| Titel: | Ueber die Trennung des Wismuths vom Blei durch oxydirendes Schmelzen; von Adolph Patera, k. k. Hüttenchemiker für das gesammte Montanwesen. | 
| Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. CXIII., S. 423 | 
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                        CXIII.
                        Ueber die Trennung des Wismuths vom Blei durch
                           oxydirendes Schmelzen; von Adolph
                              Patera, k. k. Hüttenchemiker für das gesammte Montanwesen.
                        Vorgetragen während der Versammlung von
                              Berg- und Hüttenmännern zu WienAus dem „Bericht über die erste allgemeine Versammlung von Berg-
                                          und Hüttenmännern zu Wien (im Mai 1858); herausgegeben vom Comité der Versammlung. Wien 1859. Verlag von L. Förster's
                                       artist. Anstalt.“
                                 , Section für Hüttenwesen, am 14. Mai 1858.
                        Patera, über die Trennung des Wismuths vom Blei durch oxydirendes
                           Schmelzen.
                        
                     
                        
                           Bei dem Joachimsthaler Schmelzproceß sammelt sich das in den Erzen in geringer Menge
                              enthaltene Wismuth im Reichblei an. Beim Treibproceß oxydirt sich zuerst das Blei
                              und erst gegen Ende des Treibens bildet sich eine grüne, stark wismuthhaltige
                              Glätte, welche bis nun unter dem Namen „schwarze Glätte“
                              besonders aufbewahrt wurde. Wird diese Glätte einfach reducirt, so erhält man ein
                              Gemenge von Blei und Wismuth, welches im Wesentlichen die Eigenschaften des Bleies
                              zeigt; dasselbe ist bleigrau, wenig kristallinisch und hämmerbar. Dieses Gemenge von
                              Blei und Wismuth ist wegen des schwankenden Wismuthhaltes im Handel nicht zu
                              brauchen; es war daher die Aufgabe, diese beiden Metalle möglichst zu trennen. Ich
                              versuchte dieß anfangs auf nassem Wege. Ich behandelte die feingepulverte
                              wismuthhältige Glätte mit Salzsäure und Schwefelsäure in verschiedenen
                              Verhältnissen; es sollte dadurch leicht lösliches, schwefelsaures Wismuthoxyd oder
                              Chlorwismuth und schwer lösliches schwefelsaures Bleioxyd gebildet werden, welche
                              durch Auslaugen mit Wasser getrennt worden wären. Doch gab dieß, abgesehen von den
                              Kosten, ungünstige Resultate, da einerseits die Zersetzung der Glätte nicht
                              vollständig vor sich gieng, indem das gebildete schwefelsaure Bleioxyd immer einen
                              Kern von unzersetzter Glätte dicht umhüllte, und die weitere Einwirkung der Säure
                              verhinderte; andererseits ist das schwefelsaure Bleioxyd nicht vollkommen unlöslich im
                              Wasser und dadurch wird das Wismuth wieder durch Blei verunreinigt.
                           Ich versuchte ferner, flüchtiges Chlorwismuth zu bilden, und dieses durch Erhitzen
                              vom Chlorblei zu trennen. Ich behandelte zu diesem Ende die Glätte mit Salzsäure,
                              verdampfte bis zur Trockne und glühte. Auch auf trockenem Wege suchte ich diesen
                              Proceß einzuleiten, und erhitzte theils in Röhren, theils in der Muschel ein Gemenge
                              von Glätte und Kochsalz mit verschiedenen Zuschlägen (Eisenvitriol etc.); aber auch
                              diese Versuche hatten nicht den gewünschten Erfolg, es blieb die Trennung sehr
                              unvollkommen, obwohl viel Chlorwismuth sublimirte. Ich wählte daher einen
                              einfacheren, durch Beobachtung des oben angeführten Treibprocesses angedeuteten Weg.
                              Reducirt man die schwarze Glätte und treibt das erhaltene wismuthhältige Blei auf
                              einem Teste ab, so oxydirt sich zuerst das Blei, saugt sich zuerst in den Test oder
                              läuft als Glätte ab, und es bleibt reines, von Blei freies Wismuth auf dem Teste
                              zurück. Dieses wird nun vom alten Teste abgehoben, auf einen neuen gebracht und
                              wieder bis zum Silberblicken abgetrieben. Beim zweiten Treiben fällt nur
                              Wismuthglätte (Bi₂O₃), welche mit Kohle im Tiegel reducirt, ein sehr
                              reines Metall gibt. Da dieser Versuch im Kleinen günstige Ausfälle hoffen ließ, so
                              wurde ein Versuch im größeren Maaßstab ausgeführt. Es wurden 10(1 Centner schwarze
                              Glätte im Krummofen reducirt, das Metall, welches in 100 Theilen 34,5 Wismuth und
                              65,5 Blei enthielt, auf den Treibherd gebracht und einem oxydirenden Schmelzen
                              unterworfen. Es oxydirte sich zuerst das Blei und die zuerst ablaufende Glätte war
                              vollkommen wismuthfrei. Der Wismuthhalt der Glätte stieg gegen das Ende der
                              Manipulation.
                           Um den Gang des Processes genau zu beobachten, wurde von Zeit zu Zeit der
                              Blei- oder Wismuthhalt sowohl des auf dem Herde treibenden Metalles, als der
                              ablaufenden Glätte bestimmt.
                           Es wurden zu diesem Ende von den erhaltenen Glätten gewogene Mengen zu Metall
                              reducirt. Von den Metallen wurden unmittelbar Proben genommen. Beim Probiren wurden
                              die Metalle in mäßig verdünnter Salpetersäure gelöst, dann wurde Salzsäure im
                              Ueberschuß zugegeben, um alle Oxyde in Chloride umzuwandeln; hierauf wurde die
                              Lösung mit starkem Weingeist versetzt. In starkem Weingeist sind Chlorblei und
                              Chlorsilber vollkommen unlöslich, während sich das Chlorwismuth darin mit
                              Leichtigkeit auflöst. Das Chlorblei mit dem Chlorsilber wurden auf einem gewogenen
                              Filtrum abfiltrirt, mit Weingeist ausgesüßt und getrocknet. Von dem gefundenen Blei
                              wurde das Silber, welches durch die Capellenprobe bestimmt wurde, abgezogen. Das
                              Wismuth wurde aus der
                              weingeistigen Lösung durch kohlensaures Ammoniak gefällt und so bestimmt. Es ist
                              dieß die schnellste und sicherste Methode, um das Blei vom Wismuth zu trennen. Auf
                              diese Weise wurden in der ersten Zeit nach Verlauf mehrerer Stunden, in der letzten
                              Zeit nach jeder Stunde und zu Ende der Operation jede halbe Stunde die abfließende
                              Glätte und das auf dem Herde treibende Metall probirt. Als in dem Wismuth auf dem
                              Herde nur mehr eine Spur Blei nachweisbar war, hatte die ablaufende Glätte noch
                              einen Bleihalt von 23,7 Pfd. Das so erhaltene Wismuth war sehr rein; es enthält nach
                              der Analyse des k. k. Hüttencontroleurs, Hrn. Ernst Wysoky, 0,42 Silber, eine Spur Blei und eine Spur Eisen. Der theilweise
                              Silberhalt desselben von 14 Loth Silber pr. Centner,
                              welcher durch ein Versehen darin blieb, müßte durch ein nochmaliges Abtreiben des
                              Wismuths und Reduciren des gewonnenen Herdes und der Glätte abgeschieden werden;
                              doch dürfte sich dieß kaum lohnen.
                           Es wurden auf diese Weise 17 Centner Wismuth oder 80 Proc. des in Arbeit genommenen
                              Metalls gewonnen; der ganze übrige Theil, nämlich die fehlenden 20 Proc., sind in
                              den Glätten und dem Herbe vorhanden, so daß kein Verlust an Wismuth zu bemerken war.
                              Diese Glätten werden, wenn sie rein sind, dem Schmelzproceß zurückgegeben; sind sie
                              reich genug, so kommen sie wieder zum Wismuthtreiben.
                           Ich kann nicht umhin, hier eines Versuches zu erwähnen, welchen ich bei dieser
                              Gelegenheit machte, dessen Tragweite eine nicht unbedeutende werden könnte, wenn die
                              praktische Ausführung auch für den Moment zu den Unmöglichkeiten gehört. Das Wismuth
                              oxydirt sich, der gemachten Erfahrung gemäß, weit schwieriger, als das Blei; es lag
                              der Gedanke nahe, den Proceß umzukehren und die Eigenschaft des Wismuths, sich
                              leichter als das Blei aus der Glätte zu reduciren, zur Wismuthdarstellung zu
                              benutzen. Es wurde zu diesem Ende schwarze Glätte in hessischen Tiegeln
                              eingeschmolzen und granulirtes Nillacher Blei (also vollkommen wismuth- und
                              silberfreies Blei) auf die geschmolzene Glätte gestreut. Die geschmolzene Masse
                              wurde ausgegossen und der erhaltene Regulus untersucht; er bestand aus beinahe
                              reinem Wismuth und hatte einen Silberhalt von 8 Loth 1 Qt. pr. Centner, während die angewandte Glätte einen Silberhalt von 1 Loth
                              hatte.
                           Die nicht reducirte Glätte hielt pr. Centner eine
                              unwägbare Spur Silber. Bei einem weiteren Versuch wurde Glätte mit einem Silberhalte
                              von 2 Loth 2 Qt. in einem kupfernen Tiegel, welcher von außen gut mit Thon
                              beschlagen war, eingeschmolzen.
                           
                           Zur theilweisen Reduction wurde etwas Kohlenpulver auf die Oberfläche gestreut; der
                              erhaltene Wismuthkönig hatte einen Silberhalt von 2 Mark 14 Loth, während die
                              rückständige Glätte 2 Qt. pr. Centner hielt. Schon
                              schien das Problem der Entsilberung der Verkaufglätten gelöst, als der Mangel an
                              geeigneten Gefäßen ein vorläufig unübersteigliches Hinderniß in den Weg stellte. Die
                              Glätte durchlöchert in der kürzesten Zeit jeden Tiegel von Thon, Graphit oder Eisen
                              und jene Metalle, welche eine geringere Verwandtschaft zum Sauerstoff haben, als
                              Blei oder Wismuth, wie z.B. Kupfer, werden wieder durch das reducirte Metall
                              aufgelöst und zerstört. Doch halte ich den Gegenstand für keineswegs abgeschlossen,
                              und für so wichtig, daß ich desselben hier kurz erwähnen zu müssen glaubte.