| Titel: | Ueber papierne Wasserröhren; von Prof. Dr. Rühlmann. | 
| Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. III., S. 11 | 
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                        III.
                        Ueber papierne Wasserröhren; von Prof. Dr.
                           Rühlmann.
                        Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins,
                              1859 S. 89.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Rühlmann, über papierne Wasserröhren.
                        
                     
                        
                           Das württembergische Gewerbeblatt berichtete im Jahrgang 1858, Nr. 50 über eine viel
                              versprechende Anwendung der sogenannten Dachpappe zu Gas- und
                              Wasserleitungsröhren, die eine Pariser Fabrik liefere und welche große Wohlfeilheit
                              mit bedeutender Festigkeit vereinigten.
                           Mir schien die Sache eben so interessant wie wichtig, und bat ich deßhalb einen
                              meiner Pariser technischen Freunde um Auskunft über diese Röhren, die ich auch in
                              genügender Weise empfing.
                           Das Etablissement, welches Röhren aus bituminösem Papier (tuyaux en papier bitumé) liefert, befindet sich nicht in Paris
                              selbst, sondern in der Provinz unter der Firma „Usine à Jury“ (Seine),
                              hält jedoch in Paris eine Niederlage und zwar Rue Neuve des
                                 Mathurins Nr. 20. Bei der Ausstellung von Gegenständen des Gartenbaues (Exposition d'horticulture) 1858 in Paris ertheilte man
                              der Fabrik als Anerkennungszeichen für Herstellung gedachter Röhren eine silberne
                              Medaille erster Classe.
                           Was nun die Röhren selbst anlangt, wovon Fig. 24–26 Abbildungen
                              in 1/3 wahrer Größe nach einer mir gesandten Probe sind, so bestehen diese nicht aus
                              Dachpappe, sondern aus festem endlosen Papiere und zwar werden sie auf folgende
                              Weise hergestellt.
                           Man bereitet aus eingekochtem Steinkohlentheer oder Asphalt und gemahlener Kreide
                              eine entsprechende Mengung, durch welche man, wenn sie gehörig flüssig und heiß ist,
                              endloses Papier von der Breite zieht, die der Länge (1,4 Meter = 4,8 Fuß hannov.)
                              der zu bildenden Röhre entspricht. Nach dem Gange durch gedachte Flüssigkeit wickelt
                              man das Papier möglichst
                              fest auf einen Kern, welcher zugleich den innern Durchmesser der Röhre bestimmt, und
                              zwar so lange bis eine beabsichtigte Wanddicke erreicht ist. Hernach rollt man die
                              Röhre auf einer mit Sand bestreuten Tafel, bedeckt sie ferner mit einer dünnen Decke
                              derselben Mengung von Theer und Kreide (etwas dickflüssig), rollt sie abermals über
                              einen Tisch und stellt sie endlich zum Erkalten bei Seite. Bemerkt wird dabei, daß
                              die Dicke des dabei aufgewandten Papiers (ohne die Theermengung) ungefähr 1/3 der
                              ganzen Röhrenwandstärke ausmacht.
                           Das mir als Probe vorliegende Rohrstück hat man jedenfalls ganz zuletzt noch im
                              Innern mit einem dichten Asphaltüberzug sehr sorgfältig versehen.
                           Fig. 24
                              unserer Abbildung zeigt zunächst die Art der Längeverbinbung der Röhren durch
                              sogenannte Muffe b, welche mit den Rohrenden a vergossen werden und wozu bei x ein sogenannter Einguß gebildet ist. Zur Erreichung inwendig eben so
                              glatter wie gehörig dichtender Stoßstellen der Röhre benutzt man überdieß eine dünne
                              Büchse z aus Eisenblech (nach Art der gußeisernen
                              Büchsen bei der Verbindung hölzerner Röhren), welche vor und bei dem Vergießen durch
                              drei kleine Oehre y aus Eisenblech in der richtigen Lage
                              gehalten wird.
                           Zugleich lassen sämmtliche Figuren die Art und Weise der Verbindung von Zweigröhren
                              c mit dem Hauptrohre a
                              erkennen. Es ist nämlich d ein zweiköpfiges Stück
                              Kautschuk (gleichsam ein kurzes Rohrstück mit zwei Flantschen), wovon man den untern
                              Kopf in die Hauptrohröffnung hineindrängt und zuletzt um den äußern Flantsch oder
                              Kopf einen zweitheiligen Metallring e (Fig. 25 und 26) legt,
                              dessen obere Hälfte mit einer Oeffnung versehen ist, um das Zweigrohr c durchzulassen.
                           Von glaubwürdiger Stelle wurde mir versichert, daß derartige Röhren Pressungen (im
                              Innern) von 12 Atmosphären aushielten, ohne die mindeste Veränderung zu zeigen. Eine
                              Wasserleitung aus diesen Röhren gebildet, hat man vor Kurzem im Bahnhofe der Pariser
                              Westbahn (Gare du chemine de fer de l'Ouest) gelegt, in
                              Bezug auf welche ich mir Mühe geben werde weitere Nachrichten einzuziehen.
                           Franco Paris werden die Röhren zu nachbemerkten Preisen geliefert:
                           
                              
                                 Durchmesser in Metern*
                                 0,05
                                 0,08
                                 0,10
                                 0,13
                                 0,16
                                 0,18
                                 0,21
                                 0,24
                                 0,27
                                 0,30
                                 
                              
                                 Preis in Franken**    pro laufenden Meter
                                 1,50
                                 2,30
                                 3,20
                                 4,90
                                 6,15
                                 7,70
                                 9,25
                                 11,05
                                 12,75
                                 15,0
                                 
                              
                                 * 1 Meter = 3,424 Fuß
                                    hannov.     ** 1 Frank = 8
                                    Silbergroschen.
                                 
                              
                           
                           Als besondere Vorzüge dieser Papierröhren hebt die Fabrik den niedrigen Preis und den
                              Umstand hervor, daß jede Bildung von Metalloxyd und sonstige Niederschläge im Innern
                              derselben bei großer Widerstandsfähigkeit ganz unmöglich sey, dem freilich die Frage
                              nach Dauer und Haltbarkeit der Verbindungs- und Abzweigstellen gegenüber
                              gestellt werden muß.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
