| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. , S. 231 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber dynamometrische Versuche zur Ermittelung der Reibung bei
                              Anwendung verschiedener Oelsorten.
                           Fabrikant G. Dollfus in Mülhausen hat in Gemeinschaft mit
                              Bourry eine Anzahl dynamometrischer Versuche
                              angestellt, die den Zweck hatten, die Reibung bei Anwendung verschiedener Oelsorten
                              zu ermitteln. Diese Versuche wurden an zwei miteinander gekuppelten Spinnmaschinen
                              von 240 Spindeln angestellt; jedoch wurde die Bewegung des Wagens und der Cylinder
                              aufgehoben, damit die vom Dynamometer angegebenen Betriebskräfte während der
                              Versuchsdauer möglichst constant blieben. Es blieben also nur die Mechanismen in
                              Thätigkeit, welche zur Uebertragung der Bewegung auf die Spindeln dienen.
                           Die Betriebskraft, welche das Dynamometer anzeigt, läßt sich in zwei Theile zerlegen.
                              Der erste besteht in der Arbeit, welche aufgewendet wird, um die die Bewegung
                              fortpflanzenden Theile in Bewegung zu erhalten, also namentlich in der Ueberwindung
                              der Steifigkeit der Schnuren und der Zahnreibung; dieser Theil ist bei den
                              vorliegenden Versuchen constant. Der zweite Theil umfaßt die Zapfenreibungen; er
                              ändert sich mit der Beschaffenheit des angewendeten Oels und der Temperatur
                              desselben.
                           Um nun die für die Schmierung (vorzüglich der Spindeln) geeignetste Oelsorte und
                              zugleich die zweckmäßigste Art und Weise der Schmierung zu finden, ließen die
                              Experimentatoren ihre Versuchsmaschinen vor jedem Versuche reinigen, hierauf alle
                              Theile mit Sorgfalt schmieren und erhielten dann die Maschinen mindestens 12 Stunden
                              ohne Erneuerung der Schmierung im Gange. Von 3 zu 3 Stunden wurde die Betriebskraft
                              und die Temperatur des Saales beobachtet. Der Oelprobirer (von Mac Naught) wurde immer mit derselben Oelsorte geschmiert, wie die
                              Versuchsmaschinen.
                           Die gewonnenen Resultate waren im Allgemeinen folgende: Die geringste Reibung geben Wallrathöl und gemischtes Mineralöl. Hierauf
                              folgen Rüböl, Talgöl (huile animale de suif), Erdnußöl,
                              Baumwollsamenöl, Baumöl, gereinigtes Rüböl. Die gleichförmigste Bewegung ohne
                              Erhitzung der Spindeln und Plattbänder nach 12 Stunden gaben Wallrathöl, gemischtes
                              Mineralöl, Baumwollsamenöl. Die Probe der letzten Oelsorte, mit welcher der Versuch
                              angestellt wurde, ist ein dickes Oel, welches aber sehr gute Resultate gibt und
                              statt des Baum- oder Rüböls mit den Mineralölen gemengt mit Vortheil
                              angewendet werden könnte.
                           Die folgende Zusammenstellung der Versuche legt dar, daß man bei Anwendung von gut
                              gemischtem Mineralöl, und Baumwollsamenöl die Spindeln einer Spinnmaschine nur
                              einmal täglich, und zwar mit einem einzigen Tropfen, zu schmieren braucht. Gießt man
                              zweimal täglich Oel auf, so ist man sicher, daß die Schmierung eine ganz vollkommene
                              ist.
                           Wallrathöl.
                           
                              
                                 Stunden nach Beginndes Versuchs.
                                 Betriebskraftin Pferdekr.
                                 Mac Naught'sOelprobirer.
                                 SaaltemperaturGrad Cels.
                                 Witterung
                                 
                              
                                         1
                                    1/2
                                 1,26
                                 26
                                       25
                                    3/4
                                 trocken
                                 
                              
                                   3
                                 1,22
                                 26
                                       26
                                    1/2
                                 „
                                 
                              
                                   6
                                 1,26
                                 25
                                 27
                                 „
                                 
                              
                                   9
                                 1,20
                                 25
                                 28
                                 „
                                 
                              
                                 12
                                 1,20
                                 24
                                 28
                                 „
                                 
                              
                           
                           12 Stunden nach geschehener Schmierung erhitzten sich die Plattbänder der einen
                              Maschine etwas, und es wäre unklug gewesen, die Versuche weiter fortzusetzen. Die
                              Verminderung der vom Dynamometer angegebenen Betriebskraft, sowie der mittelst des
                              Mac Naught'schen Instruments beobachteten Reibung ist
                              eine Folge der wachsenden Temperatur.
                           Gemischtes Mineralöl.Dieses Oel
                                    besteht aus einem Gemenge von mit Mennige behandeltem Rüböl und Mineralöl
                                    von Lobsann (Niederrhein). Rüböl, Baumöl u.s.w., mit verschiedenen Mengen
                                    von Mennige behandelt, geben Oele von verschiedener Consistenz, welche zum
                                    Schmieren der gangbaren Zeuge sowohl, als auch der empfindlicheren Theile
                                    sehr wohl geeignet sind.
                           
                              
                                 Stunden nach Beginndes Versuchs.
                                 Betriebskraftin Pferdekr.
                                 Mac Naught'sOelprobirer.
                                 SaaltemperaturGrad Cels.
                                 Witterung.
                                 
                              
                                         1
                                    1/2
                                 1,26
                                 17
                                 26
                                 schön undtrocken
                                 
                              
                                   3
                                 1,21
                                       18
                                    1/2
                                       27
                                    1/2
                                 deßgl.
                                 
                              
                                   6
                                 1,19
                                 18
                                 29
                                 deßgl.
                                 
                              
                                   9
                                 1,19
                                 18
                                 29
                                 deßgl.
                                 
                              
                                 12
                                 1,30
                                 19
                                 26
                                 deßgl.
                                 
                              
                           Nach zwölfstündigem Gange sind alle Theile der Maschinen kalt, aber etwas trockner
                              als beim Wallrathöl. Wenn man zweimal täglich schmiert, so erhält man selbst bei den
                              Theilen, welche die rascheste Bewegung haben, wie bei den Spindelbüchsen, eine
                              vollkommen constante Reibung. Pfannen und Zapfen brauchen nur einmal täglich
                              geschmiert zu werden.
                           Rüböl (10 Grm. Mennige auf 200 Kilogr. Rüböl).
                           
                              
                                 Stunden nach Beginndes Versuchs.
                                 Betriebskraftin Pferdekr.
                                 Mac Naught'sOelprobirer.
                                 SaaltemperaturGrad Cels.
                                 Witterung.
                                 
                              
                                        1
                                    1/2
                                 1,47
                                 48
                                 26
                                 schön undtrocken
                                 
                              
                                   3
                                 1,59
                                 48
                                 28
                                 deßgl.
                                 
                              
                                   6
                                 1,59
                                 48
                                 29
                                 deßgl.
                                 
                              
                                   9
                                 1,60
                                 48
                                 30
                                 deßgl.
                                 
                              
                                 12
                                 1,60
                                 48
                                 30
                                 deßgl.
                                 
                              
                           Dieses Oel gab eine völlig constante Reibung. Doch waren einige Plattbänder 3 Stunden
                              nach Beginn des Versuchs etwas grün gefärbt, Ein zweiter Versuch ergab die
                              Betriebskraft zu 1,62 Pferdekräften, und nachdem der Versuch 12 Stunden lang
                              fortgesetzt war, zeigten sich mehrere Spindeln stark erhitzt.
                           Talgöl.
                           
                              
                                 Stunden nach Beginndes Versuchs.
                                 Betriebskraftin Pferdekr.
                                 Mac Naught'sOelprobirer.
                                 SaaltemperaturGrad Cels.
                                 Witterung.
                                 
                              
                                         1
                                    1/2
                                 1,50
                                 32
                                       22
                                    1/3
                                 schön undtrocken
                                 
                              
                                   3
                                 1,42
                                       29
                                    1/2
                                       23
                                    1/2
                                 schön
                                 
                              
                                   6
                                 1,33
                                 27
                                 25
                                 deßgl.
                                 
                              
                                   9
                                 1,41
                                 29
                                 25
                                 deßgl.
                                 
                              
                                 12
                                 1,61
                                 29
                                       25
                                    3/4
                                 deßgl.
                                 
                              
                           9 Stunden nach dem Schmieren waren die Messingtheile grün geworden und ungefähr die
                              Hälfte der Spindeln erhitzt.
                           
                           Erdnußöl.
                           
                              
                                 Stunden nach Beginndes Versuchs.
                                 Betriebskraftin Pferdekr.
                                 Mac Naught'sOelprobirer.
                                 SaaltemperaturGrad Cels.
                                 Witterung.
                                 
                              
                                        1
                                    1/2
                                 1,62
                                 52
                                 22
                                 bedeckt. Himmel, windig
                                 
                              
                                   3
                                 1,55
                                       49
                                    1/3
                                 22
                                 deßgl.
                                 
                              
                                   6
                                 1,65
                                       49
                                    1/2
                                 23
                                 Regen und Wind
                                 
                              
                                   9
                                 1,68
                                 50
                                 23
                                 bedeckter Himmel
                                 
                              
                                 10
                                 1,76
                                 50
                                 23
                                 deßgl.
                                 
                              
                           6 Stunden nach Beginn des Versuchs waren alle Messingtheile an Plattbändern und
                              Pfannen angegriffen, und die Spindeln stark erhitzt. Dieses Oel ist nicht zu
                              empfehlen, weder im reinen Zustande, noch gemengt. Man mußte die Maschinen öfter
                              schmieren und reinigen, weil sonst sehr bald alle Theile mit einem festen Rückstand
                              bedeckt sind.
                           Baumwollsamenöl.
                           
                              
                                 Stunden nach Beginndes Versuchs.
                                 Betriebskraftin Pferdekr.
                                 Mac Naught'sOelprobirer.
                                 SaaltemperaturGrad Cels.
                                 Witterung.
                                 
                              
                                        1
                                    1/2
                                 1,83
                                 49
                                 23
                                 bedeckter Himmel
                                 
                              
                                   3
                                 1,83
                                 47
                                 23
                                 schön
                                 
                              
                                   6
                                 1,86
                                      42 1/2
                                       23
                                    1/2
                                 bedeckter Himmel
                                 
                              
                                   9
                                 1,69
                                 40
                                       24
                                    1/2
                                 deßgl.
                                 
                              
                                 12
                                 1,69
                                 35
                                       24
                                    1/2
                                 deßgl.
                                 
                              
                           Mehrere Spindeln, die schon kurz nach Beginn des Versuchs sich erhitzt hatten,
                              behielten bis zum Schlusse des Versuchs die angenommene Temperatur bei.
                           Baumöl (erste Qualität im Handel).
                           
                              
                                 Stunden nach Beginndes Versuchs.
                                 Betriebskraftin Pferdekr.
                                 Mac Naught'sOelprobirer.
                                 SaaltemperaturGrad Cels.
                                 Witterung.
                                 
                              
                                         1
                                    1/2
                                 1,97
                                       23
                                    1/2
                                 48
                                 schön und trocken
                                 
                              
                                   3
                                 2,04
                                 25
                                 48
                                 deßgl.
                                 
                              
                                   6
                                 1,97
                                 26
                                 45
                                 deßgl.
                                 
                              
                                 12
                                 2,18
                                 26
                                 45
                                 deßgl.
                                 
                              
                           9 Stunden nach Beginn des Versuchs waren die Spindeln so stark erhitzt, daß man sich
                              die Finger an denselben verbrannte; der Gang der Maschinen war sehr unregelmäßig.
                              Beim Beginn eines Versuchs fand man die Betriebskraft 2,25 Pferdekräfte, bei
                              Beendigung desselben 1,90 Pferdekräfte. Bei Anwendung dieser Oelsorte mußte man die
                              Schmierung häufig erneuern.
                           Gereinigtes Rüböl.
                           
                              
                                 Stunden nach Beginndes Versuchs.
                                 Betriebskraftin Pferdekr.
                                 Mac Naught'sOelprobirer.
                                 SaaltemperaturGrad Cels.
                                 Witterung.
                                 
                              
                                         1
                                    1/2
                                 2,11
                                 22
                                 52
                                 bedeckter Himmel
                                 
                              
                                   3
                                 1,89
                                 23
                                 51
                                 bedeckt, Regen
                                 
                              
                                   6
                                 2,03
                                       22
                                    1/2
                                 51
                                 deßgl.
                                 
                              
                                   9
                                 2,16
                                 23
                                 47
                                 Sonnenschein
                                 
                              
                                 12
                                 2,15
                                 23
                                 48
                                 deßgl.
                                 
                              
                           9 Stunden nach Beginn des Versuchs waren die Spindeln stark erhitzt und die
                              Messingtheile stark grün gefärbt. Man mußte häufig schmieren (Bulletin de la Société industrielle de Mulh., No. 146 durch polytechn. Centralblatt, 1859 S. 848.)
                           
                        
                           Metallcompositionen für die Achslager der
                              Eisenbahn-Fahrzeuge in Preußen.
                           Nach der Metall-Composition unterscheiden sich die Lagerfutter in solche aus
                              Rothguß und solche aus Weißguß.Man vergl. „über den Widerstand der Zapfenreibung“ von
                                    Oberbaurath F. A. v. Pauli, im polytechn. Journal
                                    Bd. CXIV S. 171. Die ersteren sind theurer und umständlicher zu ergänzen, fester, härter und
                              schwerer schmelzbar als die letzteren, und greifen bei mangelhafter
                              Schmiervorrichtung die Achsschenkel mehr an; die letzteren sind billig, leicht zu
                              ergänzen durch Eingießen in die Achslagerkasten, weniger fest, weicher und leichter
                              schmelzbar, so daß sie beim Warmlaufen leicht verderben, nutzen jedoch die
                              Achsschenkel nicht merklich ab, und sind bei richtiger Komposition sehr dauerhaft,
                              indem sie sich wenig abnutzen und dem Achsschenkel eine große Politur geben.
                              – Die Rothgußfutter bestehen hauptsächlich aus Kupfer (74 bis 86 Proc).
                              welches mit Zinn, zuweilen auch noch mit Blei und Zink legirt ist; die Weißgußfutter
                              dagegen entweder vorzugsweise aus Blei (60 bis 84 Proc.), oder vorzugsweise aus Zinn
                              (74 bis 9l Proc.), oder aus beiden zu gleichen Theilen (84 Proc.), legirt mit
                              Antimon und auch wohl Kupfer in geringerer Quantität.
                           Die Rothgußfutter sind bei fünf Bahnen allein und bei allen Fahrzeugen im Gebrauch
                              und als zweckmäßig erkannt, nämlich:
                           
                              1) bei der Köln-Mindener mit 84 Proc. Kupfer, 4 Proc.
                                 Blei, 8 Proc. Zinn, 4 Proc. Zink)
                              2) bei der Aachen-Mastrichter mit 86 Proc. Kupfer. 14
                                 Proc. Zinn,
                              3) bei der Breslau-Schweidnitz-Freiburger mit 79
                                 Proc. Kupfer, 8 Proc. Blei, 8 Proc. Zinn, 5 Proc. Zink;
                              4) bei der Berlin-Potsdam-Magdeburger mit 74 Proc.
                                 Kupfer, 12 Proc. Blei, 8 Proc. Zinn, 4 Proc Zink;
                              5) bei der Wilhelmsbahn (ohne Bezeichnung).
                              
                           Fünf Bahnen haben bei den Fahrzeugen, welche mit mehr als 75 Cntr. pro Achse belastet werden, die Rothgußlager beibehalten,
                              dagegen bei Fahrzeugen mit geringerer Belastung die Weißgußlager mit 74 bis 85 Proc.
                              Zinn zur Anwendung gebracht.
                           Die Compositionen sind folgende:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Kupfer.
                                 Blei.
                                 Zinn.
                                 Zink.
                                 Antimon.
                                 
                              
                                 1) Die westphälische Eisenbahn
                                 Rothguß
                                 84
                                 –
                                 16
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 Weißguß
                                   7
                                 –
                                 82
                                 –
                                 11
                                 
                              
                                     haben 7000 Meilen ohne
                                    Reparatur    durchlaufen.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 2) Die Magdeburg-Halberstädter
                                 Rothguß
                                 82
                                 –
                                 10
                                 8
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 Weißguß
                                 11
                                 –
                                 74
                                 –
                                 15
                                 
                              
                                 3) Die Saarbrücker
                                 Rothguß
                                 82
                                 –
                                 18
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 Weißguß
                                   5
                                 –
                                 85
                                 –
                                 10
                                 
                              
                                 4) Die Aachen-Düsseldorfer-Ruhrorter
                                 Rothguß
                                 80
                                 8
                                   8
                                 4
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 Weißguß
                                   7
                                 –
                                 76
                                 –
                                 17
                                 
                              
                                 5) Die Bergisch-Märkische
                                 Rothguß
                                 Angabe fehlt
                                 
                              
                                 
                                 Weißguß
                                   8
                                 –
                                 80
                                 –
                                 12
                                 
                              
                                     Sieben Bahnen geben den
                                    Weißgußlagern aus Zinn etc. für alle Belastungen, zum Theilselbst bei
                                    den Locomotiven den Vorzug. Dieselben legiren dann in folgender
                                    Weise:
                                 
                              
                                 1) Berlin-Anhaltische
                                 
                                 5
                                 –
                                 85
                                 –
                                 10
                                 
                              
                                 2) Oberschlesische
                                 
                                 5
                                 –
                                 85
                                 –
                                 10
                                 
                              
                                 3) Neisse-Brieger
                                 
                                 6
                                 –
                                 83
                                 –
                                 11
                                 
                              
                                 4) Magdeburg-Leipzig
                                 
                                 3
                                 –
                                 91
                                 –
                                   6
                                 
                              
                                 5) Rheinische
                                 
                                 6
                                 –
                                 82
                                 –
                                 12
                                 
                              
                                 6) Niederschlesische Zweigbahn
                                 
                                 3
                                 –
                                 91
                                 –
                                   6
                                 
                              
                                 7) Niederschlesisch-Märkische (sehr empfohlen)
                                 
                                 5
                                 –
                                 85
                                 –
                                 10
                                 
                              
                           Die Achslagerfutter, welche hauptsächlich aus Blei bestehen, haben bei fünf Bahnen
                              Eingang gefunden. Dieselben scheinen sich zu bewähren, sobald sie stets in guter
                              Schmiere gehalten werden, leiden indessen, sobald sie trocken gehen, weßwegen sie vielfach durch
                              Zinn-Legirungen ersetzt worden sind. Die gewählten Verhältnißzahlen sind
                              folgende:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Kupfer
                                 Blei
                                 Zinn
                                 Zink
                                 Antimon
                                 
                              
                                 1)
                                 Die Ostbahn hat die Zinnlegirung mit 94 Proc.Zinn
                                    verworfen und die Bleilegirung eingeführtmit
                                 –
                                 84
                                 –
                                 –
                                 16
                                 
                              
                                 
                                     Dieselbe läßt sich besser
                                    einschmelzen, istbilliger, (2 1/2 Sgr. pro
                                    Lager) und hat sich gutbewährt
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 2)
                                 Magdeburg-Wittenberger Eisenbahn
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                                     bei
                                    Wagenlagern
                                 –
                                 85
                                 –
                                 –
                                 15
                                 
                              
                                 
                                                     bei
                                    Maschinenlagern
                                 8
                                 80
                                 –
                                 –
                                 12
                                 
                              
                                 3)
                                 Die Magdeburg-Leipziger Bahn hat für größereBelastung
                                    die Zinnlegirung, für geringere dieBleilegirung mit
                                 –
                                 84
                                 –
                                 –
                                 16
                                 
                              
                                 4)
                                 Die Berlin-Hamburger Bahn hat die Legirung von
                                 –
                                 85
                                 –
                                 –
                                 15
                                 
                              
                                 
                                 zu weich gefunden, indem sich die Schmiernuthezuschob,
                                    und in Folge dessen die Verhältnisseangewendet
                                 –
                                 60
                                 20
                                 –
                                 20
                                 
                              
                                 5)
                                 Die Thüringische Eisenbahn hat bei LocomotivenRothguß
                                    angewendet, beim Wagenpark dieLegirung
                                 –
                                 85
                                 –
                                 –
                                 15
                                 
                              
                                 
                                     Bei zwei Bahnen,
                                    Berlin-Stettin und Oppeln-Tarnowitz, ist eine Legirung von Blei und
                                    Zinn;zu gleichen Theilen mit 16 Proc. Antimon alssehr
                                    widerstandsfähig, nicht zu hart, sich nichtabnutzend und die Lagerhälse
                                    nicht angreifendbefunden worden
                                 42
                                 42
                                 –
                                 –
                                 16
                                 
                              
                           Außerdem muß noch einer Verbindung eines Weißguß- und Rothgußfutters bei der
                              Aachen-Maestrichter Bahn gedacht werden, wodurch das Futter widerstandsfähig
                              gemacht werden soll. (Eisenbahnzeitung, 1859, Nr. 26.)
                           
                        
                           Der atlantische Telegraph.
                           Nach englischen Blättern ist die Angelegenheit des atlantischen Telegraphen wieder
                              geordnet worden. Die brittische transatlantische Telegraphencompagnie proponirt,
                              möglichst noch innerhalb dieses Jahres ihr Kabel von Landsend in Cornwall nach Blanc
                              Sablon zu legen, eine Insel in der Straße von Belle-Isle an einer Einfahrt
                              des Golfs von St. Lawrence, ein wenig nördlich von Neufoundland. Ein kurzer Draht,
                              welcher von einer besonderen Gesellschaft gelegt werden wird, geht von Alane Sablon
                              nach der Insel Anticosti, wo sich die bereits eröffnete Linie befindet, welche mit
                              Quebec, Montreal und ganz Canada in Verbindung steht. Eine andere kurze Linie von
                              Anticosti wird nach Cap Breton eingesenkt, wo sie in Verbindung mit dem Netz der
                              Linien von Halifax, Nova Scotia, Boston, New-York etc. tritt. Die Vortheile
                              einer solchen Route gegen eine von der Westküste Irlands ausgehende sind erheblich,
                              sowohl im Punkte der Billigkeit, als auch der Sicherheit gegen unterseeische
                              Gefahren, welche die Linie von Valentia nach Neufoundland bedrohen. Die größere
                              Entfernung beträgt wenig über 150 Meilen; aber eine Depesche, welche in Landsend
                              ankommt, erreicht ihren Bestimmungsort direct zu niedrigern Kosten, während sich die Unkosten von
                              Valentia viel höher stellen und die Depesche jedesmal öfter umtelegraphirt werden
                              muß.
                           Die brittische transatlantische Telegraphencompagnie beabsichtigt, ein sehr leichtes
                              Kabel zu gebrauchen. Von dem Ueberzuge mit Eisendraht soll ganz abgestanden werden.
                              Der Leiter besteht aus 7 Kupferdrähten, welche die doppelte Dicke der bei dem
                              atlantischen Kabel gebrauchten haben werden. Er wird überzogen mit einer Mischung
                              von Gutta-percha, mit mannichfachen Isolatoren, und von Außen in besonderer
                              Weise mit einem Gewebe von Hanf umgeben. Das Gewicht ist weniger als 8 Centner pro
                              englische Meile, an der Küste circa 2 Tonnen pro Meile.
                              Die Kosten werden halb so groß seyn wie die bei dem alten Tau. Die Contrahenten
                              verpflichten sich, das Ganze bis zur vollständigen Betriebsbereitschaft für eine
                              Summe unter 3,800,000 Pfd. St. fertig zu liefern. Für den Tarif sollen die Depeschen
                              aus drei Classen bestehen: 1) gewöhnliche Depeschen, 2) Erpreßdepeschen, 3)
                              Specialdepeschen. Die letzteren werden zuerst, dann die der zweiten Classe, zuletzt
                              die der ersten Classe befördert. Die Preise sollen für die erste Classe 1 Pfd. St.,
                              für die zweite 5 Pfd. St., für die dritte 10 Pfd. St. betragen. Auf den Stationen
                              wird beständig eine Lifte über die Zahl der zur Beförderung vorhandenen Depeschen
                              aufliegen.
                           In Bezug auf das alte Kabel macht der Secretär der Gesellschaft folgende Notizen
                              bekannt, um die verschiedenen Gerüchte zu widerlegen, die von dem im August vorigen
                              Jahres glücklich gelegten Kabel nach Amerika behaupten, es sey nie fähig gewesen
                              Depeschen zu befördern. Das Kabel hat befördert: Vom 10. August bis 1. September
                              incl.: von Valentia nach Neufoundland 97 Depeschen, enthaltend 1102 Worte oder 6476
                              Buchstaben. Von Neufundland nach Valentia 269 Depeschen mit 2840 Worten oder 13,743
                              Buchstaben. Zusammen: 366 Depeschen, 3942 Worte, 20,219 Buchstaben. In diesen Zahlen
                              sind die Besprechungen zwischen den Beamten beider Enden nicht inbegriffen.
                              (Eisenbahnzeitung, 1859, Nr. 29.)
                           
                        
                           Der Kautschuk im Vergleich mit Gutta-percha als
                              Isolator für unterseeische Telegraphenkabel.
                           Behufs Versuchen über die Anwendbarkeit des Kautschuks zu diesem Zweck, haben die
                              HHrn. Silver und Comp. Draht von einigen engl. Meilen
                              Länge mit einer doppelten Lage von Kautschukstreifen spiralförmig überzogen, so daß
                              die Ränder der Streifen dicht auf einander paßten und der Ueberzug daher bei jedem
                              Druck für das Wasser vollkommen undurchdringlich war. Selbst bei dem gegenwärtigen
                              hohen Preise des Kautschuks kann man auf diese Weise Drahte um wenig mehr als die
                              Hälfte der für Gutta-percha erforderlichen Kosten überziehen.
                           Der Kautschuk besitzt aber im Vergleich mit Gutta-percha noch viel wichtigere
                              Vorzüge. Derselbe ist nämlich fast so unzusammendrückbar wie das Wasser, und im
                              Vergleich mit Gutta-percha erfordert er einen sehr hohen Wärmegrad zum
                              Schmelzen, indem kochendes Wasser gar keine Wirkung auf ihn hat.
                           Drähte welche auf angegebene Weise in der Anstalt der HHrn. Silver mit Kautschuk überzogen worden waren, wurden in einer hydraulischen
                              Presse eine beträchtliche Zeit lang einem Druck von 7 1/2 Tonnen auf den Kreiszoll
                              unterzogen; als man sie probirte, während sie noch diesem Druck ausgesetzt waren,
                              zeigte das empfindlichste von Hrn. Henley's
                              Galvanometern, daß die Isolirung vollkommen war. Als man einen noch größeren Druck
                              anzuwenden versuchte, barst endlich der Cylinder der Presse. Wenn man
                              berücksichtigt, daß durch einen Druck von 5 Tonnen auf den Quadratzoll der Granit
                              zermalmt wird, so wird man zugeben, daß durch jene Probe der Werth des Kautschuks
                              als dem Druck widerstehender Isolator entschieden nachgewiesen ist. Diese
                              Eigenschaft desselben ist aber viel wichtiger als man auf den ersten Blick vermuthen
                              dürfte. Ein Druck von 7 1/2 Tonnen auf den Zoll ist gleich dem Druck welcher durch
                              das Gewicht des Wassers in einer Tiefe von acht engl. Meilen hervorgebracht wird.
                              Die größte Tiefe, auf welche das atlantische Kabel versenkt wurde, war drei engl.
                              Meilen, und der Druck dieser Wassermasse auf das Kabel am Boden der See war beiläufig 2 1/2 Tonnen. Die
                              Gutta-percha wird bei einem solchen Druck auf mehr als die Hälfte ihres Volums reducirt. Dieser anscheinend unbedeutenden
                              Thatsache ist es vielleicht zuzuschreiben, daß das atlantische Kabel jetzt
                              unbrauchbar ist; denn wenn der Kern des Kabels auf die Hälfte seines ursprünglichen
                              Durchmessers einschrumpfte, so streckten sich die äußeren Drähte im Verhältniß,
                              während die Gutta-percha hierbei nur reißen konnte und den Leiter an vielen
                              Stellen entblößt hinterlassen mußte. In dieser Hinsicht ist der Kautschuk im
                              Vergleich mit der Gutta-percha in entschiedenem Vortheil, da er im Gegentheil
                              unzusammendrückbar und sehr elastisch ist.
                           Im Verlauf der Versuche wurde ein durch zwei Kautschuklagen isolirter Draht von
                              beträchtlicher Länge in einen großen Kessel mit siedendem Wasser getaucht. Obgleich
                              der äußere Theil der Hülle fast weiß gekocht war, so blieb doch die Isolation eine
                              vollkommene. Ein eben so langer Draht von gleicher Stärke, welcher mit
                              Gutta-percha überzogen war, hörte nach dem Eintauchen sofort auf ein
                              Nichtleiter zu seyn, da die Gutta-percha leicht bei 38° C. schmilzt.
                              Die Windungen des atlantischen Kabels, welche behufs des Versenkens sich auf dem
                              Verdeck des Schiffeö befanden und daselbst der Sonne ausgesetzt waren, mußten
                              wirklich theilweise ausgeschnitten werden, weil der Kupferdraht durch die erweichte
                              Gutta-percha gedrungen war.
                           Eine andere Firma stellte Versuche an, um durch eine Verbindung von Kautschuk mit
                              Schellack einen Isolator herzustellen. Dieselben versprechen einen günstigen Erfolg,
                              sind jedoch nochuoch nicht so weit vorgeschritten, daß sie veröffentlicht werden könnten. (Times. – Civil Engineer
                                 and Architec'ts Journal, Juni 1859, S. 808)
                           
                        
                           Gewicht der Erde, nach Bailly.
                           Nach Bailly's, Präsidenten der Londoner astronomischen
                              Gesellschaft, im Laufe von sechs Jahren angestellten Versuchen ist die Dichte der
                              Erde = D gesetzt:
                           D = 5,6747 mit einem Fehler nicht über 0,0058.
                           Das Gewicht der Erde beträgt 6,062,165,592,211,410,488,889 Tonnen engl.
                              Handelsgewicht, in Worten: sechstausend und zweiundsechzig Trillionen, einhundert
                              und fünfundsechzigtausend fünfhundert zweiundneunzig Billionen, zweihundert
                              elftausend vierhundert und zehn Millionen, vierhundertachtundachtzig Tausend,
                              achthundert neunundachtzig Tonnen. (Archiv der Pharmacie, Bd. CXLVIII S. 119.)
                           
                        
                           Zur Silberprobe auf nassem Wege.
                           Der Mangel an einem geschickten Mechaniker, der im Stande gewesen wäre den undicht
                              gewordenen Lufthahn am Gay-Lussac'schen Apparate
                              wieder herzustellen, nöthigte mich zu folgendem Aushülfsapparat, den ich für
                              ähnliche Fälle oder bei Mangel eines vollständigen Apparates empfehlen kann.
                           Die Normalsalzlösung hatte ich in einem großen Schwefelsäure-Ballon von
                              60–70 Liter Inhalt, der mit einem doppelt durchbohrten Korke verschlossen
                              ist. Durch den Kork gehen zwei Glasröhren bis auf den Boden des Ballons, eine
                              gerade, oben offene um Luft eintreten zu lassen, und doch Verdunstung zu verhüten,
                              und eine in einem spitzen Winkel gebogene, an welche ein Kautschukrohr befestigt
                              ist. Das letztere trägt an seinem untern Ende eine andere kurze Glasröhre, welche am
                              Ende ein wenig ausgezogen ist, so daß ihre Spitze mit Leichtigkeit in den Hals der
                              zu gebrauchenden Pipette hineinpaßt. An dem Kautschukrohr wird ein Mohr'scher Quetschhahn angebracht, und so die ganze
                              Hebevorrichtung gefüllt und geschlossen gehalten.
                           Als Pipette benütze ich eine 100 Kubikcentimeter Pipette, deren Hals bis auf etwa 1
                              Zoll Länge abgeschnitten ist.
                           Da es bei dieser Probe nicht darauf ankommt, genau 100 Kubikcentimeter abzumessen,
                              sondern nur immer das gleiche Volum Flüssigkeit zu verwenden, so hat es nichts auf
                              sich, wenn auch die Pipette ober oder unter der Marke abgeschnitten wird.
                           
                           Während man sie in der linken Hand hält und mit dem Daumen die Ausflußöffnung
                              schließt, die kurze Glasröhre ein wenig in den Hals einführt und mit der rechten
                              Hand den Quetschhahn drückt, füllt man sie sehr schnell, worauf man sie mit der
                              rechten Hand ergreift, mit dem Zeigefinger den Hals schließt, sie äußerlich mit
                              einem bereit liegenden Tuche etwas abtrocknet und nun zum Auslaufen bringen
                              kann.
                           Man hat so den Vortheil, immer dieselbe Menge Maaßflüssigkeit anzuwenden, ohne im
                              geringsten irgend eine Marke beobachten zu müssen, wenn man nur früher etwa
                              vorhandene Luftblasen durch gelindes Klopfen und Neigen zum Aufsteigen bringt. Es
                              versteht sich übrigens von selbst, daß der Ballon in einer entsprechenden Höhe
                              angebracht seyn muß, um den Quetschhahn bequem handhaben zu können.
                           Venedig, im Mai 1859.
                           W. Zippe.
                           (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen,
                              1859, Nr. 28.)
                           
                        
                           Ueber die schwarze Färbung, welche ein silberner Löffel in
                              Salmiaklösung annimmt; von Ed. Harms.
                           Ein mit Salmiaklösung benetzter silberner Löffel läuft an der Luft schwarz an. Diese
                              Schwärzung tritt nach Wetzlar nur dann ein, wenn das
                              Silber kupferhaltig ist, oder bei reinem Silber, wenn man Kupfer damit zusammen in
                              die Salmiaklösung bringt. Fein zertheiltes Silber wird von Salmiaklösung
                              angegriffen, und die Schwärzung des Silbers bei Gegenwart von Kupfer rührt von
                              Verbindungen Ag²Cl mit AgCl her. (Archiv der Pharmacie, Bd. CXLVIII S.
                              17.)
                           
                        
                           Verplatiniren des Kupfers und Messings auf nassem Wege, nach
                              Wild.
                           Man erhitzt ein Gemenge von 8 Th. Salmiak und 1 Th. Platinsalmiak mit 32–40
                              Th. Wasser zum Sieden und legt die zu verplatinirenden Körper in diese Flüssigkeit.
                              Diese erhalten in kurzer Zeit einen fest anhaftenden Platinüberzug. Man putzt sie
                              nachher mit Kreide. (Archiv der Pharmacie, Bd. CXLVIII S. 112.)
                           
                        
                           Bronziren des Eisens mit Jod.
                           Nach einer Mittheilung im Scientific American vom 30.
                              April 1859 hat sich Jod-Tinctur zum Bronziren des Eisens besser bewährt, als
                              die bisher dazu angewendeten Mittel. (Württembergisches Gewerbeblatt.)
                           
                        
                           Verwendung des in den Streich- und Kammgarnfabriken zur
                              Wollwäsche benutzten Seifenwassers.
                           In den bedeutenden Spinnereien zu Mülhausen (im Elsaß) und Augsburg wird dieses
                              Seifenwasser nach dem von dem französischen Ingenieur Jeannency eingeführten Verfahren (polytechn. Journal Bd. CXLII S. 316) verwendet. Man leitet
                              nämlich das aus den Waschbottichen abfließende Wasser, welches den Schweiß der Wolle
                              und die gebrauchte Seife enthält, in kubicirte Cisternen, mischt es dort mit
                              Kalkmilch und überläßt es 12 Stunden lang der Ruhe. Es bildet sich ein Bodensatz,
                              der, nachdem die überstehende klare Flüssigkeit entfernt worden, auf Seihetücher aus
                              grober Leinwand gebracht wird. Derselbe bildet nach mehreren Tagen eine teigartige
                              Masse, welche mit dem Spaten in prismatische Stücke von der Größe halber Ziegelsteine ausgestochen
                              und auf Horden getrocknet wird. Zur Trocknung sind 2–3 Wochen, oft auch 3
                              Monate erforderlich. Die trockenen Stücke werden ähnlich wie bei der Gasbereitung
                              der Destillation unterworfen und liefern ein Gas, welches nicht gereinigt zu werden
                              braucht und eine dreifach stärkere Leuchtkraft besitzt, als das aus guter
                              Gassteinkohle gewonnene. Das Waschwasser einer Kammgarnspinnerei von 20,000 Spindeln
                              wie in den angeführten Orten, liefert, wenn es dem beschriebenen Processe
                              unterworfen wird, täglich beiläufig 500 Kilogr. getrocknete Masse, sogenannten Suinter; ein Kilogr. Suinter gibt 210 Liter Gas. Jährlich
                              werden im Durchschnitt 150,000 Kilogr. Suinter gewonnen und im regelmäßigen Betriebe
                              können daraus 31,500,000 Liter Gas bereitet werden. Eine Flamme consumirt in der
                              Stunde 35 Liter: mit der angeführten Quantität ließen sich, das Brennen einer
                              Gasflamme auf 1200 Stunden berechnet, 750 Gasstammen speisen. Eine Fabrik von 20,000
                              Spindeln bedarf zu ihrer Erleuchtung nur 500 Flammen, es bleibt demnach der noch für
                              250 Flammen dienende Suinter, im Ganzen 5000 Kilogr. zu anderweitiger Verwendung
                              bereit. In Augsburg wird ein bayer. Centner oder 56 Kilogr. der Masse mit 2
                              1/2–3 fl., in Mülhausen mit 9–10 Frcs. bezahlt. Die
                              Fabricationskosten, einschließlich der Verzinsung der Anlage, Beschaffung des Kalks
                              etc., betragen per Flamme jährlich 37 Frcs.; es kostet
                              demnach die Flamme per Stunde 3,08 Centimes (1000
                              Kubikfuß 6 Thlr. 27 Sgr.). Eine derartige Anlage ist insbesondere in den Orten
                              vortheilhaft, die entfernt vom Kohlenmarkt nicht in der Lage sind, sich Gas für
                              einen entsprechend billigen Preis herstellen zu können. (Austria 1859, Bd. II S.
                              584.)
                           
                        
                           Ueber verdichteten Torf.
                           Eine unter der Leitung des Hrn. Prof. Stöckhardt
                              ausgeführte Untersuchung des condensirten Torfs von Challeton, des nach dem Exter'schen Verfahren
                              dargestellten Preßtorfs aus dem Haspelmoor in Bayern und des Preßtorfs von Mannhardt in München (s. polytechn Journal Bd. CLII S. 239) ergab folgende
                              Resultate:
                           
                              
                                 
                                 Challeton'scondensirter Torf.
                                 Preßtorf vomHaspelmoore.
                                 Preßtorf von
                                    Mannhardt.
                                 
                              
                                 
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 a)
                                    dichterProc.
                                 b)
                                    lockererProc.
                                 
                              
                                 Feuchtigkeit
                                 12–14
                                 11
                                   4,8
                                 13
                                 
                              
                                 Asche
                                           12
                                     7,5
                                   8,4
                                 6,1
                                 
                              
                                 Spec. Gewicht
                                  1,22
                                      1,14
                                    1,04
                                 0,9
                                 
                              
                                 1 preuß. Kubikfuß wiegt
                                           80,5
                                   75,2
                                 68,6
                                       59,4
                                    Pfd.
                                 
                              
                           Nach einer in der polytechnischen Schule in Hannover von Dr. Kraut vorgenommenen Untersuchung der
                              erstgenannten zwei Sorten entwickelten bei der Verbrennung
                           
                              
                                 64,9 Pfd.
                                 Challeton'scher Preßtorf,
                                 
                              
                                 66,7   „
                                 Haspelmoor-Preßtorf, 
                                 
                              
                                 74,7   „
                                 völlig trockenes Buchenholz und 
                                 
                              
                                 41      „
                                 beste Newcastler Steinkohle
                                 
                              
                           eine gleiche Hitze.
                           Die Challeton'schen Ziegel von condensirtem Torf enthalten
                              bei gleichem Volumen die größte Menge von brennbarer Substanz, sie sind so dicht,
                              daß sie im specifischen Gewicht der mittleren Zwickauer Pechkohle gleich stehen,
                              zugleich so fest, daß sie sich nur schwierig durch wiederholte Hammerschläge
                              zerkleinern lassen, und so hart, daß sie Gyps mit Leichtigkeit ritzen. An
                              Concentration des Brennstoffs und Transportfähigkeit stehen sie oben an unter den
                              bis jetzt bekannten Torffabricaten und der Steinkohle am nächsten.
                           Die Preßtorfplatten vom Haspelmoore stellen gleichfalls, obwohl in etwas vermindertem
                              Grade gegen die vorigen, eine harte, feste und dichte, hellerfarbige Masse dar, an
                              der jedoch im Innern die ursprüngliche Torfstructur noch sichtbar ist. Daß sie
                              ebenfalls einen weiteren Transport auszuhalten vermögen und im Vergleich zu gewöhnlichem Torf als
                              ein weit concentrirteres, auch zum Locomotivbetrieb vollkommen gut geeignetes
                              Brennmaterial zu gelten haben, ist aus ihrer Beschaffenheit und Dichtigkeit a priori zu schließen, auch bereits durch die Erfahrung
                              sattsam nachgewiesen.
                           Der Mannhardt'sche Preßtorf, von dem nur mit einem
                              arbeitenden Modell erzeugte Probestücke vorlagen, stellt kleine 1/8 bis 1/2 Zoll
                              dicke viereckige Tafelchen, beiläufig von 3/4 bis 2 Loth Gewicht, dar. Daß der
                              nasse, rohe Torf keiner genaueren Reinigungsoperation vor der Pressung unterlegen,
                              ging aus dem faserigen Gefüge der leichteren Stücke hervor, deren Verdichtung
                              deßhalb auch einen minder beträchtlichen Grad erreicht hat. Auch die aus einer
                              gleichförmigen Torfmasse bestehenden schwereren Stücke erreichen nicht die
                              Dichtigkeit der Challeton'schen und Exterschen Präparate, immerhin aber stellen sie doch eine beträchtlich
                              schwerere und zugleich compactere, feste Masse dar als die des gewöhnlichen Torfs,
                              werden also diesem an Transportfähigkeit und Concentrirung des Brennstoffs
                              wesentlich voranstehen, dafern nicht etwa die bei der Verpackung oder Aufschichtung
                              der kleinen, vielfach buckeligen Täfelchen verbleibenden Zwischenräume das Volumen
                              zu sehr vermehren (zu sehr Pauschen) und dadurch Unzuträglichkeiten beim Transport
                              veranlassen. (Jahrb. der königl. sächsischen Akademie für Forst – und
                              Landwirthe zu Tharand.)
                           
                        
                           Ueber die Anwendung des Ammoniaks zum Einmachen saurer
                              Früchte; von Prof. Dr. A. Vogel
                              jun.
                           Es ist eine bekannte Thatsache, daß in manchen Jahrgängen die Früchte, z.B. die
                              Kirschen, Johannisbeeren, Himbeeren etc. wegen ihres überaus großen Säuregehalts
                              eine weit bedeutendere Menge Zucker zum Einkochen erfordern, als zu ihrer
                              Conservirung nothwendig ist, nur um den sauren Geschmack der organischen Säuren zu
                              verdecken. Ich habe seit mehreren Jahren ein sehr einfaches Verfahren im Gebrauche,
                              wodurch nicht nur eine bedeutende Ersparniß an Zucker erzielt, sondern auch der
                              Wohlgeschmack der Früchte erhöht wird. Es besteht darin, daß man die Pflanzensäuren
                              durch caustische Ammoniakflüssigkeit abstumpft. Zu dem Ende nimmt man gleich von
                              vorneherein weniger Zucker, als man bisher zu einer bestimmten Menge irgend einer
                              sauren Frucht gewöhnlich verwendete und setzt nun unter Umrühren so viel Ammoniak
                              hinzu, bis der saure Geschmack verschwunden ist. Hierbei gewährt die
                              Farbenveränderung der eingekochten Früchte ein sicheres Kennzeichen für die
                              Hinlänglichkeit des Ammoniakzusatzes. Sollte zu viel Ammoniak hinzugebracht worden
                              seyn, so kann man diesen Ueberschuß durch eine kleine Menge von Essig leicht wieder
                              beseitigen.
                           Selbstverständlich läßt sich dieses Mittel nicht nur bei eigentlichen Conserven
                              anwenden, sondern auch bei eingekochten Früchten, welche unmittelbar nach dem Kochen
                              genossen werden. Namentlich bei Pflaumen und Stachelbeeren stellt sich durch den
                              Zusatz von Ammoniak ein großer Vortheil in der Ersparniß des Zuckers heraus.
                              (Buchner's neues Repertorium für Pharmacie, Bd. VIII Heft 6.)