| Titel: | Ueber ein Verfahren, Abdrücke von Zeichnungen mittelst Jod und Guajakharz anzufertigen; von L. E. Jonas. | 
| Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. CXX., S. 452 | 
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                        CXX.
                        Ueber ein Verfahren, Abdrücke von Zeichnungen
                           mittelst Jod und Guajakharz anzufertigen; von L. E. Jonas.
                        Aus dem Journal für praktische Chemie, Bd. LXXV S.
                              244.
                        Verfahren, Abdrücke von Zeichnungen mittelst Jod und Guajakharz
                           anzufertigen.
                        
                     
                        
                           Die von mir gemachte Beobachtung, daß Joddämpfe, indem sie über Flächen streichen,
                              sich in Form der feinsten Jodkrystalle an die vorhandenen Erhabenheiten ablagern,
                              führte mich in Verbindung mit den Eigenschaften des Guajakharzes, zu einem
                              Verfahren, Abdrücke von Zeichnungen herzustellen. Das chemische Verhalten einer
                              weingeistigen Guajakharzlösung zu den Haloiden, von denen vorzugsweise das Jod die
                              blaue Farbe des Guajaks hervorruft, läßt leicht einsehen, daß eine Lithographie,
                              überhaupt jedes Bild, welches durch Druckerschwärze oder solche Farben
                              hervorgebracht ist, denen keine Glätte weder durch Lack noch Gummi ertheilt worden,
                              nachdem es Joddämpfen ausgesetzt worden, eine blau gefärbte Copie geben muß, wenn es
                              auf ein mit Guajaktinctur befeuchtetes Papier gepreßt wird. Der Versuch bestätigt
                              dieß sofort.
                           Wenn nun gleich bis zu einem gewissen Grade von Deutlichkeit jederzeit mit
                              bewunderungswürdiger Schnelligkeit die Gegenstände sich abdrucken lassen, so bedarf
                              es doch, um ganz getreue Copien zu erzeugen, einiger Uebung. Denn die durch so
                              einfachen Druck hervorgehenden Bilder sind negativer Art; darunter verstehe ich
                              solche, deren Schlagschatten von Rechts nach Links fallen, während die positiven
                              Bilder das Umgekehrte zeigen müssen. Um nun letztere, die den Gegenstand in
                              richtiger Abbildung zeigen, darzustellen, müssen die von Jod getroffenen Stellen das
                              Guajakpapier auf das Schärfste durchdringen. Dazu bedarf es folgender
                              Vorrichtung:
                           
                           1) Eines Papiers, das von einer besonderen eigenen Stärke, Egalität, Festigkeit,
                              Glätte und außerdem ganz frei von Stärkmehlappretur ist;
                           2) einer weingeistigen Guajakharzlösung, welche vorzugsweise die Eigenschaft hat,
                              sich blau zu färben (wie die chemischen Lehrbücher nachweisen, 1 Theil Harz gelöst
                              in 32 Theilen Weingeist);
                           3) der Innehaltung eines bestimmten Grades von feuchter Beschaffenheit im Augenblick
                              des Druckes und der Unterlagen des zum Druck bestimmten Papiers mittelst jener
                              Guajaklösung;
                           4) kräftiger Druck, möglichst mit Hülfe einer Presse, auf das Original, welches durch
                              vorhergegangene Uebung passend jodirt seyn muß, so daß das Jod das Papier
                              durchdringen kann.
                           Je zarter und reiner das Bild oder die Schrift ist, welche abgedruckt werden soll,
                              desto trefflicher der Erfolg. Doch nicht allein solche Drucksachen, sondern jeder
                              Gegenstand, der scharfe Erhabenheiten und Flächen bietet, kann durch Vorrichtungen
                              in Abdruck gebracht werden; dazu gehören vorzüglich Theile von Pflanzen, wie solche
                              nur der Hergang unter „Naturselbstdruck“ bekannt liefert.
                           Um der Sache einen reellen Werth zu geben, mangelt mir noch augenblicklich die zur
                              Vollendung solcher Abdrücke als Bilder nothwendige Fixirung des blauen Guajakharzes.
                              Sollte dieß auch nicht gelingen, so wird dennoch diese chemische
                              Naturselbstabbildung immer eine angenehme, überraschende Unterhaltung und ein
                              Vergnügen gewähren, das der Veröffentlichung dieses Versuchs werth ist.