| Titel: | Ueber Drehwerkzeuge, mit Berücksichtigung einiger Anwendungen des Copir- oder Uebertragungsprincipes bei der Fabrication hölzerner Artikel; von John Anderson, Maschinen-Inspector im Arsenal zu Woolwich. | 
| Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. LXXXVII., S. 326 | 
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                        LXXXVII.
                        Ueber Drehwerkzeuge, mit Berücksichtigung einiger
                           Anwendungen des Copir- oder Uebertragungsprincipes bei der Fabrication hölzerner
                           Artikel; von John Anderson,
                           Maschinen-Inspector im Arsenal zu Woolwich.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, März 1859, S. 189 und
                              205.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Anderson, über Drehwerkzeuge, mit Anwendung des Copir- oder
                           Uebertragungsprincipes.
                        
                     
                        
                           Während einer kurzen Geschäftsreise, welche der Verfasser im Jahr 1854 in den
                              Vereinigten Staaten machte, erstaunte er über die vielen dort gebräuchlichen
                              einfachen und sinnreichen Anwendungen des Copirprincips auf die gewöhnliche
                              Holzdrehbank, wogegen in England gemeiniglich die Herstellung derartiger hölzerner
                              Artikel von der Aufmerksamkeit des Arbeiters oder von den, zu speciellen Zwecken
                              construirten Maschinen abhängig gemacht wird. So kann z.B. durch Hinzufügung einiger
                              sehr einfachen Theile die gewöhnliche Hand-Holzdrehbank zur Vervielfältigung
                              von Gegenständen derart eingerichtet werden, daß die Operationen bedeutend
                              beschleunigt werden und der Arbeiter befähigt wird, ohne die zeitraubende Anwendung
                              von Meßinstrumenten, Zirkeln, Lehren etc., ein Stück nach Form und Größe genau wie
                              das andere herzustellen.
                           Eine einfache Anordnung einer Copirdrehbank ist in Fig. 4
                              dargestellt. An der Stirn der Bank und parallel mit dem Holzstück A, welches bearbeitet werden soll, ist ein gerades Stück
                              B von hartem Holze befestigt, welches auf der oberen
                              geraden Fläche leicht ausgehöhlt ist. Auf der entgegengesetzten Seite der Drehbank
                              ist ein ähnliches Holzstück C angebracht, dessen obere
                              scharfe Seite jedoch nicht gerade ist, sondern dieselbe unregelmäßige Form wie der
                              verlangte Artikel hat. Der Hohlmeißel oder das Drehinstrument D, anstatt durch die Hand des Drehers auf einer Vorlage gehalten zu
                              werden, ist in einem Holzstück E so befestigt, daß die
                              Anordnung Aehnlichkeit, mit einem Zimmermannshobel hat. Das eine Ende von E wird nun in der Höhlung der Führung B, an der Vorderseite der Bank, und das andere auf der
                              Linie des unregelmäßig geformten Stückes C entlang
                              geführt. Damit der Arbeiter das Holz nach und nach auf den verlangten Durchmesser
                              abzudrehen vermag, ohne durch das Aufnehmen zu großer Späne das Einhaken und Brechen
                              des Stahles zu riskiren, steckt man einen kleinen, mit einem Ring versehenen
                              Holzkeil F, welcher durch den kleinen Finger der rechten
                              Hand geführt wird, zwischen den Stahlhalter E und das unregelmäßig
                              geformte Holzstück C an der Rückseite der Drehbank,
                              welcher nach und nach im Verlaufe der Operation zurückgezogen wird. Für den letzten
                              Schnitt, den Schlichtschnitt, wird ein anderer Stahl in E eingesetzt und derselbe mit leichtem Schnitt die Bahnen B und C entlang geführt. So
                              wird ohne Anstrengung eine dem Modell stets gleiche Arbeit hergestellt, und zwar in
                              weniger als der halben Zeit, welche bei dem gewöhnlichen Verfahren erforderlich
                              ist.
                           Nach einem dem vorigen ähnlichen Plane, aber mit veränderter Anordnung, dreht man in
                              Amerika lange Holzstücke von geringem Durchmesser ab, wie Fig. 5 zeigt. Das zu
                              bearbeitende Holz G wird zuerst mittelst Kreissäge in
                              quadratische Stücke von der erforderlichen Länge geschnitten; diese werden sodann
                              zwischen die Spitzen einer Drehbank gespannt, ohne die Kanten zu brechen. Der
                              Stahlhalter oder Drehapparat H läuft auf zwei parallelen
                              Stangen I, I, welche an Docke und Spitzenbock der
                              Drehbank befestigt sind. Dieser Stahlhalter besteht aus einem metallenen Rohr H, mit zwei Messern K und
                              L an jedem Ende; das vordere Messer K ist dazu bestimmt, die Ecken des zu drehenden
                              Holzstückes bis auf den inneren Durchmesser von H
                              fortzunehmen, damit dasselbe, ohne zu vibriren, ähnlich wie in der Brille der alten
                              deutschen Drehbank geführt wird; der hinter der Brille sitzende zweite oder
                              Schlichtstahl L dreht nun die Stange auf den verlangten
                              Durchmesser. Um die ganze Vorrichtung selbstthätig zu machen, damit der Arbeiter den
                              Stahlhalter nicht vorzuschieben braucht, wird das vordere Messer K so gestellt, daß die damit erzeugte Dicke des Holzes
                              knapp in die Röhre H hineinpaßt; dieselbe ist im Innern
                              mit einem Gewinde versehen, welches, sich auf das Holz aufschneidend, den ganzen
                              Stahlhalter nun selbstwirkend gegen den Schnitt führt. Der Schraubengang, welcher
                              sich auf das Holz aufschneidet, wird durch den Schlichtstahl hinter der Röhre H wieder entfernt, und ist nach Beendigung der Arbeit
                              nicht mehr zu sehen.
                           Beim Drehen langer und schwacher Stangen von unregelmäßiger Form ist der zweite Stahl
                              L nicht im Support festgestellt, sondern wird in
                              einem besonderen Stahlhalter, dessen anderes Ende auf dem Support aufruht, geführt,
                              während das hintere Ende auf einer längs des Bettes befestigten Stange, welche die
                              verlangte unregelmäßige Form hat, läuft. Durch Steigen und Fallen auf den Linien
                              dieses Modelles wird nun der Schnitt stärker oder schwächer, und dadurch die Seite
                              des bearbeiteten Holzes in die verlangte Gestalt gebracht.
                           Die Holzdreher in Amerika bedienen sich einer Spitze, welche so bedeutende Vorzüge
                              vor der bei uns gebräuchlichen Form hat, daß sie allgemein empfohlen zu werden
                              verdient; in den Werkstätten des Arsenals zu Woolwich wird sie bereits mit dem besten Erfolg
                              angewendet. Statt des gewöhnlichen scharfen Körners, ist diese Spitze, Fig. 6, an dem
                              vordern Ende mit einer conischen Höhlung M versehen,
                              welche, eine concentrische scharfe Schneide bildend, sich leicht in das Holz,
                              dasselbe centrirend, eindrückt. Bei dieser Form hält die Spitze nicht nur das Oel
                              besser zurück, sondern es wird überdieß das Verlaufen des zu drehenden Stückes,
                              sowie das Zersplittern desselben, verhütet.
                           Die Methode, nach welcher im Arsenal zu Woolwich die für Geschosse erforderlichen
                              hölzernen Kugelspiegel gedreht werden, ist ebenfalls eine erfolgreiche Anwendung des
                              Copirprincipes. Bisher wurden diese Gegenstände durch den Holzdreher auf gewöhnliche
                              Weise, mittelst Röhre, Schlichtstahl und Lehre hergestellt, wobei ein geschickter
                              Arbeiter höchstens fünfzig Stück derselben per Tag
                              fertig machen konnte; nach der neuen Methode wird das Holz mittelst Bandsäge aus der
                              Pfoste in kreisrunde Stücke geschnitten und der Arbeitslohn per 100 Stück derselben beträgt durchschnittlich 7 Pence. Der so erhaltene
                              Holzteller wird auf einer Bohrmaschine gebohrt, um auf der Planscheibe einer
                              Drehbank aufgeschraubt werden zu können. Durch den ersten Drehproceß ist nun die
                              äußere Oberfläche zu bearbeiten, und zu diesem Zweck wird das Holz auf der
                              Centrumschraube der Planscheibe festgeschraubt, wie in A, Fig.
                                 7, ersichtlich. Die Hohlstähle B und C sind in verschiedenen Supports D und E befestigt, jedoch auf einem Aufsatz
                              F mit einander verbunden, und wirken beide
                              gleichzeitig durch die Bewegung eines einfachen Handhebels G. Der Aufsatz F läuft in gewöhnlicher Weise
                              auf dem Bett der Drehbank, und wird durch Getriebe und Zahnstange mittelst der
                              linken Hand des Arbeiters durch den Handhebel H bewegt.
                              Die Dimensionen des Kugelspiegels werden durch das Anhalten des Supports in seiner
                              Bewegung und durch die Stellungen der Messer bestimmt.
                           Die nächste und letzte Operation ist die Herstellung der Aushöhlung des Kugelspiegels
                              zur Aufnahme des Geschosses. Hierzu wird eine einfache Drehbank, wie Fig. 8 zeigt, angewendet.
                              Das Holzstück A wird in einer passend großen
                              Universalplanscheibe angebracht. Der Durchschnitt der verlangten Höhlung ist ein
                              Kreisabschnitt; der Drehstahl B wird daher in einem
                              Stahlhalter befestigt, welcher vermittelst des Hebels C
                              um seine Achse gedreht werden kann, und so gestellt ist, daß seine Schneide den
                              Radius des entsprechenden Kreisabschnittes beschreibt. Der Stahlhalter dreht sich im
                              Aufsatz D, und letzterer schiebt sich auf dem
                              Drehbankbett, wie vorher schon beschrieben wurde. Die Tiefe der verlangten Höhlung
                              wird durch die Entfernung des Stahlhalters von der Planscheibe bestimmt, und der
                              Arbeiter regiert bei Ausführung der Operation mit seiner linken Hand den Handhebel E, welcher durch Getriebe und Zahnstange den Support
                              gegen die Planscheibe vorschiebt, während die andere Hand des Arbeiters den
                              Stahlhalter C dreht, und dadurch mit dem Drehstahl den
                              verlangten Kreisbogen beschreibt.
                           Um Kugelspiegel von anderen Formen zu machen, werden nur die verschiedenen
                              Stahlhalter auf dem Aufsatz entsprechend angeordnet. Der Gewinn an Arbeitslöhnen
                              beträgt bei Benützung dieser Methode über 4/5 der früheren Kosten.
                           Der conische Pfropf zu den Kugeln der Minié-Büchsen wird von Buchsbaumholz durch selbstthätige
                              Maschinen angefertigt. Hierbei ist die conische Form des Pfropfes in einer
                              rotirenden Fräse enthalten, welche am vorderen Ende der Spindel einer Drehbank
                              befestigt, sich mit großer Geschwindigkeit dreht; das Holz, durch Kreissägen in
                              lange, quadratische Stangen geschnitten, wird auf der Vorlage der Drehbank befestigt
                              und gegen die Fräse gedrückt, wodurch man am Ende der Stange einen Conus erhält,
                              welcher durch eine Kreissäge abgeschnitten, den Pfropf von verlangter Größe und
                              Gestalt liefert.
                           Von den zu diesem Zweck gebräuchlichen Maschinerien zeigt Fig. 9 eine der besten
                              Constructionen.
                           Im Spindelbock ist die Fräse A angebracht und die Spindel
                              hat bei ihrer rotirenden Bewegung gleichzeitig eine traversirende, welche von der
                              Nuth in der Scheibe B ausgehend, durch den Hebel C übertragen wird. Die zu bearbeitende Holzstange D ist auf der Vorlage E
                              befestigt. Die Spindel mit der Fräse traversirt nun gegen das äußere Ende und wird
                              wieder zurückgezogen, nachdem die verlangte conische Form hergestellt ist.
                           Die zweite Operation ist das Abschneiden des Pfropfes. Zur Ausführung derselben sind
                              das Bett und die Vorlage E, welche die Holzstange D tragen, auf einem Schlitten befestigt, der durch das
                              Excentricum F und die Zugstange G verbunden, eine rechtwinkelige Bewegung gegen den Spindelkasten macht.
                              Wenn das Ende der Stange seine conische Form erhalten hat und die Spindel
                              zurückgezogen ist, traversirt der Schlitten mit der Vorlage E gegen die Circularsäge H. Der fertige Pfropf
                              fällt in einen Kasten I, wonach der Schlitten wieder
                              zurückgeht und das Holz in das Centrum der Spindel bringt. Eine intermittirend
                              selbstthätig wirkende Vorrichtung K rückt nun die
                              Vorlage mit dem Holz wieder in die frühere Stellung und die beschriebene Operation
                              beginnt von Neuem.
                           Bei einigen der früheren Maschinen machte die Säge eine Traversbewegung gegen das
                              Holz zur Abschneidung des Pfropfes; bei dieser Anordnung wurden Späne und Pfropfe unter einander
                              gemischt, die Arbeit für die Ausscheidung derselben kostete aber mehr als die
                              Anfertigung der Pfropfe; bei der neuen Anordnung werden die Späne und die Pfropfe
                              sofort von einander getrennt und der Arbeitslohn ist daher auf mehr als die Hälfte
                              vermindert.
                           Eine Modification des Copirprincipes wird bei einer Maschine zur Herstellung
                              quadratischer Löcher in Holz angewendet; diese Maschine, bei welcher ein
                              Centrumschneckenbohrer in einem quadratischen Stemmeisen wirkt, ist in den Figuren 10 und
                              11
                              dargestellt. Der Meißel N bildet eine quadratische
                              Büchse von denselben Dimensionen wie das verlangte Loch, und jede Seite desselben
                              ist eine nach Innen abgeschärfte Schneide. Im Innern dieses Meißels, und mit ihm
                              verbunden, dreht sich der Bohrer O, dessen Schneide mit
                              denen des Meißels vorgeht. Bei Anwendung dieser Vorrichtung wird der quadratische
                              Meißel in das Holz mit der nöthigen Pressung eingedrückt; der Bohrer schneidet
                              beiläufig 7/8 der Fläche der verlangten Höhlung heraus; der Meißel macht das runde
                              Loch quadratisch, und indem er mit seinen abgeschärften Schneiden die Späne gegen
                              den laufenden Bohrer drückt, werden dieselben durch die aufsteigende Bewegung des
                              Schraubenganges aus dem Loch emporgehoben.
                           Die Blanchard-Drehbank enthält eine Modification
                              des Copirprincipes, welche zur Herstellung unzähliger unregelmäßiger Formen
                              anwendbar ist; man benutzt diese Maschinerie zum Drehen, resp. Copiren von
                              Gewehrkolben, Räderspeichen, Schuhleisten, Büsten und ähnlichen Artikeln. Sie ist
                              mit zwei parallel neben einander stehenden Drehbänken zu vergleichen, wie Fig. 12 zeigt.
                              Die eine Drehbank enthält das Modell F, die andere das
                              rohe Material G, aus welchem das dem Modell gleiche
                              Stück geformt werden soll, und beide Drehbänke haben dieselbe Bewegung. Die Vorlage,
                              welche den Drehstahl H hält, trägt auch ein stumpfes
                              Instrument I, welches die Linie des Modelles F verfolgt und vermittelst eines Gewichtes oder einer
                              Feder mit demselben fortwährend in Berührung erhalten wird. Gewöhnlich wird das
                              Drehwerkzeug H als ein auf seiner Peripherie mit
                              Schneiden besetztes Rad construirt, welches in der Minute bis 2000 Umdrehungen
                              macht. Das Führungsinstrument (tracer) I ist eine Scheibe von derselben äußern Form und Größe,
                              und kann sich frei auf seiner Achse bewegen. Die Function der Maschine besteht im
                              Uebertragen der Bewegung des Führungsinstruments I auf
                              die Schneidscheibe H, wodurch die unregelmäßige
                              Oberfläche des Modelles F copirt wird. Das mit dem sich
                              drehenden Modell in Berührung befindliche Führungsstück wird, um seine Achse
                              laufend, auf der unregelmäßigen Oberfläche von jenem hin und her geschoben, und da
                              das Material G in der zweiten Drehbank dieselbe Bewegung hat
                              wie das Modell, ferner die Messerscheibe dieselbe Form und Größe wie die
                              Führungsscheibe, so muß nothwendig dieselbe Gestalt aus dem Material hergestellt
                              werden; der Schlitten, welcher die Schneid- und Führungsscheibe trägt,
                              erzeugt, indem er sich in bekannter Weise hin und her schiebt, die verlangte Copie
                              des Modelles, wobei ein Arbeiter mehrere Maschinen gleichzeitig zu bedienen im
                              Stande ist.
                           Die Blanchard-Drehbänke, welche in den Werkstätten
                              zu Woolwich angewendet werden, sind mit verschiedenen Modificationen der
                              Schlittenbewegungen versehen; bei einigen stehen, wie oben beschrieben,
                              Führungs- und Arbeitsscheibe auf einem Schlitten; bei anderen sind dieselben
                              pendelartig aufgehängt; bei einer andern Anordnung endlich, welche bei weitem
                              vorzuziehen ist, stehen Führungs- und Schneidscheibe, mit einander verbunden,
                              auf einem schwingenden Gestell, dessen Drehpunkt dem Fußboden nahe liegt. Bei den
                              zwei letzteren Constructionen ist die Reibung bedeutend vermindert und eine zartere
                              und genauere Uebertragung, resp. Nachahmung der Oberfläche des Modelles durch die
                              Führungsscheibe ermöglicht, als sie bei der Schlittenführung erzielt werden
                              kann.
                           Ein mit Messern versehenes Rad, ähnlich dem bei der Blanchard-Drehbank gebräuchlichen, wurde mit großem Vortheil zur
                              Herstellung verschiedener Curven mittelst eines einzigen Instrumentes angewendet.
                              Dieß geschieht nach dem Princip, daß, wenn ein Stück Holz unter eine solche
                              Messerscheibe, parallel mit der Achse derselben, gebracht wird, eine Nuth geformt
                              wird, welche mit der Kreislinie des Umfanges der Messerscheibe correspondirt; wird
                              aber das Holz der Fläche des Schneidrades entlang geführt, so erzeugt es eine flache
                              Oberfläche. Curven zwischen beiden Extremen erlangt man, wenn der Apparat in die
                              verschiedenen, den Curven entsprechenden Winkel gestellt wird.
                           Bei der Fabrication von Futtern zu Degenscheiden nach dem Copirprincip wird das Holz
                              zuerst in rohe Form mittelst der endlosen Bandsäge gebracht. Die nächste Operation
                              ist die Bildung einer Seite der äußeren Oberfläche; zur Ausführung derselben wird
                              das rohe Holzstück in einen hölzernen Halter gelegt, der einer Längenbewegung fähig
                              ist und in einer Curve geführt wird, welche diejenige der Schneide ist; diese
                              Bewegung wird unter einem Schneidrade gemacht, welches die Querform der Scheibe hat;
                              die zwei verbundenen Bewegungen erzeugen die verlangte Form. Die andere Seite wird
                              ganz in derselben Weise hergestellt, wobei die fertige Hälfte in einem Halter von
                              der genauen Form liegt, um beide Seiten vollkommen zu einander passend zu erhalten.
                              Durch diese zwei Operationen wird das Aeußere fertig gemacht. Die dritte Operation
                              hat zum Zweck, das Behältniß für die Klinge auszuschneiden: das äußerlich fertig
                              geformte Holz wird in
                              einen Halter gelegt, in welchen es genau paßt, und diesen Halter läßt man in der
                              geeigneten Curve unter einer umlaufenden Schneide sich bewegen. Nachher wird das
                              Futter in einen vierten Halter gelegt, in welchem durch ein Fräsrad das obere Ende,
                              welches den starken Theil der Klinge aufzunehmen hat, erweitert wird, und
                              schließlich wird mittelst eines auf- und absteigenden Circularmessers die
                              Spitze nach genauer Form und Länge abgeschnitten. Bei dieser Fabricationsmethode
                              sind zwei Knaben im Stande täglich 500 Stück Scheiden herzustellen, und zwar viel
                              genauer als es bisher durch Handarbeit möglich war.
                           Dieselbe Verbindung von Bewegungen wird häufig in anderer Weise benützt, um
                              Gegenstände von unregelmäßigen Längenseiten herzustellen. Die Fräse von der
                              erforderlichen Form wird am oberen Ende einer rotirenden verticalen Spindel
                              befestigt, wie bei A, Fig. 13 und 14, zu sehen
                              ist. Das zu bearbeitende Holz B ist auf einem Stücke C, dessen Seiten nach der herzustellenden Form
                              geschnitten sind, befestigt. Indem nun die Schablone C
                              gegen den die Spindel umschließenden Ring D fest
                              angedrückt und an demselben entlang geführt wird, empfängt das Holz B, auf welches dieselbe Bewegung übertragen wird, die
                              combinirte Form von C und A.
                           In der Gewehrfabrik zu Enfield werden die Gewehrschäfte nur mit Maschinen erzeugt und
                              dadurch so genau übereinstimmend angefertigt, wie es durch Handarbeit gar nicht
                              möglich wäre; man kann jetzt mit den Maschinen in Enfield per Woche 1000 bis 1200 Schäfte derart fertig machen, daß die einzige mit
                              denselben vorzunehmende Handarbeit das äußere Glätten, resp. Poliren ist. Wir können
                              nicht in die Details sämmtlicher hieher gehörenden Maschinen eingehen (zur
                              Anfertigung eines Gewehrschaftes sind circa 12 Maschinen
                              erforderlich, wovon jede verschieden angeordnet ist und zu einer andern Operation
                              dient); das Hauptprincip ist aber bei allen dasselbe.
                           Die Herstellung der Höhlungen im Schaft geschieht mittelst einer Fräse oder eines
                              Bohrers E, Fig. 15, welcher in der
                              erforderlichen Form hergestellt ist und per Minute circa 6000 Umdrehungen macht. Derselbe muß sehr scharf
                              erhalten werden, damit er, das Holz mag seitwärts gegen ihn, oder er gegen das Holz
                              gedrückt werden, in allen Fällen einen reinen, glatten Schnitt herstellt. Um den
                              Bohrer der verlangten Höhlung entsprechend zu führen, wird neben dem zu
                              bearbeitenden Schafte F ein gehärtetes stählernes Modell
                              G befestigt; und auf dem Support, welcher den Bohrer
                              E trägt, befindet sich gleichzeitig ein dem Bohrer
                              in der äußern Form ganz gleiches aber stumpfes Instrument H. Da nun H mit G
                              dieselben horizontalen und verticalen Bewegungen ausführt, so folgt, daß, wenn H in Berührung mit dem Modell G gebracht wird, der Bohrer E das Holz
                              angreifen und, in demselben sich Raum bohrend, dieselben Linien beschreiben wird wie
                              der Führungsstift H im Modell.
                           Zum Ausschneiden des Holzes für das Einlassen des Gewehrschlosses werden Fräsen oder
                              Bohrer von verschiedener Stärke angewendet, wobei ein stählernes Modell, wie
                              vorbeschrieben, zur Führung dient. Die Maschine ist für jede der verschiedenen
                              Fräsen mit einem Führungsstift gleichen Durchmessers versehen und so construirt, daß
                              jede Fräse nach Belieben zur Wirksamkeit gebracht werden kann. Beim Beginn bringt
                              man die größten Fräsen zur Arbeit, und leitet den dazu gehörigen Führungsstift
                              überall im Modell hin, wo er sich führen läßt; hierauf kommen die kleineren Fräsen
                              zur Arbeit und so fort, bis zum Schluß ein sehr zarter Bohrer diejenigen Theile
                              wegnimmt, welche für seine Vorgänger zu klein waren. So wird die ganze Operation mit
                              der größten Genauigkeit durchgeführt, und zwar sammt dem Aufspannen eines Schaftes
                              in beiläufig einer Minute.
                           Bei Betrachtung dieser Methode drängt sich die Frage auf, wie diese Genauigkeit
                              eingehalten werden kann, da selbstverständlich die arbeitenden Bohrer sich ungleich
                              mehr abnützen als die Führungsstifte, zur Erzielung einer genauen Arbeit aber ein
                              übereinstimmender Durchmesser beider eine Hauptbedingung ist? Man wendet zum
                              Compensiren dieser Abnützung ein Verfahren an, welches außerordentlich einfach und
                              sinnreich ist. Die conischen Löcher in den Bohrspindeln, welche zur Aufnahme der
                              Fräsen bestimmt sind, werden etwas excentrisch gebohrt, und genau so excentrisch
                              sind die Zapfen an den Fräsen. Beide, Bohrspindel sowohl als Zapfen, werden an ihrem
                              Umfange graduirt, und die Fräse wird, wenn sie neu ist, so gesetzt, daß sie genau
                              centrisch läuft, also ihren eigenen Durchmesser bohrt, resp. dem Führungsstift
                              gleich ist. Wenn nun durch Nachschärfen der Durchmesser der Fräse kleiner wird als
                              der Kopf des Führungsstiftes, so stellt man sie nach und nach so weit excentrisch,
                              daß sie nach jedem Schärfen wieder dem verlangten Durchmesser entspricht; eine
                              ungenaue Arbeit ist hierbei nicht zu befürchten, weil die große Geschwindigkeit des
                              Werkzeugs dessen Excentricität unfühlbar macht.Wir
                                    verweisen auf die Abhandlung des Verfassers „über die Anwendung
                                       von Maschinen bei der Anfertigung von Kriegsmaterial in
                                       England“ im polytechn. Journal Bd. CXLV S. 81.A. d. Red.
                           
                              C. V.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
