| Titel: | Anwendung des Glycerins bei den Compassen auf Seeschiffen; von A. Santi. | 
| Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. VII., S. 14 | 
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                        VII.
                        Anwendung des Glycerins bei den Compassen auf
                           Seeschiffen; von A.
                              Santi.
                        Aus den Comptes rendus, December 1860, t. LI p.
                              1093.
                        Santi, über die Anwendung des Glycerins bei den Compassen auf
                           Seeschiffen.
                        
                     
                        
                           Seit der Construction der Schraubendampfschiffe erleidet der Compaß, welcher dem
                              Steuermann die Richtung vorzeichnet, große Störungen durch die Erschütterungen des
                              Schiffes, welche eine Folge der Bewegung der Schraube sind. Hieraus entstehen
                              mancherlei Uebelstände und namentlich Zeitverlust und mithin auch Kohlenverlust.
                           Von den vielen Mitteln, welche hiegegen vorgeschlagen worden sind, hat nur eines
                              einigen Erfolg gehabt: nämlich die Anwendung von Flüssigkeiten beim schwimmenden Compaß. Dieser besteht aus zwei frei in einander
                              stehenden Schalen aus Kupfer. Die äußere Schale hat 25 Centimeter innern Durchmesser
                              und 25 Centimeter Tiefe; sie ist in ihrer oberen Hälfte cylindrisch, während die
                              untere Hälfte, welche ihren Boden bildet, die Gestalt eines Kugelabschnittes hat.
                              Die andere, ähnliche Schale hat 23 Centimeter Durchmesser auf 23 Centimeter Tiefe;
                              sie wird in ihrer mit der erstern concentrischen Stellung durch Kautschukbänder
                              erhalten. Der Raum zwischen beiden Schalen wird durch ein Diaphragma geschlossen, so
                              daß die innere sich frei auf und ab bewegen kann. Durch ein Loch in diesem
                              Diaphragma wird die Flüssigkeit zwischen beiden Schalen eingegossen, in Folge dessen
                              die innere Schale in der äußern schwimmt.
                           Dieser Compaß hat sich als sehr nützlich erwiesen. Bisher wurden als Flüssigkeiten
                              Meerwasser, alkoholhaltiges Wasser und flüssiger Theer angewandt. Sie haben alle den
                              Uebelstand, bei großer Kälte zu gefrieren oder bei großer Hitze zu verdampfen;
                              außerdem ist das alkoholhaltige Wasser nicht dicht genug, um die Erschütterungen zu
                              mäßigen; das Meerwasser greift das Kupfer an und der Theer ist zu dickflüssig,
                              unreinlich und undurchsichtig.
                           
                           Ich habe daher an Stelle dieser Flüssigkeiten das Glycerin, und zwar mit dem besten
                              Erfolge, angewandt; dasselbe gefriert erst bei – 35° C., ist nicht
                              flüchtig und hinlänglich dickflüssig, um den Compaß vor den Erschütterungen zu
                              sichern.
                           Die bisherigen schwimmenden Compasse waren nicht durchsichtig; da nun die Windrose
                              nothwendig von oben beleuchtet werden mußte, so konnten keine Nachtbeobachtungen
                              gemacht werden; das Glycerin gestattet dagegen, durch Anwendung von gläsernen statt
                              der kupfernen Schalen, den Apparat durchsichtig und unveränderlich herzustellen.
                              Dabei ersetze ich die Kautschukstreifen durch feine Kupferspiralen.
                           Kurz, es ersetzt mein neuer schwimmender durchsichtiger
                                 Compaß seit einem Jahr in Marseille die alten; er erfüllt alle
                              wünschenswerten Bedingungen, indem er auch von den stärksten Schiffsstößen unberührt
                              bleibt.