| Titel: | Ueber ein in Frankreich gebräuchliches Verfahren zum Schweißen des Gußeisens behufs Wiederherstellung gebrochener Kaliberwalzen etc.; vom Ober-Bergingenieur Meugy. | 
| Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. XV., S. 41 | 
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                        XV.
                        Ueber ein in Frankreich gebräuchliches Verfahren
                           zum Schweißen des Gußeisens behufs Wiederherstellung gebrochener Kaliberwalzen etc.; vom
                           Ober-Bergingenieur Meugy.
                        Aus den Annales des mines, 1860, t. XVIII p.
                              59.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. I.
                        Meugy, über ein in Frankreich gebräuchliches Verfahren zum
                           Schweißen des Gußeisens.
                        
                     
                        
                           Ich sah im Eisenhüttenwerk zu Tamaris, bei Alais, ein sinnreiches Verfahren anwenden,
                              welches vor einiger Zeit von einem belgischen Arbeiter zum Schweißen des Gußeißens
                              erdacht wurde. Dieses Verfahren gestattet z.B. eine zufällig gebrochene Blechwalze oder
                              Transmissionswelle vollkommen wieder herzustellen.Ein Verfahren zu diesem Zweck wurde im Jahr 1858 von P. Emich, Oberwerkführer der Maschinenwerkstätte zu Prevali, erfunden
                                    und in Oesterreich patentirt, bis jetzt aber nicht veröffentlicht; man sehe
                                    polytechn. Journal Bd. CLI S.
                                       154.A. d. Red.
                              
                           Es besteht darin, das gebrochene Stück mittelst eines Kohksfeuers stark zu erhitzen,
                              dann in einer auf dasselbe gestellten Form recht heißes Gußeisen zu verbreiten,
                              welches man so lange nach Außen austreten läßt, bis die zu schweißende Oberfläche
                              flüssig zu werden beginnt. Alsdann schließt man das Ausgußloch mit einem Thonstöpsel
                              und läßt mit Gußeisen die Form sich anfüllen, welche so groß seyn muß, daß die
                              frühere Gestalt des zu schweißenden Stückes auf dessen Umfange wieder hergestellt
                              werden kann.
                           Bei der Operation, welcher ich beiwohnte, sollte eine gebrochene Schneidewalze
                              wiederhergestellt werden, welcher eine Rippe und ein Zapfen fehlten. Als ich im
                              Hüttenwerk ankam, brannte das Kohksfeuer lebhaft in einem viereckigen Rost, welcher
                              das obere Ende der vertical in die Erde eingegrabenen Walze umgab und beiläufig 100
                              Kilogr. Kohks enthielt. Dieses erste Erhitzen dauert anderthalb Stunden.
                           Nachdem der Zweck erreicht ist, zerstört man diese Kohlenpfanne, indem man das
                              Brennmaterial rasch entfernt, es auf den Boden der Hütte wirft und durch
                              wiederholtes Begießen mit Wasser ablöscht.
                           Man entblößt so das obere Ende der Walze, welches zum Rothglühen erhitzt ist, und
                              beeilt sich, es mit einem Kasten zu umgeben, in welchen man rasch Formsand
                              einpreßt.
                           Nachdem man den Kasten ganz gefüllt, den Sand mit einem Schaber abgeebnet und
                              mittelst eines Blasebalges die zu schweißende Oberfläche gereinigt hat, stellt man
                              auf den Kasten eine vorher ganz hergerichtete Form, deren innerer Hohlraum die
                              Gestalt eines abgestumpften Kegels hat, dessen Basen etwas größere Durchmesser als
                              diejenigen der anzugießenden Verlängerung haben; man sehe Fig. 44.
                           Diese Form ist mit einem Stichloch oder einer Ausflußmündung versehen, welches mit
                              einer äußern Nuth in Verbindung steht, die in Rinnen ausmündet, welche das
                              (eingegossene und wieder ausfließende) Gußeisen aufzunehmen haben; letzteres hat
                              nämlich vorerst nur den Zweck, den obern Theil der Walze bis zur Erweichung und zum
                              Schmelzen zu erhitzen.
                           
                           Man schafft also mittelst des Krahns eine große kesselförmige Gießpfanne herbei,
                              welche 500 bis 600 Kilogr. Gußeisen enthält, und gießt sie von einiger Höhe aus.
                              Funken, durch Eisentröpfchen gebildet die sich an der Luft oxydiren, umsprühen als
                              Garbe die Form, und das Gußeisen läuft aus und füllt die äußeren Rinnen, wo man es
                              später in Gestalt von Gänzen sammelt.
                           Der Aufseher, welcher die Operation leitet, untersucht nach kurzen Unterbrechungen
                              die Oberfläche des zu schweißenden Stückes mit einer Eisenstange, und erkennt an der
                              Höhe des sich anhängenden Ringes, ob die Oberfläche der Walze zu schmelzen beginnt;
                              wenn die Probe, welche er am Ende seines Stabes herauszieht, ihm anzeigt daß der
                              alte Guß auf beiläufig 3 Centimeter Tiefe zum Schmelzen gekommen ist, was nach vier
                              bis fünf Minuten erreicht wird, wenn man 300 bis 400 Kil. Gußeisen eingegossen hat,
                              so hält er den Zeitpunkt für geeignet, um das Ausfließen des Gußeisens nach Außen
                              einzustellen. Hierzu verschließt er die Ausflußmündung mit einem Thonstöpsel,
                              während man fortfährt Gußeisen in die Form zu gießen, bis dieselbe gefüllt ist.
                           Hernach schafft man mit dem Krahn eine zweite Form herbei, deren innerer
                              cylindrischer Hohlraum dem Zapfen der Walze entspricht. Der diese Form enthaltende
                              Kasten wird auf dem vorhergehenden mittelst hölzerner Nägel, die in entsprechende
                              Löcher eintreten, vollkommen passend angebracht; nachdem man die Fuge mit ein wenig
                              Thon lutirt hat, gießt man neuerdings Gußeisen in diese Form.
                           Endlich wird eine letzte, ebenfalls cylindrische Form aufgesetzt; das Gußeisen, womit
                              man sie füllt, bildet einen Gießkopf, welchen man zuletzt abschneidet, der aber
                              durch seinen Druck die Schweißung vervollständigt, indem er den neuen Guß mii dem
                              alten inniger verbindet.
                           Das beschriebene Verfahren muß übrigens rasch ausgeführt werden; die ganze Operation
                              darf nicht über eine Viertelstunde dauern, ohne die Zeit zu rechnen während welcher
                              das Kohksfeuer brennt (1 1/2 Stunden); um sie auszuführen, sind zehn Arbeiter
                              hinreichend.
                           Man hat hernach bloß noch erkalten zu lassen und die geschweißte Walze auf die
                              Drehdank zu bringen, um die Kaliber einzuschneiden und ihr die geeignete Gestalt zu
                              geben.
                           Die Vortheile, welche dieses Verfahren in ökonomischer Hinsicht gewährt, sind
                              einleuchtend.
                           Eine Blechwalze von 1100 Kil. Gewicht kommt ganz fertig auf 616 Francs zu stehen; als
                              Brucheisen ist sie aber nur noch 132 Frcs. werth, man hat also einen Verlust von 484
                              Fr.
                           
                           Um die durch Schweißen zu repariren, hat man folgende Auslagen:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Fr.
                                 
                              
                                 1)
                                 100 Kil. Kohks, zu 3 Francs
                                    3,00
                                 
                              
                                 2)
                                 Handarbeit (10 Arbeiter während 2 Stunden, zu 0,35 Fr. die Stunde)
                                    7,00
                                 
                              
                                 3)
                                 Formen (1 Tagelohn für einen Arbeiter zu 5,50 Fr. und 1 Tagelohnfür
                                    einen Handlanger zu 2 Fr.)
                                    7,50
                                 
                              
                                 4)
                                 350 Kil. Gußeisen um die Oberfläche des zu schweißenden
                                    Stückesflüssig zu machen (2 Fr. per 100
                                    Kil. für Kohks und Handarbeit).Dieses Gußeisen kann in den Kupolofen
                                    zurückgegeben werden.
                                    7,00
                                 
                              
                                 5)
                                 Abgang dieses umgeschmolzenen Gußeisens (5 Proc., also 17,5 Kil.zu 12
                                    Fr. die 100 Kil.)
                                    2,10
                                 
                              
                                 6)
                                 Es wurden beiläufig 500 Kil. Gußeisen angegossen. Auf der Walzemüssen
                                    300 Kil. verbleiben, welche beim Abdrehen einen Aufwandvon 28 Fr. per 100 Kil. veranlassen, also
                                   84,00
                                 
                              
                                 7)
                                 Die 200 Kil. Gießkopf, welche umgeschmolzen werden müssen,kosten auch
                                    2 Fr. per 100 Kil. für Kohks und
                                    Handarbeit
                                    4,00
                                 
                              
                                 8)
                                 Dazu kommt noch der Abgang beim Umschmelzen (5 Proc., also10 Kil. à 12 Fr. die 100 Kil.)
                                    1,20
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 Im Ganzen
                                 115,80
                                 
                              
                           Wie man sieht, beträgt beim Repariren der Walze mittelst dieses Verfahrens der
                              Verlust nur noch 115,8 Fr., also in runder Zahl 116 Fr., die Anwendung desselben in
                              fraglichem Falle gewährte also eine Ersparniß von 484–116 oder 368 Fr.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
