| Titel: | Hydraulischer Faßspund; beschrieben von Prof. Dr. Heeren. | 
| Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. CXV., S. 433 | 
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                        CXV.
                        Hydraulischer Faßspund; beschrieben von Prof. Dr.
                           Heeren.
                        Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins,
                              1859 S. 23.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Heeren, über einen hydraulischen Faßspund.
                        
                     
                        
                           An eine im Jahrgange 1858 der Mittheilungen S. 354 (polytechn. Journal Bd. CLI S. 353) gegebene Beschreibung eines
                              Ventiles für Fässer anknüpfend, theile ich einen zu demselben Zweck dienenden
                              Apparat mit, welcher für Belicard u. Comp. dem Joseph König in Wien
                              patentirt ist, und über dessen Zweckmäßigkeit eine ganze Reihe von Zeugnissen
                              vorliegt.
                           Derselbe, Fig.
                                 28 und 29, besteht aus einer Kapsel a von Zinkblech,
                              welche bei b einen gerade durchgehenden Boden enthält,
                              und oben bei g mit einem durchbrochenen Rande versehen
                              ist; man verschließt sie oben mit einem ebenfalls von Zink gearbeiteten Deckel c. Von der unteren Abtheilung geht ein etwas conisches
                              Rohr d abwärts, womit man den Apparat auf ein in den
                              Spund des Fasses oder daneben gebohrtes Loch luftdicht schließend steckt. Eine
                              zweite Zinkröhre f, eigentlich nur eine Verlängerung der
                              unteren, steigt in der Kapsel bis zur Höhe des oberen Randes auf. Endlich ist noch
                              ein Glasfläschchen von der aus der Figur ersichtlichen Gestalt vorhanden, welches
                              man umgekehrt, mit dem Halse nach Unten, in die Kapsel stellt, so daß die Röhre bis
                              nahe an den Boden des Fläschchens reicht. Der Hals der Flasche kann ein wenig schräg
                              geschliffen seyn, damit er sich nicht fest schließend an
                              den Boden b anlegt. Hat man den Apparat eingesteckt, so
                              füllt man ihn bis zur Höhe h mit Wasser.
                           Der innere Raum des Fasses ist nun durch eine Wasserschicht von der äußern Atmosphäre
                              getrennt, so daß eine freie Emulation der Luft nicht eintreten kann. Wird aber von
                              der im Fasse enthaltenen Flüssigkeit abgezapft, so entsteht im Inneren desselben eine
                              Luftverdünnung, in deren Folge das Wasser in dem Fläschchen steigt, in dem
                              Zwischenraum zwischen dem Glasfläschchen und der Zinkkapsel aber sinkt, und Luft von
                              Unten in den Hals des Fläschchens und so in das Faß gelangen muß.
                           Enthält das Faß Bier, dessen Kohlensäure ihm möglichst erhalten werden muß, so dient
                              der Wasserverschluß zugleich in gewissem Grade als Absperrung; denn es kann der
                              innere Luftdruck bis zu einem gewissen Grade anwachsen, bevor das Entweichen durch
                              den Apparat beginnt. In diesem Umstande, daß nämlich das
                                 Eintreten von Luft sehr leicht, das Austreten aber bedeutend weniger leicht
                              erfolgt, liegt ein wesentlicher Vortheil dieses Apparates bei seiner Anwendung auf
                              Bier. Um nämlich demselben so viel wie möglich seine
                              Kohlensäure zu conserviren, darf man es nicht einer Luftverdünnung exponiren,
                              welche, gewissermaßen saugend, ihm die Kohlensäure entzieht. Bei unserem Apparate
                              nun entspricht die Luftverdünnung der Wasserhöhe vom Rande des Halses der Flasche
                              bis zur Höhe h, welche 1/2 Zoll beträgt, so daß beim
                              Abzapfen von Bier der Unterschied des inneren und äußeren Luftdruckes nicht mehr als
                              etwa den 840sten Theil des gewöhnlichen Luftdruckes beträgt. Wenn sich dagegen
                              Kohlensäure im Fasse ansammelt und einen verstärkten Luftdruck veranlaßt, so drückt
                              derselbe das Wasser in der Flasche herab, dagegen in dem Zwischenraum zwischen Glas
                              und Blechbüchse in die Höhe, und zwar zur Höhe des durchbrochenen Randes, wo dann,
                              falls so viel Wasser vorhanden seyn sollte, dasselbe ausfließen würde; das Gas
                              entweicht endlich durch den Hals der Flasche, muß aber nun einen Wasserdruck von
                              hier bis zur Durchbrechung, etwa 2 Zoll, überwinden. Zwar ist dieser Druck von etwa
                              1/210 des gewöhnlichen Luftdruckes auch nur schwach, indessen würde sich der Apparat
                              sehr leicht in der Art abändern lassen, daß er einen bedeutend stärkeren Druck im
                              Fasse zuließe. Man hätte ihn in dieser Absicht nur länger zu machen, um der den
                              Druck bewirkenden Wassersäule in dem engen Zwischenraum zwischen Glas und Kapsel
                              eine größere Höhe zu ertheilen. Es ist überhaupt wichtig, daß dieser Zwischenraum im
                              Verhältniß zum Inhalt der Flasche ein möglichst kleiner
                              sey. Bei dem mir vorliegenden Exemplar beträgt er etwa 1 Linie, ebenso soll der Hals
                              der Flasche sehr kurz seyn, damit auch der Raum um denselben möglichst wenig Wasser
                              fasse; ja ich würde vorschlagen, den Hals ganz wegzulassen und ein Glas in Gestalt
                              eines unten ganz offenen, oben natürlich geschlossenen Cylinders anzuwenden. Ist nun
                              der Durchmesser der Flasche recht groß im Verhältniß zu dem genannten Zwischenraum,
                              so wird schon eine kleine Menge Wasser für den Apparat hinreichen, und bei saugender
                              Wirkung schon bei geringer Erhebung des Wassers in dem Glase der Eintritt der Luft
                              beginnen.
                           Unterwirft man nun den beschriebenen (im polytechn. Journal Bd. CLI S. 353) amerikanischen Apparat einer
                              ähnlichen Betrachtung, so zeigt er eine wesentliche Abweichung. Bei ihm wird der
                              Verschluß nicht durch Wasser, sondern durch ein wirkliches Ventil, nämlich eine
                              kleine Steinkugel, gebildet. Dasselbe widersetzt sich dem Ausströmen von Luft
                              vollständig, läßt also keine Kohlensäure entweichen, und wäre der Druck auch noch so
                              groß. In diesem Punkte ist dieser Apparat entschieden im Vortheil. Im Nachtheil
                              dagegen ist er hinsichtlich des Zulassens von Luft, weil hier die Steinkugel durch
                              den äußeren Luftdruck gehoben werden muß, bevor sie eintreten kann. Gesetzt, die
                              Kugel habe einen Durchmesser von 1/2 Zoll und wiege 1/8 Loth; die Oeffnung, auf
                              welcher sie liege, habe 1/3 Zoll im Durchmesser, so ist zu ihrer Hebung ein Druck
                              gleich 1/144 des gewöhnlichen Luftdruckes erforderlich, der Luftdruck im Fasse wird
                              also um den 144sten Theil schwächer seyn als der äußere; wogegen bei dem früher
                              beschriebenen Apparate mit Wasserverschluß, wie dort gezeigt, die Schwächung des
                              Luftdruckes nur den 840sten Theil des äußeren beträgt.
                           
                        
                     
                  
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