| Titel: | Pirsson's patentirte Oberflächen-Condensation. | 
| Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. LXXXII., S. 325 | 
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                        LXXXII.
                        Pirsson's patentirte
                           Oberflächen-Condensation.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, 1858, Nr.
                              1840.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Pirsson's Oberflächen-Condensation.
                        
                     
                        
                           Die Oberflächen-Condensatoren des Hrn. Pirsson von New-York wurden in der
                              letzten Zeit in Amerika mit großem Erfolg auf mehreren der größten Dampfschiffe
                              angewendet. Bisher hat man den Oberflächen-Condensatoren hauptsächlich ihren
                              Mangel an Dauerhaftigkeit zum Vorwurf gemacht, wodurch ihre Vortheile mehr als
                              aufgehoben wurden. Die Hauptursachen ihrer raschen Zerstörung – Ausdehnung
                              und Zusammenziehung, im Verein mit großem Druck – wurden aber durch Pirsson's Erfindung beseitigt;
                              überdieß ist bei derselben Vorsorge getroffen, daß man sofort zur
                              Einspritz-Condensation schreiten kann, wenn die
                              Oberflächen-Condensation in Unordnung gekommen ist. Auch in England ist die
                              Pirsson'sche Condensation patentirt und die Erfahrung
                              hat ihre Zweckmäßigkeit erwiesen. Wir lassen nun die Patentbeschreibung des
                              Erfinders folgen:
                           
                              „Meine Erfindung hat den Zweck, den Dampfkessel durch die sogenannte
                                 Oberflächen-Condensation mit reinem Wasser zu speisen, wobei die
                                 Condensation sowohl mittelst Einspritzen von Wasser, als durch Abkühlung von
                                 Oberflächen bewirkt werden kann, so daß, wenn die letztere fehlschlagen sollte,
                                 die erstere deren Dienst fortsetzt und den Betrieb der Maschine sichert, was
                                 besonders für Meeresdampfschiffe von großer Wichtigkeit ist.
                              
                           
                              Fig. 9
                                 zeigt die Dampfmaschine eines Meeresdampfers, mit dem Condensator in der
                                 Seitenansicht, und Fig. 10 ist ein
                                 senkrechter Längendurchschnitt des Condensators allein. A ist ein luftdichter Kasten, auf die bei den
                                 Einspritz-Condensatoren gebräuchliche Weise angefertigt; er hat bei b, nicht weit unter dem Deckel, eine gelochte
                                 Platte, welche das condensirende Wasser aufnimmt, und damit sich dasselbe über
                                 die ganze Oberfläche verbreitet, wird es mittelst der Röhren c, c in mehreren sich kreuzenden Strahlen
                                 eingetrieben; diese Röhren sind dazu mit engen Löchern versehen und die Menge
                                 des einzuspritzenden Wassers wird durch einen Hahn regulirt. Am Boden des
                                 Kastens befindet sich ein Canal d, welcher zu der
                                 Luftpumpe e (Fig. 9) führt, die auf
                                 gewöhnliche Weise betrieben wird und das Wasser über Bord ausgießt. In der Nähe
                                 des vordern und des hintern Endes sind senkrechte Scheiderplatten f, f' angebracht, die mit eingebohrten, nach
                                 gewissen Reihen angeordneten Löchern versehen sind. Diese Löcher nehmen die
                                 Condensationsröhren auf, welche höchstens einen Zoll weit seyn sollen. Die
                                 Löcher in den beiden Scheiderplatten fallen in der Regel mit einander zusammen,
                                 man kann aber die Platte f' so in dem Kasten A befestigen, daß deren Löcher etwas niedriger
                                 stehen als in der Platte f, so daß die eingelegten
                                 Röhren eine geringe Neigung erhalten.
                              
                           
                              Das Einlegen der Röhren geschieht auf folgende Weise: es werden die beiden
                                 Endplatten i, i' abgeschraubt und die Röhren dann
                                 durch die Löcher der einen Scheiderplatte ein- und durchgeschoben und
                                 durch die andere Platte gesteckt. Das eine Ende der Röhren wird nun in der einen
                                 Platte festgenietet, während das andere Ende frei bleibt und etwas Spielraum
                                 behält. In Fig.
                                    10 sind sie in der Platte f befestigt,
                                 während sie in der Platte f' mit hervorstehenden
                                 Enden frei liegen. Diese Einrichtung ist wegen der Ausdehnung und
                                 Zusammenziehung der Röhren nothwendig. Durch diese Anordnung wird der Kasten A in drei Abtheilungen getheilt: die erste bei h ist der Raum, in welchen die Dämpfe aus dem
                                 Cylinder ausströmen; in der zweiten g erfolgt die
                                 Condensation oder Verdichtung der Dämpfe; die dritte, bei h', nimmt das hierbei erzeugte Wasser auf. Aus letzterem Raum führt
                                 ein Canal bei k zu der Luftpumpe l, die jedoch eine geringere Räumlichkeit hat als
                                 die schon erwähnte und mit e bezeichnete. Die
                                 Luftpumpe kann von der Maschine auf irgend eine zweckmäßige Weise betrieben
                                 werden. Bei o befindet sich ein Ventil, welches eine
                                 Oeffnung zwischen den Räumen h und g schließt und eben so befindet sich eine Verbindung
                                 zwischen den beiden Canälen d und k, welche durch ein Ventil oder einen Hahn geöffnet
                                 oder verschlossen werden können, wie die punktirten Linien in Fig. 9 zeigen.
                              
                           
                              Mit der Luftpumpe l (Fig. 9) ist ein
                                 Behälter l' verbunden, der den Ausguß derselben
                                 aufnimmt. Von diesem Behälter führt eine Röhre zu der Speisepumpe, welche die
                                 gewöhnliche Einrichtung hat. Die Operation ist die folgende: Der ausströmende
                                 Dampf gelangt aus dem Cylinder durch die Röhre p in
                                 die Abtheilung h des Condensators; es wird dann
                                 kaltes Wasser durch die Brausen an den Röhren c
                                 eingespritzt und fließt über die ganze Platte b, von
                                 der es durch viele Löcher auf die Röhren im Oberflächen-Condensator fällt. Der Dampf,
                                 welcher durch diese Röhren strömt, wird durch die kalte Oberfläche derselben
                                 condensirt und das dadurch erzeugte Wasser fließt durch die entgegengesetzten
                                 Enden der Röhren aus und fällt in den Canal k, aus
                                 welchem es durch die Luftpumpe l ausgepumpt wird.
                                 Das eingespritzte Wasser, welches durch den Oberflächen-Condensator geht,
                                 fällt dem Canal d zu und wird von da durch die
                                 größere Luftpumpe e ausgepumpt. Durch die Wirkung
                                 dieser beiden Pumpen wird nicht allein das Wasser, sondern es werden auch Luft
                                 und andere Gase ausgepumpt, so daß eine mehr oder weniger vollkommene Luftleere
                                 entsteht; die Pumpe l stellt nämlich die Leere in
                                 dem Raume h, in den Röhren und in h' her, die Pumpe e in
                                 der Abtheilung g.
                              
                           
                              In Folge dieser Wirkung kann auf den Oberflächen-Condensator kein
                                 atmosphärischer Druck stattfinden, da auf entgegengesetzten Seiten eine
                                 gleichmäßige Luftleere unterhalten und der ganze atmosphärische Druck von dem
                                 Kasten oder Einspritz-Condensator A getragen
                                 wird. Wenn daher bei dem Oberflächen-Condensator irgend eine Beschädigung
                                 vorkommt, so bleibt doch noch der Einspritz-Condensator im
                                 betriebsfähigen Zustande.
                              
                           
                              Da das gesammte Innere von A luftleer gemacht ist, so
                                 veranlassen allenfallsige Undichtigkeiten des Oberflächen-Condensators
                                 keinen Nachtheil, weil sie durchaus keinen Einfluß auf das Vacuum haben, und da
                                 gar kein Druck vorhanden ist, so kann auch dünnes Blech zu dem
                                 Oberflächen-Condensator verwendet werden.
                              
                           
                              Da der Dampf stoßweise in den Condensator gelangt, so erfolgt seine Verdichtung
                                 in gleicher Aufeinanderfolge und es muß daher eine constante Reihe von
                                 Ausdehnungen und Zusammenziehungen stattfinden. Um diese zu ermöglichen, liegt
                                 das eine Ende der Röhren frei und lose in der einen Röhrenplatte, wie schon oben
                                 bemerkt wurde. – Man wird nun einsehen, daß das durch Condensation des
                                 Dampfes erzeugte Wasser gänzlich von demjenigen getrennt bleibt, welches zum
                                 Condensiren benutzt wurde. Man kann daher zu letzterm Zweck jede Art unreinen
                                 Wassers verwenden, ohne daß dasselbe das reine Wasser des verdichteten Dampfes
                                 verunreinigt, welches zur Kesselspeisung verbleibt. – Das Ventil o dient um die Ausgleichung des Vacuums in dem Falle
                                 zu bewirken, wo mehr Dampf in den Röhren vorhanden ist, als von denselben
                                 verdichtet werden kann; das Ventil öffnet sich nämlich dann und gestattet dem
                                 überflüssigen Dampf in den Einspritz-Condensator zu strömen, wo er durch
                                 directe Berührung mit dem Einspritzwasser verdichtet wird. In Verbindung mit
                                 dem, in Fig.
                                    9 in punktirten Linien dargestellten Hahn findet es auch Anwendung, um
                                 den Einspritz-Condensator allein zu benutzen, wenn durch einen Zufall die
                                 Luftpumpe l unbrauchbar geworden ist; die Oeffnung
                                 von h' läßt dann das frische Wasser in den
                                 Canal der großen Luftpumpe abfließen, während der condensirte Dampf durch o in den Einspritz-Condensator
                                 gelangt.“
                              
                           Dauerhaftigkeit der Condensatorröhren. – Im Journal of the Franklin Institute October 1858, befindet
                              sich ein Schreiben Pirsson's
                              über die Dauerhaftigkeit seiner Condensatoren, worin er Nachstehendes sagt:
                           
                              „Die Abnutzung meines Oberflächen-Condensators hängt ganz von der
                                 Wahl des angewendeten Materials ab. Die kupfernen Röhren in den Condensatoren
                                 des Dampfers „Arago“ sind nun seit vier Jahren in Gebrauch
                                 und noch eben so gut wie anfänglich; dasselbe gilt von dem Dampfer
                                 „Fulton“, welcher eben so eingerichtet ist. Kürzlich
                                 wurden auch die Röhren des Condensators vom Dampfer
                                 „Augusta“ untersucht und in vollkommen befriedigendem
                                 Zustande gefunden, obgleich sie bereits seit vier Jahren in Gebrauch sind. Das
                                 Dampfschiff der Vereinigten Staaten „San Jacinto“, welches
                                 mit meinen Condensatoren versehen ist, hat so eben ein dreijähriges Kreuzen
                                 vollendet und die Röhren haben sich bei der Untersuchung in vollkommen gutem
                                 Zustande erwiesen. Bei der ersten Einführung meiner Röhren hatte ich das
                                 Mißgeschick, daß mehrere Röhrensätze aus Kupfer vom OberseeDasselbe ist mehr oder weniger silberhaltig. A. d. Red. angefertigt wurden, denn ich wußte damals nicht, daß dieses Kupfer im
                                 Verhältniß zu anderen Kupfersorten sehr stark vom Seewasser angegriffen wird;
                                 dieselben wurden dann durch Röhren von reinem spanischen Kupfer (unverzinnt)
                                 ersetzt und diese zeigten sich hinreichend dauerhaft. Die HHrn. Merrick und Söhne waren die ersten, welche in Vorschlag brachten,
                                 die Röhren zu verzinnen, um sie dauerhafter gegen den Angriff des Meerwassers zu
                                 machen und solche Röhren kamen dann ziemlich allgemein in Gebrauch. Thatsache
                                 ist es, daß das Verzinnen der kupfernen Röhren auf die Kondensation keinen
                                 nachtheiligen Einfluß hat, und so weit meine Erfahrungen reichen, hält sich auch
                                 die Verzinnung gut. Wesentlich in ökonomischer Beziehung ist es, zu den Röhren
                                 das reinste Kupfer zu nehmen. (In den Salinen zu Salina, im Staate
                                 New-York, hat man die Erfahrung gemacht, daß die aus
                                 Oberste-Kupfer bestehenden Salzsiedepfannen eine weit geringere Dauer als
                                 solche von reinem spanischen Kupfer haben.) Ich habe auch Röhren von Messing
                                 versucht; bei dem Dampfschiff „St. Louis“ wurden zur Hälfte
                                 Röhren von spanischem Kupfer und zur andern Hälfte solche von Messing, beide
                                 unverzinnt, angewendet, deren Dauerhaftigkeit die gleiche zu seyn scheint,
                                 wenigstens war nach vier Jahren von diesen Röhren keine abgenutzt.“
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
