| Titel: | Ueber Löthen mit Knallgas; von Otto Siebdrat. | 
| Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. XII., S. 27 | 
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                        XII.
                        Ueber Löthen mit Knallgas; von Otto Siebdrat.
                        Aus der berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1861,
                              Nr. 10.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Siebdrat, über Löthen mit Knallgas.
                        
                     
                        
                           Da das Löthen mit Knallgas, vorzüglich für Bleilöthungen und solche mit Hartloth,
                              eine immer größere Anwendung findet, so soll im Folgenden die Beschreibung dieses
                              Verfahrens und der dazu nöthigen Apparate gegeben werden.
                           Die Apparate beschränken sich auf ein transportables Gefäß zur Erzeugung des
                              Wasserstoffgases (Fig. 25 und 26) und auf einen
                              ebenfalls transportablen Blasebalg (Fig. 27), der dem
                              Wasserstoffgas den zur Knallgasbildung nöthigen Sauerstoff aus der Luft zuführt. Von
                              jedem dieser Apparate führt ein beliebig langes Gummirohr die beiden Gase in einem
                              Doppelhahn (Fig.
                                 28) zusammen, von welchem sie dann als Knallgas in einem
                              gemeinschaftlichen Gummischlauch zur Löthspitze geführt und so zum Löthen verwendet
                              werden.
                           
                           Das Princip des von Enfer und Söhnen in Paris zu diesem Zweck construirten Blasebalges ist von demselben
                              schon früher zu transportablen Schmiedefeuern angewendet worden,Siehe die Beschreibung ihrer doppelt und continuirlich wirkenden Blasebälge
                                    für Schmieden im polytechn. Journal Bd.
                                       CXLIII S. 174. und sind sich daher diese beiden Gebläsevorrichtungen in der Hauptsache sehr
                              ähnlich.
                           Das Gebläse des in Fig. 27 in 1/6 natürlicher Größe dargestellten Apparates besteht in einem
                              Blasebalg B, der mit seinem oberen Theile an eine, den
                              ganzen Apparat in zwei Räume theilende, Blechwand luftdicht befestigt ist. Dieser
                              Blasebalg B, dessen Boden eine gußeiserne Scheibe a bildet, communicirt durch das Ventil D (von 50 Millimeter Durchmesser) mit dem untersten Raum
                              des cylindrischen Blechmantels, in welchem sich sechs Löcher d befinden, und durch dieselben demnach mit der freien Luft.
                           Der Raum A über diesem Blasebalg dient als Windreservoir,
                              und steht durch das Ventil E (von 35 Millimeter
                              Durchmesser) mit dem unteren Gebläse B in Verbindung. In
                              diesem Raume A befindet sich nun ebenfalls eine Art
                              Blasebalg C, der vom anderen dadurch verschieden ist,
                              daß er durch eine Spiralfeder f fortwährend gespannt
                              wird. Diese Spiralfeder ist oben an zwei Seiten durch ein umgebogenes Blech
                              gehalten, welches wiederum durch eine Schraube an einem Holzdeckel c befestigt ist, der den Schluß des Blechcylinders nach
                              oben bildet. Dieselbe Befestigung hat die Spirale noch unten auf dem Holzdeckel g, durch welchen zugleich der luftdichte Schluß des
                              Balges C nach unten bewirkt wird. Nach oben hin
                              communicirt der Raum C durch sechs Löcher h, die im Holzdeckel c
                              angebracht sind, ebenfalls mit der freien Luft.
                           Die Bewegung des Balges B geschieht nun mittelst des
                              Hebels n, der in o seinen
                              Drehpunkt hat und durch einen Bügel, der an die Scheibe a angeschraubt ist, mit dem Balg B in
                              Verbindung steht.
                           Endlich ist noch zu bemerken, daß von dem Windreservoir A
                              aus der Wind durch das an den Blechmantel angenietete Mundstück m mittelst eines über dasselbe gezogenen Gummirohres
                              nach dem weiter unten beschriebenen Hahn geleitet wird.
                           Die Anwendung des transportablen Blasebalges ist eine sehr einfache; derselbe erhält
                              durch den Blechmantel eine solche Steifigkeit und ist in seinen Dimensionen so
                              eingerichtet, daß sich eine Person, gewöhnlich ein Knabe, bequem auf den Holzdeckel
                              c setzen und mit dem Fuß den Hebel n
                              und hierdurch auch den
                              Blasebalg B in eine aufgehende Bewegung bringen kann.
                              Der Niedergang des Balges geschieht durch die Schwere der Scheibe a. Beim Aufgang öffnet sich das Ventil E und läßt die im Raum B
                              befindliche Luft in das Windreservoir entweichen. Beim Niedergang dagegen füllt sich
                              der Blasebalg B wieder mit Luft, um dieselbe beim
                              Aufgang ebenfalls wieder dem Windreservoir zuzuführen.
                           Kann nun die Luft aus dem Windreservoir nicht sofort entweichen, so muß sie nach und
                              nach einen Druck auf den Blasebalg C ausüben, denselben
                              heben und die Spiralfeder f zusammendrücken. Da aber
                              diese Feder den Balg C wieder auszudehnen strebt, so
                              wird der Raum, der durch Entweichen der Luft aus dem Mundstück m entsteht, sofort wieder durch den Balg C ausgefüllt, und dadurch ein Ausströmen der Luft mit
                              nahezu gleichmäßigem Druck erzielt. Es kann hiernach auch ein Ueberblasen des
                              Apparates nicht leicht stattfinden, ebenso wie ein Verlust an Luft nie eintreten
                              kann.
                           Der in Fig. 25
                              und 26 in 1/8
                              natürlicher Größe im Durchschnitt und Grundriß dargestellte Apparat zur Erzeugung
                              des Wasserstoffgases wird durchgängig aus Blei angefertigt. Er besteht aus zwei
                              Theilen, A und B, wovon A mittelst dreier Säulchen s
                              (3/4 Zoll starkem Bleidraht) auf der Decke des Raumes B
                              befestigt ist. Der obere Raum A, von dessen Boden aus
                              ein Rohr a bis unter die durchlöcherte Scheibe d reicht, ist offen, und wird mit sehr verdünnter
                              Schwefelsäure, ungefähr in der Mischung von 1 Th. concentrirter Schwefelsäure auf 7
                              Th. Wasser, angefüllt. Auf der Scheibe b liegen grobe
                              Stücke Zink, die durch die Oeffnung bei c eingegeben
                              werden.
                           Die in A eingefüllte Schwefelsäure tritt nun mittelst des
                              Rohres a unter die Scheibe b, dringt durch deren Oeffnungen hindurch und füllt theilweise den Raum B aus. – Durch die Einwirkung der verdünnten
                              Schwefelsäure auf Zink bildet sich, wie bekannt, schwefelsaures Zinkoxyd,
                              Wasserstoff wird frei, füllt nach und nach ebenfalls den Raum B aus und drängt, sobald er keine Gelegenheit hat, zu entweichen, je nach
                              seiner Spannung, die im Raume B befindliche
                              Schwefelsäure wieder zurück nach dem Raume A. Wird dann
                              durch den Abfluß des Gases dessen Menge geringer, so tritt wieder mehr Schwefelsäure
                              über das Zink, u.s.w.
                           Durch das aufgelöthete Rohr d steht der Raum B mittelst eines Gummirohres mit einem kleinen, halb mit
                              Wasser (oder Kalkmilch) gefüllten Reservoir C in
                              Verbindung, theils zur Reinigung des Gases, theils um etwa mechanisch mit
                              übergehende Säure aufzufangen, aus welchem dann durch die Oeffnung e, an welcher ein Kautschukrohr befestigt ist, das Wasserstoffgas nach
                              dem unten beschriebenen Doppelhahn geleitet wird. Unter der Scheibe b befindet sich noch eine Oeffnung f, die dazu dient, die mit Zinkoxyd mehr oder weniger
                              gesättigte Schwefelsäure, die sich auf Zinkvitriol weiter verarbeiten läßt, aus dem
                              Apparat abzulassen. Diese Oeffnung sowohl, als auch die bei c, werden für gewöhnlich einfach durch Korke geschlossen.
                           Die Wirkung der beiden beschriebenen Apparate vereinigt sich nun in dem in Fig. 28
                              dargestellten Doppelhahn; Wasserstoff und Luft treten in demselben zusammen und
                              letztere gibt den zur Knallgasbildung nöthigen Sauerstoff an den Wasserstoff ab.
                              Durch Oeffnen des dritten Hahnes strömt endlich das Knallgas in dem Gummirohr s nach einer am Ende desselben angebrachten Löthspitze,
                              mit welcher dann das Löthen auf die bekannte Weise ausgeführt werden kann.
                           Die Löthung von Blei geschieht beispielsweise auf folgende Art: Das eigentliche Loth
                              besteht hier aus dünnen Bleistreifen, denen mittelst eines Schabers eine metallisch
                              reine Oberfläche gegeben wird. Will man nun Bleitafeln mit Bleitafeln, Bleirohre mit
                              solchen, oder Bleirohre unter einander verlöthen, so wird den sich berührenden
                              Kanten ebenfalls durch den Schaber, der eine dreiseitige Fläche hat, um mit den
                              Spitzen auch in die kleinsten Ecken gelangen zu können, eine metallisch reine
                              Oberfläche gegeben, diese Kanten möglichst scharf zusammengestoßen, und, ehe das
                              Loth darauf kommt, dieselben der Löthflamme kurze Zeit ausgesetzt, um sie vorläufig
                              zu erwärmen und sie zur Aufnahme des Lothes vorzubereiten. Dann bringt man das Loth
                              ebenfalls unter die Löthflamme und läßt den sich bildenden Bleitropfen auf den
                              Zusammenstoß der beiden Kanten fallen, wodurch eine Verbindung derselben hergestellt
                              wird. Ehe man aber den nächsten Tropfen vom Loth abschmilzt, läßt man die
                              Knallgasflamme noch kurze Zeit auf den ersten einwirken, damit derselbe ordentlich
                              ausfließt und eine breite Löthnaht erzeugt. Am einfachsten ist natürlich das Löthen
                              bei horizontaler Lage der Kanten, weil hier die Tropfen vom Loth ebenfalls
                              horizontal nebeneinander zu liegen kommen; schwieriger ist es schon, eine Löthnaht
                              in verticaler Richtung, wo die Bleitropfen übereinander kommen, herzustellen, doch
                              läßt sich die hierzu nöthige Fertigkeit in wenigen Tagen der Uebung leicht aneignen.
                              Ein geübter Löther kann in einer Stunde eine Löthnaht von 5,5 Meter Länge herstellen
                              und bedarf hierzu außer einer Person, die den Blasebalg in Bewegung setzt, bei
                              größeren Arbeiten gewöhnlich noch eines Gehülfen, der die Kanten der zu löthenden
                              Gegenstände scharf zusammenpreßt.
                           Das Löthen mit Knallgas mittelst der beschriebenen transportablen Apparate hat in
                              Frankreich bereits eine weite Verbreitung, nicht nur in den größeren chemischen und
                              überhaupt industriellen Etablissements, sondern auch bei den kleineren
                              Gewerbtreibenden, wie Kupferschmieden, Bijouteriefabrikanten, Goldschmieden,Siehe über die Benutzung dieser Apparate zum Löthen mit Aluminiumloth in
                                    Stangenform die Abhandlung im polytechn. Journal Bd. CLVII S. 445. Knopfmachern u.a. gefunden und ist wegen seiner Billigkeit und allseitigen
                              Anwendbarkeit zu empfehlen.
                           
                        
                     
                  
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