| Titel: | Das Ueberziehen gravirter Kupferplatten mit Eisen, auf galvanoplastischem Wege; von Dr. H. Meidinger in Heidelberg. | 
| Autor: | Heinrich Meidinger [GND] | 
| Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. XCV., S. 359 | 
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                        XCV.
                        Das Ueberziehen gravirter Kupferplatten mit
                           Eisen, auf galvanoplastischem Wege; von Dr. H. Meidinger in
                           Heidelberg.
                        Ueber das Ueberziehen gravirter Kupferplatten mit Eisen, auf
                           galvanoplastischem Wege.
                        
                     
                        
                           Diese höchst merkwürdige Anwendung der Galvanoplastik, welche nicht verfehlen wird
                              bei Anfertigung der Kupferstiche in allgemeinen Gebrauch zu kommen und den Preis
                              derselben um ein Erhebliches zu vermindern, ist von einem Franzosen, Namens Jacquin, neuerdings wiederum gemacht worden. Schon vor
                              mehreren Jahren hat Prof. Böttger in Frankfurt a. M. gezeigt, wie sich aus einer Lösung von 1
                              Theil Salmiak und 2 Theilen Eisenvitriol in Wasser das Eisen mit Leichtigkeit durch
                              den galvanischen Strom ausscheiden läßt.Man vergleiche: Beiträge zur Physik und Chemie.
                                    Eine Sammlung eigener Erfahrungen, Versuche und Beobachtungen, von Prof. Dr. Rudolph Böttger.
                                    Frankfurt a. M. 1846. 3. Heft S. 17. Dasselbe erscheint dabei als ein silberweiß glänzender Spiegel und haftet in
                              dünnen Schichten auf der gut gereinigten metallischen Unterlage von Kupfer, Messing
                              u.s.w. vollkommen fest an; ein dickerer Niederschlag löst sich jedoch schon beim
                              Biegen leicht wieder ab. Dieses vollkommen reine galvanisch gefällte Eisen besitzt
                              ganz andere
                              physikalische Eigenschaften, als das durch den Hüttenproceß gewonnene, welches
                              immer, wenn auch nur sehr geringe, Beimischungen fremder Körper, vorzugsweise von
                              Kohle enthält; ersteres ist merkwürdigerweise hart wie Stahl, spröde wie Glas. Auf
                              diesem Verhalten beruht Jacquin's Erfindung, welche zugleich die erste technische Anwendung
                              des galvanisch gefällten Eisens ist. – Die Kupferstiche verlieren bekanntlich
                              sehr an Schärfe und Ausdruck, wenn die ersten paar hundert Abzüge von den Platten
                              gemacht sind (diese ersten sind deßhalb geschätzter und werden im Handel weit höher
                              bezahlt). Es rührt dieß daher, weil durch das wiederholte Einreiben und Abwischen
                              der Schwärze, sowie durch den ungeheuren Druck, dem die Platten ausgesetzt werden
                              müssen, um die Farbe auf das Papier zu übertragen, die Oberfläche der Platte
                              allmählich abgerieben und die Gravirung lichter wird, ja selbst ganz
                              verschwindet.
                           Vermittelst der Galvanoplastik ist man allerdings seither schon im Stande gewesen,
                              eine einmal gestochene Kupferplatte in beliebig vielen Exemplaren mit vollkommener
                              Identität zu copiren; der Proceß ist jedoch in nicht sehr geübten Händen unsicher,
                              dazu etwas kostspielig, und außerdem kann man mit einer galvanoplastisch
                              dargestellten Kupferplatte nur eine noch weit geringere Anzahl von schönen Stichen
                              erhalten, da sie sich viel leichter abnutzt, wie die Originalplatte von gehämmertem
                              Kupfer. Ohne Zweifel wird darum Jacquin's Methode die Originalplatte selber in einer solchen
                              einfachen, sicheren, wie wenig kostspieligen Weise oberflächlich zu behandeln, daß
                              sie zu einer fast unbegränzten Anzahl von gleich guten
                              Abdrücken benutzt werden kann, allen Kupferstechern sehr erwünscht kommen. Dieselbe
                              beruht also kurz darin, die Platte, nachdem sie vollendet ist, auf galvanischem Wege
                              mit einer ganz dünnen Schicht von Eisen zu überziehen. In Folge seiner
                              außerordentlichen Härte widersteht letzteres ohne Zweifel der Abnutzung viel
                              leichter, als das welche Kupfer; ja im Falle es auch wirklich im Laufe der Arbeit
                              leiden oder selbst stellenweise sich abreiben sollte, so steht durchaus nichts im
                              Wege, das noch übrige Eisen vermittelst verdünnter Schwefelsäure ohne den geringsten
                              Schaden für die Kupferplatte gänzlich abzulösen und dieselbe mit einem neuen
                              Ueberzug in dem galvanischen Bade zu bedecken.
                           Damit die Operation gut gelinge, muß man einige Vorsichtsmaßregeln einhalten. Wie in
                              Fällen, wo ein galvanischer Niederschlag auf seiner metallischen Unterlage
                              Haftbarkeit besitzen soll, wie beim Vergolden und Versilbern, beim Verkupfern des
                              Zinks, Eisens u.s.w., so muß auch hier eine vollkommen reine Oberfläche dem sich
                              niederschlagenden Eisen geboten werden; die gestochene Kupferplatte darf nicht im
                              geringsten fettig oder oxydirt seyn. Das Fett auf derselben, welches durch bloße Berührung mit den
                              Fingern entstehen kann, entfernt man am besten durch etwas Aetzlauge; eine
                              Sodalösung kann den Zweck übrigens auch erfüllen. Um das Oxyd zu entfernen, taucht
                              man die Platte sodann in verdünnte Schwefelsäure, so daß sie schließlich vollkommen
                              blank erscheint. Nachdem sie jetzt noch mit Wasser abgespült worden ist, bringt man
                              sie ohne Verzug in das Eisensalzbad. Man verbindet sie hier mittelst eines
                              Kupferdrahtes mit der Kathode oder dem negativen Pol, während man ihr ein Eisenblech
                              von derselben Größe in einer gleichmäßigen Entfernung von 1/2 bis 1 Zoll, mit der
                              Anode oder dem positiven Pol verbunden, gegenüberstellt. Mit Hülfe einer kräftigen
                              Batterie (die jedoch nie zur Entwickelung von Wasserstoffgasbläschen an der mit dem
                              negativen Pol verbundenen Kupferplatte Veranlassung geben darf) erhält man in kurzer
                              Zeit, innerhalb 5 Minuten bis 1/4 Stunde, einen völlig gleichmäßigen Ueberzug von
                              spiegelblankem Eisen. Man wäscht jetzt ganz schnell die präparirte Platte in reinem
                              Wasser, sodann sehr zweckmäßig mit etwas Sodalösung ab, trocknet sie mit einem
                              weichen Tuche und reibt schließlich noch etwas Oel oder eine andere fettige Substanz
                              auf ihre Oberfläche, um jedem schädlichen Einfluß von Feuchtigkeit und Luft
                              vorzubeugen; man behandelt mit einem Wort von nun an die Platte wie eine gestochene
                              Stahlplatte, als welche sie auch wirklich erscheint. Nach einer mündlichen
                              Mittheilung soll sich die überschüssige Schwärze von der Eisenoberfläche viel
                              leichter abreiben lassen, als von Kupfer, so daß sich die Arbeit des Druckers für
                              einen Stich auf die halbe Zeit abkürzt, oder was dasselbe sagen will, daß man in
                              derselben Zeit doppelt so viel Abdrücke anfertigen kann. Bewährt sich diese Angabe,
                              so liegt darin ein weiterer, sehr schätzenswerther Vorzug des neuen Verfahrens.
                           Es bleibt noch übrig, ein paar Worte über die Zusammensetzung des Eisensalzbades zu
                              sagen. Der Verfasser hält die ursprünglich von Böttger
                              angegebene Methode immer noch für die zweckmäßigste. Die Anfertigung des Bades nach
                              Jacquin, vermittelst des elektrischen Stromes selber
                              durch Auflösung einer mit der Anode verbundenen Eisenplatte in Salmiaksolution, ist
                              langwierig, kostspielig und vom theoretischen Standpunkte aus unzuverlässig. Man
                              nimmt also auf 2 Theile käuflichen Eisenvitriol 1 Theil Salmiak, mischt beide und
                              fügt so viel Wasser hinzu, bis Alles gelöst ist, wozu man etwa 7 bis 8 Theile Wasser
                              nöthig hat, so daß man auf 2 Pfund (Zollgewicht) Eisenvitriol und 1 Pfund Salmiak
                              etwa 4 Flaschen (Liter) Wasser rechnen kann, wo man dann nicht ganz 5 Flaschen
                              Losung erhält. Will man die Lösung direct anwenden, so muß man sie vorher mit
                              Eisenblechstücken (oder Nägeln) kochen, um das im Eisenvitriol möglicherweise
                              enthaltene Eisenoxyd, welches die Güte des Eisenniederschlags beeinträchtigen würde, erst
                              vollständig in Oxydul zu verwandeln. Dasselbe erreicht man, wenn die Lösung mehrere
                              Tage in wohlverschlossenen Flaschen mit metallischem
                              Eisen in Berührung steht. Auch für die Folge ist es nothwendig, die Lösung nach dem
                              Gebrauche in solcher Weise zu verwahren, da sie sich beim Stehen an freier Luft
                              nicht leicht mit Sauerstoff verbindet. Das Zeichen für ihre Güte ist deren hellgrüne
                              Farbe, sie darf durchaus keinen gelblichen Schimmer besitzen. Eine Bildung von
                              gelbbraunen oder auch schwarzen Flocken in der Lösung während der Operation ist
                              nicht ganz zu verhindern; dieselben filtrirt man gelegentlich ab, sie haben jedoch
                              keinen schädlichen Einfluß auf die Bildung des Eisenniederschlages, wenn man die
                              Kupferplatte in dem Eisensalzbade langsam hin und her bewegt.
                           Als Zersetzungszelle wendet man am vortheilhaftesten einen trogförmigen Behälter von
                              Holz an, von der Höhe und Länge der Kupferplatten und etwa 2 Zoll lichter Weite, im
                              Innern mit Wachs oder Pech überzogen. Befestigt man die als positiven Pol dienende
                              Eisenplatte, welche sich während der Operation in demselben Verhältniß auflöst als
                              sich Eisen auf die Kupferplatte niederschlägt, und dadurch das Bad in seiner
                              richtigen Beschaffenheit erhält, senkrecht an der einen Wand des Troges, so ist noch
                              hinreichend Spielraum vorhanden, um die Kupferplatte ihr gegenüber in geringe
                              Schwankungen zu versetzen. Eine solche Anordnung verdient hier den Vorzug vor der
                              Anwendung eines flachen Troges, von dem man sonst in der Galvanoplastik bei
                              Darstellung massiver Kupferplatten zweckmäßiger Gebrauch macht. – Die Daniell'sche Kette erzeugt einen hinreichend starken
                              Strom zur Zersetzung der Eisensalzlösung, wenn der negative Erreger in dieser Kette
                              (der das Zink umschließende Kupferblechcylinder) ungefähr denselben Flächeninhalt
                              besitzt, wie die gestochene Kupferplatte. Hat letztere sehr große Dimensionen, so
                              kann man 2 oder 3 Daniell'sche Elemente anwenden, so
                              zwar, daß man ihre Kupferblechcylinder untereinander verbindet und ihre Zinkcylinder
                              ebenso, daß man mithin ein einziges Element mit zwei- oder dreifach
                              vergrößerter Oberfläche erhält.
                           (Der Arbeitgeber.)