| Titel: | Neuer Regenmesser; von Hervé-Mangon. | 
| Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. VIII., S. 15 | 
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                        VIII.
                        Neuer Regenmesser; von Hervé-Mangon.
                        Aus den Comptes rendus, December 1860, t. LI p.
                              936.
                        Hervé-Mangon's neuer Regenmesser.
                        
                     
                        
                           Die gewöhnlichen Regenmesser geben die in einer bestimmten Zeit auf einer bestimmten
                              Oberfläche gefallene Regenmenge an. Man beobachtet den Regenmesser gewöhnlich einmal
                              des Tags und beachtet nicht weiter, ob die beobachtete Wassermenge auf einmal oder
                              in mehreren Abständen, in wenig Minuten oder in mehreren Stunden gefallen ist. Es
                              liefern also diese Instrumente keinerlei Andeutung über die Natur der Regentropfen,
                              über ihre Zahl, ihr Volumen, über die Veränderungen, welche sie beim Durchfallen
                              durch verschiedene Luftschichten erleiden, über die Richtung ihres Weges, über den
                              Gang eines Regengusses in einer gewissen Gegend u.s.w.
                           Indessen sind alle diese Umstände von Interesse für das Studium der Erscheinungen,
                              welche der Regen und sein Einfluß auf die Pflanzen und die Wasserströmungen bietet.
                              So kann z.B. eine gewisse Wassermenge, wenn sie in einigen Minuten fällt, die Ernte
                              vernichten, Ueberschwemmungen veranlassen und Brücken und Wasserabflüsse
                              unzureichend machen, während dieselbe Menge, wenn sie auf verschiedene Regengüsse
                              vertheilt ist, nur einen wohlthätigen Regen darstellt.
                           
                           Um den Regen in seinen Erscheinungen mit etwas größerer Genauigkeit studiren zu
                              können, war ich bemüht, den Zeitpunkt und die Dauer jedes Regens zu beobachten, die
                              Wassertropfen eines jeden Regengusses zu zählen, sie zu wägen und die Richtung ihres
                              Falles zu bestimmen. Die Lösung dieses Problems wird leicht, wenn man über eine
                              Oberfläche verfügt, welche auf unbestimmte Zeit die Spuren der Regentropfen
                              beibehält, die sie erhalten hat. Nach zahlreichen Versuchen habe ich dazu Papier in
                              Anwendung gebracht, welches zuerst in eine Lösung von Eisenvitriol getaucht, dann
                              getrocknet und endlich mit einem Gemisch von fein gepulverten Galläpfeln und
                              Sanderach eingerieben worden ist. Jeder auf dasselbe fallende Wassertropfen gibt
                              einen scharfen schön schwarzen Flecken.
                           Befestigt man nun ein kreisförmiges Blatt solchen Papiers an das Federhaus einer Uhr,
                              so daß es in 24 Stunden eine Umdrehung macht, und verschließt man dasselbe in eine
                              Büchse, die nur eine Oeffnung in der Richtung des Halbmessers des Kreises hat, so
                              zeigt dieses Blatt durch deutliche schwarze Streifen den Zeitpunkt und die Dauer
                              jedes Regengusses an.
                           Ist der Regen etwas stark, so fließen die Tropfen in einander und stellen nur einen
                              einzigen schwarzen Flecken dar.
                           Um sie getrennt zu erhalten, wende ich ein breites (gewebtes) Band an, welches ebenso
                              wie das oben bezeichnete Papier vorbereitet ist und durch eine Uhr mit passender
                              Geschwindigkeit unter einer rechteckigen horizontalen Oeffnung vorbei bewegt
                              wird.
                           Endlich lassen sich auch schnelle Beobachtungen, selbst auf Reisen, lediglich
                              mittelst präparirter Papierstücke von 1 Quadratdecimeter ausführen; ich setze
                              dieselben während einer gewissen Anzahl von Secunden dem Regen aus und bringe sie
                              dann sogleich wieder in eine dazu bestimmte Blechbüchse. So erhält man sehr
                              interessante Aufschlüsse über die Vertheilung und das Volumen der Regentropfen.
                           Die hier beschriebene Regenmesseruhr kann, wie ich später zeigen werde, die mit dem
                              gewöhnlichen Apparate gemachten Beobachtungen corrigiren. Sie zeigt außerdem die
                              sehr schwachen Regengüsse an, welche mit dem bisherigen Regenmesser nicht bemerklich
                              sind. Der Vergleich zwischen den Beobachtungen mit mehreren solchen Regenmesseruhren
                              an verschiedenen Stationen eignet sich zur Ermittelung der
                              Fortschreitungsgeschwindigkeit desselben Regengusses.
                           Von den noch nicht sehr zahlreichen Beobachtungen mit dem neuen Instrumente will ich
                              hier nur einige als Beispiel anführen:
                           In dem Hofe, wo mein Instrument aufgestellt ist, sind zwischen dem 21. August und 30.
                              November 1860 während 174 Stunden 284 verschiedene Regengüsse gefallen. In der als
                              regnerisch bekannten Zeit vom 1. September bis 31. October fielen 193 Regengüsse,
                              welche zusammen 132 Stunden 5 Minuten gedauert haben. Regentage gab es in dieser
                              Zeit 36.
                           Am 21. Mai um 11 Uhr 55 Minuten Morgens war bei einem starken Regen das mittlere
                              Gewicht der Regentropfen 1/2 Milligramm. Dieses Gewicht wechselt schon bei den
                              einzelnen Güssen und selbst in verschiedenen Zeitpunkten desselben Gusses. Am 15.
                              Juli wogen um 2 Uhr 30 Minuten die Tropfen eines Gewitterregens 12–15
                              Milligr.; zu Ende dieses Regens wogen sie nur noch einen kleinen Bruchtheil von
                              einem Milligramm.
                           Die Unzahl der in einem Regenguß auf die Hektare fallenden Tropfen ist für gleiche
                              Regenmenge sehr verschieden. So fielen z.B. bei einem sehr schwachen Regen am 26.
                              Juni um 11 Uhr 30 Minuten auf die Hektare in einer Minute 1,826,000,000
                              Regentropfen, am 28. Juni um 11 U. 45 M. bei einem starken Regen nur 94,000,000
                              Tropfen.
                           Je zahlreicher solche Beobachtungen sind, desto mehr Interesse bieten sie dar; die
                              Einfachheit der beschriebenen Apparate läßt mich hoffen, daß ihr Gebrauch sich
                              allgemein verbreiten werde.