| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. , S. 235 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Notizen, die Technik des Eisenbahnen-Betriebes
                              betreffend.
                           Der Jahrgang 1858 der Eisenbahnzeitung enthält von Freiherrn M. v. Weber Notizen, die Technik des Betriebes der
                              sächsisch-böhmischen und sächsisch-schlesischen Staatsbahnen und der
                              Löbau-Zittauer Privatbahn im Jahre 1856 betreffend. – Die hier
                              eingeschlagene geistreiche Zergliederung und Combination der Betriebsresultate
                              verdient gewiß alle Nachahmung. Für die betreffenden sächsischen östlichen Bahnen
                              wird zunächst die Ausnutzung der Wagenlast beim Personenverkehr ermittelt, wobei
                              sich herausstellt, daß von den transportirten Plätzen nur 20,3 bis 26,8 Proc.
                              benutzt worden sind, daß also auf jede beförderte Person 12,32 bis 14,7 Ctr.
                              Wagengewicht kam. Die Wagen waren dabei nur 5,05 bis 14,2 Proc. der Gesammtzeit in
                              wirklichem Dienst. Ebenso wird zweitens die Ausnutzung der Güterwagen ermittelt. Die
                              mittlere Belastung ergibt sich zu 46,8 Proc. der Ladefähigkeit und 16,7 Proc. des
                              Eigengewichts bei der sächsisch-böhmischen Bahn, und zu 44,2 Proc. der
                              Ladefähigkeit und 54,2 Proc. des Eigengewichts bei der sächsisch-schlesischen
                              Bahn, weil bei ersterer Bahn mehr bedeckte Güterwagen Verwendung finden. Bringt man
                              auch das Personengewicht (à 1,5 Ctr.) mit in
                              Ansatz, so erhält man für die durchschnittliche Zusammensetzung der Züge:
                           
                              
                                 
                                 auf der sächsisch-böhmis.
                                 sächsisch-schlesis. Bahn.
                                 
                              
                                 Personengewicht
                                    1,55 Proc.
                                    2,17 Proc.
                                 
                              
                                 Netto-Gütergewicht
                                 16,63   „  
                                 17,57   „  
                                 
                              
                                 Maschinengewicht
                                 25,80   „  
                                 30,00   „  
                                 
                              
                                 Wagengewicht
                                 56,02   „  
                                 50,26   „  
                                 
                              
                           so daß die von der Maschine bewegte Nettolast noch nicht ganz
                              2/3 des Eigengewichts der Maschine, das Bruttogewicht des Zuges aber circa dreimal so viel betrug. Jeder Wagen war im Jahre
                              13,16 bis 20,78 Tage wirklich unausgesetzt im Dienst. Was drittens die Locomotiven
                              anlangt, so sind auf der sächsisch-böhmischen Bahn 21,9 Centner Bruttogewicht
                              1 Meile weit mit 1 Pfd. Kohks bewegt worden, so daß der Brennmaterialaufwand (Kohks
                              und Braunkohle, welche nur ungefähr 0,742 so viel leisten als Kohks) pro Brutto-Centner-Meile 0,053 und pro Netto-Centner-Meile 0,2933 Pfennige
                              betrug. Auf der sächsisch-schlesischen Bahn, wo ebenfalls Kohks und
                              Braunkohle gefeuert wurden, betrugen diese Kosten resp. 0. 083 und 0,424 Pfennige,
                              da nur 17,17 Ctr. Bruttogewicht 1 Meile weit mit 1 Pfd. Kohks geschafft wurden. Die
                              Löbau-Zittauer Bahn feuerte nur Kohks und brauchte pro Brutto-Centner-Meile 0,100, pro Netto-Centner-Meile 0,485 Pfennige Brennmaterial, wobei
                              14. 33 Ctr. Bruttogewicht 1 Meile weit mit 1 Pfd. Kohks bewegt wurden. Vergleicht
                              man bei den drei Bahnen den Brennmaterialverbrauch, so hat man
                           
                              
                                 
                                   pro Achsmeile
                                   pro Brutto-Ctr.
                                 
                              
                                 sächsisch-böhmische
                                    Bahn      
                                 3839 Pfd. Kohks
                                 0,0456 Pfd. Kohks
                                 
                              
                                 sächsisch-schlesische   „
                                 4729  
                                    „       „
                                 0,0582  
                                    „       „
                                 
                              
                                 Löbau-Zittauer           
                                    „
                                 5735  
                                    „       „
                                 0,0698  
                                    „       „
                                 
                              
                           woraus zugleich zu erkennen ist, eine wie unsichere Grundlage
                              der Aufwand pro Achsmeile gibt. Rechnet man allen
                              Aufwand für Verwaltung, Bahnunterhaltung, Zugkraft, Reparaturen u.s.w. so ergibt
                              sich der Aufwand
                           
                           
                              
                                 
                                 pro
                                    Brutto-Cntr.-Meile.
                                 pro Netto
                                    Cntr.-Meile.
                                 
                              
                                 sächsisch-böhmische
                                    Bahn      
                                 0,687 Pf.
                                 3,78 Pf.
                                 
                              
                                 sächsisch-schlesische    „
                                 0,625  „  
                                 3,47  „  
                                 
                              
                           Von anderweitem Materialaufwand erfahren wir viertens, daß der durchschnittliche
                              Eisenverlust durch Abdrehen
                           
                              
                                 bei Trieb- und Kuppelrädern
                                 41,5 Pfd. pro Rad
                                 
                              
                                  „   Vorderrädern
                                 36,0    „      „
                                 
                              
                                  „   Tenderrädern
                                 29,0    „      „
                                 
                              
                                  „   Personen- und
                                    Packwagenrädern    
                                 24,3    „      „
                                 
                              
                           beträgt, und daß auf der Bahn ungefähr 1/4 so viel verloren
                              geht. Ueber die Schwellenbenutzung wird angegeben, daß in dem zehnjährigen Zeitraume
                              von 1846 bis Ende 1856 62,4 Proc. sämmtlicher Schwellen ausgewechselt werden mußten,
                              wobei die stärksten Auswechslungen in das sechste bis zehnte Jahr fielen.
                              (Notizblatt des „Civilingenieur“, 1859, Nr. 4.)
                           
                        
                           Probe zur Erkennung der Eisenbahnwagen-Federn aus
                              Gußstahl.
                           Bei den anerkannten Vorzügen der Federn aus Gußstahl vor solchen aus Cement-
                              oder Puddelstahl, welche letzteren in Folge des niemals ganz homogenen Materials
                              sich im Gebrauch allmählich abstumpfen und nach nicht zu langer Zeit eingewechselt
                              werden müssen, ist eine besondere Aufmerksamkeit gegen betrügerische Täuschungen
                              erforderlich, welche von manchen, namentlich englischen Lieferanten, versucht wird.
                              Folgende einfache Probe läßt sofort erkennen, ob man Gußstahlfedern erhalten hat,
                              oder nicht. Man nehme aus etwa sechs Federn je ein Blatt heraus, mache es
                              rothglühend, schmiede die glühende Stelle mit circa 20
                              kräftigen Hammerschlägen, lösche schnell in Wasser ab und zerschlage das Stück, wenn
                              das Wasser abgetrocknet ist; ist der Bruch nicht ganz gleichmäßig, sondern
                              splitterig und faserig, oder gar schwarz gesteckt, so hat man keinen Gußstahl.
                              (Eisenbahnzeitung, 1858.)
                           
                        
                           Das Raketengeschoß, von Henry W. Reveley.
                           Unter diesem Titel bringt das Journal of the Society of
                                 arts, 1859 Nr. 334, einen neuen Vorschlag zur Verbesserung der
                              Schießwaffen, der so ganz eigenthümlicher Art ist, daß wir nicht anstehen, unsern
                              Lesern das Wesentliche aus demselben in Folgendem mitzutheilen.
                           Während bisher die Geschosse stets aus Röhren geworfen wurden, die nach jedem Schuß
                              aufs Neue geladen werden mußten, will der Erfinder der neuen Schießwaffe das
                              umgekehrte Princip zur Anwendung gebracht wissen. Das was fortgeschleudert wird,
                              soll geladen werden, das Geschütz selbst aber keine Ladung erhalten. Die Vortheile
                              dieses neuen Schießapparats sollen darin bestehen, daß man jedes beliebig schwere
                              Geschoß werfen könne, ohne, wie bisher, durch die nicht hinlänglich festen
                              Geschützröhren beschränkt zu seyn, sowie daß die größte Raschheit des Feuerns mit
                              der größten Sicherheit der Bedienungsmannschaft hiebei zu erzielen sey.
                           Ein 10zölliges Raketengeschoß besteht nach der Beschreibung des Erfinders in der
                              Hauptsache aus einem cylinderförmigen gußeisernen Dorn, der mit zwei Zapfen auf der
                              Lafette ruht. An seinem hinteren Ende ist ein schweres Stück Metall angebracht. Das
                              was geworfen wird, das Projectil, gleicht von außen der eisernen Kapsel einer
                              Congreve'schen Rakete; es ist mit einer Höhlung von 10 Zoll Durchmesser versehen, so
                              daß es an dem Dorn leicht gleiten kann. In diese Höhlung und rund um dieselbe wird
                              das nöthige Pulver gebracht. Der spitze Kopf des Geschosses kann beliebig schwer und
                              fest oder auch noch mit einem weiteren hohlen Raum von conischer Form versehen seyn,
                              um Sprengpulver, flüssiges Feuer oder irgend einen anderen, noch zerstörender
                              wirkenden Zündstoff aufzunehmen. Wo genaue Richtung des Schusses gefordert wird, muß
                              der Dorn abgedreht und der kurze hintere Theil des Geschosses so weit überarbeitet
                              seyn, daß Dorn und Höhlung genau in einander passen. Wenn man will, können auch Züge
                              angebracht werden. Jedes Geschoß hat seine eigene Ladung und sein besonderes
                              Zündloch, man hat dasselbe nur auf den Dorn zu stecken, Zündkraut aufzuschütten und
                              zu feuern. All dieß geht, wie der Erfinder durch eine Reihe von Versuchen gefunden
                              haben will, sehr rasch, und in ganz kurzer Zeit soll eine Menge der schwersten
                              Geschosse geschleudert werden können. Das Aufstecken auf den Dorn geschieht mit der
                              Hand, bei schweren Geschossen mit Hülfe von Krahnen. Das System soll auch auf
                              Handwaffen anwendbar seyn.
                           Der Erfinder glaubt, daß so construirte Schießwaffen wohlfeiler, als die bisher
                              üblichen zu stehen kommen, neben dem, daß ihre Wirkung eine viel zerstörenden sey.
                              (Württembergisches Gewerbeblatt, 1859, Nr. 18.)
                           
                        
                           Der neue Oeffner für Schafwolle; von Prof. C. H. Schmidt in Stuttgart.
                           Im Spinnereifach ist eine möglichst hohe Vollkommenheit der Vorbereitungsmaschinen
                              ein Gegenstand, dem man nicht genug Aufmerksamkeit widmen kann, da gerade diese
                              Maschinen von so wesentlichem Einfluß auf die Operationen und die Erhaltung der
                              Maschinen und in Folge dessen auch auf die Güte des Produktes sind. In der
                              Baumwoll- und Kammwollspinnerei hat man dieß längst erkannt und eine große
                              Anzahl neuer Maschinen zum Auflockern und Reinigen der Wolle eingeführt, wogegen die
                              Streichwollspinnerei verhältnißmäßig sehr langsam fortschreitet. Die meisten
                              Spinnereien arbeiten heute noch, wie vor einem halben Jahrhundert, mit dem alten
                              einfachen Wolf, und alle neueren Maschinen, z.B. der englische Klettenwolf, der
                              Wiede'sche Ventilatorwolf u.s.w. haben im Ganzen sehr wenig Verbreitung
                              gefunden.
                           In der neuesten Zeit wird von Theod. und Ernst Wiede in
                              Chemnitz eine den Wolf ersetzende Maschine, ein sogenannter Deffner gebaut, welcher die Aufmerksamkeit der Schafwollspinner in hohem
                              Grade verdient. Diese Maschine bewirkt nicht nur eine durchgreifende Auflockerung und Oeffnung der
                              Wolle, sondern zugleich auch eine vollständige Reinigung
                              derselben von Kletten und anderen Unreinigkeiten, wobei letztere sorgfältig von
                              allen brauchbaren Fasern befreit werden, so daß der Abgang auf den möglichst kleinsten Betrag
                              reducirt wird. Dieser Oeffner hat bereits Eingang in mehreren Spinnereien gefunden,
                              und seit einiger Zeit ist auch ein Exemplar desselben in der Spinnerei der HHrn.
                              Gebr. Hartmann in Eßlingen
                              in Thätigkeit.
                           Die Anordnung und Arbeitsweise der Maschine ist in der Hauptsache folgende.
                           Die auf ein fortschreitendes Lattentuch aufgelegte Wolle wird durch Speisewalzen
                              einem Schläger zugeführt. Dieser besteht aus sechs mit Stahlspitzen besetzten
                              Stäben, welche haspelartig mit einer per Minute 1200 bis 1500mal umlaufenden Welle
                              verbunden sind. Unter diesem Schläger ist ein aus Eisenstäben gebildeter Rost
                              angebracht, welcher dem Staube und anderen beim Schlagen ausfallenden Unreinigkeiten
                              den Durchgang gestattet. Die geschlagene Wolle wird auf ein zweites, ebenfalls in
                              fortschreitender Bewegung befindliches Lattentuch geworfen, auf welchem eine
                              rottende Siebtrommel sich befindet, deren innerer Raum mit einem Ventilator
                              communicirt, so daß eine weitere Partie Staubtheilchen durch den Beschlag der
                              Trommel hindurch angesaugt und aus der Wolle entfernt werden. Durch beschlagene
                              Walzen wird die auf dem Umfange der Siebtrommel haftende Wolle abgestreift und einer
                              größeren Walze, der sogenannten Klettenwalze, zugeführt; diese soll eine Trennung
                              der aufgelösten Wollfasern von den noch unaufgelösten, zu Knoten vereinigten,
                              bewirken, und zugleich auch noch alle größeren Unreinigkeiten entfernen. Zur
                              Erreichung dieses doppelten Zweckes ist dieselbe auf eigenthümliche Weise
                              vorgerichtet. Auf dem Umfange der Trommel ist parallel zur Achse derselben eine
                              größere Anzahl feingezahnter Stahlschienen befestigt, deren Zähne so wenig über den
                              Trommelumfang hervorragen, daß nur die feineren aufgelösten Wollfasern zwischen
                              dieselben einzudringen vermögen, alle größeren Theile hingegen, als Knoten, Kletten
                              u.s.w., am Eindringen verhindert und auf der Oberfläche zurückgehalten werden. Diese
                              außerhalb der Zähne befindlichen Theile werden durch eine rotirende Bürstenwalze abgenommen und auf ein
                              drittes Lattentuch geworfen, welches in angemessener Höhe über sämmtlichen bisher
                              erwähnten Maschinentheilen fortläuft und so bewegt wird, daß es die aufgenommenen
                              Wollstocken u. dgl. wiederum dem ersten Lattentuche zuführt, so daß diese Theile
                              nochmals die ganze Maschine passiren müssen. Die von den Zähnchen der Schienen
                              aufgenommenen Fasern werden durch einen zweiten Bürstapparat ausgekämmt und
                              verlassen hierauf die Maschine. Der Preis der Maschine beträgt 1200 Thlr.
                              (Württembergisches Gewerbeblatt, 1859, Nr. 16.)
                           
                        
                           Comprimirte Braunkohlenziegeln.
                           Allgemein bekannt dürfte es seyn, daß seit einigen Jahren in der Provinz Sachsen
                              Fabriken entstanden sind, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, aus den reichen
                              Braunkohlenlagern durch Bereitung von Oelen und Kerzen einen höhern Ertrag zu
                              erzielen, als dieß durch Verkauf der Kohlen als Brennmaterial möglich ist. Diese
                              Fabriken konnten lange Zeit zu keinem rechten Gedeihen kommen.
                           Die Wahl von ungeeigneten Kohlen, die technisch unvollkommenen Fabrikanlagen und die
                              Unerfahrenheit der Betriebsbeamten waren wohl im Allgemeinen die Hindernisse, die
                              erst durch gewonnene Erfahrungen beseitigt werden konnten. Seitdem dieß mehr oder
                              weniger gelungen ist, machen schon einige dieser Fabriken recht gute Geschäfte, und
                              ihre Fabrikate – Photogen, Solaröl und Paraffinkerzen – haben sich
                              bereits einen nicht unbedeutenden Markt erobert und treten nicht selten als
                              Concurrenten mit anderen Beleuchtungsstoffen auf. Gelingt es, die Braunkohlenöle von
                              dem ihnen anhaftenden üblen Geruche zu befreien, auch die dazu erforderlichen Lampen
                              noch mehr zu vervollkommnen, dann wird ihnen, wenn auch nicht all-, doch
                              vielseitig der Vorzug vor dem Rüböle eingeräumt werden. Ihre größere Wohlfeilheit
                              und stärkere Leuchtkraft dürften ihnen den Sieg verschaffen.
                           Eine zweite Manipulation, durch welche man der Braunkohle einen höheren Werth zu
                              geben bemüht ist, besteht in einem eigenthümlichen Zusammenpressen derselben. Die
                              damit früher gemachten Versuche, wo man die Kohlen mit Wasser anknetete, oder sie in
                              ihrer Grubenfeuchtigkeit zu pressen versuchte, sind alle mehr oder weniger
                              gescheitert. Das neuerdings versuchte Verfahren, wobei man die Kohlen bis zur
                              Theerentwickelung erhitzt und dann erst preßt, scheint zum gehofften Ziele zu
                              führen. Es entstehen dadurch in der That Kohlensteine, die wesentlich verschieden
                              sind von jenen losen, in Ziegelformen gebildeten Brocken, die man seither ganz
                              unverdientermaßen Kohlensteine zu nennen pflegte. (Wochenschrift des schlesischen
                              Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1859, Nr. 16.)
                           Die Redaction unserer Quelle bemerkt, daß die eingesandten Proben eine ausgezeichnete
                              Dichtigkeit und Härte zeigen, glänzend braunschwarz und außer auf dem Bruche kaum
                              von Steinkohlen zu unterscheiden sind. Das angewendete Verfahren ist mit dem vom
                              Oberpostrath Exter in München erfundenen und zuerst auf
                              Torf angewendeten (polytechn. Journal Bd. CXLVIII
                                 S. 148) identisch.
                           
                        
                           Verfahren zum Pressen des Torfes, von P. Crane.
                           Patrick Crane, Angestellter bei den Werken der
                              irländischen Torfcompagnie zu Athy in Irland, ließ sich am 26. Juni 1858 folgendes
                              Verfahren zum Pressen des Torfes für England patentiren. Er sagt: „Nachdem
                                 der Torf aus dem Moor in geeigneten Stücken oder Soden gestochen worden ist,
                                 umhülle ich diese (auf allen Seiten) mit einem starken Tuch, welches aus
                                 Pferdehaaren, Kokosfasern, Wollen- oder Hanfgarn in der Art gewoben ist,
                                 daß das Wasser aus den Torfsoden, wenn auf dieselben der erforderliche Druck
                                 ausgeübt wird, unbehindert austreten kann, ohne daß der Torf selbst
                                 herausgepreßt wird. Die mit dem Tuch umhüllten Torfsoden bringe ich zwischen die
                                 starken eisernen Platten einer hydraulischen Presse, lasse, nachdem die Presse
                                 gefüllt ist, den Druck anfangs langsam steigen, bis ein beträchtlicher Theil des
                                 Wassers ausgepreßt worden ist, worauf der Druck schneller verstärkt und hernach auf den höchsten
                                 Grad (auf wenigstens 4000 Centner) gesteigert werden kann. Nachdem man die
                                 Torfstücke aus ihrer Hülle genommen hat, läßt man sie entweder an freier Luft
                                 auf Gestellen trocknen, welche so angeordnet sind, daß der Regen den Torf nicht
                                 treffen kann, oder bringt sie in ein Trockenhaus, welches auf irgend eine Weise
                                 geheizt wird; in beiden Fällen dürfen die Torfstücke nicht zu nahe an einander
                                 gestellt werden, damit die Luft um dieselben circuliren kann. Die Vortheile
                                 dieses Verfahrens sind: 1) daß der Torf in jeder Jahreszeit in wenigen Tagen
                                 getrocknet werden kann, 2) daß die nach diesem Verfahren dargestellten
                                 Torfziegel viel weniger Feuchtigkeit enthalten, als nach der alten Methode; 3)
                                 daß das Pressen das Volumen des Torfes vermindert, wodurch derselbe viel
                                 transportabler wird.“ (Repertory of
                                 Patent-Inventions, März 1859, S. 229.)
                           Das Princip des Patentträgers, nämlich das Pressen des Torfes zwischen einem Tuche
                              welches dem Wasser den Austritt gestattet, wendet der Maschinen- und
                              Thurmuhren-Fabrikant Johann Mannhardt in München
                              bei der von ihm construirten Maschine zum continuirlichen Pressen des rohen Torfes
                              zwischen Walzen an.
                           Die Redaction.
                           
                        
                           Entwässerung der Kleesäure, nach O. L. Erbmann.
                           Schon Turner gibt an, daß Kleesäure bei 21° C. über
                              gebranntem Kalke oberflächlich verwittert; bei 100° C. verlieren die
                              Krystalle allmählich alles Wasser. Der Verf. hat gefunden, daß krystallisirte
                              Kleesäure über concentrirter Schwefelsäure nach acht Tagen vollständig entwässert
                              wird. Er empfiehlt aus diesen Gründen, zur Bereitung der Normalsäure für
                              Maaßanalysen nicht, wie Mohr vorschlägt, krystallisirte,
                              sondern entwässerte Kleesäure zu nehmen. (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXV S.
                              213.)
                           
                        
                           Neue Verwendung des Specksteines.
                           Aus Nürnberg wird uns mitgetheilt, daß Bestellungen von bedeutenden Quantitäten
                              Specksteines nach England vor nicht gar langer Zeit, auffallend geworden sind.
                              Nähere Erkundigungen hierüber haben die Nachricht gebracht, daß ein Theil derselben
                              in Tapetenfabriken, der größte Theil aber zur Seifenfabrication dort verwendet wird,
                              denn der Speckstein löst sich leicht mit seinem Kieselerdegehalt in Aetzlauge auf zu
                              Wasserglas und vertragt hier noch einen Zusatz von Thran oder Olein. (Kunst-
                              und Gewerbeblatt für Bayern, 1859 S. 190.)
                           
                        
                           Verfahren zur Gewinnung des Glycerins aus der Unterlauge der
                              Seifensieder, von H. Reynolds
                              in London.
                           Man dampft die Unterlauge in einer offenen Pfanne über freiem Feuer ab; die dabei am
                              Boden der Pfanne sich absetzenden Salze werden von Zeit zu Zeit herausgeschafft und
                              in ein trichterförmiges Gefäß gefüllt, um die von ihnen abtropfende Flüssigkeit zu
                              sammeln und in die Abdampfpfanne zurückzugeben. Man erhält das Niveau der
                              Flüssigkeit beim Abdampfen constant, indem man einen Speisebehälter anwendet, dessen
                              Ausfluß durch einen Kugelhahn regulirt wird. Nachdem die Flüssigkeit ihre größte
                              Dichtigkeit bezüglich ihres Glyceringehalts (nicht die wirkliche Dichtigkeit, welche
                              der Aräometer angibt) erreicht hat, was man daran erkennt, daß ihr Siedepunkt
                              beiläufig 109° C. beträgt, bringt man sie in eine Destillirblase. In der
                              Blase wird die Temperatur der Flüssigkeit so gesteigert, daß sie auf deren
                              Oberfläche oder wenige Zolle unter derselben beiläufig 193° C. beträgt,
                              worauf man einen Strom
                              von gewöhnlichem Hochdruckdampf oder von überhitztem Dampf durch die obere Schicht
                              der heißen Flüssigkeit richtet, die Temperatur des eingetriebenen Dampfes muß so
                              lange regulirt werden, bis das Glycerin übergeblasen ist, denn wenn die Temperatur
                              zu hoch stiege, so könnte das Glycerin theilweise in Acrolein verwandelt werden.
                              – Patentirt in England am 10. Juni 1858. (London
                                 Journal of arts, März 1859, S. 160.)
                           
                        
                           Verfahren zum Conserviren der Bestandtheile des Eies und
                              derjenigen des Blutes; von A. Mosselmann.
                           Mein Zweck ist, längere Zeit conserviren zu können:
                           1) das Albumin oder Eiweiß und das klare Serum des Blutes (Blutwasser), welche in
                              flüssigem oder in getrocknetem Zustande an die Zeugdruckereien etc. verkauft werden
                              sollen;
                           2) das Albumin oder Eiweiß und das Blutserum oder das geschlagene Blut, welche im
                              flüssigen oder getrockneten Zustande zum Klären des Weins etc. verkauft werden
                              sollen;
                           3) das Eigelb, welches entweder in flüssigem Zustande (in Zinkgefäßen) oder in
                              getrocknetem Zustande zum Bearbeiten der Häute (an die Weißgerber) verkauft werden
                              soll.
                           Mein Verfahren besteht darin, daß ich der zu conservirenden Substanz beiläufig 5
                              Proc. ihres Gewichts neutrales schwefligsaures Natron entweder als Pulver oder als
                              concentrirte Lösung zusetze.
                           Das mit schwefligsaurem Natron versetzte Eiweiß besitzt den Vorzug, daß es sich
                              weniger leicht zersetzt. Zum Klären oder Schönen des Weins bestimmt, hat es die
                              dreifache Eigenschaft, den Wein durch das Albumin zu klären, ihn durch die
                              schweflige Säure zu schwefeln und ihn durch das Natron mild zu machen, indem dieses
                              einen Theil der Säure des Weins sättigt.
                           Das mit schwefligsaurem Natron gemischte Eigelb conservirt sich, sogar an der Luft,
                              viel länger als das nicht präparirte.
                           Seitdem ich mir dieses Verfahren (mitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CXL S. 392) patentiren ließ, hat mir die
                              Erfahrung gelehrt, daß das schwefligsaure Natron, welches ich zum Conserviren des
                              Albumins anwandte, das ich sowohl im flüssigen als im trockenen Zustande an die
                              Zeugdrucker, Vergolder etc. verkaufe, nicht ohne Nachtheile war, namentlich für
                              gewisse Pflanzenfarben, wenn der Druckfarbe eine etwas beträchtliche Quantität
                              schwefligsauren Natrons zugesetzt werden muß, wie in dem Falle wo das der Farbe
                              beigemischte Eiweiß sich in warmen Drucklocalitäten und bei freier Berührung mit der
                              Luft conserviren soll.
                           Aus diesem Grunde kam ich auf den Gedanken, einen mehr oder weniger beträchtlichen
                              Theil des schwefligsauren Salzes durch eine andere antiseptische Substanz zu
                              ersetzen, welche diese Nachtheile nicht veranlaßt. Ich wählte das rectificirte
                              leichte Steinkohlentheeröl, welches im Handel unter dem Namen Benzin vorkommt; statt desselben kann man aber auch Terpenthinöl und
                              andere Kohlenwasserstoffe anwenden. (Moniteur industriel, Mai 1859, Nr.
                                 2349.)