| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. , S. 154 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber Verbesserungen in der Construction und im Gebrauche des
                              Woltmann'schen
                              hydrometrischen Flügels.
                           Der Mechaniker und ehemalige Dirigent der fürstlich Salm'schen Maschinen-Fabrik zu Blansko bei Brünn in Mähren, Hr.
                              L. Georg Treviranus,
                              dermalen Privatier in Brunn, hat uns ersucht bekannt zu machen, daß er schon im
                              Jahre 1820 (damals in Bremen) die Platten des hydrometrischen Flügels so construirte
                              und bei seinem jetzt noch vorhandenen Instrumente mit gutem Erfolg in Anwendung
                              brachte, daß jeder der Radien des Flügels ein gleiches Vermögen hat sich
                              gleichzeitig um das Centrum drehen zu können; daß nebstdem, weil bei dieser
                              Construction die Platten sich bis zum Centrumstück erstrecken und daran unmittelbar
                              (d.h. ohne die sonst gewöhnlichen dünnen Arme) befestigt sind, hiedurch der Flügel
                              nicht nur fähig wird dem stärksten Strom ohne Nachtheil widerstehen zu können,
                              sondern auch, theils wegen der vergrößerten Flügelfläche und theils wegen deren
                              Form, die Geschwindigkeit schwacher Strömungen mit mehr Genauigkeit als sonst zu
                              messen.
                           Zu diesen die Flügelplatten betreffenden Verbesserungen hat sich, wiewohl erst in
                              neuerer Zeit, eine anderweitige noch wichtigere Erfindung gesellt, welche gestattet,
                              während der Flügel seine Rotationen im Wasser macht, ihn gleichzeitig seitwärts quer
                              über den Strom zu führen (sey dieses nun mit Hülfe einer Nothbrücke oder eines
                              Schiffes und einer Fährleine), demnach die mittlere Zahl der Flügelumläufe, welche
                              zu einer Horizontalen des Querprofils unter der Oberfläche des Wassers (oder auch
                              bei einer Verticalbewegung zu einer Perpendiculären) correspondirt, in der
                              beobachteten Zeit auf einmal, und weil dabei alle Strompunkte der Linie
                              eingeschlossen sind wohl ohne Zweifel richtiger als durch die einzelnen Messungen
                              auf der Perpendiculären zu bekommen, indem man sich bei diesen doch nur durch ihre
                              Vervielfältigung der Wahrheit mehr nähern kann.
                           Bei dem neuen Meßverfahren ist überdies der Zeitgewinn und die Wahrscheinlichkeit daß
                              man mit der Messung vor einer Veränderung des Wasserstandes und Zuflusses zum Ende
                              kommt, so groß, daß man z.B. bei einem 30 Fuß breiten Mühlgraben und etwas lebhaften
                              Strom die Seitenbewegung des Flügels ganz wohl in einer Minute machen kann, wogegen
                              es, um auf etwa 7 einzelne Punkte zu messen, eben so viele Minuten braucht; die Zeit
                              aber von einer Messung bis zur folgenden, im Ganzen nur mit 13 Minuten in Rechnung
                              gebracht, ergeben sich für die Messung auf den 7 Punkten der Querlinie nicht weniger
                              als 20 Minuten, da doch, wie gesagt, die ununterbrochene oder stete Messung nur eine
                              Minute verlangte und hiebei der Zeitgewinn unbeschadet der Genauigkeit jetzt
                              einleuchtend seyn wird, wenn er sich auch bei einem schwachen Strom von nur etwa 6''
                              Geschwindigkeit per Secunde nicht ganz so günstig
                              herausstellt, und natürlich, wie bei dem gewöhnlichen Flügel, solche Messungen nicht
                              mehr als verläßlich können betrachtet werden, wo es dem Strom an Kraft gebricht den
                              Flügel in gleichförmiger Bewegung zu erhalten.
                           Noch wird bemerkt, daß bei mehreren Vergleichungen der beiden Messungsmethoden, wenn
                              sonst die Seitengeschwindigkeit bei der ununterbrochenen Messung eine gleichförmige,
                              deßgleichen, in dem andern Falle die Zahl der Punkte auf der Querlinie nicht zu
                              klein angenommen war, die beiden Resultate, besonders beim lebhaften Strom, immer
                              ohne Weiteres schon mehr übereinstimmten; näher aber noch, wenn die auf den
                              Strompunkten beobachteten Umlaufszahlen, nach einer anscheinend wohlbegründeten
                              Annahme und graphischen Darstellung der Geschwindigkeitscurve, je nach deren Form,
                              entweder etwas erhöht oder erniedrigt wurden. Dasselbe gilt auch vom schwachen
                              Strom, obgleich da in den Umlaufszahlen, wenn man sonst die Beobachtungszeit nicht
                              verlängert, wegen der Einrichtung des Zählwerkes vom Flügel mehr gefehlt werden
                              kann, weil dieses nur ganze Umläufe in der Art angibt, daß für weniger als 1/2
                              Umlauf mehr die vorhergehende ganze Zahl und für 1/2 + die nächstfolgende Zahl
                              erscheint.
                           
                           Wie aber auch die Stromgeschwindigkeit (versteht sich übrigens nicht unter der noch
                              zulässigen) auf einer Quer- oder Verticallinie des Profils im Mittel genommen
                              seyn mag, so erscheint doch kein Hinderniß, darüber nach beiden Messungsarten
                              (freilich mit sehr verschiedenem Zeitaufwand) stets zu nahe übereinstimmenden
                              Schlüssen zu gelangen, weßhalb diese dann, wenn man Zweifel in deren Richtigkeit
                              setzt, zur gegenseitigen Controle dienen können.
                           Sachverständige werden aus dem bis soweit Gesagten wohl schon entnommen haben, daß es
                              sich hier nicht etwa um geringfügige, in ihren Nutzen oft sehr zweifelhafte
                              Veränderungen, sondern um für die Wissenschaft und Praxis der Hydrometrie wirklich
                              wichtige Verbesserungen in der Construction und im Gebrauch des hydrometrischen
                              Flügels handelt.
                           Der Genannte ist indessen jetzt in den Jahren bereits zu weit vorgerückt, um etwa
                              durch Anfertigung und den Verkauf solcher Wasserinstrumente nebst Zubehör die
                              Ausbeutung seiner Erfindungen und Verbesserungen selbst in die Hand nehmen zu
                              können, wünscht auch nicht mit Einzelnen deßhalb in Unterhandlung zu treten, sondern
                              vorzugsweise entweder durch Vermittelung einer deutschen gelehrten Gesellschaft oder
                              auch eines technischen Vereins gegen ein billiges, die Versuchskosten und den
                              Zeitaufwand einigermaßen ausgleichendes Honorar die Sache zu einem Gemeingute zu
                              machen.
                           Auf bedingte Anträge, welche unter der Adresse L. Georg Treviranus am großen Platz Nr. 91 zu Brünn in Mähren, an diesen gelangen
                              mochten, wird bis Ende Juli d. J. eine Erwiederung erfolgen, ob aber auch noch
                              weiterhin, ist vorläufig zweifelhaft. Die Redaction.
                           
                        
                           Ueber Dampfkessel aus österreichischem Stahlblech; von Carl
                              Kohn.
                           Die wichtigste Rolle unter den Maschinen der Neuzeit spielt unstreitig die
                              Dampfmaschine in den verschiedensten Gestalten und zu den mannigfaltigsten Zwecken.
                              Man ist im Dampfmaschinenwesen schon so weit vorgerückt (wie es die bisherigen
                              stabilen Maschinen, transportablen, Schiffsmaschinen, Locomotive der Jetztzeit
                              genügend beweisen), daß es unnütz wäre, all ihre Vorzüge speciell hervorzuheben.
                           So sehr in diesem Fache fast alle früher dargebotenen Schwierigkeiten schon gehoben
                              sind, so bleibt doch noch immer ein Umstand zu wünschen übrig, nämlich auch jene
                              Schwierigkeit beseitigt zu wissen, welche der Dampferzeugungsapparat verursacht. Die
                              Dampferzeugung geschieht bekanntermaßen in Dampfkesseln. In der ersten Zeit des
                              Dampfmaschinenbetriebes bediente man sich der Kessel von Gußeisen. Solche Kessel
                              waren sehr schwerfällig, schon ihrer Wanddicke wegen, die sie haben mußten, um nur
                              einer Atmosphäre Dampfspannung zu widerstehen, sie
                              consumirten vermöge ihrer Wanddicke auch bedeutend mehr Brennmaterial und boten
                              überdieß noch wenig Sicherheit in Betreff des Zerreißens vermöge des oft
                              vorkommenden mangelhaften Hohlgusses dar.
                           Man ist aber nicht lange bei derartigen Dampfkesseln geblieben, um so mehr, als man
                              anfing Hochdruckmaschinen zu bauen, die schon 2 bis 3 Atmosphären und darüber
                              Spannung aushalten mußten, und nahm die Zuflucht zu Kupferblechen, die allerdings eine bedeutende Erleichterung in jeder
                              Beziehung auf Heizung und Dampfbildung darboten, die sich jedoch bei größeren
                              Anlagen, wo nämlich Kessel von 200 bis 300 Quadratfuß Feuerfläche und darüber nöthig
                              waren, viel zu kostspielig erwiesen, wie es schon die Natur des Rohstoffes mit sich
                              bringt. Man machte hierauf, da die gewalzten Eisenbleche bedeutendere Verbesserungen
                              sowohl in ihrer Homogenietät als in ihren Dimensionen erlangten, Dampfkessel von
                              Eisenblech, wie es noch bis heute üblich ist. Durch diesen ersten Fortschritt
                              erlangte man zwar gute Resultate, die den Bedürfnissen des Dampfmaschinenwesens
                              entsprachen, aber im Ganzen genommen noch immer viele Unannehmlichkeiten darbieten,
                              wie es viele der Dampfkesselbesitzer mehr oder weniger erfahren haben werden.
                           In den meisten Fällen, wo man zur ungelegenen Zeit den Dampfmaschinenbetrieb
                              unterbrechen mußte, war immer die Ursache den Dampfkesseln zur Last zu rechnen. Bald
                              ist es die Kesselsteinbildung, in Folge welcher die Kessel von Außen verbrennen, und somit an den
                              Wechseln leck werden, theils ist es das Eisenblech, welches zu kalt gewalzt, unganz
                              oder brüchig ist, was insbesondere bei den aus England bezogenen Kesseln größtentheils der Fall ist, obwohl die äußere Appretur
                              solcher Bleche sehr schön ist.
                           Bei Anwendung einer schwefelhaltigeren Steinkohle kommen erst recht alle verborgenen
                              Fehler zum Vorschein, und es entstehen Spaltungen in den dem Feuer am meisten
                              ausgesetzten Stellen, die der Art sind, daß oft Höhlungen sich bilden, die nach
                              Außen und Innen eine kugelförmige Gestalt von manchmal 1 Schuh Größe annehmen, wo
                              dann Reparaturen unausbleiblich sind.
                           So sehr man sich schon abgemüht hat, die Kesselsteinbildung von Innen und das
                              Verbrennen von Außen abzuhalten, was die vielen auf diesen Gegenstand Bezug habenden
                              Patente darthun, wurde bisher sehr wenig oder gar nichts
                                 erreicht, was eben die häufig vorkommenden Reparaturen an Dampfkesseln trotz der
                                 Anwendung genannter Schutzmittel thatsächlich beweisen. Man kann daher mit
                              einiger Sicherheit behaupten, daß man bisher und mit den bisherigen Dampfkesseln noch keine vollkommene Sicherheit des ununterbrochenen
                                 Betriebes erlangt hat, was die kostspieligen Anschaffungen von Reservekesseln, wo man ununterbrochen arbeiten will,
                              darthun.
                           In der neuesten Zeit, wo in Oesterreich der Aufschwung der
                                 Eisen- und Stahlfabrication die riesenhaftesten Fortschritte gemacht
                              hat, wie selbe in keinem Lande in so kurzer Zeit gemacht
                                 wurden, wo Gegenstände vom feinsten Gußstahl in den colossalsten Dimensionen ausgeführt werden, die nicht nur den besten englischen Erzeugnissen zur Seite gestellt werden
                              können, sondern dieselben in der Qualität noch bedeutend
                                 übertreffen, ist man leicht in der Lage, zur Anfertigung von Dampfkesseln
                              solche österreichische Stahlbleche anzuwenden.
                           Hr. Regierungsrath Ritter von Burg hatte schon längst
                                 vorgeschlagen, Dampfkessel von Stahlblech
                                 anzufertigen, und diese Anregung war und ist von großer Tragweite in diesem
                                 Industriefach. Stahlblech hat eine zweimal so große absolute Festigkeit als
                                 Schmiedeisen, braucht daher nur halb so dick angewendet zu werden als
                              Eisenblech, der Preis ist mäßig, und ein Stahlkessel von gleicher Größe und
                              Widerstandsfähigkeit wiegt um die Hälfte weniger als ein gleicher eiserner, hat eine
                              bessere Wärmeleitungscapacität wie Eisen, und wer den Unterschied kennt, wie
                              dünnbödige Generatoren gegen dickbödige arbeiten, wird bald die Unzerstörbarkeit
                              derselben einsehen lernen.
                           Vor 5 Jahren wurde in Paris von Petit-Gondin ein Stahlkessel angeschafft, und derselbe geht
                              heute nach den jüngsten Erkundigungen noch makellos ohne alle Reparatur. Dieser
                              Kessel war in der Pariser Industrie-Ausstellung.
                           Die Anfertigung von dergleichen Blechen und Winkelschienen wird in Steiermark in
                              großem Maaßstabe betrieben. Franz Mayr in Leoben, einer
                              unserer unternehmendsten Eisen-Industriellen, erzeugt Stahl in jeder Form und
                              Dimension, gewalzte Bleche für Dampfkessel in jeder Dicke und Ausdehnung von der vorhin erwähnten Qualität; Director Haßwell hat
                              aus Mayr'schen Stahlblechen
                                 Feuerkästen für stehende Locomotivkessel angefertigt, das Blech kalt gelocht, gebohrt und kalt aufgezogen, kurz so behandelt,
                              als wäre es das geschmeidigste Kupfer, und es ließ Alles
                              mit sich vornehmen, ohne zu brechen. Haßwell baut
                              gegenwärtig die erste Locomotive, die gänzlich von Mayr'schein Stahl angefertigt ist, Kessel, Rohre, Achsen, excentrische
                              Kurbeln, Führungen, Träger u.s.w., kurz alle sonst geschmiedeten Bestandtheile von
                              genanntem Stahl. Solche Wagenachsen, wovon hier ein
                                 abgedrehter Span von 80 Fuß vorliegt, bieten dem Reisenden die größte
                              Garantie. Von eben diesem österreichischen Stahl, der zu den stärksten
                              Locomotivbestandtheilen verarbeitet wird, werden die Abfälle zu Bohrern,
                              Schneidewerkzeugen, Supportstählen und Gewindbohrern benutzt, als Beweis der Güte
                              dieses Stahles Hingegen aber scheint bei den aus England
                              bezogenen Blechen von gewissen Seiten mit derselben Escamotage vorgegangen zu
                              werden, wie es mit den englischen Eisenbahnschienen der Fall war.
                           Die Preise der Mayr'schen Stahlbleche sind gegenwärtig circa 36 bis 40 fl. per 1
                              Ctr. loco Wien: englisches Blech 36 fl. loco Wien; somit ist es leicht zu ermitteln, wie hoch
                              sich die Stahlkessel stellen, indem sie, wie schon erwähnt, um die Hälfte leichter
                              sind, als gleich große eiserne. In England werden die Schiffskörper von 1 1/2 Linien dickem
                              Stahlbleche angefertigt. Dampfkessel für Schiffsmaschinen für 4 Atmosphären Spannung
                              werden aus 2 Linien dicken Stahlblechen angefertigt, die genügende Sicherheit
                              gewähren. (Mittheilungen des niederösterreichischen Gewerbevereins, 1859 S. 19.)
                           
                        
                           Bahnschienen mit Stahlköpfen.
                           Man hat jetzt in der Hütte zu Montigny-sur-Sambre für die belgische Regierung
                              Eisenbahnschienen gefertigt, welche in dem oberen Theile des Kopfes aus Stahl, im
                              übrigen aber wie gewöhnlich aus sehnigem Eisen bestehen; die Aufgabe eines guten
                              Schweißens zwischen Eisen und Stahl ist daher hier im großen Maaßstabe praktisch
                              gelöst worden. (Mon. des Int. Mat. p. 98, durch die
                              Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1859, Nr.
                              15.)
                           
                        
                           Locomotivheizung mit Braunkohle.
                           In der Statistik der preuß Eisenbahnen für das Jahr 1857 (V. 1858. Berlin bei Ernst und Korn) findet sich S. 138 angegeben: „Auf der
                                 königl. Ostbahn wurde eine Güterzugmaschine versuchsweise mit Braunkohlen
                                 geheizt. Sie legte hierbei 10,8 Meilen vor Güterzügen, 71,0 Meilen leer und beim
                                 Rangiren der Züge, also zusammen 81,8 Locomotiv-Meilen zurück und
                                 verbrauchte incl. Anheizen und Stationiren 108,58
                                 Ctr. Braunkohle, daher auf die Locomotiv-Meile 132,7 Pfd. Der
                                 Netto-Verbrauch pro Nutzmeile berechnet sich
                                 auf 166,7 Pfd. (Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und
                              Hüttenwesen, 1859, Nr. 15.)
                           
                        
                           Ueber Blitzableiter.
                           Die Redaction der Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins wurde vor einiger
                              Zeit aufgefordert über Blitzableiter zu berichten und freut sich jetzt Diesem durch
                              die in der Note1)Anweisung zur Errichtung der Blitzableiter (Bericht an die Pariser
                                    Akademie.) Poggend. Annalen der Physik Bd. I (1824) S. 403. Polytechnisches
                                    Journal Bd. XVI S. 145.2) Bigot: Anweisung zur Anlegung der
                                    Blitzableiter. Glogau 1834.3) Eisenlohr (Professor der Physik): Anweisung zur
                                    Ausführung der Blitzableiter. Carlsruhe 1848. aufgeführte Literatur, sowie besonders durch Mittheilung einer Verhandlung
                              über diesen Gegenstand der Leipziger polytechn. Gesellschaft (Deutsche
                              Gewerbezeitung, Heft 7, 1858, S. 382) entsprechen zu können. „Herr
                                 (Architekt?) Mothes
                                 theilte daselbst mit, daß man früher Blitzableiter
                                 auf den höchsten Stellen der Häuser, eine oder mehrere hohe Stangen, sogenannte
                                 Fangstangen, angebracht, und diese durch metallische Verbindung an der
                                 Außenseite des Hauses bis in den Erdboden verlängert habe. Jetzt sey man von den
                                 Fangstangen ganz abgekommen, da dieselben manchmal die Entladung eines Blitzes
                                 nach der Erde bin veranlaßt haben, die sonst nicht vorgekommen wäre. Nur da, wo
                                 man eine Fangstange nicht auf dem Hause zu errichten brauche, sondern im Freien
                                 aufrichten kann, bediene man sich derselben noch, doch sey dieß nur bei
                                 niedrigen und nicht zu umfangreichen Gebäuden möglich, denn eine Fangstange
                                 schütze nur auf 60 Fuß im Radius. Wenn man von den Dächern der Gebäude, mögen
                                 nun auf diesen Fangstangen errichtet seyn oder nicht, die Elektricität nach dem
                                 Boden leiten wolle, so geschehe dieß mit Hülfe von eisernen Stangen, diese
                                 müssen jedoch an der Mauer des Gebäudes befestigt werden, was vermittelst eiserner Stücke geschehe,
                                 und somit könne man die Verbindung des Blitzableiters mit dem Hause nicht ganz
                                 vermeiden und es komme hin und wieder der Fall vor, daß der Blitz zwar im
                                 Blitzableiter nach dem Erdboden zufließe, den Blitzableiter aber plötzlich
                                 verlasse, und durch ein zur Befestigung desselben dienendes in die Mauer des
                                 Gebäudes hineingeschlagenes Stück in das Haus eindringe und da oft Verwüstungen
                                 anrichte. Ein solcher Fall sey vor 8 Jahren z.B. vorgekommen, als der Blitz in
                                 die Frauenkirche zu Dresden eingeschlagen habe. Um solchen Fällen vorzubeugen,
                                 habe man viele Vorschlage gemacht, welche darauf hinausgehen, die Stücke zu
                                 isoliren und dadurch ein Eindringen des Blitzes in das Haus unmöglich zu machen.
                                 In der neuesten Zeit seyen besonders zwei Vorrichtungen der Art erfunden worden.
                                 Die eine von Hrn. Schlossermeister
                                    Heinecke in Meißen erfundene beruhe darauf, daß man die
                                 Eisenstäbe an den Stellen, wo sie gestützt werden, durch eine Umhüllung von
                                 Gutta-percha isolire, die andere von Hrn. Schieferdecker Carl in Leipzig erfundene
                                 beruhe darauf, daß man an jenen Stellen die Leitung durch ein Kupferdrahtseil
                                 bewerkstellige, welches durch isolirende Glasplatten hindurchgehe. Hr. Mothes legt beide Vorrichtungen
                                 zur Ansicht vor, nebst der Bemerkung, daß die Verfertiger derselben der
                                 Modellsammlung der Gesellschaft ein Geschenk damit machten. Zugleich bemerkt Hr.
                                 Mothes jedoch, daß
                                 auch diese Vorrichtungen noch einige Uebelstände zeigten, indem bei starkem
                                 Blitzstrahl oder Regen, welcher die Isolirung benetze, die Leitung einestheils
                                 zu unvollkommen sey, die Isolirung anderntheils aufhöre. Er glaubt es würde
                                 besser seyn, wenn man die Isolirung nicht ringförmig, sondern zangenförmig, mit
                                 dem offenen Ende von dem Gebäude abgewendet, anbringen würde. Hr. Stöhrer
                                 Der um elektromagnetische Apparate und Rotationsmaschinen viel verdiente
                                       Leipziger Mechaniker. setzt hierauf sehr klar und ausführlich die Verhältnisse auseinander,
                                 welche beim Anbringen eines Blitzableiters zu berücksichtigen sind, und welche
                                 sich auf die Wirkung des Blitzableiters beziehen. Er hebt besonders hervor, daß
                                 die Fangstangen, die man auf den Häusern anbringe, nicht nur dazu dienen, um die
                                 Elektricität aus einer über dem Gebäude schwebenden Gewitterwolke anzuziehen und
                                 in die Erde zu leiten, sondern daß diese Auffangstangen eben so gut auch
                                 Ausströmungsstangen seyen. Wenn nämlich eine mit bestimmter Elektricität
                                 beladene Gewitterwolke über der Erde schwebe, so bewirke die in der Wolke
                                 vorhandene Elektricität eine sogenannte elektrische Vertheilung, wobei sich die
                                 entgegengesetzte Elektricität an dieser Stelle anhäufe, so daß nun dasselbe
                                 Verhältniß zu der gegenüberstehenden Erdoberfläche stattfindet, wie zwischen
                                 zwei mit entgegengesetzten Elektricitäten beladenen Wolken, welche sich
                                 gegenseitig anziehen. Es träte daher nicht allein ein Ausströmen von
                                 Elektricität von der Wolke nach der Erde, sondern umgekehrt ein Ausströmen von
                                 Elektricität von der Erde nach der Wolke ein. Wenn nun eine Wolke gerade über
                                 einem Gebäude stehe, so träte die Elektricität aus dem Erdboden in das Gebäude
                                 ein und sammle sich an dessen höchsten Punkten an und aus diesem Grunde schlage
                                 der Blitz besonders leicht in vereinzelt stehende hohe Bäume oder Gebäude. Sey
                                 nun das Gebäude mit einer Fangstange versehen, die in eine feine Spitze von
                                 Platin oder Gold endigt, so ströme die auf dem Dache sich ansammelnde, aus der
                                 Erde aufsteigende Elektricität viel leichter nach der Wolke aus, bewirke eine
                                 Ausgleichung und verhüte das Einschlagen des Blitzes, als wenn solche
                                 Fangstangen auf dem Dache des Hauses fehlen; denn auf dem flachen Dache könne
                                 sich weit mehr Elektricität anhäufen, ohne auszuströmen, wodurch die Gefahr
                                 eines heftigen Einschlagens des Blitzes sehr vergrößert werde. Uebrigens sehen
                                 wir nicht immer die Spuren vom einschlagenden Blitzstrahl, da sich dieser häufig
                                 sehr verästelt und vertheilt. Hr. Stöhrer spricht sich nun für die Ansicht aus, daß die
                                 Fangstangen weniger zum Auffangen der aus der Wolke herausströmenden
                                 Elektricität, sondern mehr zum leichtern Ausströmenlassen der in der Erde frei
                                 werdenden Elektricität dienen, und hält es nun aus diesem Grunde durchaus nicht
                                 für gerechtfertigt, diese Stangen bei Anbringung von Blitzableitern auf den
                                 Häusern wegzulassen. Im Gegentheil räth er an, das obere, den Wolken
                                 entgegenragende Ende der Stangen anstatt mit einer, lieber, wenn man es
                                 verästelt, mit möglichst vielen Spitzen zu versehen, um das Ausströmen dadurch zu
                                 erleichtern. Der wichtigste Punkt, der jedoch gerade am häufigsten
                                 vernachlässigt werde, sey ferner ein guter vollständiger metallischer Verband
                                 der am Hause befindlichen Stangen unter einander und vorzüglich mit dem
                                 Erdboden. Man kann mit Hülfe eines Elementes einer galvanischen Batterie leicht
                                 prüfen, ob die Verbindung vom Dache bis zum Erdboden gut sey, indem man nur zu
                                 beobachten habe, ob der elektrische Strom des Elementes sich im Blitzableiter
                                 ungestört fortpflanze. Es ist fehlerhaft, wenn man die eiserne Stange selbst in
                                 den Erdboden leitet, da das Eisen gerade da wo es in das Erdreich mündet, sehr
                                 leicht rostet, und dadurch der Blitzableiter unbrauchbar wird. Man führe daher
                                 die eiserne Stange nur bis über den Erdboden, umgebe sie hier mit einem
                                 Kupferstreifen, verlängere diesen bis in die Erde und führe ihn so tief ein, bis
                                 er stets feuchtes Erdreich hat. Am besten ist es dann, um den im Erdboden
                                 ausmündenden Kupferstreifen Kohlen herumzulegen. (Mittheilungen des
                              hannoverschen Gewerbevereins, 1858 S. 369.)
                           
                        
                           Reparatur der Gasbrenner aus Speckstein, nach Dr. A. Bauer.
                           Es ereignet sich öfters, daß die Gasbrenner aus Speckstein, welche man gegenwärtig
                              häufig in den Laboratorien verwendet, zerbrechen. Es gelingt aber mit einer
                              concentrirten Losung von Wasserglas leicht sie wieder zu kitten, nur muß man beide
                              aneinander zu klebende Stellen mit Wasserglas bestreichen, dann die Flächen gut
                              aneinander drücken und den Brenner zum Trocknen hinstellen. Ist der Bruch nicht
                              gerade unmittelbar an der Stelle, wo die Flamme brennt, so kann man ihn sogleich
                              während er noch naß ist, anzünden, die erhöhte Temperatur trocknet ihn rasch und er
                              ist nach dem Trocknen eben so fest, wie ehedem. (Chemisches Centralblatt, 1859, Nr.
                              15.)
                           
                        
                           Färben der Zeuge in der Vitriolküpe, mit Ersparung an Indigo
                              auf der Rückseite.
                           John Brazil und Mac Kinnell,
                              Kattundrucker in Manchester, bedrucken (klotzen) zu diesem Zweck die Rückseite der
                              Zeuge mit schwefelsaurem oder salzsaurem Manganoxydul, wo dann nach dem Ausfärben in
                              der Vitriolküpe die Rückseite nur hellblau erscheint, während die Vorderseite
                              dunkelblau ist, wodurch beträchtlich an Indigo erspart wird. – Patentirt in
                              England am 30. August 1858. (Repertory of
                                 Patent-Inventions, April 1859, S. 297.)
                           
                        
                           Bereitung des Alizarins mittelst Schwefelkohlenstoff, von
                              Louis Vilmorin.
                           Man behandelt das käufliche Garancin (den mit Schwefelsäure verkohlten Krapp) in der
                              Wärme zwei- bis dreimal mit einer Auflösung von sehr reinem
                              Ammoniak-Alaun in Wasser (indem man halb so viel Alaun als Garancin
                              anwendet); die Flüssigkeit zeigt nach dem Filtriren eine sehr schöne, in Orange
                              stechende Scharlachfarbe. Man dampft sie ab, und rührt dabei häufig um, damit der
                              Alaun nur kleine Krystalle bilden kann, welche mit amorphem Alizarin berustet sind.
                              Dieses Product wird ausgetrocknet, dann zerrieben und im Wasserbade (von jedem Feuer
                              entfernt) mit kochendem Schwefelkohlenstoff behandelt, welcher bloß das Alizarin
                              auflöst und den Alaun hinterläßt, der dann zu einer neuen Operation verwendbar ist.
                              Die Auflösung des Alizarins im Schwefelkohlenstoff ist glänzend goldgelb; man
                              filtrirt sie sofort und sieht daß beim Erkalten die Wände des Glases, in welches sie
                              filtrirt wurde, sich mit sternförmigen Gruppen seidenglänzender Nadeln überziehen.
                              So erhält man auf nassem Wege vollkommen krystallisirtes Alizarin. Dieses Verfahren
                              dürfte wegen seiner Einfachheit wohl eine technische Anwendung gestatten.
                           
                           Anstatt des Schwefelkohlenstoffs kann man auch kochenden absoluten Alkohol benutzen,
                              welchen ich Anfangs anwandte; ich erhielt mit der so erzeugten Lösung auf Wolle viel
                              reinere Nüancen als mir die alkoholische Auflösung von sublimirtem Alizarin
                              lieferte. (Journal de Chimie médicale, April
                              1859, S. 255.)
                           
                        
                           Verfahren, Abfälle von vulcanisirtem Kautschuk wieder
                              verwendbar zu machen, von N. S. Dodge in London.
                           Diese Abfälle werden möglichst fein zertheilt, worauf man sie beiläufig 48 Stunden
                              lang in Wasser kocht, um eine plastische Masse zu erhalten, welche zur Fabrication
                              von Artikeln aus vulcanisirtem Kautschuk verwendbar ist. – Um ein bloß zu
                              gewissen Zwecken verwendbares Material aus den Abfällen von vulcanisirtem Kautschuk
                              zu erhalten, empfiehlt der Patentträger dieselben ebenfalls zuerst fein zu
                              zertheilen, dann durch erwärmte Walzen zu Passiren, um daraus Blätter zu bilden,
                              welchen hierauf 20 Proc. Harz oder Pech, oder 40 Proc. Steinkohlentheer mittelst
                              wiederholten Durchnehmens durch die Walzen einverleibt werden. Sollten die zu
                              behandelnden Kautschukabfälle mit Zeug oder faserigem Material verbunden seyn, so
                              kann man letzteres ohne Nachtheil für den Kautschuk zerstören, indem man dem Wasser,
                              womit derselbe gekocht wird, Kalk oder Alaun beigibt, oder indem man ihn mit einer
                              Mischung von 1 Th. Schwefelsäure und 9 Th. Wasser kocht. – Patentirt in
                              England am 30. Juli 1858. (Repertory of
                                 Patent-Inventions, April 1859, S. 315.)
                           
                        
                           Anwendung des Glycerins beim Papiertapetendruck.
                           Aus den bisher angestellten Versuchen läßt sich schließen, daß der Zusatz von
                              Glycerin zum Papierzeug die Oberfläche des Papiers hinreichend absorbirend macht,
                              damit es trocken mit den Farben bedruckt werden kann. Dieß wäre ein großer Vortheil,
                              weil beim Bedrucken des Papiers im feuchten Zustande die zarten Muster sehr oft
                              verdorben werden. (Armengaud's
                              Génie industriel, April 1859, S. 176.)
                           
                        
                           Verfahren zum Reinigen des Paraffins, von John Mitchell, Probirer in London.
                           Das Paraffin wird geschmolzen und dann beiläufig ein Zehntel seines Gewichts
                              gepulverter thierischer Kohle eingerührt und mit ihm gemischt, worauf man das
                              Paraffin eine halbe Stunde bis zwei oder drei Stunden lang im geschmolzenen Zustande
                              erhält, je nach seiner Güte. Es wird hierauf durch Leinwand vonvou der Kohle abfiltrirt. – Man kann aber auch das geschmolzene
                              Paraffin durch grob gepulverte Kohle in einer Reihe von Filtern passiren lassen,
                              welche so heiß erhalten werden, daß das Paraffin in geschmolzenem Zustande
                              verbleibt.
                           Dasselbe Verfahren wendet der Patentträger an, um das mittelst Schwefelkohlenstoff
                              nach Alcan's Methode
                              (polytechn. Journal Bd. CXLVIII S. 317)
                              gereinigte Paraffin noch vollends zu reinigen. – Patentirt in England am 3.
                              Juni 1858. (Repertory of Patent-Inventions, April
                              1859, S. 300.)