| Titel: | Armstrong's Anwendung des Wasserdruckes als bewegende Kraft, insbesondere für Aufzugsmaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. XLI., S. 169 | 
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                        XLI.
                        Armstrong's Anwendung des
                           Wasserdruckes als bewegende Kraft, insbesondere für Aufzugsmaschinen.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, April 1859, Nr. 14, 15 und
                              16.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Armstrong's hydraulische Hebevorrichtungen.
                        
                     
                        
                           Sir William Armstrong (derselbe wurde bekanntlich in der
                              letzten Zeit wegen der Erfindung der nach ihm benannten Kanone in den Ritterstand
                              erhoben) hat sich unter den Ingenieuren Englands besonders durch seine
                              Wasserdruckmaschinen (water-pressure machinery)
                              oder hydraulischen Hebevorrichtungen einen bedeutenden Namen gemacht.
                           Wir theilen im Folgenden auszugsweise einen von Sir Armstrong in der Institution of Mechanical
                                 Engineers über diesen Gegenstand gehaltenen Vortrag mit, der von hohem
                              Interesse ist.Man vergl. Tellkampf's Bericht über Armstrong's hydraulische Hebevorrichtungen im
                                    Jahrgang 1857 des polytechn. Journals, Bd.
                                       CXLV S. 245.
                              
                           Die erste Idee für sein System faßte Armstrong vor etwa 23
                              Jahren, als er in einem tiefen Thale ein kleines oberschlächtiges Wasserrad durch
                              ein von einer schiefen Ebene herabstürzendes Wässerchen getrieben sah, welches kaum
                              1/20 des natürlichen Gefälles nutzbar machte. Anstatt die Kraft eines solchen
                              Gefälles mittelst eines Wasserrades zu realisiren, kam er auf den Gedanken, das
                              Wasser in eine Röhre zu leiten und auf dem tiefsten Punkte den vollständigen Druck
                              mittelst irgend einer Vorrichtung auszunützen. Er gesteht, daß andere Erfinder
                              dieselbe Idee vor ihm oder gleichzeitig mit ihm gehabt haben mögen, daß ihm selbst
                              damals aber noch nichts seiner Idee Analoges bekannt war. Er construirte damals eine
                              derartige Maschine als Modell, welches erst in der letzten Zeit in Newcastle und
                              Gateshead zu Versuchen benutzt wurde. Dasselbe ist eine rotirende Maschine, durch
                              welche das Wasser als ein continuirliche und gleichförmiger Strom, ohne alle Verengungen, passiren kann. In
                              Newcastle wurde es mit dem Druck einer Wassersäule von 200 Fuß Höhe probirt und gab
                              einen im Verhältniß zur theoretischen Leistung sehr günstigen Effect; bei der Probe
                              in Gateshead war die Höhe der Wassersäule eine noch größere, und in beiden Fällen
                              wurde das Wasser den Straßenleitungen entnommen.
                           Bis zu dieser Zeit war Armstrong's Augenmerk lediglich auf
                              die Wässer gerichtet, welche in Folge des Durchschneidens von Bergen und Thälern bei
                              der Anlage von Straßen und Eisenbahnen, in großen Höhen über letzteren liegen;
                              nachdem er sich aber überzeugt hatte, welche Fülle von lebender Kraft der Druck in
                              den Leitungsröhren der städtischen Wasserleitungen darbietet, kam er auf die Idee,
                              denselben auf die vielen Krahne des Quai's von Newcastle anzuwenden, welche bis
                              dahin so langsam und kostspielig durch Menschenkräfte betrieben wurden. Nach
                              reiflich durchdachtem Plane wurde das erste Versuchs-Modell eines
                              hydraulischen Krahnes ausgeführt, welches in einer Versammlung der
                              naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Newcastle, mit den städtischen
                              Wasserleitungsröhren in Verbindung gesetzt, das Heben und Senken von Lasten und
                              Drehen des Krahnes zur allgemeinen Befriedigung verrichtete. Der nächste Schritt war
                              die Einführung des durch Modell erprobten Systems in die Praxis, durch die
                              Aufstellung des ersten hydraulischen Krahnes im Jahre 1846 am oberen Ende des
                              Newcastler Quai's, wo derselbe heute noch bei der Entladung von Schiffen gute
                              Dienste leistet. Bald darauf wurden hydraulische Krahne in Liverpool aufgestellt,
                              und kurz darnach in Grimsby, wo der verstorbene Ingenieur Rendel, ein Freund Armstrong's, das System auch
                              zum Oeffnen und Schließen der Thore und Schleußen an den von ihm erbauten neuen
                              Docks in Anwendung brachte. In allen bis jetzt zur Anwendung gekommenen Fällen,
                              betrug die Höhe der wirkenden Wassersäule beiläufig 200' und das Wasser wurde,
                              ausgenommen in Grimsby, den städtischen Wasserleitungen entnommen. Die
                              Unregelmäßigkeit des Druckes, welche sich in allen bisherigen Fällen in Folge des
                              ungleichmäßigen Abzuges des Wassers aus den nur für den Hausbedarf gelegten
                              Leitungen zeigte, sollte in Grimsby vermieden werden, daher man dort einen besondern
                              Wasserthurm mit einem größern Reservoir erbaute, dem das Wasser durch eine
                              Dampfmaschine zugeführt wurde, und bei welchem die ganze Einrichtung derart
                              getroffen war, daß es allein als Kraftquelle für die Wasserdruckmaschinen diente,
                              daher durch andere Einflüsse nicht gestört wurde.
                           Die Erbauung dieses Wasserthurmes war aber ein riesiges Unternehmen und an eine
                              ausgedehnte Anwendung des Systems nicht zu denken, so lange ein solcher bei
                              derartigen Anlagen eine Nothwendigkeit blieb. Armstrong
                              bemühte sich daher, eine künstliche Druckquelle herzustellen, welche bei geringen
                              Kosten in allen Fällen anwendbar ist, und mit welcher man überdieß bei verminderten
                              Dimensionen der Cylinder und Röhren mit stärkerem als bis dahin angewandtem Drucke
                              arbeiten, daher höhere Leistungen erzielen kann. Der zu diesem Zweck von ihm
                              construirte Apparat erhielt den Namen Accumulator
                              (Sammler), weil er die von der Maschine auf ihn übertragene Kraft sammelt und
                              anhäuft.
                           Der Accumulator ist in der That ein Reservoir, welches durch Belastung, statt durch
                              Höhe, Druck liefert, und er hat die Bestimmung, die Leistung der Maschine in
                              denjenigen Fällen auszugleichen, wo die verlangte Quantität von Kraft plötzlichen
                              und großen Schwankungen unterworfen ist. Die Construction des Accumulators ist in
                              Fig. 1 im
                              Verticaldurchschnitt dargestellt; er besteht aus einem großen gußeisernen Cylinder
                              A, in welchem ein massiver Stempel B auf und nieder geht; letzterer trägt ein
                              Belastungsgewicht C, welches auf das durch die Maschine
                              in den Cylinder A gedrückte Wasser wirkt. Die Belastung
                              auf dem Kolben entspricht gewöhnlich dem Druck einer Wassersäule von 1500 engl. Fuß
                              Hohe, und der Cylinder vermag so viel Wasser zu fassen, als ihm durch gleichzeitiges
                              Zusammenwirken sämmtlicher mit ihm in Verbindung stehender hydraulischen Maschinen
                              entzogen werden kann. Wenn die Maschine mehr Wasser in den Accumulator drückt, als
                              sämmtliche mit ihm verbundene hydraulische Maschinen absorbiren, so steigt der
                              Kolben und macht im Cylinder Platz für den Ueberfluß; tritt aber der
                              entgegengesetzte Fall ein, so sinkt der Kolben durch seine Belastung und ersetzt
                              durch seinen aufgehäuften Vorrath den Mangel. Außerdem dient der Accumulator als
                              Regulator für die Maschine; denn wenn der Kolben bis zu einer gewissen Höhe steigt,
                              so beginnt er das Drosselventil im Dampfrohr stufenweise zu schließen, wodurch die
                              Geschwindigkeit der Maschine vermindert wird, bis durch das Sinken des Kolbens
                              wieder eine größere Krafterzeugung veranlaßt wird.
                           Die Pumpmaschine zum Füllen des Accumulators besteht nach der bewährtesten
                              Construction aus zwei horizontalen Hochdruckcylindern mit doppelt-wirkenden
                              Pumpen, welche direct mit den Kolbenstangen verbunden sind. Zuerst wurde an jedem
                              Ende der Dampfcylinder eine Plungerpumpe angebracht; später wurden behufs
                              gedrängterer Anordnung die hinter den Cylindern liegenden Pumpen entfernt und an
                              Stelle der vorderen dafür doppelt-wirkende, nach dem combinirten System der
                              Plunger- und Tellerkolbenpumpen angebracht. Endlich ward eine Modification
                              dieser Construction angenommen, in welcher der Kolbenteller fortgelassen, und dafür ein äußeres
                              Druckventil D, Fig. 2, angebracht wurde.
                              Beim Rückgang des Kolbens wird das in dem ringförmigen Raume um den Plunger E enthaltene Wasser in den Accumulator gedrückt, während
                              der frei werdende Raum hinter dem Kolben F sich durch
                              das Saugventil G ergänzt. Beim Eintritt des Kolbens wird
                              das hinter demselben stehende Wasser durch das Druckventil D, bei gleichzeitigem Schließen des Saugventils, hindurchgedrückt, und
                              füllt mit seiner einen Hälfte den durch Rückgang des Plungers E um denselben entstehenden ringförmigen Raum, wogegen die andere Hälfte
                              in den Accumulator tritt. Da der Querschnitt des Plungers E genau dem halben Querschnitt vom Kolben F
                              entspricht, so liefert jeder Hub der Pumpe eine gleiche Quantität Wasser in den
                              Accumulator. Die Einführung des Accumulators im Jahre 1851 beseitigte alle
                              Hindernisse, welche der allgemeinen Verbreitung der Wasserdruckmaschinen noch im
                              Wege standen, und dieselben sind jetzt in den meisten größeren Docks und
                              Staatswerkstätten Englands in Gebrauch. Gegenwärtig sind nahezu 1200 hydraulische
                              Krahne und andere Hebemaschinen in Anwendung und 125 Dampfmaschinen mit beiläufig
                              3000 Pferdekräften täglich beschäftigt den hydraulischen Maschinen, resp. den
                              Accumulatoren Wasser zuzuführen. Das System ist auch in vielen größeren Bahnhöfen
                              nicht nur für die Bedienung von Krahnen, sondern auch zur Bewegung von Drehscheiben
                              und Schiebebühnen, und bei Vorrichtungen zum Heben von Waggons und Locomotiven etc.
                              in Anwendung gekommen. Außerordentliche Verbreitung fanden die hydraulischen
                              Maschinen in den Häfen für Kohlenverschiffung, wo dieselben beim Heben und Kippen
                              der Kohlenwägen mit Erfolg benützt werden, sowie auch bei den Bewegungen von
                              Zug- und Drehbrücken, und in vielen anderen Fällen.
                           Die Construction, in welcher die hydraulischen Hebevorrichtungen hauptsächlich zur
                              Ausführung gekommen sind, besteht in einer hydraulischen Presse mit einem
                              flaschenzugähnlichen Rollensystem, welches in umgekehrter Ordnung im Vergleich mit
                              dem Flaschenzug angewandt, den Zweck hat, bei verhältnißmäßig kurzem Hub im
                              Preßstempel einen längeren Hub, resp. Auszug in der Kette zu ermöglichen. Die
                              Hauptanordnung eines hydraulischen Krahnes ist in Fig. 4 in der
                              Seitenansicht, und in Fig. 5 im Grundriß
                              dargestellt. Der Preßcylinder A für das Heben der Lasten
                              ist horizontal unter der Oberfläche des Bodens in einer am Fuße des Krahnes
                              befindlichen Kammer befestigt und mit dem Stempel B
                              versehen, welcher an seinem äußeren Ende einen Kopf mit drei Kettenrollen C trägt. Die Zugkette ist am entgegengesetzten Ende des
                              Preßcylinders, wo sich auch die festen Kettenwellen befinden, festgemacht, läuft wie
                              beim gewöhnlichen Flaschenzug abwechselnd über die losen und festen Rollen und geht endlich über
                              die Führungsrolle E durch die Krahnsäule F empor und am Ausleger entlang zur Last. Die Bewegung
                              der Kette wird vermittelst des Handhebels G regiert,
                              welcher auf die Ein- und Auslaßventile wirkt; die Ventile werden durch die
                              Gewichte H und I stets
                              geschlossen gehalten; beim Oeffnen des Einlaßventiles H
                              tritt das Wasser durch das Druckrohr J in den
                              Preßcylinder A, und hebt die Last; beim Oeffnen des
                              Auslaßventils J entweicht das Wasser in das
                              Ausströmungsrohr K, und gestattet das Sinken der Last.
                              Der Weg des Stempels B wird begränzt durch den Kopf mit
                              den Rollen C, welcher am Ende des vorgeschriebenen Weges
                              mit einer Stange in Berührung kommt, die das Einlaßventil H schließt, so daß die Last nicht zu hoch gehen kann. Der Zurückgang des
                              Stempels wird entweder durch das Niedergehen der Last selbst hervorgebracht oder im
                              Falle keine Last an der Kette hängt, durch einen in der Verlängerung der Achse des
                              Cylinders liegenden kleinen Stempel. Das Straffziehen der Kette wird durch das
                              Gewicht M bewirkt.
                           Zur Bewältigung von Lasten verschiedenen Gewichtes war es früher gebräuchlich, drei
                              Preßcylinder zu verbinden, so, daß entweder jeder allein, oder zwei, oder auch alle
                              drei mit einander vereint wirken konnten. Neuerlich hat aber Armstrong eine neue Methode eingeführt, bei welcher eine verschiedene
                              Kraftwirkung durch einen einfach gebohrten Cylinder erzielt wird, der mit einem
                              Kolben und Stempel versehen ist. Fig. 7 ist ein
                              Längenschnitt eines Cylinders mit Ventilkasten für einen hydraulischen Krahn mit
                              doppelter Wirkung, und Fig. 8 der Schnitt des
                              Kolbens in vergrößertem Maaßstabe. A ist der Cylinder,
                              mit dem Kolben E und dem Stempel B versehen. Das Wasser vom Accumulator tritt in den Ventilkasten F durch das Rohr J und das
                              Einlaßventil H. Soll der Krahn mit niederem Druck
                              arbeiten, so wird das Wasser durch Oeffnen des Ventils L
                              zu beiden Seiten des Kolbens E zugelassen, wie aus der
                              Stellung in der Zeichnung ersichtlich, in welchem Falle – da so viel als der
                              ringförmige Querschnitt um B beträgt, vom Drucke
                              balancirt wird – nur die Differenz der beiden Querschnitte von A und B wirksam wird.
                           Für höheren Druck ist das Ventil L geschlossen und M geöffnet, so daß die Vorderseite des Kolbens E mit dem Ausblaserohr K
                              communicirt und die Rückseite dadurch den vollen Druck der Wassersäule empfängt. Es
                              ist selten nöthig, mit mehr als zwei verschiedenen Druckkräften zu arbeiten, sollte
                              es aber erforderlich seyn eine dritte anzuwenden, so kann man sich dadurch helfen,
                              daß man den Stempel B hohl macht und mit einem inneren
                              kleineren Stempel versteht; während derselbe arbeitet, muß dann der starke Stempel
                              B festgestellt werden. Für das Herablassen der Last werden die Ventile
                              H und M geschlossen und
                              das Auslaßventil I geöffnet, um dem Wasser den Austritt
                              aus dem Cylinder A in das Ablaßrohr K zu gestatten; zu derselben Zeit ist auch das Ventil
                              L geöffnet, damit das Wasser dem rückkehrenden
                              Stempel folgen kann.
                           Bei den hydraulischen Krahnen wird die Kraft nicht nur zum Heben und Senken der Last,
                              sondern auch zum Drehen derselben angewendet, letzteres wird durch eine Kette oder
                              Zahnstange bewirkt, welche an der Basis des drehbaren Theiles des Krahnes angreifen
                              und entweder durch einen doppelt-wirkenden oder zwei einfach-wirkende
                              Cylinder bewegt werden. Fig. 4 und 5 zeigen die Anordnung mit
                              zwei Cylindern, N und O, zum
                              Drehen des Krahnes, die mit einfach-wirkenden Stempeln versehen sind und
                              abwechselnd eine Kette ziehen, welche rund um die Basis des drehbaren Theils der
                              Krahnsäule F geschlungen ist. Die Bewegung wird mittelst
                              eines Schiebventils geregelt, welches seitwärts vom Hebel G angebracht ist und durch einen Handhebel bewegt wird. Während das Wasser
                              auf einen Stempel drückt, ist der andere Cylinder zur Ausströmung geöffnet und
                              umgekehrt. Der Weg der Stempel ist durch eine Führungsstange begränzt, welche am
                              Ende des Weges angekommen, auf den Handhebel des Schiebventils wirkt, und so das zu
                              weite Schwenken des Krahnes verhindert.
                           Da das Wasser keine merkliche Elasticität besitzt, so lassen sich die durch den Druck
                              desselben hervorgebrachten Bewegungen vermittelst der Ein- und Auslaßventile
                              sehr genau reguliren; aber diese Eigenschaft desselben veranlaßt Brüche und Stöße in
                              den bewegenden Theilen, wenn das Moment der Bewegung plötzlich unterbrochen wird und
                              Widerstand findet. Nehmen wir z.B. an, ein hydraulischer Krahn schwinge mit einer
                              Last um seine Achse, und die Bewegung werde durch den Eintritt des Wassers in den
                              einen Cylinder und durch den Austritt desselben aus dem anderen Cylinder
                              hervorgebracht, so ist es einleuchtend, daß, wenn das Auslaßventil sehr schnell
                              geschlossen wird, das Moment der Bewegung im Ausleger auf plötzlichen Widerstand
                              stoßen und aller Wahrscheinlichkeit nach einen Bruch der Maschinentheile veranlassen
                              würde. Derselbe Fall tritt beim Niederlassen einer Last ein, wo beim schnellen
                              Schließen des Ausgangsventiles ebenfalls eine Beschädigung durch das plötzliche
                              Aufhalten der Last herbeigeführt werden würde, wenn nicht Mittel dagegen vorgesehen
                              wären.
                           Diese Vorkommnisse sind jedoch bei einem einfach-wirkenden Cylinder zu
                              beseitigen durch Anbringung eines Entlastungsventiles in Verbindung mit den
                              Wasserzugängen, das aus einer einfachen Klappe besteht, welche, sich aufwärts gegen
                              den directen Druck öffnend, dem im Cylinder eingesperrten Wasser, wenn dasselbe
                              zurückgedrückt werden soll, den Gegendruck durch das Zuströmungsrohr nach dem
                              Accumulator abzugeben gestattet. Wenn man einen doppelt-wirkenden Cylinder
                              anwendet, welcher mit Kolben und Schiebventil versehen ist, oder wenn zwei mit
                              einfachen Stempeln versehene Cylinder durch ein Schiebventil regulirt werden (wie
                              die Cylinder N und O in Fig. 5), so
                              bringt man in Verbindung mit dem Schiebventil Entlastungsventile an, welche aus vier
                              kleinen Leberklappen bestehen, wie dieselben in Fig. 6 dargestellt sind.
                              Die Canäle P, P communiciren mit dem Druckrohr J und die Canäle E, E mit
                              dem Ausblaserohr K. Wenn das Schieberventil nach der
                              Richtung des Pfeiles bewegt wird, so wird die Pressung zuerst vom Durchgang R durch die obere Schieberdecke abgeschnitten, während
                              der Durchgang S noch mit dem Ausblaserohr K verbunden ist; in demselben Augenblick aber öffnet
                              sich die Klappe T aufwärts und gestattet einer kleinen
                              Quantität Wasser vom Ausblaserohr K in den Durchgang R zu treten, und dem Stempel bis zum Stillstand zu
                              folgen. Wenn der Schieber die in der Zeichnung dargestellte Mittelstellung erreicht
                              hat, ist der Durchgang S nach dem Ausblaserohr
                              geschlossen, und da die Pressung im Durchgange S durch
                              die weitere Bewegung des Stempels (ehe er ganz zum Stillstand kommt) zunimmt, so
                              öffnet sich jetzt die zweite Klappe U und es wird eine
                              kleine Quantität Wasser durch den Durchgang P in das
                              Druckrohr J zurückgedrückt. Bei der Bewegung des
                              Schiebers in die entgegengesetzte Stellung treten die beiden anderen Klappen in
                              dieselben Functionen wie vorher T und U. Durch diese Vorrichtung werden alle Stöße und
                              Erschütterungen in der Maschine vermieden, und es wird die genaueste Regulirung mit
                              den sanftesten Bewegungen ermöglicht.
                           Die Construction, welche Armstrong meistens bei den Vorrichtungen zum Oeffnen und Schließen der Schleußenthore an
                                 Docks angewendet hat, besteht aus einem Paar hydraulischer Cylinder für
                              jedes Thor, welche mit einfachen Stempeln versehen sind und mit Rollenköpfen,
                              ähnlich denen, welche bei den hydraulischen Krahnen zum Heben der Last benutzt
                              werden. Einer dieser Cylinder öffnet das Thor, der andere schließt es, und die ganze
                              Vorrichtung wird in Kammern unter dem Boden angebracht, wie Fig. 9 und 10 zeigen. Durch die
                              Bewegung des Handhebels G wird dem Wasser der Durchgang
                              vom Preßrohr J durch das Einlaßventil H in den Cylinder A
                              gestattet; dieselbe Bewegung des Handhebels öffnet gleichzeitig das Auslaßventil des
                              andern Cylinders B. Die entgegengesetzte Bewegung des
                              Handhebels G öffnet das Auslaßventil I und gestattet dem Wasser durch das Ausblaserohr H aus dem Cylinder A zu
                              entweichen, während gleichzeitig die Pressung im Cylinder B vor sich geht. Ein Bolzen M, welcher auf den
                              Handhebel G wirkt, verhütet durch Schließen des
                              Einlaßventils das zu weite Ausziehen des Stempels, und das Gewicht L zieht den letztern beim Auslassen des Wassers zurück.
                              Diese Anordnung ist in den Sunderland-Docks, London-Docks,
                              Victoria-Docks und den Westindia-Docks in Gebrauch, und erst kürzlich
                              für die neuen 100füßigen Einfahrten der Liverpooler Docks angewendet worden.
                           Eine andere Methode zum Oeffnen und Schließen der Schleußenthore ist in einigen
                              Fällen angewendet worden, und hat sich vorzüglich bewährt. Dieselbe ist aus Fig. 11, dem
                              Generalplan einer Dockcinfahrt, ersichtlich. Anstatt Preßcylinder mit jedem Thore
                              direct zu verbinden, ist parallel mit jeder Seite der Einfahrt unter der Oberfläche
                              des Bodens eine Wellentour A gelegt, welche durch eine
                              kleine Wasserdruckmaschine B getrieben wird; vier
                              Vorgelege an jeder Wellentour sind mit den Thorflügeln durch Ketten verbunden und
                              können durch ein, von der Maschine auslaufendes Drahtseil einzeln ein- und
                              ausgerückt werden, um in Function oder in Ruhe gesetzt zu werden. Außer den Docks in
                              South-Wales sind die Jarrow-Docks und die neuen Docks bei Silloth
                              damit versehen.
                           Die Geschwindigkeit, welche beim Oeffnen und Schließen der Thore mittelst dieser
                              Vorrichtung erreicht werden kann, wird nur durch die Rücksicht auf die Sicherheit
                              der Thore selbst beschränkt, und in der Praxis haben sich beiläufig zwei Minuten als
                              die zweckmäßigste Zeit für das Oeffnen und Schließen herausgestellt.
                           Die Wasserdruckmaschinen, welche in der letzten Zeit zum
                                 Treiben der Wellen construirt wurden, bestehen aus einer Combination von
                              drei oscillirenden Cylindern, welche auf eine gekröpfte Kurbelwelle wirken, deren
                              Zapfen unter Winkeln von 180° zu einander stehen. Die Cylinder A, Fig. 12 und 13, sind mit
                              Plungern B, statt mit Scheibenkolben versehen, und daher
                              einfach-wirkend. Die Schieberventile V werden
                              durch die Oscillation der Cylinder vermittelst der Hebel L bewegt. Wenn der Plunger eingezogen ist, so steht der Schieber auf
                              seiner tiefsten Stellung und gestattet dem Wasser in den Cylinder einzutreten und
                              den Plunger herauszudrücken. Beim Rückgang des Hubes ist das hintere Ende des
                              Cylinders gehoben, der Zugang zum Cylinder ist geschlossen, dafür die Verbindung mit
                              dem Auslaßrohr E hergestellt und das Wasser, welches den
                              Plunger vorgedrückt hat, entweicht.
                           Mit dem Druckrohr C steht im Schieberkasten ein kleines
                              Entlastungsventil in Verbindung, welches, beim Wechsel des Hubes sich gegen das
                              Druckrohr öffnend, Stöße und Brüche verhindert. Diese Maschinen wurden bei einigen
                              Gelegenheiten auch mit Kolben, also doppelt-wirkend ausgeführt, aber für höhere Pressung, in
                              Verbindung mit Accumulatoren, sind die einfach-wirkenden Plunger – wie
                              beschrieben – vorzuziehen.
                           Fast in allen Fällen, wo Wasserdruck für die Bewegung von Dockthoren angewendet
                              wurde, hat man denselben auch zum Oeffnen und Schließen der Einlaß-Schieber
                              und zur Bewegung der Schiffswinden benützt. Der erstere Zweck wird durch Anbringen
                              eines Druckcylinders, direct über dem Schieber, und der letztere durch Verbindung
                              der Schiffswinde G mittelst Vorgelege mit der Wellentour
                              A erreicht; oder auch durch Anbringen einer
                              besondern Maschine, wie dieselbe eben beschrieben wurde.
                           Eine gelungene Anwendung des hydraulischen Druckes zum Oeffnen und Schließen der
                              Einlaßschieber ist an den Sunderland-Docks zu sehen, wo mittelst dieser Kraft
                              eine Fläche von circa 500 Fuß in einigen Minuten
                              geöffnet ist und mit eben so großer Geschwindigkeit geschlossen werden kann.
                              Ebendaselbst ist auch die Bewegung einer schweren Rollbrücke durch Wasserdruck in
                              sehr befriedigender Weise ausgeführt; die Brücke ruht auf Rädern und wird durch
                              Wasserdruck so hoch gehoben, daß die Räder auf einer in entsprechender Ebene
                              liegenden Eisenbahn zurückgerollt werden können – eine Operation, welche
                              wenig mehr als eine Minute Zeit beansprucht. Zur Bewegung von Drehbrücken wird im
                              Centrum derselben eine hydraulische Presse angebracht, welche die Brücke von ihren
                              Auflagern hebt, und das Drehen wird sodann mit Leichtigkeit in gleicher Weise
                              vollbracht, wie schon bei den drehbaren Krahnen angegeben wurde.
                           Die interessanteste derartige Brücke wurde von Armstrong
                              bei Wisbech ausgeführt, wo eine Oeffnung von 85 Fuß Spannung mit einer
                              doppelspurigen Bahn überbrückt ist. Diese Brücke kann in weniger als zwei Minuten
                              gehoben und gedreht werden. Die Kraft wird von einem durch Handarbeit gefüllten
                              Accumulator entnommen, und es hat sich herausgestellt, daß ein Mann bei
                              continuirlicher Arbeit im Stande ist, im Accumulator die erforderliche Kraft zu
                              sammeln, um die Brücke so oft öffnen und schließen zu können, als es der Verkehr
                              bedingt. Dieses System, einen Accumulator in Verbindung mit Handdruckpumpe
                              anzuwenden, wurde von Armstrong mit gutem Erfolg auch bei
                              einer Zugbrücke an der Hauptlinie der Süd-Wales Eisenbahn benützt, und
                              dasselbe ist in allen Fällen sehr zu empfehlen, wo große Kraftleistungen nur
                              zeitweise erforderlich sind. Unter den verschiedenen Anwendungen des hydraulischen
                              Druckes zum schnellen Heben und Senken ungewöhnlich schwerer
                                 Lasten, verdient eine, ihrer steigenden Wichtigkeit wegen, ganz besondere
                              Beachtung; wir meinen den Fall wo eine Eisenbahn über einen Fluß oder eine Mündung fortgesetzt werden
                              muß, bei welchen eine Ueberbrückung unmöglich ist, und wo also Dampffähren den
                              Verkehr vermitteln müssen. Auf der Aachen-Düsseldorfer Eisenbahn ist bei der,
                              den Rhein kreuzenden Dampffähre das Princip zur Ausführung gebracht. Ein Zug von 12
                              Kohlenwägen, welche zusammen 2660 Ctr. wiegen, kann daselbst vom Deck des
                              Dampfschiffes in circa 12 Minuten auf die Bahn gehoben
                              werden, eine Höhendifferenz von etwa 20 Fuß; bei jeder Operation werden zwei Waggons
                              auf einmal in circa 10 bis 12 Secunden gehoben. Wir
                              gehen schließlich auf die Anwendungen über, welche Armstrong von dem aus den natürlichen
                                 Höhendifferenzen sich ergebenden Druck des Wassers gemacht hat. Wenn die
                              verfügbare Wassersäule 250 bis 300 Fuß hoch war, so wurden zur Erzielung rotirender Bewegung gewöhnlich zwei Cylinder mit
                              Scheibenkolben und Schiebventilen angewendet, welche aber mit den bezüglich Fig. 6
                              beschriebenen Entlastungsventilen versehen waren. Wurden einfach-wirkende
                              Cylinder mit Plunger, statt mit Scheibenkolben, angewendet, wie wir dieselben
                              bereits bei der dreicylindrigen Maschine beschrieben haben, so reducirten sich die
                              vier Entlastungsventile auf eine einfache Lederklappe, wie dieselbe bei den
                              Druckcylindern der hydraulischen Krahne benutzt wird. So wurde z.B. in den
                              Bleibergwerken zu Allenheads in Northumberland für ein ausgedehntes System von
                              Wasserdruckmaschinen nur natürlicher Fall benützt; durch dieselben werden die
                              verschiedenartigsten Arbeiten verrichtet, nämlich das Pochen des Erzes, Heben
                              desselben aus den Gruben, Wasserpumpen, die Bewegung der Setzmaschinen, der Betrieb
                              einer Sägemühle und einer mechanischen Werkstatt etc. Zur Gewinnung der Kraft wurden
                              kleine Wässerchen, von den verschiedenen Bergen kommend, vereinigt, in Reservoirs
                              geleitet und von da ab aus circa 200 Fuß Druckhöhe die
                              verschiedenen Maschinen mittelst Röhren gespeist.
                           Eine neue Anwendung wird von hydraulischen Maschinen in denselben Gruben in
                              denjenigen Fällen gemacht, wo die verfügbare Höhe für den nöthigen Druck nicht
                              hinreicht. Zur Entwässerung eines ausgedehnten Grubencomplexes und Aufsuchung neuer
                              Erzadern ward ein Stollen aufgefahren, der jetzt nahezu sechs engl. Meilen lang ist
                              und auf welchem bereits drei neue Gruben eröffnet sind. Auf jedem dieser
                              Etablissements war Kraft zum Betriebe der oben genannten Vorrichtungen erforderlich,
                              welche man zu erhalten wünschte ohne zu Dampfmaschinen die Zuflucht zu nehmen. Der
                              Stollen läuft unter dem Thale des Flusses Allen, demselben nahezu parallel entlang,
                              der Fall des Flusses ist aber so gering, daß durch denselben Wasserdruckmaschinen
                              nicht betrieben werden können. Diese einzige Kraftquelle mußte nun verwerthet werden, und
                              hierzu wurden oberschlächtige Räder angewendet, welche man (um die Uebertragung der
                              Kraft auf die von einander entfernt liegenden Plätze mittelst Transmissionen zu
                              umgehen) benutzte um mittelst Druckpumpen Accumulatoren zu speisen, von denen
                              Röhrenleitungen zu den einzelneu hydraulischen Rotationsmaschinen führen.
                           Ein etwas ähnliches System kam im Hafen von Portland, bei der dortigen Kohlenstation
                              in Anwendung. Es handelte sich dort um die Gewinnung von Kraft zum Betrieb von
                              hydraulischen Krahnen und Hebevorrichtungen, insbesondere für das Einladen von
                              Kohlen in die Kriegsdampfer. Ein Reservoir auf der angränzenden Höhe bot einen Druck
                              von circa 300 Fuß Wassersäule, aber in der Absicht die
                              Dimensionen der mit der hydraulischen Maschine verbundenen Röhren, Cylinder, Ventile
                              etc., zu verkleinern und auch um größere Geschwindigkeiten in den Bewegungen zu
                              erzielen, ward eine Pumpmaschine und ein Accumulator dazwischen gelegt und damit
                              auch eine stärkere Pressung bei geringerem Wasserverbrauch erreicht.
                           
                              C. V.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
