| Titel: | Hrn. Markus' neue Methode, gerade Stahlstäbe durch den Strich zu magnetisiren; mitgetheilt von August Schmitt in Wien. | 
| Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. XCIV., S. 358 | 
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                        XCIV.
                        Hrn. Markus' neue Methode, gerade Stahlstäbe durch den
                           Strich zu magnetisiren; mitgetheilt von August Schmitt in Wien.
                        Aus Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie, 1859,
                              Bd. CVI S. 646.
                        Mit Abbildungen aus Tab.
                              VI.
                        Markus' neue Methode, gerade Stahlstäbe durch den Strich zu
                           magnetisiren.
                        
                     
                        
                           Die bisherigen Methoden, gerade Stahlstäbe zu magnetisiren, haben das Resultat
                              gehabt, daß die Stäbe stets weit schwächer magnetisch wurde, als wenn man sie in die Uform gebracht und auf die für diese Gestalt bekannten
                              Arten gestrichen hatte.
                           Da der Zweck desto schneller und besser erreicht wird, je kräftiger der Streichmagnet
                              ist, so wendet man jetzt wohl immer zum Magnetisiren von geraden Stäben kräftige
                              Elektromagnete an. Hiebei konnte man bisher nur den einfachen Strich in seiner
                              ältesten Art ausführen; man legte nämlich ein Ende der Lamelle auf einen Pol des
                              Elektromagneten und führte sie nun mehrmals über denselben hinweg.
                           Die zweite bessere Art des einfachen Striches besteht bekanntlich darin, daß man zwei
                              möglichst gleich starke Streichmagnete mit den ungleichnamigen Polen in der Mitte
                              der Lamelle aufsetzt und nun gleichzeitig über dieselbe gegen ihre Enden hin und
                              darüber hinaus führt. Diese Operation mit zwei starken Elektromagneten an einem
                              ruhenden Stabe auszuführen, brächte wohl große Unbequemlichkeit mit sich. Den
                              Doppelstrich oder den Kreisstrich mittelst Elektromagneten auszuführen, dürfte noch
                              schwieriger seyn. Die für Uförmige Stahlstabe so
                              treffliche Methode von Elias ist wegen der Verankerung an
                              geraden Stäben schwieriger auszuführen.
                           Hrn. Markus, Ingenieur in Wien,
                              ist es gelungen, eine Methode zum Streichen gerader Stäbe ausfindig zu machen,
                              welche in einer originellen Anwendung der zweiten Art des einfachen Striches
                              beruht.
                           Er legt auf jede Polfläche eines Elektromagneten einen Stab weichen Eisens von
                              quadratischem Querschnitte und genügender Länge so auf, daß sie convergiren und an
                              dem einen Ende nur etwa einen W. Zoll von einander abstehen. Diese Polstäbe werden
                              auf die Polflächen des Elektromagneten fest geschraubt. Der zu streichende Stab wird
                              nach Schließung der Kette mit seiner Mitte bei der Convergenzstelle auf die Polstäbe
                              gelegt und nun möglichst gleichförmig schnell über diese gegen die Divergenz hin und
                              über die Polstäbe hinausgeführt; zwei solcher Striche genügen, um den Stahlstab zu
                              sättigen, ein Wenden ist hier kaum nöthig. Die ganze Anordnung dürfte durch einen
                              Blick auf Fig.
                                 2 vollends klar werden.
                           Seine so gestrichenen Stäbe sind so kräftig, daß sie, zweckmäßig verankert, das
                              Fünffache ihres Gewichtes tragen (wobei das Gewicht des Ankers mit eingerechnet
                              ist). Der Anker ist aus weichem Eisen, dem Stabe bezüglich der Gestalt congruent,
                              nur sind an seinen Enden noch zwei Füße angebracht, wie dieß aus Fig. 3 ersichtlich
                              ist.
                           Setzt man mehrere so magnetische Lamellen zu einem magnetischen Magazin zusammen, so
                              zeigen sie eine geringe Schwächung, d.h. die Tragkraft des Magazins ist wenig
                              schwächer als das Fünffache seines Gewichts. Durch Stäbe von quadratischem
                              Querschnitte werden übrigens zusammengesetzte Magnete nach Hrn. Markus' Angabe ersetzt. Seine so magnetisirten Stäbe
                              sind 145'' (Wiener Maaß) lang, 10''' breit, 4''' dick. Sie sind von vorzüglichem
                              Wolframstahl.
                           Die Schenkel des Elektromagnets haben 15'' im Durchmesser; jeder ist 7'' lang, und
                              ihre Entfernung von einander beträgt 4''. Der Kupferdraht der Spirale ist 1''' dick
                              und in vierfacher Lage, jede zu 35 Windungen, um die Schenkel des Elektromagnets
                              geführt.
                           Den Strom lieferten zwei Bunsen'sche Elemente, deren
                              äußere Belegung ein Zinkcylinder von 8'' Höhe und 4'' lichtem Durchmesser ist; die
                              innere Belegung bildet ein massiver Kohlencylinder.
                           Da gegenwärtig so viel daran gearbeitet wird, die nassen Batterien durch
                              magneto-elektrische in der Anwendung des Galvanismus behufs der Telegraphie,
                              der elektrischen Uhren etc. zu verdrängen, und da hiebei oft sehr kräftige gerade
                              Magnetstäbe nöthig sind, so dürfte gerade jetzt obige Notiz nicht ganz ohne
                              Interesse seyn.
                           
                        
                     
                  
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