| Titel: | Darstellung des sogenannten Argentins als Druckfarbe und Schlichte. | 
| Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. LXXI., S. 296 | 
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                        LXXI.
                        Darstellung des sogenannten Argentins als
                           Druckfarbe und Schlichte.
                        Aus der deutschen Musterzeitung, 1859, Nr. 1 und
                              2.
                        Ueber die Darstellung des sogenannten Argentins als Druckfarbe und
                           Schlichte.
                        
                     
                        
                           Es kommt hierbei darauf an, Zinn metallisch und möglichst
                              Pulverförmig niederzuschlagen, durch weiteres Reiben als vollständig feines Pulver
                              herzustellen, welches selbst unter der Loupe gleichmäßig erscheint und dieses feine
                              Pulver mit einem passenden Bindemittel als eine gut bindende Druckfarbe oder
                              Schlichte herzustellen.
                           Um zunächst metallisches Zinnpulver anzufertigen, löst man krystallisirtes Zinnsalz
                              im Wasser auf und setzt so lange Salzsäure zu, bis die entstandene milchige Trübung
                              verschwunden ist, wozu nur ein Paar Tropfen gebraucht werden. In diese saure
                              Flüssigkeit bringt man dann reine Zinkblechabfälle und sofort wird Zinn metallisch
                              als ein graues Pulver niedergeschlagen. Das Zinnpulver wird von der Flüssigkeit
                              getrennt, mit reinem Wasser vollkommen ausgewaschen und dann vollständig getrocknet.
                              Die so erhaltene hellgraue Metallmasse wird dann sehr fein zerrieben.
                           Das zweckmäßigste Bindemittel ist ammoniakalische Caseinlösung, sowohl zur
                              Herstellung der Druckfarbe als auch der Schlichte.
                           Caseinlösung. – 2 Pfd. Casein werden in einem Topf
                              mit Wasser und etwas Aetzammoniak angerührt, so daß Alles wohl angefeuchtet ist,
                              jedoch nicht unter der Flüssigkeit steht. Man läßt einige Stunden lang oder eine
                              Nacht über aufquellen und gibt dann 1/4 Quart Aetzammoniak hinzu. Nach dessen Beimengung
                              und gutem Umrühren wird die Caseinmasse stark aufquellen; man setzt dann noch etwas
                              Wasser hinzu und kocht auf mäßigem Feuer so lange, bis sich das Ganze in eine
                              gleichmäßige geschmeidige Masse verwandelt hat. Von der größten Wichtigkeit ist es
                              hier ebenfalls, daß die Masse eine vollkommen homogene, durchaus nicht körnige
                              ist.
                           Um eine regelrechte Druckfarbe herzustellen, reibt man 2 Pfd. feines Metallpulver und
                              1 1/2 Pfd. Caseinlösung innig zusammen, so daß eine vollkommene Mengung erzielt
                              wird. Je nachdem die Farbe zum Perrotine- oder Walzendruck, oder als
                              Schlichte verwendet werden soll, ist natürlich das Verhältniß der beiden
                              Bestandtheile verschieden. Soll die Farbe zum Drucken verwendet werden, so ist es
                              räthlich, noch etwas ganz starke Gummilösung hinzuzusetzen; soll sie dagegen als
                              Schlichte dienen, so ist ein Zusatz von weißem Leim besser. Das Auftragen der
                              Schlichte geschieht einfach mittelst Bürsten, oder vortheilhafter mittelst der
                              Schlichtmaschine und muß mehrmals wiederholt werden.
                           Um ein schönes, recht glänzendes Product zu erhalten, ist es Hauptregel, das Präparat
                              so metallreich als nur irgend möglich herzustellen, natürlich ohne wesentlich das
                              Bindevermögen zu beeinträchtigen. Für die verschiedenen Druckmethoden muß die
                              Druckmasse für jede einzelne besonders hergerichtet werden, aber immer an Metall so
                              reich als möglich.
                           Die Verschiedenheit der Muster ist ebenfalls von Einfluß; bei schweren Mustern
                              rechnet man z.B. 1 Theil Verdickung auf 1 Theil Metall.
                           Beim Walzendruck müssen die Dessins, um viel Masse aufnehmen zu können, viel tiefer
                              als für andere Farben gravirt seyn.
                           Calandriren oder Glätten. – Nach erfolgtem Drucken
                              oder Weben wird die Waare auf einen Frictions-Calander oder auf eine sonstige
                              Glättmaschine gebracht und hierdurch erhält die dunkelgraue Farbe den
                              silberähnlichen Glanz, indem durch die Friction das Metall an der Oberfläche den ihm
                              eigenthümlichen Glanz wieder annimmt. Wendet man bei Herstellung des
                              Zinn-Niederschlages gleichzeitig etwas Quecksilber an, so bekommt derselbe
                              ein mehr silberähnliches Ansehen.
                           Beim Calandriren muß die rechte Seite der Waare gegen die erwärmte frictionirende
                              Walze gerichtet seyn. Der Druck den der Calander ausübt, darf nicht allzustark, auch
                              darf die frictionirende Walze nicht allzuheiß seyn. Es läßt sich jedoch auch jede
                              Glättmaschine, auf welcher Glanzmobelkattune hergestellt werden, verwenden.
                              Eingefeuchtet soll die Waare nicht werden, und sollte es auf der Glättmaschine
                              erforderlich seyn, so darf nur die unrechte Seite befeuchtet werden.