr. à 12 kr.
                                 
                                 27 fl.
                                 24 kr.
                                 
                              
                                 Einsetzen und Ausräumen, 6 Tagschichten à 40 kr.
                                 
                                   4 fl.
                                  –  kr.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1 Tagschichte zur Verkohlung
                                 
                                   1 fl.
                                  –  kr.
                                 
                              
                                 Brennmaterial 3 1/2 Ctr. à
                                    12 kr.
                                 
                                   – fl.
                                 42 kr.
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Es kosten also 
                                 46 Ctr.
                                 33 fl.
                                   6 kr.
                                 
                              
                           oder der Centner 43 kr.
                           Die Abnützung und Unterhaltung der Apparate ist nach meinen Beobachtungen sehr
                              gering, jedenfalls wird sie durch die Nebenproducte der Verkohlung, die bei obiger
                              Rechnung ganz außer Acht gelassen sind, bei anderen neueren Kohlenwerken aber in der
                              Regel mit sehr bedeutenden Zahlen figuriren, mehr als aufgewogen. Der Verkaufspreis
                              der Holzkohle beträgt gegenwärtig in München 1 fl. 12 kr. bis 1 fl. 24 kr. per Centner.
                           Meiner Ueberzeugung nach, die ich als unparteiischer Beobachter gewonnen, ist das
                              hier beschriebene System der Torfbereitung ohne Frage zu den vollkommsten der bis
                              jetzt bekannten Methoden zu rechnen. Es gibt dem Torfe den höchsten bisher
                              ermittelten Brennwerth, gewährt fast vollständige Unabhängigkeit von Witterung und
                              Jahreszeit, fordert nicht übermäßige Anlagekosten, namentlich keine complicirten
                              Maschinen, liefert dabei große Massen auf verhältnißmäßig geringem Raume und in
                              kurzer Zeit, und gestattet die gleichzeitige Verkohlung unter Benutzung aller
                              Nebenproducte. Dabei ist der erzeugte Torf äußerst compact, fast eben so schwer wie
                              stark gepreßter Torf, den er an Festigkeit und Mangel an Abfall noch übertrifft. Der
                              wesentlichste Vorzug dieses Systemes im Vergleich zu anderen Torfbereitungssystemen
                              liegt in der Einfachheit der Maschinen und der Abwesenheit aller bedeutenden
                              Reparaturen. Ich selbst hatte früher das Bedenken gehegt, ob die erforderliche
                              Ausdehnung der gedeckten Trockenräume und die durch deren Anlage verursachten Kosten
                              hinreichend durch die Erfolge compensirt würden, habe mich aber durch die nähere
                              Betrachtung, namentlich aber durch die Beachtung der soliden Construction der
                              Trockenräume, des bedeutenden Massengehaltes des verarbeiteten Torfes, der
                              zweckmäßigen Benutzung des Raumes und der Verbindung der künstlichen Trocknung mit
                              der Lufttrocknung, vollkommen überzeugt, daß bei dieser Trocknungsweise nicht nur
                              die Kosten der Anlage und Unterhaltung der Trockenhäuser reichlich compensirt
                              werden, sondern noch ein namhafter Vortheil zu Gunsten der gedeckten Trockenräume
                              verbleibt.
                           
                           Welches auch der weitere Entwickelungsgang der mechanischen Torfbereitung, die
                              offenbar einen neuen, sehr wichtigen Industriezweig bilden wird, seyn möge, so ist
                              es jedenfalls höchst merkwürdig, daß dieser neue, und sicherlich bedeutende
                              Fortschritt nicht durch eine Vermehrung complicirter Maschinen und Einrichtungen,
                              wie sie das System der trockenen Pressung zeigt, sondern durch eine so bedeutende
                              Verminderung und Vereinfachung der Maschinen sowohl als des ganzen Verfahrens, das
                              sich in seiner Behandlung wieder den uralten Methoden des Stechens und Streichens
                              anschließt, erreicht worden ist. Selbst die künstliche Trocknung des Torfes, die
                              immerhin größere Anlagen nicht wird vermeiden können, ist hier in einer Weise
                              versucht und erreicht worden, welche für die praktische sowohl als die
                              wissenschaftliche Technik das höchste Interesse erregen muß. Ich glaube nicht zu
                              irren, wenn ich diesem Torfbereitungs-Systeme eine große Zukunft
                              prophezeihe.