| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. , S. 313 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Verbreitung der Nähmaschinen in Nordamerika.
                           Nach dem Scientific American beschäftigt das
                              Etablissement von Wheeler und Wilson regelmäßig 400 Arbeiter mit Anfertigung von Nähmaschinen. Auf das
                              Unternehmen wurde ein Capital von 1,250,000 fl. verwendet. Im letzten Vierteljahr
                              wurden hier 4700 Maschinen gefertigt und gegenwärtig werden Tag für Tag 100 Stück
                              fertig geliefert und verkauft. Sämmtliche Maschinentheile werden nach denselben Modellen gearbeitet,
                              so daß man sie nach Belieben von einer Maschine auf eine andere von gleicher Größe
                              übertragen und, wenn zerbrochen oder abgenützt, von der Fabrik neu beziehen kann.
                              Der Preis einer Maschine stellt sich je nach der Größe auf 125 bis 250 fl.; zu
                              letzterem Preis werden am meisten abgesetzt. – Eine andere sehr große
                              Maschinenwerkstätte von Grover und Baker besteht in Boston; aus ihr gingen im Jahr 1858 14,000 Nähmaschinen
                              hervor, die meisten zu einem Preis von 250 fl. Allein schon mit Anfertigen der
                              Gestelle und verzierten Deckel für die verkauften Maschinen sind beständig 150
                              Schreiner beschäftigt. Der Absatz geschieht zum größten Theil nach Südamerika, viele
                              Maschinen gehen aber auch nach England. – Die Fabrik von J. M. Singer und Comp. liefert 350
                              Maschinen per Woche, und es werden Anstalten getroffen, ihre Leistungsfähigkeit in
                              nächster Zeit noch zu vergrößern. Die Maschinen kosten von 125 bis zu 312 1/2 fl.
                              Die theuersten sind ebenfalls die gesuchtesten. Ein Zweiggeschäft wurde von
                              denselben Unternehmern in Glasgow gegründet; im letzten Jahre wurden von demselben
                              um mehr als 300,000 fl. Maschinen verkauft. – In jeder Werkstätte Amerika's,
                              wo Näharbeit irgend welcher Art vorkommt, werden Nähmaschinen angewendet; bei
                              mehreren Familien sind sie schon als Hausgeräthe eingebürgert, und wenn man bedenkt,
                              daß Nähmaschinen von dem Preis von 12 1/2 fl. an aufwärts in New-York und
                              jeder andern Stadt in Amerika zu haben sind, so wird man noch unter der Wahrheit
                              bleiben, wenn man die Zahl der dort wöchentlich verkauften Nähmaschinen zu 1500
                              Stück annimmt. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1859, Nr. 20.)
                           
                        
                           Beitrag zur Beantwortung der Frage über die Zulässigkeit der
                              Stein, oder Dachpappe zu Dachbedeckungen mit Rücksicht auf ihr Verhalten gegen
                              Feuer; von Professor Dr. Rühlmann.
                           Bald nach Veröffentlichung eines Aufsatzes „das Neueste über
                                 Dachbedeckungen aus Steinpappe“ im Jahrgang 1858 (S. 115) der
                              Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins (polytechn. Journal Bd. CXLIX S. 226), erhoben sich, ungeachtet
                              mannichfacher vorgelegter amtlicher Zeugnisse, besonders in der Stadt Hannover und
                              deren Nähe, wiederholte Zweifel einflußreicher Personen über die Feuergefährlichkeit
                              der Dachpappe, namentlich aber über die Pappe, welche die Fabrik des Hrn. Feddersen zu Harburg lieferte,
                              wodurch sich letztgedachter Herr veranlaßt fand, den Hrn. Hauptmann Jüngst vom königl. hannoverschen
                              Ingenieur-Corps, Hrn. Bauinspector
                                 Debo Hierselbst und mich zur Beurtheilung der fraglichen
                              Feuergefährlichkeit und Ausstellung eines Gutachtens aufzufordern.
                           Sowohl zur thatsächlichen Begründung des letzteren, als auch um den Betheiligten der
                              Residenzstadt Hannover durch eigene Anschauung und Erfahrung Gelegenheit zur
                              Beurtheilung der Feuergefährlichkeit der Pappdächer zu geben, wurden sorgfältige,
                              öffentliche Versuche angestellt, von welchen im Nachstehenden die Rede seyn
                              soll.
                           
                              
                                 Erster Versuch
                                 
                              (am 24. Juni 1858).
                              Auf dem Bauplatze der neuen hannoverschen EisengießereiVor dem Egidienthore, Fabrikstraße 1. (Von der Eisenbahnstraße zur
                                       kleinen Bult links). waren zwei Satteldächer von etwa 10 Fuß Länge, 7 1/2 Fuß Breite und 1
                                 2/3 Fuß Höhe auf je 6 Ständern ohne Wände errichtet; die Höhe des Dachrandes
                                 über der Erde betrug 4 3/4 Fuß. Das eine derselben war mit einzölligen tannenen
                                 Dielen und darüber mit Steinpappe aus der Fabrik von Feddersen zu Harburg, das andere mit englischem Schiefer auf Latten
                                 gedeckt.
                              Das Wetter war trocken bei geringem Luftzuge.
                              
                              Auf beiden Dächern wurden gleichzeitig Haufen von tannenen Scheiten und Spänen
                                 von etwa 4 Quadratfuß Fläche und 1 Fuß Höhe auf der Windseite lose aufgehäuft
                                 und angezündet. Auf dem mit Steinpappe bedeckten Dache erweichte sich in Folge
                                 der Hitze der in dem Anstriche und der Pappe selbst enthaltene Theer und
                                 entwickelte sich als Gas, welches in niedriger über einen Theil der Dachfläche
                                 fortkriechender Flamme verbrannte und, nachdem der Theergehalt verzehrt war, von
                                 selbst erlosch. Nach etwa 4 Minuten kamen unterhalb der Dachfläche zwischen den
                                 Fugen der Verschalung hindurch Dämpft zum Vorschein, welche jedoch an lebendigem
                                 Feuer nicht zündeten.
                              Die Verschalung selbst sing um diese Zeit an unter der Feuerstelle ein wenig
                                 erwärmt zu werden, behielt aber in der nächsten Umgebung des Feuers eben so ihre
                                 frühere Temperatur, wie die Steinpappe selbst. Ein Durchtropfen des erweichten
                                 Theers wurde nicht bemerkt. Nach etwa 8 Minuten erlosch das Feuer auf dem Dache
                                 und ergab sich nach sorgfältiger Entfernung der zurückgebliebenen Asche, daß die
                                 Pappe auf der Brandstelle selbst völlig ausgeglüht und in eine zusammenhängende
                                 Kohle mit schiefrigem Bruche verwandelt, die darunter befindliche Verschalung
                                 aber auf 1/8 Zoll verkehlt war.
                              Auf dem Schieferdache war das Feuer nach derselben Zeit erloschen und waren in
                                 Folge desselben die Schiefer auf der Brandstelle gesprungen, die Latten ein
                                 wenig gebrannt.
                              Nach vorgenommener Wiederherstellung der Dächer in dem ursprünglichen Zustande
                                 wurden unter beiden helllodernde Feuer von leeren Tonnen, Holzscheiten und
                                 Spänen angezündet, so daß die ganze untere Seite der Dächer von der Flamme
                                 berührt wurde, nach etwa 5 Minuten wurde durch Nachlegen das Feuer von Neuem
                                 angeregt.
                              Bei dem mit Steinpappe bedeckten Dache faßten zunächst nur die Ständer, Rahmen
                                 und die äußeren Sparrengebinde Feuer, da der vollständige durch die Pappe
                                 bewirkte Abschluß eines Luftzuges nach oben das Feuer im Innern nicht fassen
                                 lassen wollte. Erst nach dem durch die Hitze erfolgten Lösen des Theergehalts
                                 der Pappe und dem in Gasform stattfindenden Zutritt zu dem bis dahin langsam
                                 fortschreitenden Feuer wurde letzteres intensiver und flammte am Dachwerke
                                 heftig auf, während an der Verschalung unter dem Dache die Flamme sich
                                 vorzugsweise an den Fugen hielt, woselbst sie durch die entweichenden Gase
                                 genährt wurde. Nach dem Verbrennen des Theers mäßigte sich der Gang des Feuers,
                                 verbreitete sich aber nach und nach über die ganze untere Dachfläche.
                              Die Steinpappe selbst blieb dabei unversehrt und leitete die Wärme sehr wenig, so
                                 daß man ohne merkliche Empfindung derselben die Hand darauf legen konnte. Erst
                                 nachdem etwa 20 Minuten nach Beginn des Feuers der Einsturz des Daches mit
                                 einzelnen Sparrentheilen und Schalbretern begann, riß die Pappe, wobei die Risse
                                 durch aufzüngelnde Flammen deutlich hervortraten Nach 23 Minuten war der
                                 vollständige Einsturz des Daches erfolgt. Die theils an den noch stehenden
                                 Standern hängen bleibende, theils auf die Erde in das Feuer fallende Pappe
                                 vermehrte für den Augenblick die Heftigkeit desselben, indem der Rest des
                                 Theergehalts derselben jetzt auf einmal entzogen wurde und zur Flamme hinzutrat,
                                 verbrannte aber nicht zu Asche, sondern verblieb in zusammenhängenden großen
                                 Stücken in dem schon früher erwähnten verkohlten Zustande mit schiefrigem
                                 Bruche.
                              Bei dem Schieferdache hatte in Folge des zwischen den Schiefersteinen hindurch
                                 stattfindenden Luftzuges das Feuer sich rascher verbreitet und war, auch in
                                 Folge der schwereren Belastung, der Einsturz des Daches nach 13 Minuten
                                 erfolgt.
                              Als Resultat dieses Versuchs ergibt sich Folgendes:
                              Bei der Beurtheilung des Verhaltens der Steinpappe gegen Feuer sind die beiden
                                 Fälle zu unterscheiden, wo das Feuer von Außen durch Entzünden von einem andern
                                 Brande her, vorzugsweise durch Flugfeuer erfolgt, oder wo es von einem im Innern
                                 des Hauses entstandenen Brande herrührt. Für den ersteren Fall war das Feuer auf den Dächern, für den zweiten unter denselben angezündet. Bei der Beobachtung des
                                 auf dem Dache brennenden Feuers ergab sich eine so geringe und so langsame
                                 Einwirkung desselben auf die Pappe und das darunter liegende Holzwert, daß ein
                                 Löschen desselben, sey es durch Flugfeuer oder directe Berührung von der Flamme
                                 eines nahe stattfindenden Brandes hervorgegangen, um so mehr als sehr leicht zu
                                 bewerkstelligen erscheint, da die zulässige geringe Neigung der mit Steinpappe zu
                                 deckenden Dächer ein völlig sicheres Bewegen der Menschen auf denselben zuläßt.
                                 Dabei ist als ein Vorzug für die Steinpappe anzuführen, daß ein auf das Dach
                                 fallender brennender Gegenstand von nicht zu großen Gewichte ein mit Steinpappe
                                 gedecktes Dach nicht zerstören wird, während er bei einem Schiefer- oder
                                 Ziegeldache hindurchschlagen und dann leicht zünden würde. Wenn nun schon
                                 hiernach mit Rücksicht auf Feuer von außen das
                                 Steinpappedach den mit Schiefer oder Dachziegeln gedeckten Dächern nicht
                                 nachzustellen ist, so erschien es doch wünschenswerth, einen wiederholten länger
                                 andauernden Versuch mit auf dem Dache angezündetem Feuer zu machen, um
                                 beurtheilen zu können, ob die nach 8 Minuten zum Vorschein gekommene Verkohlung
                                 der Verschalung auf 1/8 Zoll Tiefe bei längerem Anhalten des Feuers auf eine
                                 gefährlich erscheinende Weise sich ausdehnen wird.
                              Hinsichtlich der Entzündung von Innen erscheinen
                                 zunächst als Nachtheile der Steinpappe:
                              1) die Verstärkung der Intensität eines entstehenden Feuers durch den von der
                                 Hitze herausgeleckten Theer;
                              2) die Vermehrung der Heftigkeit desselben durch das Holzwerk der Dachverschalung
                                 und den noch vorhandenen Theergehalt der Pappe beim Einsturze des Daches.
                              Dagegen sind aber als überwiegende Vortheile anzuführen:
                              1) der durch ein Pappdach erfolgte vollständige Abschluß des Luftzuges, wodurch
                                 die Verbreitung eines entstehenden Feuers sehr gehemmt werden muß;
                              2) der bei weitem später erfolgende Einsturz des Daches, woraus sich die
                                 Möglichkeit eines besseren Löschens des Feuers und vollständigen Rettens der im
                                 Hause vorhandenen Menschen und Gegenstände ergibt;
                              3) die schon oben erwähnte durch die geringe Dachneigung entstandene Sicherheit
                                 der Bewegung auf dem Dache selbst und den Dächern der etwa gleichfalls mit Pappe
                                 gedeckten benachbarten Häuser, von wo eine sichere Direktion der Löschmaßregeln
                                 möglich ist.
                              Es möchte demnach auch gegen ein im Innern des Hauses
                                    entstandenes Feuer das Verhalten eines mit Steinpappe gedeckten Daches nicht
                                    ungünstiger zu beurtheilen seyn, als eine Bedachung mit Ziegeln oder
                                    Schiefer.
                              
                           
                              
                                 Zweiter Versuch
                                 
                              (am 8. Juli 1858).
                              Zur ferneren Untersuchung des Verhaltens der Feddersen'schen Steinpappe gegen Feuer von Außen war auf dem
                                 Kasernen-Bauplatze vor Hannover, zwischen der List und der Langenhagener
                                 Chaussee wieder ein Satteldach von 9 Fuß Länge, 8 1/2 Fuß Breite und 1 Fuß Höhe
                                 auf Ständern ohne Wände errichtet und mit Feddersen'scher Steinpappe auf einzölligen tannenen Dielen bedeckt. Die
                                 Bedeckung war seit 12 Tagen erfolgt und war der Steinpappe der gebräuchliche
                                 Ueberzug von Steinkohlentheer, Kalk u.s.w. gegeben.
                              Wegen seitdem stattgehabten häufigen Regens hatte dieser Anstrich nicht in vollem
                                 Maaße austrocknen können, was als ein Nachtheil für das Resultat der Prüfung zu
                                 bezeichnen ist, da ein völlig ausgetrockneter Anstrich dem Feuer besser
                                 widersteht.
                              Das Wetter war trocken, der Luftzug äußerst gering.
                              Auf der Windseite wurde ein Feuer von 5 Pfd. trockenen tannenen Scheiten und
                                 Spänen angezündet. Nach 3 Minuten entwickelte sich der Theergehalt wie beim
                                 ersten Versuche in Gasform und verbreitete sich die daraus hervorgehende
                                 niedrige Flamme bis auf 2 1/2 Fuß von der Brandstelle, jedoch nur windwärts Nach
                                 5 Minuten wurden wieder 5 Pfund Tannenholz aufgelegt, worauf nach 8 Minuten
                                 – von Anfang an gerechnet – unterwärts zwischen den Fugen der
                                 Verschalung Dämpfe hindurchquollen und das Holz daselbst färbten, jedoch nicht
                                 an lebendigem Feuer zündeten. Nach 11 Minuten wurden wieder 5 Pfund Holz
                                 aufgelegt, und wurde dann nach 20 Minuten das Feuer vorsichtig beseitigt, ohne
                                 daß inzwischen neue Erscheinungen beobachtet worden waren.
                              Nach Fortschaffung des Feuers brannten auf der etwa 3 1/2 Fuß im Durchmesser
                                 haltenden Brandstelle noch etwa 5 Minuten lang niedere von Theer genährte
                                 Flammen. Die Pappe
                                 und die darunter befindliche Verschalung zeigten unter der Brandstelle dieselben
                                 Erscheinungen, wie beim früheren Versuche, indem die erstere bei beibehaltenem
                                 Zusammenhange und schieferigem Bruche völlig verkohlt, letztere 1/8 Zoll tief
                                 verbrannt war. Es hatte mithin die 20 Minuten hindurch stattgefundene Einwirkung
                                 eines heftig brennenden Feuers erhebliche nachtheilige Einwirkungen auf das Dach
                                 nicht hervorgerufen.
                              Zur noch weiteren Prüfung des Verhaltens eines mit Steinpappe gedeckten Daches
                                 gegen Feuer von Außen wurde sodann auf der entgegengesetzten Seite des Daches
                                 ein Feuer von ebenfalls 5 Pfd. Tannenholz angezündet, nach 8, 20 und 30 Minuten
                                 jedesmal mit 5 Pfd. Holz genährt und nach 40 Minuten mit Wasser gelöscht.
                                 Während des Feuers waren neue Erscheinungen nicht hinzugetreten, die Pappe war
                                 auf der Brandstelle wie früher in schieferige Kohle verwandelt, die Verschalung
                                 unter derselben auf 5/8 Zoll Tiefe angekohlt.
                              Unter Wiederanwendung der bei Gelegenheit des ersten Versuchs angeführten
                                 Schlußfolgerungen und Gründe waren die Sachverständigen der Ansicht, daß die von
                                 dem Hrn. Feddersen zu
                                 Harburg gefertigte Steinpappe mit Rücksicht auf ihr Verhalten gegen Feuer
                                 unbedenklich als zulässig bezeichnet werden kann. (Mittheilungen des
                                 hannoverschen Gewerbevereins, 1859 S. 36.)
                              
                           
                        
                           Eisenbahn-Geschwindigkeiten.
                           Diese sind in den nachbenannten Ländern wie folgt:
                           
                              
                                 
                                 Personenzug.
                                 Schnellzug.
                                 Größte Geschwindigkeit.
                                 
                              
                                 
                                 Englische Meilen in der Stunde.
                                 
                              
                                 Nordamerika
                                 43
                                 86
                                 100
                                 
                              
                                 Frankreich
                                 40
                                 72
                                   86
                                 
                              
                                 England
                                 36
                                 60
                                   82
                                 
                              
                                 Deutschland
                                 36
                                 58
                                   76
                                 
                              
                           Nach diesen Angaben fährt man in Deutschland am langsamsten,
                              in Nordamerika am schnellsten, welches letztere zum Theil der geringen Anzahl von
                              Halteplätzen und den längeren Stationen zuzuschreiben ist. (Mining Journal vom 23. April 1859, durch die Wochenschrift des
                              schlesischen Vereins für Berg- u. Hüttenwesen, Nr. 20.)
                           
                        
                           Ueber Bessemer's Eisenproceß.
                           Bessemer's Eisenproceß soll
                              jetzt so wesentlich verbessert seyn, daß z.B. eine aus gewöhnlichem Roheisen durch
                              das gedachte Verfahren dargestellte Barre, nachdem sie in
                              eine Röhre von 1 Zoll Wandstärke und 4 Zoll lichter Weite verwandelt war, sich unter
                              einem Dampfhammer ausschmieden ließ, ohne die mindesten Brüche oder Risse zu zeigen.
                              (Mining Journal vom 16. April 1859, durch die
                              schlesische Wochenschrift Nr. 20.)
                           
                        
                           Franklinit als Zuschlag beim Eisenschmelzen.
                           In New-Jersey in Nordamerika kommt bekanntlich der Franklinit (eine Verbindung
                              von Zinkoxyd und Eisenoxyd) in großen Mengen vor. Da derselbe reich an Mangan und
                              vollkommen frei von Schwefel und Phosphor ist, so hat man versucht, ihn in Mengen
                              von 15 bis 20 Proc. beim Verschmelzen eines sehr unreinen Eisenerzes zuzusetzen. Das
                              Eisen, welches vorher sowohl roth- als kaltbrüchiges Stabeisen gab, soll
                              durch diesen Zusatz dem besten Eisen gleichgekommen seyn. (Mining Journal vom 16. April 1859, durch die schlesische Wochenschrift Nr.
                              20.)
                           
                        
                           
                           Ueber Wolframstahl.
                           Diese von Jacob in Wien erfundene Stahlgattung zeigt ganz
                              außerordentliche Eigenschaften, ist indessen schwer zu schmieden und in eine andere
                              Form zu bringen. Dieselbe wird nach einer Mittheilung der polytechnischen
                              Gesellschaft in Berlin hauptsachlich von dem Bochumer Verein für Stahlfabrication
                              und den Gebr. Freudenthal in Berlin fabricirt. Nach der
                              Invention befassen sich auch die HHrn. F. Köhler und Jacob im Elsaß mit deren Erzeugung, wozu sie
                              Wolfram aus den Gruben von St. Leonhard in den Vogesen verwenden. Der Wolframstahl
                              besteht aus reinem Stahl, dem im geschmolzenen Zustande manganhaltiges Wolframerz
                              zugesetzt wird; das Mangan- und Eisenoxyd des Wolfram scheiden sich dadurch
                              aus und es verbindet sich das reine Wolfram mit dem Stahl Der Wolframstahl ist der
                              härteste Stahl, welcher existirt, und ist zäher als der gewöhnliche. Man verwendet
                              ihn bis jetzt hauptsächlich zu Werkzeugen. (Arbeitgeber.)
                           Wir verweisen auf den Bericht über den von Hrn. Franz Mayer in Leoben erzeugten Wolframstahl, im
                              vorhergehenden Heft S. 178 des polytechnischen Journals. Die Redaction.
                           
                        
                           Legirungen für Kupfermünzen.
                           In Nordamerika sind jetzt Versuche angestellt worden, um statt der Scheidemünzen aus
                              reinem Kupfer Legirungen desselben mit Nickel anzuwenden, die sich durch geringeres
                              Gewicht, besseres Aussehen und größeren Widerstand gegen Abnutzung auszeichnen.
                              Bekannt ist, daß in Frankreich eine Legirung von 95 Proc. Kupfer, 4 Proc. Zinn und 1
                              Proc. Zink zu den Münzen von 10 und 5 Centimes angewendet wird und sich gut bewährt
                              hat. In England ist davon die Rede gewesen, eine Legirung mit Aluminium anzuwenden,
                              welche sich bekanntlich durch eine sehr große Festigkeit und schönes Aussehen
                              auszeichnet. (Mining Journal vom 16. Februar 1859, durch
                              die schlesische Wochenschrift Nr. 20.)
                           
                        
                           Vereinfachung des Verfahrens der Eisenanalyse nach Margueritte; von O. L. Erdmann.
                           Die Reduction des Eisenoxyds durch Zinnchlorür, von welcher schon Penny Gebrauch gemacht hat zur Bestimmung des erstern,
                              benutzt W. Wallace bei seiner Eisenprobe (polytechn.
                              Journal Bd. CXLIX S. 440) zugleich zur
                              leichten Löslichkeit derjenigen Eisenerze, welche sich sehr schwer in Salzsäure
                              lösen, wie Magneteisenstein und faseriger Rotheisenstein.
                           Da die Leichtigkeit, mit welcher sich das Eisenoxyd in einer sauren Flüssigkeit löst,
                              welcher Zinnchlorür zugesetzt ist, sich darauf gründet, daß das Oxyd leichter in
                              einer sauren Lösung von Eisenchlorür als von Eisenchlorid löslich ist, so ließ sich
                              voraussehen, daß andere Reductionsmittel, namentlich metallisches Zink, die
                              Beschleunigung der Auflösung ebenfalls hervorbringen würden. In der That erleichtert
                              metallisches Zink die Auflösung der Eisenerze in Salzsäure auf überraschende Weise.
                              Hierauf gründet sich folgende Vereinfachung des Verfahrens der Eisenanalyse nach Margueritte. Statt erst die Lösung des Eisenerzes zu
                              bereiten und diese dann mit Zink nach der gewöhnlichen Weise zu reduciren um ihren
                              Eisengehalt mittelst Chamäleonlösung zu bestimmen, bringt man ein Stück metallisches
                              Zink neben dem Eisenerze in die zur Lösung dienende Salzsäure. Die Auflösung erfolgt
                              bei den sonst schwerlöslichsten Erzen und geglühtem Eisenoxyd in der Wärme sehr
                              leicht und schnell. Die Lösung wird dann mit Wasser verdünnt und nachdem sie noch
                              eine Zeit lang mit dem Wasserstoff entwickelnden Zink gestanden hat, titrirt. Bei
                              einer Anzahl in meinem Laboratorium aufgeführter Analysen von Eisenerzen wurde
                              dieses Verfahren angewendet, und es hat sich so vortrefflich bewährt, daß ich es als
                              eine wesentliche Erleichterung der Analyse empfehlen kann. (Journal für praktische
                              Chemie, 1859, Bd. LXXVI S. 176.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Reinigung des Kupfervitriols und anderer
                              schwefelsaurer Salze von Eisen, und über die Befreiung des Wassers von Gyps; von
                              Heinrich Wurtz, Professor der Chemie in
                              Washington.
                           Um den Kupfervitriol von seinem Eisengehalt zu befreien,
                              kocht man die Lösung desselben zuerst mit etwas braunem Bleioxyd, um das
                              schwefelsaure Eisenoxydul in Oxydsalz zu verwandeln, und sodann mit kohlensaurem
                              Baryt, wodurch das Eisenoxyd niedergeschlagen wird, während zugleich unlöslicher
                              schwefelsaurer Baryt entsteht. Die heiße Lösung wird dann filtrirt und
                              krystallisiren gelassen, wobei schöne, ganz eisenfreie Krystalle sich bilden. Statt
                              des braunen Bleioxyds kann man auch Mennige anwenden, welche aber etwas Kupferoxyd
                              mit niederschlägt. Wenn ein geringer Kalkgehalt des Kupfervitriols nicht nachtheilig
                              ist, wie in der Druckerei und bei der Farbenfabrication, so kann man statt des
                              kohlensauren Baryts kohlensauren Kalk anwenden. Sollte der Kupfervitriol Mangan
                              enthalten, wie es oft der Fall ist, so wird dasselbe durch diese Behandlung
                              ebenfalls abgeschieden.
                           Das hier angegebene Reinigungsverfahren ist auch bei den schwefelsauren Salzen der
                              Alkalien, der Bittererde, des Zinkoxyds etc. anwendbar und dürfte namentlich zur
                              Reinigung der schwefelsauren Bittererde oder des Bittersalzes eine technische
                              Anwendung finden. Das Bittersalz kann durch Behandlung
                              mit kohlensaurem Baryt nicht bloß von Eisen, sondern auch von seinem Gehalt an
                              schwefelsaurem Kalk befreit werden, denn der kohlensaure Baryt schlägt den Gyps aus
                              seiner Lösung vollständig nieder, selbst in der Kälte, indem kohlensaurer Kalk und
                              schwefelsaurer Baryt entstehen. Man kann daher dieses Mittel anwenden, um den Gyps
                              aus dem Wasser, welches zur Speisung von Dampfkesseln bestimmt ist, zu entfernen und
                              dadurch die Kesselsteinbildung zu verhüten. Kohlensaures Bleioxyd schlägt den Gyps
                              ebenso nieder wie kohlensaurer Baryt, und kann deßhalb zu demselben Zweck angewendet
                              werden, und dürfte hierzu nicht zu kostspielig seyn, da sich das Blei aus dem
                              Niederschlag, einem Gemisch von schwefelsaurem Bleioxyd und kohlensaurem Kalk,
                              leicht als Metall wieder gewinnen läßt. (Chemical
                                 Gazette, 1859, Nr. 391.)
                           
                        
                           Ueber die Darstellung der Unterchlorsäure (des Chloroxyds);
                              von Crace Calvert und E. Davies.
                           Ein bequemes Verfahren, um Unterchlorsäure zu bereiten, besteht darin, im Wasserbade,
                              bei 70° C., ein inniges Gemenge von chlorsaurem Kali und überschüssiger
                              krystallisirter Oxalsäure zu erhitzen. Es erfolgt eine regelmäßige Entbindung von
                              Unterchlorsäure und Kohlensäure. Man leitet die Gase in Wasser und erhält so eine
                              Auflösung von Unterchlorsäure.
                           Um diese Säure zu analysiren, leitete man in die Auflösung einen Strom von
                              schwefligsaurem Gas: es bildete sich Schwefelsäure und Salzsäure, welche man
                              bestimmte. Die erhaltenen Quantitäten von Chlorsilber und schwefelsaurem Baryt
                              entsprachen genau der Formel ClO⁴.
                           Als kräftiges Oxydationsmittel wird das Chloroxyd, dessen Darstellung leicht und ganz
                              gefahrlos ist, wahrscheinlich ein schätzbares Agens in der organischen Chemie
                              werden. (Quarterly Journal of the chemical Society, t.
                              XI p. 193; Annales de Chimie et
                                 de Physique, April 1859, S. 485.)
                           
                        
                           Verfahren, Papier, Gewebe u.s.w. mehrfarbig zu bedrucken; von
                              H. L. Müller in Paris.
                           Der Genannte erhielt am 23. März 1858 in England ein Patent auf ein Verfahren,
                              Papier, Gewebe u.s.w. auf einmal mit beliebig vielen verschiedenen Farben zu
                              bedrucken. Nach demselben vermischt man jeden der anzuwendenden höchst sein zertheilten
                              Farbstoffe für sich mit einem Bindemittel, welches je nach den Umständen eine Lösung
                              von Gummi, Dextrin u.s.w. in Wasser oder eine Lösung von Harz in Weingeist oder
                              Terpenthinöl oder irgend eine andere Lösung seyn kann, zu einer teigförmigen Masse
                              und bildet aus derselben sodann durch Pressen in Formen oder auf andere Art Stäbchen
                              oder Stücke, deren Grundfläche demjenigen Theile des betreffenden Musters, welcher
                              damit gedruckt werden soll in Gestalt und Größe gleich ist. Diese Stücke werden
                              getrocknet und darauf in der dem zu erzeugenden Muster entsprechenden Lage und
                              Anordnung zusammengestellt und mit einander verbunden, indem man ihre Seitenflächen
                              vorher mit etwas von dem Bindemittel bestreicht, damit sie zusammenkleben, und
                              nöthigenfalls Zwischenstücke (wohl für unbedruckt zu lassende Stellen) einschaltet
                              Aus den verschiedenen Stücken erhält man so eine Platte, welche sämmtliche zum Druck
                              des betreffenden Musters erforderliche Farben in der gehörigen Anordnung darbietet.
                              Diese Platte wird, auf einem Bret, einer Metallplatte u.s.w. befestigt, zum Druck
                              angewendet, wobei es aber nöthig ist, jedesmal, bevor man einen Abdruck nimmt,
                              entweder die Oberfläche dieser Mosaikdruckplatte oder das Gewebe oder sonstige
                              Material, worauf gedruckt werden soll, mit einer geeigneten Flüssigkeit zu
                              befeuchten, so daß dadurch die für den einmaligen Abdruck erforderliche Quantität
                              Farbe löslich gemacht wird. Unter Umständen kann es zweckmäßig seyn, die
                              angefeuchtete Mosaikdruckplatte zunächst auf einem lithographischen Steine oder
                              einer Metallplatte abzudrucken und erst von dieser Abdrücke auf dem Gewebe oder
                              sonstigen Material zu machen (Repertory of
                                 Patent-Inventions, December 1858, durch das polytechnische
                              Centralblatt, 1859 S. 218.)
                           
                        
                           Chemische Aufschließung des Horns behufs der Düngung der
                              Felder.
                           Ein Rittergutsbesitzer fragte bei dem Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes in
                              Preußen an, auf welche Weise, behufs der Düngung der Felder, Horn aufzulösen sey und
                              welche Gefäße dazu verwendbar seyen. Die Abtheilung für Chemie und Physik äußerte
                              sich über diese Frage im Wesentlichen folgendermaßen:
                           
                              „Die Erfahrung lehrt, daß geraspeltes Horn sich in der Erde ohne weitere
                                 chemische Vorbereitung zersetzt, in den Gärtnereien werden Hornspäne als eins
                                 der besten Düngmittel betrachtet. Jede chemische Behandlung des Hornes zerstört
                                 wenigstens theilweise die stickstoffhaltigen Verbindungen und dürfte deßhalb
                                 minder vortheilhaft seyn. Zur chemischen Aufschließung des Hornes bedient man
                                 sich der ätzenden Alkalien, mit deren Auflösung es übergossen wird, wobei Wärme
                                 zu vermeiden ist, da sonst Ammoniak entweichen würde. Ist das Horn aufgeweicht,
                                 so gießt man verdünnte Schwefelsäure hinzu, um das Alkali zu
                                 neutralisiren.“
                              
                           
                              „Wohlfeiler als eine Behandlung mit Aetzlauge ist die mit Kalkbrei. Man sumpfe möglichst zerkleinertes Horn mit
                                 gelöschtem Kalk in eine Grube ein, worauf dasselbe bald weich wird. Hierauf kann
                                 es herausgenommen und mit oder unter Wasser noch mehr zerkleinert und zerrührt
                                 werden.“
                              
                           „Was die nöthigen Gefäße betrifft, so kann in einem aus Cement gefertigten
                                 Behälter eine Behandlung des Hornes wohl mit Kalk und Alkalien, nicht aber mit
                                 concentrirter Schwefelsäure vorgenommen werden, da der Cement von letzterer
                                 mächtig angegriffen wird. Hierzu eignen sich Bohlenkästen mit Bleiplatten (6
                                 Pfund pro Quadratfuß wiegend) ausgekleidet. Eine
                                 Behandlung mit Kalk kann in Gruben stattfinden, deßgleichen mit Laugen in
                                 Cementkästen.“ (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
                              Gewerbfleißes in Preußen 1859 S. 25.)